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18.05.2005
 

The National Spelling Bee
Ein amerikanischer Traum

Amerika fiebert dem National Spelling Bee entgegen. Am 1. und 2. Juni wird in Washington zum 78. Mal der beste Rechtschreiber des Jahres ermittelt.

Neun bis zehn Millionen Schulkinder unter 16 Jahren sind im Dezember zu den ersten Vorausscheidungen angetreten. 273 haben sich – in mehreren Zwischenrunden, über die die Presse breit berichtete – nun für das Finale qualifiziert. Natürlich wird es auch am Rande dieses Finales wieder zu Protesten kommen – auch in den USA gibt es schließlich seit jeher Initiativen für eine spelling reform. Doch die Proteste werden einmal mehr vergeblich sein. Die englische Orthographie läßt sich nicht reformieren. Sie ist chaotisch, und das ist gut so. Vor der Orthographie sind, wie das vor zwei Jahren ein hochgelobter und preisgekrönter Dokumentarfilm gezeigt hat, alle gleich: Unterschichten- und Oberschichtenkinder, Kinder der ältesten Familien und Kinder illegaler Immigranten. Das National Spelling Bee ist mittlerweile ein Symbol für den amerikanischen Traum. Und New York, eine Stadt, in der womöglich schon die Mehrheit der Einwohner die englische Sprache erst noch lernt, hat seit Anfang des Jahres ein neues Erfolgsmusical: »The 25th Annual Putnam County Spelling Bee«.



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Kommentare zu »The National Spelling Bee«
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 18.10.2012 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#9161

In Anlehnung an die Frage "Why American Students Can't Write" könnte man fragen: wie sieht es mit den Schreibfähigkeiten deutscher Muttersprachler aus? Gibt es dazu irgendwelche Untersuchungen?


Kommentar von R. M., verfaßt am 18.10.2012 um 13.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#9160

Der letztgenannte Artikel führt vor, daß Websters Rechtschreibänderungen in erster Linie politisch motiviert waren. "And yes, he hoped his proposal would make spelling more regular. But that, it seems from the surrounding arguments, was a secondary consideration to asserting an American national identity."


Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 18.10.2012 um 08.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#9159

Das US-Magazin "The Atlantic" wird bis Mitte Oktober eine Reihe von Online-Artikeln zum Thema "Why American Students Can't Write" (www.theatlantic.com/debates/education) veröffentlichen. Der erste ist bereits unter dem Titel "The Writing Revolution" (siehe hier) erschienen, und der Erfolgsbericht läuft im wesentlichen auf das auch unter S&R für den deutschen Sprachraum schon erwähnte frühere Prinzip "Jede Schulstunde ist eine Deutschstunde" hinaus, das wohl nicht ganz so dumm gewesen zu scheint, wie manche "fortschrittlichen" Didaktiker glauben machen wollen. Vielleicht findet es ja auf dem Umweg über die USA wieder Eingang in unsere Curricula, wie so vieles längst Bekannte auch.

Darüber hinaus wurde auf derselben Website ein teils aufschlußreicher, teils amüsanter Artikel zu den unterschiedlichen Schreibvarianten des Englischen unter dem Titel "A Call for Spelling Standardization (or Is That Standardisation?)" veröffentlicht (siehe hier).


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 12.04.2012 um 23.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#9002

Vielen Dank für alle Vorschläge, die alle gut sind. Daß ich das (einzelne) Komma nach "Fall" (aus anderen Varianten der Unreinschrift) hatte stehen lassen, war einfach mein Übersehen. Deshalb mein Nachtrag #8998. Interessant ist aber, daß man wegen der Kommata als Pausenzeichen den Text, wenn man ihn laut liest, eben doch etwas verschieden liest, — wenn auch alle Varianten letztlich die gleiche Bedeutung haben.


Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.04.2012 um 21.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#9000

Außerdem hätte ich ein Komma nach "überrascht" gesetzt, dafür aber keins nach "Fall".


Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 09.04.2012 um 19.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8999

Lieber Herr Ludwig,

das wären mir aber etwas viele Kommas auf kleinem Raum. Mein Vorschlag: das Komma nach "vor allem" weglassen.


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 09.04.2012 um 16.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8998

Deleatur Komma nach "Fall" im letzten Satz, oder man setze eins nach "es". Am besten vielleicht: "vor allem, wenn es, wie in diesem Fall, doch wohl etwas überrascht genau hinzuhören versucht."


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 09.04.2012 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8997

Zu "aber ob das s stimmlos oder stimmhaft war, weiß ich jetzt nicht mehr, da kann ich mich auch verhört haben, weil ich damals nur 'juice' kannte": Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Phonetikseminar Ende der 50er Jahre in Berlin, wo im Zusammenhang mit dem zweiten "s" in "houses" auf das feststellbare Phänomen des "de-voicing" hingewiesen wurde, weil im beobachteten Satz das Plural-"s" eben nicht gleich stimmhaft war wie das erste, sondern eben doch "etwas stimmlos".
Natürlich hört man nur, was man erkennt; aber einem geschulten Ohr fällt schon der Unterschied zwischen "juice" und "Jews" auf, vor allem, wenn es wie in diesem Fall, doch etwas überrascht genau hinzuhören versucht.


Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.04.2012 um 01.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8995

Ja, das finde ich auch. Das erste e wurde dort (es war das NASA Ames Research Center in Mountain View) mit Sicherheit wie unser i gesprochen, aber ob das s stimmlos oder stimmhaft war, weiß ich jetzt nicht mehr, da kann ich mich auch verhört haben, weil ich damals nur 'juice' kannte.


Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 06.04.2012 um 21.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8994

Lieber Herr Riemer,

wie nicht anders zu erwarten, gibt es im Englischen verschiedene Aussprachen von Betelgeuse. Die Aussprache Beetlejuice ist davon die unbeholfenste. Es gibt nicht den geringste Grund, das erste e als i: und das s stimmlos auszusprechen. Gerade ein Astronom sollte sich doch ein wenig für die arabische Herkunft vieler Sternennamen interessieren. Dann scheidet die Aussprache Beetlejuice gänzlich aus.

Vielleicht noch schlimmer ist allerdings die deutsche Schreibung und damit Aussprache Beteigeuze, die mehrfach verballhornt ist. Im arabischen Wort ist weder ein i noch ein z enthalten. Das i soll von einem Lesefehler, der Verwechslung von l mit i, herkommen.

Nach der anscheinend vorherrschenden Etymologie beruht allerdings das in wohl allen europäischen Sprachen vorhandene b ebenfalls auf einem Lesefehler, nämlich der Verwechslung der arabischen Buchstaben i/j und b, die sich nur durch einen Punkt unterscheiden.


Kommentar von R. H., verfaßt am 06.04.2012 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8992

Valium sagen wir gelegentlich und schalten den Fernseher mitten in einer Sendung aus. Sagt das aber meine Liebste – sie ist Kalifornierin – beim Kofferpacken oder beim Bedienen der Musikanlage, so meint sie damit volume. Noch heute, nach all den Jahren, spitzen sich mir jedesmal kurz die Ohren, so verblüffend ununterscheidbar klingt's.


Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.04.2012 um 00.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8991

Ich habe einmal in einem astronomischen Vortrag in Mountainview (CA) das Wort Beetlejuice gehört, und ich dachte, mein Gott, was soll das bloß sein. Bis es dann endlich in Verbindung mit einem Bild bei mir geklingelt hat: Es ging um Beteigeuze, was in Amerika auch Betelgeuse heißt.


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 05.04.2012 um 10.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8990

"So scheinen die meisten nicht zu wissen, daß in Wörtern wie fiction [fikschen] der t-Laut nicht ausgesprochen wird. Herr Ludwig wird mir vielleicht sagen, daß viele Amerikaner das auch nicht wissen." — Doch, die Amerikaner wissen ganz genau, wie das Wort ausgesprochen wird. So zeigte mir ein Kollege aus der Englischabteilung, daß ein Student in einer Arbeit "crucifiction" geschrieben habe.

Zu "daß auch viele Angelsachsen viele Wörter falsch aussprechen": Naja, wenn sie sie laut lesen müssen! Aber das zeigt nur, daß diese Wörter nicht zu ihrem normalen, aktiven Wortschatz gehören. Ich würde es so sagen: "Es gibt eben nicht nur im Englischen viele Wörter, die man geschrieben *er*kennt, aber nicht ausgesprochen kennt."

Bei "(kommt mir sehr ungewöhnlich/ungebildet vor)" muß man vorsichtig sein: Ganze Volksgruppen könnten so sprechen! So sagen sehr viele Angehörige einer bestimmten Gruppe "aks/aksed" statt "asks/asked"! Aber auch das ist nur ein Austausch (Metathese), der uns im Englischen "girl" und "bird" beschert hat (statt des ursprünglich angesetzten gril und brid), und bei uns im Deutschen haben wir deshalb Ziegen und Geißen, und beide sind "hochsprachlich".

Zu "Ich möchte wetten, daß auch die meisten Angelsachsen nicht wissen, wie boatswain auszusprechen ist": Warum sollten es alle denn wissen müssen? Wenn ich hier im weiten Mittelwesten meiner kleinen Tochter sage, sie soll mir aus einem bestimmten Supermarktgang "wusterscher"-Soße holen, dann tue ich es mit einem besonderen Hinweis; ich buchstabiere es ihr als lehrreicher Vater: "W-o-r-c-e-s-t-e-r-h-i-r-e Sauce". Erst von da an gehört dieses Wort auch zu ihrem geschriebenen Wortschatz.

Wenn Herr Ickler schreibt: "Ich wollte insgesamt die Mühen der Ebene nicht unerwähnt lassen, auch wenn es vielleicht ein bißchen peinlich ist, nicht wahr?", kann ich nur antworten: "Don't you worry. I wish all Americans would speak English like you." Den Satz hörte ich oft in meinen ersten Jahren hier; deshalb weiß ich ihn noch so gut. Jetzt höre ich nur noch: "Where are you from?" Und damit lassen wir es gut sein. Aber ich stimme auch Herrn Achenbach zu: "Aber irgendwo muß man eine Grenze ziehen", — wenn ich dabei aber wohl auch etwas gelassener bleibe, weil die da sich irgendwo zwischen deskriptiver und präskriptiver Grammatik bewegt. Ein Trost: Selbst wenn wir was nicht gleich verstehen, können wir uns ja auch darüber etwas unterhalten, verständnisvoll.


Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.04.2012 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8989

Es gibt im Englischen oft Aussprachevarianten, beispielweise kommt bei inexplicable sowohl die Betonung auf der dritten Silbe als auch die Betonung auf der zweiten Silbe vor. Ob diese Varianz in englischen Wörterbüchern angemessen abgebildet ist, weiß ich nicht; ich bezweifle es.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2012 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8988

Es stimmt, daß unequivocally kein gutes Beispiel für schwierige Rechtschreibung ist, ich hatte es auch eigentlich nicht mehr so gemeint, sondern nur noch auf mein Problem hinweisen wollen, daß ich eben sozusagen von morgens bis abends englische Texte lese (fast nur Fachtexte), aber kaum welche höre. Ich glaube, daß es vielen Menschen so geht.
Gerade die Betonungsunterschiede bei Substantiv und gleichgeschriebenem Verb können einem zu schaffen machen, weil sie eben nur teilweise funktionieren: Bei record stimmt es, bei comment nicht, und so in unzähligen Fällen.
Was Herr Achenbach über das Russische sagt, kann ich nur bestätigen. Ich habe es nur im Selbstunterricht gelernt und nie ein Wort mit Muttersprachlern gewechselt. ("Unsere" Russen hier können natürlich alle Deutsch, und zwar meist beneidenswert gut.) Nach kurzer Zeit kommt man mit den Wortbedeutungen recht gut zurecht, vor allem als Sprachwissenschaftler mit indogermanischem Hintergrund und auch aufgrund der vielen Lehnwörter. Aber die Betonungen und die damit ja zusammenhängende Aussprache der Vokale sind so schwierig, daß ich am liebsten immer noch didaktisch aufbereitete Texte mit Akzenten lese. Damit kommt man natürlich nicht sehr weit.

Ich wollte insgesamt die Mühen der Ebene nicht unerwähnt lassen, auch wenn es vielleicht ein bißchen peinlich ist, nicht wahr?

Natürlich setze ich für diese Einträge voraus, daß die Schreibweise und die "Aussprache" (die also hier als lautes Lesen definiert ist) systematisch zusammenhängen. Im Chinesischen haben sie relativ wenig miteinander zu tun (wenn auch mehr, als man denkt), aber da ist von vornherein klar, daß man beides lernen und gegebenfalls nachschlagen muß. Das neue Langenscheidt-Taschenwörterbuch Chinesisch-Deutsch und umgekehrt ermöglicht es, entweder über die Aussprache (das Hauptordnungsprinzip, genau wie bei Rüdenberg/Stange und den meisten anderen), hier in Pinyin, oder über die Klassenzeichen zum Lemma zu finden, während das kleine Universalwörterbuch die Aussprache voraussetzt und keinen zweiten Weg eröffnet, für das Lesen also völlig ungeeignet ist. Es ist aber ohnehin zu klein und lückenhaft und im Grunde unbrauchbar. Auch das Taschenwörterbuch hat erstaunliche Lücken, selbst im Grundwortschatz.
Chinesisch-Wörterbücher sollte m. E. auch die Langzeichen enthalten, wie z. B. der chinesische "Duden", also das einsprachige Xiandai Hanyu Cidian. Dadurch wird der Zeichenaufbau durchsichtiger und lernbarer, und es nimmt ja auch kaum Platz weg. (An diesem Wörterbuch sollten sich auch deutsche Wörterbücher der chinesischen Gegenwartssprache orientieren, was die Auswahl betrifft.)


Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 05.04.2012 um 00.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8987

Die englische Rechtschreibung ist natürlich sehr chaotisch. Das Wort unequivocally ist allerdings dafür kein sehr gutes Beispiel, da die Schwierigkeit allein in der Betonung liegt. Ansonsten ist die Schreibung durchaus phonetisch.

Selbst im Deutschen ist ja gelegentlich die Betonung nicht aus der Schreibung zu erkennen, z.B übersetzen und übersetzen.

Im Russischen ist die Betonung ein noch viel größeres Problem, obwohl das Russische ansonsten noch phonetischer als das Deutsche geschrieben wird.

Selbst im Englischen gibt es aber bei der Betonung gewisse Regelmäßigkeiten (von Regeln zu sprechen, wäre übertrieben). So wird sehr häufig zwischen Substantiv einerseits und Verb oder Adjektiv andererseits durch die Betonung unterschieden, z.B progress (s.) und progress (v.) oder adress (s.) und adress (v.), auch wenn bei letzterem die Aussprache schon schwankt.

Diese Unterscheidungsaussprache ist ja angesichts der reduzierten Flexion im Englischen durchaus zweckmäßig.

Das Beispiel police (vermutlich Substantiv) von Herrn Ludwig (kommt mir sehr ungewöhnlich/ungebildet vor) ist dafür vielleicht ein Beispiel. Es wäre interessant zu wissen, wie wohl die Gewährsleute von Herrn Ludwig das Verb police aussprechen.

Ein Trost für Ausländer mag sein, daß auch viele Angelsachsen viele Wörter falsch aussprechen. Es gibt eben nicht nur im Englischen viele Wörter, die man geschrieben, aber nicht ausgesprochen kennt. Ich möchte wetten, daß auch die meisten Angelsachsen nicht wissen, wie boatswain auszusprechen ist.

Übrigens fällt es mir auf die Nerven, daß viele Deutsche – so vor allem die Sprecher im Fernsehen – meinen, aller Welt zeigen zu müssen, wie gut sie Englisch sprechen – vorzugsweise in breitem Amerikanisch. Ich muß gestehen, daß ich ein Gefühl der Schadenfreude nicht unterdrücken kann, wenn es doch einmal schiefgeht. So scheinen die meisten nicht zu wissen, daß in Wörtern wie fiction [fikschen] der t-Laut nicht ausgesprochen wird. Herr Ludwig wird mir vielleicht sagen, daß viele Amerikaner das auch nicht wissen. Aber irgendwo muß man eine Grenze ziehen.


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 04.04.2012 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8986

"Das zeigt mir umgekehrt, wie schwierig die englische Orthographie ist." — Nur wenn man denkt, daß die Schreibung doch mehr oder weniger phonetisch sein sollte. Ansonsten gilt wie schon bei den alten Chinesen: Man schreibt die Wörter so, wie man sie schreibt.
Zu "Wie z. B. caterpillar ausgesprochen wird, lernen wir ja wohl schon in der Schule": Das Passiv in diesem Satz verhüllt das "eigentliche" Subjekt, den Agenten, bis zur Unkenntlichkeit. Und auch das Problem. Denn auch hier sollte man bedenken, daß Englisch einen Riesensprachraum hat, und daß die Schreibung schon lange da ist und sie das Ihre dazu beiträgt, dessen Zusammenhalt recht gut zu erhalten.

Zu "swain" und "boatswain": Der Drang des Haupttons zur ersten Silbe hält heute noch an! So sollte man nicht erstaunt sein, wenn einige Amerikaner einem raten, man solle zur "'police" [' -] gehen, um eine "'insurance" [' - -]-Nummer herauszufinden. Und was ich mal für britisch ['forid] gelernt habe, ist durchaus noch "fore-head" bei vielen anderen. Und wo ich mir beim Erlernen der schulgerechten Aussprache von 'clothes closet" vergeblich die Zunge zerbrochen habe, habe ich bisher keinen Amerikaner gefunden, der ähnliche Probleme hatte, denn die kennen nur die Aussprache ohne das "th" [close, sth. s] und verstehen dabei einander doch ganz gut.

Zu diesem Thema etwas von einer Linguisten-Konferenz: "Where are you from?" — "I'm from Iowa." — "Oh, that's interesting. We in the East pronounce it Ohio."


Kommentar von R. M., verfaßt am 04.04.2012 um 11.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8985

Ob es auch eine Regel gibt, die das Pärchen swain und boatswain erklärt?


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2012 um 07.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#8984

Ich lese sehr viel mehr Englisch, als ich höre oder gar selbst spreche, und ich brauche im allgemeinen kein Wörterbuch, schon weil mir sonstige Sprachkenntnisse fast immer helfen, ein neues Wort zu verstehen. Das gilt besonders für den abstrakten Wortschatz, während ich bei Pflanzen und Fischen schon mal nachschlagen muß. Aber trotzdem möchte ich gern wissen, wie die Wörter ausgesprochen werden, das ist bei weitem der häufigste Grund, warum ich überhaupt nachschlage. Meine Frau und ich lesen einander auch jeden Abend zwei Stunden aus englischen Büchern vor, statt Fernsehen gewissermaßen, und da schlagen wir auch fast immer nur die Aussprache nach. Das zeigt mir umgekehrt, wie schwierig die englische Orthographie ist.
Wie z. B. caterpillar ausgesprochen wird, lernen wir ja wohl schon in der Schule; ein anglistischer Kollege hat mir mal erklärt, daß man dafür sogar eine Regel heranziehen kann, ich habe sie aber wieder vergessen.
Viel später habe ich indictment gelernt. Ich erinnere mich auch noch, wie ich mich im stillen schämte, als ich in einem Film zum erstenmal unequivocally hörte. Das hatte ich mir anders vorgestellt (ihr könnt euch bestimmt denken, wie ...), aber ich beschloß, niemandem etwas davon zu verraten.


Kommentar von Jörg Metes, verfaßt am 07.06.2005 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#828

Die vier Erstplazierten im amerikanischen Finale waren - genau wie die Siegerin des Wettbewerbs in England - indischer Abstammung. Wie die New York Times berichtet, ist die Leidenschaft für Orthographie unter Einwanderern aus Indien überhaupt sehr groß.

Die Siege in England und den USA kommen für Indien gerade zur rechten Zeit. In diesem Jahr haben die britischen Schulbehörden nämlich begonnen, die Korrektur von Examensarbeiten nach Indien auszulagern - um Kosten zu sparen natürlich. Dagegen regen sich in England Proteste. »Indians«, wird behauptet, »can't read English«. Doch wer wird das jetzt noch glauben?


Kommentar von rrbth, verfaßt am 03.06.2005 um 15.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#781

Servus,
hier steht das Ergebnis (noch):
http://www.nytimes.com/aponline/national/AP-Spelling-Bee.html?pagewanted=print


June 3, 2005
Calif. 8th - Grader Wins U.S. Spelling Bee
By THE ASSOCIATED PRESS
Filed at 8:13 a.m. ET

WASHINGTON (AP) -- Eighth-grader Anurag Kashyap is good at math, science and geography. But rapid-fire spelling -- that's his forte.

Whizzing through words most people never heard of, the 13-year-old from Poway, Calif., won the 2005 national spelling bee championship on his second try as a contestant.

''I was really nervous because I worked really hard on that and I wanted to do good,'' Anurag said Friday on ABC's ''Good Morning America.'' He had to guess at a few words he hadn't studied, including ''priscilla'' (a ruffled curtain) in the third round, Anurag said.

But he exuded confidence as he spelled the final, winning word Thursday. He rushed through ''appoggiatura'' (melodic tone), and ran into his father's arms and burst into tears. He said he felt ''just pure happiness'' and later coined his own word, ''ecstatic-ness.''

A straight-A student, Anurag has represented his school at the California Geographic Bee and recently took part in state-level math and science competitions.

He beat out 272 other competitors in the 19th round of the 78th annual National Scripps Spelling Bee to win $30,000 in cash, scholarships and books.

Anurag sailed through ''prosciutto,'' an Italian dry-cured ham, and ''sphygmomanometer,'' an instrument for measuring blood pressure.

He sometimes spelled so quickly that only the judges appeared to be able to follow him.

Anurag tied for 47th in last year's spelling bee. That experience ''helped me to know what I should study to ... like, win this thing,'' he said at a news conference, repeatedly hiding his face behind a cardboard number that hung around his neck during the contest.

Tied for second place were 11-year-old Samir Patel, who is home-schooled in Colleyville, Texas, and Aliya Deri, 13, of Pleasanton, Calif.

''I'm disappointed,'' Samir said, adding that he will try again next year.

Aliya, who will begin high school next year and be ineligible for the 2006 contest, said she was happy with how well she did.

She said after the contest that French is one of her favorite subjects.

''Though you wouldn't know it by the way I spelled the last word,'' she said. She was eliminated when she missed ''trouvaille,'' a lucky find.

Samir delighted the audience with several of his questions and comments. Twice on hearing a word he had to spell that was familiar to him he said, ''Yes!''

Upon correctly spelling ''filiciform,'' in the sixth round, the home-schooled Samir yelled, ''Thanks, Mom!''

Samir ultimately stumbled on the word ''Roscian,'' meaning skilled in acting. Two years ago, when Samir tied for third place, bee winner Sai Gunturi predicted he would be a force to be reckoned with.

Each speller won at least $50. Anurag gets $28,000 in cash, scholarships and savings bonds, plus books from Encyclopedia Britannica.

The contest is administered by E.W. Scripps Co. The youngsters all won local contests sponsored by newspapers.

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Associated Press writer Juan-Carlos Rodriguez contributed to this report.

^------

On the Net:

Scripps National Spelling Bee: http://www.spellingbee.com/




Kommentar von Jörg Metes, verfaßt am 31.05.2005 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#751

Hier beschreibt ein Artikel von Reuters noch einmal, wie populär das Spelling Bee in den USA mittlerweile ist: es hat Eingang in die Werbung gefunden, das Finale wird im Fernsehen übertragen (in einem Sportkanal), und im Herbst kommt die Verfilmung des Erfolgsromans Bee Season in die Kinos - mit Richard Gere in der Hauptrolle.


Kommentar von Fritz Koch, verfaßt am 30.05.2005 um 08.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#740

Das Indische Englisch ist ein Beispiel dafür, daß sich nicht immer die Schrift nach der Aussprache, sondern auch die Aussprache nach der Schrift richten kann. In der Aussprache muß indisches Englisch leicht verständlich sein - sowohl innerhalb des Landes als auch international. Eine perfekte Imitation der britischen Normaussprache ("Received Pronunciation, R.P.", "anerkannte" oder "allgemein akzeptierte Aussprache") dagegen ist im indischen Alltag störend, weil sie als affektiert empfunden werden kann. - daher der Vorschlag der I.R.P. ("Indian Recommended Pronunciation") statt R.P.


Kommentar von Jörg Metes, verfaßt am 26.05.2005 um 23.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#729

Das diesjährige Finale des nigerianischen Spelling Bee – es sei hier einfach nur erwähnt – fand bereits am 15. Februar statt. 60 Schülerinnen und Schüler traten gegeneinander an, gewonnen hat der 14jährige Ajao Oyetade aus der Provinz Badagry. In Großbritannien wird der große nationale Buchstabierwettbewerb Hard Spell von der BBC veranstaltet; den letzten gewann im Dezember 2004 die 13jährige Inderin Gayathri Kumar. Das wiederum hat naturgemäß Schlagzeilen in Indien gemacht. In Indien sieht man es auch als Bestätigung dafür, daß über kurz oder lang das indische Englisch dasjenige sein wird, das den Standard definiert.


Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 20.05.2005 um 14.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=257#711

Diese Meldung ist zu schön, um wahr zu sein. Es mag ja – vielleicht – wahr sein, daß vor der englischen Rechtschreibung alle Menschen gleich sind, dennoch muß ich etwas Wein in die frohe Botschaft gießen.

Standes- und Bildungsunterschiede kommen in England, aber auch in Amerika, vor allem in der Aussprache und im Vokabular zum Ausdruck, und das viel stärker als in Deutschland. Zwar sind die Standesunterschiede zwischen Eton- und volkstümlicher Aussprache in England in den letzten Jahrzehnten etwas verwischt worden, die Bildungsunterschiede bei der Aussprache einzelner, "schwieriger" Wörter sind aber so deutlich wie eh und je. Das liegt natürlich an der chaotischen englischen Orthographie, die kaum Rückschlüsse auf die Aussprache zuläßt. Die einzige Rechtschreibregel im Englischen lautet: "Schließe nie von der Schreibung auf die Aussprache oder umgekehrt." Leider wissen die meisten Deutsch nicht, wie gut sie es haben, und glauben tatsächlich daran, daß die deutsche Rechtschreibung ungeheuer kompliziert sei. Ohne dieses Ammenmärchen wäre es ja nie zur Rechtschreibreform gekommen.

Kennzeichnend ist, daß man im Angelsächsischen keine Rechtschreibwörterbücher kennt, dafür aber Aussprachewörterbücher. Man schlage eines der bekannteren Wörterbücher auf und man wird bei vielen Wörtern unterschiedliche Aussprachevarianten finden, häufig geordnet nach Gebräuchlichkeit oder nach "Korrektheit". Einige Aussprachen gelten als "gebildet", andere als "ungebildet" und daher nicht empfehlenswert. Bei diesen Angaben gibt es häufige Abweichungen zwischen den verschiedenen Worterbüchern und verschiedenen Ausgaben der gleichen Wörterbüchern. In England oder Amerika liefern sich Sprachpedanten genau so heiße Schlachten über die "richtige" Aussprache wie in Deutschland über GKS oder Silbentrennung.

Wir Deutschen könnten vielleicht einiges von den angelsächsischen Wörterbüchern lernen, nämlich wie man gelassener mit Schreibvarianten, mit dem Sprachwandel umgehen, vor allem aber wie man ohne das Dudenmonopol auskommen kann.

Die andere Seite ist das Vokabular. Das englische Vokabular ist ja ein chaotisches Gemisch aus germanischen, französischen und lateinisch-griechischen Wörtern. Deshalb muß man auch sehr viel mehr Wörter (besser gesagt: Wortstämme) lernen als im Deutschen. Die Beherrschung eines umfangreichen Vokabulars ist daher Ausweis einer höheren Bildung. In populären Zeitschriften kann häufig Rubriken finden wie "Increase your vocabulary and be more successful" - in Deutschland völlig undenkbar.

Die einzige Entsprechung im Deutschen bilden die Fremdwörter (diesen Begriff kennt man im Englisch überhaupt nicht, eben weil die Sprache zum großen Teil aus "Fremdwörtern" besteht). Hier zeigen sich bei Deutschen die Bildungsunterschiede. Deshalb war ja auch die Forderung "Sprich deutsch, vermeide Fremdwörter" seinerzeit so eminent sozial. Das ist heute, im Multikulti-Zeitalter, natürlich ganz verpönt. Wer möchte sich schon als Deutschnationaler oder gar noch schlimmeres dekuvrieren? Dafür soll man heute nach dem Willen der von der Klassenkampfideologie der Sechziger Jahre geprägten Rechtschreibreformer die Fremdwörter aber möglichst falsch schreiben und trennen.

Im Englischen gibt es übrigens auch eine gewisse Entsprechung, nämlich die stilistische Empfehlung, lieber die "einfachen" germanischen (anglo-saxon) Wörter als die romanischen Wörter zu gebrauchen, also lieber "sweat" als "transpire". Aber auch hier stößt man auf Klassenunterschiede, weil es in kleinbürgerlichen Kreisen als unfein gilt, ein so krudes Wort wie "sweat" zu gebrauchen (ganz zu schweigen von einem geradezu schweinischen Wort wie "toilet").



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