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30.07.2005
„Einschliesslich einer vollkommenen Rückkehr zur herkömmlichen Rechtschreibung“
Schweizer Nachrichtenagentur geht auf Distanz
Die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) hat den bevorstehenden 1. August zum Anlaß für eine Stellungnahme zur Rechtschreibreform genutzt.
Hier ihr Wortlaut:
Stellungnahme der SDA zur Rechtschreibreform
Am 1. August werden die von der deutschen Kultusministerkonferenz (KMK) als unstrittig deklarierten Bereiche der Rechtschreibreform auch in schweizerischen Schulen verbindlich. Für die SDA ergibt sich daraus kein Anlass für eine Änderung. Ihre 1999 eingeführten Schreibweisen entsprechen der 2004 revidierten Rechtschreibreform.
Die SDA wird jedoch, zusammen mit den andern, in einer Arbeitsgemeinschaft verbundenen deutschsprachigen Nachrichtenagenturen, demnächst entscheiden, ob sie die nach der Revision von 2004 in der Getrennt-/Zusammenschreibung als Varianten wieder zugelassenen Schreibweisen (z.B. alleinerziehend) umgehend wieder einführen wird.
Zur Diskussion steht auch, ob die Empfehlungen des Rates für deutsche
Rechtschreibung bereits auf Anfang 2006 in den Agenturdiensten umgesetzt oder ob die übrigen Nachbesserungsvorschläge des Rates und die Entscheide der für die Schule zuständigen Gremien abgewartet werden sollen. Erwartet wird dies bis Ende 2006. Für die Zeit danach hält sich die SDA alle Optionen offen, einschliesslich einer vollkommenen Rückkehr zur herkömmlichen Rechtschreibung.
Die von der KMK als unstrittig deklarierten Bereiche sind die Laut-Buchstaben-Zuordnung (Gämse) einschliesslich der Eindeutschung von Fremdwörtern (Varianten wie Spagetti), der Bindestrich (der 52-Jährige) und die Gross-/Kleinschreibung, sofern sie nicht die Getrennt-/Zusammenschreibung betrifft (du hast Recht).
In den übrigen Bereichen (Getrennt-/Zusammenschreibung, Silbentrennung und Zeichensetzung) warten die für die Schule zuständigen Gremien - in der Schweiz die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) - die Vorschläge des von ihnen eingesetzten Rats für deutsche Rechtschreibung ab. Dieser hat seine Empfehlungen zur Getrennt-/Zusammenschreibung bereits unterbreitet; sie bedeuten eine weitgehende Rückkehr zur herkömmlichen Schreibweise. Der Rat wird sich als nächstes zu den Bereichen Silbentrennung und Zeichensetzung äussern. Er hat aber bereits erklärt, auch in den übrigen Bereichen, die er im Gegensatz zur KMK durchaus für strittig hält, Nachbesserungsvorschläge zu machen.
Die SDA hat, zusammen mit den andern deutschsprachigen Nachrichtenagenturen, am 1. August 1999 die neue Rechtschreibung in modifizierter Form eingeführt. Abweichend von den neuen Regeln (inzwischen im fachsprachlichen Gebrauch wieder zugelassen), schreiben die Agenturen z.B. bei fest gebrauchten Bezeichnungen aus Adjektiv und Substantiv das Adjektiv auch dann gross, wenn kein Eigenname vorliegt (die Erste Hilfe, die Gelbe Karte, der Heilige Krieg, der Schnelle Brüter usw.), weil nur so die Eindeutigkeit vor allem in Kurztexten wie SMS und Titeln gewährleistet ist. Ausserdem haben sich die Agenturen bei Varianten auf eine einzige Schreibweise geeinigt, um die Rechtschreibung im Sinne der (gemeinsamen) Kunden nicht nur einheitlich, sondern auch eindeutig festzulegen. Dabei haben sie sich meist für die herkömmliche Schreibweise entschieden (z.B. aufwendig, keine Eindeutschungen wie Majonäse) oder sie erfolgreich eingefordert (z.B. asylsuchend, da die substantivierte Form die Asylsuchenden ja erlaubt sei).
Inzwischen haben sich die deutschsprachigen Agenturen weitgehend von den neuen Schreibweisen distanziert. Bei der Getrennt-/Zusammenschreibung hat die im Rat vertretene Arbeitsgemeinschaft eine völlige Rückkehr zur herkömmlichen Rechtschreibung befürwortet. Der Rat ist dem in den meisten Fällen gefolgt, allerdings unter Zulassung weiterer Varianten. Varianten sind für die Agenturen problematisch, weil sie kostentreibend wirken.
Die Arbeitsgemeinschaft lehnt überdies grammatisch falsche Schreibweisen (z.B. Leid tun, Recht haben, das 8-Fache) sowie die unnötige Veränderung gewohnter Wortbilder und falsche Ableitungen ab (z.B. aufwändig;
einbläuen, Quäntchen).
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Kommentar von Die Welt, 30. 7. 2005, verfaßt am 31.07.2005 um 11.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=315#1398
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Warum die WELT bei der klassischen Rechtschreibung bleibt
Die Axel Springer AG, die auch die WELT herausgibt, hält daran fest, in ihren Print- und Online-Publikationen die klassische deutsche Rechtschreibung anzuwenden. Sie begründet dies mit der mangelnden Akzeptanz der in der Rechtschreibreform vorgesehenen Regeln. Die Reform habe weder für professionell Schreibende noch für Schüler Erleichterung oder Vereinfachung gebracht. Die Entwicklung der vergangenen Monate habe gezeigt, daß der von der Axel Springer AG maßgeblich unterstützte Appell, die Reform nicht ohne entscheidende Korrekturen zu verabschieden, Erfolg gehabt habe. So habe der unabhängige Rat für deutsche Rechtschreibung erreicht, daß für wichtige Teile der Reform ein Abgleich mit dem Sprachgebrauch vorgenommen wird und diese zum 1. August nicht verbindlich werden. Dies sei ein Schritt in die richtige Richtung. Die Axel Springer AG habe stets betont, daß Neuerungen nicht grundsätzlich abgelehnt werden und der Verlag sich sinnvollen Veränderungen nicht verschließen werde.
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