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11.07.2005
Aus Eskimos werden Pygmäen
Und aus Internisten Linguisten
Lange Zeit war es ein gerne bemühter Gemeinplatz, daß Eskimos hundert oder mehr Wörter für Schnee kennen.
Spätestens seit Geoff Pullums legendärer Kolumne The Great Eskimo Vocabulary Hoax ist dieses Beispiel für die Anpassungsfähigkeit von Sprachen unter Fälschungsverdacht, wenngleich es natürlich nicht an Gegenreden gemangelt hat.
Bernd Ditter, niedergelassener Internist in Wiesbaden und Dozent an der Fachhochschule Wiesbaden für Rhetorik und Körpersprache, hat nun ein neues Exempel parat. Wie der Wiesbadener Kurier berichtet, glaubt Ditter, daß manche Pygmäen-Stämme allein 15 verschiedene Verben für die Bezeichnung von Flußüberquerungen besitzen. Das hat das Zeug zu einem neuen urban myth. Schrift & Rede wird die weitere Entwicklung im Auge behalten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2005 um 11.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=294#1154
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In unseren dickeren deutschen Köpfen gibt es z. B. queren, überqueren, überschreiten, überwinden, überspringen, übersetzen, durchqueren, durchschwimmen, durchschreiten, durchwaten, gehen durch, schwimmen durch, schwimmen über usw., über den Fluß machen ... und sicher noch viele andere.
Der Internist lehrt auch Rhetorik (45 Euro pro Person für den Wochenendkurs) und verwickelt sich in den Widerspruch, daß man, um "authentisch", d. h. ungekünstelt zu sein, erst mehrere Kurse absolvieren muß. Man muß also ein so ausgebuffter Schauspieler sein, daß das Publikum denkt, man sei keiner. Mit diesem Problem ist schon die Tübinger Schule nicht fertiggeworden.
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Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 12.07.2005 um 02.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=294#1159
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Die nämliche Wandersage ist mir (falls diese ernsten Seiten ein kleines Divertimento erlauben) erstmals mit Beduinen als Protagonisten begegnet, und wofür diese 48 oder 73 Wörter haben sollen, ist leicht zu erraten - für Farbe und Beschaffenheit von Sand natürlich.
Daher konnte mich eine Australierin (jiddischer Muttersprache), mit der ich mich wenig später unterhielt, mit ihrer Geschichte immerhin nicht völlig aus der Fassung bringen: Ah, aus der Schweiz sei ich. Über dieses Land wisse sie fast nichts. Nur soviel: Man spreche dort ein Deutsch, das in manchem dem Jiddischen gleiche (und sie gab zwei, drei zutreffende Beispiele), ausserdem aber kenne man in dieser Sprache mehr als 25 verschiedene Bezeichnungen für --- Schnee.
Die Sage ist offenbar längst weltweit unterwegs, und sie handelt stets von unvorstellbar fernen, unüberprüfbar fremden Völkern...
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