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Nachrichten rund um die Rechtschreibreform

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25.02.2005
 

Dirk Metz
Kampagnen, Orden, Knallfrösche

Zu den Knallfröschen möchte man am liebsten auch den rhetorischen Angriff von Dirk Metz auf „die Presse“ rechnen, die er pauschal der anmaßenden Einmischung in Dinge bezichtigt, die sie nichts angehen, nämlich die Politik.
Und das nur, weil im vergangenen Jahr im Fall Rechtschreibreform einige Zeitungen, auf deren Gefolgschaft er und seine Parteifreunde sich sonst in der Regel verlassen konnten, von ihrer Pressefreiheit Gebrauch gemacht und wieder so geschrieben haben, wie sie es für richtig halten. Das hält ein Demokrat seines Kalibers nicht aus, und ausgerechnet die sonst so gerne das Hohelied des aufgeklärten Staatsbürgers singende ZEIT stellt sich ihm für die Verbreitung eines solchen Angriffs auf die Pressefreiheit, der leider kein Scherzartikel ist, zur Verfügung.



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Kommentare zu »Kampagnen, Orden, Knallfrösche«
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Kommentar von Günter Loew, verfaßt am 19.03.2005 um 18.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=212#472

Der folgende Leserbrief an die ZEIT (per E-Mail) ist dort (nach Auskunft der Leserbriefredaktion) nicht bei der zuständigen Redaktion angekommen und konnte nachträglich nicht mehr veröffentlicht worden. Ich nehme die Gelegenheit wahr, ihn hier allen Interessierten zur Kenntnis zu bringen.


Günter Loew, OStR a.D.
Nordring 1 d
63517 Rodenbach
Guenter.Loew@gmx.net


Leserbrief zu: „Kampagnen, Orden, Knallfrösche“
Der Streit um die Rechtschreibreform hat die politische Kultur verändert: Journalisten machen immer unverhohlener Politik – und Politiker lassen immer mehr mit sich machen Von Dirk Metz
DIE ZEIT, Nr.9, 24. Februar 2005; S. 15

Man reibt sich verwundert die Augen: Was hat Dirk Metz, den Staatssekretär und Sprecher der hessischen Landesregierung, der als einer der engsten Vertrauten von Ministerpräsident Roland Koch gilt, zu einer so törichten Philippika gegen einen Journalismus verleitet, „der nicht mehr nur Partei bezieht, sondern Partei sein will und ist“ und gegen Teile der Medien, „die sich immer mehr als Politikgestalter verstehen“? Er scheint vor allem Anstoß daran zu nehmen, daß sie in beachtlichem Ausmaß die öffentliche Meinung prägen, obwohl sie „kein Mandat zur Machtausübung“ besitzen und von niemandem effektiv kontrolliert werden, und er versucht bei den Lesern den Eindruck zu erwecken, daß es sich bei solcher Medienmacht „um eine Macht ohne Kontrolle im engeren Sinne – und um eine immense Macht dazu“ handelt.
Aber da hat Herr Metz doch wohl einiges von den Spielregeln der Demokratie mißverstanden bzw. auf den Kopf gestellt. In unserer Parteiendemokratie funktioniert die von Montesquieu beschriebene klassische Gewaltenteilung als Instrument der Machtkontrolle bekanntlich schon deswegen nur unvollkommen, weil die exekutive Gewalt, also die Regierung auf der jeweiligen föderativen Ebene, aus der parlamentarischen Mehrheit hervorgeht und die Opposition sie als Minderheit nicht wirksam in die Schranken weisen kann. Um so notwendiger ist es, daß die Medien als sogenannte 4. Gewalt dieses strukturelle Defizit ausgleichen und das Handeln der Exekutive jederzeit kritisch beleuchten können und notfalls auch mit Kampagnen verhindern dürfen. Darin besteht geradezu die Aufgabe einer freien Presse, und deswegen ist es ein Aberwitz, wenn Metz Journalisten nur innerhalb von Parteien das Recht zugestehen will, Politik zu gestalten. Er kämpft in Wirklichkeit für ein Entscheidungsmonopol der Politik.
Es ist aber unschwer zu erkennen, daß er diese verquasten Überlegungen nur vorträgt, weil er wütend über den „Großangriff einiger deutscher Verlage auf die neue Rechtschreibung“ ist und befürchtet, daß die Politik nicht mehr dazu in der Lage sein könnte, dem Druck standzuhalten, den die Medien mit der Macht ihrer Auflage, aber auch durch die massive Unterstützung ihrer Leser in dieser Angelegenheit auf sie ausüben. Zum Einsatz ihrer Potentiale haben die von Metz attackierten Zeitungsverleger allein schon deswegen ein Recht, weil die Politik für die Regelung der deutschen Rechtschreibung gar nicht zuständig ist. Trotzdem versucht sie, durch Unverstand und sachliche Inkompetenz verleitet, seit nahezu 10 Jahren der ganzen deutschen Sprachgemeinschaft orthographische Regeln und willkürlich erfundene Schreibweisen aufzuzwingen, die von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung und den kulturellen Eliten vehement abgelehnt werden, weil sie sprachwidrig und in vielen Fällen sogar grammatisch falsch sind. Bevor man sich mit Metz darüber entrüstet, daß in einer Sonntagszeitung vier Politiker und ein Literaturkritiker mit ihrer Kritik an der Rechtschreibreform zu Wort kamen, den Lesern aber verschwiegen wurde, daß fünf Ministerpräsidenten und zwei Kultusminister einen Tag vor ihrem Erscheinen öffentlich gegen ein Zurück zur alten Rechtschreibung Position bezogen und dpa eine Dreiviertelmehrheit der Bundesländer für die Beibehaltung der neuen Regeln konstatierte, muß man aber auch darauf hinweisen, daß die angegriffenen Zeitungsverlage sich ursprünglich der „Reform“ aus Rücksichtnahme auf die Politik angeschlossen hatten und erst aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen mit der neuen Orthographie zur herkömmlichen Rechtschreibung zurückgekehrt sind bzw. eine Rückkehr in Erwägung ziehen.
Wirklich von Interesse an diesem gedanklich wenig überzeugenden Artikel ist lediglich die Frage, warum sich Dirk Metz stellvertretend für die hessische Landesregierung so ins Zeug legt und die Kultusminister ebenso wie die Ministerpräsidenten am liebsten auf das unbedingte Festhalten an der Rechtschreibreform einschwören möchte. Dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch kann er damit ja eigentlich keinen persönlichen Gefallen tun. Diesen wird man aufgrund des gemeinsam mit Christoph Böhr, Peter Müller, Günther H. Oettinger und Christian Wulff schon 1995 verfaßten Schreibens an den damaligen CDU-Bundesinnenminister Kanther, mit dem die Genannten vergeblich gegen die Einführung dieser Reform ohne vorausgehende öffentliche Debatte und ohne Beteiligung der Länderparlamente protestierten, nämlich zu den ersten Gegnern der Rechtschreibreform zählen dürfen, und irgendwelche ideologische Sympathien für die Zielsetzungen dieser Reform kann man Roland Koch erst recht nicht nachsagen. Wenn Metz sich jetzt trotzdem so sehr für die Beibehaltung der Reform engagiert, kann man daraus eher schlußfolgern, daß die hessische CDU in der Sache der Rechtschreibreform etwas zu verbergen hat, und es spricht manches dafür, daß es einen Zusammenhang mit der Affäre Kanther geben könnte, da dieser, wie oben schon erwähnt, spätestens seit 1995 als Bundesinnenminister an der Durchsetzung der Reform beteiligt war.




Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 25.02.2005 um 23.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=212#395

Ich weiß nicht, ob man diese Ereignisse so pessimistisch beurteilen muß. Zehetmair scheint wirklich krank gewesen zu sein. Mag man ihm mißtrauen, soviel man will: für so kleinmütig, daß er sich wie ein Schulbub, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, krank stellt, sollten wir ihn nicht halten. Eher wäre ihm zuzutrauen gewesen, daß er sich als souveräner Staatsmann und „homme de lettres“ auf die Diskussion mit so erlesenen Geistern, sozusagen „seinesgleichen“, eingelassen hätte, um hinterher mit bedauerndem Achselzucken zu bekunden, mehr als er erreicht habe sei bei allem Verständnis und aller Sympathie zu seinen Gesprächspartnern und ihrem Anliegen, mit dem er im Grunde völlig übereinstimme, nicht zu erreichen gewesen (bzw. nicht „durchsetzbar“ – das ist ja das Kriterium).
Der Artikel von Dirk Metz und dessen Veröffentlichung durch die ZEIT kann auch als Zeichen von Nervosität interpretiert werden. Wer es wagt, sich so drastisch und in dieser Öffentlichkeit von den Grundübereinkünften unserer »freiheitlich-demokratischen Grundordnung« zu entfernen, der muß sich als Politiker schon sehr bedroht fühlen. Es sollte nicht übersehen werden, daß Christian Wulff vor wenigen Monaten einen sehr riskanten Alleingang gegen die Kultusministerkonferenz und die Rechtschreibreform unternommen hatte und damit gescheitert ist. Eine solche Niederlage, die er sicherlich einkalkuliert hatte, läßt ein ehrgeiziger Politiker nicht auf sich beruhen. Dirk Metz ist aber enger Parteigänger von Roland Koch, dem Konkurrenten Wulffs im innerparteilichen Wettkampf um die politische Führung in der CDU (Angie ist inzwischen intern wohl abgeschrieben). So ist sein Pamphlet vielleicht viel eher als eine Drohgebärde gegen den Konkurrenten Wulff zu verstehen, der zur Zeit in der Beliebtheitsskala ganz oben steht und im Falle eines politischen Erfolgs die Thematik nochmals auf die Tagesordnung setzen und dann in seinem Sinne einer Lösung zuführen könnte. Es ist wenig wahrscheinich, daß Metz ernstlich die „Presse“ kritisieren will, die niemand in der Welt jemals daran hat hindern können, die Meinung der Bevölkerung zu beeinflussen, und woran im Falle der Springer-Presse und der FAZ die Konservativen ansonsten ja auch durchaus ihr Wohlgefallen haben.
Am 1. August 2005 kann passieren was will: die deutsche Rechtschreibung wird nicht geregelt sein. Also wird die Diskussion auch weitergehen, der Mißstand wird unübersehbar bleiben und damit auch, um mit Altkanzler Kohl zu sprechen, der „Handlungsbedarf“. Damit bleiben alle Chancen gegeben, auch die auf eine gute Entwicklung. Die sogar am ehesten, da es vorher einfach an dieser Front keine Ruhe geben wird.



Kommentar von Helmut Jochems, verfaßt am 25.02.2005 um 20.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=212#394

Liebe Freundinnen und Freunde, drei Ereignisse der letzten Tage sollten uns zu denken geben: die Ankündigung der Verlage Bertelsmann und Cornelsen, zum 1. August 2005 gemeinsam ein "Standardwörterbuch" der neuen deutschen Rechtschreibung herauszubringen; die verkappte Warnung der ZEIT an die vage rückumstellungswilligen Zeitungsverlage; die Absage Herrn Zehetmairs, an einem Gedankenaustausch mit den Kritikern der Rechtschreibrform teilzunehmen. Man braucht nicht lange nachzudenken, um daraus den richtigen Schluß zu ziehen: Unsere Vorstellung, der alte Schäuble-Plan könne rechtzeitig vor dem endgültigen Inkrafttreten der Neuregelung doch noch die Wende bringen, war nichts als naives Wunschdenken. Am 1. August 2005 wird uns nichts anderes übrigbleiben, als uns geschlagen zu geben. Es ist natürlich ein rührender Gedanke, daß sich das offizielle Deutschland und ganze Scharen Freiwilliger unter den Gebildeten anschicken, gegen bessere Einsicht falsche Schreibungen zu verwenden, um den kulturell benachteiligten Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Furcht vor Rechtschreibfehlern zu nehmen. Vielleicht wird das genannte Datum ja als eine große emanzipatorische Wendemarke in die deutsche Geschichte eingehen. So etwas hat es sonst noch nirgendwo gegeben, auch nicht in den sozialistischen Ländern. Aber es ist leicht, die bürgerliche Kultur zu preisen, wenn ohnehin die klassenlose Gesellschaft herrscht.

Am 11. 8. 1997 schrieb mir der Leiter des Cornelsen-Verlags, Herr von Bernuth, unter anderem: Nach der Verabschiedung der Reform und der Umsetzung durch unsere Redaktionen fielen dort natürlich eine Reihe von Ungereimtheiten auf. Wir haben daraufhin ein Mitglied der Kommission in unseren Verlag eingeladen und insbesondere unsere Deutschredakteure haben diese Fälle durchdiskutiert. Eine besonders aufklärende oder überzeugende Antwort erhielten sie nicht. Zu diesem Zeitpunkt war die Reform jedoch schon verabschiedet und verkündet und die Umsetzung in den Schulen stand unmittelbar bevor.[...] Überhaupt scheint es bei den Ungereimtheiten sehr häufig um Spezialfälle zu gehen, die in unseren Werken für die Schule nur relativ selten auftauchen. [...] Es haben sich Fronten aufgebaut, die polemisch und laut argumentieren, so dass große Teile der Bevölkerung ohne Kenntnis der Sache fälschlicherweise vermuten, mit der Reform der Rechtschreibung würde "deutsches Kulturgut über Bord geworfen". Ein Streit der Fachleute ist angemessen und sicherlich richtig, der Medienrummel, dem sich Politiker, die von der Reform nichts verstehen, voransetzen, völlig überzogen. Deshalb plädiere ich sehr dafür, dass die Sprachwissenschaftler als Fachleute eine Bereinigung der wirklichen Problemfälle vornehmen. Inkonsequenzen in der Orthografie hat es auch schon früher gegeben und ich denke, dass man sich nicht auf die letzte Spitzfindigkeit konzentrieren muss. Was sollen wir aus heutiger Sicht dazu sagen? War alles, was zu der jetzigen Situation geführt hat, nur Schurkerei, Anmaßung, Inkompetenz, Arroganz und Profitsucht? Die "geheime Geschichte" der Rechtschreibreform wird vermutlich nie geschrieben werden. Ob die "Neuregelung" jedoch wirklich einen Epochenumbruch markiert, läßt sich wohl erst in dreißig Jahren entscheiden. Allmählich möchte man gar nicht mehr wissen, wie das abschließende Urteil der Kulturhistoriker lauten wird.



Kommentar von Hans Krieger, verfaßt am 25.02.2005 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=212#393

Zum Beitrag "Kampagnen, Orden, Knallfrösche" von Dirk Metz

Die Sorge vor der unkontrollierten Macht der Medien ist begründet.
Absurd aber ist es, die Rückkehr eines großen Zeitungsverlages zur alten Rechtschreibung, von Metz als "Großangriff einiger deutscher Verlage auf die neue Rechtschreibung" bezeichnet, als Beispiel für unzulässige journalistische Machtausübung anzuführen.
Wenn wir von der Schule absehen, so sind die Journalisten, mehr noch als die Schriftsteller, die am meisten von der Rechtschreibreform betroffene Berufsgruppe. Mit der Beseitigung von Wörtern, der Einebnung von Bedeutungsunterscheidungen und der Deregulierung der Grammatik wurde ihnen die Ausdrucksvielfalt beschnitten und das Handwerkszeug beschädigt. Wenn sie sich weigern, die Neuschreibung weiterhin anzuwenden, so üben sie keine illegitime Pression auf die politischen Entscheidungsträger aus, sondern verteidigen ihr Recht auf freie Berufsausübung. Sogar das Bundesverfassungsgericht, das die Verfassungsgemäßheit der Rechtschreibreform rechtsfehlerhaft attestiert hat, gesteht außerhalb von Schule und amtlichem Schriftverkehr ausdrücklich jedermann das Recht zu, sich nicht an die reformierte Schreibung zu halten.
Die Entscheidung des Springer-Verlags gegen die Reformorthographie ist völlig legitim und bedarf keiner Rechtfertigung. Erstaunlich und erklärungsbedürftig ist vielmehr, daß dieser Schritt so spät erfolgte und nicht von der gesamten deutschsprachigen Presse mitvollzogen wird. Gegen die eigenen berufsständischen Interessen und gegen den erkennbaren Willen der Leserschaft hat die Presse sich 1999 gehorsam einer staatlichen Maßnahme der Sprachlenkung gebeugt, nachdem sie es zuvor - von einzelnen Ausnahmen abgesehen - sträflich versäumt hatte, die fachlich unsolide und im Verfahren antidemokratische Pseudo-Reform kritisch zu analysieren. Für dieses Versagen der Presse ist der Schritt des Springer-Verlags ein später und noch unvollkommener Akt der Wiedergut-machung.



Kommentar von Johannes Hauberger, verfaßt am 25.02.2005 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=212#392

Für die Attacke des Wiesbadener Staatssekretärs Metz gibt es vermutlich mehrere Gründe, unter denen die Rivalität zwischen seinem Intimus Koch und dem Niedersachsen Wulff nicht übersehen werden sollte. Viel hat sich ohnehin im Lager der politischen Durchsetzer der sogenannten Rechtschreibreform in den letzten Jahren nicht geändert. Man lese nur diesen Auszug aus der WELT vom 25. 10. 1997:

Die Ministerpräsidenten der Bundesländer halten weiter an der Rechtschreibreform fest. Zusammen mit dem Bund wollen sie noch im November über das weitere Vorgehen für eine einheitliche Rechtschreibreform in Deutschland beraten. Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Baden-Württembergs Regierungschef Erwin Teufel (CDU), sagte am Freitag nach Beratungen in Stuttgart, er sei sicher, daß es ungeachtet des weiteren politischen und juristischen Tauziehens bis zur offiziellen Einführung der neuen Schreibregeln zum 1. August 1998 eine einvernehmliche Lösung geben werde. Die Länderchefs seien sich einig, daß es für den Inhalt der Rechtschreibreform weder eines Gesetzes noch eines Staatsvertrags bedürfe, berichtete Teufel weiter. "Sprache ist ein dynamischer Prozeß, der nicht in Gesetzen statisch verfestigt werden kann." Auf ihrer zweitägigen Konferenz zeigten die Ministerpräsidenten zwar Verständnis für das vorläufige Ausscheren ihres niedersächsischen Amtskollegen Gerhard Schröder (SPD). Niemand habe jedoch seinem Beispiel folgen wollen, hieß es. Teufel sagte, Schröder habe nach Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg gar keine andere Wahl gehabt, als die Reform zunächst auszusetzen. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) äußerte sich im ZDF positiv über die Reform. Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) merkte an: "Die alte Rechtschreibung gibt nicht viel logischen Sinn, die neue gibt auch nicht viel logischen Sinn. Was zählt, ist allein die Sprache." Voilà.




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