Nachrichten rund um die Rechtschreibreform
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17.01.2005
„The worst miscalculation of Theodore Roosevelt’s career“
Das Scheitern der amerikanischen Rechtschreibreform
Der amerikanische Präsident versuchte es 1906 im Alleingang: mit dem Erlaß, daß behördliche Texte von 1907 an in simplified spelling zu drucken seien.
Er war ein Anhänger der 1886 gegründeten Spelling Reform Association – und die hatte im Gegensatz zur deutschen Rechtschreibkommission durchaus sehr namhafte Mitglieder. Doch es half nichts: der Oberste Gerichtshof verweigerte die Gefolgschaft, und das Repräsentantenhaus hob den Erlaß mit Vierfünftelmehrheit auf.
Die Träume der Spelling Reform Association waren damit nicht ganz ausgeträumt: vier Jahrzehnte lang, von 1934 bis 1975, sollte noch die Chicago Tribune versuchen, ihre Leser an Schreibweisen wie yern, iland oder dialog zu gewöhnen. Dann endlich gab auch sie auf.
Was aber grundsätzlich zu Sprache, Schrift und Rechtschreibreformen zu sagen ist, hat anläßlich der Diskussion von 1906 der Linguist Benjamin Ide Wheeler gesagt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2014 um 05.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#10031
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Der Zusammenhang ist hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ghoti
und vor allem hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Ghoti
dargestellt, mit weiteren Links.
Der lustige Einfall hatte einen bestimmten Zweck, und es ist tatsächlich ziemlich albern, Shaw sprachwissenschaftlich belehren zu wollen.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 12.12.2014 um 00.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#10030
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Natürlich hat Gauger recht, aber doch auf eine ganz platte und vor allem aufdringlich humorlose Art und Weise.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 11.12.2014 um 20.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#10029
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Ich kann die Kritik an der Kritik nicht ganz nachvollziehen. Was Shaw tatsächlich meinte, weiß ich nicht, aber sprachwissenschaftlich ist das natürlich Unsinn. Niemand käme auf die Idee, "ghoti" wie "fish" auszusprechen. Was soll man sich unter einem "ernstgemeinten Scherz" vorstellen? Die Geschichte erinnert mich an Thomas Freitags Version von Schillers "Glocke". Es wäre eine schöne Idee, wenn er nicht so haarsträubenden Unsinn verzapfen würde.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 10.12.2014 um 20.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#10028
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So etwas kann man im Proseminar erzählen, aber als »ernstgemeinte« Kritik an Shaws Scherz ist es einfach nur peinlich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2014 um 14.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#10027
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Herr Gauger schrieb neulich im Forum Sprachkritik der DASD:
Man kennt den Scherz von G.B. Shaw, den eben die Kontingenz der Orthographie des Englischen nervte, das Wort fish könnte man genau so gut ‚ghoti’ schreiben: ‚gh’ für ‚f’ wie etwa in ‚enough’, ‚i’ mit ‚o’ wie etwa in ‚women’ und ‚ti’ für ‚sh’ wie etwa in ‚nation’. Dieser übrigens ernstgemeinte Scherz zeigt, dass Shaw sprachwissenschaftlich ein Laie war, denn ‚gh’ kommt nie im Anlaut für ‚f’ vor und ‚ti’ nie am Ende für ‚sh’. Er hatte offensichtlich keine Ahnung von dem, was fachlich „Distribution“ heißt.
Ich glaube nicht, daß das eine berechtigte Kritik an Shaw ist. Offenbar schwebte Shaw eine phonetische oder allenfalls phonologische Orthographie vor, in der es Laut-Buchstaben-Entsprechungen gibt, aber keine distributionsabhängigen oder sonstigen Zusatzregeln. (Er mag sich in subtilerer Weise geirrt haben, insofern man nicht ganz klar sagen kann, gh in laugh, enough usw. werde "f" gesprochen - was ja erst mit einigen Umgebungsbedingungen so erkannt wird..)
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Kommentar von Pt, verfaßt am 11.09.2008 um 15.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7356
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Hier eine interessante Ergänzung zum Beitrag #7309:
http://languagelog.ldc.upenn.edu/nll/?p=492
Susan said,
September 11, 2008 @ 8:08 am
On the subject of 'ghoti', and lots more on the English Language, do have a read of this pamphlet:
http://www.sounds-write.co.uk/documents/spelling_theory_and_lexicon.pdf
Interessant im Zusammenhang mit Beitrag #7309 ist besonders der letzte Absatz auf Seite 12 und die ersten Absätze auf Seite 13.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 18.08.2008 um 12.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7321
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Von Sprachwissenschaftlern wird man doch wohl eine etwas sauberere Begriffsverwendung erwarten dürfen als von deutschen Verlegern, die bekanntlich regelmäßig Bücher aus inexistenten Sprachen wie dem *Amerikanischen oder dem *Mexikanischen ins Deutsche übersetzen lassen.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 18.08.2008 um 11.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7320
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Lautsprachlich ist es doch sinnvoll, zwischen Deutsch und Österreichisch zu unterscheiden, und dieser Unterschied kann sich bei der Schreibsicherheit bemerkbar machen. Ob das auch für den Unterschied zwischen Schottisch und Englisch gilt, vermag ich nicht zu beurteilen.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 18.08.2008 um 11.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7319
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Seymour et al. werfen selbst Scottish und English durcheinander ("The first analysis contrasted word and nonword accuracy in the simple and complex syllable languages (Scottish excluded)"), obwohl zwei der drei Verfasser zum Zeitpunkt der Veröffentlichung in Dundee unterrichteten.
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Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 17.08.2008 um 21.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7318
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(Als ich meinen Kommentar #7317 abschickte, hatte ich Herrn Markners Kommentar #7316 noch nicht gesehen.)
In der Tabelle, in der die Autoren der Studie die untersuchten Sprachen nach Tiefe der Rechtschreibung und Komplexität der Silbenstruktur einteilen, gibt es einen Eintrag German, aber keinen Eintrag Austrian. Ganz am Ende der (von Mark Liberman verlinkten) Studie sind, nach Sprachen sortiert, die Buchstaben und Wörter aufgelistet, die man Schülern vorgelegt hat, um ihre Fehlerquote beim Lesen zu ermitteln. Wieder gibt es Einträge für »German«, aber nicht für »Austrian«.
Die von Herrn Markner zitierte Bildunterschrift ist daher wohl nur etwas unglücklich formuliert.
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Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 17.08.2008 um 20.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7317
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Die Autoren der Studie weisen selbst auf den möglichen Einfluß unterschiedlicher Unterrichtsmethoden usw. hin. Deshalb ist es wohl gut, deutsche mit österreichischen Schülern zu vergleichen, um abzuschätzen, wie groß die Unterschiede sind, die nicht auf unterschiedliche Rechtschreibungen zurückgehen. Das würde bestimmt auch dem methodisch versierten Herrn Stefanowitsch aus Bremen gefallen, der auf eine Trennung verschiedener Einflußfaktoren bekanntlich großen Wert legt.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 17.08.2008 um 20.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7316
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Das ist eine sehr wohlwollende Interpretation. Die Bildunterschrift lautet "Complex syllable structure languages" (meine Hervorhebung).
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Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 17.08.2008 um 19.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7315
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Es geht natürlich nicht um German vs Austrian orthography, sondern um German vs Austrian pupils. Letztere Unterscheidung finde ich interessant, denn hier kann man Unterschiede sehen, die nur auf verschiedenen Lehrmethoden, Anteilen von Nichtmuttersprachlern usw., nicht aber auf verschiedenen Rechtschreibungen beruhen können.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 17.08.2008 um 19.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7314
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Kaum zu glauben, daß Seymour et al. in einer ihrer Graphiken zwischen "German" und "Austrian" differenzieren.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 17.08.2008 um 18.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7313
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#3584: Allen, die die englische Kleinschreibung über alles preisen, ein zweideutiges englisches Beispiel, womit verglichen die deutsche GKS-Schreibung eindeutig ist: "Bush condemns 'bullying' Russia" (http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7563452.stm).
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Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 17.08.2008 um 02.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7312
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Gestern setzte sich der Sprachwissenschaftler Mark Liberman im Language Log mit dem untenstehenden Economist-Artikel und der darin erwähnten »2003 study led by Philip Seymour of Dundee University« auseinander:
http://languagelog.ldc.upenn.edu/nll/?p=492
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Kommentar von The Economist print edition, Aug 14th 2008, verfaßt am 15.08.2008 um 18.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#7309
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English spelling
You write potato, I write ghoughpteighbteau
The rules need updating, not scrapping
GHOTI and tchoghs may not immediately strike readers as staples of the British diet; and even those most enamoured of written English’s idiosyncrasies may wince at this tendentious rendering of “fish and chips”. Yet the spelling, easily derived from other words*, highlights the shortcomings of English orthography. This has long bamboozled foreigners and natives alike, and may underlie the national test results released on August 12th which revealed that almost a third of English 14-year-olds cannot read properly.
One solution, suggested recently by Ken Smith of the Buckinghamshire New University, is to accept the most common misspellings as variants rather than correct them. Mr Smith is too tolerant, but he is right that something needs to change. Due partly to its mixed Germanic and Latin origins, English spelling is strikingly inconsistent.
Three things have exacerbated this confusion. The Great Vowel Shift in the 15th and 16th centuries altered the pronunciation of many words but left their spelling unchanged; and as Masha Bell, an independent literacy researcher, notes, the 15th-century advent of printing presses initially staffed by non-English speakers helped to magnify the muddle. Second, misguided attempts to align English spelling with (often imagined) Latin roots (debt and debitum; island and insula) led to the introduction of superfluous “silent” letters. Third, despite interest in spelling among figures as diverse as Benjamin Franklin, Prince Philip and the Mormons, English has never, unlike Spanish, Italian and French, had a central regulatory authority capable of overseeing standardisation.
Yet as various countries have found, identifying a problem and solving it are different matters: spelling arouses surprising passions. Residents in Cologne once called the police after a hairdresser put up a sign advertising Haarflege, rather than the correct Haarpflege (hair care). Measures to simplify German spelling were rejected by newspapers such as the Frankfurter Allgemeine, and defeated in a referendum in Schleswig-Holstein (though later endorsed by its legislature). A similar fate befell the Dutch, when opponents of the government’s 1996 Green Book on spelling (Groene Boekje) released a rival Witte Boekje. French reforms in the 1990s didn’t get off the runway, despite being presented as mere “rectifications”, and attempts this year to bring European and Brazilian Portuguese into line were denounced in Portugal as capitulation to its powerful ex-colony.
There are linguistic reasons too why spelling reform is tricky to undertake. Written language is more than a phonetic version of its spoken cousin: it contains etymological and morphological clues to meaning too. So although spelling English more phonetically might make it easier to read, it might also make it harder to understand. Moreover, as Mari Jones of Cambridge University points out, differences in regional pronunciation mean that introducing a “phonetic” spelling of English would benefit only people from the region whose pronunciation was chosen as the accepted norm. And, she adds, it would need continual updating to accommodate any subsequent changes in pronunciation.
Yes despite these concerns, some changes are worth considering; it takes more than twice as long to learn to read English as it does to read most other west European languages, according to a 2003 study led by Philip Seymour of Dundee University. Standardising rules on doubled consonants—now more or less bereft of logic—would be a start. Removing erroneous silent letters would also help. And as George Bernard Shaw observed, suppressing superfluous letters will in time reduce the waste of resources and trees. In an era of global warming, that is not to be sniffed at.
*Fish: gh as in tough, o as in women, ti as in nation (courtesy of GB Shaw). Chips: tch as in match, o as in women, gh as in hiccough.
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Kommentar von Independent, 07 April 2006 (Letters), verfaßt am 09.04.2006 um 16.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#3897
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Sweden leads the way in education with modernised spelling
Sir: Sue Palmer's belief that a later start to formal reading could help improve educational standards is silly. In Sweden and Denmark this begins at seven, but Danish children take longer learning to read and write than in Sweden, and Denmark has more adults with literacy problems.
Swedish children learn much faster and better because Sweden has repeatedly modernised its spelling. If we were seriously interested in improving literacy standards or the welfare of children in the UK, we would do the same.
As long as we insist on adhering to all the thousands of phonically incoherent English spellings such as "speak, speech, shriek, sheikh, scheme, unique" formal teaching of reading and writing has to start early. Anglophone children need much more time than other Europeans to learn those skills. Non-phonic spellings may also be easier to memorise before children's capacity for critical thinking has fully developed. Logical scrutiny of them does not help.
But subjecting children to so much illogical rote-learning in their early years does seem to have a peculiar long-term effect. Because I first started to learn to read and write with the phonically consistent spellings of Lithuanian and Russian, it has always seemed obvious to me that there is a clear connection between English literacy problems and the inconsistencies of English spelling.
During the three centuries of Norman rule, when the upper classes wrote and spoke mainly French and only the lower orders used English, ordinary people drastically simplified English grammar, and the language has been exceptionally easy to learn since . If they had been able to shape English spelling too, we would already have something much more sensible than the phonically incoherent chaos learners still have to wrestle with.
MASHA BELL
WAREHAM, DORSET
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 18.03.2006 um 16.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#3584
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Übrigens: Gerade weil Englisch einmal nicht die Großschreibung der Substantive hat und dann auch weniger die Zusammenschreibung von Substantiven kennt (wenn also ein Substantiv das folgende näher bestimmt), wird man beim schnellen Lesen oft gezwungen, den Satzteil (und deshalb oft den ganzen Satz) "noch einmal von Anfang an" anzusetzen. Die deutsche Zusammenschreibung hier — und der geringste Grad der Zusammenschreibung wäre bei uns die mit dem Bindestrich (bei neueren, zumeist außergewöhnlichen Zusammensetzungen [Goethestraße; Goethe-Institut]) — suggeriert da die richtige Aussprache viel schneller.
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Kommentar von Helmut Jochems alias Hans Busch alias Fred Frö, verfaßt am 18.03.2006 um 12.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#3582
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Im Internet gibt es einen interessanten Hinweis auf ein amerikanisches Forschungsprojekt, das die bisherigen Reformverschläge und -versuche für die englische Rechtschreibung untersuchen und dann konsensfähige Änderungen vorstellen möchte (From Ormulum to Shavian: Eight Centuries of English Spelling Reform). Die Initiatoren haben ihre Lehre aus der deutschen Rechtschreibreform gezogen:
Take a look at the German spelling reform of the 90'ies, and you'll see it is a hopeless undertaking. You'll end up with a spate of lawsuits from Alaska to the antipodes, not worth the effort.
English spelling per se is a linguistic problem (phonology/morphology), but it has often become an education issue (literacy). However, reforming English spelling would be a sociolinguistic matter, in which factors far beyond the language per se have to be taken into account, and this is probably why English spelling remains largely unchanged despite various attempts to reform English spelling over the centuries.
Man beachte, daß die Probleme der deutschen Rechtschreibung - klassisch oder reformiert - nur am Rande phonology/morphology betreffen. Eine sich spontan weiterentwickelnde Orthographie ("Univerbierung"), die zudem über die Lautung hinausgehende Möglichkeiten der graphischen Bedeutunsspräzisierung bietet, kann lexikographisch nur in Augenblicksaufnahmen erfaßt werden. Mit "Regeln" ist einem solchen quirligen Gebilde nicht beizukommen. Reformen sind ebenfalls aussichtslos, was mein in diesem Punkte sehr verdienstvoller Kollege Gerhard Augst gerade nachgewiesen hat. Wenn man keine Radikalkur und damit den Bruch mit der Schreibtradition riskieren will, gibt es nur einen Ausweg: Man läßt der deutschen Rechtschreibung ihre Freiheiten, einigt sich aber auf einen Minimalkanon, der für die Schule verbindlich ist und der allgemeinen Öffentlichkeit empfohlen wird.
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Kommentar von Hans Busch, verfaßt am 17.01.2005 um 20.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=185#179
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Geschichten wie die im Struwwelpeter heißen auf englisch "cautionary tales". So eine Struwwelpeter-Geschichte wäre für die Menschen in den deutschsprachigen Ländern die Chronik der amerikanischen Rechtschreibreform von 1906 gewesen - hätte man sie hierzulande gekannt. Auch nachträglich ist noch einiges daraus zu lernen. An den fettgedruckten Stellen sollte der Leser einhalten und sich fragen, ob es außer den Parallelen auch charakteristische Unterschiede zwischen den nationalen Mentalitäten gibt. Also los:
From boyhood, Theodore Roosevelt had been a notoriously bad speller; so as President he simply rewrote the rules of orthography—until a swarm of spelling bees stung him back to his senses.
Defenders of traditional spelling occupied the high ground of poetry and custom, while the reformers trotted out efficiency, that god of turn-of-the-century progressivism.
The game was really afoot when the spelling reformers found a sugar daddy in the person of Andrew Carnegie. The philanthropic steel titan counseled a name change for the organization ("reform" scares people, he insisted), and so the Spelling Reform Association became the Simplified Spelling Board.
In March 1906, the SSB released a list of 300 words crying out for orthographic reform. Some of the recommendations had already slipped into accepted usage: "honor" without the u, "center" instead of "centre," "axe" with the e chopped off. But others looked bizarre: The SSB suggested replacing the "ed" in such words as "kissed" and "missed" with a t. "Purr" would lose an r, and such words as "dullness" and "fullness" would be stripped of an l. "Through" would become "thru," and "thoroughly" would shrink to "thoroly." It all seemed so... mechanical. Rather like a metric system for words.
So in August 1906, with characteristic impulsiveness, President Roosevelt directed the Government Printing Office to adopt simplified spelling in all publications of the executive department. His order was not "far-reaching or sudden or violent," averred Roosevelt, but only a modest effort "to make our spelling a little less foolish and fantastic."
In best conspiracy-sniffing fashion, the Rochester Post-Express declared, "It is a scheme financed by Carnegie, backed by certain large publishing interests and designed to carry out an immense project for jobbery in reprinting dictionaries and school books." Abroad, observers wondered just what had happened to the unruly and libertarian Americans. "Here is the language of 80 million people suddenly altered by a mere administrative ukase," marveled an English paper. "Could any other ruler on earth do this thing?"
In the end, the Supreme Court refused to follow the President, as did the House of Representatives, which voted 142-24 to overturn T.R.’s order.
Unbowed, Roosevelt vowed to use simplified spelling in his own correspondence, and he did so fitfully. Discussing his Presidential legacy, he wrote to a friend, "I have succeeded in getting thru some things that I very much wisht, altho not always in the form I most desired."
Roosevelt’s crusade was carried on for some years by the Chicago Tribune, bastion of Midwestern Anglophobia, which between 1934 and 1975 used such spellings as "autograf," "ameba," "burocrat," and "rime," until finally its editors decided that enuf was enough.
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