Nachrichten rund um die Rechtschreibreform
Zur vorherigen / nächsten Nachricht
Zu den Kommentaren zu dieser Nachricht | einen Kommentar dazu schreiben
19.10.2004
Wer Afrikaner ist, ist keiner
Neue Blüten der Political correctness
Political correctness ist wie Musikberieselung: so allgegenwärtig, daß man es aufgegeben hat, sich gegen sie zu wehren.
Zwei neuere Auswüchse aber rufen in den USA nun doch stärkeres Kopfschütteln hervor. Zum einen ist das der sogenannte Edutalk: ein Pädagogenjargon, von dem sich selbst leidgeprüfte Amerikaner allzu veralbert vorkommen. Und zum anderen ist es der Streit um den Begriff African-American: Die Nachfahren der schwarzen Sklaven bestehen darauf, daß nur sie sich so nennen dürfen – und Afrikaner, die erst jetzt einwandern, nicht.
Diesen Beitrag drucken.
Kommentare zu »Wer Afrikaner ist, ist keiner« |
Kommentar schreiben | älteste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben |
Kommentar von F.A.Z., 09.09.2006, Nr. 210 / Seite 34, verfaßt am 08.09.2006 um 19.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=114#4811
|
Kulturwörterkampf
Es ist nicht das erste Mal, daß ein Kulturkampf auch noch gegen die Wörterbücher geführt wird. Seit zwei, drei Jahren wird in Frankreich unter militanten Vorzeichen über den Kolonialismus diskutiert, der in den Vorstädten weitergehe. Von einer Apartheid in der Banlieues haben radikale Minderheiten gesprochen und damit die Brandstiftungen gerechtfertigt. Es gab Auseinandersetzungen um ein Gesetz, das in der Tat schlecht war, und um einen neuen Gedenktag, der im Mai erstmals begangen wurde. Gegen eine Darstellung des Kolonialismus in einem Buch läuft bereits eine Klage. Nun kommt das weit verbreitete Wörterbuch "Le Petit Robert" an die Reihe. Eine Vereinigung militanter Black-Power-Organisationen und eine linker Antirassismus-Verein verlangen, daß die Redaktion den Begriff neu definiere. Dem gegenwärtigen Wortlaut werfen sie vor, er sei eine Rechtfertigung. Als etwas mißverständlich kann die Formulierung, beim Kolonialismus handle es sich um eine "Aufwertung" des kolonialisierten Landes, wohl verstanden werden - es folgt indes gleich der Zusatz: "zu dessen Ausbeutung". Das ist zumindest nicht die Sichtweise der Opfer, aber auch keine gezielte "Provokation" ihrer Nachfahren. Diese würden am liebsten von einer "schwarzen Shoah" reden. Auf die Weigerung der "Robert"-Reaktion, sich dem "ideologischen Druck" zu beugen, haben sie nun einen Aufruf zum Boykott des Wörterbuchs erlassen. J. A.
|
nach oben
Zurück zur vorherigen Seite | zur Startseite
|