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22.04.2005
ÖWB
Neubearbeitung bereits fertig
Gegen Änderungen im Sinne der Sprachrichtigkeit und des üblichen Schreibbrauchs wehren sich einige Österreicher, die mit dem Österreichischen Wörterbuch verbunden sind.
Der Widerstand erklärt sich, wie angedeutet, einfach daraus, daß die Neubearbeitung des ÖWB bereits fertig ist und probeweise auf der Internetseite des Verlags dargeboten wird. Dazu gibt es einen Überblick über die Regeländerungen vom vorigen Jahr. Die Darstellung ist allerdings falsch, da sie nur die Erweiterung der Partikelliste, nicht aber ihre Öffnung enthält. Und aus der richtigen Darstellung der neuen GKS sieht man, daß sie keinen Bestand haben kann.
Es läßt sich nicht ändern: man muß noch einmal an die Arbeit gehen. Ich rate allerdings, sich damit Zeit zu lassen, denn vorläufig ist nicht mit einer neuen Einheitsorthographie zu rechnen, die länger als ein paar Wochen gilt.
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Kommentare zu »ÖWB« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2017 um 18.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#36347
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Mir ging es genau so. Es ist wohl eine Kontamination wie verbitten/verbieten, nur eben in Österreich schon verbreiteter. Im Deutschen Wörterbuch kommt es in dieser Konstruktion und Bedeutung noch nicht vor, eine alte reflexive Verwendung weicht semantisch ab.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.09.2017 um 09.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#36344
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Ist dieser Gebrauch wirklich auf Österreich beschränkt? Eine Kollegin vom Bodensee spricht auch so. Früher vermutete ich eine Kontamination von »sich wehren« und »sich verwahren«, aber die Google-Suche ergibt auch viele Treffer in Texten aus Deutschland (nicht nur Südwestdeutschland). Nur drei Beispiele: ein Artikel des in Lübeck geborenen und in Berlin lebenden Robert Detje: http://www.zeit.de/1995/12/Auf_der_Phosphorcouch/komplettansicht, ein Interview mit dem in Hamburg aufgewachsenen Carsten Frerk: http://www.fr.de/kultur/kirche-und-staat-viele-reagieren-bei-der-kirche-wie-bei-der-polizei-a-361134, ein Blog-Beitrag des »bodenständigen Franken« Christian Mittermeier: http://geschmackssachen.aeg.de/obst-und-gemuese-daumen-hoch-fuer-misfits/. Vielleicht halten manche »verwehren« auch für eine vornehme Variante von »wehren« (vgl. verbleiben, versterben usw.).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2017 um 06.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#36341
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Bisher war mir nicht bekannt, daß die Österreicher sich verwehren im Sinne unseres sich verwahren gebrauchen. So ist es aber:
Die Debatte rund um die Verwendung geschlechtergerechter Sprache stößt bei Salzburgs Frauenreferentin Landesrätin Martina Berthold auf Ablehnung: „Seit mehr als 20 Jahren setze ich mich für eine geschlechtergerechte Sprache ein, verwehre mich gegen das ,Mitgemeintsein’ und akzeptiere keine Generalklauseln oder Ausflüchte, dass das alles ja so kompliziert und unlesbar wird“. (Welt 29.7.14)
(Zugleich ein Beispiel für das verbissene österreichische Gendern.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2016 um 23.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#33276
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Nach Kurt Meyer (Wie sagt man in der Schweiz? – Wörterbuch der schweizerischen Besonderheiten, Dudenverlag, Mannheim 1989) sind Formen wie sitzest/liesest/hassest/wünschest im Binnendeutschen veraltet, poetisch oder geziert, in der Schweiz aber »bis heute« normalsprachlich bis veraltend, die Kurzformen fänden aber auch dort immer größere Verbreitung. Weiß jemand etwas über den aktuellen Stand?
(Meyers Wörterbuch ist 2006 in einer offenbar nur leicht überarbeiteten Fassung im Verlag Huber, Frauenfeld, unter dem Titel »Das Schweizer Wörterbuch – So sagen wir in der Schweiz« neu erschienen. Sollte jemand das Buch zur Hand haben, würde mich auch interessieren, was dort zu diesem Thema steht. In der Duden-Ausgabe von 1989 findet sich die entsprechende Passage in der »Grammatikalischen Skizze der Besonderheiten« im Abschnitt über Formenlehre und Wortsyntax, Verb, 2. Person Sg., unter Nr. 062.)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.09.2016 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#33275
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sitzest oder sitzet usw. ist mir auch von klein auf sehr geläufig, z. B.
"sitzet zur Rechten Gottes", "gehet hin in Frieden", auch soll Luther gefragt haben, "Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?" usw. Das fanden wir Kinder natürlich lustig, wir verspotteten gern durch Nachahmung die gehobene, altmodische Sprache der Kirche.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2016 um 11.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#33274
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Ich kann es gerade nicht finden, aber ich muß schon mal erzählt haben, daß ich aus meiner Kindheit sitzest nicht als ungewöhnlich empfinde; wohl regional, aber mir fehlen die Informationen dazu.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 08.09.2016 um 09.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#33273
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du sitzt fühlt sich etwa so falsch an wie du sitzest altmodisch.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2016 um 08.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#33271
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Ja, steht tatsächlich so im ÖWB:
du forsch[s]t
du husch[s]t
du lösch[s]t
du misch[s]t
du tausch[s]t
usw.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2016 um 07.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#33270
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Ich habe das ÖWB gerade nicht zur Hand, dort sollen du forscht, mischt usw. zulässig sein.
Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr sich das Urteil deutscher Sprecher hier spaltet: Manche finden du forschst unmöglich (auch wenn sie zugestehen, daß man es so schreibt), andere wie ich zum Beispiel sprechen das s immer mit.
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Kommentar von Kleine Zeitung, 5. Juni 2012, verfaßt am 22.06.2012 um 18.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#20925
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[...]
Mittlerweile ist das ÖWB auf fast 90.000 Stichwörter angewachsen. Zwar muss diesmal keine ganz neue Rechtschreibung erklärt werden. Trotzdem gibt es nach wie vor eigene Rechtschreibkästen sowie die "amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung". Ebenfalls wieder enthalten ist ein Anhang "Zur deutschen Sprache in Österreich". Auch neue Austriazismen sind natürlich vertreten - etwa die "Rapid-Viertelstunde" oder die "Ballmutter". Und auch das "Anfüttern" ist typischerweise auf österreichische Verhältnisse gemünzt.
[...]
www.kleinezeitung.at
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Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 17.05.2012 um 15.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=69#20734
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Auch das Österreichische Wörterbuch erscheint jetzt neu: Ab dem 1. Juni 2012 wird die 42. Auflage zu haben sein.
Wie wir erfahren, feiert »das Nachschlagewerk für die Sprache in Österreich das 60jährige Jubiläum«.
Außerdem »ist die 42. Auflage des Österreichischen Wörterbuchs auch für Zuhause erhältlich«.
http://tinyurl.com/bvvzh82
Vermutlich hat man in die Neuauflage die Vorschläge des Rates vom Dezember 2010 eingearbeitet.
Damit ist der Duden das letzte der bekannten Rechtschreibwörterbücher, in dem selbige in dessen aktueller Auflage noch nicht zu finden sind.
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