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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.06.2006
 

... und Freiheit
Staatsorthographie und Staatsräson

Romanus Otte schreibt in der WamS über die GEW und ihren Verdruß wegen der „furchtbaren“ Nationalhymne.
»Die GEW plädiert für die Einheitsschule. Sie ist für eine staatlich verordnete Rechtschreibung, verlangt höhere Steuern, lehnt Studiengebühren aber ab. In der Summe ist sie für mehr Staat und weniger Freiheit. Ihre Leitkultur ist eine andere.«

Ganz richtig, aber die WamS und der Springer-Verlag wollen sich der hauptsächlich von der GEW betriebenen Staatsorthographie anschließen – aus Gründen der Staatsräson, wie Springer-Chef Döpfner in jenem bekannten Standardbrief wissen läßt. Was soll man nun davon halten? Sie wissen nicht, was sie tun, aber das gilt nur in bezug auf den Inhalt der revidierten Reform, nicht was die politische Grundsatzentscheidung betrifft, das Kuschen also vor den fadenscheinigsten Argumenten und der Suada des in Rechtschreibgeschäften herumreisenden Ratsvorsitzenden.



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Kommentare zu »... und Freiheit«
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Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 19.06.2006 um 07.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=533#4351

"Sie wissen nicht, was sie tun"
Exakt. Und das tun sie aus voller Überzeugung. Dies genau ist das Gefährliche daran: Wo (beschränkter) Geist auf Ideologien trifft, fühlt er sich in dessen Scheinsicherheit sauwohl. Die "nützlichen Idioten", die Anhänger der Lehre, setzen begeistert durch, was Verband oder Partei als Propaganda ausgeben, hinterfragen nichts und wirken dadurch auf ihre beschränkte Weise authentisch. Eine Korrektur bzw. Richtungsänderung wird selbst dann nicht in Erwägung gezogen, wenn ringsum schon Niederlagen zu erkennen sind. Sie kämpfen bis zum letzten Buchstaben um die Reformschreibung, vordergründig für das Volk, in Wahrheit gegen das Volk! Die "Wunderwaffe" Zehetmair hat hat einen Teilsieg errungen, der Endsieg steht angeblich vor der Tür ...

Niemand anders als die Sprache selbst wird über diese Dummheiten triumphieren. Alle guten Dinge wachsen langsam.
 
 

Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 18.06.2006 um 22.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=533#4348


Wir kennen Humboldt, aber wer ist Zehetmair?
(In Erinnerung an ein Fan-Plakat zum WM-Finale von 1974: „Wir kennen Bonhof, aber wer ist Cruyff?“)

Ich weiß nicht, ob der Alexander oder ob der Wilhelm von Humboldt in pädagogischer Hinsicht maßgeblich ist, doch seit der heutigen Ausgabe der FAS (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) favorisiere ich – als ehemaliger Pädagoge – den Wilhelm
Der Artikel von Verfasser Rainer Hank war überschrieben mit den Worten: „Der fürsorgliche Staat demütigt die Menschen“, und die Quintessenz des Artikels, in dem es ganz besonders um Steuerfragen ging, lautete: „Der Staat mag für Sicherheit sorgen, dann ergibt sich die Freiheit der Bürger von selbst.“
(In gleicher Ausgabe wurde im übrigen auch über aufkeimenden Nationalstolz anläßlich der WM 06 nachgedacht, denn Redaktionskonferenzen lassen keine Chance aus, ein Thema möglichst umfassend zu behandeln.)

Schade, daß kein Bogen geschlagen wurde zum einstigen bayerischen Kultusminister Zehetmair. Jenen, aus Wahlen hervorgegangenen, legitimen Spätnachfolger eines Wilhelm von Humboldt (1769 bis 1859) hätte man nämlich an den Aussagen seines Urahnen messen können. Herr Zehetmair, seines Zeichens Vorsitzender des „Rats für deutsche Rechtschreibung“, war ja ebenfalls um Sicherheit (speziell in Rechtschreibfragen) bemüht; wobei das gerade nicht die Sicherheit war, die auch nur einer der beiden Humboldtbrüder aufgrund des gemeinsamen Erfahrungsschatzes jemals befürwortet hätte.

Zehetmair steht in jener Allparteienkoalition, die dem Staate aus ureigener Bequemlichkeit etwas zubilligen, was ihm gar nicht zusteht. Der Artikel der FAS, S. 11, vom 18.06.06, ist unter diesem Aspekt - aber auch sonst - lesenswert.

 
 

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