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04.03.2006
Vorwiegend heiter
Die „Zehetmair-Eisenbergsche Rechtschreibung“
Sogar in der Antarktis konnte ich letzten Donnerstag das ZDF empfangen.
Sonst mache ich ja um das Fernsehen einen großen Bogen, aber es war doch nett zu sehen und zu hören, mit welcher Ironie Frau Gerster die Nachricht von der „fünften“ (!) Revision der Rechtschreibreform verlas und auch alles übrige. Die Stimmung ist eigentlich gut, und wenn es auch dem Herrn Zehetmair gelungen sein sollte, einige Zeitungsleute über den Tisch zu ziehen und sie demnächst irgendeine dieser unsäglichen Schreibweisen übernehmen werden, ist das Ganze doch auch ziemlich lustig. Die Reformer können nicht mehr siegen. Was meint denn Zehetmair, wenn er sagt, es werde seine Zeit dauern, bis sich die Leute mit der Rechtschreibreform abgefunden haben werden? Mit welcher denn? Wir werden diesen konfusen Haufen unverständlicher Regeln für alle Zeiten die „Zehetmair-Eisenbergsche Rechtschreibung“ nennen, das ist Strafe genug.
Mit diesen Gedanken bin ich hinter dem Wettersteingebirge aus der Loipe gestiegen und war zu jeder Wette bereit, daß der Vorsitzende nach wie vor nicht weiß, wovon er überhaupt spricht, genau wie sämtliche amtierenden Kultusminister. Und dann die beschwörenden Formeln in allen deutschen Zeitungen, daß nun das Ende erreicht, die Reform „perfekt“ sei usw. Beendet ist die Komödie noch lange nicht, aber lachen darf man schon mal.
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Kommentar von Reformgegner, verfaßt am 04.03.2006 um 20.34 Uhr
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Das würde ich auch sagen. Jetzt geht das bunte Treiben erst richtig los! Allein die überall zu lesenden Stellungnahmen, die zum Ausdruck bringen, die erneute Reform hätte "wenigstens die gröbsten Fehler bzw. Unzulänglichkeiten der 96er Reform behoben", zeigen, wie es wirklich aussieht.
Mögen viele klassisch schreibende Medien standhaft bleiben! – Der vielbeschworene Rechtschreibfriede ist ferner denn je ...
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.03.2006 um 12.49 Uhr
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Wir werden diesen konfusen Haufen unverständlicher Regeln für alle Zeiten die "Zehetmair-Eisenbergsche Rechtschreibung" nennen, das ist Strafe genug.
Wie wäre Deutsche Demokratische Rechtschreibung, kurz: DDR? Meiner Meinung nach trifft das in verschiedenster Hinsicht den Nagel auf den Kopf. Das heißt, die DDR ist in sehr vielem sehr ähnlich wie die DDR. Man denke an die Spaltung Deutschlands, das Diktat des Proletariats, die verfemte Intelligenz, man denke an die Gefangenhaltung der Betroffenen, die Unterdrückung der Kritik, an Propaganda, Mitläufertum und Durchhalteparolen, auch an die lange Zeit der Resignation, obwohl man doch eigentlich wußte, daß die Spaltung der Nation ein unhaltbarer Zustand war und das freiere System obsiegen mußte. Vielleicht sollten wir, wenn wir abkürzen, von der DDR reden. Vielleicht spricht sich das herum, vielleicht wird es nachgeahmt, wer weiß?
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Kommentar von Berliner Umschau, verfaßt am 05.03.2006 um 12.56 Uhr
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"Künftig, so machte es die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave, deutlich, gehe es im Prinzip gar nicht mehr den Anspruch einer gemeinsamen schriftlichen Hochsprache."
Siehe hier (Berliner Umschau).
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.03.2006 um 13.47 Uhr
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Das "Sozialistische Friedenslager" damals: "Wer sich nicht freiwillig unterwirft, will keinen Frieden". Heute keinen Rechtschreibfrieden.
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Kommentar von Die Welt, verfaßt am 05.03.2006 um 17.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=438#3074
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„Jahre unbeschwerter Arbeit“
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Kommentar von Fungizid, verfaßt am 05.03.2006 um 19.39 Uhr
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Nüü, Härr Wrase,
daß dä DDR nüsch mähr egsistierd, log nüsch am freieren Sysdähm, sündärn am reischeren. Ün dä Spaltung, Härr Wrase, log doch an dän Ultras am Rhein, nüwoor?
Üsch frooch müsch, ob dä RSR vor 1989 ouch so gekommen wäre. Gloubüsch obr nüsch.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.03.2006 um 21.04 Uhr
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S freiere Sischdeem isch halt au s reichere Sischdeem, weil em freiere Sischdemm ko jeder wirtschafta, wier er's am beschda ko, und bloß so kommt äbbas Gescheids dabei raus. Ob's de Reform au gäba hätt, wenn de DDR net onderganga wär, woiß i au net, i ko mer's eigendlich net vorschdella. Aber jedafalls hemmer jetzt wieder a deidsche Teilong, also praktisch wieder a DDR.
W. W. (gebirtiger Tiebinger)
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Kommentar von Tünnes, verfaßt am 05.03.2006 um 22.49 Uhr
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Un wie dä Kölsche sät: Et hätt no immer jot jejange. Dat jilt och für die Räächschrievung. Maat ens wigger so hä op dä Websick.
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Kommentar von Schääl, verfaßt am 05.03.2006 um 23.35 Uhr
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De letzte Satz hen isch ned verstahn, Tünz!
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Kommentar von Bebbi, verfaßt am 06.03.2006 um 02.02 Uhr
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Emel e Schwyzer, wo nume uf e Doon loost, verschtoot's öbbe däwäg: "Macht mal weiter so hier auf der Website."
Han y's breicht oder fuul y uuse?
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Kommentar von GL, verfaßt am 06.03.2006 um 03.47 Uhr
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Für die drei schönsten Tage des Jahres wünsche ich der Basler Bevelkerig, vom jüngsten Binggis bis zum ältesten Bebbi, eine tolle Fasnacht. Es wäre schade, würden diese mit ihren Schyssdräggziigli durch die Stadt im Schnee versinken.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 06.03.2006 um 08.23 Uhr
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Womit wir dann wieder beim von Marianne Demmer angeführten Narrenzug wären.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2006 um 09.39 Uhr
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Ich kann gar nichts. Außer Hochdeutsch.
Darum nur mal eine kleine Zwischenbemerkung: Man darf gespannt sein, ob die Kultusministerien es wagen werden, das Machwerk im Amtsblatt zu veröffentlichen (wie 1996), oder sich damit begnügen, auf dreihundert herunterladbare Seiten im Internet zu verweisen – oder auf die Buchfassung, die wohl wieder bei Narr in Tübingen erscheinen wird. Nach dem besonders eifrigen Reformdurchsetzer Toni Schmid (der heute von der RSR nichts mehr wissen will und sie angeblich sogar schon immer kritisch beurteilt hat) gehörte das Studium der Orginalfassung 1996 zu den Dienstpflichten eines jeden bayerischen Lehrers (allerdings nicht des Kultusministers, wie man ja dann auch ausgiebig bemerken konnte).
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 06.03.2006 um 09.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=438#3087
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Konrad Adam, früher bei der F.A.Z. für Familie und Kinder zuständig, heute bei der WELT für dasselbe Thema, eigentlich immer den gleichen Artikel schreibend, konnte es sich nicht verkneifen, auch zur Rechtscheibreformreform etwas von sich zu geben. Für ihn ist die Orthographie ein Marterwerkzeug in der Hand von Pädagogen und Germanisten, mit dem sie die übrige Bevölkerung quälen. Diese Berufsgruppen sieht er sogar im Rechtschreibrat am Werke, über dessen Zusammensetzung er keine Kenntnis zu haben scheint. (Bei "Pfennigfuchser" dachte ich zuerst, er meine die überproportional vertretenen wirtschaftlich Interessierten.) Zum Glück gibt´s auch noch D. Guratzsch.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.07.2020 um 23.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=438#43989
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Mit dem Wetter ist es wie mit dem Geschmack, wat dem en sin Ul, is dem annern sin Nachtijall. Trotzdem kann ich"s manchmal nicht verstehen.
War’s gestern oder vorgestern – ich verliere auf meiner Radtour ein bißchen das Gefühl fürs Datum, aber da hieß es im Wetterbericht der Tagesschau, von einem sich nähernden Hoch würde besonders der Süden "profitieren". Dazu wurden dann Temperaturen von 33°C bis 34°C in Aussicht gestellt.
Hitze, Sonnenbrand, Durst, trockene braune Grasflächen oder teuere Bewässerung, schlaflose Nächte usw., wo ist da der Profit? Daß unter dem Hoch besonders der Süden zu leiden hätte, würde mir schon eher einleuchten.
Ach ja, der MM macht auch mit, er titelt heute auf Seite 6: "Freundlich, sehr warm". Wie paßt das beides zusammen? Derweil meldet Das Erste schon einen Anstieg auf demnächst 35 Grad. Welch ein Gewinn!
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.10.2020 um 22.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=438#44588
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Mein Gott, wie halten wir das wieder aus?
Von einem Tief zum nächsten wird es nicht nur sehr warm, sondern gleich sehr, sehr warm.
(ZDF, heute-journal 21.45 Uhr, Wettervorher-Sage)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.11.2021 um 01.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=438#47516
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ZDF, heute Sendung, 6.11.21, 19:00 Uhr:
[...] der erste schöne Schnee des Jahres. Bis in die Täler hat er es zwar noch nicht geschafft, aber immerhin auf den Fichtelberg im Erzgebirge.
ZDF, heute journal, 6.11.21, 23:45 Uhr:
[...] nicht nur recht viel Regen, sondern auch Schnee. In den östlichen Mittelgebirgen wie hier im Fichtelgebirge [...] Gelegenheit für erste Wintersportaktivitäten.
Dazu wurden beide Male das Fichtelberghaus und die verschneiten Hänge des Fichtelberges gezeigt, natürlich im Erzgebirge! :-)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2021 um 05.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=438#47518
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Eine meiner Töchter (aus Gründen des Datenschutzes sage ich nicht, welche) hat sich auch angewöhnt, statt sehr fast immer sehrsehr zu sagen. Als Sprachwissenschaftler höre ich das natürlich mit Interesse.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.11.2021 um 00.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=438#47520
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Sagt sie denn auch richtigrichtig, wie in Der Film war richtigrichtig gut? Aber im Ernst, so was kommt und geht. Und manchmal kommt es sogar wieder.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2021 um 08.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=438#47522
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Verstärkungen schwächen sich routinemäßig ab, werden dann wiederholt oder durch weitere Verstärkungswörter neu belebt. Das ist ja bekannt, sehrsehr paßt dazu.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.11.2021 um 11.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=438#47524
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Ich beobachte die Verdopplung vor allem bei einsilbigen Wörtern:
sehr sehr, viel viel, ganz ganz.
Selten bei viele, viele,
und wohl noch nie verneint: nicht sehr sehr.
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