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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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24.02.2006
 

Dudendämmerung
Beiträge zum Niedergang

Es war von einer gewissen Tragik im Hause Duden die Rede.
Man kann das auf den ganzen Konzern beziehen, es beschränkt sich aber nicht auf die Beteiligung an der orthographischen Sprachverhunzung. Ein weiterer Beitrag zum Niedergang war die zunehmende Vergabe wichtiger Aufgaben an schnell und billig arbeitende Laien, z. B. Christian Stang. Sonderbar allerdings, daß niemand aus der Redaktion diese Produkte noch einmal unter die Lupe genommen hat, vielleicht war die Verachtung zu groß, oder es handelt sich um stille Sabotage. Ja, und dann darf man nicht vergessen, wie sich der Duden der politischen Korrektheit verschrieben hat. Ich erwähne nur die lächerlichen 5.000 weiblichen Personenbezeichnungen im DUW: Branntweinbrennerin, Buhruferin, Chiliastin, Durchwanderin, Epigraphikerin, Erbsenzählerin, Fanbetreuerin, Fassadenkletterin, Filzokratin, Garnelenfängerin, Herrgottsschnitzerin, Insurgentin, Interventionistin, Kolonnenspringerin, Körnerfresserin, Leichenschänderin, Moritatensängerin, Neuhegelianerin, Plapperin, Punktelieferantin, Schrotthändlerin, Topfguckerin, Transplanteurin, Trassantin, Vizeadmiralin, Zinkerin ...
So verspielt man einen Ruf. Falsche Verlagsentscheidungen, mutlose Redakteure, wer weiß? Selbst im Zeitalter beschleunigter Modellzyklen (der neue Wahrig kommt schon kaum zehn Monate nach dem vorigen heraus) bleiben Bücher eine Weile in den Regalen und erinnern an die Schande.



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Kommentare zu »Dudendämmerung«
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 06.12.2009 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=436#15353

Zuerst hat die Werbeagentur einen Werbelektor mit der Prüfung beauftragt (das war in diesem Fall ich), dann wurde das Okay vom Werbekunden eingeholt, also von der Dudenredaktion. Beide hätten selbstverständlich den Fehler erkannt. Von einer freigegebenen Anzeige werden aber oft erst nachträglich sogenannte Abformate hergestellt, die in die Seiten- bzw. Spaltenbreite der Zeitungen passen, in denen sie erscheinen sollen. Der Fehler kann auch in dem freigegebenen Format entstehen, wenn es in einem anderen Programm weiterverarbeitet wird (in der Setzerei der Zeitung), das den Zeilenumbruch nach seiner eigenen Programmierung durchrechnet.

Erstaunlich ist, wie viele solche herkömmliche st-Trennungen nach wie vor von den Programmen erzeugt werden. Im Schnitt korrigiere ich mehrere am Tag.

Man könnte über die Anzeige spotten, wenn auch der Duden Korrektor solche herkömmlichen Trennungen erzeugt. Ich kann das nicht beurteilen, ich habe das Programm nicht. Ich habe ersatzweise in Word diese Trennung geprüft. Word trennt leis-tungsstark – unabhängig davon, ob "neue Rechtschreibung" aktiviert oder deaktiviert ist.

Ich weiß nicht, warum die Silbentrennung in den gängigen Programmen so lausig programmiert ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2009 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=436#15351

In der neuesten farbigen Duden-Anzeige wird das Paket aus Buch und Korrektor mit dem Satz beworben, es sei so lei-stungsstark wie nie zuvor. Die Redaktion scheint die neuen Trennungsregeln schon wieder verlernt zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2009 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=436#15315

Der schleppende Verkauf des Duden (s. Zeitungsberichte von heute) wird den neuen Eigentümer nicht ernsthaft gefährden, aber ein Menetekel ist es doch. Vor allem bestärkt es mich in meiner Ansicht, daß das Nebeneinander von Duden und Wahrig wohl das Jahr 2010 nicht überleben dürfte.

Der Verlag gibt nun bekannt, daß er sich viel vom Weihnachtsgeschäft verspricht (siehe z. B. im Börsenblatt: "Ohne Rückenwind der Rechtschreibreform"), wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Sonderangebot von Buch plus Korrektor. Mag sein, aber den Umschwung wird es nicht bringen. Wahrscheinlich sind nach Weihnachten schon bald neue Sonderangebote nötig.
Die Zahlenangaben (400.000 statt 500.000 verkaufte Bände) sind anscheinend auch neu, unter dem alten Regime hat man nie etwas über die Auflagen erfahren.

Ob wir durch unsere Kritik auch ein wenig zur Dudendämmerung beigetragen haben?
Zehetmairs Satz von der "Marktberuhigung" gewinnt jedenfalls einen ungeahnten neuen Sinn ...
 
 

Kommentar von buchmarkt.de, verfaßt am 03.03.2006 um 00.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=436#3054

02.03.2006 18:47
RECHTSCHREIBREFORM
Der neue DUDEN kommt am 22. Juli / Wahrig auch in den Startklöchern

Nachdem die Kultusminister der deutschen Bundesländer die Vorschläge des "Rates für deutsche Rechtschreibung" für eine Modifizierung des amtlichen Regelwerkes der deutschen Rechtschreibungangenommen haben, kann die Rechtschreibreform als abgeschlossenbetrachtet werden. Das teilte heute die DUDEN-Redaktion mit. Und:

Mit der Entscheidung der Kultusminister werde aus Sicht der Dudenredaktion die von ihr seit Jahren geforderte Sicherheit in Fragen der Orthografie wiederhergestellt: "Die Neuauflage des Rechtschreibdudens wird allen den letzten Stand der amtlichen Rechtschreibregelung leicht zugänglich machen und sie wird dabei in jeder Hinsicht neue Maßstäbe setzen", kommentiert Dr. Matthias Wermke, Leiter der Dudenredaktion.

Die neue, 24.Auflage, kommt am 22. Juli, aber auch als CD-ROM für Windows, Mac und Linux sowie als Software für Handheldsund Smartphones.

Ebenfalls in den Startlöchern ist auch der WAHRIG, der vor einigen Tagen schon signalisiert hat, dass man mit einer abschließenden Entscheidung rechne und bald in Druck gehen werde.
 
 

Kommentar von Marc Eckes, verfaßt am 24.02.2006 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=436#2874

Mir fällt in diesem Zusammenhang gerne Robert Gernhardt ein, der bereits 1988 in den taz-Artikeln die "PlündererInnen", "VerbrecherInnen", "AusbeuterInnen" und "BlutsaugerInnen" etc vermißte:
"Der Hund bellt, die Sprachkarawane zieht weiter, lauter hochmotivierte Kamele, die sich des rechten Weges ebenso bewußt sind wie der Rechtmäßigkeit ihres Tuns. Und haben sie nicht recht, wenn sie Hirn und Herz dafür einsetzen, dem uralten Menschheitstraum einer nicht-sexistischen Sprache näherzukommen?"
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 24.02.2006 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=436#2873

Zur Erinnerung: Die weibliche Form Nationalsozialistin fehlt im Duden (Ausgabe 2004, S. 682).
 
 

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