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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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31.10.2005
 

Groß und klein
„Substantivierung“ ist nicht überall dasselbe

Nach der Neuregelung sollen substantivische Bestandteile mehrteiliger Entlehnungen groß geschrieben werden: Ultima Ratio usw. Inkonsequenterweise sollen aber die nichtsubstantivischen Bestandteile keineswegs klein geschrieben werden.
Konsequent wäre ultima Ratio statt bisher Ultima ratio (nach der unübertrefflich einfachen, aber jetzt abgeschafften Regel: das erste Wort groß, alles übrige klein).

Nun bedeutet aber "Substantivierung" nicht in allen Sprachen dasselbe: Café crème, Herpes zoster, Consilium abeundi usw. sind durchaus verschieden zu beurteilen. Man denke nur daran, ob ein substantiviertes Verb (Infinitiv, Gerundium) seine Rektion beibehält oder nicht. Auch die "Substantive" im Französischen, Italienischen usw. haben ihre besondere Syntax, die nicht mit der deutschen übereinstimmt. Mit diesen Problemen sind die Wörterbücher bis heute nicht fertiggeworden, wie die ungleichmäßige Behandlung zeigt.



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Kommentare zu »Groß und klein«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2017 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#36754

Die reformgerechte Großschreibung der Sprachenbezeichnung in auf Deutsch usw. haben wir oft diskutiert, vgl. auch mein Schildbürgerbüchlein S. 104.
Ein substantiviertes Adjektiv ohne Artikel ist kaum anzunehmen. Aber was liegt wirklich vor? Sehen wir uns nach Parallelen um. Es gibt nach innen, außen, hier, also Präposition + Adverb. Ferner von ventral nach dorsal, nach zentral, primär Adjektive, aber meiner Ansicht nach in adverbialer Auffassung genau entsprechend innen usw. – Kleinschreibung wird nicht angezweifelt.
So schlage ich vor, auch die Sprachenbezeichnungen adverbial zu deuten, nicht erst die gesamte Verbindung (wie in latine loqui). Daher üblicherweise auch kein flektiertes Adjektivattribut: *auf gutes Deutsch. Um so unverständlicher die neue Großschreibung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2017 um 04.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#36566

Starkes Pressen und Drücken sind No-Gos. (auf dem Klo nämlich, t-online 12.10.17)

Wegen der Großschreibung s. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#34115
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2017 um 17.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#35554

Wenn man Ultima Ratio liest, kann man wohlwollend denken: Na gut, es geht um die Ratio, darum groß. (Aber warum das Adjektiv klein?)
Dagegen bei Herpes Zoster und Café Crème handelt es sich um Konstruktionen, die im Deutschen nicht recht funktionieren, das leuchtet daher weniger ein. Beim Griechischen kommt hinzu, daß die Bedeutung und Wortart von zoster nur wenigen bekannt waren, weshalb es hier seit 1996 einiges Schwanken gegeben hat, dem die Reformer, die es ja auch nicht wußten, aus der Ferne zusahen. Wir sollen also die Wortart in allmählich schwindenden oder exotischen Fremdsprachen ermitteln und dann über die Großschreibung entscheiden. Das ist nicht gerade freundlich. Nun aber: Warum stellt der Duden frei, auch Café crème zu schreiben, Herpes zoster aber nicht?
Soweit ich mich erinnere, haben die Reformer in 21 Jahren nicht für Klarheit zu sorgen versucht, und der gegenwärtige Rechtschreibrat interessiert sich nicht für Rechtschreibung.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 20.01.2017 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#34359

Im Wikipedia-Artikel über den Pluralis Majestatis tauchen auf, der Reihe nach:
Pluralis Majestatis
Pluralis excellentiae
Pluralis Auctoris
Pluralis Modestiae
Pluralis benevolentiae
 
 

Kommentar von Niklas Nachtnebel, verfaßt am 14.01.2017 um 18.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#34321

In der Schule wird von den Lehrern bereits akzeptiert, dass man die Anderen oder die Beiden groß schreibt. Das ist das Problem, wenn man als Lehrer selbst nicht weiß, was eine Substantivierung ist, es aber den Schülern beibringen soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2017 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#34206

Auf meinem Weg zur Fertigstellung der Arbeit haben mich Viele unterstützt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte. (Aus einer germanistischen Dissertation 2011)

So glaubt man jetzt wieder schreiben zu müssen. Als wenn es sich um eine Substantivierung handelte, etwa so: Auf meinem Weg zur Fertigstellung der Arbeit haben mich Freundliche unterstützt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte.

Es geht nicht um Menschen, die "viele" sind. Ist es Zufall, daß man diese Großschreibung zwar selten, an Schulen aber ziemlich oft findet?

Auch in diesem Jahr müssen wir uns wieder bei Vielen bedanken. (http://paula-modersohn-schule.de/wp-content/uploads/2014/05/Entwicklungsbericht_2009.pdf)

Zum Schluss möchten wir uns bei Vielen bedanken. (http://www.jag-bad-berleburg.de/lebendigesjag/sport-leben/weitereberichte/399-unterstufenparty-2011)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2016 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#34115

Schmerztabletten und Alkohol sind nicht immer ein No-Go. (Focus 15.12.16)

Zur Schreibweise dieses albernen Ausdrucks vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/No-Go
 
 

Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 09.03.2015 um 18.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#28278

Aus einem einzigen Eintrag im NZZ-Blog »Strenger« (8.3.15):

Hannah Arendt hat in Ihrem Buch ... leiden vor Allem ... sondern vor Allem ... andere Kulturen als die Eigene ... vor Allem um ... noch Nichts ... gehen Viele ...

(http://beta.nzz.ch/meinung/blogs/strenger/57/2015/03/08/islamischer-staat-zerstoert-kulturschaetze-zur-unfassbaren-banalitaet-des-boesen)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2015 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#28170

Sind die Wirtschaftsweisen von Gestern? titelt die FAZ schrodtsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2015 um 14.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#27972

Mehrere Stunden dauern die Treffen mit dem Alibaba-Gründer für Gewöhnlich. (FAZ 2.2.15)

Universalgrammatisch nach Schrodt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2014 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#25572

In der FAZ vom 10.4.14 lese ich im selben Artikel:

Reichtum in den Händen einiger Weniger ... von Ferne

Im Wörterverzeichnis schreiben die Reformer:

"wenig [lesen, fahren …; gelesen, weniggelesen; befahren, wenigbefahren … § 36(2.1)]; am wenigsten § 58(2); ein wenig, wenige, die wenigen, die wenigsten, weniges, das wenige, das wenigste § 58(5), substantivisch auch Wenige, die Wenigen, die Wenigsten, Weniges, das Wenige, das Wenigste § 58 E4"

Es fällt zunächst auf, daß die beiden Listen nicht identisch sind, denn in der zweiten fehlt ein Wenig - warum sollte das nicht auch möglich sein? Aber vor allem: Was bedeutet eigentlich "substantivisch auch"? Es könnte bedeuten, daß das Wort substantiviert werden kann und dann groß geschrieben werden muß - oder kann! Natürlich kommt noch hinzu, daß kein Kriterium für Substantivierung angegeben ist. Die Großschreibung ist jedenfall ein radikaler Bruch gegenüber 1996, als es hieß:

"wenig [befahren, gelesen ...(*) § 36 E1(2)]; wenige, die wenigen, die wenigsten, ein wenig, weniges, das wenige, das wenigste § 58(5), § 58 E4; am wenigsten § 58(2)"

Die Zusammenschreibung wenigbefahren schließlich folgt aus der Revision von 2004 und bricht ebenfalls mit den Grundsätzen von 1996.

von Ferne ist Gallmann/Schrodtsche Neuschreibung: "universalgrammatisch"...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2014 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#24825

Dieter E. Zimmer schreibt in einem seiner reformiert gedruckten Bücher Communis opinio. Reformgerecht müßte er Communis Opinio schreiben. Wäre die Reform konsequenter, berücksichtigte sie also die Wortart der Quellsprache, müßte es communis Opinio heißen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 02.11.2012 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=271#21836

Im Wikipedia-Artikel über das mexikanische Gericht Fajita stößt man auf die Beilage Pico de Gallo. Wenn man dem Link folgt, landet man bei Pico de gallo. Während Gallo wie ein Eigenname aussieht (vgl. Gallus, Gallier) und die Reformschreibung Pico de Gallo an Namen von Bergen erinnert, leitet die unreformierte Schreibung Pico de gallo den Leser gleich zur richtigen Deutung: "Hahnenschnabel".
 
 

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