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15.05.2013
Prädikativum
Vorläufige Zusammenfassung
Das Prädikativum ist eine Ergänzung, die mit dem Kopulaverb sein oder dessen inchoativer (werden) bzw. kausativer (machen zu) Variante sowie deren zahlreichen Synonymen und Troponymen angeschlossen wird. Man unterscheidet Subjekts- und Objektsprädikative: warm laufen (von Motoren) vs. kaputt machen.
Das Prädikativum dient der Einordnung in ein Begriffssystem oder der Zuordnung zu einem Bestandssystem.
Das Prädikativum kann grammatisch unterschiedliche Formen annehmen:
Die Tochter war herrschsüchtig, harten Sinns, von frecher Zunge, meinem Rate stets zuwider. (J. G. Herder: Sämtl. Werke 16, Berlin 1887:15)
An der Stelle des Prädikativums stehen eine Reihe von Wörtern, die man als defektive Adjektive auffassen kann. In der Literatur ist auch von Kopulapartikel (Engel) oder Adkopula (IDS) die Rede: allein, quitt, umsonst, unterwegs, zuwider u. a. Einige davon können nur mit sein oder bleiben verbunden werden. Die Gruppe der Adkopulae ist allerdings schlecht definiert und wird nicht allgemein anerkannt.
Mit Blatz kann man ein reines und ein unreines Prädikativ unterscheiden. Das unreine Prädikativ wird mit der Partikel als oder mit Präpositionen (für, zu) angeschlossen, das reine Prädikativ kommt ohne solche Hilfsmittel aus, ist aber heute auf wenige Konstruktionen beschränkt.
Eine Lockerung der Kündigungsregeln gilt als des Teufels. (SZ 26.2.07)
Das reine Objektsprädikativ geht in die Verbzusatzkonstruktion über:
sich satt essen, sich müde arbeiten, sich tot lachen; er hält ihn warm, er schreibt ihn krank.
(Getrennt- und Zusammenschreibung sind in der Schulorthographie unterschiedlich geregelt und waren aus Anlaß der Rechtschreibreform Gegenstand einer Diskussion.)
Das Prädikativ kann nach Flämig im Stellenplan des Verbs vorgesehen sein („valenznotwendig“):
Man findet den Lärm unerträglich. (Objektsprädikativ, valenznotwendig)
oder frei hinzugefügt werden („prädikative Attribute“, „depiktiv“ nach Rosengren und IDS):
Der Hund verschlingt das Futter roh.
Diese Unterscheidung führt jedoch dazu, daß bei überwertigem Gebrauch das ebenfalls nicht weglaßbare Prädikativum zur Verbvalenz gerechnet werden müßte:
Sie putzt die Scheiben blank. Sie weint das Kissen naß.
Aber blank bzw. naß gehören gewiß nicht zu den vorgesehenen Ergänzungen der Verben.
Bei den heute unflektierten „prädikativen Attributen“ (Paul) kann deren Orientierung zweifelhaft sein:
Die Freunde trugen den Mann betrunken fort.
Der gemeinte Bezug läßt sich durch Appositivsätze oder auch Konditionalsätze klären: betrunken wie sie waren/betrunken wie er war.
Es ergeben sich folgende Fälle:
Sie nennt ihn dumm. Der Arzt schreibt ihn krank. (reines Objektsprädikativ, notwendig)
Sie hält ihn für dumm. Sie erkennt ihn als Schuldigen. Man ernennt ihn zum Vorsitzenden. (unreines Objektsprädikativ, notwendig)
Sie putzt die Scheiben blank. (reines Objektsprädikativ = Resultativer VZ, fakultativ)
Sie ißt den Kuchen auf. (Resultativer VZ, fakultativ)
Sie ißt den Teller leer. (reines Objektsprädikativ = Resultativer VZ, Aktantentausch)
Sie weint das Kissen naß. (reines Objektsprädikativ = Resultativer VZ, überwertig)
Sie trinkt den Kaffee schwarz. („Depiktiv“, „prädikatives Attribut“, objektbezogen)
Sie trinkt den Kaffee nüchtern. („prädikatives Attribut“, subjektbezogen)
Es ist zu beachten, daß die traditionelle Darstellung des überwertigen Gebrauchs als „Valenzerhöhung“ nicht zutrifft. Zuerst wird ein neuer Verbkomplex erzeugt (leer essen), der dann seinerseits eine Leerstelle für ein Objekt eröffnet, die das Verb allein nicht hat.
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Kommentare zu »Prädikativum« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2018 um 10.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#37898
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Das lässt sich als einen druidenfeindlichen Akt erklären. (Helmut Birkhan: Das Geheimwissen der Kelten. Wiesbaden 2015:58)
Hier ist die Kasuskongruenz mit dem Reflexivum hergestellt. Das ist eher selten; häufiger bei sich zeigen/darstellen als...
Das Buch ist übrigens nicht, wie man vom Titel her denken könnte, der esoterischen Schundliteratur zuzuordnen, sondern eine sehr lesenswerte Schrift des hervorragenden Keltologen.
Die Trennungen Menschenk-nochen, Amphik-tyonie (76) gehen sicher auf ein Rechtschreibprogramm zurück. Ich kenne den Verfasser, er würde nie Amphik-tyonie trennen. Kollateralschäden...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2018 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#37596
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So gehe ich auch immer an die Sache heran. Scheinbar einleuchtende Regeln für die Reihenfolge werden durch die Betonung und anderes überspielt. Aber vielen Linguisten fehlt es an Phantasie, darum sehen sie sich dann auch die Beleglage gar nicht erst an.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.01.2018 um 14.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#37595
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Das wird auch klar, wenn man ein Prädikativum verwendet, dessen Bezug aufgrund seiner Bedeutung völlig eindeutig ist:
weil er ungeschält die Äpfel ißt
Kann man es so sagen? Aus dem Zusammenhang geholt klingt es schon etwas eigenartig, denn normalerweise steht ungeschält hinter dem Objekt. Aber es gibt immer Situationen, wo ein bestimmtes Wort zur besonderen Betonung nach links versetzt wird:
Ungeschält ißt er die Äpfel am liebsten
weil er ungeschält die Äpfel am liebsten ißt
Wenn die Bedeutung sowohl den Bezug aufs Subjekt wie auch aufs Objekt zuläßt, würde ich den ganzen Satz anders formulieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2018 um 17.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#37590
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Es wird behauptet, das Subjektsprädikativum sei anders als das Objektsprädikativum frei verschiebbar, und dafür werden solche Beispiele angeführt:
weil er ungewaschen die Äpfel ißt
Hier könne sich ungewaschen nur auf das Subjekt beziehen. Das ist aber falsch, und ich will es gleich deutlicher formulieren:
weil er ungewaschen nicht einmal (die) Äpfel ißt
Hier kann sich das Prädikativum auf beides beziehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2017 um 16.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#36332
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Unter "Rezipientenpassiv" hatte ich schon angedeutet, daß das vielbesprochene haben-Passiv (Das Pferd hat die Fesseln bandagiert) in Wirklichkeit nur eine Untergruppe des "haben-Konfigurativs" ist, wie man es neuerdings nennt. Aber selbst unter diesem Titel springt man zu kurz, wenn man nur partizipiale und adjektivische Fälle (Er hat die Haare schön, er hat den Sieg sicher) unterscheidet. Ebenso nämlich:
Er hat den Kopf in den Wolken.
Er hat jeden Sonntag sein Huhn im Topf.
Es ist also eine viel allgemeinere Form von Sekundärprädikation.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2017 um 04.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#36323
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Im Duden und in anderen Wörterbüchern fehlt die prädikative Verwendung von sicher wie in:
Warum Hertha in Hoffenheim einen Punkt sicher hat
Lufthansa und Easyjet haben den Zuschlag noch nicht sicher (Tagesspiegel 25.9.17)
Die Struktur ist dieselbe wie in Sie hat das Haar schön.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2017 um 03.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#35359
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Lauter Siegertypen im Kollektiv schadet mehr, als es nützt. (FAZ 14.6.17)
Subjekt sind nicht die Siegertypen, sondern der Sachverhalt [lauter Siegertypen im Kollektiv], daher der Singular der Verbformen. Dürfte mündlich häufiger sein, besonders mit "pleonastischem" Pronomen:
Lauter Siegertypen im Kollektiv – das schadet mehr, als es nützt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2017 um 05.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#35318
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Was ist der Unterschied zwischen einem gewöhnlichen pränominalen Attribut und einem "prädikativen"?
Er trinkt den Kaffee schwarz
Er trinkt (nur) schwarzen Kaffee
Das restriktive Attribut kann ebenso verstanden werden wie das prädikative, aber das prädikative Attribut eröffnet mehr syntaktische Möglichkeiten – wie ein Nebensatz. Auch die zurückbleibende Substantivgruppe kann vielfältiger ausgebaut werden:
Er trinkt den Kaffee schwarz wie die Nacht
Er trinkt seinen Kaffee schwarz
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2017 um 05.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#35273
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Eier werden selten roh verzehrt.
Wir beziehen roh auf die Eier, dazu könnte ein Appositivsatz gebildet werden: roh, wie sie sind.
Der Verzehr durch den Menschen erfolgt selten roh, meist wird das Ei gekocht oder einem Teig beigemengt. (https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BChnerei)
Hier wird es schwierig, weil die verkorkste Ausdrucksweise eine adverbiale Deutung nahelegt. Der nächste Schritt besteht darin, die Roheit eindeutig als Eigenschaft des Verzehr darzustellen:
Der rohe Verzehr toter Austern kann zu einer Vergiftung führen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Austern_(Lebensmittel))
Diese Verschiebung ist reichlich belegt. Man erkennt die Vorzüge der Zusammensetzung: Rohverzehr.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2017 um 07.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34856
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Haben Sie Kinder?
Ich habe drei davon.
Die Ausdrucksweise legt eine partitive (mereologische) Deutung nahe, als ginge es um eine Grundmenge, aus der drei Elemente herausgegriffen werden. Das wäre jedoch falsch. Ich habe es teilweise schon unter dem Stichwort "Artikel" besprochen.
Hierher gehört auch die Witwe Bolte. Es geht natürlich nicht darum, daß aus der Menge ihrer Hühner genau drei existierten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2017 um 07.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34715
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der ewige Pannen-Flughafen BER
Man kann nicht sagen: der Pannen-Flughafen ist ewig, obwohl ewig durchaus prädikativ gebraucht werden kann. Es ist aber ähnlich wie mit dem starken Raucher.
Außerdem kann ewig grammatikalisiert, d. h. autoklitisch gebraucht werden:
„Ruhe? – Du mit deiner ewigen Ruhe!“
Hier ist nicht die Ruhe ewig, sondern deren Erwähnung (gewissermaßen).
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.02.2017 um 14.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34599
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Wem das zu schwierig ist, sollte wie die Schweizer "Es hat ..." sagen. "bleiben " scheint im Deutschen keine Kopula zu sein.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 26.02.2017 um 13.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34598
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Il reste deux choses à faire. Auch schwer zu verstehen . . .
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2017 um 09.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34597
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Wenn in einem Kopulasatz Subjekt und Prädikatsnomen verschiedenen Numerus haben, steht das Kopulaverb im Plural. Die alte Frage, was Subjekt und was Prädikativum ist, entscheidet Eisenberg nach der Verbkongruenz. Demnach wäre in
Es sind zwei Kinder
es Prädikativum. Aber würde man das auch bei
Es ist ein Kind
sagen? Wohl kaum. Die beiden Sätze wären also grundverschieden gebaut. Ich kann nicht erkennen, ob diese Folge bedacht ist.
Natürlich ist es schwer zu begreifen, daß das Verb sich nicht nach dem Subjekt richten sollte. Im Englischen ist es doch so:
It is these countries that pumped most of the emissions into the atmosphere.
„Das Subjekt ist ein neutrales singulares Pronomen, dessen kollektiver Charakter durch ein pluralisches Prädikatsnomen oder zugleich auch durch das Vorhergehende aufgeklärt wird; es ist also nicht einfach Angleichung des Verbums an das Prädikatsnomen statt an das Subjekt, wenn hier regelmäßig der Plural des Verbs steht.“ (Behaghel III:11)
Ebenso:
„§ 177. Ein substantivisches Präd. steht meistens in dem gleichen Numerus wie das Subj. Daher entwickelt sich die Gewohnheit, daß die Kopula im Numerus auch mit dem Präd. übereinstimmt. Die Folge davon ist, daß, wenn Subj. und Präd. im Numerus nicht übereinstimmen, eine Unsicherheit entsteht, nach welchem von beiden sich die Kopula zu richten hat. Häufig steht bei singularischem Subj. die Kopula nach dem Präd. im Pl., wobei allerdings auch zu berücksichtigen ist, daß das Subj. häufig ein Kollektivum ist, nach dem sowieso der Pl. möglich ist. (...) Allgemein ist der PI., wenn das Subj. durch das Ntr. eines Pron. gebildet wird: das (es) sind meine Brüder, was meine Brüder sind.“ (Paul III:202)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2017 um 05.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34594
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Bereits als Studentin hatte Prof. Dr. Hartmut Günther mein Interesse für die deutsche Schriftsprache und ihre Didaktik geweckt. (Désirée-Kathrin Gaebert: Zur Didaktik der satzinternen Großschreibung im Deutschen für die Sekundarstufe I. Frankfurt u. a. 2012:5)
Ich kenne den Kollegen Günther, er war nie Studentin.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2017 um 05.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34590
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Seine Tweets und Nachrichten aus dem Weißen Haus haben viele Rechtschreibfehler. Das sind peinliche Patzer – können aber auch ein echtes Problem darstellen. (Handelsblatt 19.2.17)
Hier "kippt" die Konstruktion mitten im Satz, das Prädikativum wird als Subjekt behandelt.
Manche haben die bekannte Ausnahmeregel (vgl. dagegen das Englische) umgehen wollen und Subjekt und Prädikativum anders verteilt, damit der Numerus stimmt. Aber das ist nicht plausibel.
Das ist ein Unglücksfall hat doch sicher dieselbe Struktur wie Das sind Unglücksfälle.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2017 um 17.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34543
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Auch Dürscheid erklärt die unflektierten Adjektive kurzerhand für "adverbial":
Paul kommt wütend herein – adverbial (subjektbezogen)
Das Kind weint laut – adverbial (prädikatbezogen)
Er isst die Kartoffeln roh – adverbial (objektbezogen)
(Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. 6. Aufl. Göttingen 2012:77)
Wie soll man das verstehen: adverbial und objektbezogen usw.?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2017 um 18.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34528
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Man hat versucht, die folgenden drei Konstruktionen syntaktisch einheitlich zu behandeln:
Er trinkt seinen Kaffee heiß.
Er trinkt seinen Kaffee mürrisch.
Er trinkt seinen Kaffee schnell.
Der Unterschied soll rein semantisch sein, auf Plausibilitätserwägungen gegründete Interpretion.
Traditionell würde man von Objektsprädikativ, Subjektsprädikativ und Adverbial sprechen.
Man hat jedoch auf Stellungsunterschiede hingewiesen:
Er trinkt mürrisch/schnell seinen Kaffee.
*Er trinkt heiß seinen Kaffee.
Subjektsprädikativ und Adverbial gehen also miteinander und sind tatsächlich oft nicht zu unterscheiden; das steht schon in den klassischen Grammatiken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2017 um 19.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34472
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Als katholischen Beitrag dabei verwies der Papst auf seinen Vorgänger Benedikt XVI., der in seiner Rede in Luthers Erfurter Kloster 2011 die Christuslehre des Reformators gewürdigt hatte. (FAZ 7.2.17)
Kein gutes Deutsch, aber auch nicht außergewöhnlich. Man könnte das "unreine Prädikativ" als extrahiert verstehen: auf seinen Vorgänger als katholischen Beitrag, aber der Papst Benedikt war ja nicht selbst der Beitrag, sondern das, was er gesagt hatte. Es ist also eine locker "orientierte" Sekundärprädikation, das Bezugselement eher implizit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2017 um 07.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34454
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Kurz nach der Antrittsrede Donald Trumps als amerikanischer Präsident sorgte eine Twitternachricht für Verwirrung. (FAZ 6.2.17)
Die Kasuskongruenz nach "unreinem" Prädikativum (mit als) ist ein klassisches Thema der Sprachpflege. Lateinisch geprägt würde der Grammatiker im Beispiel lieber einen Genitiv sehen.
Vgl.: die Berufung von Dr. Ratcliff als leitendem Arzt/als leitender Arzt (Duden Zweifelsfälle), die Würdigung Helgas als verdienter/verdiente Mitbürgerin (Wahrig) (Wahrig spricht von Attribut, Duden von als-Gruppe).
Ein Attribut ist es nicht, denn es geht ja nicht um Ratcliff als Arzt, der berufen wird, sondern die Partikel als gehört zur Rektion von berufen/Berufung bzw. würdigen/Würdigung.
Es gibt auch nicht-orientierte Verwendungen:
Voraussetzungen für die Berufung als ehrenamtlicher Richter (Arbeitsgerichtsgesetz § 21).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2016 um 15.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#34029
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Zum Lutherjahr erinnern wir uns des Reformationsliedes schlechthin, das wir als Kinder auch auswendig gelernt haben. Darin die Zeile: Er hilft uns frei aus aller Not. Ich muß gestehen, daß ich damals das frei auf das Subjekt bezogen habe: "aus freien Stücken". Das paßte auch gut zur Gnadenlehre Luthers, die ich damals noch nicht kritisch mit dem Auge des Moralphilosophen betrachtet habe, der ich heute bin.
Später lernte ich von Grammatikern (z. B. Sütterlin, Dt. Spr. 366), daß es sich um ein Objektsprädikativ zum Verb helfen handele, seltsam genug, aber anscheinend weithin gebilligt. Nun sehe ich aber, daß vor hundert Jahren ein Lehrer in Thorn, Dr. Bernhard Maydorn, in frei ein Adverb mit der Bedeutung "schlechthin, ohne Einschränkung" sah und Beispiele dazu brachte, auch aus Dialekten noch heute. (Monatsblätter für den Evangelischen Religionsunterricht 10/1917, weitere Belege übrigens in Grimms Wörterbuch s. v. "frei adv."!) Die Bedeutung wäre also: "schlechthin aus aller Not".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2016 um 15.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#33933
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Zu egal sagt Duden:
umgangssprachlich auch dekliniert: zwei egale Stühle
Nun, das Fremdwort egal hat nie aufgehört, als normales deklinierbares Adjektiv gebraucht zu werden.
zwei egale Hälften (Pückler-Muskau)
ein Leiterwagen und mehrere egale Kutschgeschirre (1828)
Diese zwei egalen Gläser müssen den größten Durchmesser vor allen übrigen im Rohre haben. (1842)
Jedesmal, wenn man ein Blatt heruntergenommen hat, sieht man zu, ob unter den vier oben liegenden Blättern vielleicht zwei egale sind. (1840)
usw.
Warum es heute in der Schriftsprache seltener geworden ist, weiß ich nicht. Umgangssprachlich lebt es aber weiter.
Es wird auch entgegen manchen Behauptungen mit werden verbunden:
Bis mir Alex egal wurde. Dann wurde ich zum kompletten Arschloch. Ich meldete mich nicht mehr bei ihr. Erkundigte mich nicht nach ihrem Wohlergehen.
Aber später habe ich gemerkt, dass hier die Atmosphäre so toll ist und dass die Arbeit hier soviel Spaß macht, dass mir das eigentlich mit der Zeit egal wurde.
Das wohl erste, was sich in meinem Leben vor rund 12 Jahren änderte war, dass mir egal wurde, was andere von mir denken.
Wenn es Ihnen egal geworden ist, ob er oder sie Sie attraktiv findet, ist das Gift für Ihr Liebesleben – und für Ihre Beziehung!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2016 um 04.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#33277
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Eine Verliebtheit als junger Mann ist auch von Papst Franziskus überliefert. Er erzählte einmal in einem Interview, dass ihm im Priesterseminar eine Woche lang als 17 Jahre alter Jugendlicher ein Mädchen den Kopf verdreht habe. (FAZ 7.9.16)
Zweimal eine nicht ganz gelungene "Orientierung". Der junge Mann war verliebt, aber keine Verliebtheit, und der Jugendliche kongruiert mit dem Mädchen statt mit dem Seminaristen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2016 um 09.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#33136
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das Glück, ein Sachse geboren zu sein (Bodmer) – das ist heute kaum noch möglich. Die "unreinen Prädikative" mit als/wie dienen der Verdeutlichung und sind insofern moderner. Man sieht, wie sich auch dies in den Wandel zum analytischen Satzbau fügt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2016 um 04.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#32178
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Das Adjektiv bereitet die meisten Schwierigkeiten von allen Wortarten. Wie verschieden es definiert wird, zeigen folgende Beispiele:
"Wörter, die zwischen bestimmtem Artikel und Nomen stehen können, sind Adjektive." (Schülerduden-Grammatik 2010:209)
"In Anlehnung an Gunnar Bech wird die Kategorie Adjektiv bestimmt als die Klasse nichtkongruierender Lexeme, die in Konstruktion mit der extensional definierten Klasse von Kopulaverben (sein, bleiben, werden, scheinen) stehen." (John Ole Askedal in Gedenkschrift Ingerid Dal:116)
(Zu diesen Adjektiven zählt Askedal auch willens, imstande, außerstande usw.)
Also einmal der attributive, einmal der prädikative Gebrauch als Kriterium! Das erste führt dazu, die prädikativen Ausdrücke als "Adkopula", "Kopulapartikel" oder eben, wie Germanist vorschlägt, als "Adverb" zu klassifizieren. Das zweite versammelt alles mögliche, was prädikativ stehen kann und zum Teil nicht einmal zweifelsfrei ein Wort ist (imstande = im Stande).
Beide Kriterien sind distributiv. Alternativ könnte (und sollte) man die doppelte Flexion (stark und schwach) nach Numerus, Kasus und Genus nutzen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2016 um 04.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#32177
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Der Dudensatz ist nicht falsch, sondern er bringt ganz Verschiedenes unter einen einzigen Begriff. Das Ganze war für uns schon mal im Zusammenhang mit Verbzusätzen, Objektsprädikativen usw. interessant.
Die wichtigste Trennlinie verläuft zwischen kalt machen, kalt finden einerseits und *kalt essen andererseits.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.04.2016 um 21.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#32176
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Lieber Prof. Ickler, ich verstehe Ihre Erklärung der drei Beispiele, finde sie auch völlig einleuchtend. Was mir nur nicht klar ist: Wieso ist der Dudensatz falsch? Sagen Sie nicht einfach nur etwas Zusätzliches, was vielleicht im Duden nur deswegen weggelassen wurde, weil es für einen Schülerduden als zu schwierig befunden wurde?
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.04.2016 um 18.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#32175
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Sind das denn nicht Adverbien? Deswegen heißen die doch so.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2016 um 17.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#32174
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#23477
Mit diesen Einsichten könnte man sich einen Abschnitt aus der Schülerduden-Grammatik (Gallmann u. a.) ansehen:
„Prädikativ gebrauchte Adjektive können sich auch auf das Akkusativobjekt beziehen:
Der Hund machte den Fußboden klatschnass.
Philipp aß den Braten kalt.
Nico fand den Film langweilig.“ (Schülerduden-Grammatik 2010:230)
Was heißt hier „sich beziehen“? Im ersten Satz geht es um den Resultativkomplex klatschnaß machen, im dritten um den valenzgebundenen Komplex finden + Prädikativ, beide durch eine Akkusativergänzung erweitert. Der Hund macht den Fußboden nicht, Nico findet den Film nicht. Philipp aß aber den Braten. Das zweite Beispiel ist appositiv zu verstehen („depiktiv“ im Sinne Rosengrens): Philipp aß den Braten, kalt wie er war. Die Struktur ist also jeweils verschieden, bei gleicher Oberfläche.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2016 um 06.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#31945
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Es gibt zwei Muster mit dem Dativ, die so aussehen:
Mir ist kalt, schwindlig, mulmig, langweilig
Das ist mir schnuppe, schnurz, wurscht, piepe, einerlei, pomade, Jacke wie Hose
Man könnte darin den Dativus judicantis sehen, allerdings von jener unklassischen Art, die außer der Beurteilung auch eine Beteiligung am Sachverhalt einschließt. Das ist mir schnuppe bedeutet nicht nur, daß ich es für gleichgültig halten, sondern darüber hinaus, daß es mich nicht berührt.
Duden klassifziert solche Wörter als "Adjektive", auch schnurz. Das ist kaum zu begründen. Die "Adkopula" der IDS-Grammatik ist auch nur eine Notlösung.
Bei Duden online wird z. B. schwindlig auch durchdekliniert, obwohl man außer einem schwindligen Gefühl kaum etwas findet. Es sind eben lauter Ausdrücke, die fast nur prädikativ gebraucht werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2016 um 12.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#31833
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Bei den Kopulasynonymen und -troponymen sich darstellen als, sich zeigen als, sich sehen als, sich fühlen als, sich empfinden als usw. steht das Prädikatsnomen im Nominativ oder im Akkusativ. Bei sich fühlen sagt Duden (Richtiges und gutes Deutsch):
„Der Akkusativ, d. h. der Bezug auf das Reflexivpronomen (Er fühlt sich als Helden/wie einen Fisch) ist nicht mehr gebräuchlich.“ (Duden: Richtiges und gutes Deutsch 346)
Bei s. darstellen als sei der Akkusativ veraltend, komme aber noch vor.
Manchmal scheint es aber einen feinen Bedeutungsunterschied zu geben:
Bush stellt sich heute als einen eher traditionellen Methodisten dar, so schon in der Darstellung seiner religiösen Entwicklung in der politischen Autobiographie „A Charge to Keep“ von 1999. (FAZ 14.7.03)
Hier erscheint er nicht nur als solcher, sondern bietet tatsächlich eine Darstellungsleistung. Auch im folgenden Beispiel muß man wohl mit einer noch nicht ganz abgeblaßten Selbstwahrnehmung rechnen:
Der Poet fühlt sich als den göttlichen Seher, dem das Gericht aller Dinge übergeben ist. (Friedrich Paulsen: Geschichte des gelehrten Unterrichts I. Leipzig 1996:77)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2016 um 07.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#31832
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Helbig/Buscha 1984:543:
„Als besondere Art des Objektsprädikativs muß das Adjektiv in folgenden Sätzen angesehen werden:
Der Alkohol macht ihn müde.
Er trinkt das Glas mit einem Zuge leer.
Es handelt sich um kausative Verben, die einen Zustand bewirken, der dem Objekt zugesprochen wird:
< Der Alkohol machte (veranlaßte), daß er müde war.
< Er macht (veranlaßt, trinkt), daß das Glas leer ist.“
Man sieht hier, daß die Verfasser die resultative Funktion im Verb selbst statt in der Resultativkonstruktion sehen wollen, was jedoch nicht möglich ist, denn trinken ist ganz bestimmt kein kausatives Verb, und die seltsame Umschreibung „Er trinkt, daß das Glas leer ist“ zeigt es nochmals.
Nach derselben Logik müßte weinen kausativ sein, wegen des klassischen Beispiels Sie weinte das Kissen naß. usw,. zahllose weitere Verben mit nicht vorhersehbaren "überwertigen" Gebrauchsweisen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2016 um 03.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#31511
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Die Legende vom Scheitern der Demokratisierung als gezieltem Projekt war allerdings beliebt. (FAZ 2.2.16)
Das könnte man durchaus so verstehen, daß das Scheitern geplant war. In Wirklichkeit ist aber das Projekt unserer Demokratisierung nach dem Ende des Dritten Reiches gemeint.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2015 um 08.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#31059
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als es um die Einstufung der übrigen Länder des westlichen Balkans als sicherer Herkunftsländer ging (FAZ 29.12.15)
Der Genitiv des unreinen Prädikativs kommt mir unpassend vor. Als Apposition sollte es gebeugt werden, und als solche könnte es hier mißverstanden werden – als wenn die Balkanländer als sichere Herkunftsländer als etwas eingestuft werden sollten. Mein Vorschlag also: als es um die Einstufung der übrigen Länder des westlichen Balkans als sichere Herkunftsländer ging.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2015 um 08.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#30964
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Die nur prädikativ verwendbaren Adjektivkandidaten wie quitt will Rolf Thieroff nicht zu den Adjektiven rechnen, weil sie sein Kriterium nicht erfüllen, attribut gebraucht werden zu können. Er erwähnt die Adkopula- und Kopulapartikel-Auffassung und erwägt, sie zu den Adverbien zu stellen wie heute usw. Vgl. aber
Wir gingen quitt auseinander
(aus http://www.sprachforschung.org/ickler/index?show=news_inv&id=1448)
wo quitt eindeutig kein Adverb, sondern orientiertes Subjektsprädikativ ist.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.07.2015 um 14.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#29524
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Zum Betonungsunterschied: Ich denke, daß bei der Nase der Aspekt »voll« ausschlaggebend ist, während er bei der Hose bzw. den Hosen nicht so wichtig ist. Die Nase füllt sich sozusagen nach und nach, man ärgert sich immer mehr über etwas, bis es einem reicht, die Nase also voll ist. Ob der Ausdruck tatsächlich von den anschwellenden Schleimhäuten herrührt, weiß ich nicht, jedenfalls ist das Vollhaben der Nase der – entscheidende – Endpunkt einer Entwicklung. Anders bei der Hose. Wenn man sagt, daß jemand die Hosen voll hat, lenkt man die Aufmerksamkeit zunächst nur auf die Hose und darauf, wie es darin aussieht. Wie voll die Hose genau ist, spielt für die Aussage ebensowenig eine Rolle wie die Frage, ob sie gestern eventuell weniger voll gewesen ist. Wichtig ist nur, daß sich jemand in die Hose gemacht hat. Wenn man ausdrücken möchte, daß jemand extrem starke Angst hat, sagt man, er habe die Hosen »gestrichen voll«. Dann verlagert sich auch die Betonung, und zwar nicht nur, weil diese Fügung zu komplex ist, als daß sie unbetont bleiben könnte, sondern auch, weil die Beschreibung so erschöpfend und präzise ist, daß man nicht umhinkann, sich das Ganze bildlich vorzustellen.
Vielleicht spielt auch eine gewisse Rolle, daß die volle Nase überwiegend in Ich-Aussagen vorkommen dürfte (mit der entsprechenden Emphase), während man die vollen Hosen eher anderen attestiert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2015 um 16.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#29511
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Wenn ich mich nicht irre, betont man verschieden:
Er hat die Hósen voll. (Das Kind hat die Wíndeln voll.)
Ich habe die Nase vóll.
Der Grund ist mir allerdings im Augenblick nicht klar.
Katachrestisch wirkt:
Die Nase und die Hosen voll
(www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_nase_und_die_hosen_voll)
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Kommentar von R. H., verfaßt am 19.05.2015 um 05.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28919
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Hierhin gehört auch lauter: vor lauter Bäumen, aus lauter Wut, allein unter lauter Bayern; er hat lauter (sogar: nichts als lauter) Unfug im Kopf
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2015 um 17.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28918
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Auch bei Hermann Paul und Ludwig Sütterlin wird mit erstarrten und verallgemeinerten Nominativformen anstelle des heute üblichen unflektierten Adjektivs gerechnet.
Sütterlin über voller und halber:
"Die Stube ist voller Menschen. Die Bäume hängen voller Äpfel. Das Kind schläft halber. Es sind das die letzten Ausläufer der mhd. noch so üblichen Fügung: er bestuont si müeder 'er griff sie an als ein Müder'."
(Zu voll/voller werde ich später noch etwas sagen.)
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 18.05.2015 um 16.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28917
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Lieber Herr Riemer,
zur zusätzlichen Illustration folgender Satz, den ich zufällig heute vormittag von einer Nachbarin, einer älteren Frau, gehört habe:
"Sie is a dArbad ganga – oisa kranker! Stellns Eahna dees vor!" Sie sprach von ihrer Tochter.
Es ist klar, wenn das Subjekt des Satzes männlich wäre, würde man die Starrheit des Ausdrucks nicht erkennen. Man würde ebenso die adverbiale Eigenschaft nicht sehen, denn dann könnte es ja heißen "als [ein] Kranker".
Zehetner (Bairisches Deutsch) schreibt übrigens, daß im Südosten Bayerns auch die Endung -e (also Nom. Sg. weiblich) gebräuchlich wäre. Das würde allerdings der Deutung als erstarrten Nom. Sg. (Merkle) entsprechen. Nun, ich lebe im Südosten Bayerns, bin hier aufgewachsen. Doch ich kann Zehetners Feststellung nicht bestätigen, denn ich habe das so noch nie gehört. Ich vermute aber, daß es hier um eine neuere Erscheinung handelt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.05.2015 um 16.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28916
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Lieber Herr Chmela,
das finde ich jetzt wirklich sehr interessant, genau so muß es sein. Wenn man die Adjektive so mit -weise ergänzt, dann harmoniert das ganze plötzlich auch mit dem oisà/also, außerdem erklärt sich so auch ganz logisch das nur scheinbare Maskulinum wie auch die Unveränderlichkeit nach Geschlecht und Zahl des Bezugswortes.
Natürlich würde man auf hochdeutsch nicht sagen
Er trinkt den Kaffee schwarzerweise, aber daß das in Mundart so geht, finde ich plausibel. Ich halte nach wie vor die Begründung in Merkles Bairischer Grammatik für zu kurz, aber durch Ihren Beitrag habe diese Form jetzt besser verstanden. Vielen Dank!
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 18.05.2015 um 12.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28914
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Ich möchte zu dieser bairischen Attributform gerne noch etwas ganz Persönliches ergänzen. Ich habe immer schon, auch als junger Bub, diese Formen etwa so verstanden: ganzer = "ganzerweise", auf ganze Weise; umdràhder = "umgedrehterweise" usw. Es hat sich gezeigt, daß diese Interpretation immer gepaßt hat.
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 18.05.2015 um 11.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28913
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Ihre Interpretation, Herr Riemer, ist durchaus nachvollziehbar. Ich sollte daher noch darauf hinweisen, daß dieses prädikative Attribut auch allein, d. h. ohne oisa vorkommt. Nimm dees Werkzeig umdràhder in dHänd! Es könnte, wenn Sie recht hätten, durchaus umdràhd heißen, denn diese Form gibt es auch. Wir sagen in diesem Fall aber nicht so (d. h. im alten, unverfälschten Dialekt).
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 18.05.2015 um 11.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28912
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"Müßte man ''oisa'' hier nicht eher als ''als einen/eine'' übersetzen? Also "Er trinkt seinen Kaffee als einen schwarzen (Kaffee)'' und ''Sie ißt die Birne als eine ganze (Birne)''? "
Nein, denn dann müßte es im zweiten Beispiel oisa ganze heißen. Diese Form ist aber immer unflektiert, wie es für Adverbien ja allgemein gilt. Ferner ist die Ableitung des oisa von all so wohl gesichert. Allerdings bin ich jetzt nicht in der Lage, dafür Quellen anzugeben.
Auch im ersten Beispiel müßte der Satz anders lauten: Er trinkt sein Kaffä ois an schwarzn
Heute, da diese althergebrachten Formen allmählich aussterben, werden wohl die meisten Leute, die bairisch sprechen, den Satz so verstehen, wie Sie es in der Frage zum Ausdruck bringen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.05.2015 um 11.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28911
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Ich möchte zur Frage von Pt noch etwas ergänzen.
Ich hätte dieses "oisà schwarzer" auch eher auf "als ein schwarzer" zurückgeführt.
Und auch Merkle schreibt in dem genannten Buch, eine solche Deutung sei naheliegend.
Dann meint er aber, das stimme jedoch nicht, weil dann statt des Nominativs der Akkusativ stehen müsse, also hochdeutsch eigentlich "als einen schwarzen", was aber im Bairischen nicht der Fall sei, außerdem sei das "prädikative Attribut" unveränderlich nach Zahl und Geschlecht.
Nehmen wir also das andere Beispiel von Herrn Chmela, wo das Geschlecht nicht übereinstimmt:
Sie ißt de Birn oisa ganzer.
Welche der beiden folgenden wörtlichen Ersetzungen paßt nun besser bzw. läßt leichter auf das Gemeinte schließen:
- Sie ißt die Birne all so ganzer / also ganzer.
- Sie ißt die Birne als ein ganzer.
Zugegeben hört sich der zweite Satz mit als ein schief an, aber der erste mit all so / also klingt doch auf hochdeutsch kein bißchen weniger schief. Deshalb kommt mir Merkles Begründung dafür, daß diese bairische Form nichts mit "als ein" zu tun habe, nicht ganz überzeugend vor.
Eine bessere Übersetzung könnte hier lauten:
Sie ißt die Birne im ganzen.
Da ist im ganzen ebenfalls eine nach Zahl und Geschlecht unveränderliche Form, unabhängig vom Bezugswort Birne. Weshalb sollte genau das gleiche Phänomen bei als ein plötzlich einen Widerspruch darstellen?
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Kommentar von Pt, verfaßt am 18.05.2015 um 10.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28910
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Frage an Herrn Chmela: Müßte man ''oisa'' hier nicht eher als ''als einen/eine'' übersetzen? Also "Er trinkt seinen Kaffee als einen schwarzen (Kaffee)'' und ''Sie ißt die Birne als eine ganze (Birne)''?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.05.2015 um 02.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28908
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Käme das nicht auf ein Komma nach dem Kaffee an?
(Zumindest ohne Komma finde ich die Sache eindeutig.)
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 17.05.2015 um 21.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28907
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Er trank den Kaffee schwarz, wie er war.
Hat also ein Schwarzer den Kaffee getrunken?
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 17.05.2015 um 19.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28905
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"Er trank den Kaffee schwarz"
Das erinnert mich an eine Form im Bairischen, die geradezu charakteristisch für diese Sprache ist. Ludwig Merkle (Bairische Grammatik) bezeichnet sie als prädikatives Attribut.
Er trinkt sein Kaffä oisa schwarzer. "Oisa schwarzer" müßte man übertragen als "all so schwarzer". Die Form ist nicht flektierbar, und was in meinem Beispiel wie ein Maskulinum aussieht, ist keines: Sie ißt de Birn oisa ganzer.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2015 um 16.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#28904
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Wie man die Appositivsätze als Kriterium nutzen kann, zeigen folgende Beispiele:
Er trank den Kaffee schwarz = Er trank den Kaffee schwarz, wie er war.
Also nicht adverbial.
Schnell und freundlich brachte sie den Kaffee = Schnell und freundlich, wie sie es immer tat, brachte sie den Kaffee.
Also adverbial.
(Man kann zweifelhafte Fälle konstruieren, aber diese sind wohl eindeutig.)
Ich kann mich also Hans Wellmann nicht anschließen, wenn er schreibt:
"In dem Satz Mutter stellt den Braten kalt auf den Tisch ist das Adjektiv kalt – syntaktisch gesehen – freies Adverb, semantisch aber gehört es zu Braten (Probe: > den kalten Braten).“
Diese "Probe" ist einfach ein ganz anderer Satz.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2013 um 09.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#23477
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Ferdinand Sommer hat in seiner "Vergleichenden Syntax der Schulsprachen" folgende Einteilung:
werden zu (Annäherung)
halten für (Äquivalenz in der Meinung)
erkennen als (Vergleich)
–
(Dazu könnte man jeweils Kausative bilden:
machen zu
entlarven usw. als)
Die drei Partikeln der unreinen Prädikative könnte man als "Prädikativ-Translative" bezeichnen, in Anlehnung an einen Begriff, der bei Heringer beiläufig vorkommt.
Zu beiden Gruppen gibt es eine Menge Synonyme, genauer gesagt Troponyme. Zum Beispiel zu machen zu gibt es weichkochen, leeressen, naßweinen. Ich halte es, wie gesagt, für irrelevant, daß man Kartoffeln kochen, ein Kissen aber nicht weinen kann. Zuerst werden genau nach demselben Muster die VZ-Konstruktionen gebildet, dann passende Akkusativobjekte hinzugefügt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2013 um 05.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#23207
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Noch ein Nachtrag: Die Termini "Begriffssystem" und "Bestandssystem" sind hier erläutert:
www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1546
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.05.2013 um 22.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#23205
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Für diejenigen Leser, die in den Fünfzigerjahren ein Gymnasium oder eine Oberschule besucht haben, sei ergänzt, daß damals die Adjektive noch zu den Nomen gehörten und die Nenn-Ergänzung mit den als Nennverben gebrauchten sein, werden, bleiben, heißen, scheinen Prädikatsnomen genannt wurde. Das als Nenn-Ergänzung verwendete Adjektiv steht prädikativ.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2013 um 16.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1552#23201
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Dazu noch ein Bemerkung: Von den klassischen Sprachen herkommend, würde man das unreine Prädikativ nicht erwarten und könnte es unlogisch finden. Kurz gesagt: Ich ernenne dich zum Bürgermeister sollte doch wohl heißen: Ich ernenne dich Bürgermeister.
Nun, die unreinen Prädikative sind einfach deutlicher. Interessanterweise muß man aber auch, wenn man slawische Sprachen lernt, ein wenig umdenken. Bei "Er will Arzt werden" usw. steht ja das Prädikativ im Instrumental und nicht im Nominativ.
Wenig beachtet ist der "Instrumentalis praedicativus" im Sanskrit, wo Hermann Jacobi ihn, wenn nicht entdeckt, so doch gewürdigt und benannt hat. (Der Gebrauch ist eingeschränkter als im Slawischen.)
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