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08.08.2012
 

Komma in angeführter Rede
Ergänzung zum Rechtschreibwörterbuch

Ein freundlicher Benutzer meines Rechtschreibwörterbuchs hat mich darauf hingewiesen, daß in § 19(4) etwas nicht klar ausgesprochen ist. Es geht um Fälle wie das dort angeführte:

"Es ist möglich", sagte sie, "daß ich morgen verreise."

Hier steht – eigentlich unlogisch, aber traditionell – ein Komma nach dem ersten Teil der angeführten Rede (dasselbe Komma, das die Reformer auch nach Ausrufe- oder Fragezeichen setzen wollen), aber vor dem Anführungszeichen müßte ja eigentlich das Nebensatzkomma (oder bei Hauptsatzreihung eben das dort vorgesehene Komma) stehen. Dessen Wegfall müßte ausdrücklich vermerkt werden. Das war mir bei der Abfassung der Regeln nicht klar, und der alte Duden scheint dazu auch nichts zu enthalten.



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Kommentare zu »Komma in angeführter Rede«
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Kommentar von Andreas Blombach, verfaßt am 08.08.2012 um 22.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1534#21233

Bei Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" ist mir letztens aufgefallen, dass die Zeichensetzung bei wörtlicher Rede ganz eigen ist. Generell keine Kommata nach Anführungszeichen, aber die Kommata in der angeführten Rede fallen nicht weg:
«Lieber Doktor,» sagte er «in der Geschichte der Menschheit gibt es kein freiwilliges Zurück!»

Es ist aber auch kompliziert: Wenn man die Rede mit "er sagte" o.ä. einleitet, so setzt man üblicherweise einen Doppelpunkt:
Er rief aus: «Weißt du, was du da sagst? Fortwursteln! Du bist einfach ein Österreicher. Du lehrst die österreichische Staatsphilosophie des Fortwurstelns!»

Aber was tut man, wenn man den Satz danach noch fortsetzen will? Der Doppelpunkt scheint ein wenig zu sehr zu trennen:
Graf Leinsdorf dachte also «Was einmal war, wird niemals wieder in der gleichen Weise sein», und während er das dachte, war er sehr erstaunt.

Amtliches Regelwerk und Duden geben dazu Sätze wie diesen vor:
Als er sagte: „Das war ja wohl eine Schnapsidee!“, wurde ich sehr verlegen.

Das kommt mir zumindest ein bisschen sonderbar vor. Was wäre denn im folgenden Fall zu tun?
Als er „So ein Unfug!“ rief, wandte ich mich verärgert ab.

Randnotiz: Im Englischen werden m.W. generell keine Doppelpunkte vor der wörtlichen Rede verwendet (dafür Kommata), was die Sache etwas erleichtert. Dafür muss man sich aber zwischen britischem und amerikanischem Stil entscheiden, und letzterer ist wirklich seltsam (weil Kommata in angeführte Rede gepackt werden, die dort eigentlich nichts zu suchen haben).

Letztlich ist das natürlich alles Gewöhnungssache, sodass man wohl nicht zu viel darüber nachdenken sollte.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 14.08.2012 um 22.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1534#21255

Lassen wir mal beiseite, was einzelne Autoren mit dem "Komma in angeführter Rede" machen (#21233), und kehren wir zu dem zurück, was diese Diskussion auslöste:
"[...] aber vor dem Anführungszeichen müßte ja eigentlich das Nebensatzkomma (oder bei Hauptsatzreihung eben das dort vorgesehene Komma) stehen."
Dann müßte — nähme man es genau — dort auch ein Punkt stehen können! Dagegen aber wehrt sich in uns was zu Recht. Denn die Satzzeichen sind ja da, um das Lesen zu erleichtern, nicht weil da irgendwelche Schreib-"Regeln" vereinfacht werden müßten (welchen ja z. B. "dasselbe Komma, das die Reformer auch nach Ausrufe- oder Fragezeichen setzen wollen", Genüge tun soll). Auch wenn Frage- und Ausrufezeichen nicht mehr absolut Intonation des zitierten Materials andeuten, so tun sie es doch noch hinreichend, und ein Komma nach dem Zitat ist zum richtigen Lesen nicht mehr nötig, geht es da doch mit Kleinschreibung weiter, und man weiß, daß man irgendwie doch noch im selben Satz ist und dementsprechend richtig weiterliest.
Ich bezweifle, ob das bei einem Punkt am Ende des Zitats auch der Fall wäre; vielleicht auch die Intonation, aber auf jeden Fall die Pausenart sind bei einem wirklichen Aussagesatzende andere als die in den Sätzen, wo ein Komma die angeführte Aussage von deren Hauptsatz trennt.
Was das "Nebensatz"-Komma betrifft, so gilt das gleiche: Man liest die Satzart richtig auch bei nur zwei Satzzeichen. Ich stimme jedoch zu: Der Wegfall des Punktes oder des Kommas im Zitat sollte bei der Beschreibung dieses Problems schon ausdrücklich vermerkt werden.
 
 

Kommentar von Udo Müller, verfaßt am 08.10.2012 um 06.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1534#21653

» ... und der alte Duden scheint dazu auch nichts zu enthalten.

Der alte DDR-Duden wohl: Der Leitfaden im Duden des Bibliographischen Instituts Leipzig 1969 schreibt dazu unter K 426: Ein Schaltsatz ist ein in einem anderen Satz (Haupt- oder Nebensatz) eingeschalteter Hauptsatz. Er wird durch Kommas abgetrennt.

Beispiel: »Du siehst«, sagte die Mutter, »recht gut aus.«

Und K 487 sagt: Wird die Rede unterbrochen, so wird jeder der getrennten Teile in Anführungszeichen gesetzt.

Beispiel: »Nun gut«, rief er, »ich werde es tun!«

Und K 491: Das Komma steht immer nach dem schließenden Anführungszeichen.

Beispiel: »Es ist möglich«, sagte er, »daß wir heute noch abreisen.«

Wobei die letzte Regel am klarsten ist.
 
 

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