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12.03.2012
Non leguntur
Latein und Griechisch haben ausgedient
Heiner Geißler hat sein neues Buch "Sapere aude" genannt – sehr ungeschickt, denn das wird die Auflage halbieren. Man kann sich vorstellen, was junge Buchhändlerinnen daraus machen.
Ein berühmter Fall war die indogermanistische Zeitschrift, die Walter Wüst (Ahnenerbe!) herausgab. Sie hieß "PHMA", was natürlich griechisch zu lesen war (rhema = lat. verbum). Die Bibliotheken ordneten es (auch) unter lat. P ein, sonst wäre es unauffindbar verschollen. Erstaunlich, daß intelligente Menschen solche Schwierigkeiten nicht voraussehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2023 um 05.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#51473
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Proschmelz (Zahnpasta)
Antitropf (Wasserspeicher usw.)
Solche Hybridbildungen haben sich massenhaft verbreitet. Je weniger die alten Sprachen gelernt werden, desto fruchtbarer wirken sie – gerade weil es keine „humanistische“ Bedenkenträgerei mehr gibt. Virchow war noch bekannt für seinen terminologischen Purismus, aber das ist endgültig vorbei.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2023 um 06.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#51238
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Wenn Gegenstände wie das Kuschelhormon, die Spiegelneuronen, der Pupillenreflex, der Narzißmus es in die Feuilletons geschafft haben, ist es bald aus mit ihnen, und die Wissenschaft muß sich etwas anderes einfallen lassen. Gilt auch für Präfixoide wie neuro-. Aber die Sprache ist unerschöpflich, so daß hier kein Mangel zu befürchten ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2023 um 05.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#51237
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Zu einem Treffen von Laienchören schreibt der Musikkritiker, Singen mache glücklich, weil dabei Oxytocin freigesetzt werde. Das ist ein vielseitiger Stoff. Es ist zu erwarten, daß junge Mütter beim Singen mehr Milch abgeben, und es fällt auch ein Licht auf Anekdoten, die von feuchten Flecken auf der Hose von Popsängern berichten: Oxytocin fördert den Orgasmus. (Aus anderen Gründen schon zitiert: „Doch das Hormon mit der glänzenden Fassade hat auch einen schmuddeligen Hinterhof.“ (SZ 13.1.11)) Über weitere segensreiche Wirkungen berichtet der Wikipedia-Artikel. Uns Gelehrte beunruhigt natürlich zuerst die skurrile Etymologie, über die ich bisher überhaupt nicht nachgedacht habe: „Oxytocin (auch Ocytocin, von altgriechisch ὠκύς ōkys, deutsch ‚schnell‘, und altgriechisch τόκος tokos, deutsch ‚Geburt‘, zu okytokos „leicht gebärend“; im Deutschen manchmal auch Oxitozin geschrieben) ...“ Ich hatte das Wort immer unter die Barbarismen zur Wurzel oxy- (‚sauer‘) abgeheftet, wozu dann die weitere Entstellung oxi- gehört.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2022 um 05.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#50100
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Im Unterricht lernen die Schüler vom schmunzelnden Lehrer, daß "Schule" eigentlich Nichtstun bedeutet und ein Banause einfach ein Handwerker ist.
Arbeit ist bloß die Unterbrechung des natürlichen Faulenzens (neg-otium). Sklaven müßte man haben!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2022 um 05.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#49550
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Müller nennt Achilles „autistisch“, meint vielleicht egoistisch. Daß jemand sich aus Zorn zurückzieht, macht ihn zum Schmoller, hochgradig eingeschnappt, aber daß er wie ein Autist kontaktscheu und keiner Empathie fähig sei, kann man von Achill nicht gerade behaupten. Fehlt nur noch „narzißtisch“, dann ist alles beisammen, was die psychologische Mottenkiste zu bieten hat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2022 um 14.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#49547
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In einer Buchbesprechung erwähnt Burkhard Müller (FAZ) beiläufig die „zu Unrecht hochgeschätzte hexametrische Ilias-Version von Voss“ (und lobt die „jüngere, freirhythmische, archaisch-lebendige“ von Schadewaldt).
Das klingt ja sehr kennerhaft, aber wer ist es, der Voß (so haben wir ihn immer geschrieben, auch die FAZ) zu Unrecht hochschätzt, und ob es dafür nicht Gründe geben könnte? Luthers Bibelübersetzung ist natürlich heute auch unmöglich, aber wie dieser hat auch Voß seinen Platz in der deutschen Literatur, und keinen geringen.
Homers Sprache ist Lichtjahre von jeder modernen entfernt, kein Schadewaldt kann die Kluft überbrücken, mag er noch so „archaisch-lebendig“ (?) formulieren. Als (philologische) Lesehilfe würde ich Schadewaldt gern neben das Original legen, als Dichter kommt er anders als Voß natürlich nicht in Betracht.
„Zu Unrecht hochgeschätzt“ klingt wie die höfliche Umschreibung von „Mist“, und das sollte ein Zeitungsschreiber sich zweimal überlegen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2022 um 04.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#49248
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Die Unfähigkeit, griechische Buchstaben auch nur abzuschreiben, ist nicht auf Deutschland beschränkt. Mit geht es gerade wie einem Leser, der dies bemerkt:
I’m re-reading The Way of All Flesh in the Perennial Classic paperback edition (New York: Harper & Row, Publishers, 1965), which I bought long ago new for 50 cents. In this edition, the Greek αἰὲν ἀριστεύειν is misprinted as αἴεν ἀρωτεύειν (p. 82). The line occurs twice in the Iliad, at 6.208 and 11.784.
(https://laudatortemporisacti.blogspot.com/2013/09/an-uncompanionable-disagreeable-person.html)
(In meiner Ausgabe - Modern Library College Editions - gibt es noch eine weitere Buchstabenverwechslung: αἰευ)
Die Stelle bei Butler lautet:
Homer tells us about some one who made it his business αἰὲν ἀριστεύειν καὶ ὑπείροχον ἔμμεναι ἄλλων—always to excel and to stand higher than other people. What an uncompanionable, disagreeable person he must have been! Homer’s heroes generally came to a bad end, and I doubt not that this gentleman, whoever he was, did so sooner or later.:
An einer späteren Stelle heißt es σκληροὶ καὶ ἀντίτνποι statt ἀντίτυποι
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2022 um 06.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#48707
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Johannes 8, 25:
Ἔλεγον οὖν αὐτῷ· σὺ τίς εἶ; εἶπεν αὐτοῖς ὁ Ἰησοῦς· τὴν ἀρχὴν ὅ τι καὶ λαλῶ ὑμῖν;
Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Jesus antwortete: Warum rede ich überhaupt noch mit euch? (Einheitsübersetzung)
Nikolaus von Kues hat sich an ein überliefertes Mißverständnis der lateinischen Übersetzung gehalten: Tu quis es? Respondit eis Jesus: Principium, qui et loquor vobis, „Wer bist du? Jesus antwortete ihnen: Der Ursprung, der ich auch zu euch rede“.
Darum glaubt er, Jesus spreche hier vom „Ursprung“, und stellt das vermeintliche Zitat seiner kurzen Abhandlung „Über den Ursprung“ voran. Es geht dann weiter am Leitfaden von Proklos’ Kommentar zu Platons Parmenides – eine Wissenschaft für sich und heute ziemlich unverständlich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 08.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#48324
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#20294
Für die prekäre Stellung der alten Sprachen ist es auch bezeichnend, daß wir griechische Autoren zwar im Orginal und nicht mehr auf lateinisch zitieren, was früher als Übersetzung galt wie heute die jeweilige Landessprache, daß wir aber die Buchtitel nach wie vor oft lateinisch angeben, also etwa so:
Ἔστι μὲν οὖν τὰ ἐν τῇ φωνῇ τῶν ἐν τῇ ψυχῇ παθημάτων σύμβολα (Arist. de interpretatione 16 a).
Ein Grund dürfte auch, wie im Haupteintrag berichtet, die Katalogisierung sein. Viele würden den griechischen Titel schlicht nicht finden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2022 um 07.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#48214
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Todesanzeige für den bekannten Journalisten Helmut Seitz in der SZ, für die er jahrzehntelang schrieb und reimte:
Schreiben war sein Leben – sobald er das Alphabeth beherrschte
Daran hätte er wohl selbst seinen Spaß gehabt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2022 um 06.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#48208
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Wir erleben immer wieder, daß mehr oder weniger entlegene Fachbegriffe plötzlich zu brisanten Schlagwörtern werden. So jetzt "Taxonomie", das wohl für lange Zeit mit dem sprachlichen Trick der EU-Kommission verbunden bleiben wird, Gas und Kernenergie als "nachhaltig" ("grün") umzudefinieren. (Der kurzfristige Sieg der Lobby wird meiner Ansicht nach durch den Vertrauensverlust aufgewogen, aber das ist ein anderes Thema.)
Die Umdeutung von Taxis zum o-Stamm wird nicht mehr als gewaltsam empfunden, zumal die Biologie das ebenfalls unklassische Taxon hinzuerfunden hat. Die Franzosen und selbst die Griechen werden wohl nachgeben, weil das Englische übermächtig ist.
Zur Sache selbst http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1240#43396
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2021 um 09.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#47943
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Wer Verschwörungsmythen verbreitet, ist kein "Verschwörungsmystiker" (Thomas Schmoll bei ntv über den verrückten Kardinal Müller).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2020 um 16.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#44744
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Der Astrophysiker Rudolf Kippenhahn, dessen populärwissenschaftlichen Büchern ich viel verdanke, ist verstorben. Das Max-Planck-Institut nennt ihn in der Todesanzeige einen „humorvollen, großzügigen, emphatischen Direktor“. Wahrscheinlich ist „empathisch“ gemeint. (https://trauer.sueddeutsche.de/mobil/traueranzeige/rudolf-kippenhahn)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2020 um 17.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#43719
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„Wenn der erfindungsreiche Odysseus im Türkischen der „verlogene“ Odysseus genannt wird, meldet sich hier ein Sittenverständnis, das den Hellenen abging – weil dem Griechischen interessanterweise ein eindeutiger Ausdruck für Lüge oder Lügen fehlt. Denn unter mendos wird zugleich Irrtum und Lüge verstanden, während das Verb mendesthai gleichermaßen für „sich täuschen“ und „lügen“ steht.“ (Volker Sommer: Lob der Lüge. Stuttgart 2016:18)
Wenn man nicht wüßte, worum es geht, könnte man die abenteuerliche Transkription (statt pseudos, pseudesthai) nicht entziffern.
„Eine klassische Definition versteht Lüge als „willentliche“ Täuschung. Sich aber einen Willen ohne Bewusstsein vorzustellen, ist schwierig. Auf die zu leistende Kopfarbeit weist bereits die Etymologie hin: Lateinisch mens bedeutet „Verstand“, mendacio aber „Lüge“. Also nehmen Lügner bewusst eine Gegenperspektive zur Wirklichkeit ein.“ (Volker Sommer: Lob der Lüge. Stuttgart 2016:13)
mendax, mendacium hat nichts mit mens zu tun.
Auf den Inhalt gehe ich in beiden Fällen lieber nicht ein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2020 um 08.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#42926
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Mit dem Titel Dämokrat glaubt der SPIEGEL es Höcke so richtig gegeben zu haben, aber mancher Liebhaber des Altgriechischen wird sich über die supergenaue Transliteration freuen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2020 um 07.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#42874
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In Fontanes "Stine" macht sich jemand darüber lustig, daß die Schauspielerin Wanda den Namen Hermione aus Shakespeares Wintermärchen auf der vorletzten Silbe betont. Dabei wäre das im Griechischen ja richtig (wo sie allerdings kurz ist). Aber man war damals auf seine lateinische Bildung stolz. Das als dünkelhaft zu enthüllen war aber wohl kaum Fontanes Absicht.
Kurioserweise spielt die richtige Aussprache des extravaganten Namens ja auch in "Harry Potter" eine Rolle, außerdem in der Diskussion der Fans auf ihren Websites. Überhaupt führt der erste Link natürlich gleich auf Emma Watson usw.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2019 um 07.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#42648
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Heike Schmoll wittert Morgenluft für den Griechischunterricht – weil die Schülerzahlen in Bremen und Hamburg gestiegen sind. Aufs Ganze gesehen, ist das nichts. 10.815 Schüler lernten in Deutschland im Schuljahr 2018/19 Griechisch. Das Fach ist also praktisch ausgestorben.
Schmoll erwähnt eine neue Broschüre der KMK. Ich habe sie noch nicht gesehen, aber da ich den Namen des Verfassers kenne, weiß ich schon, was drinsteht.
Ich schätze das Griechische sehr und lese fast jeden Tag etwas Griechisches, aber als Schulsprache ist es nicht zu retten. Latein ist als nächstes dran, obwohl die Logik der Dinge eigentlich Religion und dessen Ersatz aufzugeben erfordern würde. Dem steht aber nicht nur die Kirche, sondern nun auch die Notwendigkeit der Domestizierung der Muslime entgegen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2019 um 16.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#41896
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Nicht erst die griechische Sprache, schon das griechische Alphabet stellt heutige Lektorate vor unlösbare Probleme: Man findet ρεῦπορ statt νεῦρον. (Skinner: Die Funktion der Verstärkung in der Verhaltenswissenschaft. München 1974:234).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2019 um 06.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#40860
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Ohne Griechischkenntnisse muß einem Ophthalmologie/ophthalmology absurd schwierig vorkommen, mit Griechisch dagegen ganz natürlich.
Man findet also Hunderttausende von Belegen, bei denen entweder das erste oder das zweite h fehlt. Auch hier an meiner Universität erforschen Informatiker zum Beispiel Assistive Diagnosis in Opthalmology using Deep-Learning based Image Retrieval (https://www5.cs.fau.de/de/).
Sollte man so etwas eindeutschen? Andererseits: Fremdwörter, die praktisch nur in Fachkreisen gebraucht werden, könnte man sich, wenn man dazugehört, ein für allemal genauer ansehen und gegebenfalls auch ins Rechtschreibprogramm einspeisen. Dann ist auch das korrekte Schreiben nach Diktat kein Hexenwerk mehr.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2018 um 18.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#40328
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Später machte er (Aristoteles) in der Metaphysik das „Seiendem [!] als Seiendes“ (to ho en on) zum grundlegenden Thema der „ersten Philosophie“. (Wikipedia „Sein“)
Was mag die Transkription bedeuten? Offenbar liest jahrelang niemand dieses Kauderwelsch, und man muß ja auch zugeben, daß das Seiende als Seiendes und wiederum dessen Sein nicht besonders "spannend" sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2018 um 05.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#38720
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#26019
Heute meinen viele, in Platons geometrischen Spekulationen im "Timaios" einen Vorläufer der modernen mathematisch fundierten Physik sehen zu können (R. D. Mohr/B. M. Sattler (Hg.): One Book, the Whole Universe: Plato’s Timaeus Today. Las Vegas 2010), aber das gilt allenfalls in jenem indirekten Sinn, in dem auch die Atomtheorie bei den griechischen Philosophen vorgedacht ist. Platon hatte keine empirischen Anhaltspunkte für seine phantastische Darstellung. Es kann also nur um die von den Pythagoreern begründete Aussicht gehen, daß der Natur mathematische Verhältnisse zugrunde liegen, wie ja auch der bekannte Satz Galileis über das Buch der Natur bezeugt. Das ist viel besser als gar nichts.
Hat Platon an die Mythen geglaubt, die er in "Timaios" und "Kritias" erzählt? Diese Frage ist mir nicht recht verständlich. Platon kann doch keinen Augenblick vergessen haben, daß er diese Geschichten gerade selbst erfand. Selbst wenn er Vorlagen gehabt haben sollte, kann er sie nicht geglaubt haben. Nur warum erzählt er sie?
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Kommentar von ppc, verfaßt am 08.02.2018 um 13.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#37755
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Seine Kinder Latein oder Altgriechisch lernen zu lassen, ist eine subtile und (noch) politisch korrekte Methode, um auf die Zusammensetzung der Mitschüler (m/w) und deren Eltern Einfluß zu nehmen. Solche Entscheidungen sind dann aber auch wieder ideologisch, nur halt anders als dargestellt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2018 um 06.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#37753
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Nachtrag: Thomas von Aquin hat zwar Aristoteles kommentiert, empfand es aber der damaligen Zeit entsprechend nicht als Mangel, daß er selbst das Griechische nicht beherrschte. Übersetzungen ins Lateinische (durch Wilhelm von Moerbeke) genügten ihm. Fromme Verehrer meinen, der Heilige habe sehr wohl Griechisch verstanden, sonst hätte er die lateinische Übersetzung nicht gelegentlich kritisieren können, aber das ist ein sehr dünnes Argument. Ich bin kein Spezialist, nehme aber erst einmal weiterhin an, daß Griechischkenntnisse im Hochmittelalter selten waren und nicht für notwendig erachtet wurden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2018 um 06.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#37752
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Die Latinistin Melanie Möller wirbt für die alten Sprachen:
„Was kann die Beschäftigung mit den alten Sprachen und Texten nicht alles lehren über das moderne, wohl auch digitale Leben (sogar der Begriff ist ja, mal wieder, lateinischen Ursprungs): alles Wissenswerte über Krieg und Frieden, über Liebe und Hass, über Politik und Demokratieverständnis, über Ethik und Ästhetik, Kunst und Kultur.“ (FAZ 7.2.18)
Es tut mir leid, schon wieder und entgegen meinen eigenen Neigungen gegen die alten Sprachen polemisieren zu müssen, genauer gesagt, gegen deren ideologische Überfrachtung.
Erstens ist es ein Taschenspielertrick, alte Sprachen und alte Texte in einem Atemzug zu nennen. Der Normalbürger kann, wenn er will, antike Texte in Übersetzung lesen. Für Nichtphilologen ist das ohne Verluste möglich. Man kann doch nicht ernsthaft behaupten, daß die wesentlichen Gedankengänge Ciceros oder Platons oder auch die Bibel nur im Original zugänglich wären. Die lateinischen Kirchenväter wie Augustinus oder gar Thomas konnten auch kaum oder gar nicht Griechisch.
Zweitens gelangt der altsprachliche Unterricht seit langem nicht mehr dahin, am Originaltext argumentieren zu können wie die Philologen mit ihrer breiten Sprach- und Literaturkenntnis. Man kann sich wochenlang in einige Sätze Platons „vertiefen“, aber in der Philologie liegt die wahre Tiefe in der Breite.
Drittens ist es eine ungewollte und unbemerkte Unverschämtheit, „alles Wissenswerte über Krieg und Frieden, über Liebe und Hass, über Politik und Demokratieverständnis, über Ethik und Ästhetik, Kunst und Kultur“ für die altsprachliche Bildung zu reklamieren. Möller schließt nicht ausdrücklich aus, daß auch andere Zeitgenossen einen gewissen Grad an Zivilisation erreichen, aber warum sollte man sich überhaupt erst auf den mühsamen Weg der alten Sprachen begeben, wenn es hier nicht doch um den Königsweg ginge? Meine Töchter haben keine alten Sprachen gelernt und keinen einzigen antiken Text in Übersetzung gelesen. Ich stelle aber sonst keine Defizite bei ihnen fest, sondern bin sogar recht stolz auf sie.
Möller macht sich mit Recht über die „völlig überzogenen Ansprüche“ der Lehrpläne lustig, erkennt aber nicht, daß die Altsprachler damit angefangen haben.
(Unser „Begriff“ des Digitalen ist übrigens nicht lateinischen Ursprungs, wie Möller mit einem der ausgeleiertsten Argumente sagt, sondern nur das Wort ist etymologisch lateinisch; diese Unterscheidung sollte einer Philologin doch nicht schwerfallen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2017 um 16.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#37215
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Im Griechischen poetisch, aber nicht eben selten. Im Deutschen ist vor allem noch autochthon bekannt. Man kann sich denken, welche Trennnung Duden empfiehlt, obwohl autoch gar keine Anknüpfung hat, im Gegensatz zum allgegenwärtigen auto.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.12.2017 um 16.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#37214
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χθών (chthon) finde ich nur in Wikipedia, nicht im PONS Online-Wörterbuch. Ist es ein besonderes (seltenes) Wort?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2017 um 14.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#37212
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Herr Schwarzert (Schwarz-Erde), von dem zum Reformationsjubiläum so oft die Rede war, hat seinen Namen umsonst humanistisch aufgepeppt, fast alle trennen ihn Melanch-thon, und das empfiehlt auch der Duden. Wahrscheinlich denkt man an essigsaure Thonerde.
Verlage, die nicht gerade auf Klassisches spezialisiert sind (aber manchmal selbst diese) verwechseln durchgehend die griechischen Akzentzeichen mit den Spiritus und innerhalb dieser wieder alle mit allen.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.08.2017 um 09.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#35862
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Protagonisten treten neuerdings gern in Scharen auf. Wo einst Protagonist, Deuteragonist, Tritagonist und Antagonist die Szene unübersichtlich machten, sind heute alle erster.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2017 um 07.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#35861
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Zur gehobenen Blödelei der humanistisch Gebildeten (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#23872):
Für die Pianistin scheinen Mozart und Prokofjew verwandte Dioskuren zu sein. (SZ 5.12.07)
Auf diese weit hergeholte Vermutung kommt Joachim Kaiser nur deshalb, weil die junge Dame Werke beider Komponisten am selben Abend spielte. An der Verwandtschaft der Dioskuren Castor und Pollux ist zwar nicht zu zweifeln, aber was kann der Konzertbesucher damit anfangen?
So kam denn bei dem Streit zwischen den beiden Dioskuren der Umwelt-Szene ans Licht, daß ... (Zeit 24.11.72)
Hier geht es um zwei Umwelt-Forscher, die keine Ähnlichkeit mit den göttlichen Zwillingen haben, außer daß es eben zwei sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2017 um 07.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#34935
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Auf einer ganzen Seite der FAZ kämpfen zwei Professoren, einer ist DFG-Präsident, gegen die "Populisten" und für die freie Wissenschaft. Der Text ist in schwerer Sprache abgefaßt, die meinen beschränkten Untertanenverstand überfordert, aber ein flüchtiger Blick zeigt mir, daß der Inhalt bis zum Schluß das erwartbare Gerede ist, und ich bin sowieso nur bis zu diesem Satz gekommen:
„Sie erklären sich zum Sprachrohr jenes Volkes, mit dem sie sich eins wähnen und das nicht als vielfälter demos verstanden wird, sondern gegen jede wache Wirklichkeitserfahrung, als homogener ethnos.“ (FAZ 21.4.17)
(Man beachte die philologische Kursiv- und Kleinschreibung!)
Nun, was bringt dem Leser dieser verunglückte Ausflug ins Altgriechische?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2017 um 07.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#34378
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Otfried Höffe feiert das antike Erbe:
„Xenophon erklärt die Götter zu schlechten Vorbildern, da sie stehlen, die Ehe brechen und einander betrügen. Darüber hinaus entlarvt er das Aussehen der Götter als Projektion der verschiedenen Völker.“ (FAZ 23.1.17)
Das war Xenophanes.
(Warum die Zeitung diesen ganzseitigen Artikel abdruckt, ist mir nicht klar. Höffe will uns irgendwie für Athen, Rom und Jerusalem in die Pflicht nehmen, weil Griechen, Römer und Juden/Christen so wichtig für das Abendland waren. Es sei ja mit der "Achillesferse" usw. manches sogar in unsere Sprache eingedrungen. Komischerweise nennt er die platonische Akademie ein "intellektuelles Mekka"!)
Nachbetrachtung: Eigentlich war die Einsicht des Xenophanes eine große Leistung, aber die Geschichte der Religionskritik ist nichts, worauf man stolz ist; darum braucht man sie auch nicht zu kennen. "Asebie" war auch bei den vielbewunderten alten Griechen ein sehr gefährlicher Vorwurf. Auch heute muß man zwar nichts Bestimmtes glauben, aber gläubig sein sollte man als guter Staatsbürger schon, irgendwie "spirituell" wenigstens.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2016 um 07.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#34147
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Wir finden Ursachen des verkümmerten Nationalstolzes usw. etwas "schief", als wenn Haupt- und Nebensache den Platz getauscht hätten. Gemeint ist die Verkümmerung des Nationalstolzes, und im Abstraktum steckt, wie immer, ein Prädikat: "daß der Nationalstolz verkümmert ist". Diese suspendierte Prädikation liegt in vielen Nominalphrasen vor.
Viel ist geschrieben worden über die Konstruktion ab urbe condita. Wir haben das im Grunde auch: nach getaner Arbeit (Lehnsyntax?).
post Christum natum ist von derselben Art.
Letzten Endes muß man wohl auch den Ablativus absolutus hierher stellen: Romulo rege. (Gleichsam unter Weglassung eines "seiend".)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2016 um 15.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#33055
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Ein eigenartiges Nachleben genießt der gute alte Nestor. Besonders oft erwähnt werden die Nestoren Oswald von Nell-Breuning (Katholische Soziallehre), Emil Dovifat (Publizistik), Hartmut von Hentig (Pädagogik).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2016 um 07.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#32760
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Das neue Buch von Patrick Kingsley über die Flüchtlingskrise heißt "Die neue Odyssee", entsprechend schon im englischen Original.
Die Odyssee gehört zu den "Nosten", den Heimkehrergeschichten des trojanischen Sagenkreises.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 03.05.2016 um 16.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#32484
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WDR, "Dok5" Feature über Gartenbau und Gärtner. Darin wird (bei Minute 44) gesagt: "Im Herbst 2015 kamen erstmals fair gehandelte Arte-pithetôn pulcher-rîma in den Verkauf; so lautet der lateinische Name für Weihnachtsterne."
Der Autor hat offenbar keine Ahnung, wovon er redet. Einen lateinischen Namen für Weihnachtssterne gibt es nicht. Den alten Römern war diese in Mexiko beheimatet Pflanze unbekannt. Gemeint ist der botanische Fachname, und der lautet Euphorbia pulchérrima "Art-epítheton" ist der genaue Artname (hier also pulcherrima) im Gegensatz zum Gattungsnamen (Euphorbia).
Allgemein neigt der Deutsche an sich offenbar sehr zu paenultima. So wird der in meinem vorigen Beitrag genannte Name der Komponistin Ustwolskaya ebenso ständig zu "Ustwolskáya mißhandelt wie die Wodkamarke Moskóvskaya als Moskovskáya ausgegeben.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 29.04.2016 um 17.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#32449
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DLF "Tag für Tag" heute morgen mit einem Beitrag von Benedikt Schulz über spirituelle Musik (anläßlich des "8 Brücken"-Festivals in Köln). Darin heißt es:
Galina Ustwolskaya, Schostakowitsch-Schülerin hat in ihren Werken immer wieder offene oder verdeckte religiöse Bezüge eingebaut, hat ein Stück "Amen", ein anderes "Dies irae", Zorn Gottes, genannt.
orgê theou komme über ihn!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2016 um 08.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#31992
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Caesar benutzt rund 1300 verschiedene Wörter. "Für unser Gefühl unschöne Wiederholungen scheut Caesar dabei keineswegs." (Georg Hornig: Lehrerkommentar zu Caesar)
Das besagt aber im Umkehrschluß, daß wir auch die sogenannten Schönheiten antiker Texte nicht würdigen können, auch wenn wir es uns einbilden. Wir haben uns eben dazu erziehen lassen, das schön zu finden, was uns als schön aus dem Altertum überliefert ist. Oder zu sein scheint: Den weißen Marmor Winckelmanns fanden wir schön, schreiend bunt bemalte Tempel unschön. Überhaupt die indischen Tempel: kein bißchen edle Einfalt und stille Größe – furchtbar! Inzwischen wissen wir es besser, aber das alte Vorurteil wirkt in der Breite noch nach, auch in sprachlichen Dingen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2016 um 05.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#31696
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Seit der Unterricht in den alten Sprachen sich nicht mehr von selbst versteht, muß er begründet werden. Zum Griechischunterricht ergeht sich der Altphilologenverband in breitem Gewäsch zum Fremdschämen. Glücklicherweise liest das niemand, sonst wäre der mehrmals unterlaufene Zeilensalat aufgefallen:
https://www.altphilologenverband.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9:griechisch-unverwechselbar&catid=2:griechisch&Itemid=85
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2016 um 09.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#31623
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„Orthographie (griech. ortho graphía 'Rechtschreibung')“ (Katrin Lindner: Einführung in die Germanistische Linguistik. München 2014:95)
Nicht interpretierbare Herleitung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2015 um 11.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#30654
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Der schwedische König möchte Badewannen verbieten lassen, wegen der Wasserverschwendung. Auch wenn es nicht ganz ernst gemeint war, hat er in gewisser Weise recht. Wir haben zwar eine, aber ich habe noch nie dringesessen, weil ich die Dusche bevorzuge. Das ist allerdings ein Fehler, den die Gemeinde rüffelt, denn unsere Abwasserleitungen brauchen eine Mindestmenge, die durch Sparspülungen, Sparwaschprogramme usw. unterschritten wird. Das dürfte in Schweden ähnlich sein.
Aber warum ich das hier erwähne: Badewannen hatten schon die alten Griechen, waren sich aber auch bewußt, daß sie der vorgriechischen Bevölkerung zu verdanken waren. Darauf wurden sie durch die seltsame Bezeichung (asaminthos) hingewiesen, die vollkommen ungriechisch aussieht (wie plinthos für Ziegelsteine und natürlich auch Korinthos usw.).
Die wandernden Indogermanen hatten natürlich keine Badewannen und keine Mauersteine.
Die Induskultur hatte alles, Wasserleitungen Abwasserkanalisation, Fußbodenheizung usw., aber sprachlich scheint das nicht in gleicher Weise in die indogermanischen indischen Sprachen übernommen worden zu sein, so viel Fremdes sie sonst auch haben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2015 um 05.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#30585
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Wilamowitz war ein so guter Kenner der alten Sprachen, daß er sich den Spaß erlauben konnte, das Nibelungenlied in homerische Hexameter (und umgekehrt!) zu übersetzen, ebenso mit dem Lateinischen beliebiger Vorlagen. Das ist geradezu atemberaubend, aber ist nicht auch ein wenig Selbsttäuschung dabei? Wir lernen in Stilübungen (wie man das in der Altphilologie nennt), einen Text in attisches Griechisch oder ciceronisches Latein zu übersetzen, und was nicht dort belegt ist, darf auch in unserer Übersetzung nicht vorkommen. Wir behandeln also die alten Sprachen als Korpussprachen, was sie für uns ja auch sind, und setzen uns über die zweifelsfreie Tatsache hinweg, daß die Überlieferung zwar umfangreich, aber nicht vollständig ist. Die bekannten Texte liegen also über einem Boden nur teilweise bekannter Möglichkeiten. Wenn wir aber nicht wissen, was noch alles hätte gesagt werden können, verstehen wir auch das tatsächlich Gesagte nicht ganz.
Richtig ist noch Wilamowitz' Warnung davor, den Kommentar in die Übersetzung alter Texte hineinzuschmuggeln, wie es dann später die "Bibel in gerechter Sprache" tun sollte und ein bißchen auch Schrott.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 07.09.2015 um 22.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#29862
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o íppos ist (ngr.) das Pferd, o ippódromos die Pferderennbahn.
Das H in Hippokampo(u)s und in Hippodrom wäre demzufolge zuviel, eine Folge der Transkription?
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.09.2015 um 12.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#29861
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Haben die alten Griechen diese Konsonanten so behaucht gesprochen oder haben die alten Römer sie bei der Transliteration in lateinische Buchstaben so geschrieben, um sie von den lateinischen Konsonanten zu unterscheiden? Im Italienischen, wo grundsätzlich keine Konsonanten mit h geschrieben werden, gibt es viele Verwechslungsmöglichkeiten, z.B. könnte ein filosof auch ein Fadenfachmann sein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.09.2015 um 04.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#29860
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Für das Griechische sind ph, th und y kennzeichnend, werden daher in Zeiten abnehmender Griechischkenntnisse vorsorglich an allen möglichen Stellen eingesetzt:
der Stagyrit (z. B. in Umberto Eco: Semiotik und Philosophie der Sprache. München 1985, statt Stagirit, ein Beiname des Aristoteles nach seiner Herkunft aus Stagira; im Original natürlich lo Stagirita)
Hyatus (Ludger Hoffmann [Hg.]: Handbuch der deutschen Wortarten. Berlin 2007:575; Hiatus ist nicht einmal griechischer Herkunft, sondern lateinisch)
Ein wichtiger Teil des Gehirns heißt wegen seiner Form tatsächlich Hippocampus („Seepferdchen“) und nicht Hypocampus (Roland Arbinger: Gedächtnis. Darmstadt 1984:38; oft auch in englischen Texten).
Dichothomie (Harald Weydt [Hg.]: Die deutschen Partikeln. Berlin 1979:12)
Lithurgie (FAZ 10.10.88)
ethymologisch, Ethymologie (Leo Rosten: Jiddisch. München 2002)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2015 um 13.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#29316
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„Die Morphologie (gr. morphos 'Gestalt', logos 'Lehre') ...“ (Hilke Elsen:Grundzüge der Morphologie des Deutschen. 2. Aufl. Berlin 2014:1)
Hier kann man es auch selbst sehen: www.amazon.de (Seite 1, Grundlagen).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2015 um 16.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#29266
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"Ich selbst kann den Platon nicht so übersetzen, daß es mich voll befriedigt; dazu verstehe ich sein Griechisch zu gut." (Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: Platon I. Berlin 1919:5) (Am Rand hat jemand mit zartem Bleistift drei Ausrufezeichen hingesetzt.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2015 um 05.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#28794
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Zu "lorem ipsum" möchte ich noch auf den schönen Wikipedia-Eintrag zur Familie "Mustermann" hinweisen, nebst Links, auch zu anderen Sprachen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2015 um 18.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#28314
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„Eine Geschichtsschreibung im engeren Sinn entwickelten erst die Römer.“ (Elisabeth Hamel: Das Werden der Völker in Europa. Bristol, Berlin 2007:29)
Was hab ich denn während meines Studiums auf griechisch durchgeackert?
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Kommentar von R. M., verfaßt am 14.01.2015 um 10.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27794
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Der Urmeter ist die jeweils herrschende Auffassung von Orthodoxie. Diese ist in der Tat meistens nicht oder nur zum geringeren Teil aus den heiligen Schriften abzuleiten. Aber das macht ja nichts. Die »h. M.« werden Juristen auch nicht im Grundgesetz suchen.
Weshalb sollte es Schwierigkeiten bereiten, die protestantischen Strömungen im Christentum als Kirchen bzw. als Konfessionen aufzufassen?
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.01.2015 um 09.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27793
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Zu Herrn Markners Kommentar (#27772):
Was wird denn im allgemeinen als eine Religion bezeichnet? Um einen Grad der Lauigkeit oder Lauigkeit als solche festzustellen, benötigte man einen Urmeter, anhand dessen sich Abweichungen oder mehr oder weniger laxer Umgang feststellen ließe. Dazu taugen die jeweiligen "heiligen Schriften" aber nicht, weil sie voller Widersprüche sind. Hinzu kommt die kulturelle Praxis, wozu etwa die römisch-katholische Kirche mit ihren Traditionen und Urkundenfälschungen gehört, die mit dem, was man als Urchristentum zu bezeichnen pflegt, nicht mehr viel zu tun hat. Der Protestantismus, inklusive der zahlreichen Radikalen und Gewaltbereiten (v.a. in den USA und zunehmend in Südamerika), ist wiederum ein Ableger der Römischen Kirche. Wie soll man das alles unter einen Hut namens "Religion" oder wenigstens "Konfession" bringen?
Zu Herrn Icklers Kommentar (#27775):
Der Ausdruck "abrahamitische Religionen" mag geläufig sein, aber alle drei sind nur ein Ausschnitt aus orientalischen Legenden, Glaubensvorstellungen und Lebensweisheiten. Ich könnte die Bezeichnung dennoch akzeptieren, wenn man das zusätzliche Attribut "drei" wegließe und statt dessen akzeptierte, daß es von den Arianern über Gnostiker über Aleviten über christliche und islamische Mystiker über Jesiden bis hin zu Mormonen ein breites Spektrum gibt. Auch das Judentum ist in seiner Religion nicht einig, und man müßte zusätzlich noch die Rolle der griechischen Philosophie berücksichtigen, die vor allem "Christen" und "Muslime" zur Rechtfertigung der Widersprüche in ihren "heiligen Schriften" heranzuziehen gezwungen waren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2015 um 14.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27775
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Parallel zu diesem Strang habe ich hier einige Beobachtungen eingefügt, auf die ich einfach verweise: id=1544#27761
Mir ging es ja um den Umgang mit Texten. Wenn sie schriftlich fixiert sind, ist es vielleicht besonders schwer, sie den Zeitläuften anzupassen. Den Ausdruck "abrahamitische Religionen" benutze ich auch, er ist ja geläufig, und man meint damit selbstverständlich, bei aller Vielgestaltigkeit, Judentum, Christentum und Islam. Das AT ist also die gemeinsame Grundschrift. Darin stehen nun sehr viele Rechtsvorschriften und Handlungsanweisungen, die allesamt mehr oder weniger eine modernisierende Interpretation verlangen, ebenso wie das doch stellenweise sehr archaische Gottesbild. Die Theologen haben Verfahren entwickelt, wie sie den Text "stehen lassen" (Luther) und gleichzeitig weiterentwickeln können. Nicht mein Problem, aber interessant, übrigens gibt es bescheidene Parallelen in der Jurisprudenz.
Noch verbreiteter ist allerdings die Textauswahl. Im Kindergottesdienst hört man einfach nichts von den grausamen Sachen. Nur die Fundamentalisten machen einen Strich durch die sanftmütige Rechnung.
Historiker belehren uns, daß die Strafen, die man beschönigend "drakonisch" nennen könnte, immerhin schon eine Zähmung der schrankenlosen Rache früherer Zeiten waren. Es sind aber auch Spezialitäten wie die Todesstrafe für Gotteslästerung darunter, die auch in abgemilderter Form gar nicht in einen säkularen Rechtsstaat passen. Was tun?
Während die Theologen über kleinste Unterschiede ihrer Dogmatik streiten, fällt dem Außenstehende die große Gemeinsamkeit auf, im Unterschied zu ganz anderen, eben nicht-abrahamitischen Religionen. In Indien zum Beispiel die fröhliche Vielgötterei, die schon im Rigveda ebenso gut als Monotheismus verstanden werden kann oder auch als Atheismus. Jedenfalls ist es unmöglich, aus diesem Textkorpus die Pflicht herauszulesen, Andersdenkende hinzurichten ... (Die Inder metzeln einander aus anderen Gründen.)
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Kommentar von R. M., verfaßt am 12.01.2015 um 10.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27772
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Religion ist das, was im allgemeinen als solche bezeichnet wird. Was sollte die Feststellung, daß von einer bloß lauwarm praktizierten Religion gemeinhin keine Gefahr ausgeht, von einer näheren Definition gewinnen?
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 12.01.2015 um 09.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27769
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Zu #27753 (R.M.):
Bitte definieren Sie Religion. Herr Mahlmann spricht von den "drei abrahamitischen Religionen", aber dabei handelt sich nur um Heuristik, denn die Wirklichkeit sieht viel komplizierter aus.
Weil ich der Meinung bin, daß religionswissenschaftliche Diskussionen andernorts ausgetragen werden sollten, möchte ich nur ein paar Stichworte erwähnen: Jesiden, Drusen, Kopten, Arianer, Mormonen, Aleviten, Alaviten. Wer gehört wozu?
Ich bleibe dabei, daß Religion eine kulturelle Praxis ist, die von zahlreichen sozialen, zuweilen auch politischen Faktoren beeinflußt wird. "Lauigkeit" kann sich in diesem Zusammenhang nur auf eine willkürlich formulierte oder auch nur angenommene Norm beziehen. Die Menschen sind eben verschieden, und meine "lau-muslimischen" Nachbarn sind mir in ihrer Herzlichkeit und Menschlichkeit tausendmal lieber als die mißgünstigen Calvinisten, die in meinem Stadtteil leider nur zu zahlreich vertreten sind.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 12.01.2015 um 09.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27768
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Zu #27758 (Klaus Achenbach): Ich hoffe, daß das zynisch gemeint war.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 10.01.2015 um 19.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27758
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Lieber Herr Schaefer,
nicht das "brutale Regime des Schahs" hat "zur Machtübernahme durch eine fundamentalistische Bewegung geführt", sondern die Tatsache, daß das Schah-Regime nicht brutal genug war.
Hafez al-Assad oder Saddam Hussein wäre das damals nicht passiert.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 10.01.2015 um 16.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27757
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(avant-propos: Todesstrafe für Homosexuelle – das stößt im christlichen Uganda auf Begeisterung.)
"Zudem kassieren Sie für Ihre Haltung in der Kirche ein Achselzucken, in der Synagoge Hohn und Spott und in der Moschee Prügel." Solche Prügel ehren einen. Alle Aufklärer mußten mit so etwas rechnen – und konnten froh sein, wenn es nicht schlimmer kam. (Die Chancen, glimpflich davonzukommen, waren lange Zeit in islamischen Ländern weitaus größer als in der christlichen Welt, während im gesamten hinduistisch-buddhistischen Kulturkreis ohnehin – mit einigen Einschränkungen, v.a. in Tibet – völlige Narrenfreiheit herrschte.)
Aber um wieder zum Professionellen zurückzukommen: Mohammed ist nur ein Prophet, ein Mensch, Verehrung gebührt nur Gott allein, dem Ewigen und Einzigen. Zudem ist der Koran aus islamischer Sicht sowieso präexistent und sogar vom Text selber her als Gottes Wort erkennbar. Auf die Einzelheiten der Verschriftlichung kommt es also nicht an. Im übrigen besteht Einigkeit, daß der Koran, wie wir ihn kennen, erst unter den ersten Kalifen, namentlich 'Uthman, zusammengestellt wurde. Vorher war er allenfalls eine Loseblattsammlung. Wer weiß, welche Texte da hineingeraten sind?
Das ist gerade sprachforscherisch hochspannend, geht es doch nicht zuletzt darum, ob eine aramäische Lesart der Texte bessere Ergebnisse bringt als die sonst übliche arabische (und bisher hat noch keiner für die "geheimnisvollen Buchstaben" der "dunklen Suren" eine befriedigende Erklärung gefunden). Da aber wohl keiner von uns hier Aramäisch kann und damit wir uns nicht weiter verzetteln: Es geht mir nicht um theologische Reflexionen des Islams (was schert mich Kaffer das?). Der Punkt ist, daß eine eventuelle Nichtexistenz des Propheten für den Islam weit weniger Probleme bedeutet als für das Christentum ein eventuelles Nichtstattgefundenhaben des Osterereignisses.
Die Jahrhunderte der Forschung haben leider ergeben, daß es keinen Beweis für die Existenz eines Jesus von Nazareth gibt, nur einige Indizien (und eine Reihe Gegenargumente). Selbst die christlichen Quellen lassen uns weitestgehend im Stich: "Es muß erklärt werden, warum die gesamte urchristliche Literatur mit Ausnahme der Evangelien sowohl Lehre als auch Geschichte Jesu fast völlig ignoriert." (Conzelmann/Lindemann) Epigraphische oder archäologische Zeugnisse fehlen (im Gegensatz etwa zum inschriftlich bezeugten Pontius Pilatus); die zeitgenössischen Historiker und Chronisten schweigen.
[Die übliche apologetische Erklärung lautet: "Sein Leben spielte sich abseits der großen Welt ab und hatte für die polit. und kulturelle Öffentlichkeit kein Interesse.", so der Brockhaus. Das steht allerdings im Widerspruche zu dem enormen Aufsehen, das Jesus nach Darstellung der Evangelien erregt hat: Mk3,7/Mt4,24f/Lk6,17; Mk6,14/Mt14,1; Mk8,1/Mt15,30; Mk15,6-15/Mt27,20; Mt 21,10; Mt27,24; Lk24,18.]
Tacitus, Sueton oder gar Plinius geben nichts her (außer man würzt sie mit einer kräftigen Portion Glaubersalz). Am ehesten kommt noch Flavius Josephus in Frage, der AntXX,200 (nach anderer Rechnung XX,IX,1) vom Hohenpriester Ananos schreibt: (...) paragogôn eis auto ton adelphon Iesou tou legomenou Christou, Iakôbus onoma autô. ("Er ließ den Bruder Jesu, den man den Gesalbten nennt, Jakobus mit Namen, hinrichten"; anders als Tacitus oder Sueton versteht Josephus natürlich die Bedeutung des Ausdrucks "Christos"). Die große Frage bleibt, was in AntXVIII,III,3 (dem berüchtigten Testimonium Flavianum gestanden hat, bevor christliche Hände darin herumpfuschten. Wenn hier ein klarer Beweis für die Existenz Jesu stand, haben die Christen ihn mit ihrer Eiferei vernichtet – Ironie der Geschichte.
Aber das ist ja nur der harmlosere Teil. Wenn es nur um den Wanderprediger ginge, wäre das Christentum nur eine weitere jüdische Sekte (und an Wunderrebben besteht kein Mangel). Ohne Osterereignis ist der Jesus kein Christus. Und hier haben wir vollends nur die widersprüchlichen (um nicht zu sagen wirren: wo haben die Jünger den Auferstandenen gesehen, in Jerusalem oder Galiläa, immerhin einige Tagesmärsche voneinander entfernt), ein halbes Jahrhundert später aufgeschriebenen Berichte der Gläubigen. Und nicht zu vergessen: Über die kanonischen Evangelien hinaus wurde in den heute apokryphen Evangelien das Ereignis immer phantastischer ausgesponnen, mit der Höllenfahrt Jesu, wie er dort die Dämonen besiegte usw. usf. "Daran muß man nicht glauben." Wahrlich nicht. Hier scheiden sich die Geister (und darum werden wir auch nie zusammenkommen). Der rational denkende Mensch will nicht glauben, sondern sucht nach Wissen.
Coda, um die anderen Punkte auch noch abzuhandeln: Lieben kann ich auch ohne irgendeinen Gott oder dergleichen, und hoffen – ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Also:
Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 10.01.2015 um 14.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27756
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Guten Tag, Herr Schaefer,
ich wehre mich ganz entschieden gegen den Vorwurf, den Islam – zumal in seiner Gesamtheit – herabgewürdigt zu haben. Tatsächlich habe ich den Islam oder einzelne Aspekte des Islams nicht bewertet; ich habe lediglich einige Dinge genannt.
Diese Dinge unterscheiden sich von den vergleichbaren im Christentum und im Judentum. Wenn Sie sagen, daß das, was anders ist als bei Christen und Juden, automatisch schlechter ist, ist das Ihre Bewertung.
Wenn Sie sich auf den letzten Satz meines vorletzten Beitrags beziehen, in dem ich von unterschiedlichen Reaktionen auf Kritik gesprochen habe, dann ist das natürlich überspitzt formuliert gewesen; mir daraufhin jedoch Islam-Hetze zu unterstellen, ist schon reichlich konstruiert.
Daß ich in meinem letzten Beitrag die Staaten mit Todesstrafe für Homosexualität aufgelistet habe, steht in Verbindung mit anderen Beiträgen hier. Die Rechtslage ist eine Tatsache. Ist es Islam-Hetze, sie zu nennen?
Wenn Ihr Vorwurf auf etwas anderem basiert, nennen Sie mir das bitte.
Ich habe nicht bestritten, daß Christen, Juden, Hindus, Buddhisten und wer weiß was Böses tun und getan haben. Warum halten Sie mir das vor?
Ich beschäftige mich von Berufs wegen mit den drei abrahamitischen Religionen. Ich kenne Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Was ich über den Islam gesagt habe, ist religionswissenschaftlich abgesichert.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.01.2015 um 12.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27754
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In Frankreich ist die soziale Ausgrenzung der islamischen Einwanderer viel größer als in Deutschland, Mit Ausnahme von Berlin leben sie bei uns auch nicht in Ghetto-Vorstädten wie in Frankreich.
Man sollte auch nicht vergessen, daß die Briten in den 50er Jahren im Iran die demokratisch gewählte Regierung des Ministerpräsidenten Mossadeq gestürzt und den Schah als Diktator eingesetzt haben.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 10.01.2015 um 10.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27753
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Es ist wohl noch jede Religion ungefährlich gewesen, die bloß lauwarm praktiziert wurde, aber was besagt das über die Religion selbst? Es besagt nur etwas über die Vorzüge der Lauigkeit.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 10.01.2015 um 10.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27752
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Sehr geehrter Herr Mahlmann,
ich habe mich bisher in bezug auf Ihre Kommentare bezüglich Islam und Christentum zurückgehalten, denn ich bin, wie Sie, nur ein Gast auf dieser Website, aber so langsam schwillt mir, ehrlich gesagt, der Kamm.
Sie lassen keine Gelegenheit aus, den Islam herabzuwürdigen und verweisen auf Beispiele, die auch uns Nichtgläubigen als verabscheuungswürdig erscheinen müssen. Gleichzeitig relativieren Sie ähnliche Tendenzen im Christen- und Judentum (man könnte auch den gewalttätigen Hinduismus in Indien und anderes erwähnen). Man müßte darüber hinaus fragen, inwieweit außerreligiöse Fragen eine Rolle für die Gewaltbereitschaft einiger Minderheiten spielen.
Wie steht es etwa mit der Machtübertragung der (christlichen) Kolonialmacht Großbritannien an das fundamentalistische Haus Saud, das für den Islam insgesamt in etwa so representativ ist wie die Zeugen Jehovas für das Christentum? Wie steht es mit der Unterstützung der (christlichen) USA für das brutale Regime des Schahs in Persien, das zur Machtübernahme durch eine fundamentalistische Bewegung geführt hat?
Ich könnte hier endlos fortfahren, möchte aber statt dessen Erfahrungen aus meinem Alltag erwähnen.
Zu unseren direkten Nachbarn gehört eine türkische Familie, die ein Haus und ein Grundstück in unserer Straße gekauft hat. Sie bezeichnen sich als Muslime, aber ebenso wie Christen und Juden kennen sie "ihre" Religion nicht wirklich, sondern es handelt sich mehr um eine kulturelle Praxis. Sie essen kein Schweinefleisch, weil es ihnen nicht schmeckt, aber der Mann liebt ein gutes Pils (oder auch mehr als eines), und der Frau kann man mit einem guten Weißwein, insbesondere aber einer Flasche Champagner, immer einen Gefallen tun. Die Tochter studiert Betriebswirtschaft und trägt kein Kopftuch – ebensowenig wie ihre Mutter. Der Sohn ist nicht ganz so helle wie seine Schwester, aber er hat einen Ausbildungsplatz und ist eines der größten Talente in unserem Fußballverein. Die Familie feiert übrigens auch Weihnachten, wenn auch etwas anders als wir. Dennoch schmücken sie die Fenster mit Leuchtsternen und -monden, aber entscheidend ist für die Familie die Feier der Geburt des Propheten Isah.
Des weiteren könnte ich Ihnen die Geschichte einer anderen muslimischen (türkischen) Einwanderungsfamilie erzählen, die es innerhalb zweier Generationen geschafft hat, in den Kreis der städtischen "Honoratioren" aufzusteigen, und zwar gerade weil sie den Islam ernst nahm.
Eigentlich hat das alles in diesem Forum nichts zu suchen, aber Ihre Anti-Islam-Hetze erscheint mir als unerträglich.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 10.01.2015 um 03.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27745
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Homosexualität ist im Islam ein „Randthema“, genau so, wie es das im Christentum ist.
Die Grundsatzfrage lautet doch eher, hat der rechtgläubige Muslim Freiheitsgrade, wenn es darum geht, Scharia und lokale demokratische Gesetzgebung gegeneinander abzuwägen?
Der Islam kennt keinen irdischen Gottesvertreter wie das Christentum den Papst, der auch ein Machtwort sprechen könnte. Daher ist diese Frage offenbar nicht allgemein islamgültig zu beantworten, es hängt von der Sicht des jeweiligen Imams oder des einzelnen Gläubigen ab.
Die beobachtbare breit gestreute “Realitätsverwirrung“ ist eine natürliche Folge …
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 09.01.2015 um 20.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27744
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In zehn Ländern steht auf Homosexualität die Todesstrafe, oftmals vollstreckt durch Steinigung: Jemen, Iran, Irak, Mauretanien, Nigeria, Katar, Saudi-Arabien, Somalia, Sudan und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Was, das Gesetze bewirken kann, verbindet diese Länder?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.01.2015 um 17.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27743
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"Homosexualität in Iran ist gesellschaftlich tabuisiert und homosexuelle Handlungen sind strafbar. Seit der Islamischen Revolution von 1979 wurden im Iran über 4000 Homosexuelle öffentlich hingerichtet." (Wikipedia) Die angesichts solcher Gottesstaatspraxis müßige Frage, was an diesen „angeblichen Vorkommnissen“ wahrhaft islamisch ist, überlasse ich den Religionsgelehrten, die dazu unterschiedliche Auffassungen vertreten.
Sollte ich auf diese Notiz schon einmal hingewiesen haben, bitte ignorieren: http://virchblog.wordpress.com/2013/12/13/kunder-mahner-missionare/.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 09.01.2015 um 14.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27742
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Lieber Herr Virch,
es geht nicht darum, was in einzelnen islamischen Staaten angeblich vorkommt, sondern darum, was an solchen Vorkommnissen "islamisch" ist.
Sind sie sich im übrigen sicher, daß so etwas weltweit unter Christen nirgends vorkommt?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.01.2015 um 08.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27741
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Lieber Herr Achenbach, das Wort schwul scheint Ihnen zu mißfallen; sicher können Sie mir ein handlicheres nennen. Sie werden mir vielleicht zustimmen, daß die vielerorts geübte islamische Praxis, Schwule an Baukränen aufzuhängen oder sonstwie zu Tode zu bringen, nicht eben freundlich ist. Auch die unter deutschen Moslems weit verbreitete Neigung, Schwule zu beleidigen und auch mal zusammenzuschlagen, ist kaum nett zu nennen. Ich räume ein, daß Schwule auch unter Nichtmoslems keine uneingeschänkte Wertschätzung genießen. All das, Sie werden staunen, dämpft die Freude vieler Eltern, die feststellen müssen, daß ihr Sohn schwul ist, beträchtlich. Zur schwulen Ehe: Wenn sie Ihnen nicht behagt, rate ich Ihnen davon ab, einen Mann zu heiraten.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 08.01.2015 um 20.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27740
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Ja, was bliebe vom Christentum ohne das Alte Testament und ohne den Bezug auf die Thora außer dem jüdischen Wanderprediger mit einigen guten Sprüchen? Nun, schlicht gesagt: alles.
Kern des Christentums ist genau dieser jüdische Wanderprediger namens Jesus, von dem die Christen glauben, daß er Gottes Sohn ist, Gottes Offenbarung, die Fleischwerdung des Herrn. Und seine guten Sprüche sind die Grundlage des christlichen Lebens: Glaube, Liebe, Hoffnung. Jesus ist der Lehrer nach Matthäus und der Erlöser nach Paulus. Daran muß man nicht glauben. Die Christen tun es, und das Alte Testament ist dafür nicht notwendig.
Nach reichlich zweieinhalb Jahrhunderten historischer Jesusforschung und der Auswertung gerade vorwiegend außerbiblischer Quellen (römische und jüdische Schriften geben einiges her) ist der Forschungsstand, daß die Person Jesus existiert und als Wanderprediger umhergezogen ist.
Daß die Ostergeschichte verschieden dargestellt wird, besagt nur, daß bei der Zusammenstellung der Bibel sich eben niemand angemaßt hat, aus der Auswahl der Schriften genau die eine Erzählung herauszufischen, die richtig ist. Der Gläubige sieht, daß die Beschreibung eine Rekonstruktion eines historischen Ereignisses ist; mit dem Abstand mindestens einiger Jahrzehnte und mit den Möglichkeiten des 1. Jhdts. war eben nichts Genaueres drin.
Was machen die Juden ohne die Thora? Keine Geschichte des Volkes Israel, keine gemeinschaftsbildenden Erlebnisse wie der Exodus, der Bundesschluß mit JHWH, das Exil und dergleichen, keine historische Herleitung der Beschneidung und der Speisegesetze usw. Die Juden würden dadurch ihre kulturelle Wurzel verlieren, die sie über Jahrtausende der Bedrängung und Entrechtung getragen hat.
Der Islam ohne Mohammed? Schlicht nicht vorstellbar. Allah hat nach islamischem Verständnis Mohammed den Koran diktiert. Er ist der letzte Prophet. Dem Islam ginge mit Mohammed der Pflock verloren, an dem alle Fäden zusammenlaufen.
Zudem kassieren Sie für Ihre Haltung in der Kirche ein Achselzucken, in der Synagoge Hohn und Spott und in der Moschee Prügel.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 08.01.2015 um 18.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27739
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Was ist denn am Islam konkret "schwulenfeindlich"? Oder was ist am Islam "schwulenfeindlicher" als am Christentum? Was ist überhaupt "Schwulenfeindlichkeit"? Ist jemand schon "schwulenfeindlich", wenn er nicht hocherfreut ist, daß sein Sohn "schwul" ist? Oder wenn er meint, daß die Ehe etwas für Mann und Frau sei?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.01.2015 um 17.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27738
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Man muß kein Experte für den Islam und seine reichhaltige Kultur sein, um beispielsweise seine Schwulenfeindlichkeit kritisieren zu können. Tut man es, findet man sich unversehens in der Schublade für Ausländerfeinde und Fremdenhasser wieder. Nicht gerade beschönigend, oder?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.01.2015 um 16.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27737
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Euphemismus? Es scheint mir eher Synonym für islamfeindlich zu sein. Das Wort wird ja z. B. von der FAZ gebraucht. Meines Wissens hat noch kein Demonstrant behauptet, Islamkritiker zu sein. Daß die meisten Demonstranten keine tiefere Ahnung vom Islam haben, stimmt wohl, aber weshalb sollten sie auch?
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 08.01.2015 um 12.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27736
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"Islamkritik" ist keineswegs ein Schimpfwort, sondern eine sehr euphemistische Bezeichnung für das, was gewisse Leute absondern. Kritik setzt allermindestens erstmal Kenntnis voraus. Ein kluger Kommentator stellte kürzlich fest, daß PEGIDA und die Salafisten eine große Gemeinsamkeit haben: Von Islam und der reichhaltigen Kultur, die damit verbunden ist, haben sie keine Ahnung.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 08.01.2015 um 12.13 Uhr
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Nun, wie schon kurz bemerkt, zweifelt zumindest Christoph Luxenberg an der Existenz Mohammeds. In der Tat ist das biograhische Material recht dünn. All die schönen Erzählungen, die auch bei uns wohlmeinend nachgebetet werden, stammen im wesentlichen aus einer Biographie, die rund hundert Jahre nach Verkündigung und Hidschra geschrieben wurde. Der zeitliche Abstand ist also noch größer als bei Jesus und den Evangelien. Und die Hadithen zählen eben nicht zur Heiligen Schrift. Was von den fünf Säulen des Islam ginge verloren? Tägliches Gebet, Almosengeben, Haddsch, Fasten – nichts verliert seinen Wert. Nur das "Muhammad ar Rasul al-Allah" müßten wir streichen, die andern viereinhalb Säulen bleiben stehen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.01.2015 um 10.58 Uhr
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Unter Religionskritik verstehen FAZ und SZ etwas anderes. Islamkritisch, wer auch immer das sein soll, gebrauchen sie zur Zeit als Schimpfwort.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2015 um 04.54 Uhr
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Die Frage, ob Jesus gelebt hat und "die Bibel doch recht hat", ist insofern ohne Belang, als sie heute offen diskutiert werden kann, ohne daß jemand sich dafür interessiert. Beim islamischen Glauben kann man ja mal die Gegenprobe machen, am besten unter Pseudonym.
Erst jetzt fällt manchen Leuten auf, daß es die "Schere im Kopf" gibt und daß sie in Zukunft immer öfter benutzt werden könnte. Nach 50 Jahren FAZ-Lektüre zum Beispiel kann ich aber sagen, daß diese bedeutende Zeitung sich zwar gelegentlich ein bißchen Krtitik an kirchlichen Fehlentwicklungen erlaubt, aber noch nie eine Zeile Religionskritik veröffentlicht hat. Von der Süddeutschen Zeitung kann man ähnliches sagen. Wenn EKD und Bischofskonferenz unter den Herausgebern vermerkt wären, würde sich niemand wundern. (Man denke auch an die Rundfunkräte.)
Dennett, Dawkins und bei uns Reemtsma haben sich mit dem "Respekt" beschäftigt, der im aufgeklärten Westen der Religion als solcher entgegengebracht wird. Man darf die "Gefühle" der Frommen (die "tief gläubig" sind) nicht verletzen, das ist der selbstverständliche Kern der öffentlichen Diskussion, aber man bemerkt es erst, wenn plötzlich ganz andere Religionsgesellschaften ihre Ansprüche geltend machen, noch dazu auf wenig charmante Art.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 07.01.2015 um 22.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27727
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Allah ist groß und mächtig, wenn er aufm Stuhl steht, drei Meter sechzig, und Mohammed ist sein Prophet. Dessen Leben ist Gegenstand der Hadithe. Wie soll es da ohne Belang sein, ob Mohammed gelebt hat oder nicht? Die Frage ist ohne Belang, weil niemand daran zweifelt, aber das ist doch wohl etwas anderes.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 07.01.2015 um 14.39 Uhr
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"Zumindest sollte man Lukas zubilligen, daß er möglichst glaubwürdig schreiben wollte. Da ist es opportun, die gefälschten Passagen in abgesicherte Tatsachen einzubauen." Welche abgesicherten Tatsachen außer der, daß Bethlehem eine Stadt in Judäa und Nazareth eine in Galiläa ist, enthält die Geburtsgeschichte?
"[D]adurch, daß eine Einzelheit falsch ist (und meinetwegen gefälscht), muß eine andere nicht auch falsch sein." Rein logisch ja, aber warum heißt es "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht"? Was soll ich mit einer Heiligen Schrift, in der vom ersten (Genesis) bis zum vorletzten Kapitel (Judasbrief, die Johannesoffenbarung ist von der Textart nicht sehr lügenaffin) gelogen (oder gefälscht) wird, daß sich die Balken biegen (von den späteren Leistungen der Kirche in diesem Metier nicht zu reden)? Schlimmer noch: Die christliche Religion gründet mehr als andere auf vorgeblich historischen Tatsachen (für die es – zurückhaltend gesagt – keine außerbiblischen Belege gibt). Für die jüdische Religion ist der ganze Geschichtssums der Thora letztlich von geringer Bedeutung. Wenn es keine Posaunen vor Jericho gegeben hat, keine Donnerstimme Gottes am wolkenverhangenen Sinai (die Szene ist "Herr der Ringe" pur!) und auch kein davidisches Großreich – nu? was soll's? (Nur die zionistische Landnahmeideologie bekommt Probleme). Für den Kernbestand der islamischen Lehre ist es nicht entscheidend, ob es den Propheten Mohammed wirklich gegeben hat oder er nur eine literarische Fiktion ist (auch wenn sich alle über Luxenberg ereifern). Hinduismus, Buddhismus usw. interessieren sich sowieso kaum für Geschichte (zur Verzweiflung westlicher Historiker). Aber Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens, eben des Theou Hyios ên houtos ist doch das Osterereignis (von dem die vier Evangelisten auch wieder in fünf verschiedenen Versionen berichten), für manche auch Pfingsten (für das Apg die einzige Quelle ist). Die christliche Lehre steht und fällt mit der Historizität dieser Ereignisse, denn was bliebe sonst als ein jüdischer Wanderprediger mit einigen guten Sprüchen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2015 um 04.30 Uhr
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Selber kommt's ihnen ja nicht so vor, den Katholiken meine ich. Aber vielleicht gleicht es sich an. Die Katholiken haben ja in einem gewissen Abstand die "Aufklärung" der protestantischen Theologie nachvollzogen. So die kritische Bibelphilologie des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts, dann die Bultmannsche Entmythologisierung, wie ich mit Interesse aus der Nähe miterleben konnte, die "Formgeschichte" und andere Strömungen. Heute kann man ja theologische Bücher lesen und lange Zeit nicht wissen, ob sie kath. oder ev. sind.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 05.01.2015 um 18.57 Uhr
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Gottesdienst ist keine Wissenschaft, Wissenschaft ist kein Gottesdienst. Die Theologie ist eine Wissenschaft, und natürlich haben die Erkenntnisse der theologischen Wissenschaft Konsequenzen – aber eben für den wissenschaftlichen Bereich (und nachfolgend gesellschaftlich, philosophisch, staatspolitisch und dergleichen) und nicht für den Gottesdienst oder die Kirche.
Ich bin gleichwohl froh, Lutheraner zu sein und keinen dermaßen extremen Spagat machen zu müssen wie die Katholiken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2015 um 17.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27714
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Also nicht jederzeit. Während des Gottesdienstes und ähnlicher Gelegenheiten, die ja auch "Zeiten" sind, darf der Pfarrer nicht aus der Rolle fallen und als der Wissenschaftler sprechen, der er doch auch ist.
Aber lassen wir das, es geht mir nicht ums Rechthaben, sondern um die sehr interessante Vielfalt fer Kommunikationsformen. Die abgegrenzten Redeweisen werden durch unterschiedliche Tracht markiert. Darüber jetzt, wie wohl schon mal erwähnt, das vorzügliche Buch des frommen Katholiken Garry Wills: Why Priests?, das ich gar nicht genug loben kann.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.01.2015 um 15.47 Uhr
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In der katholischen Messe endet jedes Vorlesen aus der Legendensammlung der Bibel mit "Wort des lebendigen Gottes", damit ja keine Zweifel an der historischen Wahrheit aufkommen. Die wissenschaftliche Wahrheit ist Ketzerei.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 05.01.2015 um 14.06 Uhr
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Exegese (Auslegung) und Authentizitätsstudien (Verfasser, Widersprüche, Zusätze, Fälschungen) haben mit Wissenschaft wenig zu tun.
Wäre es Wissenschaft, hätten neue Erkenntnisse Auswirkungen. Real hat wissenschaftliche Forschung jedoch keinerlei Auswirkung, weil die Lehrmeinung der katholischen Kirche trotz verschiedenster zugestandener weltlicher Einflüsse als vom heiligen Geist inspiriert angesehen wird. Zumindest seit der Einführung der Trinität im 4. Jhdt. wird das so gesehen und gehandhabt.
Und über die Zeit bis zur Aufklärung, in der nicht nur Bibelkritik als Häresie scharf verfolgt wurde, berichten unsere Geschichtsbücher breit und grausam.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 05.01.2015 um 09.28 Uhr
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Das "jederzeit" bezieht sich darauf, daß die Wissenschaft sich jederzeit der Bibel annehmen kann. Daß der Gottesdienst keine wissenschaftliche Veranstaltung ist, habe ich auch schon mit dem Satz angedeutet: "Was die Gläubigen tun, ist letztlich ihre Sache."
Das staatlich überwachte Studium der islamischen Theologie soll zur wissenschaftlich nüchternen Betrachtung des Islams führen und somit u. a. sicherstellen, daß islamische Religionslehrer in den Schulen grundgesetzkonformen Unterricht machen.
Die christlichen Religionslehrer müssen aus demselben Grund das gleiche tun.
Es gibt aufgeklärte und nichtaufgeklärte Theologen, Hardliner, Verbissene, Verständige und Softies in allen Religionen. Mit der staatlichen Aufsicht soll ja gerade erreicht werden, daß die aufgeklärten Theologen für die Ausbildung der Religionslehrer und der Schulkinder zuständig sind.
Bei der wissenschaftlichen Betrachtung der Bibel kommt unweigerlich der Punkt, daß der Student zwischen historischer Wahrheit oder Plausibilität und Bibeltext Diskrepanzen entdeckt – neben den in sich widersprüchlichen Passagen (das geht schon in der Genesis los, wo zwei einander widersprechende Schöpfungsgeschichten ineinander verwoben berichtet werden). Das ist eben der Kern des Studiums, und so lernt man zwischen Glauben und Wissenschaft zu unterscheiden.
Das können Muslime natürlich auch. Der Unterschied ist, daß für den Christen Jesus Christus die Offenbarung Gottes ist. Wenn man das in Frage stellt, ist man kein Christ. Dabei bleibt reichlich Platz für die kritische Betrachtung der Bibel, und auch die Person Jesus Christus kann betrachtet werden, solange nicht ihre Eigenschaft als Gottes Sohn verneint wird.
Für den Muslimen ist der Koran die Offenbarung Gottes. Wenn man das in Frage stellt, ist man kein Muslim. Mit einer kritischen Betrachtung des Korans übertritt der Muslim eine Grenze, die von den muslimischen Geistlichen als unübertretbar angesehen wird.
Herr Markner: Ich habe ja geschrieben, daß Lk kein wasserdichter historischer Text ist; aber dadurch, daß eine Einzelheit falsch ist (und meinetwegen gefälscht), muß eine andere nicht auch falsch sein. Zumindest sollte man Lukas zubilligen, daß er möglichst glaubwürdig schreiben wollte. Da ist es opportun, die gefälschten Passagen in abgesicherte Tatsachen einzubauen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2015 um 05.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27704
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"Der Koran ist die Offenbarung Gottes und somit unantastbar; die Bibel ist ein Buch von Menschenhand, das jederzeit Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung werden kann."
Nicht jederzeit. Im sog. Gottesdienst nicht. Haben Sie nie einer katholischen Messe beigewohnt?
Von islamischer Theologie verstehe ich zu wenig, aber so ganz unaufgeklärt dürften auch nicht alle islamischen Theologen sein. Die Schreihälse auf den Straßen sind nicht alles, aber das gilt von allen drei abrahamitischen Religionen, die alle in gleicher Weise auf Rechtgläubigkeit den größten Wert legen.
Übrigens beginnt die berühmte "Systematische Theologie" (= Dogmatik) von Paul Tillich so:
„Theologie ist eine Funktion der christlichen Kirche; sie muß den Erfordernissen der Kirche entsprechen.“
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Kommentar von R. M., verfaßt am 05.01.2015 um 01.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27702
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»Natürlich ist das alles nicht historisch exakt richtig«. Also ist es falsch. »Lukas brauchte eine schlüssige Begründung für die Wanderschaft nach Bethlehem zur Zeit von Marias Niederkunft. Die Volkszählung auf Geheiß des Kaisers Augustus kam ihm da gut aus.« Also ist es eine Fälschung. Non è vero, ma è ben trovato.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 04.01.2015 um 14.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27701
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Der Pastor ist zwar Theologe, aber bei der Verkündung muß der Pastor den Theologen in sich Pause machen lassen, und bei der wissenschaftlichen Behandlung der Schrift ist es andersherum.
Was die Gläubigen tun, ist letztlich ihre Sache. Im Studium der Theologie hingegen ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Texten unerläßlich, und natürlich geht es dabei auch um die Ungereimtheiten, Widersprüche, Unglaubwürdigkeiten usw. nebst Erklärungen, die die Theologen mindestens seit Luther dafür gebracht haben.
Kein Wort in der Bibel darf nicht hinterfragt werden, und kein Wort in der Bibel ist noch nicht hinterfragt worden.
Das ist ja gerade der Unterschied zwischen der christlichen und z. B. der islamischen Theologie: Der Koran ist die Offenbarung Gottes und somit unantastbar; die Bibel ist ein Buch von Menschenhand, das jederzeit Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung werden kann.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 04.01.2015 um 11.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27700
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Die sprachliche Auseinandersetzung mit der Sprache der Theologie finde ich höchst interessant. Es geht dabei um die Frage, wie stellen es Theologen an, jahrtausendealte Geschichten den heutigen Menschen zu „verkünden“ und welchen Anspruch verknüpfen sie damit? Und es geht um die Frage, was ist Begründung und Zweck der Bedeutungsverschiebung zwischen ihrer Sprache und der des restlichen Volkes; und wird diese Sprache so verstanden, wie sie gemeint ist oder anders?
Dieser Komplex wird meiner Meinung nach zu wenig diskutiert als zuviel. Und daß bei einer solchen Diskussion auch Ungereimtheiten im Basisbuch der Verkündigung eine gewisse Rolle spielen, ist auch verständlich.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.01.2015 um 11.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27699
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Das "non leguntur" gilt immer noch, und zwar für viele Katholiken in Bezug auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse für die Zeit von der israelitischen Landnahme bis zur Vertreibung angeblich aller Juden aus Palästina. Ein guter Katholik liest so etwas nicht und diskutiert auch nicht darüber. So jedenfalls meine Erfahrungen mit meiner angeheirateten katholischen Verwandtschaft.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2015 um 07.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27695
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Es geht mir selbstverständlich nicht um die alberne Frage, ob die Bibel doch recht hat, sondern um das Nebeneinander verschiedener kommunikativer Welten in ein und derselben Sprachgemeinschaft. Bildlich gesprochen: Der Theologe streift sich ein besonderes Kleid über und wird zum "Hirten", seine Mitmenschen setzen wenigstens eine besondere Miene auf und werden zu "Schafen". Damit ändern sich die Redeweisen und die Art der "Textverarbeitung" in einer Weise, die ich schon immer sehr interessant gefunden habe, gerade weil das "Umklappen" wegen allzugroßer Vertrautheit kaum wahrgenommen wird.
Es ist ja nicht selbstverständlich, daß es Texte gibt, die der Diskussion entzogen sind, entsprechend auch die Kommunikationsform des Verkündens (bzw. der Verkündigung, wie man sagt). Auch nicht, daß sich an solchen Texten welthistorische Ereignisse entzünden. Darüber wird man sich wundern dürfen.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 03.01.2015 um 19.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27694
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Es ist eigentlich müßig, finde ich jedenfalls, in unserer Sprachforschung hier so wissenschaftlich geglaubte biblische Sprache zu diskutieren; das führt doch zu nichts. Während heute unsere normale Wissenschaft ehrlich und sine ira et studio die von Menschen verständlicherweise gestellte Frage Was ist...? zu beantworten sucht, weil die uns irgendwie eingegeben ist (aber auch da machen schon viele nicht so recht mit, wie wir's ja auch gleich sehen), sind die "geistlichen" Texte, und zwar alle, als Antwort auf die von Menschen ebenfalls verständlicherweise gestellte Frage Warum ist...? entstanden, weil auch die uns irgendwie eingegeben ist, jedenfalls im Abendland, und auch da machen dann viele nicht so recht mit, wie wir's ja auch gleich sehen, und das sogar zu Recht, denn bei den Antworten darauf geht's ja gleich auch mit böser ira und anständigem Geist schädlichem studio viel zu hoch her, jedenfalls ungeistig und letztlich doch wohl auch ungeistlich. Ich kann jedoch derartige Geschichte feiern; denn auch das ist den Menschen irgendwie eingegeben; wir leben nun mal nicht ohne Kultur. Als Kind meiner Zeit bin ich natürlich auch begeistert vor unserer Naturwissenschaft - die ja im Englischen gleich bloß "science" heißt, ohne das ja eigentlich begrenzende "Natur" davor, weil's ja gleich auch so verstanden wird -, aber mich amüsiert dann auch, wenn sich unsere Besten da in die Haare kriegen und einer dem andern sehr geistlich zur Verteidigung des eigenen Standpunkts z. B. mit "Gott würfelt nicht" kommt. Und ich würde deshalb auch nicht die Stirne kraus ziehen, wie unser Freund Ickler es hier irgendwo doch irgendwie tut, wenn er Lessing vorhält, daß er doch nicht hätte sagen sollen, daß er sich bei großer Gelegenheit demütig in Gottes linken Arm würfe, denn die reine Wahrheit, auch wenn ein rechter Aufklärer sie noch so inbrünstig suche, sei ja doch nur für IHN allein. Ich glaube, ich brachte hier schon mal die Anektdote [?], Geschichte [?] von der Podiumsdiskussion von zwei Atomforschern, wo der eine darauf hinwies, daß diese kleinsten Teilchen doch Ideen seien, woraufhin der andere aufsprang und mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den den Tisch tippte und erregt sagte: "What do mean, ideas? I can see those damn' buggers right here!" und dabei auf die mit der Fingerspitze betippte Tischstelle blickte. Und auch, wenn Maschinen inzwischen die reale Existenz dieser Teilchen (Teilchen?) und sogar schon weiterer Unterteilchen nachweisen, - wir sehen doch nur, was eine Maschine uns vorsetzt, - die allerdings wohl von ehrlicheren Menschen programmiert wurde als denen, die den Deutschsprachigen jetzt eilig immer wieder einen neuesten e-Duden zum Kauf vorschreiben. Aber von Mathematikern, denen ich vertraue (englisch, ja meiner zweiten Muttersprache [linguistisch, wie auch Henry Kissinger, bin ich eingeordnet als "hyper-educated non-native speaker"]: have faith in), höre ich, daß einige der interessanten Lösungen mathematischer Probleme, die nur mit der Rechenmaschine gefunden werden konnten, nicht als doktorwürdige Forschungsergebnisse anerkannt werden könnten, wenn zu deren Nachvollzug mit dem reinen menschlichen Geist hunderte von Doktoranden als ein Team über hundert Jahre arbeiten müßten (und ich mit meinem Geist mehrfacher Art sage da als Steuerzahler auch zu Recht dazu, wer sollte das denn bezahlen?). - Aber all das führt den geistigen Normalverbrauchern sowieso schon zu weit; die wollen sich amüsiert bestenfalls mit der Unterscheidung von Geistigem und Geistlichen in der Forschung à la Guttenberg und Schavan und Stoibers Tochter befassen, - aber das wiederum auch nur, wenn es ihnen politisch recht ist. Frohe Weihnachten also nachträglich, und freuet Euch, daß Euch der Dreikönigstag ein nationaler Feiertag geworden ist. Wo ich bin, ist er das nämlich nicht. Und wie ich angelegt bin, fürs Geistliche, wenn's nämlich recht ist, finde ich das irgendwie schade. Und auch ich sage, wie mein Vorredner hier: "[U]nd, nicht zu vergessen: Lest die Bibel!" und möchte hinzufügen: Und achtet mir auch etwas die weitere Tradition dazu.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 03.01.2015 um 17.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27692
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Ad fontes! Sola scriptura!
Anders als bei Lukas sind für Matthäus Maria und Joseph ursprünglich in Bethlehem beheimatet. Nicht nur, daß, wiederum im Gegensatz zu Lukas, bei den vorgeburtlichen Geschichten (Kapitel 1) jegliche Ortsangabe fehlt, und dann Kapitel 2 unvermittelt mit der Geburt in Bethlehem beginnt (was doch einer Erklärung bedürfte, wenn die Eltern nicht dort wohnhaft wären), auch der Wunderstern führt die Magier zu einem Haus (oikos, oikia, und nicht etwa stathmos), wo man eben so wohnt: und gingen in das Haus hinein und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter (Mt 2,11). Auch die Maßnahme, alle Knaben der letzten beiden Jahrgänge in Bethlehem und Umgebung zu töten, hätte im Durcheinander der lukanischen Volkszählung wenig Sinn. Ebenso wäre die Flucht der Heiligen Familie bei Nacht und Nebel (Mt 2,14) etwas gegenstandslos, wenn sie doch nach getaner Zählung längst wieder den Rückweg ins ferne Galiläa angetreten hätten. (Und von dort ausgerechnet nach Ägypten und nicht ins benachbarte Phönizien zu fliehen, wäre völlig widersinnig.)
[Kleingedruckte Zusatzbemerkung: Wenn, wie die volkstümlichen Darstellungen suggerieren, die Magier nach einer Reise von mindestens 1000 Kilometern (Luftlinie!), einem nach Mt 2,2-8 doch wohl etliche Tage dauernden Aufenthalt in Jerusalem und inmitten des Verkehrschaos der Volkszählung punktgenau zur Krippengeburt zur Stelle sind, verlangt das schon ein starkes Wunder (ohne daß das seinen Niederschlag in den Evangelien gefunden hätte). Zudem wird die Geburt bereits bei der Ankunft der Magier in Jerusalem als fait accompli dargestellt: Als aber Jesus (...) geboren war, siehe da kamen Magier aus dem Morgenlande nach Jerusalem, die sagten: "Wo ist der neugeborne König der Juden?" (Mt 2,1-2). Auch die Zweijahresfrist von Mt 2,16 i.V.m. 2,7 spricht für einen größeren zeitlichen Abstand.]
[Nochmal kleingedruckt: Bei Lukas ist das Heilige Trio 40 Tage nach der Geburt (oder kurz danach) mitten in der Höhle des Löwen, nämlich dem Tempel in Jerusalem, um ein Opfer zu bringen (Lk 2,22) und zieht unbesorgt Jahr um Jahr zu Pessach zum gleichen Behufe dorthin (Lk , 41). Von Verfolgung oder Exil keine Spur.]
Bei der Rückkehr aus Ägypten – was die Familie die ganze Zeit dort getan und wie sie ihren Lebensunterhalt bestritten hat und in welchen Orten, darüber schweigt der Evangelist sich aus – zur Rückkehr also heißt es Mt 2,22: Als er jedoch hörte, daß Archelaus anstatt seines Vaters Herodes über Judäa regierte, fürchtete er sich, dahin zu gehen. Nachdem er aber im Traum eine Weisung empfangen hatte, zog er hinweg in das Gebiet von Galiläa. Wäre die Familie von vornherein in Galiläa beheimatet, hätte es wohl kaum einer solchen Eingebung bedurft. Offenbar war zunächst an eine Rückkehr nach Judäa gedacht. Erst jetzt entscheidet sich Joseph für die Stadt Nazareth (deren Name hier zum erstenmal auftaucht) als neuen Wohnsitz.
Zusammenfassung in aller Deutlichkeit: Die beiden Geburtsgeschichten bei Matthäus und Lukas sind nicht miteinander vereinbar! Das hindert den Volksglauben – sancta simplicitas! – natürlich nicht, genaus das trotzdem zu tun (und dabei großzügig darüber hinwegzusehen, daß das Johannesevangelium 1,45f die bethlehemitische Geburt recht deutlich abstreitet), weshalb wir alljährlich wieder diesen Schwachsinn mit den Hl. 3 Königen an der Krippe präsentiert bekommen. (Na gut, als dramaturgisch zusammenraffendes Sinnbild des ganzen Themenkomplexes mag das ja durchgehen, aber es für eine auch nur irgendwie annähernd historische Szenerie zu halten, ist einfach nur ...) Wenn man es also gewaltsam (und mit vielen Verrenkungen) versucht, ist es doch sehr verblüffend, wie komplementär die beiden Evangelisten schreiben, weil immer der jeweils eine berichtet, was der andere ausläßt, denn der einzige gemeinsame Nenner ist – neben dem Paar Joseph&Maria – der Geburtsort Bethlehem für ein ansonsten in Galiläa aufwachsendes Kind.
Recht empfehlenswerte Literatur zum Thema übrigens auch: H. Conzelmann / A. Lindemann: Arbeitsbuch zum Neuen Testament, (9. Auflage 1988)
und, nicht zu vergessen: Lest die Bibel!
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 02.01.2015 um 17.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27686
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Die Familie war nicht in Bethlehem zu Hause, sondern in Nazareth. Die alttestamentarische Verheißung sah die Geburt des Messias in Bethlehem vor, somit mußte Jesu Geburtsort Bethlehem sein. Lukas brauchte eine schlüssige Begründung für die Wanderschaft nach Bethlehem zur Zeit von Marias Niederkunft. Die Volkszählung auf Geheiß des Kaisers Augustus kam ihm da gut aus. Natürlich ist das alles nicht historisch exakt richtig, und natürlich treffen die Jahresangaben nicht genau zu.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2015 um 16.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27685
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Es gibt natürlich viel Literatur zu diesem Thema. Kurz und knapp Robin Lane Fox: „The Unauthorized Version. Truth and Fiction in the Bible“, in der deutschen Ausgabe ("Im Anfang war das Wort") S. 36ff.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 02.01.2015 um 14.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27683
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"Auch nicht berichtet wird heute davon, daß die Familie nach Hause zurückging, sobald es gefahrlos war." Nach Hause gingen sie laut Matthäus eben nicht – das hieße ja nach Bethlehem –, sondern nach Galiläa. Der Exkurs mit der Flucht dient Matthäus ja dazu, die bethlehemitische Geburt mit der galiläischen Herkunft Jesu zu verbinden, was Lukas mit der Rührstory von der Volkszählung und den überfüllten Herbergen macht.
"Josef arbeitete als Zimmermann, und Maria hatte zu Hause zu tun." Steht das in der Bibel? Ganz zeitgeistig wird Maria übrigens jetzt als moderne, emanzipierte Frau dargestellt, die alleinerziehend ihren Weg geht. Vor kurzem hörte sich das – mit Bezug auf die gleichen Bibelstellen! – noch ganz anders an.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.12.2014 um 14.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27666
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In Markus 6, 3 geht es um den Beruf Jesu: "Ist das nicht der Zimmermann (tektoon), der Sohn Marias, der Bruder des Jakobus, des Jose, des Judas und des Simon, und leben nicht seine Schwestern hier bei uns?"
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2014 um 07.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27661
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tektonos ist der Genitiv von tekton, die Leute fragen "Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns?". Tekton kann auch eine allgemeinere Bedeutung haben, aber vielleicht ist in diesem Zusammenhang "Zimmermann" wirklich die beste Übersetzung.
Beunruhigend ist für unsereinen, daß die Pfarrer die durch und durch legendenhafte Darstellung scheinbar naiv nacherzählen und ausdeuten, obwohl sie in ihrem Studium selbstverständlich gelernt haben, daß es eine Legende ist und schon aus vielen historischen Gründen nicht ernst genommen werden kann. Volkszählung, Kindermord, Flucht nach Ägypten, Bethlehem und Nazareth und die ganze Datierung – da geht ja alles durcheinander.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 31.12.2014 um 00.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27660
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téktoon steht an der entsprechenden Stelle bei Markus (6, 3), bei Matthäus steht téktonos. Fast alle englischen Bibel-Übersetzungen übersetzen das als carpenter, im Französischen steht charpentier, im Italienischen falegname – alles nur »Erfindung«?
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 30.12.2014 um 23.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27659
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Ich kenne einen Zimmermann, der sich nach einschlägiger Meisterprüfung als Bauunternehmer selbständig gemacht hat. Er ist, glaube ich, katholisch. Es wird ihn freuen, solch einen berühmten Vorgänger zu haben.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.12.2014 um 22.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27658
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Der Beruf des Joseph von Nazareth wird in Mathäus 13, 55 griechisch als "tektoon" angegeben, was damals allgemein Bauhandwerker, aber auch Baumeister bedeutete. Er könnte also auch eine Baufirma gehabt haben, als Familienbetrieb. Sein Beruf als Zimmermann ist eine spätere Erfindung.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 30.12.2014 um 18.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27657
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Das wird ja gemacht. Allerdings wird dabei unterschlagen, daß Josef und Maria im Exil in Ägypten genauso gelebt haben wie zu Hause. Josef arbeitete als Zimmermann, und Maria hatte zu Hause zu tun. Auch nicht berichtet wird heute davon, daß die Familie nach Hause zurückging, sobald es gefahrlos war.
Matthäus ist allerdings eher zuviel in der heutigen Kirche präsent. Die Annahme, der Mensch könne durch Wohlverhalten das Himmelreich erlangen und wisse auch noch genau, was Wohlverhalten ist, spricht aus jedem Wort von Huber, Käßmann, Marx usw. usf. Ich bin da mehr bei Paulus.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 30.12.2014 um 18.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#27655
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Zu Weihnachten beglückten uns Kirchenvertreter gleich reihenweise (zumindest kam es mir so vor) mit der Aussage "Als das Jesuskind in der Krippe lag, waren auch Maria und Joseph Flüchtlinge" oder so ähnlich. Kennen diese Leute ihre Bibel nicht? Laut Lukasevangelium waren Maria und Joseph Reisende, keine Flüchtlinge. Für die Flüchtlinge sollte man eher das Matthäusevangelium ausschlachten mit der Flucht vor Herodes nach Ägypten – allerdings gibt es in dieser Geschichte weder Krippen noch Ställe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2014 um 09.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#26715
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Sprache ohne Worte: Wie unser Körper Trauma verarbeitet und uns in die innere Balance zurückführt. München 2011.
Der Buchtitel legt nahe, daß Verfasser und Verlag Trauma für einen Plural halten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2014 um 16.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#26204
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Es ist seltsam, daß auch und gerade die originellsten Denker früherer Zeiten in klassischen Zitaten schwelgen, natürlich auch voraussetzen, daß jeder Leser Latein kann. Leibniz treibt es in Maßen, er liegt mir nur gerade nahe, weil ich wieder mal seine "Unvorgreiflichen Gedanken" gelesen habe. Gleich am Anfang zitiert er nicht nur Claudian, sondern wandelt das Original (victoria nulla est quam quae confessos animo quoque subjugat hostes) auch noch souverän ab. Ob er annimmt, daß man das auch ohne Quellenangabe kennen wird? In meiner Ausgabe gibt er nicht einmal eine Übersetzung, wohl aber hat Pörksen der Reclam-Ausgabe eine solche aus einer anderen Fassung beigegeben.
Damals wollte man keineswegs angeben, Leibniz schon gar nicht, er hat seine deutschen Texte ja sogar meist nicht einmal veröffentlicht. Es scheint wohl darum zu gehen, daß man in der Antike die mustergültige Formulierung fand und es für lächerlich gehalten hätte, sie mit den eigenen unbeholfenen Worten übertreffen zu wollen. So auch der Super-Zitierer Montaigne (bei dem übrigens der Claudian-Spruch ebenfalls auftritt). Aus neuerer Zeit Schopenhauer.
Das sind nur drei besonders gedankenreiche Schriftsteller, die aus dem Vollen schöpfen, daß es eine Lust ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2014 um 06.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#26035
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In den Umkreis der Heisenberg-Legenden könnte man auch den Streit darüber stellen, ob Einstein an Gott geglaubt hat (wie es in Reli-Büchern behauptet wird). Dawkins zitiert Stellen, an denen Einstein sich ausdrücklich gegen diese Vereinnahmung gewehrt hat. Aber mir geht es nicht um die Frage selbst, die mir wirklich egal ist, als um die enorme Bedeutung, die ihr beigemessen wird. Es gibt ja sogar einen Wikipedia-Eintrag "Religious views of Albert Einstein". Als ob es für die Glaubwürdigkeit der Religion irgendeinen Unterschied machte!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2014 um 11.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#26019
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Der Nutzen des altsprachlichen Unterrichts wird immer wieder durch Zitate berühmter Naturwissenschaftler begründet, die allerdings kaum anders zur Hochschulreife kommen konnten als durch den Besuch des damals noch weitgehend altsprachlichen Gymnasiums. Man liest also:
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Werner Heisenberg first learned of atoms, not in a physics text, but from reading Plato’s Timaeus. He claimed that later reading of the same work (in Greek) for relaxation during lunch break had some influence on his conception of uncertainty in physical reality.
Usw. in vielen Varianten. Nun, Heisenberg erzählt recht witzig im Interview mit Thomas S. Kuhn (1962):
So I did study Plato with great enthusiasm. I remember once a scene which was quite nice. You know in 1918 there was a revolution in Germany. There was a lot of trouble here in Munich; there was quite some fighting. When the troops of the government tried to reconquer Munich, I took part [in the defense] – not really in the fighting, but I belonged to a body of troops. Well, I was, you know, a boy of 17, and I considered that a kind of adventure. It was like playing robbery, and so on; it was nothing serious at all, but still I was there. I was in an office opposite to the University; there is a seminary for young priests opposite the University – you can easily find the house. There our troop was concentrated, so I had my duty there. I just had to write things for an officer, and sometimes I had to take the guns somewhere; this was nothing serious at all. I had duty during the night, and it was a nice summer in 1919, so during the morning at 4:00 nothing was happening at the office, of course, and somehow I couldn’t sleep, so I went up to the roof of the house into the sunshine; it was nice and warm. I had Plato’s Timaeus with me. I studied the Timaeus of Plato partly to keep up with the Greek because I had to know Greek for my examination, but partly also because I was really fascinated by atomic theory. You know that all the atomic theory of Plato was in the Timaeus. So my knowledge of the atomic theory of Plato actually went back to this funny thing that I sat on the roof of a house in the (Ludwigstrasse) in Munich and studied Plato. Then I took my examination, the Abitur, in the summer of 1920. And I came to the University with the intention of studying mathematics, pure mathematics.
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Also selbst er konnte Griechisch nicht einfach so zum Vergnügen lesen, sondern las es zu Übungszwecken. Aber das ist unwichtig. Heisenberg konnte 1920 schlechterdings nicht die Atomtheorie erstmals aus der Platonlektüre kennenlernen. Außerdem nehme ich sogar an, daß in der Schule Lukrez gelesen worden war.
Am Timaios hat ihn offensichtlich die pythagoreische Lehre von der mathematischen Struktur der Welt berührt. Das war auch nicht neu, aber die Kühnheit der Spekulation verblüfft den Leser immer noch.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 23.04.2014 um 17.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25649
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Und es vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht im Radio (und wohl auch Fernsehen) irgendetwas über "Lithium-Jonen-Batterien" erzählt bekommt. Lithiumjonen – Steinveilchen also, etwas für Blumenzüchter. Eine ganze Batterie davon könnte gärtnerisch sehr interessant sein, aber für den Betrieb von Elektrogeräten dürften Lithiumionenbatterien wohl doch zweckmäßiger sein.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 12.03.2014 um 15.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25362
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Lieber Herr Chmela,
vielen Dank für den Hinweis. Vielleicht ist der Zusatz in der sozusagen rheinischen Version nicht enthalten, weil er eine recht süddeutsche Aussprache voraussetzt. Mein Großvater fügte stattdessen gerne eine im Wortsinne sehr unsaubere Übung im ablativus absolutus an: Quibus rebus cognitis, Caesar in die Toga schiß.
Aber wie gesagt: Sowas merkt man sich. Mit dem AA hat man dann keine Schwierigkeiten mehr.
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 11.03.2014 um 17.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25359
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Lieber Herr Strowitzki, der Ausruf des abgestürzten Feuerwehrmannes war noch um zwei Wörter länger, nämlich " ...meum impedire!"
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 11.03.2014 um 15.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25358
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Zu "studium" fällt mir noch ein ziemlich alter Witz ein (hat schon mein Großvater erzählt): Unus ignis quis vir multum ab audendo et dixit "studium fuga"!
Zu deutsch: Ein Feuer-wehr-Mann fiel vom Wagen und sprach: "Ei ver-flucht!"
Recht albern natürlich, aber durchaus geeignet, sich die Bedeutung gewisser Wörter wie eben studium zu merken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2014 um 06.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25341
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Zu 225#19986
Da gerade Lutz Hachmeisters Rekonstruktion des SPIEGEL-Interviews mit Heidegger in der Diskussion ist, möchte ich (vielleicht zum zweitenmal) eine Anekdote wiedergeben, die außer mir niemand zu kennen scheint. Der Philosoph Julius Ebbinghaus erzählte vor fünfzig Jahren, wie er zusammen mit Heidegger in einem sonst wenig besuchten Seminar Edmund Husserls saß. Heidegger übersetzte und interpretierte eine Stelle aus einem griechischen Philosophen, und Husserl kommentierte, die Übersetzung sei richtig. Das war so gemeint wie jener Logbucheintrag: Der Kapitän ist nicht betrunken. Husserl hielt nämlich nicht viel von Heideggers Griechischkenntnissen. Ebbinghaus teilte diese Einschätzung, daher wird sie wohl berechtigt sein.
Es ist an sich nicht wichtig, aber im Lichte von Heideggers vorsokratischem Getue sollte man es vielleicht wissen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2014 um 08.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25339
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Die Journalisten, die das Zitat in Schriftform wiedergeben, scheinen auch nichts bemerkt zu haben:
http://www.deutschlandfunk.de/deutsche-bischofskonferenz-bewahrer-oder-reformer.724.de.html?dram:article_id=279255
Ich schätze, daß ein solcher Schnitzer nach dem ersten Jahr Latein nicht mehr passieren darf. Es ist bekannt, daß viele Kleriker nicht gut Latein können, was allerdings bei der durch und durch auf lateinische Autoren gestützten Theologie gerade der katholischen Kirche ziemlich sonderbar ist. Das eigentlich Kritikwürdige bleibt aber wie auch anderswo die Einbildung, man dürfe sich trotzdem gefahrlos in solche sprachlichen Abenteuer stürzen. Oder liegt es daran, daß die Würde des Würdenträgers leichtsinnig macht? Die eigentliche Perle ist denn auch das wie wir sagen. Einem durch und durch protestantisch Aufgewachsenen wird man die Freude daran gönnen.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 07.03.2014 um 20.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25338
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In der DLF-Sendung "Hintergrund" vom 5.3. ist (als O-Ton) der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zum Thema Limburger Bischof zu hören mit : "Dass es eine ordentliche Sachlösung gibt, die wie wir sagen sine ira et studio, ohne Zorn und gut studiert, zeigt, worum es wirklich geht, und dass wir zum anderen auch wissen, es gibt den Segen des Papstes in einem guten Sinn, dass er die letzte Entscheidung trifft." (Hervorhebung von mir). Was und wofür hat der Mann studiert?
Etwas später heißt es dann: "(D)ie konservativen Oberhirten versuchen, ihre theologischen Pfründe – bislang unter vatikanischer Patenschaft – zu behaupten." Daß Bischöfe seit jeher von ganz untheologischen Pfründen leben, scheint den Autoren nicht in den Sinn zu kommen.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 06.03.2014 um 14.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25324
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Schön auch ein kleiner Tiefseetintenfisch mit dem klangvollen Namen Vampirotheutis infernalis.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.03.2014 um 21.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25317
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Ich finde es immer sehr interessant zu vergleichen, was zoologische, botanische und andere Namen in verschiedenen Sprachen wörtlich bedeuten.
Wir haben keinen Saturntag, die Engländer keinen midweek.
Im letzten Finnlandurlaub habe ich das uuvana kennengelernt, es muß wohl die finnländische Nationalblume sein. Ich habe leider versäumt, einen Einheimischen zu fragen, ob man es wörtlich noch genauer übersetzen kann. uusi (neu) und vana (Stengel) könnten vielleicht drinstecken. Lateinisch heißt es jedenfalls diapensia lapponica, also wohl ungefähr Lappländisches Fünfblatt. Einen deutschen Namen gibt es anscheinend nicht. Schweden nennen es Berggrün, Isländer Bergpuppe, Dänen und Norweger Bergzierde.
Was Vögel betrifft, muß ich immer über den Katzenkopfadler schmunzeln, wie Chinesen die Eule nennen. Das deutsche Wort ist ja lautmalerisch entstanden (von Uhu), während das lateinische strigiformes wohl wie das chinesische mehr aufs Aussehen anspielt.
Man könnte endlos Beispiele aufzählen. Jedenfalls würde ich, vor allem bei botanischen und zoologischen Namen, nicht auf die Idee kommen, daß eine in Klammern nachgestellte lateinische Bezeichnung eine wörtliche Übersetzung sein soll. Das Lateinische könnte es ja sowieso nie allen anderen Sprachen rechtmachen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2014 um 04.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#25310
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Der SPIEGEL berichtet über fossile Riesenvögel:
"Donnervögel" (Dromornithidae) nennt man fast poetisch diese australischen, je nach Art auf Pflanzen- oder Fleischnahrung spezialisierten Riesen, "Terrorvögel" (oder Phorusrhacidae) ihre etwas kleineren, aber eindeutig karnivoren Verwandten, die in Südamerika die Top-Räuber gewesen sein dürften. (Spiegel online 5.3.14)
Der Leser muß denken, daß es sich um wörtliche Übersetzungen der griechischen bzw. gräkolateinischen Ausdrücke handelt. In Wirklichkeit bedeutet Dromornis nur "Laufvogel", und Phorusrhacus ist ein monströses Gebilde, das anscheinend "Runzelträger" bedeuten sollte.
Die weiteren Zusammenhänge hat jemand unter http://dml.cmnh.org/2012Jun/msg00306.html zusammengestellt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2014 um 05.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#24946
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Bühlers nervender Plauderton erinnert mich an die vielen Professoren, bei denen das uneingeschränkte Rederecht zur Berufskrankheit der Geschwätzigkeit geführt hat. Namen will ich nicht nennen, obwohl meine Musterbeispiele schon verstorben sind. Sie erzählen vielleicht 80 Minuten lang Anekdoten und rufen sich erst kurz vor dem Ende der Vorlesung selbst zur Ordnung, um doch auch noch die Sache voranzubringen. Das kann durchaus unterhaltsam sein. Aber man muß dann zu Hause um so mehr arbeiten.
Ich kenne diese Versuchung nur zu gut. (Hoffentlich liest hier keiner meiner ehemaligen Studenten mit.)
Professoren sind natürlich nicht die einzigen, die sich zu "Dampfplauderern" entwickeln können, wie man mit einer veralteten technischen Metapher sagt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2013 um 17.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#24506
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Den Humanisten standen natürlich die Haare zu Berge, nachdem sie Griechisch gelernt hatten und sich an den Umgang des Mittelalters mit griechischen Wörtern und Namen erinnerten. Notker Labeo schrieb Phitagoras. (Horst Dieter Schlosser übersetzt dann allerdings Phythagoras [Althochdeutsche Literatur. Frankfurt 1970:319])
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2013 um 06.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#23872
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Taceat mulier in ecclesia; in Angelegenheiten des Satzaufbaues schweigt jedes echt attributive Sprachmittel. (Karl Bühler: Sprachtheorie 336)
Warum lese ich so etwas mit Widerwillen?
Als Bühlers Sprachtheorie nachgedruckt wurde, habe ich sie mir gleich gekauft und bin dadurch ein für allemal auf die Wichtigkeit des Themas "Deixis" hingewiesen worden. Es wird so um 1972 gewesen sein, daß ich einen Vortrag darüber gehalten habe. Auch sonst fand ich Bühler sehr anregend und habe fast alle seine Werke gelesen. Später wurde ich mit dem Behaviorismus näher vertraut und sah ein, daß Bühlers Auseinandersetzung damit nicht das letzte Wort sein konnte, aber das ist eine andere Geschichte.
Nun zurück zum Zitat: Warum in aller Welt muß Bühler diesen lateinischen Satz bringen, der nicht das geringste mit dem Gegenstand zu tun hat! Der humanistisch Gebildete assoziiert mit schweigen (das ja hier auch nur eine Metapher ist) sogleich irgend etwas Klassisches und kann es einfach nicht unterdrücken. Es wirkt geschwätzig und peinlich.
Ich habe später immer wieder Bühler zur Lektüre empfohlen und hatte ihn als recht leicht lesbar in Erinnerung, aber beim Wiederlesen fand ich, daß das keineswegs zutrifft. Besonders das vielzitierte Organonmodell ist auch gedanklich unklar. Der sprunghafte Plauderton (wohl aus den Wiener Vorlesungen übernommen) erschwert das Lesen zusätzlich, die Auseinandersetzung mit heute fast unbekannten, jedenfalls ungelesenen Autoren ist schwer nachvollziehbar. Ich glaube aber sowieso nicht, daß auch nur ein einziger der vielen Germanistikstudenten, die ich habe kommen und gehen sehen, meiner Lektüreempfehlung (oder irgendeiner anderen) gefolgt ist. Bühler wird immer nur sekundär aus Einführungsbüchern zitiert, genau wie Skinner. (Hier muß ich jenen ehemaligen Studenten ausnehmen, der Skinner wirklich gelesen hat ...)
Das Gegenteil des Plaudertons trifft man bei Hermann Paul. Seine "Prinzipien" sind zwar insgesamt nicht zwingend organisiert, aber das macht nichts. Ich empfehle meistens, das erste Kapitel erst einmal wegzulassen und irgendwo später zu beginnen (das ist ja der Vorteil bei schlecht organisierten Schatzkammern). Gelesen wird das Buch natürlich trotzdem nicht. Wie anderswo erwähnt: richtig zerlesen sind in unseren Bibliotheken die Bücher von Dieter E. Zimmer ...
Was den Zitatenschatz betrifft: Man kann sich über altsprachliches Bildungsgut ärgern, weil man es nicht versteht; man kann sich aber auch darüber ärgern, weil man es nur zu gut versteht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2013 um 07.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#22249
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Habe gerade wieder einmal mit Lorem ipsum zu tun und möchte daher auf dieses hier noch nie erwähnte Kuriosum hinweisen. Wiki hat einen hübschen Eintrag dazu.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2012 um 05.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#22178
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„Der Grundstoff für die legendäre Blutsuppe, deren Kraft Roms Legionen die halbe Welt erobern ließ, waren im Prinzip Blutwürste.“ (SZ Aktuelles Lexikon 22.12.12)
Wirklich?
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 18.10.2012 um 17.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#21737
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Ob Steinbrück damit seine Tauglichkeit als Kanzlerkandidat zeigen will, daß er sich der albernen Rhetorik Gerhard Schröders bedient? Damals (d.i. im Jahr 2002) wußten die Zeitungen immerhin noch, wie man das Wort schreiben muß.
Was mag als nächstes kommen? Etwa Rilke-Gedichte...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2012 um 17.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#21736
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Zum Rededuell zwischen Merkel und Steinbrück schreibt die FAZ:
Im Umgang mit Griechenland, so monierte Steinbrück zu Recht, wirke die Koalition kakofon.
Ich fände kackofon konsequenter.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2012 um 08.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#21670
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In der SZ (12.10.12) wird wieder einmal erörtert, ob gewalttätige Computerspiele Aggressivität fördern oder abbauen. Grausame Szenen der Ilias werden erwähnt: „In seiner Poetik verteidigte Aristoteles solch explizite Gewaltdarstellung. Er hoffte auf eine reinigende Katharsis bei den Rezipienten, die im Theater ihre Gewaltlust abbauten. Gut 2300 Jahre später ist sich die Medienwirkungsforschung einig, dass Aristoteles irrte: ‚Die Katharsistheorie gilt in der Wissenschaft als erledigt, sie konnte nie durch methodisch einwandfreie Studien bestätigt werden‘ ...“ usw.
Aristoteles hatte keine Theorie von hydraulisch aufgestautem Aggressionstrieb (wie bei Freud), und er sprach nicht von Gewaltlust, die es abzubauen gelte. Er behandelte (übrigens in bezug auf die Tragödie, nicht das Epos) die auch von Schiller erörterte Frage nach unserem Vergnügen an tragischen Gegenständen. Warum gehen die Menschen freiwillig und sogar mit einer Begeisterung, von der wir uns heute kaum noch eine Vorstellung machen, ins Theater, um sich den höchst ungerechten Untergang von Menschen anzusehen, denen wir soviel Sympathie entgegenbringen?
Irgendwie scheint die Tragödie den Menschen bei der Daseinsbewältigung zu helfen, sie gehen zufrieden und vielleicht gebessert (Schaubühne als moralische Anstalt), jedenfalls irgendwie befreit nach Hause. Ob man nun eleos und phobos als „Furcht und Mitleid“ oder „Jammer und Schrecken“ übersetzt, die Frage muß als offen gelten, die Katharsislehre ist bisher nicht widerlegt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2012 um 15.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#21257
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Im selben Text wird wieder mal einer Äbtissin "Referenz erwiesen", was ja ebenfalls auf redaktionelle Bearbeitung hindeutet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2012 um 19.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#21254
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In einem Vortrag des bekannten Kirchenhistorikers Hubert Wolf, den die Süddeutsche Zeitung heute abdruckt, heißt es im Zusammenhang mit den Sakramenten ex opero operato, in vermeintlicher Kongruenz der Ablativendung. Das kann nur durch die Redaktion hineingerutscht sein und wird den Verfasser nicht wenig ärgern.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.03.2012 um 16.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#20306
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In der Slawistik ist es ähnlich: Viele einheimische Grammatik-Bezeichnungen ergeben wörtlich übersetzt die früheren deutschen Bezeichnungen wie "Namenwörter, Zahlwörter, Fürwörter, persönliche Fürwörter" usw. Aber ins Deutsche müssen sie mit lateinischen Wörtern übersetzt werden. Wörtlich Übersetzen wäre wohl "unwissenschaftlich".
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 28.03.2012 um 14.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#20305
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Grammatische Begriffe des Griechischen wie "spiritus asper" bzw "lenis" werden durchweg lateinisch wiedergegeben. Auch ein gängiges Griechisch-Lehrbuch trägt den Titel "Lingua Graeca". Man erwartet also einen Zugang zum Griechischen erst durch das Lateinische!
Der letzte Satz von Germanist von der Überheblichkeit paßt übrigens sehr gut zum Thema "alles englisch". Vor einiger Zeit erschien einmal ein sehr schönes Buch "Die Namen der Kleinplaneten", angesiedelt im Grenzbereich zwischen Astronomie und Kulturwissenschaft (auch sprachwissenschaftlich interessant). Das Buch war ein großer Verkaufserfolg, die Auflage binnen kurzem vergriffen. Der Verlag entschied daraufhin, daß es keine Neuauflage geben solle (dürfe). Stattdessen wurde eine englische Übersetzung erstellt und aufgelegt. Bei solcher Verlagspolitik darf man sich nicht wundern. Non legunturne?
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.03.2012 um 22.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#20296
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Ein ganz wesentlicher Teil der griechischen Wissenschaft wurde erst ins Arabische übersetzt (im 9. Jahrhundert in Bagdad) und von da ins Lateinische (im 12. Jahrhundert in Toledo). Die allgemeine Einführung der arabischen Mathematik wurde noch lange danach von der Kirche als Werk des Teufels behindert. Es war immer ein Nachteil, aus Überheblichkeit keine fremdsprachige Fachliteratur zur Kenntnis zu nehmen, nur um behaupten zu können, man habe alles selber entdeckt oder erfunden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2012 um 12.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#20294
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Es ist wahr, daß die griechische Kultur zeitweise ganz und gar durch römische Vermittlung gegangen ist, und die Angleichung der römischen Kultur an die bewunderte griechische (interpretatio romana) ist erstaunlich, wahrscheinlich einzigartig. Aber trotzdem waren die beiden Völker sehr verschieden, und wenn es zutreffen sollte, was die Vertreter der linguistischen Relativität und gerade auch die Humboldtianer und Neuhumanisten lehren, dann sollte man außer Latein auch Griechisch lernen. Aber bis zum heutigen Tage macht es uns nichts aus, griechische Redensarten usw. auf lateinisch zu zitieren, als sei die Verschiedenheit der Sprachen in diesem Falle völlig gleichgültig. Wir reden gewissermaßen "altsprachlich". Wir sagen also "Amicus Plato, magis amica veritas" usw., als ob Aristoteles lateinisch geschrieben hätte, und tatsächlich sind ja die lateinischen Übersetzungen auch schon von der Tradition geheiligt und haben ihre Wirkung gehabt.
Aber trotzdem: Sollte denn das "Ad fontes" hier gar nichts gelten? Jedenfalls außerhalb der katholischen Kirche. Dort muß man sich ja nach vielen lateinischen Sätzen manchmal erst darauf besinnen, daß es eigentlich um den einen oder anderen griechischen Autor geht.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 21.03.2012 um 16.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#20273
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Umgekehrt machte es kürzlich ein Kabarettist (habe leider vergessen, wer), der das Getue um "Wetten daß" in Anlehnung an die Papstwahlformel mit "Habemus moderator" kommentierte.
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Kommentar von R. H., verfaßt am 21.03.2012 um 12.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#20271
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Hübsch auch Luc Jochimsens Aufruf zu mehr Zivilcourage (letzte Woche bei Anne Will, ARD):
"Ich wünschte mir Tausende Beate Klarsfelds und ihre männlichen Alter egi!"
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2012 um 06.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#20270
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Der neueste Kino-Schmarrn spielt in einem Fabelreich "Panem". Wie die Verfasserin der Romanvorlage ("The Hunger Games") zu erkennen gibt, stammt das Wort aus der bekannten Formel panem et circenses, und es ist zu vermuten, daß sie dies für den Nominativ hält. Damit rekapituliert sie unbewußt einen Teil der romanischen Sprachgeschichte.
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