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Theodor Icklers Sprachtagebuch
21.02.2011
Fragewort
Lückenhafte Grammatikauskunft zu Interrogativpronomen
Unsere Grammatiken unterscheiden gewöhnlich so: Mit wer fragt man nach Personen, mit was nach Sachen. (Vgl. die Tabelle in der Dudengrammatik S. 313.)
In der IDS-Grammatik GRAMMIS etwas anders:
„Wer und was sind nach der Kategorie Belebtheit differenziert: Wer verweist auf belebte, was auf unbelebte Objekte und Sachverhalte.“
Das stimmt aber beides nicht:
Morgen wird gefragt, wer unsere Obstbäume bestäuben soll, wenn weltweit die Bienen sterben. (Max Planck Forschung 4/10)
Blütenbesuch: Wer bestäubt wen?
(Internet)
Insekten sind keine Personen, wenn auch belebt, aber vgl.:
Was sitzt da an deinem Bierglas? Was ist in mein Bierglas gefallen?
Man sieht ja, daß es belebt ist (bevor es ersäuft), trotzdem fragt man nicht mit wer. Schon gar nicht: Wer wächst an unserem Gartenzaun?
| Kommentare zu »Fragewort« |
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Kommentar von &n, verfaßt am 26.02.2011 um 16.58 Uhr |
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Wenn ich es richtig sehe, haben Sie auch keine Lösung. Mit trennscharfen außersprachlichen Kriterien (Lebewesen ...) wird man m.E. nicht weiterkommen. Das Kriterium Person ist nur eine Art Prototyp. Auch wenn man nicht weiß, wer oder was handelt, fragt man eher "wer", denn typischerweise sind es ja Personen, die handeln.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2011 um 08.56 Uhr |
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Vielleicht, aber damit dreht man sich gewissermaßen im Kreis, denn einen anderen Beleg als das Pronomen selbst haben wir nicht für die "Personifizierung". Und noch etwas: Wenn man nicht weiß, wie die Bestäubung vor sich geht, fragt man eben doch eher mit "wer" als mit "was". Das "was" setzt irgendwie voraus, daß es der Wind oder eine ähnliche Kraft ist, nichts Tätiges im engeren Sinn. Häufig ist auch "wer oder was bestäubt", man rechnet mit Tieren, weiß es aber nicht so genau und bezieht den Wind mit ein.
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Kommentar von &n, verfaßt am 26.02.2011 um 02.08 Uhr |
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Wer bestäubt ... Müsste man da nicht von einer Personifizierung sprechen? |