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16.11.2010
Korpus und Pathos
Zur Frage des Genus bei Fremdwörtern
Das ist auch so eine Gewissensfrage bei der Anfertigung eines Wörterbuchs. Das sprachgeschichtliche Schicksal der griechischen und lateinischen s-Stämme sowie der lateinischen u-Stämme ist mit bekannt, aber wie soll man die heutige uneinheitliche Lage im Deutschen darstellen?
Wer die Domäne der Jugend, den Pathos, nicht ironisiert, sondern angreift, der sucht den Generationenkonflikt. (SZ 13.11.10)
Das Wort kam im selben Beitrag noch ein weiteres Mal vor, ebenfalls maskulin.
Korpus ist in der Möbelbranche offiziell maskulin, auch sonst wird es oft so gebraucht, sogar von Sprachwissenschaftlern, die Latein können. Das muß man wohl anerkennen.
Dann die alten Hüte wie Zölibat, Episkopat usw.
Soll man bremsend einzuwirken versuchen oder den Dingen ihren Lauf lassen?
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Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 16.11.2010 um 13.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#17190
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Mit dem Genus bei Fremdwörtern berührt Herr Ickler eine alte Frage. Maskulines Pathos finde ich bei Wilhelm von Kügelgen, Bürgerleben. Briefe an den Bruder Gerhard 1840-1867, hg. v. Walther Killy, München 1990, S. 562. Als Maskulinum behandelt Kügelgen auch Alterego (S. 962), Barometer (S. 1046, desgl. auch der „Weiß Ferdl“), Pult (S. 153, dazu Justinus Kerner, Bettina von Arnim). Ferner vergleiche man: Chiffre (Bismarck), Mosaik (Victor Hehn; vgl. aber unten), Pendant (Herder, H. v. Pückler-Muskau), Polster (A. Stifter), Sofa / Sopha (passim), Spektakel (passim), Zepter (passim).
Neutra: Automat (E. T. A. Hoffmann, Der Sandmann), Empore (C. F. Meyer), Karneval (Herder, Victor Hehn), Malaise (Briefwechsel zwischen Hugo von Hofmannsthal und Carl J. Burckhardt), Primat (Hans Habe), Skandal (A. v. Droste-Hülshoff). Chor und Kamin kommen überaus oft als Neutra vor.
Feminina sind Mosaik (Johanna Schopenhauer, H. v. Pückler-Muskau, August von Goethe), Rubel (W. v. Kügelgen) und das im 19. Jahrhundert nur (?) so begegnende Tiber.
Hinzu kommen die vielen deutschen Wörter, deren Geschlecht schwankt bzw. schwankte: Flur, Gehalt, Fronleichnam, Weihnachten, Versäumnis usw.
Aber das alles ist gewiß tausendmal in der wissenschaftlichen Literatur behandelt worden.
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Kommentar von J. Hohenembs, verfaßt am 17.11.2010 um 08.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#17199
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Wie anders als mit den übrigen Angelegenheiten in der Sprache sollte man denn verfahren?
Eine Grundregel ("Folge dem Geschlecht der Herkunftssprache"), viele regionale, umgangssprachliche Ausnahmen, Geduldetes, Analogien zur eigenen Sprache.
Am besten sei es, "den" Pathos solange als falsch zu erkennen, bis "er" ob der Häufigkeit seiner Verwendung diesen Geschlechtswandel im Deutschen tatsächlich vollzogen hat, und sich ein Duden/ein Ickler bemüßigt fühlt, beide Genera ins Verzeichnis aufzunehmen.
Befremdlich klingt immer das der anderen. Vernimmt man es aber oft genug, gewöhnt man sich daran und zuckt nicht mehr jedesmal zusammen, wird es denn ausgesprochen.
Altphilologen leiden besonders, hören sie doch die Wörter aus ihren Sprachen zumeist nicht selten genug, um diesen Umstand zu ignorieren, aber auch nicht oft genug, um in den Genuß der Gewöhnung zu kommen.
Es gibt aber auch Ausnahmen, deretwegen eine Ermahnung des Sprechers zu erwägen wäre. Dies entspringt aber nur der Vorliebe des einzelnen, hat nichts mit Wissenschaftlichkeit zu tun und betrifft auch die Muttersprache. "Das" Teil kann ich bis heute nicht unvoreingenommen hören, ist damit zumeist auch eigentlich "das Ding" und nicht "der Teil" gemeint.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 17.11.2010 um 21.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#17218
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Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich, was Herr Stiene an Fundstellen aus der Vergangenheit für das maskuline Pathos aufzählt.
Als Erklärung könnte man vermuten, die normalerweise maskuline Endung -os habe die Verwirrung verursacht.
Ein Blick in Google zum heutigen Gebrauch von "Pathos" fördert in einigen wenigen Fällen auch ein Maskulinum zutage, z. Bsp. bei ORF.at "den triefenden Pathos"; eine Michaela schreibt bei N24.de "zu Pathos haben wir im Deutsch GK 'der Pathos' gelernt"; in der taz zum Film über die Russenmafia; drollig eine Seminararbeit von Josef Slerk über Nietzsche, wo er N. zitiert im Neutrum, selbst aber zum Maskulinum wechselt.
Offenbar überwiegt aber "das Pathos".
Einen Sprecher zu ermahnen habe ich mir abgewöhnt, nachdem ein Schreinermeister für "das Korpus" mich als Klugscheißer bezeichnete und konterte, am Kreuz hänge auch "der Korpus", womit er sogar recht hatte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2011 um 09.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#19204
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Zum Diskussionsforum (ausnahmsweise): Partikel wird in der Sprachwissenschaft fast durchgehend als Femininum behandelt, in Naturwissenschaften und anderswo (s. Wiki s.v. mit interessanten Hinweisen) aber auch als Neutrum. Auffälligerweise behalten die lateinischen Diminutiva ja das Genus der Grundwörter: musculus, corpusculum, particula, während die deutschen wie die griechischen ganz mechanisch Neutra werden. Also kein Grund zur Aufregung.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 06.09.2011 um 19.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#19208
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Es scheint aber (im Neulateinischen?) auch particulum zu geben, wovon dann das Partikel abgeleitet wurde. Jedenfalls gibt es für die sächliche Form auch Belege.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.05.2012 um 22.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20702
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Sollte man bei der/dem Partikel eigentlich immer das Genus und die Anwendung am Plural erkennen können? Also:
die Partikel – die Partikeln (Sprachwissenschaft) und
das Partikel – die Partikel (Naturwissenschaft)?
Süddeutsche, 9.5.12, S. 16:
An dieser Stelle des weltgrößten Teilchenbeschleunigers könnten Wissenschaftler die Partikel finden, die Lisa Randalls Theorien belegen.
FAZ, 10.5.12, S. 9:
Möglicherweise ist die Flugdynamik der Partikeln auf dem Mars eine andere ...
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 20.06.2012 um 15.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20909
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Ein krasses Beispiel für das Versagen der Dudenreaktion ist das Genus von Spektakel. Noch in den letzten Ausgaben des Rechtschreibduden wird behauptet, das Spektakel sei ein veralteter Ausdruck für "Schauspiel". Nicht veraltet sei der Spektakel mit der Bedeutung "Krach, Lärm". Duden Online hat hier nur wenig korrigiert: Für das Spektakel werden die Bedeutungen "aufsehenerregender Vorgang, Anblick; Schauspiel" und "große, viele Zuschauer, Besucher anlockende Veranstaltung" angegeben, während "veraltet" der Bedeutung "Theaterstück" zugeordnet wird. So weit, so gut. Aber noch immer gibt es einen separaten Eintrag der Spektakel für die Bedeutung "Krach, Lärm; laute Auseinandersetzung".
www.duden.de/rechtschreibung/Spektakel_Radau_Krawall_Aufruhr
Das Duden-Herkunftswörterbuch behauptet sogar, Spektakel sei schlicht maskulinum, und fügt die Erklärung bei, für den grammatischen Wechsel vom lateinischen Neutrum spectaculum zum deutschen Maskulinum Spektakel sei wohl französisch le spectacle "Vorbild" gewesen.
Ich erinere mich nicht, jemals der Spektakel gehört zu haben, und befrage Google.
ein lauter Spektakel: 2; einen lauten Spektakel: 12
ein lautes Spektakel: 22.500
Von den 12 Fundstellen mit einen lauten Spektakel muß man noch 4 Wiktionary-Zitate abziehen, bei denen wiederum Duden zitiert wird. Somit beträgt das Verhältnis ca. 22.500 zu 10 für Spektakel mit der Bedeutung "Lärm".
Schlechter kann man ein Wörterbuch nicht machen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2012 um 16.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20910
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Ich kenne den Spektakel aus meiner nordhessischen Heimat und habe ihn daher auch in mein Wörterbuch aufgenommen. Die Seltenheit im Schriftlichen erklärt sich wohl aus der regionalen Beschränkung, aber das Ausmaß überrascht mich ein wenig, weil mir der Fall eben sehr vertraut war.
Aus derselben Gegend haben übrigens die Brüder Grimm die Eigentümlichkeit in einige Märchen übernommen, weibliche Personennamen als Neutra zu behandeln. Meine Mutter zum Beispiel hieß unter ihren Bekannten noch im hohen Alter das Gerda. Das wird den meisten Lesern sehr fremd vorkommen, es ist aber nichts Despektierliches dabei, im Gegenteil.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 20.06.2012 um 16.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20911
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Mist, ich wollte noch in meinem Ickler nachschlagen, um dieses Wörterbuch nicht in die Kritik hineinzuziehen, und dann habe ich offenbar eine ältere Ausgabe aufgeschlagen, wo noch keine Genusangaben drinstehen. – Vielleicht war ja vor zwei Generationen das Maskulinum noch im Umlauf, auch außerhalb von Hessen. Ich finde es auch nicht verwunderlich, daß man nicht jeden Fehler im Duden bemerkt. Aber wenn diese Redakteure Tag für Tag nichts anderes tun sollten, als zu prüfen, ob ihre Einträge stimmen, und wenn sie dann jahrzehntelang nur vor sich hin pennen, das ist etwas anderes.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 20.06.2012 um 19.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20912
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Wenn es Widersprüche in unterschiedlichen Dudenwerken gibt, kommen zwei Ursachen in Betracht: entweder es handelt sich um Ausgaben aus verschiedenen „Zeitschlitzen“ oder der Duden hat die konsistenzerzeugenden Eigenschaften von Datenbanken noch nicht erkannt.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 21.06.2012 um 08.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20914
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In diesem Fall ist es anders. Die Angaben im Rechtschreibduden (Duden 1) und im Duden-Herkunftswörterbuch (Duden 7) sind jeweils haarsträubend veraltet (wobei ich Duden 7 in der Ausgabe 2001 und nicht in der neuesten Ausgabe vorliegen habe, aber das spielt hier keine wesentliche Rolle). Duden 1 stuft das heute nahezu allein gebräuchliche Neutrum bei Spektakel als "veraltet" ein (!) und ordnet ihm die Bedeutung "Schauspiel" zu. "Schauspiel" ist zweideutig, auch das ist ein erheblicher Makel des Duden-Eintrags. In der wörtlichen Bedeutung "Theaterstück" ist Spektakel tatsächlich veraltet, aber die übertragene, allgemeinere Bedeutung von Schauspiel ist schon lange die Hauptbedeutung des Wortes Spektakel. Eine genauere Bezeichnung wie eben "Theaterstück" wäre im Kontext von "veraltet" schon lange fällig gewesen.
Duden 7 kümmert sich wenig um solche Details wie Genusangaben und verschweigt, in Übereinstimmung mit Duden 1, daß es ein (aktuelles) Neutrum das Spektakel überhaupt gibt. Stattdessen ist nur von einem Maskulinum, also der Spektakel, die Rede, und zwar mit der angeblichen Bedeutung "Krach, Lärm", die sich heute durchgesetzt habe. In Wirklichkeit gibt es bei Spektakeln vor allem etwas zu sehen. Duden 1 und 7 sind also untereinander kompatibel, stellen aber beide die Sprachwirklichkeit falsch dar, sowohl das Genus als auch die Bedeutung betreffend.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 21.06.2012 um 15.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20916
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Auch im Rheinland ist es völlig normal, weibliche Personennamen (das Weib!) als grammatische Neutra zu behandeln: et Marie, dat Lisbeth. Was für unsereinen völlig selbstverständlich ist, ist allerdings für Auswärtige nahezu unverständlich. So schreibt etwa der schon einmal zitierte Meinunger: "Lieschen brachte sein Lieblingsbuch mit; Evchen sagte, dass es neue Schuhe brauche klingen fast ungrammatisch, viel komischer jedenfalls als Lieschen brachte ihr Lieblingsbuch mit, Evchen sagte, dass sie neue Schuhe brauche, [...]."
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.06.2012 um 18.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20918
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Daß man im Rheinland weibliche Vornamen als Neutra behandelt, kenne ich auch aus Karnevalssendungen.
Aber die Beispiele mit den Diminutiven (Lieschen, Evchen) haben damit doch überhaupt nichts zu tun. Daß alle Diminutive Neutra sind, ist ganz normales Hochdeutsch. Außerdem werden Diminutive, die weibliche Personen bezeichnen, manchmal auch als Feminina verwendet.
Ich habe bisher angenommen, daß die Eigentümlichkeit im Rheinland und vielleicht anderen Gegenden daher kommt, daß in der Mundart die Diminutiv-Endung der Kürze wegen weggelassen wird.
Ist das nicht so?
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 21.06.2012 um 20.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20919
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Der Witz ist ja, daß Meinunger die Diminituvnamen eben nicht als Neutra akzeptieren will, wahrscheinlich auch wg. political correctness, aber auch, weil ihm als Berliner (oder Berufsberliner) der ganze Gebrauch fremd ist. "Evchen" und "sein Lieblingsbuch" gehen für ihn nicht zusammen. Eine Person weiblichen Geschlechts verlangt für ihn ein grammatisches Femininum. (Ausgangspunkt war übrigens B. Sick, der sklavisch nur das grammatische Genus gelten lassen will.)
Bei uns bedarf es durchaus keiner Diminutivformen, auch keiner versteckten, um das grammatische Neutrum zu verwenden: et Marie un sing Täsch kann sich auf eine gestandene Frau beziehen, wie etwa auch dat Merkel. Vor etlichen Jahren, als Diana Spencer-Mountbatton und ihr Freund Dodie al-Dingsbums im Tunnel starben, wurde das Ereignis auf der Stunksitzung behandelt. Es entspann sich eine Unterhaltung, die etwa folgendermaßen ablief:
"Der Dodie un dat Di sin dud!"
"Dä!"
"Der Dodie? Wer is dat dann?"
"Dat is der Mann vun däm Di do."
– Trotz allem da-do-di keine Spur von einem Diminutiv.
Mir fällt – Gedankensprung – noch ein ganz anderer falscher Genusgebrauch ein. Der AStA, also der Allgemeine Studentenausschuß (oder neudeutsch: "Studierendenausschuss"), wird von manchen als Femininum behandelt. Wenn ich das höre, meine ich immer, sie reden von einer Blume.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 21.06.2012 um 22.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20920
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Auch männliche, nicht nur weibliche Diminutive sind Neutra: das Hänschen, das Kläuschen.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 22.06.2012 um 14.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20921
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Aber eben nicht der Hans und der Klaus!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2012 um 05.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#22053
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Der zweite Katheder, den ihm die „Zeit“ von 1957 an für seine regelmäßigen Beiträge bot, versprach eine noch ganz andere Wirkung als die Universität. (SZ 3.12.12)
Das Katheder kommt aus der Mode, der Katheter wird in unserer alternden Gesellschaft immer beliebter (na ja).
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 03.12.2012 um 07.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#22054
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Duden verzeichnet unter die Couleur auch die Bedeutung "Gesamtheit der Kleidungsstücke und Accessoires in bestimmten Farben als Kennzeichen der Zugehörigkeit zu einer studentischen Verbindung". Die Studenten sagen das Couleur.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.12.2012 um 22.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#22067
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Zur selben Familie wie Katheder gehören Polyeder, Tetraeder, Dodekaeder u. ä. Duden gibt bei den Vielflächnern jeweils "neutrum" an. In Wirklichkeit überwiegt die Verwendung als Maskulinum, was man bei Google mit Fügungen wie durch ein[en] Tetraeder testen kann. Es wäre schon lange angebracht, "maskulinum" mit anzugeben.
Bei Katheder verhält sich der Duden umgekehrt: Er erkennt die Verwendung als Maskulinum an, obwohl der Katheder nur die Nebenvariante ist.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 05.12.2012 um 01.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#22068
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Und das, obwohl cathedra weiblich ist.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.12.2012 um 13.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#22071
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cathedra ist die mittellateinische Form; die alt- und neugriechische Form ist kathedra.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2013 um 04.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#22708
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In der FAZ vom 25.2.13 bespricht Michael Stolleis einen weiteren Band der Übersetzung der Digesten. Ankündigung und Vorspann der Redaktion schreiben „der Corpus Iuris Civilis“. Stolleis zitiert Rudolf Sohm (1880): „Das Recht von Heute ...“, Sohm schrieb jedoch „Das Recht von heute ... Er schrieb übrigens auch „Juris“, nicht „Iuris“ wie im Zitat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2013 um 05.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#23310
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"Für den Chef eines bedeutenden Verlages klingt es allerdings merkwürdig contra domo gesprochen ..." (FAZ 1.6.13)
(Der "lateinische" Ausdruck ist nach alter Sitte kursiv gesetzt.)
Dafür kriegt die Zeitung schätzungsweise 200 Zuschriften von klugen Köpfen und die Verfasserin einen roten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2013 um 08.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#24331
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Gerade habe ich stirnrunzelnd bei einem Sprachwissenschaftler das Primat gelesen, da flattert die FAZ ins Haus und titelt Das Primat ..., freilich aus fremder Feder.
Ich bin in dieser Frage hin und her gerissen. (Schriebe ich hin- und hergerissen, wäre ich nicht nur hergerissen, sondern auch hingerissen, aber das bin ich gar nicht.)
Einerseits weiß ich ja, wie es mit dem Genus von Fremdwörtern so geht. Latein ist auch nicht meine Umgangssprache wie beim kleinen Montaigne oder beim kleinen John Stuart Mill. Aber das Primat widersteht mir doch noch sehr.
Der Primat kann natürlich auch ein Mensch oder ein anderer Affe sein. Ohne böse Absicht geschrieben ist wohl:
Der Primat von der Lahn ... (www.scharf-links.de)
Gemeint ist Bischof Tebartz-van Elst, der zweifellos zu den Primaten gehört und vielleicht eher Primas heißen sollte, aber dazu schreibt Wikipedia:
"Der Primas (Plural Primates (lat.), eingedeutscht Primasse, veraltet auch Primaten) ist in mehreren Kirchen (besonders der Römisch-katholischen Kirche) ein oberbischöflicher Ehrentitel."
Vielleicht macht die Kirche also aus ähnlichen Erwägungen heraus einen Bogen um den Plural Primaten? Dann hätten wir also nun das Primat der Primasse ...
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 01.12.2013 um 17.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#24515
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Bei Odeur gibt Duden "neutrum" an. Ein kurzer Check ergibt, daß der Odeur im Netz fast ebenso häufig auftaucht. Mit das Klientel kann ich mich nicht anfreunden, aber der Odeur kommt mir ganz okay vor.
Die Assoziation mit der Geruch, der Duft, der Ruch, vielleicht auch der Geschmack verschiebt Odeur langsam, aber stetig in Richtung Maskulinum. Auf der Neutrum-Seite sehe ich das Parfüm und das Aroma. Mal sehen, wie das Tauziehen weitergeht.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 01.12.2013 um 19.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#24516
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Im Französischen gibt es kein Neutrum, odor ist ein Maskulinum.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2013 um 05.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#24517
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Interessante Frage: Hat in einem Zwei-Genus-System der Terminus maskulin dieselbe Bedeutung wie in einem Drei-Genus-System?
Frz. odeur ist feminin, das ist anscheinend ganz ohne Wirkung geblieben. Ich selbst kannte Odeur aus der saloppen Familiensprache nur als maskulin; daß es das auch als Neutrum gibt, habe ich erst aus der Literatur gelernt. Es wird aber sowieso selten verwendet, so daß sich hier kein fester Brauch bilden dürfte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2014 um 06.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#25342
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Wie heißt der Fluß, der durch Dublin und dann ins Meer fließt? In meinem Brockhaus der Liffey, aber Hammer's German Grammar kennt nur die Liffey, eigens als Ausnahme angegegeben. In den Zeitungen scheinen sich beide Genera die Waage zu halten, in Wollschlägers "Ulysses"-Übersetzung kann ich gerade keine Erwähnung finden.
Während Wolga, Seine und Rhone weiblich aussehen, ist das beim Liffey nicht der Fall. Im Irischen ist an Life feminin, das wird wohl der Grund sein, obwohl fast niemand in Deutschland eine unmittelbare Kenntnis davon haben kann.
Wir gleichen sonst munter an. Für die Griechen waren Flüsse männlich, ob wegen potamos oder der männlichen Flußgötter, sei dahingestellt. Die Ganga kriegte ein maskulines s verpaßt und fertig war der Ganges.
(Wie ich Helmut Jochems vermisse! Ich habe ihn nie gesehen, er mich schon, aber er hat sich wie immer so im Hintergrund gehalten, daß ich leider nie seine persönliche Bekanntschaft gemacht habe. Die CD mit seinem Littfelder Archiv zur RSR, die er mir hinterlassen hat, ist unschätzbar.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2015 um 03.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#28663
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Gleißender Chrom, mächtige Finsternis (Titel einer Filmkritik, FAS 19.4.15)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2015 um 05.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#29513
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Das Fremdwort Link könnte jedes Genus haben, aber in der Sprache der Datenverarbeitung scheint sich das maskuline durchzusetzen, neben dem vom Duden noch anerkannten neutralen. Vorbild könnte der Verweis, Hinweis sein. Die frühere Entlehnung in Missing link geht wohl nach Glied, Zwischenglied. So bietet sich eine willkommene Differenzierung durch das Genus.
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Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 02.09.2015 um 21.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#29835
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Das Wort Diminutiv scheint in den letzten Jahren einen Genuswechsel zu erleben. Fast jeder hier bevorzugt die maskuline Form (außer, wenn ich das recht sehe, Herr Markner und Herr Strasser). Und Herr Ickler hat anfangs 2010 letztmals «das Diminutiv» verwendet (was sein Wörterbuch, jedenfalls in der 4. Auflage, noch als einzige Möglichkeit kennt). Vermutlich geht einem «der Diminutiv» – analog zu den Kasusbezeichnungen – eben leichter von der Hand.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2015 um 05.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#29837
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Feine Beobachtung, aber wohl nicht ganz treffend. Wir unterscheiden die einzelne Form, das Diminutiv(um), von der Kategorie, in der es steht, maskulinum analog zum Komparativ und Superlativ.
Das hat sich so eingeschlichen, und ich wüßte im Augenblick nicht zu sagen, ob es in den großen Grammatiken auch schon vorkommt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2016 um 07.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#33990
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Zu Partikel:
"Dies ist der linguistische Terminus, dessen Genus und zugehörige Deklination am häufigsten falsch gebraucht werden. Wenn Sie glauben, es hieße das Partikel, befinden Sie sich u.a. in der guten Gesellschaft halbgebildeter Linguistikprofessoren." (Christian Lehmann)
Vgl. Wikipedia:
Partikel (von lateinisch particula, Verkleinerungsform von pars ‚Teil‘) hat je nach Bedeutung ein unterschiedliches Genus (grammatisches Geschlecht):
Die Partikel (Plural die Partikeln) ist:
eine Wortart oder ein Oberbegriff einiger Wortarten; siehe Partikel (Grammatik)
im Katholizismus Teil einer gewandelten Hostie, siehe Partikel (Hostie)
Das Partikel (Plural die Partikel) ist:
in der Computergrafik ein Bestandteil eines Partikelsystems
Das Partikel (Plural die Partikel oder Partikeln) oder die Partikel (Plural die Partikeln):
bezeichnet disperse Materialien, die sich vom umgebenden, kontinuierlichen Medium durch eine Phasengrenzfläche unterscheiden, z. B. die festen oder flüssigen Bestandteile von Aerosolen, die festen Bestandteile von Suspensionen, die Teilchen von Pulvern, aber auch Flüssigkeitstropfen in Emulsionen, siehe Teilchen (Begriffsklärung)
ist in manchen Bedeutungen synonym zu Teilchen, siehe Teilchen#Verwandte Begriffe
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Im Deutschen wie im Griechischen sind Diminutiva Neutra, während sie im Lateinischen das Genus des Grundwortes beibehalten. Die Neigung, sie im Deutschen zu "neutrisieren", ist also wohl verständlich. Genuswechsel ist überhaupt der häufigste Sprachwandel, auch innerhalb einheimischer Wörter.
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