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03.11.2010
Volles Loch
Zu den Präfixverben
Heute macht sich die Süddeutsche Zeitung Gedanken, wie man das Erdloch von Schmalkalden "befüllen" könnte. Im Beitrag selbst heißt es dann richtig "verfüllen".
Die Semantik der Verbpräfixe ist bisher nicht umfassend dargestellt. Befüllen ist ein technisches Verfahren zum Füllen von Flaschen usw., die man danach als gefüllte weiterverwenden will. Verfüllen dient, wie die Hauptbedeutung des ver- andeutet, zum Beseitigen durch Füllen. Es geht also gerade im Gegenteil darum, daß das Verfüllte am Ende nicht mehr vorhanden ist, z. B. Löcher in der Straße oder eben in Schmalkalden. Einfaches Füllen ist neutral.
Bei Schießen ist es umgekehrt: Einfach schießen kann man nur jagdbares Wild, nicht Menschen und nicht Katzen. Macht sich jedoch ein Bär oder ein Elch daran, einen Porzellanladen auszuräumen oder einen Polizisten anzugreifen, dann wird er erschossen, weil er die Rolle des jagdbaren Wildes zugunsten einer Gegnerrolle aufgegeben hat.
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Kommentare zu »Volles Loch« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2015 um 14.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#29363
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Der kümmerlichste Teil der neueren Wortbildungslehren ist gewöhnlich die Semantik der Aktionsarten und der Präfix- und Partikelverben. Bleiben wir gleich beim ver-
„Manche Präfixe sind ornativ mit der Bedeutung 'versehen mit' im weitesten Sinne, verkleistern meint 'etwas mit Kleister versehen'.“ (Hilke Elsen: Grundzüge der Morphologie des Deutschen. 2. Aufl. Berlin 2014:213)
versalzen wird unter „Negation“ und „zu viel“ verzeichnet (213)
versenken: „ein neuer Zustand wird verursacht“
verglasen: ornativ, „Hinzufügung, 'versehen mit'“
versumpfen: „resultativ, passivisch, Vorgang, der zum Abschluss führt, Ergebnis“ (213)
Ich habe schon gesagt, wie hilflos und geradezu falsch das alles ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2015 um 07.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#27760
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Bei entschlafen ist man versucht, die gewöhnliche Bedeutung dieses Musters zu unterstellen, also etwa "sich durch Schlafen davonmachen". Das wäre allerdings etymologisch nicht richtig, weil in dieser Gruppe – entbrennen, entflammen, entschlafen, entstehen, entzünden – nicht ent-, sondern in- zugrunde liegt.
Zur treffenden Beobachtung von Herrn Achenbach möchte ich noch anmerken, daß für mein Gefühl eine Art Metonymie (hier Totum pro parte) vorliegt, wenn man sagt das Auto befüllen. Wie Germanist beobachtet, scheint die technische Bedeutung diese Übertragung zu erleichtern. Man kommt sozusagen leichter darauf, daß selbstverständlich nicht das ganze Auto oder Flugzeug mit Benzin gefüllt wird, sondern nur der Tank.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2015 um 06.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#27759
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das Kohlendioxid an den Kraftwerken einzufangen und im Untergrund zu verpressen (SZ19.7.10)
Ein schönes Beispiel für dieses Muster. Man will das Kohlendioxid loswerden, nicht etwa für eine spätere Verwendung aufbewahren. So auch das unselige Verklappen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.11.2014 um 21.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#27383
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Ein Gerät befüllen bedeutet, nur den zum Befüllen vorgesehenen Teil des Gerätes zu füllen, also den Tank, Kohlebehälter, Brennraum.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 18.11.2014 um 18.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#27382
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Unterstögers Verwendung des Wortes preziös und seine Berufung auf die DIN-Norm sind lächerlich. Allerdings hat er recht damit, daß befüllen ein bürokratisch-technisches Wort ist. Im normalen Sprachgebrauch würde man einen Stausee füllen oder auffüllen, nicht befüllen. Im Duden 2006 war befüllen nicht enthalten. Insofern ist der Fehler von „Leser Dr. A.“ verzeihlich.
Interessant ist die Verwendung von befüllen in einem Beispiel aus dem Großen Wörterbuch des Duden:
Müssen denn die Autos überhaupt mit Glykol befüllt werden (ADAC-Motorwelt 5, 1986, 76).
Hier könnte man nicht füllen sagen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2014 um 16.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#27380
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Da bin ich ganz anderer Meinung. Beide Verben sind semantisch verschieden, aber nicht aspektuell. Stellen Sie die Miklosich-Frage! Was tust du gerade? - Ich fülle/befülle die Flaschen. - Beides ist gleich gut, nur eben von leicht verschiedener Bedeutung.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.11.2014 um 15.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#27378
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Nehmen wir mal den Infinitiv Passiv: "Befüllt werden" beschreibt den Vorgang des Füllens, "gefüllt werden" den Endzustand. (Slavisten würden "befüllt werden" als imperfektiven (unvollendeten) und "gefüllt werden" als perfektiven (vollendeten) Aspekt bezeichnen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2014 um 10.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#27373
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Wieder aus der "Süddeutschen Zeitung":
Ein Leser bemängelt die Meldung, dass der Speichersee am Sudelfeld bald "befüllt" werde. Ein Speichersee ist jedoch kein Hohlraum oder Behälter, der nach DIN-Norm befüllt wird. Hier wäre "füllen" das richtige Wort.
WOHIN, fragt Leser Dr. A., ist das in Generationen erlernte Wissen gekommen, dass auf füllen und füllte nicht befüllt folgt, sondern gefüllt? Anlass war die Meldung, dass der Speichersee am Sudelfeld bald "befüllt" werde, es ging demnach weniger um ein unkorrektes Partizip Perfekt Passiv als um das Verb befüllen. Es hört sich nicht nur preziös an, sondern auch irgendwie technisch, und in der Tat scheint es seine Heimat in der DIN-Norm 8593 zu haben. Darin geht es um die Fertigungstechnik des Fügens, zu der, für den Laien erstaunlich, auch das Befüllen gehört. Man versteht darunter das Einbringen von Stoffen in Hohlräume oder Behälter - und dass ein Speichersee kein Hohlraum oder Behälter im Sinn dieser Norm ist, dürfte unstrittig sein. (Hermann Unterstöger 12.11.14)
Das ist offensichtlich über Wikipedia gelaufen. Über die nicht sehr differenzierten Angaben dort (zu DIN) kann man hinweggehen, aber ein Stausee ist zweifellos ein Behälter, der befüllt werden kann. Wie ich gerade sehe, werden auch Adventskalender befüllt. Vollkommen richtig, denn es kommt auf einen nutzbaren Inhalt an. Das ist der Zweck der Aktion.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2014 um 07.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#27025
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Bedeutungserklärung ist eine hohe Kunst. Wir lesen, daß das Präfix er- den Abschluß eines Vorgangs bezeichnet, z. B. in erfrieren. (Jochen Schröder: "Zur Beschreibung von ER-Verben". DaF 2/1991:95-100) - Jemand kommt aus der Winternacht in die warme Stube und hört auf zu frieren, er erfriert also.
Ötzi hat auch irgendwann aufgehört zu frieren, wahrscheinlich unbeabsichtigt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2014 um 17.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#25163
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Schönes neues Beispiel:
Unverkennbar ging es dem SPD-Chef aber darum, die Gräben nicht zu vertiefen, sondern so weit wie möglich wieder zu verfüllen.(FAZ 17.2.14)
Gabriel ist natürlich nicht an der Füllung interessiert, sondern am Verschwinden des Lochs, daher verfüllen.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 26.04.2013 um 12.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#23072
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In der sachlichen Prosa eines Lexikons hat es keinen Platz.
Finde ich auch, aber aus anderen Gründen. Bei Wikipedia versterben fast die Hälfte der Personen. Die Schreiber halten versterben wohl für geeignet, weil es kein natürliches Wort, sondern eine vermeintlich bürokratische, distanzierte Formel ist. Einfach nur sterben ist ihnen zu direkt, sie wollen den Vorgang des Sterbens ausblenden. Dafür ist das buchhalterische versterben zwar geeignet, aber es ist trotzdem schlechter Stil.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2013 um 05.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#23058
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Noch zu versterben (#21215): Bei diesem Präfixverb klingt außerdem an, daß der Tod des Betreffenden ein Verlust ist, also eine gewisse Anteilnahme der Überlebenden. Darum wird es in historischen Darstellungen kaum verwendet, wenn das Ereignis schon lange zurückliegt, sondern ist typisch für Todesanzeigen und Nachrufe. In der sachlichen Prosa eines Lexikons hat es keinen Platz, deshalb fällt es auf, wenn Wikipedia über den Germanisten Hans Wellmann schreibt: Er verstarb am 1. März 2012.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 27.08.2012 um 09.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#21331
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»Zum Körper der Pflegerin« ist aber auch eigenwillig formuliert! Der Tod war ja noch nicht festgestellt und vielleicht auch nicht eingetreten. – Andererseits soll die Pflegerin manchen Medienberichten zufolge »tot gebissen« worden sein, war also womöglich schon tot, bevor sie überhaupt gebissen wurde.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2012 um 06.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#21327
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Das Beispiel war vielleicht nicht gut gewählt. Aus anderen Berichten habe ich inzwischen entnommen, daß der Zoodirektor das Tier anscheinend töten mußte, um überhaupt zum Körper der Pflegerin vordringen zu können. Nun, es gibt genug andere Beispiele, die eine entsprechende "Strafvollstreckung" an Tieren zeigen.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 26.08.2012 um 17.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#21325
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In diesem Fall wollte man wohl darüber informieren, daß der Tiger mit einer Schußwaffe getötet worden ist, und dafür sagt man eben erschießen. Wenn man nur töten sagt, wäre für den Leser ja auch beispielsweise Einfangen und anschließendes Einschläfern denkbar.
Ich habe auch nicht kapiert, warum der Tiger vom Zoodirektor gleich getötet wurde. Es heißt, er habe die Zoobesucher beschützen wollen. Aber die hielten sich ja gar nicht in demselben verbotenen Bereich auf wie die Tierpflegerin. Und warum sollte die Gefahr bestanden haben, daß der Tiger angeblich durch ein Fenster ins Freie gelangen konnte, nur weil die Tierpflegerin nicht mehr lebte? Für mich ist das ein Rätsel. Ich vermute die sprachliche Vertuschung an der Stelle, wo die Tötung des Tigers mit einer Gefährdung der Zoobesucher begründet wird, die gleichzeitig dementiert wird ("bestand zu keiner Zeit").
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2012 um 15.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#21323
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So ist denn auch im Kölner Zoo ein Tiger "erschossen" worden, nachdem er eine Pflegerin getötet hatte – übrigens eine atavistische Reaktion, denn der Tiger hat sich ganz normal verhalten und hätte sein Tigerleben weiterführen können, war auch nicht einmal zum "man-eater" geworden wie manchmal Tiger in freier Wildbahn. Im Mittelalter hat man einen Dachziegel, der herabgefallen war und einen Menschen getötet hatte, mit Schimpf und Schande über die Stadtmauer gekippt, was ungefähr genau so rational war wie heute die Erschießung eines tigerhaften Tigers, den eine nachlässige Pflegerin nicht so tigergemäß verwahrt hatte, wie es ihre Pflicht gewesen wäre.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2012 um 16.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#21215
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Um herauszufinden, wie Elefanten Infraschall-Töne erzeugen, versetzte das Team den Kehlkopf eines verstorbenen Elefanten im Labor in niederfrequente Schwingungen. (SZ 4.8.12)
Versterben können nur Menschen oder eben Tiere, die dem Menschen irgendwie nahestehen. Bei Mäusen würde man einfach sagen Kehlkopf einer toten Maus.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 16.11.2010 um 11.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17188
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Was man nicht alles be- und ver- Verb kann:
Im Porsche Speedster ist das Cockpit bis ins Detail beledert.
Auto, Motor und Sport
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.11.2010 um 18.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17155
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Unklar scheint mitunter nicht nur das Be- oder Verfüllen zu sein, sondern auch, was eigentlich verfüllt wird, der Krater oder der Kies (FAZ, 5.11., S. 8):
Der Krater ... wird schneller verfüllt sein, als es die Fachleute zunächst erwartet hatten.
..., bevor der große Bagger das Material in den Krater verfüllt.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.11.2010 um 21.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17026
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Literarisch kann man meinetwegen auch einen Motor "im Keim abwürgen".
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 05.11.2010 um 19.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17025
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Aber nur im fachsprachlichen Kontext, lieber Germanist, nicht war? Denn wer im alltäglichen Leben zu sehr mit fachsprachlichen Ausdrücken aufwartet, macht sich bald unbeliebt.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.11.2010 um 18.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17024
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"Verfüllen" einer Grube und "Bemaßen" einer Konstruktionszeichnung sind übliche fachsprachliche Begriffe. Jugendliche sollten lieber diese lernen, um sich in einem Praktikum oder einer Lehre nicht mit literarischen Bezeichnungen zu blamieren. Für Deutschlehrer mag das gewöhnungsbedürftig sein, aber fachsprachliche Wörter sollten nicht als Ausdrucksfehler gelten.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 04.11.2010 um 15.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17012
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verkosten ist durchaus nicht nur fachsprachlich und auch als Gebrauchsverb nicht neu, eher als fachsprachliche Bezeichnung aus dem Alltagsgebrauch abgeleitet, z. B. die Weinverkostung.
"Und über der Thür stünde eingemeisselt... - Diesen Essay bekam natürlich die Dame zu verkosten. »
Altenberg, Peter, Was der Tag mir zuträgt, Berlin: S. Fischer 1901, S. 697
"...gleichgültig dagegen, ob die Speise vielleicht nur verkostet oder - der häufigste Fall - gänzlich unberührt war, mit einem Schwenken des Besens hinauszukehren".
Kafka, Franz, Die Verwandlung, in: Die weißen Blätter 2 (1915 [1912])
Zitate aus DWDS.
Das (heutige) fachsprachliche Verkosten ist nicht- nehmen wir den Wein, wo der Begriff häufig anzutreffen ist- ein reines Probieren oder Gutieren, sondern die Prüfung des Geschmacks pp. steht im Vordergrund.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 04.11.2010 um 12.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17010
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Die Vorsilbe ver scheint häufig zu nichts anderem als zur Verfachsprachlichung zu dienen, also zur Selbstverständigung der Experten über ihren Status, nicht zur Verständigung über die Sache. Beispiele sind vertarnen und verkosten. Das mag bei verfüllen nicht zutreffen, soweit spezifische Vorgänge gemeint sind (die Reparatur von Frostschäden mit Bitumen oder das Auffüllen von Mülldeponien mit Schutt z.B.). Und vermutlich wird man in Schmalkalden nicht um Tiefbauingenieure herumkommen, die "verfüllen" sagen. Alltäglich ist der Vorgang aber nicht, solange man noch nicht einmal weiß, woher der Kies kommen soll, um das Loch zu stopfen.
Lieber Herr Riemer, die Stilregel "Wechsel im Ausdruck" dürfte an einigem Unsinn schuld sein, den Jounalisten vorbringen. Aber dadurch verschiebt sich die Frage lediglich; sie lautet dann, warum die Entscheidung gerade zugunsten einer bestimmten Fehlleistung fiel und nicht einer anderen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.11.2010 um 10.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17009
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Urs Bärlein: Treffend wäre allein „auffüllen“ gewesen.
Lieber Herr Bärlein, ich hatte es nicht extra erwähnt, aber in der gestrigen Tagesschau (20.00 Uhr) sagte die Sprecherin tatsächlich anfangs auch einmal "mit Kies aufzufüllen".
Auffüllen, befüllen, verfüllen, vielleicht bemüht man sich einfach um Abwechslung im Text? In einer der meistgesehenen Sendungen sollte es natürlich sprachlich auch stimmen.
Be- und ver- sind auch sonst nicht zu verwechseln. Beharren ist z.B. aktives Insistieren, verharren dagegen passives Abwarten. Ganz typisch für die beiden Präfixe sind bejahen und verneinen, also eine Aussage bestätigen oder umkehren.
Interessant ist auch, daß beim Verstärken, Verkürzen, Verschärfen usw. etwas stärker, kürzer, schärfer, … wird, aber beim Verklären wird nichts klarer.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 04.11.2010 um 10.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17008
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Natürlich spricht man (in der Fachsprache) beim Zuschütten des Lochs von Schmalkalden von "verfüllen" und nicht von "füllen, auffüllen, zufüllen...", gerade weil es sich (nicht nur hier branchenspezifisch) um eine Alltäglichkeit handelt. Ohne die Ausschreibungsunterlagen für "Schmalkalden" gesehen zu haben, gehe ich davon aus, daß diese Arbeiten "Verfüllen" benannt sind. Eine (Bau-)Grube wird nicht auf- sondern verfüllt. "Auffüllen" impliziert die Erwartung eines zu wiederholenden Vorgangs. Das kann zwar nicht ausgeschlossen werden, liegt aber nicht in der Absicht der Tätigkeit.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.11.2010 um 09.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17007
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Kinder wollen heute ja auch gern bespaßt werden. Zumindest benutzen viele Eltern diesen Ausdruck.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 04.11.2010 um 08.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17006
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Ich erinnere mich noch gut an mein Erschrecken, als ein Spielkamerad erzählte, sein Bruder sei hingefallen und habe nun ein "Loch im Kopf". Wie sich jedoch herausstellte, war er mit einer Platzwunde davongekommen; es fehlte also nichts, sondern es war bloß eine Öffnung da. Irritierend an Löchern ist, daß sie größer werden, wenn man am Rand etwas fortnimmt, und sie kleiner werden oder gar verschwinden, wenn man etwas dazutut (und sei's ein Pflaster). Da sind die Löcher, durch die man gucken kann, noch vergleichsweise sinnhaft: Durch die Öffnung scheint anderes auf; sie läßt es sichtbar werden. Ebenfalls sinnhaft muten Löcher an, die planmäßig ausgespart wurden. Von Guck- wie von Schlüssellöchern geht normalerweise nichts Beunruhigendes aus.
Beunruhigend wirken dagegen Löcher, durch die man nicht gucken kann und die sich unvermutet auftun – ein jähes Aufscheinen des Nichts. Von daher ist der Lapsus mit dem "Befüllen" der Versuch einer Sinngebung des Sinnlosen; die Zeitung gibt dem Leser zu verstehen, daß im Grunde alles seinen ordnungsgemäßen Gang nehme. Das gilt aber auch für „verfüllen“. Frostlöcher in den Straßen werden zwar nicht planmäßig angelegt, aber sie treten nicht unvermutet auf. Der Umgang mit ihnen ist ebenso wie das Befüllen z.B. von Flaschen vorhersehbare und vorhergesehene Routine. Einen riesigen Erdkrater „verfüllen“ zu wollen unterstellt jedoch eine Alltäglichkeit des Vorgangs, die ihm gerade fehlt. Treffend wäre allein „auffüllen“ gewesen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2010 um 07.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17005
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Eine Grube kann man nur dann befüllen, wenn man hinterher mit der vollen Grube etwas vorhat. Will man sie einfach loswerden, kann man sie neutral füllen oder gezielt verfüllen.
Das Präfix be- ist oft untersucht worden; ich habe noch zwei schöne Beispielsätze gefunden:
Dresden/Bonn, 06 Mai 2009: Dritter Jungwolf besendert, Wanderverhalten bereits besenderter Jungwölfe wird beobachtet. (http://www.wolfsregion-lausitz.de/besenderte-woelfe/85-besenderte-woelfe006)
Hier ist der Gebrauch "ornativ": be-x-en = mit x versehen.
Da es den Wissenschaftlern darum geht, wie sich der Boden mit der Zeit verändert, müssen sie nach einigen Jahren die gleichen Stellen wieder beproben. (Max Planck Forschung 3/2009)
Hier bedeutet das be-Verb soviel wie "mit einer Probe traktieren".
Ein Mitstreiter hat mir gerade eine selbstverfaßte Glosse gesendet, aus der ich folgendes zitiere:
"Auch substantivierte Verben mit der Vorsilbe be und der beliebten Endung ung gibt es inzwischen. In einer Werbung findet sich folgender Satz: „Ideal für den Selbstbau komplette Stücklistenausgabe mit Bemaßung." Ein Rundfunksender ließ verkünden, dass er in Kürze die Besendung aufnehme. Eine Bürgschaftsbank hat sich zum Ziel gesetzt: Besicherung von Hausbank- und Förderkrediten zur Finanzierung von Investitionen. Von monatlicher Besparung ist bei einer Bausparkasse die Rede. Ein Tierparkdirektor sprach von der prachtvollen Bemähnung seiner Löwen, worauf die vermutlich die Mähne geschüttelt haben.
Ein Möbelhändler behauptete in seinem Brief an eine unzufriedene Kundin: „Die Stoffoberfläche wird durch das Besitzen oder Beliegen mehr oder weniger stark gedrückt." Aus einer Wintersportgemeinde war zu erfahren, dass nicht etwa eine Schneekanone angeschafft worden sei, sondern eine Beschneiungsanlage. Den behördlich verfügten Kindesentzug und die Überantwortung des Kindes an andere Erziehungsberechtigte hat jemand sinnigerweise als neue Beelterung bezeichnet.
Obwohl be in der Regel nur auf Sachen bezogen sein sollte, heißt es in der Jägersprache, dass Wälder beförstert und Tiere bejagt werden. (Auf, auf, zum fröhlichen Bejagen ...) Jedem Deutschlehrer müsste ein Schauer über den Rücken laufen, wenn der Schulrat davon redet, dass Schüler beschult oder beturnt oder bespeist (bei der Schulbespeisung?) werden. Von der Polizei ist zu hören, dass sie in einem Wohngebiet eine Bestreifung durchführt. Früher lief oder fuhr man Streife."
Man erkennt, daß es hauptsächlich um die beiden Bedeutungen aus den vorgenannten Fällen geht. Weisgerber hat das Phänomen im Zusammenhang mit "Der Mensch im Akkusativ" behandelt und kritisiert, aber dagegen ist seinerzeit viel eingewandt worden.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.11.2010 um 23.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17004
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Durch ein Loch kann man keineswegs immer hindurchschauen. Unsere Straßenlöcher reichen nicht bis Australien, es zieht (in der Regel) nicht durch Löcher in der Wand, und wenn jemand ein Loch im Zahn oder im Bauch hat, kann man auch nicht durchsehen. Ich meine, ein Loch ist eine Stelle, an der etwas fehlt; eine Öffnung nicht nur durch etwas, sondern auch in oder an etwas.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 03.11.2010 um 22.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17003
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Durch ein Loch kann man durchsehen, daher kann man es nicht befüllen.
Hier handelt es sich aber nicht um ein Loch, sondern eigentlich um eine Grube; und eine Grube kann man sehr wohl befüllen, z. B. mit Erde.
Ich würde allerdings bei einem wirklichen Loch nicht verfüllen sondern verschließen sagen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.11.2010 um 20.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#17002
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In der Tagesschau im Ersten wollte man gerade das Loch "mit Kies befüllen", und zwar, wie es etwas später hieß, "bis das Kraterloch verfüllt ist".
Mir fällt auf, daß Verben mit be- fast immer gut in ihren Bestandteilen erkennbar sind und sich auch die Bedeutung nicht grundlegend verändert, während es sehr viele Verben mit ver- gibt, bei denen das Ursprungswort gar nicht mehr existiert oder kaum noch erkennbar ist (vergessen, verlieren, verdauen, verletzen, ...) und sich die Bedeutung manchmal stark ändert (z.B. verstehen).
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Kommentar von B Janas, verfaßt am 03.11.2010 um 13.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1359#16999
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Verbpräfixe scheinen bisweilen die Semantik unerklärlich zu wandeln. So haben "aufhören" und "anfangen" mit "hören" bzw. "fangen" intuitiv kaum mehr als nichts zu tun, mit "anhören" und "auffangen" aber ist es anders.
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