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04.10.2010
Rückruf wg. Rechtschreibung
Gewissenhafte Engländer
Zigtausend Bände von Jonathan Franzens neuem Buch "Freiheit" sind zurückgerufen worden oder werden gratis umgetauscht wegen Fehlern bei Rechtschreibung und Zeichensetzung (Herbst 2010).
Da fällt einem in Deutschland auch ein ganze Menge ein. Aber außer dem korrigierten Nachdruck einiger Schulbücher ist nichts geschehen, auch wenn z. B. manche aufwendigen Bücher von de Gruyter Tausende von reformbedingten Rechtschreibfehlern enthielten. (Franzen enthält "Hunderte" von Fehlern, aber beispielsweise die HSK-Bände "Deutsch als Fremdsprache" enthalten Tausende!) Wie es bei Kinder- und Jugendbüchern aussieht, haben wir hier ja schon oft gezeigt. Das steht nun alles friedlich in den Regeln.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.02.2019 um 15.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1342#40741
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Es gab auch ein "wg. Barschel".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2019 um 10.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1342#40738
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Das wg. in der Überschrift zum Haupteintrag war einmal eine harmlose Abkürzung und steht als solche heute noch kommentarlos im Duden. Aber vor allem für die Älteren hat es durch die Flick-Affäre (wg. Kohl) seine Unschuld verloren und wird oft als leise Anspielung auf nicht ganz koschere Geschäfte verwendet und verstanden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2010 um 08.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1342#16865
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Das ist sicher richtig. Die Meldung war für mich ja auch bloß der Aufhänger, um noch einmal auf die deutschen Mißstände hinzuweisen. Um die genaueren Umstände der englischen Aktion habe ich mich nicht gekümmert.
Mir ist nicht bekannt, daß deutsche Autoren die Rücknahme ihrer Bücher verlangt hätten – vielleicht auch, weil sie an deren Verhunzung nicht unschuldig sind. Ich denke vor allem an Germanisten, wie ich ja früher hier einige vorgeführt habe.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 06.10.2010 um 00.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1342#16864
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Man muß wohl doch etwas Wasser in den Wein der "gewissenhaften Engländer" gießen. Jedenfalls ging es nach den Worten des Autors anscheinend nicht nur um Fehler bei "spelling and punctuation" sondern auch bei "words", "sentences", "facts" und "characterization".
Offenbar ist versehentlich eine noch nicht endgültige Textfassung in Druck gegeben worden. Das macht den "Rückruf" verständlich. Vermutlich werden normalerweise auch in England Bücher nicht allein wegen einiger Druckfehler (der Verlag sprach von ca. 50) "zurückgerufen".
Außerdem wäre noch zu berücksichtigen, daß "spelling" nicht das gleiche ist wie "Rechtschreibung".
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 05.10.2010 um 17.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1342#16862
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Lieber Romantiker,
ich glaube, wir haben uns gründlich mißverstanden. Ich kann natürlich nur etwas als Reklamation zurückschicken, was ich zuvor als Kunde käuflich erworben habe. Ein Prospekt, Werbeheft oder was auch immer (oft genug im Briefkasten landet), das ich wegen Blödschreibung nicht lesen möchte, landet bei mir im Müll. Meine Lebenszeit (und Lesezeit ist bekanntlich auch Lebenszeit!) ist schlicht und einfach begrenzt. Ich bin inzwischen der überflüssigen Lektüre überdrüssig geworden.
Der Reklamationen bin ich hingegen noch nicht überdrüssig, aber das kann jeder halten, wie er will. Lächerlich machen würde ich mich hingegen tatsächlich, wenn ich nun anfinge, Speisekarten und ähnliches auf Rechtschreibfehler hin zu untersuchen. Bei Büchern habe ich meiner Meinung nach aber ein Anrecht auf Qualität für mein Geld, um mal Hebel zu zitieren. Denn schließlich bezahle ich dadurch, daß ich mein Geld hingebe und nicht nur mit klingender Münze.
Im übrigen habe ich den Eintrag von Herrn Ickler so verstanden, daß in England ein Rückruf wegen Orthographiefehlern für Verlage etwas Selbstverständliches ist, hier jedoch nicht. Obwohl das doch dringend geboten wäre. Deshalb wollte ich darauf hinweisen, daß man sich in Deutschland als mündiger Kunde das Recht nehmen kann, was einem in England offensichtlich selbstverständlich gegeben wird.
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 05.10.2010 um 11.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1342#16857
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Lieber Oliver Höher,
wir haben hier jetzt in München auch bald so ein riesiges neues Ereignis, was sich für "Europas Verlagshauptstadt" schließlich gehört: Literaturtage! Gleich erste Seite, erstes Wort: das "Grusswort" vom Literaturhaus, dem Börsenverein und den Verlagen. Ort ist natürlich in einer "Strasse" etc.
Sollte man das Programmheft wieder zurück schicken? Ich sage Ihnen was, niemanden meiner Kollegen hier stört das, niemanden fällt so etwas auf. Mir sind die "Macher" hier ja wohlbekannt, ich bin dem überdrüssig, mich immerzu lächerlich zu machen.
(Das Programm selbst ist ja in meinen Augen "überdimensional" angelegt, so für jeden etwas, alle Stars und Sternchen sind vertreten. Geld ist da wie Heu.)
Lieber Wolfgang Wrase,
Roger Willemsen, ach ja! Die verbeamteten Selbstdarsteller waren auch schon spannender.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 04.10.2010 um 18.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1342#16850
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Ein promovierter Germanist, der "im Wesentlichen" (Seite 4 des pdf-Dokuments) schreibt und sich auch sonst der Heyseschen s-Schreibung gleichgeschaltet hat, mag höchstens glauben, einen "gewissen Qualitätsanspruch" zu verkörpern. Im übrigen steht es jedem Leser, der ja auch zugleich Kunde ist, frei, mangelhafte Ware beim Verlag zu reklamieren. Ich habe das schon mehrmals erfolgreich praktiziert. Natürlich macht man sich bei den Verlagen damit nicht gerade beliebt, aber was soll's! Die Verlage sind durch ihr lemminghaftes Befolgen der Rechtschreibung von vorgestern zugleich auch erpreßbar geworden. Sie müssen Kunden, die nachfragen, erklären können, warum sie sich für diese oder jene Schreibweise entschieden haben, und vor allem müssen sie allen Dummfug, der im Zusammenhang mit der Glorious reformation von 1996 einherging, begründen können. Ganz egal zu welcher Fehlerart "Jarkata" nun gehören mag, das ist ein Grund, dem Verlag das Buch zusammen mit einem gepfefferten Brief zurückzuschicken.
Diese Reklamationen sind durchaus erfolgversprechend, nur sollte man sich auf eine sehr lange Bearbeitungszeit einstellen und auch gegebenenfalls noch einmal nachfragen. Verschiedene Verlage tun durchaus so, als hätten sie die Sendung oder die betreffenden Briefe niemals erhalten. Womöglich bestrafen sie ihre Kunden (oder ehemaligen Kunden) auf diese Weise dafür, daß sie es gewagt haben, etwas zu hinterfragen, was nur hirnlos geschluckt werden soll. In meiner Bösartigkeit sehe ich es wiederum ein bißchen anders: Warum soll ich Geld dafür bezahlen, daß man mich für dumm verkaufen will?
Nicht umsonst hat übrigens Carl Gustav Jochmann 1828 in seinem Buch "Ueber die Sprache" die sprachlichen Zustände eines Landes mit seinen politischen verglichen und eines aus dem anderen hergeleitet. Er zählte England neben Frankreich zu den fortschrittlichen publizistischen Staaten und sah im Fehlen einer politischen Debattenkultur in Deutschland eine Ursache für den verwahrlosten Zustand der deutschen Sprache. Ein Schelm, wer dabei wieder Parallelen zur Situation nach 1996 zieht!
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.10.2010 um 09.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1342#16848
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Kürzlich habe ich mir eine achtseitige Leseprobe aus "Die Enden der Welt" von Roger Willemsen angesehen:
www.fischerverlage.de/sixcms/media.php/308/LP_978-3-10-092104-8.pdf
Auf Seite 3 des PDFs steht Jarkata anstatt Jakarta, obwohl doch der Verfasser einen gewissen Qualitätsanspruch verkörpert und mit einer hohen Auflage dieser "grandiosen literarischen Reisebilder" (so nennt es der Verlag) gerechnet werden durfte.
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