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25.12.2009
Gruß nach Wiesbaden
Gerhard Müller geht in den Ruhestand
Dr. Gerhard Müller, langjähriger Schriftleiter der "Muttersprache" und einer der hervorragendsten Kenner der deutschen Sprache, geht in den Ruhestand (siehe „Sprache ist keine heilige Kuh“, Wiesbadener Tagblatt).
Nach Helmut Walther ("Sprachdienst") und dem leider verstorbenen Uwe Förster scheidet also der dritte große Gegner der Rechtschreibreform aus der Gesellschaft für deutsche Sprache aus. Sie haben stets das Interesse der Sprachgemeinschaft gegen den verbohrten Vorstand ihres Vereins vertreten, und dazu gehörte mehr Mut, als unsereins aufbieten mußte. Ich glaube im Namen vieler zu sprechen, wenn ich Gerhard Müller noch viele fruchtbare Jahre bei guter Gesundheit wünsche.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 18.01.2010 um 11.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1263#15572
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Klare Worte zur Rechtschreibreform von Gerhard Müller – hier in einer Rezension von Friedrich Dieckmanns Essays zu „Deutschen Daten“ auf literaturkritik.de:
»Abschließend geht der Autor in einem wiederum historisch ausgreifenden Essay der Frage „Was ist deutsch?“ nach, Aussagen Immanuel Kants, Gottfried Wilhelm Leibniz’, Georg Wilhelm Friedrich Hegels und Friedrich Schillers einbeziehend. Betont wird das „staatsfromme Phlegma der Deutschen“, und in diesem Kontext thematisiert der Autor auch seine Kritik an der amtlichen Rechtschreibreform („Hier zu Lande“). Er bleibt bei der traditionellen, grammatik- und sprachrichtigeren Variante (der Rezensent stimmt ihm hier vollkommen bei). Und was die Nationalhymne angeht, so erinnert Dieckmann – ebenfalls mit Recht – an die „Kinderhymne“ Bertolt Brechts: „Und nicht über und nicht unter / andern Völkern wolln wir sein / von der See bis zu den Alpen, / von der Oder bis zum Rhein.“ Friedrich Dieckmanns Essays sind originelle und souveräne Texte, die sich der Konventionalität und der Anpassung an jede „herrschende Meinung“ verweigern.«
(http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=13808)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2018 um 10.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1263#38489
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In der Gesellschaft für deutsche Sprache waren in den siebziger Jahren die Meinungen zur Groß- und Kleinschreibung geteilt. Helmut Walther, langjähriger Schriftleiter des „Sprachdienstes“, sprach sich gegen den offiziellen Kurs der GfdS für die Kleinschreibung aus (SD 17/11, Nov. 1973):
„Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, daß die gemäßigte Kleinschreibung kommen wird.“ Er hielt die Substantivgroßschreibung für einen Konstruktionsfehler und machte sie für viele unnötige Rechtschreibfehler verantwortlich. Die Fehler sind das eine, die behauptete Dysfunktionalität das andere.
Walther überging die ganze Entwicklung seit 500 Jahren, die anscheinend überhaupt kein annehmbares Motiv hatte, sondern wie eine unbegreifliche Marotte erscheint.
Kaspar Stieler schrieb bereits (in Grimms DWb zitiert:)
„das nennwort wird haubtsächlich geteilet in das selbständige und in das beiständige. das selbständige nennwort ist, wessen andeutung in sich selbst bestehet und wodurch ein ding, ohne zutuhn eines andern worts, vor sich ausgedrücket wird, und solches ist gleichsam das haubt und der grund, so die andere redestücke enthält.“ (Kaspar Stieler)
Das ist richtig und spricht gegen Walthers entgeisterte Feststellung, daß eine einzige unter zehn Wortarten durch Großschreibung ausgezeichnet worden sei.
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