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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.09.2009
 

Ungerecht
Beurteilung von Schülerleistungen

Zur Zeit geht eine Meldung durch die Presse, wonach der Vorname eines Schulkindes bestimmte Vorurteile bei Lehrern wachrufe usw. – nichts Neues eigentlich. Man folgert, daß die Lehrer dadurch zu ungerechter Beurteilung der Schüler verleitet werden.
Das wird aber in der zugrunde liegenden Magisterarbeit aus Oldenburg nicht gezeigt. Die tatsächliche Beurteilung der Schülerleistungen in Korrelation zu den Vornamen wurde gar nicht untersucht. Aus der Befragung ging nur hervor, daß Lehrer bestimmte Namen offenbar (und nicht zu Unrecht) bildungsfernen Schichten zuordnen und daher auch keine Höchstleistungen von den Trägern erwarten. Aber wenn die Lehrerin den Schüler dann kennenlernt – wirkt das Vorurteil sich dann immer noch aus, und wie lange?
Man kann den Text herunterladen und sich die Sache näher ansehen.



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Kommentare zu »Ungerecht«
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Kommentar von Calva, verfaßt am 18.09.2009 um 21.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1215#14984

Es ist schon bezeichnend, daß man mit sowas heutzutage eine Masterarbeit bestreiten kann. Als Kurzreferat oder für Powerpoint-Karaoke wäre das Thema sicher geeigneter gewesen. Breitgewalzt und sprachlich nicht aus einem Guß ist das jedoch schlicht ungenießbar. Ohne die nicht einmal konsequente durchgehaltene Doppelschreibung (-er und -innen) wäre der Text obendrein gefühlte 10 Seiten kürzer.

Unter Punkt 3.5.1. wird die Vorauswahl der Namen erklärt: Die Hitliste der Vornamen wurde 20 Studenten vorgelegt, die diese dann als typisch für verhaltensauffällige Kinder (oder eben nicht) einsortieren sollten. Die am häufigsten genannten Vornamen schafften es dann in den Fragebogen.

Die Studenten hatten also ganz "normale" Vorurteile aus dem täglichen Leben, ohne daß das im Rest der Arbeit thematisiert geschweige denn kritisiert würde (oder habe ich was beim Überfliegen überlesen ?). Die Umfrageteilnehmer, die möglicherweise schon jahrelang auf diesem Gebiet Erfahrungen gesammelt und nicht nur ein Vorurteil haben, kriegen dagegen was um die Ohren.

http://www.lehrerfreund.de/in/schule/1s/vornamen-lehrer-vorurteile/3578/

Wenn die GEW schon "dementiert", kann es ja so wild nicht sein...


Nebenbei: wenn in Deutschland bekannt wäre, wie hoffnungslos altmodisch Namen wie Marcel, Maurice, Chantal, Charlotte (nicht ganz so schlimm), Jacqueline & Co in Frankreich sind, käme niemand mehr auf die Idee, sein Kind so zu nennen. Und in so ziemlich jeder frz. Familie gibt es eine unverheiratete 70jährige Tante Yvonne. Mode kommt und geht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.09.2009 um 23.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1215#14985

Eine solche Meldung, in den Boulevardblättern, am besten auch noch in sog. Frauenzeitschriften breitgewalzt, ist geeignet, das Kevin- und Mandy-Unwesen wenigstens einzudämmen. Mehr davon!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2009 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1215#14987

Auch die FAZ (Net) titelt:

„Kevin bekommt schlechtere Noten“

und hier ist eine Stelle aus dem Interview mit der betreuenden Professorin:

"- Wollen Sie damit sagen: Schon mit der Namensgebung legen Eltern die Basis für den Erfolg an der Schule – oder den Misserfolg?

- Das ist vielleicht etwas überspitzt formuliert. Tatsache ist aber, dass Kinder schon alleine durch ihren Vornamen negativ oder positiv von den Lehrerinnen und Lehrern wahrgenommen werden. Und eben schlechtere Leistungsnoten bekommen, wenn diese schlechteren Leistungen erwartet werden. Oder bessere, auf der anderen Seite."

Das ist aber gar nicht untersucht worden.
 
 

Kommentar von Unterschicht, verfaßt am 19.09.2009 um 11.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1215#14988

... dafür haben Justin und Mandy bessere Chancen bei DSDS !
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2017 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1215#35131

Nachdem ich bei Google News (wo neuerdings die BILD als Leitmedium den FOCUS abgelöst hat) und zugleich im persönlichen Umfeld mehrmals auf den Mädchennamen Sarina gestoßen bin, habe ich mal nachgesehen: es soll die (italienische) Verkleinerung von Sarah sein. Kommt auch in Schlagern vor.

Der Vorname wird heute meistens nach dem Wohlklang ausgewählt, früher nach der Bedeutung oder den Verwandten. Sarina wäre der perfekte Frauenname, wenn er nicht einen Teil der Bevölkerung an Methylfluorphosphonsäureisopropylester erinnerte.
 
 

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