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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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06.08.2008
 

Die Tyrannei des Vermeintlichen
Politische Korrektheit als Maske

Exemplarischer Fall aus dem bayerischen Kultusministerium

In dem Unterrichtswerk „ratio – Fälle aus dem römischen Recht“ wird „der Fall berichtet, daß auf einem Schiff eine Sklavin ein Kind gebar, woraufhin der Reeder auch für den Säugling ein Beförderungsentgelt erheben wollte. Der römische Rechtsgelehrte Ulpian wies diesen Anspruch zurück. Um den Lateinschülern im 20. Jahrhunderts den Gegenwartsbezug dieses Rechtsstreites zu vermitteln, verweisen die Herausgeber Manfred Fuhrmann und Detlef Liebs auf einen aktuellen Bezugsfall: Die Deutsche Bundesbahn habe, als eine Kuh während eines Viehtransportes kalbte, für das Kalb den tariflichen Transportpreis verlangt. Soweit, so gut – 13 Jahre lang nahm niemand Anstoß an dieser Darstellung, bis jetzt eine erweiterte Neufassung des Standardwerks erscheinen sollte. Dazu war eine erneute Begutachtung notwendig, wenn die Neuauflage in Bayern zugelassen werden sollte. Einer der beiden vom Kultusministerium beauftragten Experten geriet über die Geschichte mit dem Sklavenbaby und dem Kalb in heftige Erregung. Ein derartiger Vergleich, gutachtete er, sei 'aus der Feder heutiger Autoren schwer erträglich und kaum dazu geeignet, den Sinn für Menschenwürde bei Schülern zu schärfen.' Das bayerische Kultusministerium schloß sich diesen Bedenken an und genehmigte die Neufassung nur unter der Auflage, daß der Vergleich Kind–Kalb gestrichen werde. Die Herausgeber protestierten und zogen ihr Manuskript für die erweiterte Fassung zurück. Der zuständige Ministerialrat im Kultusministerium schrieb einen verbindlichen Brief, in dem er auf die 'Sensibilität der Öffentlichkeit gegenüber auch nur vermeintlichen Verletzungen z. B. der Menschenwürde' verwies und anregte, man könne statt des inkriminierten Beispiels mit dem Viehtransport vielleicht die Tarifbestimmungen der Luftfahrtgesellschaften heranziehen. Die Herausgeber blieben bei ihrer Weigerung, die 'absurde Streichung' vorzunehmen. Die Tarifordnungen der Transportunternehmen, argumentierten sie, führten von jeher Kinder, Hunde und Gepäckstücke nebeneinander auf, ohne daß jemand dadurch die Menschenwürde verletzt sehe.
Dabei blieb es. Die Neufassung der römischen Rechtssammlung wird nicht erscheinen, die alte bleibt, wie sie war. Der unveränderte Nachdruck eines bereits zugelassenen Unterrichtswerks bedarf laut bayerischer Verordnung keiner neuen Zulassung.“ (Hans Holzhaider in der SZ vom 18.2.1988)

Der Fall zeigt das Muster aller Fälle von Politischer Korrektheit: Man knickt vor einer vermuteten Empfindlichkeit anderer Leute ein. Es ist anzunehmen, daß im Ministerium die Unsinnigkeit des Ganzen überhaupt nicht bezweifelt wurde. Ähnlich war es mit der Rechtschreibreform. Mir ist damals zugetragen worden, daß sich das ganze Innenministerium (und nicht nur dies) über Ministerialrat Krimm lustig machte. Aber mitgemacht haben dann doch alle, ohne vernehmliches Murren. Aus lauter Ängstlichkeit wagt man nicht mehr zu seiner Meinung zu stehen.
So wird ein ganz bestimmter Typ von Bürgern herangezüchtet.
(Im vorliegenden Fall kommt noch hinzu, daß der Vergleich eigentlich gut altrömisch war. Aber wahrscheinlich würden die Gutmenschen am liebsten auch noch jeden Hinweis darauf tilgen, daß es in der Antike überhaupt Sklaverei gab.)



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Kommentare zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2024 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54166

SPIEGEL und ZEIT bleiben bei "Moskau", vermutlich zur Strafe. Das ist konsequent, aber was ist mit der "Ukraine" selbst? Man wird nun je nach Grenzverlauf mal so, mal so schreiben und sprechen müssen.

Keine einzelne dieser Maßnahmen wird einen Leser und Käufer vergraulen, aber alle zusammen werden das Unbehagen an solchen Medien verstärken, und das ist in Zeiten sinkender Auflagen ein Gedanke, den man vielleicht berücksichtigen sollte.

Ich komme immer wieder auf meinen Lackmustest zurück: Lesen Sie Ihrer Liebsten aus einer solchen Quelle vor, dann werden Sie etwas merken.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.11.2024 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54165

Auch der SPIEGEL hat sich nun in die Gruppe der Umbenenner eingereiht (https://www.spiegel.de/ausland/kyjiw-statt-kiew-warum-der-spiegel-seine-schreibweise-aendert-a-8a873cc8-ec2c-4cb7-921c-215cbc1e4f1f):

Dass wir Schreibweisen ändern, kommt immer wieder vor. Selten haben wir uns aber über eine Änderung vorab so viele Gedanken gemacht. Kiew war seit Langem der in Deutschland gebräuchliche traditionelle Name für die ukrainische Hauptstadt. Er entspricht allerdings phonetisch dem russischen Namen der Stadt.

Kyjiw? (Ausgesprochen in etwa: Kü-jiw). Ja, das klingt für deutsche Ohren etwas sperriger – aber die Gewohnheit hat uns auch in anderen Fällen nicht davon abgehalten, korrekte Schreibweisen zu wählen: So schreiben wir schon länger Myanmar statt Burma, Belarus statt Weißrussland.

Mit »korrekt« ist hier »politisch korrekt« gemeint, es sei denn, man wäre beim SPIEGEL der Meinung, »Rom« und »Kopenhagen« wären auch nicht korrekt. Ich prophezeie, daß die Leute, bis auf wenige Ausnahmen, auch weiterhin Kief sagen werden und nicht Küjef. Das macht aber nichts, Hauptsache, man verhält sich schriftlich »korrekt«. So läuft es ja auch beim Gendern. Das nützt der Ukraine zwar nichts in ihrem Abwehrkampf gegen Putins Truppen, aber man will ja nicht abseits stehen.

Ich stelle mir vor, Frankreich würde im nächsten Frühjahr unvermittelt das Rheinland überfallen und besetzen und dort Städte und Dörfer dem Erdboden gleichmachen. (Es handelt sich um ein reines Gedankenspiel, das nicht von der Rheinlandbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg inspiriert ist.) Zahllose Länder solidarisieren sich mit Deutschland, unterstützen es mit Geld und Waffen. Wie groß wäre wohl die Wahrscheinlichkeit, daß Zeitungen in Großbritannien und den USA beschließen, Köln nicht mehr »Cologne« zu nenen, sondern »Koln«, und zwar mit der Begründung (in Abwandlung der SPIEGEL-Argumentation): »Viele Deutsche empfinden die Verwendung von Cologne als profranzösisches Statement«?

Offenbar ahnt man beim SPIEGEL, daß diese Begründung allein nicht sehr überzeugend ist. Deshalb schiebt man vorsichtshalber noch ein Argument nach und beruft sich dabei ausgerechnet auf die internen Vorgaben einer staatlichen Behörde:

Wir haben all diese Argumente abgewogen. Vor allem aber orientiert sich der SPIEGEL bei der Schreibweise von ausländischen Ortsnamen in der Regel an jenen des Auswärtigen Amts – und das AA hat in diesem Jahr auf Kyjiw umgestellt. Das war nicht der alleinige Grund für die Entscheidung, aber es war ein gewichtiger.

Das AA hat bis vor kurzem auch Laibach geschrieben. Hat der SPIEGEL es deshalb auch gemacht? Nein, er hat fast immer Ljubljana geschrieben. All diese Rechtfertigungsversuche wirken auf mich hilflos. Es ist wohl eher so, daß man dem Druck, den man verspürt, nachgegeben hat. Wir kennen das von der Rechtschreibreform, vom Gendern und von so vielen anderen Sprachregelungen im Dienste der »Korrektheit«.

Mal sehen, wann die FAZ einknickt und welche Begründung sie uns auftischen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2024 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54164

„Aus Kiew wird Kyjiw: Ein Zeichen gegen die Auslöschung – die ZEIT nennt die ukrainische Hauptstadt jetzt so, wie sie wirklich heißt.“ (ZEIT 2.11.24)

„Wer heißt schon? Man nennt ihn.“ (Christian Morgenstern)

Der Glaube an die „wirklichen Namen“ der Dinge ist nicht auszurotten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.10.2024 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54155

Wer führt das Wort Indianer eigentlich immer noch ständig im Mund? Am ehesten wohl die vielen Native Americans, die sich als "Indians" oder "American Indians" identifizieren. Und in ihrer Vertretung natürlich die empfindsamen deutschen Anstoßnehmer, ohne deren Auftritte von Indianern nicht öfter die Rede wäre als von Mohren. Übrigens gehören Lindenberg-Lieder zum letzten, was sich als Chorwerk eignet (unfreiwillige Komik dahingestellt).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2024 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54152

Wikipedia schreibt „Afrolook (früher auch Afro-Look)“. Das bezieht sich auf die Einfälle der Reformer, vgl. „Afrolook* § 37(1)“ im Wörterverzeichnis 1996; 2024 ist das Stichwort nicht mehr enthalten, nur eine allgemeine Angabe zu Afro-. Natürlich kann man den Bindestrich jederzeit setzen, und so geschieht es auch.

Im Englischen scheint es „Afro look“ nicht zu geben – oder?

Der Afro scheint noch nicht den Weg der Wulstlippen in die Verbannung gegangen zu sein, aber das kommt vielleicht noch. Wie schon bemerkt, hat auch das Ersatzwort „afroamerikanisch“ für mich einen Beiklang von: „Eigentlich gehört ihr nicht hierher“. Die permanente Erinnerung an meine Herkunft wäre mir wahrscheinlich unangenehm. Die Rassendiskriminierung stützt sich auch nicht auf die Herkunft, sondern auf die Hautfarbe und andere wirkliche oder vermeintliche Merkmale.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2024 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54151

„Obwohl das deutsche Wort ‚Indianer‘ aufgrund einer fehlenden deutsch-amerikanischen Kolonialgeschichte und insbesondere durch das positive (wenngleich stark verzerrte und idealisierte) Indianerbild im deutschen Sprachraum keinen herabwürdigenden Beigeschmack hat, werden seit Beginn des 21. Jahrhunderts in der deutschen Öffentlichkeit gelegentlich Stimmen laut, die auf eine Vermeidung des Wortes drängen. Ethnologen beteiligen sich in der Regel nicht an solchen Diskussionen, in denen weder eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der Thematik stattfindet, noch die Betroffenen gehört werden, sondern vorwiegend der mediale Effekt im Vordergrund steht. Da ‚Indianer‘ nicht wie im Englischen oder Spanischen mit ‚Inder‘ verwechselt werden kann, ist der Ausdruck – genauso wie Bezeichnungen in weiteren Drittsprachen – für indigene Amerikaner nur von geringem Interesse.“ (Wikipedia)

Man spekuliert, daß Indianer sich durch diese Bezeichnung verletzt fühlen könnten, und vermeidet sie vorbeugend. Wenn sich noch kein Indianer beklagt hat, geht es wohl nur darum, sich als moralisch überlegen darzustellen. Das kostet nicht viel, und der „mediale Effekt“ ist beträchtlich.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.10.2024 um 17.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54146

Zu der »Gewohnheit, Tabuwörter unabhängig vom Kontext zu verbannen«:

»Der Zeithorizont (das Lied ist über 40 Jahre alt) wird dabei nicht als Entschuldigung akzeptiert: „Auch wenn das Wort in dem Lied in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation hatte – und es sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog – sind wir uns auch bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt.“« (ebd.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2024 um 16.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54145

Jede Aktion dieser Art ist Wasser auf die Mühlen der selbsternannten ungebetenen Verteidiger unserer Freiheit, denen man wider Willen recht geben muß.

Kleine Beobachtung aus meinem privaten Literaturkanon:

Dudley, who was so large his bottom drooped over either side of the kitchen chair, grinned and turned to Harry.
“Pass the frying pan.”
“You’ve forgotten the magic word,” said Harry irritably. The effect of this simple sentence on the rest of the family was incredible: Dudley gasped and fell off his chair with a crash that shook the whole kitchen; Mrs. Dursley gave a small scream and clapped her hands to her mouth; Mr. Dursley jumped to his feet, veins throbbing in his temples.
“I meant ‘please’!” said Harry quickly. “I didn’t mean —”
“WHAT HAVE I TOLD YOU,” thundered his uncle, spraying spit over the table, “ABOUT SAYING THE ‘M’ WORD IN OUR HOUSE?” (Harry Potter 6, Kap. 1)

Damit ist zugleich die heutige Gewohnheit karikiert, Tabuwörter unabhängig vom Kontext zu verbannen. Die Kleingeister beschimpfen Rowling heute aufgrund einer ähnlich beschränkten Ideologie.

Während die Dursleys sich vor „magic“ fürchten, ist das eigentlich schlimme M-Wort im ganzen Werk natürlich „mudblood“, seine Verwendung der Inbegriff des Rassismus.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.10.2024 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54144

Jetzt hat es auch Udo Lindenbergs »Sonderzug nach Pankow« erwischt. Weil darin von »eurem Oberindianer« die Rede ist, fühlen sich einzelne Teilnehmer eines geplanten Liedertreffens in Berlin (wo sonst?) »nicht wohl« bei dem Gedanken, den Text unverändert singen zu sollen. Es geht dabei wohlgemerkt nicht um die Anspielung auf Honecker, sondern – natürlich – um das Wort »Indianer«. »Da der Lindenberg-Song, so ein Sprecher zu WELT, […] von allen acht teilnehmenden Chorgruppen gemeinsam intoniert werden soll, habe man intern diskutiert, wie das Problem denn nun zu lösen sei, so dass sich auch alle Beteiligten bei den Auftritten wohlfühlen. Als Kompromiss habe man sich dann darauf geeinigt, dass statt des „Oberindianers“ nun von einem „Ober-I“ gesungen werde, mit langer Betonung auf dem „I“.« (https://www.welt.de/vermischtes/article254254570/Sonderzug-nach-Pankow-Choere-streichen-Oberindianer-aus-Klassiker-von-Udo-Lindenberg.html?source=puerto-reco-2_ABC-V42.0.A_control)

Noch vor wenigen Jahren wäre so eine Meldung als Aprilscherz durchgegangen. Wenn jemand das böse Wort meiden möchte, bitte schön. Aber wie einfallslos muß man sein, um »Indianer« durch ein langgezogenes I zu ersetzen? Da hätte es bestimmt originellere Lösungen gegeben. Werden die allen Ernstes singen: »Ich muß mal eben dahin, mal eben nach Ost-Berlin. / Ich muß da was klär’n mit eurem Ober-I-i-i-iii«?? Dann doch lieber gleich: »Wir ziehen los mit ganz großen Schritten / Und Erwin faßt der Heidi von hinten an die … Schulter« (kicher, kicher). Wirklich, Freunde, wie dämlich kann man sein? So wird doch überhaupt erst die Aufmerksamkeit auf das Wort gelenkt! Alle Zuhörer werden denken: »Da heißt es im Original eigentlich Oberindianer.« Und die meisten werden den Kopf schütteln und sich über diesen Eingriff ärgern. Die wenigen, die ihn gut finden, werden zwar auch an das ursprüngliche Wort denken, können sich aber damit trösten, daß dank seiner Stutzung auf den ersten Buchstaben die verstörende Schallattacke auf ihre empfindsamen Ohren auf ein gerade noch erträgliches Maß reduziert worden ist. Das ist Selbstverschaukeling in Reinkultur.

Das lange I könnte lustig sein, wenn es als selbstironisches Augenzwinkern gemeint wäre. Dann hätte es sogar etwas Versöhnliches. Aber so viel Humor traue ich den Wortbeseitigern nicht zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2024 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54112

„Robinson Crusoe at 300: why it’s time to let go of this colonial fairytale
Defoe’s book has inspired novels, Hollywood movies and games – but the shipwrecked slave-trader should never have become a role model“ (Charles Boyle, The Guardian 19.4.2019)

Dazu: Jack Robinson (= Charles Boyle): Good morning, Mr. Crusoe. 2019

Endlich erklärt uns jemand, wie wir schon als Kinder zu Rassisten und Frauenverächtern geworden sind.

(Besonders bezeichnend finde ich die Wendung „should never have become“. Die Sünden der Vergangenheit sind ja naturgemäß nicht wiedergutzumachen. Nachsicht ist fehl am Platz. Vor der „Zensur der Nachgeborenen“ kann nichts bestehen, nur die Schuld bleibt ewiglich.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2024 um 04.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54080

Als Frankreich 2018 die Fußballweltmeisterschaft gewann, behauptete Noah, dass „Afrika die Weltmeisterschaft gewonnen hat“, weil die französische Mannschaft überwiegend aus dunkelhäutigen Spielern bestand, die jedoch alle französische Staatsbürger waren. Dies löste in Europa Empörung aus, da Noah damit die rassistische Auffassung zu unterstützen schien, dass nur weiße Menschen Franzosen sein können. Nach Noahs Äußerungen veröffentlichten viele Spieler der französischen Nationalmannschaft, wie z. B. Benjamin Mendy, auf ihren sozialen Medien Beiträge, dass sie sich als Franzosen betrachten und stolz darauf sind, es zu sein. Der französische Basketballspieler Nicolas Batum, der selbst afrikanische Wurzeln hat, sagte: „Für alle, die sagen ‚Glückwunsch an Afrika für die WM‘, lasst euch mal untersuchen. Ich würde gerne noch viel Schlimmeres sagen, aber hier könnten Kinder mitlesen.“ Auch Gérard Araud, der zu jener Zeit französischer Botschafter in den Vereinigten Staaten war, schrieb einen öffentlichen Brief an Noah, in dem er betonte, dass die französische Republik keine Unterschiede zwischen ihren Staatsbürgern in Bezug auf ihre Herkunft oder Hautfarbe mache; die Spieler seien somit keine Afrikaner, sondern allesamt Franzosen. (Wikipedia Trevor Noah)

Wie kann man so kindisch reagieren? Trevor Noah weiß so gut wie jeder, daß die Fußballer die französische Staatsangehörigkeit besaßen. Er hat auf eine nicht einmal besonders orginelle Weise die ebenso offensichtliche Tatsache ausgedrückt, daß die meisten schwarz waren. Es ist bekannt, daß in manchen Sportarten Weiße, in anderen Schwarze einen Vorteil haben. (Ich sehe mal davon ab, was Noah sonst noch alles getan und wie er die Apartheid in seiner Heimat erlebt und beschrieben hat.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2024 um 07.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54022

„Erwin Rommel galt lange als ehrenhafter General, bis ihm eine Beteiligung an Kriegsverbrechen nachgewiesen werden konnte. Trotzdem sind bis heute Straßen nach ihm benannt, auch in Erlangen. Und einige fragen sich: Wo bleibt die Debatte?“ (Max Weinhold, SZ 4.10.24 und ausführlich am 7.10.)

Tja, bei Wikipedia ist auch richtig vermerkt: „In Erlangen ist ein Studentenwohnheim nach der daran angrenzenden Erwin-Rommel-Straße benannt.“ („Wo bleibt die Debatte?“ – Die gab es schon mehrmals, auch vor genau einem Jahr: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51806.) Aber welcher Militär wäre nicht an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen? Ist nicht Krieg sowieso ein Verbrechen? Wie „ehrenhaft“ kann ein General sein? Der Afrika-Feldzug sei kein „sauberer Krieg“ gewesen, und Rommel sei „schwerlich als Identifikationsfigur einer demokratischen Gesellschaft“ geeignet (wie eine Erlanger Historikerin sagt). Aber welcher Namenspatron wäre als Identifikationsfigur geeignet – und seit wann ist dies das Kriterium der Benamsung? Am sichersten wäre es, die Straßen zu numerieren, denn Zahlen sind unschuldig (natürlich außer 13, 18, 88 …).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2024 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54006

Die neueste Reinigung der Kinderbücher und -lieder zeigt übrigens den gleichen Widerspruch, der auch sonst die politische Korrektheit zerreißt. Einerseits feiert man die Vielfalt, andererseits sollen Kinder nicht einmal wissen, daß manche Menschen nicht vegan leben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2024 um 03.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54003

In Krefeld hat die Polizei einen Lebkuchenstand geschlossen, weil auf den Herzen nicht Mausi oder Schatzi stand, sondern Schlampe, Wichser usw. Unter welchen Paragraphen mag diese Einschränkung der Grundrechte wohl subsumiert werden, falls die Sache vor Gericht kommt? Wacht der Staat jetzt über den guten Geschmack?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.09.2024 um 22.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53991

Eigentlich ist es in unserer ach so empfindsamen Zeit tabu, sich in Äußerungen zum Verhalten anderer auf das Alter oder das Geschlecht oder gar auf die Hautfarbe oder eine Krankheit zu beziehen. Es gibt aber vielsagende Ausnahmen. »Alter weißer Mann« darf man zum Beispiel ungestraft sagen. Und wenn Baerbock im Fernsehen auf Söder gemünzt formuliert: »Manche Männer mit großen Egos können offensichtlich nicht verkraften, dass andere was schaffen, was sie selbst nicht hinbekommen haben« und: »Mir scheint das schon was Pathologisches zu haben«, dann braucht sie keinen Shitstorm zu befürchten. Man stelle sich vor, Söder keilte zurück: »Manche überambitionierte Frauen werden offenbar nervös, wenn sie vor den Trümmern ihrer Politik stehen« – dann wäre aber was los! Emanzipatorisch Achtsamkeit für alle zu fordern, dann aber sofort eine ziemlich große Gruppe davon auszunehmen, nur weil man sie nicht ausstehen kann, ist nicht überzeugend. Achtsamkeit ist nicht teilbar. Dann soll man sich das moralisierende Gehabe sparen und auch allen anderen das Recht zugestehen, zu reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

Ob die Austeilerinnen darauf spekulieren, daß die solcherart angegangenen Männer niveaugleiche Reaktionen aus Galanterie dem »schwachen Geschlecht« gegenüber hinunterschlucken werden? Das wäre dann nicht nur schlau, sondern auch ein Indiz dafür, daß Frauen vielleicht doch nicht so viel besser sind als Männer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2024 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53974

Brauner Bursche führt zum Tanze
Sein blauäugig schönes Kind...


O je! Was machen wir denn damit?

Der Eintrag „Musik der Roma“ bei Wikipedia geht übrigens entgegen seiner programmatischen Ansage dann doch zu „Zigeunermusik“ über, sogar zu „echter“, obwohl es sie nicht geben soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2024 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53971

Wenn die empfindsamen neuen Deutschen das Z-Wort hören, werden sie bleich wie die Hogwarts-Schüler beim Namen „Voldemort“. Dann aber greifen sie in die Tasten und geben aller Welt ihre moralische Überlegenheit kund. So auch jetzt, nachdem der alte Schlagersänger Heino „Lustig ist das Zigeunerleben“ vorgetragen hat. Nicht daß der Text den Zigeunern etwas Nachteiliges zuschriebe – er romantisiert ein wenig in der damals üblichen Weise und bescheinigt ihnen, Wasser statt Wein zu trinken, was ja nicht das Schlimmste ist. Wikipedia teilt übrigens mit: „Das Lied wurde aus dem Glockenspiel des Offenburger Rathausturm entfernt“. Vielleicht ist das aber auch anders zu erklären (wie seinerzeit im Fall Limburgs). Schließlich ist die Melodie nicht diskriminierend. Sie erinnert schlimmstenfalls daran, daß „die Sinti und Roma früher Zigeuner genannt wurden“. Sachlich ein bißchen schief, aber schließlich auch nur das, was in den Wörterbüchern steht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2024 um 03.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53965

Die Dudengrammatik verwendet in den selbstgemachten Beispielsätzen Vornamen wie Aniko, Ahmet, Aylin, Gülay, Enissa. Das wirkt auf den Leser ebenso erzieherisch wie das Gendern und die demonstrativ übertriebene Reformschreibung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2024 um 03.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53893

Damit wäre aus dem Fall Limburg die Luft raus, vielen Dank für die Recherche! Die Reinigung der Kinderliteratur und der Kinderlieder ist allerdings eine breitere Bewegung.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 15.09.2024 um 02.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53892

Da das Thema vegane Kinderlieder wieder aufgegriffen wurde, hier etwas Hintergrundinfo (Volksverpetzer, 2017):

«Sie erhält Morddrohungen, angeblich sollen einige Jäger es auf sie abgesehen haben. Wahlweise will man sie ‹totschießen› oder bestenfalls in eine Psychiatrie stecken. Sie selbst schildert, dass sie im privaten Umfeld plötzlich von ihren Arbeitskollegen gemieden wird, als wäre sie eine Geächtete. Sie musste inzwischen aufgrund des Drucks ärztliche Hilfe aufsuchen.

Am absurdesten wirken diese Reaktionen aber, wenn man erfährt, dass […]: Wie sie mir berichtete, habe sie die Melodie, die sie jeden Tag zur Mittagspause hörte, genervt, woraufhin sie den Bürgermeister Hahn, mit dem sie auf Facebook befreundet ist, angeschrieben und […] gefragt, ob er die Melodie nicht aus dem Repertoire des Glockenspiels entfernen könnte. Sie erzählte mir, dass ihre Anfrage nicht so ernst gemeint gewesen war.»

Hahn in einem Interview:

«Ich habe dann erst mal recherchiert, ob sie das ernst meint, wir können schließlich den Fuchs nicht davon abhalten, die Gans zu stehlen. Aber ihr ging es weniger um die Gans, sondern um den Jäger, der den Fuchs in der nächsten Zeile des Liedes erschießt [na ja, es war eine Drohung; Anmerkung von mir].»

«Und wer bin ich, ihr so einen freundlich vorgetragenen Wunsch abzuschlagen. Ich habe es nett gemeint.»

«Wir wechseln unsere Lieder in unregelmäßigem Abstand. Beim nächsten Wechsel nehmen wir es wieder rein. Der Fuchs hat nur eine Schonfrist bekommen.»

Es war also keine Protestaktion. Mit «nicht so ernst gemeint» verstehe ich die Sache so: Die Melodie hat sie zwar persönlich genervt, aber es war ihr kein todernstes Anliegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2024 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53872

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53150

Die SZ brachte gerade eine ganze Seite über Wesen und Bedeutung des Döner, die neuen Luxus-Döner und die eher puristischen, auch Dönerologe Eberhard Seidel wurde wieder erwähnt. Man kann darin eine Rehabilitation Steinmeiers sehen.
Ich esse wenig aus dem Fastfood-Angebot Pizza, Burger, Currywurst, Döner. Aber ich finde, am Döner erkennt man am leichtesten, was drinsteckt. Currywurst ist am schlimmnsten, meistens überwürzte Abfallverwertung, eigentlich nur für Deutsche geeignet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2024 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53858

Früher stritten Menschen über theologische Details, die wir kaum noch verstehen, und brachten einander gern wegen Häresie auf den Scheiterhaufen oder wenigstens auf den Index. Man sieht darin heute den Ausdruck einer tiefen Unsicherheit über die Grundlagen der eigenen Ideologie. Aber noch nie in der Geschichte wurden Sprache und öffentliches Leben so von der Jagd nach Unkorrektheit beherrscht wie heute. Geht die Unsicherheit heute ebenfalls so weit wie noch nie? Es geht nicht nur um große Themen wie Rassismus (uferlos ausgeweitet) und sexuelle Zwischenformen, sondern die Leute eifern selbst über Karussellpferde und vegane Kinderlieder, ohne wegen offensichtlicher Lächerlichkeit von der Bühne gefegt zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2024 um 04.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53857

At the Columbia Journalism Review, we capitalize Black, and not white, when referring to groups in racial, ethnic, or cultural terms. For many people, Black reflects a shared sense of identity and community. White carries a different set of meanings; capitalizing the word in this context risks following the lead of white supremacists. (2020)

So auch die New York Times und viele andere. Auch Michelle Obama in ihrer Autobiographie. Ich kann als Nichtbetroffener nicht mitreden, aber mich berührt es ebenso unangenehm wie das Gendern, weil ich darin eine ephemere Ideologisierung der Orthographie und der Sprache sehe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2024 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53838

Es gibt eigentlich keinen Grund, jemandem (z. B. Alice Weidel bei Wikipedia) die Beherrschung des "Mandarin" zuzuschreiben, auch wenn es im englischen Sprachraum üblich ist. Mit "Chinesisch" ist im Zweifel immer das nördliche, um Peking zentrierte Standardchinesisch gemeint. In China habe ich fast nur "Putonghua" gehört. Auch ist "Mandarin" eine Fremdbezeichnung, womit wir es ja heute nicht mehr so haben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2024 um 00.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53734

Auch die kürzlich verstorbene Francoise Hardy hatte als junges Mädchen gewisse androgyne Züge, trotzdem sah sie für meinen Geschmack sehr weiblich aus, eine der schönsten Frauen!
Imane Khelif sieht wie eine Frau aus? Ich bin über diese Aussage sehr erstaunt, aber gut, das sind wohl Geschmacksfragen.

Weder Geschmacksfragen noch eine angebliche Sozialisierung (an welchen Kriterien will man das festmachen, und vor allem, was soll das ausmachen?) können im Sport Gerechtigkeit herstellen, sondern allein die Frage, ist jemand biologisch, also körperlich, ein Mann oder eine Frau?
Wenn die betreffende Person zum Arzt geht, wird sie sicherlich da, wo es relevant ist, schon aus eigenem Interesse, um einer Fehlbehandlung vorzubeugen, den Arzt auch nicht um ihr wahres biologisches Geschlecht betrügen.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 17.08.2024 um 23.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53733

Zu Herrn Riemers Kommentar: Ich hatte zuerst Zweifel an der Behauptung, Imane Khelif (die auf Kindheitsbildern als Mädchen zu sehen ist) habe XY-Chromosomen, da IBA-Präsident Kremlev Verbindungen zu Putin hat, einst von hohen Testosteronspiegeln sprach und ein anderes Mal von XY-Chromosomen und sie 2023 drei Tage nach ihrem Sieg über eine Russin ausgeschlossen wurde, jedoch erschien ein Interview mit ihrem Trainer Georges Cazorla, hier aus einer Übersetzung (ASCII-Apostroph ersetzt):

After the 2023 Championship, when she was disqualified, I took the initiative and contacted a renowned endocrinologist at the University Hospital Kremlin-Bicêtre in Paris, who examined her. He confirmed that Imane was indeed a woman, despite of her karyotype and her testosterone levels. He said : “There is a problem with her hormones, and with her chromosomes, but she’s a woman.” That was all that mattered to us. We then worked with an Algeria-based doctor to control and regulate Imane’s testosterone levels, which are currently in the female range. Some tests clearly show that all her muscle qualities and others have diminished since then.

Aufgrund ihres früheren Testosteronspiegels erscheint das Swyer-Syndrom unplausibel – so wird von Gegnern ihrer Teilnahme gemutmaßt, sie habe 5α-Reduktase-Mangel und sei mit innen liegenden Hoden zur Welt gekommen. (In Anbetracht ihrer Herkunft würde ich eher auf 17β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Mangel tippen.) Im Interview werden Hoden aber nicht erwähnt und der Mediziner soll ihr Frausein sogar bestätigt haben, woran soll er das festmachen? Für ihr feminines Aussehen und ihre weibliche Geschlechtsidentität braucht es keine ärztliche Bestätigung. War das eine Beteuerung zur Aufmunterung ohne viel an substantieller Information dahinter? Ist PCOS das chromosomale Problem (aber wieso sollte er das so ausdrücken?)? Hat man ihren Karyotyp in Paris nicht nachgetestet und sich auf die schon vorliegenden Testergebnisse verlassen? Haben wir es mit einem ungewöhnlichen Fall zu tun?

Wie dem auch sei: Im Sport geht es nicht um biologische Gleichheit, es gibt so oder so eine Reihe von Unterschieden, die einen Vor- oder Nachteil darstellen. Da ein Interesse daran besteht, Frauen im Boxen zu sehen, statt sie völlig auszuschließen, gibt es eine Frauenkategorie. Wenn nun Intergeschlechtlichkeit oder Transweiblichkeit praktisch eine Voraussetzung wäre, um in oberen Rängen landen zu können, könnte man darüber nachdenken, eine zusätzliche Kategorie aufzumachen oder es anders zu organisieren, aber so ist es nun wirklich nicht, vielmehr kommen grundsätzlich Beschwerden, wenn einmal eine «biologisch männlich» geborene Person gewinnt (oder antreten darf). Khelif wurde als Mädchen sozialisiert und sieht bis heute wie eine Frau aus, das sollte also kein Drama sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.08.2024 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53639

Ich rede ja gern jeden Mann auch als Frau an, wenn er das eben so möchte und so eingestellt ist. An seinem biologischen Geschlecht ändert das natürlich nichts. Aber wenn aus der sozialen Toleranz Unsportlichkeit und Betrug wird, so wie man es zur Zeit beim olympischen Frauenboxen in Paris zu sehen bekommt, dann ist das (neben der politischen Vereinnahmung der Spiele) für mich nur ein weiterer Grund, nicht mehr zuzuschauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2024 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53638

A bleep is sometimes accompanied by a digital blur pixelization or box over the speaker’s mouth in cases where the removed speech may still be easily understood or not understood by lip reading. (Wikipedia)

Das zeigt noch einmal, wie groß die Angst vor schlimmen Wörtern inzwischen geworden ist. Und wir haben die viktorianische Prüderie „hysterisch“ gefunden!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2024 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53619

Wenn Universitäten oder Institute sich vorstellen, stehen Hinweise auf ihre Abteilungen für „Diversity, Equity, and Inclusion“ gleichrangig neben ihren Forschungsaufgaben. Dadurch wird der Eindruck verstärkt und auf Dauer gestellt, daß es sich nicht um Selbstverständlichkeiten handelt. Auch Frauen, auch Homosexuelle und sogar Schwarze!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2024 um 11.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53535

Vom „Wolfsgruß“ hatte ich bis vor einigen Tagen nichts gehört, und unsere Kinder kennen die gleiche Geste in anderer Funktion aus Kindergarten und Grundschule. In BW sind die Lehrer bereits angewiesen, den „Leisefuchs“ nicht mehr zu machen, auch Bremen will die Geste in Schulen und Kitas verbieten, damit keiner aus Versehen zum Grauen Wolf wird. Aber wer soll darüber wachen? Das können nur kindliche Detektive, wie sie ja auch schon zum Aufspüren von „Nußschokolade“ in Schulbibliotheken eingesetzt wurden.
Erdogan regiert bei uns mit. Wie kann man glauben, durch Verbot und Verfolgung von Gesten, Wörtern, Liedern und Abzeichen dem Radikalismus beizukommen? Die einzige Wirkung ist, daß immer mehr Ordnungshüter für solche Kindereien abgestellt werden müssen und die eigentlichen Probleme unerledigt bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2024 um 11.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53491

Danke für den Hinweis!

Die Maschinerie der Politischen Korrektheit wirkt unerbittlicher als jedes staatliche Sprachamt, weil sie verinnerlicht ist.Wir brauchen keinen Goebbels, der uns die Unwörter austreibt, das machen wir schon selber! Die intellektuelle Selbstverzwergung der deutschen Kulturszene ist peinlich. Spatzenhirne setzen die Maßstäbe.
 
 

Kommentar von Paul Westrich, verfaßt am 09.07.2024 um 09.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53489

Die Seite zeigt unverständlicherweise keine Links an. Diese werden erst sichtbar, wenn man über die entsprechenden Einträge (Titel, Namen, Material) mit der Maus fährt. Mit einem Klick erhält man dann die Wahlmöglichkeit zwischen "*** alle im Objekt anzeigen" und "*** anzeigen". Auf einem Smartphone sieht man die Links auch nicht. Nur dann, wenn man mit dem Finger auf einen Eintrag tippt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2024 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53488

Wer’s nicht glauben kann, bitte anschauen: https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/117440
(Ich sehe dort übrigens keine Möglichkeit, den „vorigen Titel“ aufzufinden.)
Ob die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Zukunft von Angst vor bestimmten Wörtern geschüttelt wird?
Übrigens ist nie ermittelt worden, ob sich überhaupt Menschen (außerhalb des PC-Stammtischs natürlich) von „Mohr“ gestört fühlen – abgesehen von der Frage, ob Menschen in Museen von jeder „Störung“ verschont werden müssen. Sehr störend und geradezu verstörend wirken zum Beispiel Folter-, Hinrichtungs- und Höllenszenen, das „Haupt voll Blut und Wunden“ des Gekreuzigten usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2024 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53487

Marion Ackermann, die neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, hat sich schon durch die politisch korrekte Bereinigung der Vergangenheit ausgezeichnet. Viele Museen sind ihr gefolgt.

Aus der Berliner Zeitung 2021:

Also heißt es im ersten Titel etwa „**** mit Smaragdstufe“ statt „Mohr mit Smaragdstufe,“ um eines der bekanntesten Werke im Grünen Gewölbe zu nennen?

Ackermann: Genau. Aber mit einem weiteren Klick gelangt man dann zum vorherigen Titel. Wir ermöglichen also einen demokratischen Zugang. Wer möchte, kann den ursprünglichen Titel sehen, wer sich davon gestört fühlt, sieht beim ersten Aufruf das Überblendete. Es ist also ein wirklicher Kompromiss, der einer komplexen gesellschaftlichen Wirklichkeit gerecht zu werden versucht.“
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2024 um 22.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53480

Es wird wohl nicht mehr lange dauern, dann ist sogar dieser Satz über Tiere nicht mehr p.c. Es ist ja auch nicht unbedingt eine gute Idee, zu einem Menschen zu sagen, er sei intelligenter als angenommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2024 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53479

Immer wieder wird berichtet, Tiere seien intelligenter als angenommen. In Wirklichkeit sind sie dümmer, aber das darf man ja nicht sagen. Ich habe noch nie einen Verstoß gegen diese Form der Politischen Korrektheit erlebt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2024 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53423

Beim Fußball haben sie jetzt „Spielermaterial“ gefunden, um sich aufregen zu können, vgl. „Menschenmaterial“ (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=577).

In der Handelszeitung stand vor 10 Jahren: „Wertvolles Spielermaterial auf dem WM-Rasen
Bei der Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien beläuft sich der gesamte Marktwert aller Teams auf rund acht Milliarden Franken.“ Paßt doch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2024 um 17.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53395

S. übrigens auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39167
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2024 um 12.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53393

„Die Institutsleitung des IDS hat eine Stabsstelle Diversität eingerichtet und mit Prof. Dr. Heidrun Kämper besetzt, die gleichzeitig auch das Amt der Ombudsbeauftragten ausübt. Ihre Aufgabe besteht darin, auf die Besonderheiten der Vielfalt aufmerksam zu machen und als Anlaufstelle für spezifische Fragen zur Verfügung zu stehen.“ (2016)

Aha, die Besonderheiten der Vielfalt... oder die Vielfalt der Besonderheiten? Oder brauchen wir zwei Stabsstellen, jeweils verschieden und besonders?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2024 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53369

„Deutschland braucht eine Quote für Arbeiterkinder in Unternehmen.“ An Universitäten natürlich auch. Und an höheren Schulen. Dazu Quoten nach sexueller Orientierung. Und nach Alter. Und nach Hautfarbe. Und BMI. Und Religion. Und Herkunft (Migranten).

Immer der gleiche Widerstreit: Alle Merkmale ignorieren oder alle berücksichtigen? Auswahl nach Eignung/Leistung oder nach Identität ("Gerechtigkeit")?

Der Quotenmensch erneuert gewissermaßen die ständische Gesellschaft. Das Arbeiter- und Bauernkind war Angehöriger eines neuen Adels.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2024 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53298

Strack-Zimmermann hat Scholz „geradezu autistische Züge“ nachgesagt und sich dann bei den Autisten entschuldigt. Das ist bemerkenswert. Zunächst hat sie – wenn das der Wortlaut war – ihren Vergleich mit dem Vorbehaltssignal „geradezu“ eingehegt, was die Beurteilung erschwert. Es handelt sich um das vermeintliche Schärfesignal, das aber (wie „regelrecht“, „gewiß“ usw.) pragmatisch längst einem Unschärfesignal gleichgestellt ist. Außerdem stellt sich die Frage, ob Menschen sich durch den Vergleich mit Scholz gekränkt fühlten sollten. Drittens ist dieser lockere Gebrauch von Krankheitsbzeichnungen allgegenwärtig. Wer ist nicht alles narzißtisch, hysterisch, aphatisch, dement usw.! Auch abgesehen von den Spastis oder schlicht Behinderten der Jugendsprache.
Aber man kann sich nicht oft genug entschuldigen, um den nimmermüden Tugendsprachwächtern zuvorzukommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2024 um 07.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53233

SZ-Redakteurin Nele Pollatschek verteidigt die Identitätspolitik mit dem Argument, die heutige Gleichberechtigung der Geschlechter sei Ergebnis früherer Identitätspolitik. Ich halte das für einen Trugschluß. Daß Frauen früher vom Studium ausgeschlossen waren (ihr Beispiel), war Identitätspolitik, die Aufhebung war keine. Wenn man die Menschen ungeachtet ihres Geschlechts usw. gleich behandelt, treibt man keine Identitätspolitik. Ungläubige sind keine Anhänger der Religion der Ungläubigen usw. Das ist Logik.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.04.2024 um 00.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53150

Zu #53143:

Wenn man liest, was die Kritiker so alles von sich geben, könnte man meinen, Steinmeier hätte während seines Staatsbesuchs nichts anderes getan, als über Döner Kebab zu fabulieren. Es ist bequem, sich aus dem riesigen Bild- und Textmaterial, das heute fast allen zur Verfügung steht, ein kleines Element herauszupicken und sich dann darüber zu erregen.

Die ach so bösen »Klischees« bilden die Realität, jedenfalls einen nennenswerten Teil davon, oft recht gut ab. Warum sollte man sie also verteufeln, zumal wenn sie keine negative Wertung enthalten? All die anderen Teile der Wirklichkeit werden ja nicht unter den Teppich gekehrt, im Gegenteil, sie kommen noch viel ausführlicher zur Sprache als der olle Döner, man müßte sich nur mal die Mühe machen, etwa die Rede des Bundespräsidenten zu lesen. (Man kann das übrigens auch tun, wenn man kein Fan von ihm ist und das alberne alternierende Gendern ablehnt; https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2024/04/240422-Reise-Tuerkei-Kulturabend.html.)

Zu den Kritikern gehört der deutsch-türkische Gourmetkoch Cem Ekºi [...]. Ekºi sieht im deutschen Döner „ein Klischee, das die türkische Kultur abmindert“. Die türkische Kultur werde in Deutschland noch immer als dörflich und rückständig betrachtet. Die wenigsten Deutschen wüssten, wie reich die türkische Küche sei. Die Türkei sei von Wasser umgeben, werde in Deutschland aber nicht mit ihren Fischgerichten verbunden. Auch Mezze, Hummus und Bulgur seien zu wenig bekannt. „Je länger wir an dem Klischee vom Döner Kebab festhalten, desto länger wird es Probleme mit der Integration in Deutschland geben“, sagt Ekºi. (FAZ 25.4.24)
Klar, sobald alle begriffen haben, daß es in der türkischen Küche auch viel Platz für Fischgerichte und Bulgur gibt – die natürlich nichts »Dörfliches«, also nichts Schlimmes, an sich haben –, wird es mit der Integration viel besser klappen. Das erinnert ein wenig an die Heilsversprechen der Genderfreunde, die in sprachlicher Umerziehung ein probates Mittel zur Erschaffung einer gerechterer Welt erblicken.

Übrigens: Der in Deutschland ausgebildete Koch kam im Alter von zwei Jahren nach Pforzheim, sein Vater arbeitete dort als Goldschmied. Vor zehn Jahren ging Ekºi zurück nach Istanbul, arbeitete in einem Sternerestaurant und betreibt inzwischen drei eigene Restaurants. Eines davon ist inspiriert von deutscher Küche: eine Currywurstbude im alten Rotlichtviertel namens „Bordell“.
Hört, hört! Currywurst gleich deutsche Küche? Das geht gar nicht.

Der frühere Diplomat und jetzige Direktor des Istanbuler Centers for Economic and Foreign Policy Studies, Sinan Ulgen, schrieb auf der Plattform X: „Purer Orientalismus.“ Als Symbol sei das höchstens in den Siebzigerjahren noch angemessen gewesen. Die Politikwissenschaftlerin Evren Çelik Wiltse schrieb, deutsch-türkische Wissenschaftler hätten den wichtigsten Impfstoff gegen Corona entwickelt. Aber der Bundespräsident lasse sich von einem Dönerwirt begleiten.
Tja, und was, wenn die genannten Wissenschaftler keine Lust hatten mitzureisen? So doof ist man im Bundespräsidialamt nicht, daß man nicht um die Macht der Bilder und die Angreifbarkeit von »Klischees« wüßte. Und wie hätte der Vorwurf wohl gelautet, wenn sie doch mitgereist wären? Daß es eine besonders perfide Form der Diskriminierung sei, wenn man Deutschtürken wie eine Jahrmarktssensation herumzeigt, als könne man selbst kaum fassen, daß die was richtig Tolles zustande gebracht haben?

In Steinmeiers Delegation reist auch der Soziologe und frühere Journalist Eberhard Seidel mit, der ein Buch über die türkisch-deutsche Kulturgeschichte des Döners geschrieben hat. Darin beschreibt er den Döner als „Überlebensstrategie“ von Einwanderern, die mit Rassismus und Existenzängsten konfrontiert waren. Sie seien „ja nicht eingewandert, um einen Dönerladen aufzumachen, sondern um bei Telefunken oder im Bergbau zu arbeiten“, sagt Seidel. Der Wechsel in die neue Branche habe mit dem Anwerbestopp von 1973 und mit den Hürden für den Familiennachzug zu tun, für den der Nachweis eines Arbeitsplatzes nötig gewesen sei. Um Familienangehörige nachzuholen zu dürfen, hätten die Einwanderer Döner- und Gemüseläden eröffnet.
Eine zweite Welle an Geschäftsgründungen habe es in den Achtzigerjahren gegeben, nachdem viele türkische „Gastarbeiter“ aufgrund der Automatisierung entlassen wurden. „Das Faszinierende dabei ist, dass eine Gruppe, die nicht sehr populär in der Gesellschaft war, mit dem Rücken zur Wand etwas entwickelt hat, das dann zum deutschen Nationalgericht Nummer eins wurde.“

Ist das keine Leistung? Die Aufregung um den Dönerspieß erscheint mir künstlich und deplaziert. Statt die Nase über den Döner Kebab zu rümpfen und Fischgerichte (!) für einen Ausweis urban-moderner Lebenskultur zu halten, sollte man sich einmal fragen, ob man das Publikum nicht unterschätzt, wenn man es durch unablässige Interpretationsbetreuung vor schlimmen Fehlurteilen behüten zu müssen meint.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.04.2024 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53146

zu #53144:
Ich habe dies versehentlich falsch eingeordnet.
Es war eigentlich als Fortsetzung zu
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1512#53140
gedacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2024 um 14.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53145

Im Augenblick kann ich nur auf den Eintrag "Superspartaner" und das gleiche Stichwort unter "Niedriger hängen" verweisen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.04.2024 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53144

Danke für das Vertrauen, lieber Prof. Ickler! Ich möchte mich dafür entschuldigen, daß ich manchmal Ihre Geduld strapaziere, und ausdrücklich erwähnen, daß meine gelegentlichen Zweifel bzw. Widerrede ausschließlich meinem Interesse am Thema geschuldet sind.

Für mich ist natürlich nachvollziehbar, daß sowohl der Sprecher als auch der Hörer sich in sein Gegenüber hineinversetzen müssen, damit sich beide gegenseitig wirklich verstehen. Dennoch ist mir nicht klar, was das mit der Frage von Realität oder Konstrukt des Bewußtseins zu tun hat.

Sie sagen, ein Schmerz ist sehr real. Das finde ich auch, aber was heißt das eigentlich? Ich kann ja den Schmerz eines anderen nicht sehen, nicht (im wörtlichen Sinne) mitfühlen, ich habe absolut keinen Zugang zu irgendwelchen Schmerzen oder Gefühlen außer zu meinen eigenen, und zu diesen wiederum habe nur ich Zugang, niemand sonst. Das bedeutet, Schmerz ist eigentlich etwas absolut Subjektives, etwas nicht materiell Existierendes, kein stofflicher Gegenstand. Die Objektivität, die dem Schmerz allerdings auch zukommt, ist, daß jeder Mensch genauso davon berichtet, daß wir am Verhalten von Tieren erkennen, daß kein vernünftiger Grund besteht anzunehmen, daß sie keinen Schmerz spüren. Schmerz ist also offenbar auch etwas ganz allgemeines.

Was ist das dann, etwas, das real, also wirklich ist, aber weder ein stofflicher Gegenstand, noch eine Idee oder Information (im allgemeinen, naturwissenschaftlichen Sinne)? Es muß wohl etwas Drittes dazwischen sein. Vielleicht eine weitere allgemeine Eigenschaft von hochorganisierter Materie?

Ich bin der Ansicht, daß zusammen mit dem Schmerz das Bewußtsein entsteht, daß Bewußtsein letztlich auf Schmerz (bzw. allgemein auf Gefühlen) basiert. Es ist beinahe das gleiche. Wie will man beides trennen?
Sie sagen: ’Kein Schmerz ohne Bewußtsein’ sei eine Ausdrucksweise, die Sie nicht akzeptieren. Das ist für mich kaum zu verstehen. Ob ich Schmerzen habe oder nicht, ist das nicht das gleiche wie, ob ich davon weiß oder nicht, ob ich ihrer bewußt bin oder nicht? Wie könnte man das anders ausdrücken? Sind Schmerzen bzw. ob ich davon weiß, ob ich sie spüre, eine Frage des Ausdrucks? Dann wären sie aber nicht real.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2024 um 08.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53143

Steinmeiers Dönerspieß war als Verbeugung vor türkischer Kultur in Deutschland gemeint, führte aber zu dem Vorwurf, er bediene damit Kebab-Klischees von der Türkei. Nach Italien nehme er ja auch keine Pizza mit usw.
Das Übel beginnt aber lange vorher: Man sollte sich weder Döner noch Pizza kulturell aneignen (vulgo „essen“), sondern bei Schweinsbraten bleiben (suum cuique).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2024 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53130

Ein amerikanischer Schriftsteller hat „Huckleberry Finn“ umgeschrieben „aus der Perspektive Jims“. (Das Buch ist jetzt auf deutsch erschienen.) Der heutige Leser ist nämlich zu beschränkt, Mark Twains Buch auch aus dieser Perspektive zu lesen, obwohl Mark Twain es an Hilfen nicht fehlen läßt. Es bleibt der fade Eindruck, daß sich wieder jemand an fremden Ruhm angehängt hat, wie Christa Wolf („Kassandra“) und viele andere in unserem dummen, aber gelehrigen Zeitalter. Die herzensguten Rezensenten werden das nicht so sehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2024 um 16.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53057

Kann ich zwar nicht öffnen, weiß aber auch so, was drinsteht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.04.2024 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53056

Gerade habe ich einen sehr guten Beitrag von Oskar Lafontaine über Propaganda in der Weltwoche vom 28.3.24 gelesen: "Wenn Lüge zur Wahrheit wird ..." (siehe weltwoche.de).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2024 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53051

Ein mit LTI vergleichbares Werk über die DDR wäre ja ein damals und dort geführtes Tagebuch eines Philologen. Darauf kann man nicht warten, wenn es nun mal keines gibt. Aber Untersuchungen gab und gibt es in großer Zahl. Ich habe immer wieder mal von meinen eigenen kleinen Beiträgen in der Gruppe Hellmann/Schlosser (kürzlich verstorben) berichtet:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1476 u. ö.
Unter "Progaganda" verstehe ich das gleiche wie Sie, lieber Herr Riemer. Wir haben uns doch in diesem Punkt nie mißverstanden? Definitionen sind mühsam...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.04.2024 um 03.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53050

zu #53034:
"Vielleicht ein Grund meiner späteren jahrelangen Beschäftigung mit der DDR, besonders mit der Propagandasprache."

Dieses Thema würde mich sehr interessieren.
Leider gibt es noch kein entsprechendes Buch zu LTI. Ich habe in den ersten 35 Jahren meines Lebens diese Sprache in der DDR-Variante ja hautnah mitbekommen. Wie definieren Sie Propaganda?
(Ich verspreche auch, mich dazu mit meiner Meinung und Vergleichen zur aktuellen Politik zurückzuhalten.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 18.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53043

Mit Tucker Carlson und Putin treffen sich die Richtigen. (Ich hätte diesen Faden gar nicht aufnehmen sollen. Aber jetzt werde ich kein Wort mehr dazu sagen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 17.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53042

"Jedes Land hat das Recht, der Nato beizutreten."
Ja, aber die Nato hat nicht die Pflicht, jedes Land, das will, aufzunehmen. Sie muß wohl oder übel spätestens im Fall der Ukraine den Sicherheitsbedarf Rußlands beachten und verhandeln. Ob das nun Rußlands Recht ist oder nicht, alle Großmächte maßen sich dieses Recht an, allen voran die USA. Die Welt kann diese Großmachtallüren leider nur akzeptieren, wenn sie nicht im Atomdesaster untergehen will.

Zum Nato-Beitritt Rußlands hatte ich Scholl-Latour schon zitiert: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#49057,
siehe auch das kürzliche Interview Tucker Carlsons mit Putin. Nach ihm wäre es auf die beiderseitigen Verhandlungen angekommen, er hätte es nicht ausgeschlossen, aber es sei von den USA nie ernsthaft erwogen worden. Sie hätten Rußland natürlich einen gleichberechtigten Platz neben, nicht unter sich, bieten müssen. M. E. illusorisch, daß die USA ihre alleinige Führungsrolle in der Nato aufgeben bzw. teilen würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler , verfaßt am 01.04.2024 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53041

Ich will die politischen Ansichten von Herrn Riemer nicht kommentieren, sondern nur etwas zum Wort "Osterweiterung" sagen. Jedes Land hat das Recht, der Nato beizutreten, und manche haben besonders gute Gründe dafür. Einen Augenblick der Weltgeschichte lang sah es so aus, als könne auch Rußland beitreten – warum eigentlich nicht? Auf lange Sicht wäre eine solche "Osterweiterung" nicht die schlechteste Idee gewesen. Vorbei!

Der Perspektivenwechsel (Beitritt oder Erweiterung) erinnert an die Fremdwortfrage: Die einen sehen eine "Überflutung" mit Fremdwörtern, die anderen eine eifrige Übernahme fremder Wörter. Derselbe Vorgang, nur verschieden gesehen und bewertet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53040

Da sehe ich das meiste genauso wie Herr Metz, außer dies:

"Ich halte Konflikt angesichts des Ausmaßes der Gewalt für verharmlosend und insofern nicht neutral, auch wenn es nicht Partei ergreift."

Hier haben wir wieder die zwei Aspekte, deren Vermischung wie der sprichwörtliche Vergleich von Äpfeln und Birnen ist:
Bei "verharmlosend und insofern nicht neutral" stimme ich zu, aber diese Art von Neutralität hat mit dem Parteiergreifen nichts zu tun. Nicht Partei zu ergreifen heißt per Definition, neutral zu sein (in bezug auf den anderen Aspekt).

"Die Rede vom Krieg zwischen A und B ist nicht neutral", das ist richtig, wenn man damit allgemein Abscheu vorm Krieg ausdrücken will, aber es ist natürlich eine neutrale Formulierung in bezug auf den Schuldigen.

Daß Rußland einen Angriffskrieg führt, sehe ich auch so. Dieser an sich selbstverständliche Satz wird allerdings zur Propaganda, wenn er ständig gebetsmühlenhaft wiederholt wird, ohne dabei die Ursachen des Angriffs mit zu benennen.

"Es stand auch kein Angriff der Ukraine auf Rußland unmittelbar bevor, so daß man eventuell von einem präventiven Verteidigungskrieg sprechen könnte."
Auch das ist selbstverständlich richtig, allerdings stand nach drei Jahrzehnten kontinuierlicher Ostausdehnung der NATO die Aufnahme der Ukraine und der Aufbau von Raketenstartrampen an deren Grenze zu Rußland bevor. Die Reaktion Rußlands auf diese (aus seiner Sicht) Sicherheits- und Souveränitätsbedrohung war vorhersehbar und wurde vom Westen ignoriert. Mit den bekannten Folgen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.04.2024 um 11.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53039

Wenn heute jemand aus einem zweieinhalbjährigen Koma erwachte und man ihm Bilder aus der Ukraine zeigte, ohne dazuzusagen, wo die Aufnahmen entstanden sind und wer da gegen gegen wen kämpft, würde er sicher von Krieg sprechen. (In Rußland sollte er damit aber vorsichtig sein.) Man spricht gemeinhin vom Nahostkonflikt, doch das, was jetzt in Gaza passiert, nennen eigentlich alle Krieg, egal welcher Seite eher ihr Mitgefühl gilt. Ich halte Konflikt angesichts des Ausmaßes der Gewalt für verharmlosend und insofern nicht neutral, auch wenn es nicht Partei ergreift. Das Wort Angriffskrieg enthält zwar eine Wertung. Einige Medien sprechen auch lieber vom Urkraine-Krieg. Aber selbst wenn man die Schuld an diesem Krieg nicht oder nicht ausschließlich bei Rußland sucht, wird man nicht bestreiten können, daß Rußland die Ukraine angegriffen hat. Es stand auch kein Angriff der Ukraine auf Rußland unmittelbar bevor, so daß man eventuell von einem präventiven Verteidigungskrieg sprechen könnte. Es ist eigentlich nicht möglich, eine vollkommen neutrale Bezeichnung für das Geschehen in der Ukraine zu finden. Auch die Rede vom Krieg zwischen A und B ist nicht neutral. Man sieht zwei Streithähne vor sich, die sich doch bitte endlich wieder vertragen sollen. In diese Richtung werden ja auch die Äußerungen des Papstes interpretiert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53038

Sie können "neutral" natürlich auch auf einen anderen Aspekt von "Konflikt" beziehen. Aber es hat dann ja nichts mehr mit dem neutralen "Konflikt" im Gegensatz zum schuldzuweisenden Ausdruck "russischer Angriffskrieg" zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 08.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53034

Ursula Weidenfeld behauptet in ihrer neuen Parallelgeschichte der beiden deutschen Staaten, die Erhebung des 17. Juni zum Nationalfeiertag sei eine erste „Aneignung ostdeutscher Geschichte in Westdeutschland“ gewesen. Das kommt mir unhistorisch und geradezu böswillig vor. Der Anspruch der BRD, für ganz Deutschland zu sprechen, war angesichts der Verhältnisse in der DDR mit ihren „Wahlen“ nicht ganz abwegig. Später ringt die Verfasserin sich zu der Feststellung durch, die Mehrheit der Ostdeutschen habe die Wiedervereinigung gewollt.
Ich war 1956 zum erstenmal in der DDR, bei den alten Freunden der Familie, denen meine selbst nicht gerade vermögenden Eltern regelmäßig das „Päckchen nach drüben“ schickten. Obwohl noch ein Kind, habe ich unauslöschliche Eindrücke empfangen. Vielleicht ein Grund meiner späteren jahrelangen Beschäftigung mit der DDR, besonders mit der Propagandasprache.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 08.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53033

Für welche Seite ergreift denn das Wort "Konflikt" Partei?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53032

"Ebenso neutral"? Das bestreite ich ja gerade. "Konflikt" sagen viele, weil sie nicht "Krieg" sagen wollen. Diese Vermeidungsstrategie ist nicht neutral.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53031

Franziskus hätte statt Konflikt ebenso neutral auch Krieg sagen können. Er hat damit keine Seite, weder NATO-Staaten noch Ukraine noch Rußland beschuldigt, er hat sich, sicherlich wohlbedacht, sehr diplomatisch geäußert.

Die Tagesschau sollte das eigentlich entsprechend würdigen. Statt dessen vermischt sie die Fakten (Papstrede) mit eigenem Kommentar und Wertung, ohne daß der Zuschauer eine Chance hat, beides auseinanderzuhalten (es sei denn, er informiert sich woanders). Das nennt man doch Propaganda, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53026

Na ja, "Konflikt" ist auch nicht neutral. Das haben die meisten Kommentatoren sehr wohl verstanden.

(Ich will mich hier weder zu den Kriegen noch zum Inhalt der Osterbotschaft äußern, aber dieser kleine Hinweis scheint mir doch nötig.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.03.2024 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53025

Tagesschau-Kommentar, 31.3.24, 20.00 Uhr
zur Papstrede Urbi et Orbi:
"Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine rief Franziskus beide Seiten zu einem Gefangenenaustausch auf."

Aus dem Wortlaut, Urbi et Orbi, Ostern 2024 (vaticannews.va):
"Meine Gedanken sind vor allem bei den Opfern der vielen aktuellen Konflikte in der Welt, angefangen bei denen in Israel und Palästina und in der Ukraine. Der auferstandene Christus eröffne den leidtragenden Bevölkerungsgruppen in diesen Regionen einen Weg des Friedens. Ich rufe zur Achtung der Grundsätze des Völkerrechts auf und hoffe auf einen umfassenden Austausch aller Gefangenen zwischen Russland und der Ukraine: alle für alle!"

Von einem "Angriffskrieg" hat der Papst also nichts gesagt, die Tagesschau insinuiert es trotzdem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2024 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53019

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52910
Die SZ bringt eine weitere Seite Leserbriefe zum Beitrag von Hasnain Kazim. Sie sind mehr oder weniger einsichtsvoll. „Dittritsch Büxtehüd“ aus französischem Mund ist lustig, aber eigentlich ganz normal. Mit Recht wird daran erinnert, daß kein Italiener sich über „Florenz“ usw. beschwert. Es fehlt der weitere Horizont der Sprachkontaktforschung. Eigennamen werden ebenso wie andere Wörter schon immer assimiliert, sonst bleibt es bei der linguistisch uninteressanten Mehrsprachigkeit mancher Sprecher. Alle Sprachen sind gemischt, d. h. aus mehreren Quellen zu einem neuen Ganzen zusammengewachsen. Artikulatorische und orthographische Inseln lassen sich im Meer des Regulären nur von wenigen Bildungsbeflissenen kurzfristig halten, dann spült die „Gewalt der Sprache“ sie fort. Das hat mit Höflichkeit nichts zu tun. (Höflich ist, wenn man die Umgestaltung des eigenen Namens in ausländischem Munde hinnimmt, ohne mit der Wimper zu zucken... Und erst recht, wenn man zu verstehen versucht, warum selbst so ein schlichter und wenig wohlklingender Name wie "Ickler" manchen Menschen schier unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet, weil sie zwischen zwei Konsonanten unweigerlich einen epenthetischen Murmelvokal hören.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2024 um 06.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52997

Britische Aktivisten haben erreicht, daß Landschaftsbilder etwa von Constable im Fitzwilliam-Museum mit einer Triggerwarnung versehen sind: sie könnten Gefühle von Stolz auf die Heimat erregen. Außerdem soll der Großvater des Museumsgründers in den Sklavenhandel verwickelt gewesen sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2024 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52933

Die Schauspielerin Uschi Glas (80) hat im Fernsehen für „Entsetzen“ gesorgt:

Als Kind wuchs Uschi Glas als Protestantin in einem niederbayrischen Dorf auf. Sie hatte damals schwarze Haare und „ein bisschen getönte Haut“, wurde deswegen häufig beschimpft. „Dann war ich halt der evangelische N*ger aus Niederbayern“, so Uschi Glas. Plötzlich herrschte Stille. Dann nervöses Lachen.

Nicht daß sie damals als „N*ger“ bezeichnet wurde, sondern daß sie davon zu erzählen wagt, erregt also Entsetzen. Aber wie wurde sie eigentlich genannt? "N*ger" ist ja kein deutsches Wort und auch kein Grund für „nervöses Lachen“ (wie es etwa ein Furz wäre, der auch nicht Teil der deutschen Sprache ist). Wir können nicht erraten, was sich hinter "N*ger" verbirgt, denn wir haben so etwas nie gehört. (Sie etwa doch? In was für Kreisen verkehren Sie denn!) Vielleicht hat sie „Nager“ gesagt, im Sinn von „Ratte“? Frau Glas hatte keine Gelegenheit mehr, es zu erklären, denn der Moderator schnitt ihr das Wort ab und wechselte das Thema.
Alle Beteiligten wissen natürlich, was hier gespielt wird (daher das Lachen), aber alle tun so, als sei es unaussprechlich furchtbar. Die Heuchelei gilt als gut oder – um es zeitgemäß auszudrücken – als alternativlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2024 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52910

Der Schriftsteller Hasnain Kazim (in Oldenburg geboren) beklagt den nachlässigen Umgang deutscher Journalisten mit Namen wie seinem und noch schwierigeren. Er warnt selbst davor, immer gleich den Rassismus-Vorwurf zu erheben, und weiß auch, daß es an der Autokorrektur liegt, wenn sein Vorname zu „Hasenhirn“ wird. Er fordert aber mehr Achtsamkeit und Sorgfalt. Als Nichtbetroffener will ich ihm nicht dreinreden. (Über den Herrn Igler habe ich schon gesprochen: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1194.)
Man kann die Sache auch anders sehen, weniger bitter oder auch im weltweiten Vergleich von Migration, sprachlicher Integration und Assimilation. Stimmhafte und stimmlose Konsonanten auseinanderzuhalten oder gar Vokalquantitäten zu beachten ist vielen Menschen fast unmöglich. Cem Özedmir braucht wie Hasnain Kazim nicht einmal diakritische Zeichen, aber trotz der Korrekturen, die Kazim vornimmt, wird Özdemir immer noch etwas anders gesprochen. Ungarische und polnische Namen sind trotz geographischer Nähe noch schwieriger. Oft bedeuten sie (ursprünglich) etwas oder sind aus bedeutungsvollen Teilen zusammengesetzt, aber das wissen wir ja nicht. So müßte ich übermorgen vielleicht schon wieder nachsehen, wie Hasnain Kazim nun wirklich geschrieben wird.
Chinesen müßten schier verzweifeln, weil ihre Namen nirgendwo in der Welt so gesprochen werden, daß man sie als Chinese auch nur wiedererkennt. Darum nennen sie sich gleich Alan Young (mein alter Bekannter, den ich schon erwähnt habe) oder lassen sich wie die Pianistin Yuja Wang (eigentlich umgekehrt und auch sonst ganz anders als üblich gesprochen) gefallen, in jedem Mund anders zu klingen. Die Beachtung der sehr relevanten Töne (die bei der Transkription fast immer unter den Tisch fallen, auch in offiziellen Listen wie vom AA) kann man einfach nicht verlangen, dazu die Palatale, Retroflexe, die momentane Umstellung der ganzen Artikulationsbasis mitten im Satz ... Ich habe noch nie erlebt, daß ein Chinese sich darüber beklagt hat.
Meine Frau hat kürzlich einen Amerikaner getroffen, der „München“ vollkommen richtig aussprach. Eine bewundernswerte akrobatische Leistung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2024 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52889

Mehrmals jährlich gibt es die beliebte Diskussion um Namengeber von Schulen usw. Jetzt ist Otfried Preußler dran. Der hat als 16- bis 18jähriger HJ-Literatur verfaßt, was auch durchaus bekannt und dokumentiert war (z. B. in meinem zerfledderten Verzeichnis auszusondernder Literatur), mag er auch nicht gern darüber gesprochen haben. Statt diese entfernten Umstände nun als Fußnote weiterzugeben, will man gleich ganz Schluß machen. Die Rechtschreibreform hatte man ihm noch kurz vor dem Tod angetan, die politische Korrektheit danach, z. B. weil in der „Kleinen Hexe“ so rassistische Wörter wie „Türken“ und „Chinesenmädchen“ vorkommen.
Die Zeitung schlägt nun „Petrosilius-Zwickelmann-Schule“ und ähnliches vor, aber natürlich nicht im Ernst. (Geht das überhaupt: eine Figur aus dem Werk des Nazischriftstellers You-know-who?)
Die Reinigungstruppe meint, als Vorbild für die Jugend könne nur jemand dienen, der ein makelloses Leben von der Jungfrauengeburt bis zum Märtyrertod geführt hat. Nicht mal Jesus taugt vorbehaltlos, und man könnte ja auch nicht alle Schulen nach ihm benennen. Wäre es nicht ohnehin ersprießlicher, an einem exemplarischen Lebenslauf des 20. Jahrhunderts zu zeigen, wie verführbar Kinder und Jugendliche sind (zumal in einem Umfeld wie beim jungen Preußler), und wie die „Jugendsünde“, wenn es denn eine gab, durch ein Lebenswerk (und was für eines!) mehr als wettgemacht werden kann?
Anderswo werden Schulen durchnumeriert. Da kann nicht viel passieren (wenn man 13, 18 und 88 übergeht). Oder die Pullacher nennen ihre Schule gleich „Benno-Fischbach-Schule“. Wer das ist? Offenbar ein Mensch ohne Sünde, nach Jesu Wort vom Steinewerfer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2024 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52861

Die britische Filmzensur hat den 60 alten Film „Mary Poppins“ nun als nicht mehr uneingeschränkt jugendfrei eingestuft, weil darin zweimal der Ausdruck „Hottentotte“ vorkommt, wenn auch nicht bezogen auf wirkliche Hottentotten (die nicht vorkommen). Zu solchen Fällen ist alles schon gesagt, hinzu kommt hier aber die Frage, woher die Kleinsten wissen sollen, was Hottentotten sind. Gerade die Älteren wissen es vielleicht und sollten erzieherisch bearbeitet werden. Die Altersfreigabe "Nur bis sechs" müßte erfunden werden.

Man fragt sich immer wieder, wie sich Erwachsene vorkommen, die in solchen Gremien sitzen und einander an Untadeligkeit zu überbieten versuchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2024 um 11.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52841

Aus einem Interview mit einer Namenforscherin, die sich für die Reinigung von Straßennamen einsetzt:
„Vier Bengel machen sich über einen dunkelhäutigen Knaben lustig und werden dafür bestraft.“
So faßt der Interviewer die Mohrengeschichte im „Struwwelpeter“ zusammen.

Tja, die vier Bengel heißen Ludwig, Kaspar und Wilhelm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2024 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52840

Michael Endes Erben haben dem Verlag Thienemann erlaubt, „Jim Knopf“ zu reinigen. Der Text enthält kein N-Wort mehr und die Bilder keine wulstigen Lippen, zugleich wurde der Lokomotivführer von seiner gesundheitsschädlichen Pfeife befreit.

Die Maßnahme sei im Sinne des Verstorbenen, der für die "Akzeptanz des Fremden und Andersartigen" eingetreten sei. Aber wenn man das Andersartige wegretuschiert, ist auch die Akzeptanz gegenstandslos.

Im Struwwelpeter muß man den kohlpechrabenschwarzen Mohren so lassen, um ihm zu bescheinigen, daß er nichts dafür kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2024 um 13.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52733

Das Wort "Rasse" bleibt im Grundgesetz. Die logischen und ethischen Probleme, in die man sich mit der Tilgungsabsicht verstrickt hatte, sind hier schon besprochen worden. Am Ende gaben Einwände des Zentralrats der Juden den Ausschlag. Recht so!

Aber klare Worte findet man immer noch nicht. Ich habe kürzlich Dawkins zitiert, einen unverfänglichen Zeugen für die biologischen Tatsachen. Die Rassen unterscheiden sich (wie jeder sieht), aber das ist kein Grund, jemanden zu benachteiligen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52665

Als in einer Quizsendung im März 2020 die Rede auf Asien kam und van Almsick unvermittelt mit kindlich bzw. piepsig verstellter Stimme ein „Ching Chang Chong!“ äußerte, wurde dieses vielfach als rassistische Bemerkung bewertet. (Wikipedia „Franziska von Almsick“)

Quelle ist eine Stellungnahme der „Gesellschaft für Psychosoziale Gesundheitsförderung bei Migrantengruppen“, die den Deutschen auch wegen „Drei Chinesen mit dem Kontrabaß“ ins Gewissen geredet hat. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17136)

Gut zu wissen, daß ein deutscher Verein „Asien“ unter seine Fittiche genommen hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2024 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52634

Norbert Frei findet die Wortbildung „Antisemitismusbeauftragter“ widersinnig, offenbar deshalb, weil solche Funktionäre ja nicht den Antisemitismus verwirklichen sollen. Aber das ist das alte Mißverständnis der Determinativkomposita.
Die Einrichtung eines Antisemitismusbeauftragten nicht nur auf Regierungsebene, sondern überall, auch in Betrieben usw., ist aus einem anderen Grund bedenklich. Sie verhindert ungewollt, die Existenz jüdischer Mitmenschen als eine Selbstverständlichkeit zu betrachten, d. h. überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. Auch eine Art von „Segregation“. Das ist wie mit der „Charta der Vielfalt“ und überhaupt das Dilemma jeder Identitätspolitik: Wenn man nach Diversität sucht, sei es auch in bester Absicht, wird man sie finden – und dann?
Man kann alle Juden (oder Homosexuellen oder Türkischstämmigen usw.) im Unternehmen, in der Bundeswehr usw. registrieren, um sie vor Diskriminierung zu schützen, aber man kann die Listen auch anders verwenden oder sie in falsche Hände fallen lassen, wie einst die Kirchenbücher zwecks Erstellung eines Ariernachweises...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2024 um 14.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52564

Americans are regularly asked to fill in forms in which they have to tick one of five boxes: Caucasian (whatever that might mean — it certainly doesn’t mean from the Caucasus), African-American, Hispanic (whatever that might mean — it certainly does not mean, as the word seems to suggest, Spanish), Native American or Other. There are no boxes labelled half and half. But the very idea of ticking boxes is incompatible with the truth, which is that many, if not most, people are a complicated mixture of the offered categories and others. My inclination is irritably to refuse to tick any boxes, or to add my own box labelled ‘human’. Especially when the rubric uses the mealy-mouthed euphemism ‘Ethnicity’. (Richard Dawkins)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2024 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52560

Monika Schwarz-Friesel: Toxische Sprache und geistige Gewalt. Wie judenfeindliche Denk- und Gefühlsmuster seit Jahrhunderten unsere Kommunikation prägen. Tübingen 2022.

Das „unsere“ schon im Titel finde ich unverschämt. Es paßt zum bekannten Stil der Verfasserin: Alle auf die Anklagebank! Nur sie selbst nicht, sie sitzt auf dem Richterstuhl.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.01.2024 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52551

Wer Walfisch oder Erdbeere sagt, hält sich auch nicht ganz an die biologische Taxonomie, gilt aber m. W. im Moment noch nicht als Rassist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2024 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52547

Nüsslein-Volhard legt in ihren Büchern dar, daß die Färbung bei Tieren (sie hat vor allem die Zebrafische erforscht) auch die Funktion haben dürfte, die Vergeudung von Ressourcen durch die Erzeugung unfruchtbarer Hybriden zu vermeiden. Ähnlich Dawkins (z. B. in The ancestor’s tale).

Die biologische Taxonomie hat sich nicht in der Volkssprache niedergeschlagen. Dort unterscheidet man seit je die Menschen nach äußeren Merkmalen und bezeichnet sie durch "Rasse" und seine Synonyme.
Rassismus bedeutet nicht die Anerkennung der offensichtlichen Merkmale (mit deren sturer Leugung man nur Kopfschütteln und Unmut hervorrufen kann), sondern die Abwertung ihrer Träger. Schwarze Haut wurde als häßlich oder als Strafe Gottes angesehen. Damit war man früher erstaunlich großzügig. "Was kann denn dieser Mohr dafür" war schon ein Fortschritt.
Immerhin sei an das weltweite Geschäft mit Bleichmitteln erinnert. In Indien z. B. gehört helle Haut zum Schönheitsideal und wird, wie schon berichtet, gegebenenfalls in Heiratsgesuchen erwähnt. Die sehr hellhäutige Maneka Gandhi war regionale Schönheitskönigin und heiratete Indiras jüngeren Sohn. Die helle Haut fand man eben besonders bei Kashmiris und Punjabis, währen die dunkleren Südinder seit vedischer Zeit als weniger schön oder geradezu häßlich galten. Meine indischen Studentinnen sprachen ganz offen darüber. Mir kam das ziemlich seltsam vor, weil ich – damals ein junger Mann – bei den Inderinnen ganz andere Züge schön fand.

Gibt es Gegenbeispiele? Ich habe Xenophanes zitiert, der die Vorurteile der Menschen als erster entlarvte. Leni Riefenstahls Nubier-Schwärmerei ist ein neuzeitliches Phänomen. Natürlich sah die Praxis ein wenig anders aus als die Meinung. Daß der weiße Sklavenhalter in den USA Kinder mit seinen schwarzen Sklavinnen zeugte, war allgemein üblich, die sexuelle Attraktion und noch mehr die folgenlose Verfügbarkeit also offensichtlich.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 06.01.2024 um 01.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52544

Wir hatten das Thema doch schon einmal, und ich widerspreche erneut, jedenfalls teilweise. "Rasse" wird im modernen Sprachgebrauch (und zwar nicht erst seit gestern) in bezug auf Tiere in erster Linie mit Züchtungen verwendet, während die Biologie Carl von Linnés eine wesentlich differenzierte Taxonomie entwickelt hat, in der "Rasse" bestenfalls am unteren Ende eine Rolle spielt.

Die Paarungsfähigkeit spielt zwar eine Rolle, aber die ist zwischen Gattungen auch gegeben (Esel-Pferd, Graugans-Nonnengans, Stockente-Löffelente usw.). Der Nachwuchs ist jedoch nicht fortpflanzungsfähig.

Die biologische Kategorie, mit der wir es beim Menschen zu tun haben, ist daher die des homo sapiens sapiens, und zu den aus ethischer Sicht unangenehmsten Eigenschaften dieses hochentwickelten Säugetiers gehört die Tendenz zur Gruppen- bzw. Stammesbildung im Kampf um Ressourcen und damit die Bereitschaft, einander die Schädel einzuschlagen. Das kann mit Äußerlichkeiten wie der Hautfarbe zu tun haben, muß es aber nicht. Europäer haben einander über Jahrhunderte massenhaft umgebracht oder unterdrückt, aber die Hintergründe waren das, was wir als Zivilisation betrachten, z.B. Religion, Sprache, Ideologie u.v.m.

Was die Kritik am Begriff "Ethnie" im Originalbeitrag betrifft, stimme ich in vollem Umfang zu.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.01.2024 um 01.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52543

Ich finde, hier wird sowieso das Pferd von hinten aufgezäumt. Das klingt ja gerade, als ob früher Menschen nur geringere Unterschiede aufwiesen und sich erst später aufgrund ihrer Schönheitsideale bedeutendere spezifische körperliche Merkmale herausgebildet haben.

Daß man früher exotisches Aussehen weniger attraktiv fand, halte ich für Unsinn. Es gab einfach damals erstens weit seltenere Kontaktmöglichkeiten und zweitens waren die gesellschaftlichen und religiösen Normen viel starrer.

Die gleichen Leute, die uns erzählen wollen, wir könnten lernen, welche Hautfarbe und welche Gesichtsform wir schön finden, bringen uns wohl demnächst bei, wir könnten auch die Attraktivität des gleichen Geschlechts lernen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2024 um 17.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52542

Aus einem Interview der Wiener Zeitung mit Christiane Nüsslein-Volhard (29.5.17):

Der Mensch findet auch Vertreter anderer Ethnien attraktiv. Ist die Entstehung von Ethnien mehr als die Anpassung an die Klimabedingungen in unterschiedlichen Teilen der Erde?

Ethnien haben sich auch deswegen entwickelt, weil unterschiedliche Bevölkerungsgruppen verschiedene Ideale von Schönheit hatten. Überspitzt könnte man sagen, jeder fand attraktiv, was er wohl am öftesten sah – Schwarze mochten Schwarze, Weiße Weiße oder Chinesen Chinesen. Bestimmte Merkmale, Formen und Farben wurden immer dominanter, weil sie von anderen gesehen und geschätzt wurden und die entsprechenden sexuellen Verbindungen ihren Ausdruck in den Genen fanden. Hinzu kommt, dass alles Fremde zunächst einmal beängstigend ist – diese Tatsache ist ja immer wieder auch Auslöser von Kriegen. Einander quer durch die Ethnien schön zu finden, wie wir es heute tun, ist kein biologischer, sondern ein kultureller Schritt: Man kann es lernen.“
-
Man sieht, wie der naheliegende Begriff „Rasse“ durch den unpassenden der „Ethnie“ ersetzt wird. Es geht ja um körperliche Merkmale, also Biologie. Ethnie ist aber kein biologischer Begriff, sondern ein soziologischer. Der Rest ist Politik und Pädagogik und spielt für die molekulargenetischen Forschungen keine Rolle. Ginge es um Hunde, würde man zweifellos von Rassen sprechen. Der Mensch ist aber in dieser Hinsicht nichts anderes als ein Säugetier, das sich in relativ isolierten Räumen ausdifferenziert hat, ohne die Grenze der Paarungsfähigkeit zu überschreiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2024 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52541

Der Historiker Matthias Häussler sagt im Interview der SZ (4.1.24) über den furchtbaren Lothar von Trotha, daß er „in seinem Tagebuch kaum jemals das Wort ‚Neger‘ verwendet. Ich zitiere, ich gebrauche dieses Wort nicht selbst. Von Trotha äußert sich zwar abfällig über seine Gegner, aber er kam nicht auf diese rassistischen Begriffe zurück.“
Aber „Neger“ war damals nicht rassistisch-abwertend, sondern die allgemein übliche Bezeichnung für Schwarzafrikaner. Die bestenfalls paternalistische Einstellung gegenüber den Afrikanern steht auf einem anderen Blatt. Es ist kaum anzunehmen, daß der Rassist Trotha (wie er an gleicher Stelle genannt wird) seine Opfer sprachlich schonen wollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2024 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52540

Wie unter dem klassischen Latein fast unsichtbar das unklassische liegt, so kennen wir viele Wörter, die wir nicht verwenden und eigentlich auch nicht kennen sollten. Alle Bezeichnungen für Schwarzafrikaner zum Beispiel sind nur verständlich, weil jeder weiß, wie er sie am liebsten einfach nennen würde, aber nicht nennen zu dürfen meint. Die vernehmbare Sprache ist voller Vermeidungen, eine Ausweichsprache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2024 um 17.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52525

The pompous meddling with the English language that has given us ‘Beijing’, ‘Mumbai’ and ‘cosmonaut’ has so far spared us ‘Beijinese dog’. (Richard Dawkins)

Nicht ganz. Auch als "Beijingese dog" kommt er vor. Deutsche machen es nach.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2023 um 18.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52441

"MPOX ist eine Viruskrankheit, die von infizierten Tieren auf Menschen übertragen werden kann. Um Stigmatisierungen vorzubeugen hat die WHO die Krankheit, die jahrelang als Affenpocken bekannt war, vor etwa einem Jahr umbenannt. Ursprünglich kamen die Viren hauptsächlich bei Nagetieren in West- und Zentralafrika vor." (Merkur 21.12.23)

Die früheren Berichte werden stumpfsinnnig wiederholt, ohne daß die Zeitungen einen Grund sehen, dem Leser näher zu erläutern, was "Stigmatisierung" hier bedeutet und wer davon in welchem Sinn betroffen sein könnte.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.12.2023 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52415

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/bei-einer-lesung-von-sarah-kuttner-faellt-das-wort-negerpuppe-a-834695.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2023 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52414

Weil wir nicht fernsehen, konnte ich auch mit dem Namen Sarah Kuttner nichts anfangen, lese nun aber zufällig bei Wikipedia:

2012 wurde Kuttner für die Verwendung des Worts „Negerpuppe“ bei einer Lesung ihres Romans Wachstumsschmerz kritisiert. In einer im Juni 2022 erschienenen Episode des Podcasts Hotel Matze von Matze Hielscher benutzte Kuttner im Gespräch mit Hielscher und Katrin Bauerfeind das Wort „Neger“, als über das Verbot von Wörtern im deutschen Sprachgebrauch diskutiert wurde. Sie wolle mit Worten grundsätzlich niemanden verletzen, jedoch empfinde sie ein Verbot von Wörtern als „superschwierig“, weil ohnehin jeder wisse, was gemeint sei. Das von Kuttner ausgesprochene Wort wurde in der Episode zunächst zensiert, nach dem anhaltenden Shitstorm jedoch gänzlich aus der Episode herausgeschnitten. In einem Instagram-Video entschuldigte sie sich später für die gewählten Worte und versuchte zu erklären, was ein Verbot von Wörtern auslösen kann.
Man kann Wörter nicht allgemein verbieten, aber der Bann in den Medien kommt einem Verbot gleich. Dagegen ist kein Kraut gewachsen, die politisch korrekten, unterwerfungssüchtigen Gleichschalter gewinnen immer.

Im Küchenradio höre ich fast nur die Nachrichten. Alles andere birgt die Gefahr, mich durch Gendersprache gesundheitlich zu beeinträchtigen. Im Podcast des DLF über KI spricht die Redakteurin mit Schluckauf: Entwickler innen usw. Man sollte ihr Gehalt kürzen, bis sie Deutsch gelernt hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2023 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52403

Das neue Schibboleth lautet „Palästina“.

Seit biblischen Zeiten gab es viele Varianten, z. B. diese:

The Biblical passage traditionally used for the literacy test was the first verse of Psalm 51. Thus, an illiterate person who had memorized this psalm could also claim the benefit of clergy, and Psalm 51 became known as the "neck-verse" because knowing it could save one’s neck by transferring one’s case from a secular court, where hanging was a likely sentence, to an ecclesiastical court, where both the methods of trial and the sentences given were more lenient, for example, a sentence of penance.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2023 um 07.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52401

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51633

Der rechtsradikale Holger Douglas setzt seine primitive Polemik fort:

Ampel-Koalition erhöht Steuer auf Luft (14.12.23)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.11.2023 um 00.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52285

Es wurde höchste Zeit, daß die sachlich zum Teil falschen und insgesamt völlig übertriebenen PC-Hinweise der Dudenredaktion einmal ganz schnörkellos von Leuten angeprangert werden, die man dummerweise nicht ungestraft sofort in die Naziecke stellen kann. »Gelegentlich wird die Bezeichnung X als diskriminierend empfunden«. Gelegentlich wird etwas empfunden – wie oft denn und von wem: von den so Bezeichneten oder von denen, die verzweifelt nach einer »korrekten« Fremdbezeichnung suchen? »In diesen Fällen werden dann meist Formulierungen wie Y gewählt.« Wiederum, von wem eigentlich? Wessen Problem soll hier gelöst werden?

Ich weiß, es wird nicht passieren, aber die Dudenredaktion sollte auch ihren Warnhinweis zum Stichwort »Zigeuner« korrigieren. Dort heißt es apodiktisch: »Die Bezeichnungen Zigeuner, Zigeunerin sind diskriminierend.« Sind! Ein Schlag ins Gesicht all der Angehörigen dieser Gruppe (und das sind viele), die diese Bezeichnung befürworten und sogar selbst mit Stolz verwenden. Ihre Meinung ist aber unbeachtlich, solange ein anderer, sich für zuständig haltender Zentralrat sie ignorieren zu dürfen meint.

Ob Jude oder Zigeuner, Deutscher oder Schwuler – man kann viele Wörter abschätzig oder bewundernd oder eben auch neutral verwenden. Statt seine Detektoren in billigster Weise auf bestimmte Buchstabenreihungen zu programmieren und sich toll vorzukommen, wenn man jemanden dabei ertappt hat, wie er sie ausgesprochen hat (und zwar egal in welcher Absicht), sollte man sich lieber dafür sensibilisieren, wie mit Menschen in bestimmten Situationen umgegangen wird und wie über sie gesprochen wird (da taucht die vermeintlich böse Bezeichnung oft gar nicht auf!). Die Jagd auf Wörter und Wörterbenutzer hat nicht nur etwas Anmaßendes, sondern auch etwas unfreiwillig Komisches, wenn man darüber das Wesentliche aus dem Blick verliert. Der hohe Anspruch fällt angesichts des Scheiterns vor der eigentlichen Aufgabe jämmerlich in sich zusammen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2023 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52280

Zu den Eiertänzen des Duden um das Wort „Jude“:

https://www.domradio.de/artikel/duden-aendert-nach-kritik-hinweis-zum-wort-jude

Warum muß der Duden sich überhaupt zu dem Wort "Jude" äußern? Der neue Eintrag ist so überflüssig wie der alte.

Die Nazis waren Antisemiten, aber ihr Gebrauch des Wortes "Jude" war nicht antisemitisch und kein Mißbrauch. Sie haben nur allzu deutlich gesagt, was sie wollten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.11.2023 um 14.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52226

Schlägerei in einem Historienfilm aus den siebziger Jahren. Im Tumult bittet ein älterer Mann, verschont zu werden, er sei »invalide«. Heute müßte an dieser Stelle im Drehbuch stehen: »Bitte nicht! Ich bin ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten und/oder Bedürfnissen.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2023 um 14.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52171

Die Vereinfachte Ausgangsschrift war ein Mißerfolg. Er wurde zugedeckt durch die Rechtschreibreform. Die war ein noch größerer Mißerfolg. Er wurde zugedeckt durch das Gendern. Es ist ein Mißerfolg, geht aber auf in einem noch viel größeren Projekt der Sprachregelung durch immer weitere Tabus, Vermeidungsstrategien und Empörungsrituale im Namen einer unbestimmten Politischen Korrektheit. Fortsetzung folgt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2023 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52166

„Vernünftige fahren hier nicht mit dem Rad. Anderen ist es verboten.“ (Schild in Bad Wörishofen)

Die Leserbriefschreiber verstehen es zwar nicht, protestieren aber vorsorglich schon mal. Einem tut es gar „physisch weh“, so etwas zu lesen; er sollte den Arzt aufsuchen.

Die Empörungsbereitschaft hat sich so hochgeschaukelt, daß nichts mehr davor sicher ist. Man könnte aus dem Telefonbuch vorlesen und hätte die Gutmenschen am Hals.

Gestern war zu lesen, daß Tierschützer gegen einen Schweizer Brauch vorgehen, bei dem einer toten (!) Gans der Kopf abgehauen wird.

(Ich habe mich zunächst nur für die grammatische Seite interessiert: Kann man einer toten Gans den Kopf abhauen oder nur den Kopf einer toten Gans abhauen? Der Dativus incommodi scheint unangebracht, weil eine tote Gans nach Aristoteles keine Gans mehr ist – mit dem Leben ist die Entelechie entwichen.)

Zu Weihnachten werden wieder Millionen Exgänse verzehrt, meistens ohne Kopf (den kriegt der Hund oder die Katze).)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.11.2023 um 11.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52148

Religion, Rasse, Geschlecht, sexuelle Orientierung – das sind alles neutrale Eigenschaften, für deren Gleichberechtigung man gut eintreten kann.
Aber Dummheit, geringe Intelligenz, wie immer man es umschreibt, ist nun mal nichts Neutrales. Es ergibt keinen Sinn, für Gleichberechtigung von Klugen und Dummen zu kämpfen. Darum wird lieber so getan, als gibt es keine.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.11.2023 um 00.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52147

Wir haben heute ein Problem mit dem Gutmenschentum. Ein Gutmensch ist etwas anderes als ein guter Mensch. Ein Gutmensch ist jemand, der aus Naivität glaubt, das Gute zu tun, und in Wirklichkeit das Dumme macht.

Nehmen wir an, auf eine Stellenanzeige bewerben sich ein kluger Weißer und ein törichter Schwarzer. Wer bekommt die Stelle?

Oder es bewerben sich ein intelligenter Mann und eine einfältige Frau (die gern auch einen Bart haben darf). Wer bekommt die Stelle?

Heutzutage sind eben Diversitätsmerkmale nur Rasse, Geschlecht, Sexualverhalten, Religion. An etwas anderes darf man gar nicht denken. Daß jemand "dumm" sein könnte, noch dazu ein Schwarzer oder eine "Frau", habe ich nicht einmal hier zu schreiben gewagt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.11.2023 um 23.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52146

Mit der Diversität ist das so eine Sache. In der Theorie bringen Menschen verschiedener Herkunft und Sozialisation ihre ganz eigenen, wertvollen Gedanken und Erfahrungen in die Arbeitswelt ein, und je »bunter« die Truppe, desto erfolgreicher das Unternehmen, die Behörde, der Verband. In der Praxis, so jedenfalls meine Erfahrung, sieht es oft anders aus. Da ist echte »diversity of thought« eher die Ausnahme und auch nicht eben gern gesehen. Ob Frau, schwul oder nicht ganz weiß – wer etwas werden will, merkt schnell, woher der Wind weht, und hält unkonventionelle Gedanken, die dem Laden vielleicht gut bekämen, tunlichst zurück. Frauen verhalten sich männlicher als Männer, um die Karriereleiter zu erklimmen. Feinfühlige legen sich ein dickes Fell zu, um im rauhen Klima, das sie umgibt, nicht schwach zu wirken. Kollegen aus anderen Kulturen wollen zeigen, wie integriert sie sind, und erzählen auffallend wenig, was vom uns Vertrauten abweicht. Dem Management ist es recht – Hauptsache, die Quote stimmt.

Hinzu kommt, daß das Spektrum der akzeptierten Meinungen und Verhaltensweisen erstaunlich schmal ist. Mit dem Interesse für das, was andere denken und tun, ist es bei der kleinsten Abweichung von der Norm schnell vorbei. Alle geben sich heute so furchtbar »achtsam«, »Empathie« steht hoch im Kurs, man soll sich klarmachen, wie »privilegiert« man doch ist. Aber wie privilegiert ist eine alte weiße Frau, die ihr Leben lang hart gearbeitet hat und mit ihrer kleinen Rente gerade so über die Runden kommt? Wie weit reicht das Mitgefühl mit ihr, wenn sie beklagt, daß sie sich in ihrem Viertel nicht mehr wohl fühlt, weil dort jetzt so viele ausländische Studenten wohnen, die nur englisch sprechen, oder Familien aus Marokko, deren pubertierende Söhne ihr unheimlich sind? Darf ein konservativer Zeitgenosse, der ein Problem mit Homo- oder Transsexualität hat, auf Verständnis rechnen, wenn er das offen ausspricht? Wie wird über jemanden geredet, der als »verhaltensauffällig« gilt?

So erschöpft sich die vielbeschworene Diversität nicht selten in Äußerlichkeiten, die wir aber nach derselben Lehre gerade mit aller Macht ignorieren sollen. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2023 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52143

Je strenger das Wort Rasse verbannt wird, desto großzügiger wirft man mit der Klage über "Rassismus" um sich. Vorbehalte gegenüber dem Islam, der sich zur Zeit besonders unbeliebt macht, werden als "rassistisch" verurteilt usw. Dieser Widerspruch kann nicht gut ausgehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2023 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52127

Gerade hatte ich überlegt, wie ambivalent z. B. ein Symbol wie der Davidsstern/Judenstern ist, je nachdem, wer ihn wozu verwendet (er ziert ja die israelische Nationalflagge). Da kommen aus Frankreich Zweifel der Behörden, was von den neuerdings aufgetauchten Sternen an Pariser Hauswänden zu halten sei.
Läßt sich teilweise auf Wörter übertragen, die außerhalb ihrer konkreten Verwendung auch nicht zu beurteilen oder zu verurteilen sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2023 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52125

Bei "Diversität" denkt heute jeder an Rasse, Religion, Geschlecht und Sexualverhalten. Dabei geht die Unterscheidung zwischen Dummen und Intelligenten, Gebildeten und Ungebildeten völlig unter. Sie ist aber doch überwältigend und für Alltag und Berufsleben viel wichtiger als die meisten anderen Kriterien mit Ausnahme des Geschlechts. Haben wir es hier mit dem letzten großen Tabu zu tun?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2023 um 07.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52111

Sehr genaue und schöne Darstellung meiner eigenen Gedanken und Gefühle!
Gerade lese ich, daß ein deutscher Schauspieler redensartlich das Wort "Zigeuner" ausgesprochen hat und alle über ihn herfallen, obwohl er sich sonst in dieser Hinsicht nichts hat zuschulden kommen lassen. Zitiert wird:

Die Antidiskriminierungsstelle der Bundesregierung schreibt auf ihrer Webseite, dass die Bezeichnung "Zigeuner" diskriminierend ist. "Hier handelt es sich nicht um eine Eigenbezeichnung der Roma und Sinti, sondern um eine abwertende Fremdbezeichnung, mit der Sinti und Roma ausgegrenzt werden", heißt es dort. Es sei Teil des Antiziganismus, "dass Sinti und Roma als eine Gruppe vermeintlich Fremder behandelt werden und ihnen eine Reihe negativer Stereotypen und verzerrter Darstellungen zugeordnet wird, die eine bestimmte Form des Rassismus darstellen".

Auch Antidiskriminierungsstellen können Unsinn reden. Welcher Teufel hat die Stelle eigentlich geritten, daß sie überhaupt auf die Idee kommt, "Sinti und Roma" eigens zu bezeichnen, als seien sie eine Gruppe? Und was macht man mit jenen Sinti und Roma, die sich selbst als "Zigeuner" bezeichnen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.11.2023 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52110

Eine Frau spricht mich auf der Straße an und fragt mich nach dem Weg. Ich würde gern Auskunft geben, aber den Laden, den sie sucht, kenne ich nicht. Sie hält mir ihr Handy hin, auf der Fimenwebsite steht eine Hausnummer, so daß ich ihr zumindest sagen kann, in welche Richtung sie gehen muß und wie weit es vermutlich noch ist.

Warum erzähle ich das? Die Frau ist eine Schwarze, sie ist schwarz, ihre Haut ist schwarz – schon hier deutet sich an, wo das Problem liegt. Während ich mit ihr spreche, ertappe ich mich dabei, zwischen Duzen und Siezen zu schwanken. Inzwischen wird man in Holland in vielen Alltagssituationen von Unbekannten geduzt, das ist nichts Ungewöhnliches mehr. Manchmal gehen »u« und »jij« sogar durcheinander. Vermutlich hat auch sie mich geduzt, ich weiß es nicht, so was geht im Gespräch unter. Soll ich sie siezen, um meinem Respekt besonderen Ausdruck zu verleihen? Und wieso sollte das überhaupt nötig sein? Oder soll ich sie, im Gegenteil, ebenfalls duzen, um ihr nicht das Gefühl zu geben, sie mache auf mich den Eindruck, anders behandelt werden zu wollen oder zu müssen als andere, oder anders ausgedrückt: um sie nicht zu diskriminieren?

Warum stelle ich mir überhaupt all diese Fragen? Meiner Natur entspricht das nicht. Ich kann ehrlichen Herzens sagen, daß ich jeden zunächst so nehme, wie er ist. Ich habe eher die Neigung, mir unbekannten Menschen zuviel als zuwenig Vorschußlorbeeren zu geben, und wenn irgend jemand sich pauschal abfällig über diese oder jene Gruppe äußert, bin ich sehr skeptisch und versuche erst einmal zu ergründen, was dahintersteckt. Ich lebe seit über dreißig Jahren in Den Haag und habe mich längst daran gewöhnt, im Laufe des Tages Menschen aus Familien verschiedenster Herkunft zu begegnen. Ich habe mit ihnen dienstlich oder privat zu tun, und ich empfinde das alles schon sehr lange als völlig normal und unspektakulär. Daß ich jetzt plötzlich anfange, mir Gedanken zu machen, die mir bisher fremd waren, ist keine gute Sache. Ich habe das Gefühl, daß mir durch das ständige Gerede über Rassismus, diskriminierende Sprache usw. eine Voreingenommenheit eingeimpft wurde, die ich vorher gar nicht hatte! Ich war schon mal weiter. Wenn das das Ergebnis der »woken« Weltverbesserung ist, dann gute Nacht, Marie! Zumal ich weiß, daß ich nicht der einzige bin, dem es so geht. Die Schrotflinten der Erwachten treffen vor allem diejenigen, die mit der Sache nichts zu tun haben. Echte Rassisten kann man damit nicht beeindrucken. Was ist also damit gewonnen?

Die Verengung des Blicks auf einzelne Wörter und Ausdrücke (!) halte ich für ein zusätzliches Unglück. Die Sprache ist natürlich ein leichterer Gegner als die wahren Demütigungen und Benachteiligungen, die manche erdulden müssen. Man kann Menschen noch so »korrekt« ansprechen und rhetorisch umschmeicheln, solange man sie nicht wirklich ernstnimmt und nicht nach ihren Fähigkeiten beurteilt, sollte man sich das Gerede von diskriminierungsfreier Sprache sparen. Natürlich kann es nicht schaden, auf seine Worte zu achten. Und wenn man mal unbewußt einen Fehler macht, stellt man ihn nach einem Fingerzeig wohlwollender Freunde oder Kollegen gerne ab. Für mich ist aber Handeln wichtiger als Reden. Konformistisch reden können viele, unvoreingenommen handeln ist etwas ganz anderes. Wer das kann, ist mir sympathisch und wird von mir unterstützt. Alles andere ist Literatur.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2023 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51999

In der gestrigen SZ versucht Bernd Dörries in seinem Leitartikel eine ausgewogene Darstellung des Palästina-Konflikts, die ich sehr gut finde ("Der bequeme Hass"). "Man muss kein Verständnis haben, aber zu verstehen versuchen sollte man schon, warum in der arabischen Welt oft ganz anders gedacht wird über den Terror der Hamas und die Palästina-Frage als im Westen." Usw. – Aber schon dieser Versuch gilt in unserer (nicht einmal echten) Übersensibilisierung als anstößig. Jeder soll sich sofort zu einer Seite bekennen, bevor man überhaupt mit ihm redet. Zum "ewigen Frieden" (Kant) gelangt man auf diese Weise natürlich nicht. Bernd Dörries ist wirklich mutig, weil er das Selbstverständliche auszusprechen wagt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2023 um 16.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51986

Den ganzen Tag ist von "Antisemitismus" die Rede, gemeint ist aber jede Stellungnahme für die Palästinenser, also gegen Israel, im Nahostkonflikt. Meiner Ansicht nach ist das eine falsche Rubrik, und das hat auch politische Folgen hierzulande. Aber die historischen Wurzeln der Palästinenserfrage sind ganz andere als die des Antisemitismus, auch wenn die Gründung des Staates Israel mit dem deutschen Judenhaß zusammenhing.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2023 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51978

Die Griechen haben aus gutem Grund die Perser als Feinde angesehen, aber sie haben nicht daran gedacht, Aischylos („Die Perser“) mit Aufführungsverbot zu belegen oder ihn von der Buchmesse auszuschließen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2023 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51974

Slavoj Žižek ist nicht gerade mein Idol, aber in seiner Rede auf der Frankfurter Buchmesse hat er nichts Falsches gesagt. Trotzdem fallen alle über ihn her. Man darf nicht analysieren, nur verurteilen. Die Palästinenser müssen weg, am besten gleich der ganze Islam! In Israel hat ein Philosoph und Menschenrechtler, der daran erinnert, daß im Gazastreifen auch Menchen leben, einen schweren Stand, aber hierzulande würde man ihn nicht einmal reden lassen. „Tichy“ ist jetzt Mainstream – ein schöner Erfolg, und so billig errungen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2023 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51966

Aus einer wirklich oder vermeintlich judenfeindlichen oder auch bloß klischeehaften Formulierung des Herrn Precht wird eine Staatsaffäre gemacht. Das kommt davon, wenn man Personen, die nichts Bemerkenswertes zu sagen haben, in Positionen hievt, wo sie zu allem befragt werden und dann eben auch zu allem etwas sagen. Wo wäre der Halbgott, dem das nicht zu Kopfe stiege? Und dann macht es auch wieder Spaß, ihn vom Thron zu stoßen, damit das Spiel mit einem anderen von vorn beginnen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2023 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51955

Wahrscheinlich gibt es schon sprachwissenschaftliche Bücher über tabuisierte Wörter, die ihren Forschungsgegenstand kein einziges Mal zu benennen wagen. Täten sie es, müßten sie mit Fackelzügen empörter Studenten vor ihrem Haus rechnen, und ihre Stelle an der Universität wären sie auch los.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2023 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51952

Die größte Entdeckung, die jeder Mensch in seinem Leben macht, ist die, daß man mit Zeichen etwas bewirken kann, die „Macht der Sprache“: „Von einem bewegten Lüftchen hangt alles ab, was Menschen je auf der Erde Menschliches dachten, wollten, taten und tun werden.“ (Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, IX, 2) Die Kehrseite ist die atavistische Angst vor Wörtern, das Sprachtabu („Benennungsscheu“). Die Juden dürfen den Namen Gottes nicht aussprechen, die Jäger nicht den Namen ihrer Beutetiere, die Sprachwissenschaftler den Gegenstand ihres Interesses nicht nennen usw. Bei aller Aufklärung ist dieses archaische Erbe, das ein Licht auf die Entstehung der Sprache wirft, nicht aufgegeben worden, im Gegenteil, die Politische Korrektheit feiert immer neue Triumphe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2023 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51939

Das Zeigen von Hakenkreuzen ist verboten, aber ist es auch das Zeigen von "Hakenkreuz"? Was ändert sich, wenn man, als ob es ebenfalls verboten wäre, ein gleichsam konspiratives HKNKRZ auf dem T-Shirt trägt? Noch problematischer: VTRLD.

Der Anlaß ist, daß jemand die Rechte an solchen Zeichen erwerben und damit den Rechten das Tragen unmöglich machen will. Das kann nur nach hinten losgehen. Aber mich interessiert die semiotische Seite.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2023 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51917

Unter die gleiche Rubrik wie die Vollkornsocken gehört auch dies:

Mit einem von der SZ vertriebenen Weißwein kauft man zugleich ein Stück „Biodiversität“, weil die Winzerei auf „die autochthonen Rebsorten Kalabriens“ setzt.

Billig ist es natürlich nicht, mit jedem Schluck etwas für die Umwelt zu tun. Das ist eben das Doppelgesicht der Öko-Politik: Den vielgeschmähten Verzichtsforderungen steht der gewissensbereinigte Luxuskonsum gegenüber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2023 um 18.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51806

Die Erlanger haben entdeckt, daß ihre Erwin-Rommel-Straße und das daran gelegene, informell nach ihr benannte Studentenwohnheim einen anderen Namenspaten haben sollten. Einmal wg. Nazi, dann aber auch weil Militärs zum Tod von Menschen beitragen, und nicht zu knapp. Mal sehen, wie lange die Stadtverwaltung standhält. Der Sog zur Verbesserung der Menschheit ist ja schon sehr stark.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2023 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51738

Gegen Höcke wird ein Strafverfahren eröffnet, weil er in einer Rede Nazi-Vokabular verwendet haben soll. Besonders schlimm sei „alles für Deutschland“. Was ich von Höcke halte, muß ich nicht sagen. Aber solche Versuche müssen nach hinten losgehen. Ich biete mich als linguistischer Gutachter zu seiner Verteidigung an. Wenn wir anfangen, philologisch herumzukramen, kann nichts Schlüssiges dabei herauskommen. Der Irrweg der Wörter-Verfolgung hat sich noch nie bewährt. Höcke hat praktisch schon gewonnen (wie Aiwanger auf seine Weise in der Schultaschen-Affäre gewonnen hat). Wie kann man so dumm sein!
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 20.08.2023 um 11.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51640

Hier eine traurige Geschichte, die zeigt wo unsere Gesellschaft mittlerweile steht:

https://achern-weiss-bescheid.de/2023/08/19/menschliche-abgruende/

Beachten Sie bitte das Dreifach-s im vorletzten Absatz (Grußzeile nicht mitgezählt).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.08.2023 um 11.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51639

Ja, es gibt offenbar verschiedene Fassungen, und ich bin gestern auf die kürzere gestoßen. Man könnte also sagen, daß die AfD die Gefahr einer Überdüngung durch CO2 genauso unterschlägt, wie das IPCC und die deutsche Regierung den düngenden Effekt. Anscheinend hat die Wissenschaft das letzte Wort darüber auch noch nicht gesprochen. Es muß also einen vernünftigen Meinungsstreit geben, keine "Brandmauern" gegen die Demokratie.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.08.2023 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51638

Der Passus steht nicht nur im hier zitierten Leitantrag, sondern auch in dem Dokument, das die AfD auf ihrer Website als ihr Grundsatzprogramm präsentiert (https://www.afd.de/wp-content/uploads/2023/05/Programm_AfD_Online_.pdf, S. 79, abgerufen am 20.8.23). In der Kurzfassung (https://www.afd.de/wp-content/uploads/2021/02/2016-06-20_afd-kurzfassung_grundsatzprogramm_webversion_k.pdf) fehlt er.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2023 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51636

Ich weiß nicht, ob es im aktuellen Programm steht, aber viel dikutiert wurde über diesen Passus:

„IPCC und deutsche Regierung unterschlagen die positive Wirkung des CO2 auf das Pflanzenwachstum und damit auf die Welternährung. Je mehr es davon in der Atmosphäre gibt, umso kräftiger fällt das Pflanzenwachstum aus.“ (https://www.afd.de/wp-content/uploads/2016/03/Leitantrag-Grundsatzprogramm-AfD.pdf)

Daß die Partei ihre Meinung in diesem Punkt geändert hat, ist mir nicht bekannt. Bei Tichy wiederholen sie es unermüdlich, und auch von AfD-Wählern mußte ich es mir oft genug anhören.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.08.2023 um 01.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51635

Welche "scheinbar plausible Rechnung" hat die AfD in ihr Programm aufgenommen? Ich finde im Programm der AfD diesbezüglich nur den Satz:
"Jegliche Form der CO2-Besteuerung ist abzuschaffen." Darüber kann man zumindest diskutieren, man kann es zur Wahl stellen. Sachliche Kritik finde ich immer gut und hilfreich, aber etwas Radikales (weil es hier gerade viel um Rechtsradikalismus ging) sehe ich darin auch nicht.

Was letzteren (allgemeiner Vorwurf an die AfD) betrifft, ist vielleicht das folgende Zitat aus dem AfD-Programm noch treffender:

"Die Einführung von Volksabstimmungen nach Schweizer Modell ist für die AfD nicht verhandelbarer Inhalt jeglicher Koalitionsvereinbarungen und beinhaltet
insbesondere folgende Elemente:
Ohne Zustimmung des Volkes darf das Grundgesetz nicht geändert und kein bedeutsamer völkerrechtlicher Vertrag geschlossen werden. Wir wollen dem Volk das
Recht geben, den Abgeordneten auf die Finger zu schauen und vom Parlament beschlossene Gesetze zu ändern oder abzulehnen."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2023 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51633

Dazu noch eine hübsche Illustration:

Die Besteuerung der Luft muss weg! – Wohlstandsvernichtung durch die Ampel
Der Irrsinn wird vollkommen, ein Bestandteil der Luft wird immer weiter besteuert.
Von Holger Douglas
(Tichy 15.8.23)

Die Emissionssteuer auf CO2 ist kein Projekt der Ampel, sondern entspricht einem weltweiten Abkommen; die höchsten Steuern hat Schweden, das bei Tichy gelobt wird wegen Planung von AKWs. Der Bau wird allerdings noch 20 Jahre dauern. Sieben Reaktoren sind stillgelegt, rund die Hälfte – was geschieht mit ihnen?

Douglas preist abschließend den steigenden CO2-Gehalt als gut für das Pflanzenwachstum. Diese „Überdüngung“ kann negative Folgen haben, weil die Pflanzen nicht im gleichen Maße, wie sie schneller wachsen, auch Stickstoff und Mineralien aufnehmen und Proteine bilden. Trotzdem hat die AfD die scheinbar plausible Rechnung in ihr Programm aufgenommen.

Seltsam ist auch, daß die Klimaskeptiker diese chemische Wirkung des CO2 preisen, die physikalische Wirkung des Treibhauseffekts aber leugnen, obwohl sie viel leichter zu verstehen ist.

Aber zurück zur Rhetorik: "Besteuerung der Luft" – ist das nicht bewundernswert? Jetzt besteuern sie schon unsere Luft!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2023 um 03.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51630

Ein weites Feld. Aber den Umkehrschluß, den Sie im ersten Absatz kritisieren, habe ich nicht vollzogen (und Sie behaupten auch nicht, daß ich ihn vollzogen habe). Ich bezog mich auf Junge Freiheit und mein absolutes Lieblingsmagazin Tichys Einblick (wo man nicht weiß, ob man das Niveau oder den gehässigen Ton mehr bewundern soll).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2023 um 23.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51629

Ich finde auch, daß sich diese Presse selbst lächerlich macht. Nur, nicht jeder, der sich lächerlich macht, ist deswegen gleich rechtsextrem.
(siehe auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51580)

Wenn nur oft genug die Wörter rechtsextrem/rechtsradikal in einem Atemzug zusammen mit lächerlich, für AKW, gegen Rußlandsanktionen, gegen hohe Einwanderungsraten, Kritik der staatlichen Coronamaßnahmen u. ä. genannt werden, dann wird der durchschnittliche BILD-Leser schnell zu dem Glauben verleitet, jeder, der eine entsprechende Meinung hat, sei also auch rechtsextrem/rechtsradikal.

Gibt es denn eine rechtsextreme Presse in Deutschland? Wenn ja, dann sollte man sie mit den rechtsextremen Fakten nennen, nicht mit irgendwelchen allgemeinen Schwächen oder Meinungen, die unabhängig von einer extremistischen Einstellung Demokraten auch haben könnten.

Was heißt extrem/radikal überhaupt? Meiner Ansicht nach dienen diese Attribute der Benennung von Personen oder Bestrebungen, die den Zweck gewaltsamer Regierungsumstürze oder des Erhalts einer Diktatur unter Ausschluß des demokratischen Mehrheitsprinzips verfolgen. Wer sich lächerlich macht, ist selbst schuld, und wer ein Regierungsmitglied kritisiert, ob zu recht oder nicht, hat in einer Demokratie das Recht dazu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2023 um 14.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51628

Die rechtsradikale Presse findet, Lauterbach habe sich in Indien (AUCH in Indien, wie es naturgemäß heißt) lächerlich gemacht, und zwar durch Tragen eines roten Punktes auf der Stirn. Auch von kultureller Aneignung ist die Rede, obwohl das nicht gerade zum Inventar rechter Verächtlichmachung gehört.
Nun tragen allerdings nicht nur indische Ehefrauen einen Bindi, sondern auch Gästen wird ein solches Ehrenzeichen (Tilaka) verpaßt. Das dürfte auch hier vorliegen. Wenn man das nicht weiß, macht man sich selber lächerlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2023 um 19.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51625

In Salzburg wird Martinus Oper "Greek Passion" aufgeführt, in der es um Flüchtlinge (refugees) geht. Musikkritiker Egbert Tholl von der SZ macht daraus eine "Geflüchteten-Oper" und bleibt im ganzen Text dabei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2023 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51534

Das gehört zur großen Umdeutung aller Worte. Vorurteile gegen andere Menschen werden "antisemitisch" genannt, weil sie "strukturell" dem Antisemitismus gleichen. Auch Weiße können "schwarz" sein, wenn sie sich politisch auf deren Seite schlagen. Frauen sind "Minderheiten", weil sie unterdrückt werden; zahlenmäßig sind sie in der Mehrheit, aber das spielt keine Rolle. Migranten sind "Flüchtlinge", UN-Definition hin oder her.

Jener deutsch-türkische Betroffenheitsleser wird im Bericht der SZ zu den Nicht-Weißen gezählt, was ihm in seinem Kontext einen weiteren Vorteil verschafft, weil er damit authentisch über N-Wörter urteilen kann.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.07.2023 um 20.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51533

Peter Ramsauer soll Wirtschaftsflüchtlinge indirekt als Ungeziefer bezeichnet haben (oder sollte ich schreiben: er hat das U-Wort benutzt?). Zur Beschreibung dieses Vorgangs würden mir alle möglichen kritischen Formulierungen einfallen, aber wieso um alles in der Welt hat er sich damit »rassistisch über Geflüchtete geäußert«, wie jetzt sofort wieder allenthalben zu lesen ist? Wenn jemand Flüchtlinge wegen ihres Fluchtmotivs herabwürdigt, hat das doch zunächst nichts mit der Ethnie der Betroffenen zu tun, selbst wenn es sich vorwiegend um Menschen aus einer bestimmten Region der Welt handelt. Heute löst Kritik (berechtigt oder nicht) an jedwedem Verhalten von Menschen, die einer bestimmten Ethnie angehören oder aus einem bestimmten Kulturkreis kommen, neuerdings selbst von Menschen, die Frauen, kleinwüchsig oder behindert sind, zuverlässig den Rassismusvorwurf aus. Man sollte dieses Springteufelchen endlich mal in Rente schicken, statt es dermaßen überzustrapazieren. Wer jede abfällige Äußerung über immer mehr Gruppen von Menschen reflexartig als Rassismus anprangert, sollte sich einmal fragen, ob er diese Menschen eigentlich für voll nimmt. Wer möchte schon in allen nur denkbaren Kontexten immerzu als Opfer einer ganz bestimmten Ideologie betrachtet werden, nur weil sich wohlmeinende Leute deren unerbittliche Bekämpfung auf die Fahnen geschrieben haben? Ich sehe darin fast einen Mißbrauch der Betroffenen. (Im Gespräch mit einem Antirassismusaktivisten müßte ich wohl von Rassismus sprechen, damit er mich versteht.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2023 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51522

In den Forschungen zur Geschichte der vatikanischen Zensur (Peter Godman über den Index librorum prohibitorum) erstaunt die Mediokrität der Zensoren, die überhaupt nichts von der Literatur verstanden, die sie zu beurteilen hatten. Das ist heute nicht anders. Menschen, die keine eigenen Leistungen vorzuweisen haben, verschaffen sich einen nichteinholbaren Vorsprung durch Richten über andere. Manche schlagen, wie man sieht, auch einen ansehnlichen Stundenlohn heraus. Auf dem Schreibtisch unseres Betroffenheitslesers sieht man den Duden-Ratgeber zum Gendern liegen. Auf diesem Niveau wird gefiltert, was die Bildungsnation lesen darf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2023 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51521

Die SZ stellt ganzseitig einen „Sensitivity reader“ vor. Man könnte übersetzen „Betroffenheitsleser“. Er sieht im Auftrag von Verlagen (80 Euro pro Stunde) Texte daraufhin durch, ob sie Wörter und Stellen enthalten, die zarte Gemüter verletzen könnten. Besonders schlimm findet er das Libretto der „Zauberflöte“. Als Türke in Deutschland, Muslim und Homosexueller, wie er selbst betont, ist er dreifach qualifiziert. Außerdem ist er recht korpulent, was ihn befähigt, Hinweise auf Fettleibigkeit zu indizieren. (Unabhängig von ihm wurde schon, wie der Artikel erwähnt, in Roald Dahls Schokoladenfabrik abgespeckt.) Der Mann ist also professionell mit der Bereinigung und damit eigentlich Vernichtung von Literatur beschäftigt. Ist das erst der Anfang?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.07.2023 um 10.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51511

Die Daseinsberechtigung jedweder Kunst außerhalb von Museen soll also vom möglichen "Unwohlsein" des letzten Banausen abhängen. Eine Anmaßung von historischer Blödheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2023 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51510

Angeblich gibt es keine „Primitiven“, aber ihre Kunst sammelt man gern. Heutzutage wird der Begriff "Primitive Kunst" wissenschaftlich nicht mehr verwendet, da er die Gefahr birgt, die behandelten Objekte abzuwerten und zu Kuriositäten zu erklären. Es gab zahlreiche Versuche, politisch korrekte Definitionen zu finden, darunter in Frankreich den Begriff "art premier" (frühe Kunst), der jedoch nicht mehr als eine Verlegenheitslösung darstellt und sich bis heute nicht durchgesetzt hat. In den meisten Fällen ist man dazu übergegangen, die Kunstobjekte nach ihrer genauen Herkunft zu benennen, so beispielsweise "Afrikanische Kunst" oder "Ozeanische Kunst". Daß es zu keiner Abwertung kommt, dafür sorgen die hohen Preise.

Bemerkenswert übrigens, daß die Deutsche Welle (woher das Zitat von 2006 stammt) ganz ohne Ironie von "politisch korrekt" spricht. Als ob etwas politisch korrekt sein könnte, wenn es im übrigen nicht korrekt ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.07.2023 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51507

Thomas Kahlcke erklärt den Lesern von ndr.de, warum es unpassend sei, in einer Universität die Skulptur eines menschlichen Körpers aufzustellen (https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Kunst-oder-anstoessig-Diskussion-um-Primavera-an-Flensburger-Uni,skulpturenstreit100.html). So etwas sei nur in einem Museum oder einer Ausstellung in Ordnung, weil die Menschen, die dort hingingen, bereit seien, »sich damit auseinanderzusetzen«.

»Aber das Foyer eines Uni-Gebäudes ist kein Museum. Wenn dort eine stilisierte Frauenfigur steht, wird sie anders wahrgenommen als in einer Kunsthalle. Fritz Durings Skulptur "Primavera" zeigt eine stilisierte, stehende – mutmaßlich nackte – Frau mit erhobenen Armen. Die stand im Uni-Foyer nicht zwischen anderen Kunstwerken, sondern sie war dort eine isolierte Erscheinung. Und sie wurde Tag für Tag nicht von kunstbeflissenen Ausstellungsbesucherinnen und -besuchern betrachtet, sondern von Studierenden und Lehrenden, die aus ganz anderen Gründen die Uni betreten.«

Soll heißen, wer eine Universität betritt, braucht nicht damit zu rechnen, dort einem Kunstwerk zu begegnen, und muß vor einer solchen Begegnung und ihren unabsehbaren Folgen behütet werden.

»Das bestimmt natürlich die Wahrnehmung. Wer sich nicht mit der halben Kunstgeschichte im Hinterkopf die Zeit nimmt, die Figur eingehend zu betrachten und zu reflektieren, sondern ohne gezieltes Kunstinteresse daran vorbeigeht, sieht in der "Primavera" möglicherweise etwas anderes als eine gelungene Skulptur. Zum Beispiel die Darstellung einer Frau als hingebungsvolles Wesen mit gebärfreudigem Becken. Damit sind selbstverständlich nicht alle einverstanden.«

Ein sehr gestriges und elitäres Verständnis von Kunst und Kunstwahrnehmung scheint mir das zu sein. Und wie freudlos! Waren wir da nicht schon etwas weiter? Kunst im öffentlichen Raum, an Orten jenseits von Museen und Galerien, sichtbar auch für Leute, die zufällig nicht Kunstgeschichte studiert haben und die zum Glück noch nicht dazu übergegangen sind, sich jede ästhetische Empfindung durch angestrengtes Dauergrübeln selbst auszutreiben, sollte doch im 21. Jahrhundert nichts Anrüchiges mehr haben. Und welches Bild muß man eigentlich von den intellektuellen Fähigkeiten derer haben, die »die Uni betreten«, wenn man glaubt, selbst ihnen den Anblick einer Frauenskulptur nicht zumuten zu können? Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn »nicht alle« mit etwas einverstanden sind? Wenn man alles aus der Welt entfernte, womit nicht alle glücklich sind, blieb nichts mehr übrig, wirklich gar nichts mehr. Wie kann man nur derart engstirnig und tantenhaft sein? Wenn eine Frauenskulptur schon nicht mehr in einer Uni gezeigt werden darf, sollte man das Wort Kunstfreiheit besser nicht mehr in den Mund nehmen.

Wie nun weiter? Ich hätte eine Idee: Skulptur zurück ins Foyer, allerdings eingehegt von einem neuen, zweiten Kunstwerk namens »Reflexion 23«, einem Zylinder aus spiegelndem Plexiglas, der die Sicht auf die Dame erheblich einschränkt und damit zugleich zum Nachdenken über gesellschaftliche Werte anregt, daneben eine Tafel mit erläuternden Texten. Wie wär’s?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2023 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51505

Sehr gut! Die Redeweise der Dame ist aufschlußreich. Wann immer jemand behauptet, etwas "lege ... nahe", ist er im Begriff, mehr über sich selbst als über den Gegenstand zu verraten.

Der Anblick einer Frau wird allmählich so unerträglich, wie es der Anblick von Kindern schon ist. Beides reduziert den Menschen auf die Fortpflanzung, nicht wahr? Menschen, die früher abwertend "Frauen" genannt wurden, sind allenfalls als Vorständinnen oder Fußballerinnen abzubilden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.07.2023 um 10.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51504

https://virchblog.wordpress.com/2023/07/22/wo-bleibt-der-sex/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2023 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51503

Es braucht nur IRGENDWER an einem Frauenbild (wie jetzt Durings „Primavera“) Anstoß zu nehmen – schon wird es untragbar. Wenn das am größten Heiratsmarkt der Welt, also an der Universität geschieht, fällt es besonders auf. Man würde die menschliche Dummheit nicht gerade dort vermuten, aber so ist es nun mal.

Die Dilettanten, die sich jetzt mit der Säuberung der Straßennamen beschäftigen, ahnen noch gar nicht, wie groß ihr Arbeitsfeld ist, wenn sie es nach und nach vollständig ins Auge fassen. So auch die Putzkolonne, die nun die Museen zu reinigen anfängt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2023 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51493

Bevor man den Richard-Wagner-Platz in Nürnberg umbenennt, weil Wagner Antisemit war, sollte man seine Musik bannen. Es gibt unzählige Personen, die ebenfalls der Verdammung anheimfallen sollten, weil sie entweder gegen Juden oder gegen Frauen oder gegen Homosexuelle oder gegen das Christentum (daran denkt fast niemand) waren oder sich abschätzig über Chinesen, Türken oder Neger geäußert haben.
Je weniger Bücher böser Menschen es gibt, desto weniger braucht man zu lesen. Vom reduzierten Literaturpensum an amerikanischen Universitäten haben bekanntlich schon viele profitiert. Das gilt mutatis mutandis von dem ganzen überlieferten Kulturzeug. Wetten, daß die Wagner-Kritiker dessen Schrift nicht gelesen haben? Den Namen Meyerbeer – den Wagner in seinem Pamphlet nicht erwähnt – haben sie bestimmt auch noch nie gehört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2023 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51467

Früher hat die Zensur (FSK) Filme ab 16 freigegeben, die heute ab 6 oder ohne Altersbeschränkung gezeigt werden (abgesehen vom Fernsehen usw., wo sowieso jeder alles sehen kann).
Aber ist die Gesellschaft liberaler geworden?
Früher durften Kinder sich als Zigeunerinnen verkleiden und sich als Sternsinger das Gesicht schwarz machen. Das geht heute nicht mehr.
Darf man Yogaübungen machen? Darüber würde schon gestritten. Noch interessanter: Darf man sich über Yoga lustig machen? Oder über „Om“ im Kabarett lachen?
Darf man einen Sombrero tragen? Bekanntlich kann es da zu Problemen kommen.
Früher durfte man über tabuisierte Wörter sprechen, heute darf man sie nicht einmal mehr anführen, so daß streng genommen niemand mehr wissen kann, wovon die Rede ist.
Jeder Versuch einer erotischen Annäherung (Flirten) kann existenzgefährdend sein, weil er im Falle einer Zurückweisung – also meistens – als verwerfliche Belästigung, wenn nicht sogar als sexualisierte Gewalt ausgelegt werden kann. (Es gilt die Interpretation durch das „Opfer“.) Eigentlich ist damit das traditionelle Geschäft der Fortpflanzung des Menschengeschlechts an sein Ende gekommen, wenigstens hierzulande. Anderswo schnackseln und hecken sie unbedenklich weiter.
Die Bilanz ist schwierig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 15.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51453

Zu Ottos 75. Geburtstag ein Zitat aus Wikipedia:

35 Jahre nach Kinostart der Filmkomödie Otto – Der Film, die 1985 in die Kinos kam, wurde debattiert, ob eine Szene in dem Film, in der mehrfach der – damals noch gebräuchliche – Begriff Neger genannt wird, rassistisch ist. Kritiker, unter anderem von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, werfen Otto darin kulturell unsensible bis rassistische Äußerungen vor. Matthias Wendlandt, Geschäftsführer der Produktionsfirma, wies den Rassismusvorwurf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als Missverständnis zurück. Die „bloße Nennung bestimmter Begriffe“ genüge zum Beweis des Vorwurfs nicht. In der taz wurde die umstrittene Szene verteidigt. Otto selbst lehnt nach Angaben seiner Sprecherin jedes Interview zu dem Thema ab.

Recht hat er. Man ist nicht jedem Verfolgungsverein e. V. rechenschaftspflichtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51447

Ohne auf die Tendenz von Herrn Riemers Eintrag eingehen zu wollen, möchte ich bemerken, daß der Mangel an Fachkräften und Material zwei entgegengesetzte Ursachen haben kann: eine marode Volkswirtschaft oder eine prosperierende. Gerade hier in Erlangen kommt man leicht auf solche Gedanken (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51438). Wo es schon sehr viele gut ausgebildete Fachleute gibt, werden natürlich immer noch mehr davon gebraucht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.07.2023 um 23.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51441

zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50640
aus den Tagesthemen, 14.7.2023, zum zweiten Jahrestag des Hochwassers an der Ahr:

Karen Miosga, Tagesthemen-Sprecherin:
"Woran liegt es, Frau Weigand, daß der Wiederaufbau so schleppend verläuft?"

Cornelia Weigand, Landrätin im Kreis Ahrweiler (parteilos):
"Ich glaub, da kommt vieles zusammen, Handwerkermangel, Materialmangel natürlich auch, ..."

Das sind genau die Vokabeln, die ich aus der DDR kenne. Der einzige Unterschied: In der BRD dürfen sie in den staatlichen Nachrichtensendungen noch [!] genannt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2023 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51436

Bilder sind keine Aussagen. Darum ist es schwierig, jemanden anzuklagen, der Söder in SS-Uniform darstellt. Wir hatten schon Merkel und viele andere mit Hitlerbärtchen.

„Denken wir uns ein Bild, einen Boxer in bestimmter Kampfstellung darstellend. Dieses Bild kann nun dazu gebraucht werden, um jemand mitzuteilen, wie er stehen, sich halten soll; oder, wie er sich nicht halten soll; oder, wie ein bestimmter Mann dort und dort gestanden hat; oder etc. etc. Man könnte dieses Bild (chemisch gesprochen) ein Satzradikal nennen. Ähnlich dachte sich wohl Frege die ‚Annahme‘.“ (Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen 22)

Nebensätze enthalten solche Satzradikale, da sie keine eigene Illokution (Sprechaktfunktion) haben. Die Karikatur, die zur Zeit verhandelt wird, entspricht also etwa dem Satz „daß Söder ein Nazi ist“ – damit ist nichts gesagt und folglich niemand beleidigt. Ähnlich verhält es sich mit Wörtern. Die Angst vor dem bloßen Aussprechen („Voldemort“, „Neger“) ist ein Atavismus, die Verfolgung im Namen der PC ebenso.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2023 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51414

Die moralische Empfindlichkeit dehnt sich so weit aus, daß jede Benennung von einzelnen Menschen oder Gruppen vermieden wird. Das natürliche Recht auf Kategorisierung wird angezweifelt. Das gilt sogar für Berge (Ayer’s Rock). Dabei hatte schon Gott dem ersten Menschen das Recht eingeräumt, die Dinge zu benennen und damit auch zu kategorisieren.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 09.07.2023 um 18.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51412

Alarm im Klassenzimmer: „Schüler haben nur Anrecht auf Unterricht, nicht auf Bildung“

7.7.2023

https://www.auf1.tv/petzl-bricht-auf/alarm-im-klassenzimmer-schueler-haben-nur-anrecht-auf-unterricht-nicht-auf-bildung

Die Sprachwissenschaftlerin Christine Kasem sieht die Lehrerausbildung sehr kritisch. Sie bemängelt, dass es weder in den Schulen noch an den Universitäten eine fundierte Grammatik-Ausbildung gebe. Dies gelte auch für Lehrer, die Deutsch als Zweitsprache (DaZ) unterrichten. In Wiener Schulen – mit Migrantenanteilen von über 90 Prozent – sei die Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache die Regel. Kasem, die „Das Grammatik-Karussell“ entwickelte, sieht im Gespräch mit Sabine Petzl das Gendern als nicht zielführende Form der Sprachvermittlung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2023 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51411

die indigenen Baka, oft abwertend als „Pygmäen“ bezeichnet (SZ 8.7.23)

Anstößig ist anscheinend die Bezeichnung, die schon immer (also seit ihrer „Entdeckung“ durch die Gemeinschaft, zu der wir in sprachhistorischer Kontinuität gehören) verwendet wurde, folglich auch in der Zeit, in der den Trägern übel mitgespielt wurde (nicht zuletzt von den Bantu). Vielleicht wurden die kleinwüchsigen, eher naturnah lebenden Afrikaner, die übrigens kein einheitliches Volk bilden und sich auch nicht so sehen, gering geschätzt, aber die Bezeichnung „Pygmäe“ war nicht abwertend und ist es auch heute nicht.

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Zu den Krawallen in Gießen:

"Die Eritreer seien seit den 1980er Jahren eine große Gemeinde in Deutschland, mittlerweile in zweiter und dritter Generation. „Wir sind ein Teil Deutschlands, wir sind Deutsche, aber wir stammen aus Eritrea.“ Wenn suggeriert werde, dass sie Ausländer seien, sei dies struktureller Rassismus." (dpa)

Wie man sieht, sind die Eritreer – jedenfalls ihre Verbandssprecher – in Deutschland angekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2023 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51405

Die Politische Korrektheit ist eine Art Volksverhetzung. Man stigmatisiert unbescholtene Bürger, weil sie sich der allgemein üblichen Sprache bedienen. Der Eifer der Verfolger folgt dem bekannten Muster.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2023 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51403

Die inkompetente Ulmer Lehrerin hat Erfolg gehabt (statt entlassen zu werden). Das Kultusministerium ergänzt die Schullektüre Koeppen durch Seghers ("Transit"). Die SZ deckt auf, daß die törichte Ministerin eine Kleinigkeit übersehen hat: Auch darin kommt ein "Neger" vor!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2023 um 04.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51349

Der Supreme Court der USA hat die "affirmative action" bei der Aufnahme von Erstsemestern verboten. Ich kann das nicht falsch finden, auch wenn es auf Wunsch der Republikaner geschah. Wie anderswo gesagt, kann man das Proporzdenken auf viele Gebiete ausdehnen, aber es verstößt immer gegen das Grundrecht auf Gleichbehandlung vor dem Gesetz. Die Logik dahinter ist einfach genug: Weil die Startchancen ungleich sind, muß man sie durch Maßnahmen (action) gleich machen. Menschlich verständlich, aber abschüssig, denn wo soll man aufhören?

Die Formel hierzulande ist: "werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt". Logisch gleichwertig wäre: "werden bei gleicher Qualifikation benachteiligt", aber das sagt man natürlich nicht.

Das Ziel wird so auch nicht erreicht. Man denke auch an die Armen bei uns, denen durch Subventionen verschiedener Art zwar unmittelbar geholfen wird, ohne daß aber die Ursachen der Ungleichheit angetastet werden.

Ich habe schon beschrieben, wie das an indischen Universitäten mit den "scheduled castes and tribes" lief.

Ich kenne auch Professorinnen, die auf dem Frauen-Ticket zu ihrer Stelle gekommen sind. Schön für sie, aber der eigentliche Wandel spielt sich anderswo ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2023 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51346

Bayerische Schüler klagen gegen den Stempel im Abiturzeugnis, der ihnen Legasthenie bescheinigt. Es ist das alte Dilemma: Um Benachteiligung berücksichtigen zu können, muß man sie kennen. Heute gelten Taubheit, Autismus usw. einerseits nicht als Krankheiten, sondern als Formen der Andersartigkeit, „Diversität“, Vielfalt, werden also gleichgestellt mit Rasse (huch! ethnischer Herkunft...), sexueller Orientierung usw. Andererseits sollen Arbeitgeber und staatliche Stellen darauf Rücksicht nehmen, ausgleichend fördern usw. Wieviel davon gehört in Zeugnisse, den Personalausweis, was gehört auf die Gesundheitskarte?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2023 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51311

Die Landesregierung von Thüringen läßt jedes Jahr die politische Gesinnung ihrer Untertanen prüfen. Kein Trick ist ihr zu schäbig:

Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat.

Wer dies ankreuzt, ist antisemitisch. So hilft man dem verkümmerten Antisemitismus wieder auf die Beine. Wer kommt – außer der Regierung – überhaupt auf die Idee, die Politik Israels und die Juden in Verbindung zu bringen? Aber wenn man schon mal darauf gebracht worden ist, könnte man sagen: Ja, das ist zwar nicht meine Meinung, aber ich kann es gut verstehen. Schließlich definiert Israel unter Netanjahu sich als jüdischen Staat usw.

Übrigens: Die Befragung der Thüringer hat wieder ergeben, daß sehr viele Menschen mit ihrer persönlichen Lage zufrieden sind, mit der allgemeinen Lage jedoch so unzufrieden, daß sie den Rechtsradikalen zuneigen. Nun ist ihnen die „allgemeine Lage“ ja fast ausschließlich durch die Medien bekannt. Diese müssen also den beklagenswerten Eindruck erzeugt haben. Ich kenne Menschen, die nur „Tichys Einblick“ lesen. Sie glauben folglich, daß Deutschland unter der schlechtesten Regierung, die es je hatte, in absolutes Elend versunken ist, nachdem schon unter Merkel alles im Sinkflug oder freien Fall gewesen ist. Gerade war wieder zu lesen, das Messer sei „das neue Normal“. Tatsächlich ist die Flutung mit Ausländern das Hauptübel, unsere Umvolkung nicht mehr aufzuhalten usw. Wenn man das Tag für Tag liest, ist nichts anderes zu erwarten.
Norbert Frei bespricht alles zusammen in der SZ. (Er ist in Jena und Kollege der Volksbefrager.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2023 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51284

Zur Zeit wird wieder erörtert, ob es wirklich sinnvoll ist, Menschen ins Gefängnis zu stecken, weil sie die Strafe für wiederholtes Schwarzfahren nicht bezahlen können oder wollen. Ein Mann der mehrmals 2,90 € gespart hat, soll vier Monate sitzen, was den Staat 20.000 € kostet. In anderen Ländern gibt es bessere Lösungen. (In den USA ist das Einsitzen von meist schwarzen, meist armen Drogen-Straftätern vergleichbar.)
Die SZ schaltet einen munteren Exkurs über das politisch inkorrekte Farbwort ein.
Im Wikipedia-Artikel über „Schwarzfahren“ wird immer noch kommentarlos das unverschämte Gerede der „Initiative Schwarzer Menschen“ zitiert, samt selbstehrender Großschreibung (wie manche entflammten Deutschen Menschen während des Ersten Weltkriegs).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2023 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51270

Wieder ein Artikel über Hunderassen.

Wenn es Hunderassen gibt, gibt es auch Menschenrassen. Wenn es unter Hunden Mischlinge gibt, dann auch unter Menschen. Alles andere wäre Speziesismus. Mammalier aller Länder, vereinigt euch!

Wer das Offensichtliche leugnet, weckt Mißtrauen in seine Aufrichtigkeit.

Der Rassismus beginnt mit der Bewertung, nicht mit der Beschreibung. Die Vorverlegung bis in die Sprache kann der guten Sache nur schaden. Das gilt für viele Bereiche, und man sieht schon die Folgen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2023 um 19.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51252

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24548

Wenn unser schwarzer Tischgenosse in Tianjin wieder mal das Mittagessen hatte ausfallen lassen, pflegte er zu sagen "Sleeping is dining". Das ist bei uns in die Familiensprache eingegangen, obwohl es gar kein englisches Sprichwort ist. Er war ja Französischlehrer, und daher kannte er es auch (Qui dort dîne).

Er wirkte, wie gesagt, ziemlich unglücklich und vereinsamt, wie verbannt.

Als die Nachricht eintraf, daß Wole Soyinka den Literaturnobelpreis erhalten sollte, war er sehr erfreut, aber noch mehr strahlte er, als ich bemerkte, Ousmane Sembène hätte ihn auch verdient. Es war reiner Zufall, daß ich beide kurz zuvor gelesen hatte, aber durch meine scheinbare Kennerschaft hatte ich natürlich einen Stein im Brett.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.06.2023 um 23.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51229

Heute in Quedlinburg. In einem Café-Restaurant fragt ein Freund den Inhaber, der uns bediente, ob das »ungarische Schnitzel« aus der Karte das gleiche sei wie ein Zigeunerschnitzel. Der Wirt schmunzelt, überlegt kurz, was er antworten soll, und meint dann, das Schnitzel heiße bei ihm schon länger so. Nach einer Pause setzt er nach, daß er sich halt den Vorwurf des politisch Inkorrekten ersparen wolle. Wie zur eigenen Beruhigung fügt er schließlich noch hinzu, daß das Schnitzel ja aus der Gegend dort komme, das sei also schon okay. Er hat das alles wohlgemerkt ohne Zwischenfragen oder -anmerkungen unsererseits gesagt, man konnte ihm beim Nachdenken förmlich zusehen.

Wie ihm wird es Tausenden von Wirten in ganz Deutschland gehen. Sie selbst haben nichts gegen »Zigeunerschnitzel« einzuwenden, und 99 Prozent ihrer Gäste hätten das eigentlich auch nicht. Aber da ist eben dieses eine Prozent, das den »Sprachwandel« organisieren hilft, und dagegen ist nun mal schwer anzukommen. Was nützt die Freiheit, zu sagen und zu schreiben, was man für richtig hält, wenn die »Tyrannei des Vermeintlichen« stärker ist?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2023 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51172

Viele, die anklagend von kultureller Aneignung (Appropriation) sprechen, sind ein Opfer ihrer eigenen, auf den Besitz-Begriff gegründeten Metaphorik. Nachahmung macht den Nachgeahmten nicht ärmer. Als die Römer sich die griechische Kultur „aneigneten“, verloren die Griechen nichts, im Gegenteil. Wenn ich mir eine Pizza mache, geschieht den Italienern kein Unrecht. Appropriation ist nicht Expropriation (jetzt rede ich schon mit Marx- und Engelszungen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2023 um 15.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51153

Feine Beobachtung. Vielleicht könnte man sagen: Diese Leute wollen die Geschichte bearbeiten, statt aus ihr zu lernen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.05.2023 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51151

Die woken Reinigungskräfte stehen Höcke („Denkmal der Schande“) näher, als sie ahnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2023 um 06.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51150

Brandenburger „Judensau“ wird verhüllt (FAZ 29.5.232)

Es hat nie einen christlichen Judenhaß gegeben; jedenfalls wollen wir nicht daran erinnert werden.

Natürlich fühlen sich viele Betroffene gekränkt, wenn man ihnen die Kränkungen zeigt, die es aber gleichwohl wirklich gegeben hat.

Mir kommt die Verhüllung oder Beseitigung von solchen Denkmälern wie eine Geschichtsfälschung oder eine Falschaussage vor Gericht vor. Holocaust-Leugner sind damit fast schon rehabilitiert.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.05.2023 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51076

Morgens in Erwachtheim

7.15 Uhr. Leon beim Frühstück zu seiner Schwester Sophie: »Arschloch, Arschloch!«
Elternteil 1: »Leon, wir benutzen das A-Wort nicht.«
Leon: »Das A-Wort?«
Elternteil 2: »Ja, das A-Wort.«

9.35 Uhr. Leon auf dem Pausenhof zu Jonas: »Arschloch, Arschloch, Arschloch!!!«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2023 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51074

Das N-Wort ist stets durch das N-Wort zu ersetzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2023 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51072

Die SZ quält sich mit dem N-Wort ab. Sie führt McWhorter an, der sich peinlich berührt fühlt, wenn jemand ihm unterstellt, er könne nicht zwischen Gebrauch und Anführung eines Wortes unterscheiden. Das ist auch eine Art Rassismus. Als Linguist will er die Wörter, von denen er handelt, auch aussprechen können. Da er selbst schwarz ist, kann man ihm schlecht vorschreiben, welche Gefühle er zu haben hat.
Die Diskussion mag ein klein wenig differenzierter geführt werden („Kontext“ ist das Zauberwort), ein Ausweg aus der selbstgestellten Falle ist aber noch nicht in Sicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.05.2023 um 10.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51018

Focus:
"Bei den Benin-Bronzen handelt es sich um mehr als 5000 Reliefs und Skulpturen aus Messing ..."

welt.de:
"Bei den Benin-Bronzen handelt es sich um mehr als fünftausend zum großen Teil aus Messing gefertigte Reliefs und Skulpturen, die zwischen dem 13. und dem 18. Jahrhundert im Königreich Benin auf dem Gebiet des heutigen Staates Nigeria entstanden sind."

Weltwoche:
"Dessen [des nigerianischen Königs] Ahnherr hatte das Messing – das Rohmaterial für die Bronzen – als Bezahlung für die Sklaven erhalten ..." 

Ist das eine Art Beschönigung, klingt Bronze besser als Messing? Wozu gibt es zwei verschiedene Bezeichnungen für Kupferlegierungen, je nach der Hauptbeimengung von Zinn oder Zink?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2023 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51017

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die „zurückgegebenen“ Benin-Bronzen ins Privateigentum eines Potentaten übergehen würden. Das ist nun geschehen, noch bevor der größere Teil der Stücke überhaupt körperlich nach Afrika abtransportiert ist. Die Zeitung schreibt zwar. „Was die Afrikaner mit diesen Objekten tun, entscheiden sie selbst. Uns gehören sie nicht.“ (SZ 8.5.23) Aber das ist gerade die Frage: Wer sind „die Afrikaner“? „Nur weg damit!“ scheint die unausgesprochene Maxime zu sein.
Bald wird man fordern, alle jemals eroberten Territorien an die vormaligen Besitzer (und deren Vorgänger) zurückzugeben. Dann muß alles Irdische neu verteilt werden. Oder man zahlt Entschädigungen an irgend jemanden, der die Hand aufhält. Nur schwarz genug muß er sein.

Der Musikkritiker Brembeck schreibt zum Tode von Grace Bumbry, die u. a. im „Tannhäuser“ sang: „Dass sie damals als ‚schwarze Venus‘ tituliert wurde, legt Zeugnis davon ab, wie stark der Rassismus in den Staaten und in Europa damals noch verbreitet war.“ Wieso denn? Brembeck schreibt ebenfalls von fast nichts anderem, als daß sie eben die erste Afromarikanerin und Schwarze in dieser oder jener Stellung war usw. Und es war ja tatsächlich eine Sensation und hat die Bayreuther Szene wie gewünscht aufgewühlt, daß sie dort auftrat. Der Rassismus war der Boden, auf dem die Sensation gedieh, aber die Bezeichnung „schwarze Venus“ wurde nie abfällig gebraucht, im Gegenteil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2023 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51009

Als die „Judensau“ an Kirchen angebracht wurde, teilte sie den Christen etwas über die Juden mit. Heute teilt sie uns etwas über die Christen mit. Es ist verständlich, daß viele sie tilgen möchten.
Es sind im wesentlichen die gleichen Menschen, die gegen den Abriß von Bauwerken sind, in denen die Nazis ihre Verbrechen begangen haben, wie gerade jetzt die Erlanger „Hupfla“ (Heil- und Pflegeanstalt, s. u.).
Je öfter ich mit wohlmeinenden Menschen spreche, die alles Böse aus der Überlieferung tilgen möchten, desto mehr bin ich der Meinung, daß das sehr unklug wäre. Das gilt für die Judensau wie für den Nigger Jim.
Viele geben den Grundgedanken zu, fordern aber erklärende Tafeln und Warnschilder. Sie denken: „Ich zwar nicht, aber die anderen sind anfällig für die Verführung des Rassismus usw.“ Schön für euch, aber ein bißchen zu durchsichtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2023 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50978

Naturschützer Charles III. wird kritisiert, weil seine Gattin einen Elfenbeinschmuck zu tragen gedenkt, der seit über 300 Jahren bei solchen Gelegenheiten getragen wird. Tja, was tun mit all dem historischen Elfenbein? Den Elefanten zurückgeben? Verbrennen? Es ist ja etwas sehr Böses und nicht so leicht zu beseitigen wie die bösen alten Wörter.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.05.2023 um 07.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50976

Leider habe ich die deutsch synchronisierte Fassung nicht finden können.

http://pics.virch.net/GuessWho.mp4
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2023 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50974

„Ob eine Bemerkung kränkt, entscheidet der Empfänger.“ (SZ anläßlich von Palmer und N-Wort)

Das kann nicht sein. Erstens ist der „Empfänger“ meist gar nicht der Bezeichnete (außer in Fällen wie „Du als Neger meinst vielleicht...“), sondern ein Dritter, der sich berufen fühlt, die möglichen Bezeichneten vor Kränkung zu schützen. Zweitens würde die Maxime dazu führen, daß es keiner Rechtsprechung mehr bedarf: Die Anzeige wäre zugleich die Verurteilung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.05.2023 um 23.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50971

zu #45874 ff:

Der umstrittene ehemals grüne Politiker Boris P***** hat schon wieder das böse Wort benutzt. In welchem Zusammenhang, d.h. ob unverfänglich oder tatsächlich rassistisch, wie die Medien einhellig behaupten, konnte ich nirgends ausfindig machen. Nur dieses Zitat aus dem Hamburger Abendblatt im Netz:

"Das hoch umstrittene Wort" gehöre jedoch nicht zu seinem aktiven Wortschatz, schreibt er [Palmer] weiter. "Ich benutze es nur, wenn darüber diskutiert wird, ob man schon ein Rassist ist, wenn man es verwendet. Darüber entscheidet für mich der Kontext."

Offenbar spielt der Kontext tatsächlich keine Rolle. Die Grünen sind ihren erfolgreichen Tübinger Bürgermeister jetzt los.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2023 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50970

Es gibt die endlose und gerade wieder aufgefrischte Diskussion, ob Kunstwerke einschl. Kompositionen überhaupt noch gezeigt und aufgeführt werden sollen, wenn der Urheber unerwünschte oder unmoralische Ansichten hatte und vielleicht sogar äußerte.

Bei Wissenschaftlern findet man es weniger problematisch. So habe ich noch nicht gelesen, daß der große Psychologe Karl Lashley weniger beachtet werden sollte, weil er brieflich solche Sachen von sich gegeben hat: „Too bad that the beautiful tropical countries are all populated by negros.“

Daß er "deterministischer Genetizist" gewesen sein soll, kann man ihm nicht ankreiden, denn da geht es um wissenschaftlich diskutierenswerte und auch entscheidbare Positionen. Wir erleben allerdings, daß wissenschaftliche Thesen schon danach sortiert werden, ob sie erwünscht sind oder nicht, bevor über ihre Wahrheit entschieden ist. Biologische Tatsachen z. B. über Frauen werden als "biologistisch" verurteilt usw. Und Feministinnen haben es bekanntlich geschaft, die Lichtgeschwindigkeit als sexistisch zu verurteilen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2023 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50960

Soll die Industrie schwarze (braune) Barbies, schwarze (braune) Wundpflaster herstellen oder gerade nicht? Entweder bedient sie ein Klischee, das ist schlecht, oder sie befestigt die weiße Norm, das ist auch schlecht. Gibt es Frauen, oder gibt es sie nicht? Aus diesem Widerspruch ist kein Entkommen: Unterschiede hervorheben oder dissimulieren...
Bisher hielt die Sprache die „inklusive Opposition“ bereit, also neutralisierbare Gegensätze. Damit konnte man alles ausdrücken, ohne sich auf eine Ideologie festzulegen. Das haben unwissende Wohlmeinende nicht verstanden und arbeiten seither daran, es auch in der Sprachwirklichkeit zu zerstören. Daß sie wie alle Sprachidealisten den selbstgewählten Gegner unterschätzen, steht auf einem anderen Blatt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2023 um 18.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50957

Die schreiend bunten Bilder, mit denen auf dem Oktoberfest und anderen Rummelplätzen um Kundschaft geworben wird, werden jetzt auf rassistische und sexistische Klischees untersucht. Schon über 30 Betriebe hat man ins Visier genommen. Zwar hat sich in all den Jahrzehnten noch niemand darüber beklagt, aber das ist ja auch nicht nötig. Das muß endlich alles weg!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2023 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50925

Der FAZ-Leser hätte ich sein können, denn ich wollte ungefähr dasselbe schreiben. Eine besondere Erwähnung verdienen vielleicht noch die Pharaonen, die wir auch nicht kränken sollen... Die hätten viel Sinn für soviel "Tyrannei des Vermeintlichen", weil sie selbst Cancel culture (damnatio memoriae) trieben.
Das tiefere Problem treibt mich hier ja schon länger um. Warum nehmen manche Menschen, wenn auch nur vorgeblich, Anstoß an Gruppenbezeichnungen, Kategorisierung von Menschen? Selbst die Stereotypen ("Klischees") sind ja in vielen Fällen nicht mit irgendeiner Herabsetzung verbunden. Oder wie wir früher gesagt haben: Mit der Verkleidung als "Chinesenmädchen" (Preußler) geschieht den wirklichen Chinesenmädchen kein Unrecht. Als unausgesprochenen Subtext höre ich immer: "Es gibt gar keine Chinesenmädchen, es soll keine geben!"

Das Verbannen scheitert erstens daran, daß die so vorsorglich Geschonten keineswegs mitmachen, und zweitens an den Juden, die stolz an ihrer Eigenbezeichnung festhalten, während wir sie am liebsten tilgen würden (mitsamt den Zeugnissen der Judenfeindlichkeit).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.04.2023 um 22.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50924

Ein FAZ-Leser kommentiert:

Eine Oma in Deutschland zieht sich einen Sombrero auf und beleidigt damit wen in Mexiko genau?
Wem hilft das? Der Oma nicht, die fühlt sich schuldig, weiß aber nicht warum. Der Mexikaner weiß von gar nichts und ist damit raus. Nur die vermeintlich moralisch überlegene Deutsche Cancel-Culture-Gruppe fühlt sich im Recht und meint der Welt wieder etwas gutes getan zu haben.
Wo bitte regt sich unsere Kulturstaatsekretärin Roth bitte auf, wenn in China oder den USA oder wo auch immer, auf einer billigsten Kopie eines Oktoberfestes, Chinesen in Lederhosen Weißbiertrinkend Deutschtum feiern??? Sollten wir das aus Respekt vor unserer "Kultur" nicht auch verbieten lassen?!

Das ist alles richtig. Nur das mit der Kulturstaatssekretärin stimmt nicht ganz, denn es hat ja nicht etwa ein Vertreter der mexikanischen Regierung oder überhaupt irgendein Mexikaner gegen die Verkleidung der Omatanzgruppe protestiert, sondern hier haben wachsame Deutsche arglose Landsleute davon abgehalten, ein fürchterliches Unrecht zu begehen. Immerhin weist uns der jetzt gefundene »Kompromiß« den Weg zu einer Lösung auch für das Problem in China und den USA: Lederhose ja, Gamsbarthut nein!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2023 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50923

Lieber Herr Riemer, zuerst dachte ich, Sie wollten sich mit uns einen verspäteten Aprilscherz leisten, aber dann sah ich, daß Sie recht haben.

Von kultureller Aneignung könnte man ja nur sprechen, wenn die Mannheimer nun wirklich Sombrero und Kimono trügen. Das Spiel damit ist gerade keine Aneignung.

Immerhin scheinen diese Kleidungsstücke ihren Träger doch als Mexikaner bzw. Japanerin hinreichend erkennbar zu machen, also sind die schrecklichen "Klischees" offenbar nicht ganz abwegig. (Die meisten Japaner laufen allerdings in kulturell angeeigneter europäischer Tracht herum.) Aber was an Klischees so verwerflich sein soll, habe ich auch in anderen Fällen nicht verstanden. Hoffentlich wirkt unsere Außenministerin darauf hin, daß nirgendwo in der Welt Deutsche klischeehaft dargestellt werden.

Und auf der Gartenschau sind doch hoffentlich nur einheimische Pflanzen zu sehen? Gänseblümchen und Löwenzahn empfehlen sich als pflegeleicht und ausdauernd. Das Indische Springkraut und den Japanischen Staudenknöterich habe ich anderswo schon angeprangert – die eignen sich unsere Auen geradezu klischeehaft an!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.04.2023 um 14.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50922

In Mannheim wurde vor sechs Tagen die BUGA 2023 eröffnet. Die BUGA hat auch ein Kulturprogramm. U. a. waren Auftritte des AWO-Balletts (Arbeiterwohlfahrt), einer Tanzgruppe aus 17 Frauen zwischen 60 und 86 Jahren geplant, die bereits in der Umgebung mit stimmungsvollen Auftritten bekannt geworden war.

Stepptanz aus Irland, Flamenco in Spanien, Holzschuhtanz in Holland, Samba, Bauchtanz oder "Walk like an Egyptian": Mit abwechslungsreicher Choreographie und in tollen Kostümen hielten die Damen das Publikum vom "Leinen los" bis zum "Käptn’s Dinner" bei Reiselaune. (MM, 17.4.23, S. 12 zu einem früheren Auftritt)

Die Bundesgartenschaugesellschaft hatte der 17-köpfigen Frauengruppe im Alter zwischen 60 und 86 Jahren in der vergangenen Woche untersagt, in Kostümen aufzutreten, die "den Eindruck entstehen lassen könnten, es würden kulturelle und religiöse Stereotype zur Unterhaltung ausgeschlachtet werden", wie es am Freitag seitens der BUGA zur Begründung geheißen hatte. (MM vom 18.4.23, S. 1)

Die Frauen wollten zur Aufführung Ihres Programms "Weltreise in einem Traumschiff" in 14 aufwendig selbst geschneiderten Kostümen auftreten.
Dies wurde von der BUGA-Leitung zunächst abgesagt.
Beanstandet wurden u.a. ein Flamenco-Rock und ein indisches Sari-Kleid (MM, 18.4.23) sowie ein mexikanisches, ägyptisches und japanisches Kostüm (MM, 19.4.23).

Aufgrund zahlreicher Proteste wurde nun ein Kompromiß gefunden. Das Ballett darf wie geplant auftreten, allerdings mit folgenden drei Änderungen (laut MM, 19.4.23):
Die mexikanischen Sombreros, der ägyptische Kopf-, Hals- und Hüftschmuck sowie die schwarzen Perücken der Japanerinnen müssen weggelassen werden. Alle anderen 11 der 14 Kostüme dürfen unverändert bleiben. (D.h. auch die mexikanischen Umhänge, ägyptischen Kleider und japanischen Kimonos).

Heute (20.4.) veröffentlichte der MM eine ganze Seite ausschließlich protestierender Leserbriefe (sicher nicht die letzte). Einer fragte ganz treffend, was eigentlich mit dem Chinesischen Teehaus im Mannheimer Luisenpark wäre, ob das nicht auch kulturelle Vereinnahmung bedeutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2023 um 19.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50920

Zum vorigen: Während der frühe Text, noch dazu als eine Art Rollenprosa, gar nicht wirklich von den Juden handelt, tut dies der immer noch lesenswerte Essay "Antisemitism in Britain" vom Februar 1945. Hier lesen wir, was Orwell wirklich darüber dachte, und ich sehe es nicht so, als ob er unter dem Eindruck der deutschen Greuel seine Meinung geändert hätte. Die Texte sind schon von der Gattung her gar nicht zu vergleichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2023 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50919

Zur Zeit wird George Orwell nach schlimmen Stellen durchsucht.

Im 13. Kapitel von „Down and out“ schreibt Orwell an einer vielzitierten Stelle: „The doorkeeper played similar tricks on any employee who was fool enough to be taken in. He called himself a Greek, but in reality he was an Armenian. After knowing him I saw the force of the proverb ´Trust a snake before a Jew and a Jew before a Greek, but don’t trust an Armenian.´“
Hier geht es also gar nicht um Juden, die nur beiläufig in dem zitierten Sprichwort vorkommen, und das Übertriebene und Unsinnige des „ethnic slurs“ zeigt schon, daß es sich nicht um eine ernsthafte These Orwells über bestimmte Gruppen handelt. (Die Griechen und Armenier scheinen sich noch nicht über Orwell beschwert zu haben, obwohl sie noch schlechter wegkommen.)
Im 3. Kapitel wird ein mieser jüdischer Gebrauchtwarenhändler geschildert, aber ohne daß daran abfällige Bemerkungen über Juden geknüpft wären.
Im 6. Kapitel wird ein Russe zitiert: „´Have I ever told you, MON AMI, that in the old Russian Army it was considered bad form to spit on a Jew? Yes, we thought a Russian officer’s spittle was too precious to be wasted on Jews...´ etc. etc.“
Mit diesem „etc. etc“ gibt der Erzähler zu erkennen, was er von solchen Tiraden hält. Daß der Antisemitismus im Lande der "Pogrome" weit verbreitet war, ist allerdings eine Tatsache.

Es ist heute üblich, solche Verallgemeinerungen an einzelne Charaktere zu knüpfen, seien es fiktionale oder reale. Umgekehrt kann man in neueren Krimis sicher sein: Wenn ein Schwarzer vorkommt, war er ganz bestimmt nicht der Täter.

Ich kenne Orwells frühe Texte schon lange und hatte sie nicht als antisemitisch in Erinnerung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2023 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50877

„In der englischsprachigen Geschichtswissenschaft besteht ein Diskurs darüber, ob für die Opfer der Sklaverei der Begriff enslaved person („versklavte Person“) anstelle von slave („Sklave“) verwendet werden sollte. Für eine Begriffsänderung wird ins Feld geführt, dass das Wort slave das Verbrechen der Sklaverei auf sprachlichem Wege fortsetze, indem es die Opfer zu einem nichtmenschlichen Sachwort (Ware, Handelsgut etc.) reduziere statt sie als Menschen in Erinnerung zu behalten. Andere Geschichtsforschende halten dagegen, dass slave der kürzere und vertrautere Begriff sei oder dass gerade dieses Wort die Unmenschlichkeit der Sklaverei treffend wiedergebe: „Person“ würde eine persönliche Autonomie vortäuschen, die es in der Sklaverei nicht geben könne.“ (Wikipedia Sklaverei)

Die Jagd auf „verbrecherische Wörter“ kommt naturgemäß nie zum Ziel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2023 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50858

Die Zeitung kritisiert die Münchener Kammerspiele, die unter Besucherschwund leiden, weil sie nur noch moralische Anstalt sein wollen, z. T. in leichter Sprache und mit behinderten Schauspielern, die niemand versteht. 25 Mill. Subvention von der Stadt München. (In Deutschland wird jede Theaterkarte mit durchschnittlich 200 Euro aus Steuergeldern subventioniert.)
Das Programm hat eigentlich Brecht geschrieben, aber nicht befolgt, denn er blieb kulinarisch genug, um erfolgreich zu sein.
In der Schule haben wir, statt Theaterstücke zu sehen oder wenigstens zu lesen, das kulinarische Theater, von dem wir fast nichts kannten, zu verurteilen und das dito epische Theater zeitgemäßer zu finden gelernt. So ging die Zeit dahin, „mit lauter dumpfen Dingen“; es reut mich heute noch. Aber daß der volkspädagogische Furor mal so flächendeckend herrschen würde, habe ich mir nicht vorstellen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2023 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50838

Heißt es bei Schiller nicht dem Mann?

Gretchens nach Golde ist bemerkenswert, weil im heutigen Deutsch nach der bloßen Präposition ohne Artikel und ohne Adjektiv das e nicht nur veraltet, sondern unmöglich ist. Das hatten wir vor 8 Jahren mal unter "Sternchen" besprochen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.04.2023 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50837

Oder aus dem Faust:
Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.04.2023 um 15.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50836

Bekanntes Beispiel für die altmodische "-e"-Endung:
In Friedrich Schillers "Die Räuber":
"Dem Manne kann geholfen werden!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2023 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50831

Es muß Freude machen, sich alle möglichen Benachteiligungsgründe auszudenken. Man glaubt etwas Gutes zu tun.
Eigentlich genügt Art. 3, Abs. 1 GG. Man muß den Satz nur anwenden. Der Grundfehler besteht darin, daraus den wirklichen Proporz in allen Lebensbereichen abzuleiten. Der Begriff "Gleichstellung" verdeckt diesen Schritt von der Chancengleichheit zur Gleichmacherei. Das Ergebnis sind Willkür, Zwang und unheilbare Widersprüchlichkeit der Ziele, summa iniuria. Aber auch das nährt seinen Mann. Politik schafft viele Pöstchen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.04.2023 um 02.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50830

Ich frage mich, was nach diesen Ausschlüssen eigentlich eine Frau ist bzw. von ihr übrigbleibt.

Wenn ausdrücklich weder das soziale Geschlecht noch die geschlechtliche Identität eine Rolle spielen darf, dann kann ja wohl mit letzterem nur das biologische Geschlecht gemeint sein, oder was wäre sonst der Unterschied? Wenn "Frauen" mit beliebigem sozialen und biologischen Geschlecht geschützt werden sollen, was unterscheidet dann eine Frau von einem Mann?

Es ist sowieso unklar, wieso ein derartiges Geschütz aufgefahren wird, um speziell Frauen zu schützen. Warum gilt das Gleiche nicht einfach für alle?

Und was es mit dieser "Mehrfachdiskriminierung" auf sich hat, als ob nicht bereits eine einfache Diskriminierung in einem dieser Punkte verwerflich genug wäre, das wissen wohl die Verfasser selbst nicht. Es kann wohl keine Einschränkung des Schutzes nur auf Fälle von Mehrfachdiskriminierung beabsichtigt gewesen sein.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.04.2023 um 01.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50829

Betr. "dem Gesundheitszustande": In älteren Texten gibt es noch viel mehr "-e"-Endungen. Der Wegfall der "-e"-Endungen ist eine Weiter-Entwicklung der deutschen Sprache.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 03.04.2023 um 23.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50828

Gesundheitszustande ist mir auch ins Auge gefallen. Aber gut, man ist halt beschäftigt, eher überbeschäftigt, wenn man die Liste so durchgeht. Da tritt die Grammatik doch gerne zurück.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.04.2023 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50827

Aus dem Berliner Koalitionsvertrag von CDU und SPD (https://cdu.berlin/image/daten/news_20230403113214_koalitionsvertrag_20232026.pdf):

Wir setzen uns für die intersektionale Gleichstellung ein. Das bedeutet, die Koalition tritt der Mehrfachdiskriminierung aller Frauen entgegen – unabhängig von ihrem sozialen Geschlecht, einer rassistischen oder antisemitischen Zuschreibung, einer Behinderung, der Sprache, dem Alter, dem Gewicht, der Religion und Weltanschauung, dem sozialen Status, der sexuellen oder geschlechtlichen Identität, dem Gesundheitszustande, einer Beeinträchtigung, dem Familienstand sowie dem Migrations- oder Fluchtstatus.

Diese Aufzählung wirft viele Fragen auf. Was ist zum Beispiel der Unterschied zwischen einer Behinderung und einer Beeinträchtigung? Auf der Website leidmedien.de heißt es dazu:

Seit ein paar Jahren haben sich neue Begriffe etabliert „Menschen mit Beeinträchtigungen“ und „beeinträchtigte Menschen“. Viele sind verwirrt: „Ist ‚beeinträchtigt‘ jetzt das neue ‚behindert‘?“ Wir sagen: Jein. Die Disability Studies unterscheiden zwischen Beeinträchtigung und Behinderung: Die Beeinträchtigung ist die körperliche Seite der Behinderung – das fehlende Bein oder die fehlende Sehkraft, die chronische Krankheit. Bei „Behinderung“ kommt eine soziale Dimension dazu – Barrieren behindern und schließen aus, und das macht die Beeinträchtigung oft erst zum Problem.

Warum sind dann aber in der Aufzählung Behinderung und Beeinträchtigung so weit auseinandergerückt?

Kasuistische Aufzählungen sind selten vollständig. Aber warum hat man sich ohne Not auf etwas derart Konkretes wie Gewicht festgelegt? Hätte man hier nicht konsequenterweise von Gewichtszuschreibungen sprechen müssen, um sich nicht dem Verdacht auszusetzen, man sei der Meinung, es gebe dicke Frauen? Eigentlich geht es auch gar nicht um das Gewicht, sondern um die äußere Erscheinung. Muskeln zum Beispiel sind nicht nur bei durchtrainierten Männern, sondern auch bei durchtrainierten Frauen schwer. Als »fette Kuh« wird man eine Athletin oder Bodybuilderin aber kaum bezeichnen. Und was, wenn jemand eine Frau wegen ihrer spitzen Nase als »Hexe« bezeichnet?

Warum heißt es nach dem Gedankenstrich eigentlich »unabhängig von …«? Es folgt doch eine Aufzählung verschiedener Diskriminierungsarten, von denen mindestens zwei gegeben sein müssen, damit es sich um Mehrfachdiskriminierung handelt. Dieses »unabhängig von« legt meines Erachtens einen Bezug zu »aller Frauen« nahe. Gemeint ist aber doch nicht: wir schützen jede Frau vor Mehrfachdiskriminierung, egal ob sie behindert, dick oder sonstwas ist, sondern gemeint ist: wir meinen hier alle Diskriminierungsarten, egal ob es sich um Diskriminierungsart A, B oder C handelt.

Unbezahlbar ist natürlich »dem Gesundheitszustande«. Ich hoffe, das bleibt so stehen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.04.2023 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50812

Junge Leute wohlgemerkt, die einander schon in der Grundschule alles zu Gemüte geführt haben, was das Netz an hartem Stoff zu bieten hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2023 um 10.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50811

Was ist eigentlich von Deutschlehrern zu halten, die sich an der Jagd auf Trigger-Wörter beteiligen und philologische mit pädagogischer Unfähigkeit verbinden? Ist es so schwer, Schülern (und nun gar Abiturienten!) zu erklären, daß Wörter, die wir heute nicht mehr gebrauchen, in literarischen Texten eine ganz bestimmte Funktion haben? Kann man nicht sogar erwarten, daß die jungen Leute von selbst darauf kommen, statt wie eine viktorianische alte Jungfer vor einem Gemälde ohne Feigenblätter in Ohnmacht zu fallen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2023 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50809

Jetzt geht es Wolfgang Koeppen ans Leder. Eine Ulmer Lehrerin fühlt sich durch N-Wörter in "Tauben im Gras" in ihrer Menschenwürde verletzt. Sie wird wohl Erfolg haben. Beifall von der taz ist erwartungsgemäß schon zu hören.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2023 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50804

An diesem Samstag vor 90 Jahren organisierten die Nazis einen antijüdischen Boykott. Wem nur einigermaßen klar vor Augen steht, was damit begann, der kann sich nur wundern, wie unbekümmert manche das B-Wort im Munde führen, wenn es um Israel geht. (Norbert Frei, SZ 31.3.23)

Sind noch Buchstaben frei?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2023 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50800

Sie haben zwar weder Shaw gelesen noch das ganze Musical gesehen, aber die Tiraden des Professors über die Frauen genügen ihnen: „Sexistisch!“ Und der Müllmann Dolittle ist nicht gerade ein Vorbild (er sagt ja selbst, daß er es sich nicht leisten kann, edel und gut zu sein): „Klassistisch!“ Daß wir uns über die Oberschicht erst recht lustig machen, zählt nicht. Bei Mark Twain war es dasselbe: „Nigger Jim“ – wie rassistisch! Vom Kontext nichts zu wissen und nichts wissen zu wollen ist das untrügliche Zeichen der Dummheit. Aber der Vorwurf der Dummheit ist auch schon wieder „ableistisch“ und „handicapistisch“. Das haben die Dummköpfe erfunden, um sich jeder Kritik zu entziehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50799

Der Film „My fair lady“ bringt mich immer noch zum Lachen, nicht zuletzt wegen Elizas Zusammenstauchung durch den hagestolzen Kollegen (man weiß ja, wie es ausgeht und immer ausgehen wird!). Schon in Shaws Vorlage steht auch die herrliche Pointe: „Zoltan Karpathy“ entlarvt Eliza – als Ungarin, weil sie das Englische zu perfekt spricht. Der Film wird zu Recht seit 60 Jahren geliebt. Aber der Fortschritt ist unaufhaltsam: Retrospective analysis of My Fair Lady (film) has been more mixed, with disagreement between reviewers about whether the movie critiques or affirms misogynistic and classist tropes. (Wikipedia „My fair lady“) Nun, wenn sie sich streiten, ist ja alles gut.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50790

Wer noch alte, nicht-expurgierte Bücher hat, von der Häschenschule bis zu Miss Marple, sollte sie gut aufbewahren. Mögen sie eine Zeitlang unterm Ladentisch verkauft werden (samt N-Wort usw.), eines Tages werden sie im Antiquariatshandel Höchstpreise erzielen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2023 um 06.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50743

In Erlangen gibt es einen Streit, der allmählich weitere Kreise zieht. Das Auschwitz-Komitee und Teile der Bevölkerung wehren sich gegen den Abriß eines Gebäudes ("Hupfla"), das bei den Euthanasie-Verbrechen der Nazis eine Rolle spielte. Es sind im wesentlichen die gleichen Kreise, die die Entfernung der "Judensau" von alten Kirchen fordern. Die Erinnerung an die Naziverbrechen soll erhalten bleiben, die Erinnerung an die christliche Judenfeindschaft, die jenen den Boden bereitete, nicht? Soll man die Geschichte je nach den gerade herrschenden volkspädagogischen Moden ständig umschreiben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2023 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50668

Unter den fossilen Resten früherer Menschen ist der Homo floresiensis für mich der überraschendste. Eine ausgewachsene Frau von 97 cm! „Inselverzwergung“ scheint so ähnlich zu funktionieren wie die Anpassung der Pygmäen an den Urwald (und der kleinen Waldelefanten). Aber ich wollte etwas anderes sagen: Ursprünglich wurde der Fund „Homo floresianus“ genannt. Laut Wikipedia erinnert „floresianus“ in englischer Aussprache an „flowery anus“ (etwa: „blumiger Anus“), ein Gleichklang, den man vermeiden wollte.
Mit dieser viktorianischen Empfindlichkeit könnte man allerdings noch manches in der biologischen Terminologie bearbeiten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.03.2023 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50664

Noch zu #46818:

Stundenlang hatte ein Mann in einer Karlsruher Apotheke zahlreiche Menschen festgehalten. Die Polizei stürmte die Räume schließlich und überwältigte den mutmaßlichen Täter. Die Geiseln blieben unverletzt. (spiegel.de)

Wie groß mögen wohl die Zweifel der Beamten sein, ob sie nun dort den Täter oder eine der Geiseln überwältigt haben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2023 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50659

Bangalore (Wikipedia englisch)
Bengaluru (Wikipedia deutsch)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2023 um 19.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50649

Es ist wohl auch nicht besonders klug, wenn Migranten hierzulande anfangen, unter deutschen Kinderbüchern und -liedern aufzuräumen. Auf der gleichen törichten und unwissenden Seite wird natürlich auch das Kaffee-Lied kritisiert, offenbar ebenfalls aus zweiter Hand.

Heute schafft jedes A* es, mit irgendwelchen Äußerungen dieser Art sofort bei Wikipedia berücksichtigt zu werden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.03.2023 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50648

Jim Knopf wird nicht "in einer Kiste an eine Insel gespült", sondern kommt als Paket mit der Post. Ich weiß das, weil ich das Buch im Gegensatz zum "renk"-Autor gelesen habe. Von "Inselbewohner:innen" kann gleichfalls keine Rede sein, weil nur einer der vier Einwohner eine Frau ist. Fast überflüssig zu sagen, daß auch nicht alle rufen "Das dürfte vermutlich ein Neger sein", vielmehr bemerkt Herr Ärmel mit gescheitem Gesicht: "Das dürfte vermutlich ein kleiner Neger sein". Ich habe das Buch übrigens nicht nur vor 30 Jahren gelesen, sondern meinen Kindern mehrmals komplett vorgelesen. Die Vorstellung, ich hätte damit die Rassentheorie der NS-Zeit "untermauert", ist völlig plemplem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2023 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50646

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende, 1945.
Ein sehr ambivalentes Buch. Ein afrikanisches Kind wird in einer Kiste an eine Insel gespült. Die Inselbewohner:innen sind überrascht und rufen: „Ein Baby! Ein schwarzes Baby! Das dürfte vermutlich ein N* sein.“ Das Buch wurde kurz nach dem Ende der NS-Zeit publiziert und untermauert mit dem Begriff N* die Rassentheorie weiterhin.
(https://renk-magazin.de/rassismus-in-kinderbuechern-und-kinderliedern/) (Dort weitere Enthüllungen)

Bekanntlich haben die Nazis den Begriff „Neger“ erfunden und den Menschen eingeredet, manche hätten ein dunkle Hautfarbe. Das war 1960, also kurz nach dem Ende der NS-Zeit, noch in unseren Köpfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2023 um 07.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50645

Kein Kindergarten ohne „Aramsamsam“. Und kein Kinderlied ohne politisch korrekte Kritik:
„Die Aufführung des Liedes in deutschsprachigen Kontexten wurde in mehreren Medien als rassistisch bezeichnet und mit Kinderliedern wie Drei Chinesen mit dem Kontrabass und Zehn kleine Negerlein verglichen. Kritik bezog sich dabei besonders auf den oft dazu aufgeführten Tanz, der eine Nachahmung des rituellen Gebets im Islam (Salāt) darstellt.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/A_Ram_Sam_Sam)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50640

Das würde ich nicht so interpretieren, und so war mein Hinweis auf die ZEIT auch nicht gemeint, die ja immerhin kein Sprachamt ist. Subventionen aller Art gab es hierzulande schon immer, aber im wesentlichen herrscht der Kapitalismus, werden die "Anleger" gehätschelt und Gesetze von der Lobby geschrieben, die sie betreffen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.03.2023 um 15.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50639

Das ist nur einer von vielen Punkten, wo ich mit Sorgen beobachte, wie sich die Bundesrepublik ideologisch immer mehr der DDR annähert. Siehe zum Beispiel auch die vielen "planwirtschaftlichen" Eingriffe des Staates ("Mietbremse", "Gaspreisbremse", 9- bzw. 49-Euro-Fahrkarte usw.). Früher hieß es immer, das wird von Angebot und Nachfrage automatisch geregelt.

In der DDR durfte man auch nicht öffentlich Stettin sagen, auch nicht Krakau. Das fiel zwar beim Sprechen weniger auf, aber zumindest schriftlich ging nur Krakow. Irgendwann erschien aber mal ein Kunstband auf deutsch von zwei polnischen Autoren, er hieß "Krakau" (oder dies war Teil des Titels, weiß ich nicht mehr genau). Als Polen durften sie das, was für DDR-Autoren absolutes Tabu war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50632

Die Stadt Stettin hat eine Website in deutscher Sprache und bezeichnet sich dort auch als „Stettin“. So ist auch der Eintrag der Wikipedia überschrieben. Es ist die neutrale in Deutschland übliche Bezeichnung, gegen die offenbar auch polnische Stellen nichts einzuwenden haben. Wenn Medien wie die ZEIT von der „Universität Szczecin“ berichten, ist das ein Bekenntnis; anscheinend möchte man demonstrativ den Schein von Revanchismus meiden und auch die Gedanken des Lesers in die richtigen Bahnen lenken. Diese Version der Politischen Korrektheit gilt denn auch nur für ehemals deutsche Gebiete, bei Orten wie Moskau wird die Eigenbezeichnung nicht erwogen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2023 um 07.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50631

In einem der vielen Beiträge zur Politischen Korrektheit von Disney-Comics wird Erika Fuchs vorgeworfen, sie habe den (vermeintlichen) Rassismus des Originals noch verschärft, etwa durch Ausdrücke wie „Zwergindianer“. Dabei lasse sich „Pygmy Indians“ durch den mythologischen Begriff „Pygmäen“ wiedergeben, der „des Rassismus nicht verdächtig“ sei. Da kennt Alexander Braun aber Susan Arndt und andere Spürnasen schlecht!
Insgesamt soll wieder mal das Original erhalten bleiben, aber durch Kommentierung entschärft werden, weil wir selber zwar über alle Anfechtungen erhaben, die anderen aber zu doof sind, um mit solchen alten Sachen fertig zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2023 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50628

„Die Entzauberung des Robert Koch“ (SZ4.3.23)
Aber die bedenklichen Seiten des großen Mannes waren doch immer bekannt. Wenn jetzt noch etwas aus den Aufzeichnungen seiner zweiten Frau hinzukommt, ändert sich objektiv nichts, aber der Zeitgeist will, daß auch das RKI (und wohl noch manche Straße) umbenannt wird. Es gibt nur noch eine Richtung („canceln“). Keine Fairneß, kein Geltenlassen der menschlichen Natur in ihrem Widerspruch. Vor dem Urteil heutiger Moralisten, mögen sie noch so mickrige Gestalten sein, hat unterhalb der Heiligkeit nichts Bestand.

Die "Entlarvung der Heuchler" kann nur böse enden, weil nicht nur die Französische Revolution ihre Kinder fraß.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.02.2023 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50586

Auf Youtube kann man sehen, wie sich Kinder ungefähr das Fellabziehen vorstellen. So als ob die Maus einfach mal den Mantel ausgezogen bekommt. Danach steht sie leicht frierend, nur noch mit einem Schal bekleidet da und streckt dem Schneider die Zunge raus.
Und für die, die den Text doch etwas skeptischer sehen, ist ja jetzt das Video gemacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2023 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50583

Da ich gerade eine Mi-Ma-Mausemaus gefangen habe, ging mir das Kinderlied im Kopf herum. Tatsächlich finden manche es verstörend grausam. Außerdem diskriminiert es Schneider. (Die Melodie kommt auch in der Akademischen Festouvertüre von Brahms vor.) Den Kindern scheint es nichts auszumachen, und einige Erwachsene bekennen, es habe ihnen nicht geschadet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2023 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50582

Der volkspädagogische Furor nimmt mit den windigsten Ansichten über Sprache vorlieb, wenn sie nur in die erwünschte Richtung gehen. Die "General Semantics"-Bewegung hatte noch ein gewisses Niveau. Heute führt ein intellektueller Pöbel das große Wort.

Daß es auch eine Sprachwissenschaft gibt, kommt gar nicht in den Blick, aber daran sind auch die Sprachwissenschaftler schuld, die sich wieder mal wegducken, in den Medien und an den eigenen Universitäten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.02.2023 um 23.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50581

In der taz arbeitet sich Ute Scheub an Klimabegriffen ab, die sie für verharmlosend oder sachlich falsch hält (https://taz.de/Wortwahl-in-der-Klimakatastrophe/!5912809/). »Sprache als Klimakiller« lautet der reißerische Titel ihres Beitrags. Schon vor zweieinhalb Jahren verkündete die Zeitung stolz, daß sie »als erstes Medienhaus in Deutschland« fortan eine »klimagerechte Sprache« pflegen werde (https://taz.de/Neue-Empfehlungen-fuer-die-taz/!5708300/). Kritisiert werden Wörter wie Klimawandel (statt: Klimakrise oder Klimanotstand), Erderwärmung (statt: Erderhitzung) oder Umwelt (statt: Mitwelt). Scheub: »Es fing bereits an mit dem Begriff „Klimawandel“. US-Wissenschaftler der 1970er und 1980er nannten das Phänomen immerhin noch „Treibhauseffekt“. Treibhäuser sind heiß, das begreifen Menschen intuitiv. Aber „Klimawandel“? Ach, irgendwas ändert sich doch immer. Und Wandel klingt nach Lustwandeln, nach Spaziergang in lauschigen Wandelhallen.« Zum Schlagwort »2-Grad-Ziel« schreibt Scheub: »Gefühlt sind zwei Grad Unterschied nicht der Rede wert: Schon allein der Wärmeunterschied zwischen Tag und Nacht ist größer. Abermillionen von Menschen haben die dramatischen Konsequenzen von „plus 2 Grad“ nie verstanden. Das Rechnen mit globalen Mittelwerten […] verschleiert das Wesentliche der Klimakatastrophe: Extremwetter und Landzerstörungen.«

Was hier wieder auffällt, ist der verengte Blick auf einzelne Wörter und Wortbestandteile. Als ob irgend jemand im Jahr 2023, wenn er »Klimawandel« liest oder hört, an etwas Angenehmes dächte! Genau wie beim Gendern werden der Kontext und das enzyklopädische Wissen der Leser und Hörer vollständig ausgeblendet. Niemand, der des Deutschen mächtig ist, denkt bei »Bürger«, »Patienten« oder »Kunden« nur an Männer, und wer nicht gerade vor dreißig Jahren zuletzt die Zeitung gelesen hat, assoziiert mit »Klimawandel« nichts Erfreuliches. Beim 2-Grad-Ziel geht es nun mal um einen Mittelwert, deshalb ist an der Bezeichnung nichts auszusetzen. In der Berichterstattung über die Folgen der Veränderungen des Weltklimas wird pausenlos auf Hitzewellen, Dürren, Wüstenbildung, Überflutungen, Meeresspiegelanstieg usw. hingewiesen. Man muß schon sehr weit hinter dem Mond leben oder extrem ignorant sein, um das alles nicht zur Kenntnis zu nehmen. Die Leute sind nicht so schwer von Kapee, wie die taz offenbar meint, sie verhalten sich nur anders, als sie es gerne hätte. Wenn die Zeitungen »Klimawandel« ausnahmslos durch »Klimakrise« ersetzten und bei jeder Nennung des 2-Grad-Ziels eine alarmierende Fußnote hinzufügten, würde sich am Verhalten der Menschen genauso viel ändern wie durch die Warnhinweise und Schockfotos auf Zigarettenschachteln, nämlich gar nichts. Vielleicht ist die Welt noch zu retten, aber bestimmt nicht durch Sprachfetischismus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2023 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50572

Ausgerechnet die NZZ hat vor fünf Jahren diese Art der Zensur gerechtfertigt (Adrian Daub am 21.04.2018: "Zensoren sehen anders aus"). Wir leben eben in anderen Zeiten, sind sensibler geworden usw. – Wer könnte ihm widersprechen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2023 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50571

Es ist leider abzusehen, daß nach so großen Verlagen auch alle anderen nachziehen werden, alles ganz freiwillig, wie bei der Rechtschreibreform. Die "freiwillig" übernommenen Verpflichtungen im Namen des Guten sind die tyrannischsten, ein Appell ist nicht möglich.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.02.2023 um 01.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50569

Interessanter Artikel über Sensitivity Reading in der Randomhouse-Verlagsgruppe. Erschienen in der FAZ, hier aber in Form von drei Facebook-Kommentaren (Kommentare 8 bis 10 unter dem Bild).

https://www.facebook.com/ulli.kulke/posts/pfbid035PZkkzJZye22qQSpGmLPPuKKN7NHnwP3wU6dwbqhFPfb8ftbHQwkxwuXVgyLiNV4l
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2023 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50565

Ich gehe jeden Tag an einem Gehege vorbei, daß mich auf rassistische Gedanken bringt. Dort muß sich das letzte von ursprünglich drei Lachshühnern (sehr seltene Rasse!) den Platz mit fünf neuen schwarzen Hühnern teilen. Zuerst haben sie es gemobbt, aber jetzt herrscht Friede, allerdings hält sich das hellere Huhn meist etwas außerhalb der Gruppe. (Was picken die Tiere eigentlich unablässig auf?) Die räumliche Trennung und die verschiedene Beschäftigung können auch darauf zurückgehen, daß gleiche Rassen gleiche Gewohnheiten haben.

"Es gibt Rassen, aber nur bei Tieren." Eine speziezistische (!) Eingebildetheit, die eigentlich nicht zeitgemäß ist.

Bei der Gelegenheit lerne ich das Wort Zwiehuhn kennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2023 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50547

Schon bevor wir Deutschen bei der WHO vorstellig wurden, hatte sie "German measles" ins Visier genommen, ebenso "Spanish flu". Ein unendliches Feld und ebenso viele Gelegenheiten, Gutes zu tun (wenn man schon nicht viel gegen die Krankheiten selbst ausrichten kann).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2023 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50540

Roald Dahl bedeutet mir nicht viel, aber die heftige Umarbeitung seiner Texte im Sinne der PC zeigt wieder einmal, in welchen unendlichen Strudel man sich da begibt. Im Land der dicken Kinder soll niemand mehr dick genannt werden dürfen (body-shaming) usw. Das freut die Schokoladenfabriken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2023 um 14.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50518

Volker Sommer wundert sich ebenfalls darüber, daß diejenigen, die sich immer über Unterschiede zwischen dem Menschen hinwegsetzen wollten, plötzlich auf der falschen Seite stehen, weil es nun gerade darauf ankomme, die Unterschiede bei jeder Gelegenheit hervorzuheben. Farbenblindheit war bisher das „Nonplusultra nichtrassistischer Geisteshaltung“ und soll nun plötzlich Sünde sein. (Darwinisch denken. Stuttgart 2008:157 – Übrigens: „Auf ausdrücklichen Wunsch des Autors erscheint dieses Buch in alter Rechtschreibung.“)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2023 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50509

Das weltgeschichtliche Problem wird in erheiternder Weise anläßlich des Dietfurter Faschings abgehandelt: Süddeutsche Zeitung vom 16.3.23. Dort treten falsche Chinesen auf, und der einzige wirkliche Chinese im Ort, ein Gastwirt, findet es "wunderbar". An anderen Tagen des Jahres möchte er nicht "Ching Chang Chung" genannt werden, und da hat er ja recht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.02.2023 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50508

Hofbräuhaus und Deutscher Abend im Ausland werden aber von denen, die nur noch in Opfer-Täter-Kategorien denken, nicht als kulturelle Aneignung anerkannt, das ist es ja. Schuldig können sich demnach immer nur die Privilegierten machen. Das meinte ich mit der »offiziellen« Antwort auf meine Frage.

Das Vorgehen des SWR und der ganze Artikel haben etwas Schülerhaftes. Man schickt zwei Reporter raus, die dann ein paar Leuten ein Mikrofon unter die Nase halten und Stellungnahmen herauskitzeln. Die werden zwar nicht als repräsentativ ausgegeben, aber der Leser muß bei der Lektüre den Eindruck gewinnen, es gebe gar keine anderen Meinungen und, vor allem, es handle sich um ein Thema, das die Indianer in Amerika stark umtreibe. Nach dem Gewese um die Neuverfilmung von »Winnetou« hat man Indianer in den USA in ähnlicher Weise gefragt, ob sie sich beleidigt fühlten usw. Da kamen ganz andere Reaktionen, zum Beispiel die Gegenfrage, wie sie sich von etwas beleidigt fühlen sollen, was sie gar nicht kennen!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 16.02.2023 um 06.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50507

Zu den vielen X-Wörtern hat sich nun auch das P-Wort gesellt:
https://twitter.com/NurderK/status/1625802712917983232

Bemerkenswert an der Szene ist folgendes: Der Grünen-Politiker bestätigt einerseits, daß die "Pascha-Schilderungen" von Friedrich Merz richtig sind, mehr noch, daß das damit verbundene Problem größer ist, als das Wort es vermuten ließe (er sagt "verniedlichend").
Andererseits läßt er beim Verwenden der Umgehungsformel "P-Wort" keinen Anflug von Ironie erkennen.
D. h. er unterwirft sich bedingungslos den Regeln dieses absurden Spiels.
Weil er also nicht einen Tag später in Sack und Asche gehen will (so wie Bettina Jarasch es nach dem Gebrauch des I-Wortes tun mußte), kommt ihm das Wort Pascha nicht über die Lippen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2023 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50506

Wenn man im Ausland auf ein „Hofbräuhaus“ oder einen „Deutschen Abend“ trifft, kann man wohl darüber lächeln, aber wer wird wegen Appropriation loslegen? Übrigens wäre, wie schon mal bemerkt, das sogenannte Brauchtum der Brauchtumspfleger auch jedesmal auf seine Bodenständigkeit zu überprüfen. Vieles ist bekanntlich eigens zum Zwecke seiner Pflege erfunden, und aus dem Zusammenhang gerissen ist es sowieso. Es gibt keine authentische „indigene“ Kultur mehr, falls es sie je gegeben hat. Auch die federgeschmückten Rothäute fliegen in appropriierten Boeings ein usw.
Wer sucht, wird immer jemanden finden, der sich „irritiert“ zeigt, wie es der Zeitgeist befiehlt. Mit dessen Votum begnügt man sich dann, empirische Sozialforschung hin oder her.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.02.2023 um 22.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50505

Der SWR hat etwas herausgefunden: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/verkleiden-als-indianer-was-sagen-indigene-100.html

Aus dem Artikel:

Indigene Gäste in Stuttgart irritiert es, wenn sich Kinder und Erwachsene an Fastnacht als Indianer verkleiden. Gemeint ist vermutlich, daß es sie ärgert (engl.: irritate).

Während hierzulande manche Kinder und Erwachsene gerne in Fransenhemden schlüpfen und sich mit Federn schmücken, lehnen amerikanische Ureinwohner das ab. Das haben Indigene gegenüber dem SWR bestätigt, die in Stuttgart beim Nordamerika-Filmfestival Anfang Februar zu Gast waren.

Die vom SWR befragten indigenen Gäste beim Nordamerika-Filmfestival betrachten Indianer-Kostüme als kulturelle Aneignung.

Regisseurin Jules Koostachin kommt aus Vancouver in Kanada und ist Mitglied der Attawapiskat First Nation. Sie empfindet es als respektlos, wenn Menschen, die sich damit nicht auskennen, sich als Indigene kostümieren. "Ich weiß nicht viel über den deutschen Karneval, aber ich möchte sagen, dass unsere Insignien oder Gewänder nicht als Kostüme gedacht sind."

Wenn sie das so empfindet, dann kann man darüber nicht diskutieren, man muß es als gegeben hinnehmen und respektieren. Aber wieso darf sie sich zum deutschen Karneval äußern, obwohl sie selber sagt, daß sie davon keine Ahnung hat, während sie deutsche Karnevalisten für ihre Ahnungslosigkeit bezüglich der Insignien und Gewänder Indigener kritisiert und daraus den Vorwurf der kulturellen Aneignung ableitet? Ich weiß schon, wie die offizielle Antwort auf diese Frage lautet, aber ich bin nun mal davon überzeugt, daß uns die strikte Aufteilung der Menschheit in ewige Opfer und ewig Privilegierte einem normalen Miteinander heute lebender Menschen nicht näher bringt, sondern dieses Ziel in noch weitere Ferne rücken läßt. Man kann auch zur Entspannung beitragen, indem man auf beiden Seiten ein wenig Aufklärung betreibt und um Verständnis wirbt. Das ist etwas völlig anderes, als Verbrechen der Vergangenheit zu leugnen oder so zu tun, als sei heute alles in bester Ordnung. Der moralische Rigorismus der Eiferer macht mehr kaputt, als er zu einem klugen Umgang mit dem nicht immer ganz leichten Erbe beiträgt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2023 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50479

Eine Hörsaal der Universität Erlangen soll umbenannt werden, weil sich herausgestellt hat, daß der Sponsor, nach dem er benannt ist, ein SS-Mann gewesen war. Dann müßte natürlich auch das Geld an die Nachkommen zurückgezahlt werden. Diese Muster kennen wir von Cecil Rhodes und anderen Übel-Wohl-Tätern. Weil es nicht gerade angenehm ist, Geld zurückzuzahlen, kann man auch alles lassen, wie es ist, und eine pädagogisch wertvolle Tafel aufstellen.
Die Linken, die sich auch diesmal besonders hervortun, haben den ganzen Umfang ihrer Aufgabe noch nicht erkannt. Weil Menschen nun mal keine Heiligen sind und auch nie waren, geht es um nichts Geringeres als die Verurteilung der Vergangenheit vor dem Richtstuhl der Gegenwart. Wenn man genauer hinsieht, bleibt buchstäblich nichts übrig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2023 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50455

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22727 und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=577

René Clairs klassische Verfilmung von Agatha Christie ist bei Youtube unter "...and then there were none" zu finden, aber wenn man den Film selbst sieht, heißt er nach wie vor "Ten little Indians", und das Kinderlied wird unverändert gesungen und stückweise rezitiert, je nachdem wer dran ist. Die weitere Vorgeschichte ist kaum noch bekannt
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2023 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50429

Darf man diese Hits noch spielen? Diese Klassiker sorgen heute für Diskussionen
(...)
Mit "In The Ghetto" gelang Elvis Presley Ende der 60er-Jahre sein Comeback, heute würde der Song sicherlich heftig diskutiert werden. Der Begriff "Ghetto" gilt als abwertend, die gesamte Geschichte des Songs, der den scheinbar unausweichlichen Weg eines armen Jungen in die Kriminalität erzählt, kann als rassistisch und sozial diskriminierend empfunden werden.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2023 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50380

Man weiß nie, in welche Richtung die Stampede der medialen Wutbürgerschaft demnächst davondonnern wird. Noch ist „woke“ ein Schimpfwort der Rechten, aber vielleicht entringt sich auch den Linken bald ein „Weg mit der verdammten Sprachnörgelei! Kommen wir endlich zur Sache!“ Sprachkritik, Politische Korrektheit, Expurgierung der Kinderbücher usw. könnte als Ablenkung vom Klassenkampf entlarvt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2023 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50347

In Wort und Bild wird über die große Tafel berichtet, die jetzt am Regensburger Dom über die "Judensau" aufklärt. Die verwitterte Kleinplastik ist weit oben angebracht, schwer zu erkennen und den meisten Leuten unverständlich. Für Kenner dokumentiert sie die verhängnisvolle christliche Judenfeindlichkeit, aber daß sie heute noch jemanden zum Haß auf Juden anstachelt, ist undenkbar. Die Tafel macht erst darauf aufmerksam, daß es das Verpönte tatsächlich einmal gab – eine Variante des "Streisand-Effekts". Aber wenn man mit den angeblich noch erhaltenen 48 Denkmälern dieser Art so verfährt, so ist das schon okay, auch wenn unsereins die Belehrung überflüssig und ein bißchen penetrant findet, wie die ganze Durchpädagogisierung. Die Tafel hält dem "christlichen Abendland" den Spiegel vor, ein bißchen spät, aber besser als nie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2023 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50265

Ist eigentlich das Volkslied "Hab mein Wagen vollgeladen" noch nicht wegen Altersdiskriminierung (in Tateinheit mit weiteren Verstößen) auf dem Index?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2023 um 07.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50213

Die SZ will kritisieren, daß in der „Neuen Zeitschrift für Arbeitsrecht“ das Wort Neger steht, zitiert es aber als N... und fügt hinzu, daß es im Original ausgeschrieben sei. Der Leser soll sich also selbst vorstellen, wie es ausgeschrieben aussieht, d. h. worum es sich beim Gegenstand der Kritik überhaupt handelt.

Es gibt Wörter, die sind so schlimm, daß wir nicht einmal sagen können, welche es sind. Das ist aber auch nicht nötig, denn jeder kennt sie.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.01.2023 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50195

Noch einmal präziser: Das Argument unter 2 kann sich, wenn es überhaupt so gemeint ist, nur auf den Singular beziehen. Geflüchtete ist hinsichtlich des Geschlechts genauso mehrdeutig wie Flüchtlinge. Man müßte ebenso von männlichen oder weiblichen Geflüchteten wie von männlichen oder weiblichen Flüchtlingen sprechen. Wenn in der Berichterstattung von einer einzelnen Person die Rede ist, bietet der/die Geflüchtete in der Praxis keinerlei Vorteile gegenüber Flüchtling, weil dieses Wort im jeweiligen Kontext gar nicht benötigt wird. Statt »Marina ist eine Geflüchtete aus der Ukraine. Inzwischen hat sie sich in München gut eingelebt.« würde man beispielsweise (auch stilistisch besser) sagen: »Marina ist aus der Ukraine nach München geflüchtet. Inzwischen hat sie sich dort gut eingelebt.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2023 um 04.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50194

Oder спецоперация.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.01.2023 um 02.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50193

Noch einmal zu den Argumenten gegen das Wort Flüchtling:

1. Viele Wörter auf -ling sind negativ konnotiert.
Stimmt, aber was hat das mit der Verwendung des Wortes Flüchtling zu tun? Schönling und Schreiberling sind negativ, Ankömmling und Lehrling sind nicht negativ – na und? Geht allein schon von der Aussprache oder dem Aufschreiben der Silbe ling eine magische unheilvolle Kraft aus, die auch Wörter erfaßt, die wir nicht in abwertender Absicht verwenden? Dann brauchen wir Ersatz für alle Personenbezeichnungen auf -ling, einschließlich Liebling.
Dieses völlig abwegige Argument zeigt exemplarisch, wie wenig sich die Kämpfer für eine »diskriminierungssensible« Sprache mit dem Gegenstand ihrer angelegentlichen Kontemplation, nämlich der Sprache, auskennen.

2. Die »Neuen deutschen Medienmacher*innen« kritisieren in ihrem »Wörterverzeichnis mit Formulierungshilfen, Erläuterungen und alternativen Begriffen für die Berichterstattung in der Einwanderungsgesellschaft«, Flüchtling habe »kein Geschlecht«.
(https://neuemedienmacher.de/fileadmin/dateien/Glossar_Webversion.pdf)
Diese Aussage verwundert. Normalerweise setzen Sprachsensible biologisches und grammatisches Geschlecht gleich, so daß Flüchtling für sie sehr wohl ein Geschlecht haben müßte, nämlich dummerweise das männliche. Man würde also eher das Argument erwarten, daß Flüchtlinge nur Männer sein können, obwohl doch auch viele Frauen darunter sind. Ich vermute, daß die Autor*innen des Glossars durchaus wissen, daß Flüchtling geschlechtsneutral verwendet wird. Vielleicht stört sie, daß es keine formale weibliche Entsprechung gibt, während man bei Geflüchtete gegebenenfalls zwischen der Geflüchtete und die Geflüchtete differenzieren kann. Aber wenn das Geschlecht der Betroffenen wirklich einmal relevant sein sollte (was selten der Fall ist), kann man problemlos von männlichen oder weiblichen Flüchtlingen sprechen oder von den Männern bzw. Frauen unter den Flüchtlingen.
Auch dieses Argument ist also extrem schwach und rechtfertigt keine Änderung der bisherigen Sprachpraxis.

3. Das Wort Flüchtling reduziert die betroffenen Menschen auf einen kleinen Aspekt ihrer Biographie.
Vielleicht ist das noch das dümmste Argument. Wenn ich meinen Hausarzt bei einem Termin in der Praxis als »Herr Doktor« anspreche, reduziere ich ihn auf sein Arztsein, obwohl er vielleicht auch ein treusorgender Familienvater ist, Schuhgröße 46 hat und Grünkohl nicht mag. Wenn von Flüchtlingen die Rede ist, dann ist von ihnen als Flüchtlingen die Rede. Was ist daran so schwer zu verstehen?
(Siehe auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44380.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.01.2023 um 00.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50192

Zu den immer wieder wiederholten Begriffen:

Durch ständige Wiederholung schleifen sich eben bestimmte Begriffe nachhaltig genug ein. Das aktuelle Paradebeispiel ist ja der "Angriffskrieg". Noch nie in der Geschichte wurde dieses Wort so strapaziert und zum Pflichtwort erhoben wie seit letztem Jahr.
Ich hatte eigentlich (na ja, nicht wirklich) erwartet, daß es Wort des Jahres 2022 würde.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.01.2023 um 18.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50191

Der aus dem Amtsgericht Regensburg entflohene Mörder Rachid Chouakri ist kein Flüchtling, sondern ein Geflüchteter. Wenn er seine Flucht hinter sich hat und wieder einsitzt, ist er auch das nicht mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2023 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50188

Ehre, wem Ehre gebührt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.01.2023 um 12.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50187

Zu Herrn Metz:
aber ist es wirklich nötig, in jeder zusammenfassenden Beschreibung der Vorgänge die Behauptung Trumps mit diesem Etikett zu versehen?

Das ist wie bei den Autoren von Tichys Einblick. Sie führen stets das Attribut "rechtsradikal".
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.01.2023 um 12.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50186

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hält nichts davon, das Wort «Flüchtlinge» durch den Begriff «Geflüchtete» zu ersetzen. «Wir betrachten das Wort Geflüchtete als abwertend und benutzen es nicht», sagte der UNHCR-Sprecher in Deutschland, Chris Melzer, der Deutschen Presse-Agentur. Am deutschen Namen des UN-Flüchtlingshilfswerks werde auch nicht gerüttelt.

(...)

Melzer hält den Begriff «Geflüchtete» für zu banal. «Wir sind alle schon einmal vor irgendetwas geflüchtet, sei es vor einem Regenguss, einer unangenehmen Pflicht oder etwas anderem», sagt er.

(...)

Das Argument, Wörter mit der Endung «ling» seien herabwürdigend, weil auch Feigling oder Dümmling so enden, lässt er nicht gelten. Schließlich gebe es auch «Liebling».


https://faz.net/18579763.html

Ich würde ergänzen, ein Geflüchteter hat seine Flucht hinter sich im Gegensatz zum Flüchtling.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.01.2023 um 11.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50185

Apropos Silvesternacht, die Videoansprache unserer Verteidiungsministerin aus jener Nacht wurde in den Medien als »umstritten« bezeichnet. Sie ist aber gar nicht umstritten, alle finden sie mißlungen, ich habe nicht eine einzige lobende Äußerung dazu gehört. Zwar gehen die Meinungen darüber auseinander, welche Konsequenzen daraus zu ziehen wären, aber über die Qualität der Aktion wird nicht gestritten.

Überhaupt ist »umstritten« wegen seines neutralen Gewands ein interessantes Wort. In der Diskussion über die sog. Cancel culture ist darauf hingewiesen worden, daß es gern dazu genutzt wird, Menschen mit einer bestimmten Meinung in eine bestimmte Ecke zu stellen. Eric Guje, Chefredaktor der NZZ, im August 2022 (https://www.nzz.ch/meinung/cancel-culture-an-der-universitaet-eine-neue-form-von-extremismus-ld.1697478):
Wenn der entfesselte Zeitgeist zuschlägt wie in der Hetzkampagne gegen die britische Feministin Kathleen Stock, stehen Ruf und Existenz auf dem Spiel. Selbst in Deutschland, wo noch niemand seine Professur verlor, bleibt immer etwas hängen: mindestens das dümmste Adjektiv der deutschen Sprache. Die Davongekommenen gelten fortan als «umstritten» – die Berliner Professoren Herfried Münkler und Jörg Baberowski, beide völlig unumstrittene Koryphäen ihres Fachs, können ein Lied davon singen.

Was nun wieder die Medien betrifft, sehe ich eine wachsende Kluft zwischen dem allgemeinen Bemühen um neutrale Berichterstattung einerseits und der Bereitschaft, auch jenseits von Meinungsartikeln bestimmte Positionen explizit als falsch zu brandmarken, andererseits. Ich denke etwa an Trumps »Lüge von der gestohlenen Wahl«. Ich zweifle nicht daran, daß es sich um eine Lüge handelt, aber ist es wirklich nötig, in jeder zusammenfassenden Beschreibung der Vorgänge die Behauptung Trumps mit diesem Etikett zu versehen? Offenbar wollen die Redaktionen keinerlei Zweifel aufkommen lassen, wo sie stehen, aber ich brauche solche Bekenntnisse als Leser nicht, und wer Trump glaubt, ist sowieso nicht dafür empfänglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2023 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50182

Sprachkritisches zur Silvesternacht:

Wie vom Deutschen Presserat gewünscht, haben die Medien drei Tage lang nicht ausgesprochen, was die Polizei von Anfang an wußte und jeder sah: Die Randalierer der Silvesternacht sind junge Männer aus Syrien, Afghanistan... Auch die Hälfte, die laut Polizeibericht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, gehört der gleichen Migrantengruppe an. Das Verschweigen arbeitet den Rechten in die Hände, ihr Vorwurf gegen die „Lügenpresse“ ist berechtigt.
Viel ist von „Ausgegrenzten“ und „Abgehängten“ die Rede, mit dem sehr praktischen Passiv. Wer mag sie ausgegrenzt und abgehängt haben? Doch wohl die Deutschen mit ihrer „mißlungenen Integrationspolitik“. „Erst wenn wir die Menschen in diesen wenig privilegierten Randbezirken und mit ihren unterschiedlichen sozialen Milieus ernst nehmen, können wir die Gewaltventile dauerhaft schließen.“ (Christoph Cöln, t-online.de) Wir hätten die jungen Männer einfach etwas mehr privilegieren sollen... Die Rede von „Gewaltventilen“ gibt dem Verbrechen eine quasi mechanische Notwendigkeit. Niemand ist verantwortlich (außer „uns“ natürlich).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2023 um 03.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50178

Gut, daß Sie noch einmal an Susan Arndt erinnern, einen dieser Paradiesvögel, die an deutschen Universitäten lehren und deren Bücher in sonst seriösen Verlagen erscheinen, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23441
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.01.2023 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50177

Ich bitte um Vergebung dafür, schon wieder ein Link zu posten; ich möchte den Beitrag aber gerne leisten.

https://virchblog.wordpress.com/2022/02/09/das-ju-wort/
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.01.2023 um 02.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50176

Gern möchte ich eine persönliche Anmerkung nachreichen. Ich habe ein gewisses Verständnis für das Unbehagen, das manche empfinden, wenn sie von Juden sprechen. Ich finde aber, daß man das für sich klären sollte, bevor man mit moralisierenden Verlautbarungen an die Öffentlichkeit tritt.

Ich bin Abiturjahrgang 1985, und das Thema Judenverfolgung und Holocaust nahm in meiner Schulzeit (NRW) sehr breiten Raum im Unterricht ein, es wurde wieder und wieder und gefühlt in fast allen Fächern behandelt. Wenn ich ehrlich bin, wurde es mir manchmal schon zuviel, obwohl mich die Sache immer brennend interessiert und beschäftigt hat, auch jenseits des Unterrichts. Mir gellen bis heute die Sätze eines Joseph Goebbels in den Ohren, in denen er »Jjuuden« so haßerfüllt aussprach, daß es mich regelrecht schauderte. Wenn ich heute einen Text vorlese (wir lesen uns viel gegenseitig vor), in dem das Wort Jude vorkommt, dann geht es mir nicht so leicht über die Lippen wie Muslim, Franzose oder Schornsteigfeger. Aber ist das nicht mein Problem? Muß ich andere damit behelligen? Die Juden haben sich nicht umbenannt, also wie käme ich dazu, mein vergleichsweise winziges Problem auf ihre Kosten zu lösen, ausgerechnet auf ihre Kosten?!

Wie gesagt, ich verstehe entfernt den Gedankenansatz, aber ich finde es sehr schwach – und im Falle von Unternehmen, Verbänden, politischen Parteien, denen man in solchen Fragen mehr Verantwortung abverlangen muß als Privatpersonen, sogar empörend –, wenn man aus intellektueller Bequemlichkeit oder gar Opportunismus bei diesem Gedankenansatz stehenbleibt und daraus sogar das Recht auf moralisierende Vorhaltungen ableitet. Dafür geht mir das Verständnis komplett ab.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.01.2023 um 01.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50175

Hier in Holland ist der sogenannte »jodenkoek« (Judenkuchen/Judenkeks) ein beliebtes Mürbeteiggebäck. Man bekommt ihn in allen Supermärkten. Gutmenschen ist der Name seit Jahren ein Dorn im Auge. Warum, können sie selbst nicht erklären, aber so ist es nun mal. Wie ich erst vor ein paar Monaten mitbekam, hat die Traditionsbäckerei Davelaar, die das Gebäck seit 1883 herstellt, nach einem Wechsel an der Unternehmensspitze das Produkt bereits 2021 umbenannt. Seither heißen die Kekse »odekoeken«! Der alte Name, so ließ die neue Geschäftsleitung wissen, sei nicht mehr zeitgemäß gewesen (wir kennen das). Das Unternehmen begründete den Schritt mit einer Kundenumfrage, die ergeben habe, daß vor allem junge Menschen (gähn!) den Namen nicht mehr akzeptabel fänden. Es wolle damit einen Beitrag zu einer »inklusiveren« Gesellschaft leisten.

Was um Himmels willen mag damit gemeint sein? Juden sind auch hierzulande eine Minderheit, und indem man das Gebäck nach ihnen benennt, grenzt man alle aus, die nicht zu dieser Gruppe gehören. Das wäre immerhin eine einigermaßen logische, wenn auch idiotische Erklärung. Da die Weltverbesserer so aber nicht ticken, muß es irgendwie darum gehen, das Wort Jude als solches nicht mehr zu gebrauchen. Vielleicht, weil es uns schmerzhaft daran erinnert, wieviel Unrecht Juden im Laufe der Jahrhunderte angetan worden ist? Aber wieso ist es dann ein Beitrag zu mehr Inklusion, wenn man das Wort künftig meidet?

Auf die Wünsche der »Betroffenen« kann sich die Firma in dem Fall nicht berufen. Die Vertreter sämtlicher jüdischer Interessenverbände haben immer wieder klargemacht, daß sie nicht das geringste gegen »jodenkoek« einzuwenden haben. Im Gegenteil, das Gebäck schmecke gut und es sei doch gerade in Zeiten wachsenden Antisemitismus eine gute Sache, wenn man mit dem Namen Jude etwas Positives assoziiere. Das hat allerdings einzelne nicht davon abgehalten, die Umbenennung irgendwie zu begrüßen, da sie zumindest von so etwas wie sprachlicher Sensibilität der Verantwortlichen zeuge. Wir erinnern uns an Aussagen über die Rechtschreibreform, nach denen diese zwar mißglückt sei, aber immerhin dazu geführt habe, daß die Gesellschaft als solche und überhaupt mal wieder über Sprache nachgedacht und diskutiert habe.

Ich habe mich gefragt, wie wohl das deutsche Publikum reagieren würde, wenn eine Firma »Judenkuchen« in »Udenkuchen« umbenennen würde. »ode« bedeutet zwar auch im Niederländischen »Ode«, aber bei der Aussprache von »odekoek« hört man erst mal nur, daß das j fehlt, und genau das ist ja beabsichtigt. Die Firma weist neckisch darauf hin, daß man bloß zwei Buschstaben wegschnabulieren müsse (das j und das n), um zu dem neuen, zukunftsfähigen Namen zu gelangen. Aber das Fugen-n wird sowieso nicht gesprochen und ist auch erst mit der Rechtschreibreform von 1995 von staatlicher Seite in das Wort gezwängt worden.

Merken diese Leute wirklich nicht, daß sie Juden in übler Weise zu narzißtischen Zwecken instrumentalisieren? Zum Glück bieten andere Hersteller weiterhin schmackhafte »jodenkoeken« an.

https://www.parool.nl/nederland/de-jodenkoek-heet-voortaan-odekoek~be3b5bf1/?referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F

https://www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/keine-judenkekse-mehr/
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.12.2022 um 17.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50148

Manche Unternehmen kennen überhaupt keine Scham mehr, wenn es darum geht, Pluspunkte in der woken Ecke abzugreifen. C&A will die Bereiche mit Übergrößen in seinen Filialen größtenteils abschaffen und die Kleidungsstücke in das Standardangebot integrieren. Das ist eine schlechte Nachricht für korpulente Menschen, denn künftig müssen sie die wenigen Artikel, die auch in Übergrößen angeboten werden, wieder mit der Lupe suchen. Um etwa eine Winterjacke in Größe 4XL zu finden, müssen die Betroffenen demnächst zwanzig Stangen durchsuchen, um vielleicht bei jeder sechsten oder siebten fündig zu werden. Das kostet nicht nur viel Zeit, sondern muß auch extrem frustrierend sein. Ich kann mich erinnern, daß eine Kommilitonin vor dreißig Jahren immer darüber klagte, daß sie in normalen Modegeschäften praktisch keine Kleidung in ihrer Größe bekam, weshalb sie auf Spezialgeschäfte oder den Versandhandel angewiesen war. Die Übergrößen-Bereiche waren da ein willkommener Fortschritt.

Jetzt wird dieser Fortschritt mit dem Hinweis auf den fortschrittlichen Zeitgeist wieder kassiert. C&A teilt mit: »Große Größen grundsätzlich in einem separaten Bereich anzuordnen, das verstehen wir nicht unter Inklusion.« Eine Unternehmenssprecherin säuselt: »C&A geht mit dem neuen Konzept noch mehr auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kund:innen ein, um ein inklusiveres Shopping-Erlebnis ohne strikte Unterteilungen zu kreieren.« Wenn man solche aufgeblasenen Sätze liest, kann man unbesehen davon ausgehen, daß die Kundenwünsche erfunden sind und es um etwas ganz anderes geht. Und tatsächlich, wie man liest, sollen im Rahmen der Sanierung des Unternehmens die Verkaufsflächen weiter verkleinert werden! C&A teilt scheinbar beiläufig mit, das XL-Portfolio werde teilweise in die Kernkollektion integriert und teilweise im Online-Shop präsentiert. Das spart natürlich viel Fläche, vor allem, wenn das zweite »teilweise« ungleich größer ist als das erste, wovon man getrost ausgehen kann und wofür auch der Hinweis des Unternehmens spricht, die »breite Palette« der XL-Größen würde in die »größte Ladenfläche« integriert, nämlich »in unseren Online-Shop«.

Da bleibt einem wirklich die Spucke weg. Die angeblich zu inkludierende Gruppe wird schlechtergestellt, weil sich das Unternehmen die Inklusion nicht mehr leisten kann, und das wird als Verbesserung im Sinne der Inklusion verkauft. Und wieso überhaupt Inklusion durch Integration? Sonst sollen die benachteiligten Gruppen doch immer separat »sichtbar« gemacht werden? Hier war die Sichtbarkeit mal wirklich nützlich.

Es fällt mir übrigens wieder auf, wie lammfromm die Medien über diesen Vorgang berichten. Manchmal wird rhetorisch gefragt, ob es denn nicht irgendwie diskriminierend sei, was C&A hier plane. Die beruhigende Antwort folgt auf dem Fuße: Nein, das Unternehmen will, im Gegenteil, … Die Redaktionen könnten sich viel Arbeit sparen, wenn sie einfach nur die Texte der jeweiligen Pressestelle im O-Ton weiterreichten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2022 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50138

Nach Louis Agassiz sind nicht nur Örtlichkeiten, sondern auch Tiere und Pflanzen benannt – weil er ein bedeutender Forscher war und nicht, weil er nebenbei und überwiegend privat rassistische Ansichten vertrat (wie damals fast jeder). Die Eiferer, die wahrscheinlich noch nie etwas von ihm gehört hatten, wollen nun die Erinnerung an ihn völlig tilgen, weil seine Verdienste nach den Maßstäben der Nachgeborenen nichts gelten gegenüber den Verfehlungen. Manchmal genügt eine einzige, vielleicht noch aus dem Zusammenhang gerissene Äußerung, um eine historische Person in den Orkus zu schleudern, stets mit der angenehmen Nebenwirkung, das Lernpensum wieder um ein Kapitel erleichtert zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2022 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50137

Das Problem der "richtigen" geographischen Namen haben wir schon am Beispiel des Uluru erörtert. Obama hat dem Mount McKinley seinen richtigen Namen zurückgegeben: Denali. Den sollen die Ureinwohner (welche?) benutzt haben.
Viele Gebirge haben allerdings verschiedene Namen je nachdem, von welcher Seite man sie ansieht. Drüben lebten und leben nämlich auch Menschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2022 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50136

Die Namen von Berggipfeln und Klettertouren sind rassistisch und sexistisch verseucht und sollen jetzt bereinigt werden. Man hat Stücker 2000 gesammelt. In Norwegen heißte eine Route „Kristallnacht“! Die SZ berichtet: Im Frankjura gibt es Routen, die in Kletterführern als „Kraft durch Freude“, „N*-Kuss“ oder „Der N* mit dem Knackarsch“ verzeichnet sind. (29.12.22)
Das stimmt nicht. Wer Zitate verfälscht oder nachmacht oder verfälschte oder nachgemachte Zitate in Verkehr bringt...
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.12.2022 um 16.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50115

Sprachleitfaden Landeskriminalamt Berlin

https://www.bz-berlin.de/polizei/polizei-gibt-ihren-beamten-sprachtipps
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2022 um 15.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50076

Wie die SZ berichtet, haben die Lobensteiner kürzlich ein Schreiben ihres verrückten Reußen Heinrich XIII. im Kasten gefunden: "Ist Ihnen bekannt, daß (!) Sie tatsächlich keine Staatsangehörigkeit besitzen..." usw.

Das Ausrufezeichen hat die Zeitung eingefügt, um die unerhörte Abweichung von der KMK-Rechtschreibung zu kennzeichen, die sie offenbar für allgemein verbindlich hält. Was ist denn aus der Zusicherung der Kultusminister und Verfassungsrichter geworden, privat könne selbstverständlich weiterhin jeder schreiben, wie er will?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2022 um 20.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50057

Darf man eigentlich sagen, daß man jemanden haßt? Oder wird es erst problematisch, wenn man sich "gruppenbezogen menschenfeindlich" äußert: Ich hasse die Chinesen usw.? Oder ist all das nicht verboten, sondern erst die Aufforderung dazu?

Kann ein Beamter disziplinarisch belangt werden, wenn er seine Abneigung gegen eine Menschengruppe bekundet, auch wenn es strafrechtlich nicht relevant ist?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2022 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50037

Die Zeitung bemerkt nebenbei, daß nach dem kurzen Auftritt eines schwarzen Schriftstellers die festliche Nobelpreis-Tafelrunde im Stockholmer Rathaus (besonders zahlreich nach der Coronapause) wieder unter sich ist: lauter Weiße.

Unter den naturwissenschaftlichen Nobelpreisträgern sind seit Beginn viele Juden, wenige Frauen und keine Schwarzen (die kriegen manchmal einen für Frieden oder Schriftstellerei).

"Das Friedensnobelpreis-Bankett ist eine formale Angelegenheit, bei der die Herren gebeten werden, im Smoking zu erscheinen, während die Damen ein langes Abendkleid tragen sollten", lautet es ebenfalls auf dem Online-Auftritt. Der Smoking ist die etwas weniger festliche, aber immer noch förmliche Variante des Fracks.

Die Internationalität der Wissenschaft steht in bezeichnendem Kontrast zur engen Herkunft der heute weltweit üblichen „festlichen Kleidung“. Alle anderen Trachten (Japan, Indien, Arabien, Afrika...) sind ins Museum gewandert. (Wie viele der Damen und Herren tragen geliehene Kleidung?) Bisher kein Gegenstand der Aufmerksamkeit.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.12.2022 um 19.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50027

»Mohr« ist nach Duden »veraltet, heute diskriminierend«. Soll das heißen, als das Wort noch benutzt wurde, war es nicht diskriminierend, aber heute, da es völlig ungebräuchlich geworden ist, kann man Menschen damit verunglimpfen? Das ist doch Unsinn. Wer heute versuchte, jemanden als »Mohr« zu beschimpfen, würde von allen nur ausgelacht und sich damit allenfalls selbst diskriminieren.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 06.12.2022 um 17.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50012

Wenn ich mich recht erinnere, hat mir ein chinesischer Studienkollege damals erzählt, daß wir von ihnen sinngemäß "Tiefaugen" genannt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2022 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50011

Rassismus und Fremdenhaß sind abscheulich, aber wenn man schon die Wahrnehmung von Anzeichen fremdländischer Herkunft unter Verdacht stellt, verhindert man die Lösung des eigentlichen Problems.

Grimm:

schlitzauge, n. 1) geschlitztes auge (vgl. schlitzen 6, b): die schlitzaugen der Mo(n)golen Campe. 2) mensch mit solchen augen. ebenda.

Wikipedia:

Schlitzauge steht für:
eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine bestimmte Form des menschlichen Auges, siehe Epikanthus medialis
Schlitzauge (Schimpfwort), rassistisch-abwertende Bezeichnung für Menschen ostasiatischer Herkunft

Duden:

Auge mit besonders schmaler Lidspalte bzw. mit einfacher Oberlidfalte, das sich scheinbar nicht weit öffnen lässt

umgangssprachlich abwertend

jemand, der Schlitzaugen hat

diskriminierendes Schimpfwort

Nach Duden ist also schon die Augenbezeichnung abwertend, etwa nach Art der Hasenscharte. („diskriminierendes Schimpfwort“ klingt seltsam, gemeint ist wohl „rassistisches Schimpfwort“.)

Wenn ich manche Menschen über „Asiaten“ schwadronieren höre, womit praktisch nur Ostasiaten vom „Epikanthus“-Typ gemeint sind, klingt es schlimmer als „Schlitzauge“.

Wie nennen eigentlich die „Asiaten“ uns? „Rundaugen“? Aus meiner Jugendlektüre weiß ich noch, daß ich ein europäisches Langschwein bin; das war aber eher freundlich-schmackhaft gemeint, wie bei uns „Schweinebraten mit Blaukraut und Knödeln“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2022 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49978

Google feiert einen Schwarzen Entwickler – mit der Großschreibung, an der man die richtige Einstellung erkennt.

Hätten Sie gedacht, daß auch Schwarze etwas entwickeln können? Die Überraschung ist groß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49969

Manche fragen, was aus Kuhpocken und chicken pox werden soll; bei letzteren, also den Windpocken, stimme auch das Grundwort nicht, weil der Erreger zu den Herpesviren gehört.

Der Gegensatz zwischen Durchsichtigkeit und Konventionalität der Bezeichnungen ist nicht endgültig auflösbar. Man kann auch um Wörter, die harmlos veraltet sind wie Bleistift (ohne Blei), jederzeit Streit anfangen. Oft ist nicht klar, wer eigentlich geschont werden soll und wer überhaupt dahintersteckt.

Was Trump wollte, als er beharrlich vom China virus sprach, war allerdings klar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49967

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49256

„Die WHO ist für die Benennung menschlicher Erkrankungen zuständig. 2015 verpasste sie sich Regularien, nach denen Krankheitsnamen sich nicht auf spezifische Menschen, Gruppen, Regionen oder Tiere beziehen dürfen.“

Darum sollen die Affenpocken jetzt Mpox genannt werden.

„Die WHO teilte am Montag mit, dass der Wunsch nach einer neuen Bezeichnung an sie herangetragen worden sei. Es habe Berichte gegeben, dass das Wort Affenpocken auf rassistische und stigmatisierende Weise verwendet worden sei.“

Das Passiv und der vage Hinweis auf „Berichte“ eignen sich bestens zur Verschleierung von Roß und Reiter. Die Vermutung, jemand könne sich betroffen fühlen, reicht auch schon. So gewinnen auf vielen Gebieten winzige Interessengruppen dominierenden Einfluß. Lehrreich, aber man lernt nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2022 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49925

"Vernagelt sein, im Schilde führen und Flinte ins Korn werfen: Ist die deutsche Sprache eher von Redewendungen aus dem militärischen Bereich geprägt als andere Sprachen?" (DW 6.5.20 – abgebildet ist ein Weizenfeld)

Im Schilde führen kommt vom Wappen (das Schild, nicht der Schild)

Ins Korn werfen könnte von der Jagd (Korn = Visierkorn) kommen, wäre aber auch dann unproblematisch, wenn es von der unheroischen Aufgabe des Kampfes käme.

Bei vernagelt wird die Herkunft vom Unbrauchbarmachen einer Kanone durch einen Nagel vermutet. Es kann aber auch ähnlich wie das Brett vor dem Kopf zu verstehen sein. Im Grimm findet man weitere mögliche Ursprünge, nur nicht den Hinweis auf die Kanonen.

Die Entmilitarisierung der Sprache sollte sich passendere Objekte suchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2022 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49909

Wie eine gute Absicht durch Übertreibung lächerlich gemacht werden kann, sieht man unter dem Wikipedia-Eintrag "Blindheit". Dort werden Einwände gegen den metaphorischen Gebrauch verlinkt:

https://www.auschwitz-komitee.de/erklaerung-des-auschwitz-komitees-zur-verwendung-der-metapher-auf-dem-rechten-auge-blind/

https://leidmedien.de/aktuelles/sichtweisen/blinde-kuh-trifft-taube-nuss-metaphern-der-behinderung/
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.11.2022 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49906

Der Vorname Moritz gehört zu den beliebtesten in Deutschland. Sollte sich seine Bedeutung eines Tages herumsprechen – das gäb ein Zucken!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2022 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49900

Ein in München geborener N-Wort (Eigenbezeichnung) behauptet, jedesmal zusammenzuzucken, wenn er "Mohr" höre. Das kommt mir angelesen vor, denn auch in München hört man das Wort normalerweise nicht. Nicht einmal Katzen traut man sich noch Mohrle zu nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2022 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49899

„Er ist jüdisch.“ (Wikipedia über den Krypto-Pleitier Sam Bank-Fried) – Andererseits ist er „Veganer“ (ebd.), nicht „vegan“.

As reported by the Times of Israel, both Barbara Fried and Joseph Bankman are Jewish. Matthew Kassel of JewishInsider noted that Bankman-Fried himself "is Jewish". (...) Bankman-Fried is vegan. (Wikipedia englisch)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2022 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49753

Carl Schurz kann in Deutschland nicht geehrt werden, weil die Aufpasser herausgefunden haben, daß er nach unseren überlegenen Maßstäben nicht politisch korrekt war. Seine Verdienste als Freiheitskämpfer zählen dagegen nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2022 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49747

Nazi-Kunst soll auch in Museen nicht mehr gezeigt werden. Uns schadet sie zwar nicht, aber euch, weil ihr so doof seid. Das ist das gleiche wie bei den alten Texten, die wir jetzt reinigen oder gleich ganz aus dem Verkehr ziehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2022 um 03.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49672

Bei Horkheimer/Adorno kann man ungefähr lesen: Nach Wittgenstein und den Positivisten ist die Welt alles was der Fall ist. Folglich wollen sie, daß alles so bleibt, wie es ist. Wir dagegen ("Kritische Theorie") wollen, daß es besser wird.

Das ist so dumm, daß man es kaum glauben kann, aber es steht da, wieder und wieder. (Der Wiener Kreis war übrigens großenteils sozialistisch eingestellt, aber darauf kommt es auch nicht mehr an.)

Die Postmodernen treiben es ähnlich: Sie kritisieren die herkömmliche Geschichtswissenschaft, weil sie mit Ranke feststellen will, wie es wirkich gewesen ist. Das halten sie nicht nur für naiv (denn es gibt keine Wirklichkeit, nur lauter gleichberechtigte Erzählungen), sondern für reaktionär, weil es darauf hinausläuft, alles zu lassen, wie es ist.

Das ist so dumm, daß man es kaum glauben kann, aber es steht da, wieder und wieder.

Keith Windschuttle hat es im trefflichen Afterword zu "The killing of history" zusammengefaßt.

(Auch Windschuttle hat eine Agenda, aber sein Buch ist trotzdem sehr lesenswert.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2022 um 03.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49665

„Ich möchte als Schwarzer nicht erklärt bekommen, wann meine Gefühle verletzt werden. Das ist auch eine Form von Rassismus.“

Was für ein Mann! Läge sein Lokal in Erlangen, würde ich jede Woche einmal dort einkehren.

Übrigens könnte sich ein Wandel abzeichnen, wenn nämlich im Zuge der afrikanischen Migration immer mehr Restaurants von Schwarzen eröffnet werden und es schick wird, "beim Mohren" zu essen (wenn die Leute den Oregano-Einheitsduft "beim Italiener" satt haben).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.09.2022 um 22.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49663

Dieser Mann hier hat offensichtlich keine Ahnung:
https://www.rnd.de/panorama/kieler-restaurant-zum-mohrenkopf-warum-ein-schwarzer-gastronom-sein-lokal-nicht-umbennen-will-IP4ZSRMOHFCCXLAFCPNBBZWCGY.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2022 um 21.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49662

Auf der Wiesn wurde das „Café Mohrenkopf“ in „Café Theres“ umbenannt, der Mohrenkopf selbst in „Theresienbusserl“. Ein gleichnamiges Ingolstädter Café will seinen Namen behalten.
Die Zeitung behauptet, „Mohr“ werde von vielen Schwarzafrikanern als abwertend empfunden. Auf Beobachtung kann das schon deshalb nicht beruhen, weil das Wort „Mohr“ für diese Menschen schon lange nicht mehr gebraucht wird, ganz unabhängig von der Bewegung der Political correctness. Aber in solchen Dingen braucht man keine Empirie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2022 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49660

Joseph Conrad: The N-Word of the Narcissus

WordBridge Publishing has performed a public service in putting Joseph Conrad’s neglected classic into a form accessible to modern readers. This new version addresses the reason for its neglect: the profusion of the so-called n-word throughout its pages. Hence, the introduction of "n-word" throughout the text, to remove this offence to modern sensibilities. The N-word of the Narcissus tells the tale of a fateful voyage of a British sailing ship, and on that voyage the ability of a lone black man to take the crew hostage. The ability of this man to manipulate an entire ship’s crew can no longer be seen as a mere exercise in storytelling. Conrad in fact appears to have been the first to highlight the phenomenon of manipulation based in white guilt.
(amazon)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2022 um 02.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49659

Im Radio höre ich von Umbenennungsplänen für Straßen usw. – Lehrerinnen finden es untragbar, daß ihre Schule in einer „Nachtigal-Straße“ liegt, und die Schüler stimmen natürlich zu, nachdem sie zwar nicht über Afrikanistik, wohl aber über Nachtigals politische Rolle instruiert worden sind. Die ganze Vergangenheit hat keinen Bestand vor dem fortgeschrittenen Bewußtsein der Heutigen. Die alten Griechen und Römer kann man gleich vergessen, das waren Sklavenhalter. Da es kein wahres Leben im falschen gibt, ist jeder Rechtfertigungsversuch zugunsten einzelner eine unzulässige Relativierung.
Ich muß lächeln, wenn ich am Albert-Schweitzer-Gymnasium vorbeifahre oder an meine eigene nach Schweitzer benannte Schule zurückdenke. Haben denn die Leute immer noch nicht begriffen, was für ein schlimmer Finger das war?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.09.2022 um 15.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49657

Ein richtiges Karl-May-Verbot gab es ja eigentlich in der DDR nicht. Er wurde nur nicht gedruckt, seine Bücher galten bis Ende der 70er Jahre als unwerte Trivialliteratur.

Noch vorhandene oder eingeschmuggelte Bücher durfte man aber ohne weiteres lesen und privat weitergeben, sein Wohnhaus in Radebeul war zwar bis in die 80er Jahre nicht öffentlich zugänglich, aber alte Erinnerungsstücke, soweit noch nicht sowieso nach Westdeutschland geschafft, wurden aufbewahrt. Von Erich Loest erschien 1980 die sehr lesenswerte Karl-May-Biographie "Swallow, mein wackerer Mustang".

Ab der 80er Jahre besannen sich die DDR-Oberen wieder mehr auf ihr kulturelles Erbe. Mit dem auf dem Gebiet der DDR geborenen Karl May ließ sich schließlich (damals noch) besonders bei der Jugend gut punkten. So erschienen bald darauf die Karl-May-Romane wieder in der DDR, Mitte der 80er wurde das Karl-May-Museum in Radebeul wiedereröffnet und die Karl-May-Stiftung wieder zugelassen. Im Museum gab es schon in den letzten DDR-Jahren erstaunlich viel aus dem Nachlaß zu sehen, bevor 1995 der nach Bamberg ausgelagerte Teil zurückkehrte. Man kann das alles gut in Wikipedia und auf den Seiten des Karl-May-Museums nachlesen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.09.2022 um 14.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49656

Hubertus Knabe schreibt über das Karl-May-Verbot in der DDR:
https://hubertus-knabe.de/winnetou-oder-die-stille-wiederkehr-der-ddr
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.09.2022 um 08.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49655

Kaube macht einige gedankliche Sprünge, die ich nicht nachvollziehen kann.

https://web.archive.org/web/20220910095649/https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/karl-may-gendern-und-das-n-wort-das-verlangen-nach-totaler-aufmerksamkeit-18304844.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Mir ist nicht klargeworden, inwieweit er Habermas kritisiert und inwieweit er ihm folgt. Aber er scheint die dank sozialer Medien ungebremste Möglichkeit der Meinungsäußerung verantwortlich zu machen für eine Kultur der Überempfindlichkeit.

Er redet auch von einer "elektronischen Kneipe", in der alles "immer lauter" gesagt werden muß. Er erklärt allerdings nicht, wie daraus die Auswüchse der political correctness entstehen. Und er übergeht die Tatsache, daß Politiker und Redaktionen durchaus Antreiber der neuen Sprachregelungen sind. Es wird nicht so recht klar, was Ursache und was Wirkung sein soll.

Ich finde es aber an sich richtig, einmal nach den tieferen Ursachen dieser seltsamen gesellschaftlichen Entwicklung der letzten zehn Jahre zu fragen. (Wenn es da gute Analysen gibt, bitte gern verlinken.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2022 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49654

In der FAS vom 10.9.22 beschäftigt sich Jürgen Kaube sehr lichtvoll mit der Political Correctness. Er weist auch auf Maßnahmen hin, die mir bisher nicht bekannt waren, zum Beispiel Eingriffe in Texte von James Baldwin und Joseph Conrad. Dessen „Nigger of the Narcissus“ heißt jetzt „Der Niemand von der Narcissus“. Bekanntlich ist Conrads Roman so wenig rassistisch wie „Huckleberry Finn“.
In einem Text über Rassismus kommt der Rassismus vor. Das darf nicht sein. Die Bereinigung hat zur Folge, daß man nicht mehr erkennen kann, wovon der Text handelt. Er kann dann ganz wegfallen. Die Verminderung des Literaturbestands kommt manchen entgegen.
 
 

Kommentar von Wolfgang H. Deuling, verfaßt am 09.09.2022 um 09.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49645

Es gibt nunmehr ein absolutes Novum: Die deutsche Sprache ist jetzt weniger Gegenstand der Philologie als vielmehr der Jurisprudenz:

https://www.welt.de/politik/deutschland/article240917989/Sprachvorgaben-Prozess-hat-sichtbar-gemacht-dass-Gendern-erzwungen-wird.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.09.2022 um 10.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49640

Hinweise und Texttafeln für Winnetou-Filme. Ich hoffe doch, die werden im Film selbst eingeblendet. Vielleicht sollte man auch über abschreckende Bildchen nachdenken, das funktioniert doch prima auf Zigarettenschachteln.

https://faz.net/aktuell/feuilleton/medien/nach-winnetou-debatte-mdr-will-filme-mit-hinweisen-einordnen-18299914.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2022 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49635

Auf der ostfriesischen Insel erlebe ich täglich Fälle von kultureller Appropriation: bayerische Urlauber, aus deren Mund ein "Moin" kommt. Umgekehrt haben wir Flachlandbewohner in Bayern das "Grüß Gott" übernommen, auch wenn sich allmählich hier wie dort "hallo" durchsetzt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.08.2022 um 13.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49620

Die Winnetou-Debatte ist immerhin lustig. Die woken deutschen Volkserzieher haben das Kriegsbeil ausgegraben, um die Indianer im fernen Amerika gegen Winnetou zu verteidigen, die Gegenseite gräbt Fotos des Häuptlings Big Snake aus, der einst Karl May an dessen Grabmal als Freund der Indianer ehrte: „In jedem Wigwam sollte dein Bild hängen.“ (Big Snake gehörte zur Indianertruppe des Zirkus Sarrasani.) Heutige Indianer präsentieren sich im Internet taktlos als Indianer:
https://www.ncai.org/?fbclid=IwAR09imhidQWFUrlSKj25Or42hoa_WzsdwHysl4fTw43phV8o9lt71zKN1Uc
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2022 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49617

Die Winnetou-Debatte muß weitergehen! Es genügt nicht, Karl-May-Filme aus dem Fernsehprogramm zu nehmen. Kindergärten sind der Ort, wo man am ehesten auf die Kinder einwirken kann, damit sie endlich die rassistischen Indianerspiele unterlassen; der private Bereich der Kindererziehung muß folgen. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47807 zur immer noch so genannten und von Kindergruppen angesteuerten, moralisch verwerflichen „Indianerschlucht“ bei Erlangen (Bilder vom Ort des Verbrechens hier: https://kinderorte-franken.de/abenteuer-indianerschlucht-in-erlangen/). Mich schaudert’s bei dem Gedanken an die Erlanger Native Americans, die sich durch diese gedankenlosen Zustände gekränkt fühlen müssen.

Aber nun kommen ja bald die Antidiskriminierungsmeldestellen!

Die Antidiskriminierungsmeldestellen, wie in NRW von den Grünen (Ministerin Josefine Paul) geplant, überlassen es staatlich finanzierten privaten Betroffenenvereinen, Beschwerden über zwar nicht strafbare, also durchaus erlaubte Lebensäußerungen in Wort und Tat zu sammeln, von denen sich irgendwer nach seinem eigenen Ermessen gekränkt fühlt. Die Ministerin hat sich den „Abbau von Diskriminierung in der Gesellschaft“ vorgenommen. Damit überschreitet sie die Zuständigkeit des Staats ebenso wie seine Möglichkeiten. Es würde ja darauf hinauslaufen, durchaus erlaubte, aber in den Augen gewisser Interessengruppen unerwünschte Lebensäußerungen zu melden und – was sonst? – zu unterdrücken. Eine unabhängige Sichtung der Vorwürfe und rechtliche Kontrolle ist nicht vorgesehen. Das Meldewesen scheint völlig autonom funktionieren zu sollen. Die Tendenz, den Staat in eine Erziehungsanstalt für erwachsene Bürger zu verwandeln, stößt auf viel Zustimmung, wie sich auch an der Beliebtheit des Konzepts einer allgemeinen Dienstpflicht zeigt. In NRW haben sich 59 Vereine gemeldet, um die jeweils 140.000 € jährlich abzugreifen. Ein schwacher Trost ist es, daß eine solche Stelle in Dormagen nach zwei Jahren mangels Nachfrage wieder geschlossen wurde. Allerdings ist zu befürchten, daß die künftigen Nutznießer sich erfolgreich gegen eine Schließung wehren werden, weil diese wiederum als diskriminierender Akt dargestellt werden könnte.
Der ehemalige Richter Michael Bertrams hat die juristischen Bedenken gegen diese Ausweitung staatlicher Aktivitäten zusammengefaßt. Das Ministerium drückt sich um eine Antwort, laviert herum und ist allenfalls von Gerichten noch an die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu erinnern, aber ich glaube nicht, daß das hochmoralische Denunziantenwesen noch gestoppt werden kann – gerade wegen der formalen Nichtstaatlichkeit der Aktivitäten. Auch wenn die Meldungen im einzelnen keine konkreten Folgen haben – das Denunziantenwesen hat zweifellos Folgen. Schon jetzt ist die Bereitschaft groß, dem leisesten Hauch einer Betroffenheitsbekundung nachzugeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2022 um 11.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49574

Als die Rechtschreibreform noch ein heißes Thema und nach den meisten Umfragen die große Mehrheit der Bevölkerung dagegen war, verfügten sämtliche Zeitungen, daß auch die vom Kunden bezahlten Todesanzeigen usw. auf Reformschreibung umzustellen seien. In manchen Fällen wurde eine ausdrückliche Anordnung bekannt, anderswo blieb sie im Hintergrund, wurde aber ebenso strikt durchgeführt.
Mit dieser Gefälligkeit gegenüber den Kultusministern und gegen den Willen des Volks handelten die Verlage so, als komme das Beharren auf der allgemein üblichen Schreibweise einer obszönen oder gewaltverherrlichenden Unternehmung gleich, an der man sich aus juristischen Gründen nicht beteiligen wollte.
Mit der gleichen Bereitwilligkeit wird nun gegendert, allerdings ist der Vorsatz aus inneren Gründen nicht so leicht zu verwirklichen, weil die Sprache selbst viel größere Hindernisse bereit hält als bei der im wesentlichen konventionellen Orthographie. Der obrigkeitshörige Ungeist ist der gleiche, und er läßt wenig Hoffnung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2022 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49571

In „Unnatural Death“ von Dorothy Sayers (hier schon zitiert: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38830) kommt tatsächlich das Wort nigger vor. Viele Neuere haben sich darüber geäußert. Im Kontext liegt auf der Hand, daß Sayers sich, wie an vielen anderen Stellen, über die Vorurteile der dargestellten Personen lustig macht. Deren Räsonieren über die schrecklichen Schwarzen, die aber letzten Endes doch auch Gottes Geschöpfe seien usw., ist ähnlich in den Werken anderer Autoren zu finden, auch schon zur großen Zeit des Kolonialismus. Heute ist das nicht mehr so einfach, weil die Kennwörter des Spießers (nigger) nicht einmal mehr zitiert werden können, ohne daß empfindlichen Seminarteilnehmenden die Ohren abfallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2022 um 12.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49529

Graecia capta ferum victorem cepit et artes intulit agresti Latio. (Horaz)

Aber eigentlich taten das nicht die Griechen, sondern die lernbegierigen Römer selbst, und das ist gerade das Großartige, daß der stolze Römer seine Unterlegenheit anerkennt. Was für eine einzigartige Geschichte um Livius Andronicus und die anderen! Ein freigelassener griechischer Sklave schafft den Römern eine Nationalliteratur, damit sie in der Schule auch etwas zu erklären haben! Es hat aber noch lange gedauert, bis Vergil ihnen wirklich etwas gab, was sie ohne griechischen Hintergrund für sich haben konnten.
Das gehört alles zur „kulturellen Aneignung“. Und entgegen der Formulierung bei Horaz ist es eben kein Gewaltakt der kulturellen Aufzwingung gewesen – das hat es auch gegeben, mit dem Verbot, die eigene Sprache zu sprechen, oder auch schon mit der Nötigung zu einem „fremden Patriotismus“ (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#48612)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2022 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49526

„Der Begriff Zigeunermoll leitet sich davon ab, dass diese Tonleiter unter anderem in der Folkoremusik der Roma und Sinti verwendet wird.“ (https://www.musiklehre.at/g7/zigeuner-moll/)

Das ist etymologisch überzeugend. Bereits Kinder wissen, daß das Schwein darum so heißt, weil es schmutzig ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.08.2022 um 23.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49517

Ein Freund, der in der DDR aufgewachsen ist, schrieb mir heute abend folgendes: »Viele Berichte im TV kommen mir vor wie Propaganda, z. B. das Tamtam um die Fußball-EM. Ich bekomme da ein unangenehmes Bauchgefühl. Die Trainerin meinte, daß die Werte, die man während des Turniers vorgelebt hat, jetzt in die Gesellschaft getragen werden müssen. Was für ein pathetischer Scheiß. Klingt ja wie in der DDR.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2022 um 21.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49511

Das stimmt natürlich, aber Raubkopien sind wohl doch eine andere Kategorie als die kulturellen Anleihen. Wer sich im Ethno-Look kleidet oder frisiert, verstößt nicht gegen das Urheberrecht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.07.2022 um 17.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49510

Nach diesen schlichten Anweisungen soll sich die Kultur nun richten:
https://twitter.com/keller_barbara/status/1552011820541542404/photo/1

Wenn es ums Geld geht, kann die Aneignung fremden Kulturgutes den Bestohlenen übrigens schon mal ärmer machen. Die Piratenpartei erklärte einst, nach der Raubkopie eines Liedes habe der Urheber immer noch genausoviel Musik wie zuvor. Das stimmt. Ihm fehlt, wie schwarz er auch sein mag, nur die Vergütung für deren Nutzung. Die Einfalt der Aneignungsbekämpfer gleicht jener der Piraten zum Verwechseln. Sie alle sehen nicht, was ihre Forderung für Konsequenzen hätte, wollen es auch gar nicht sehen. Sie sehen sich am Katheder. Die woke Gemeinde und ihre Propheten, ihre Genderpharisäer und Cancel-Culture-Aktivisten, ihre ahnungslosen Sprachsäuberer und Rassismusspäher, all die peinlichen Besserwisser der Nation sind nichts anderes als direkte Nachkommen des typisch deutschen Oberlehrers, borniert, selbstgerecht, spießig bis zum Anschlag, prüde bis ins Mark.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2022 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49506

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35860:
Man behauptet, eine Vokabel (Neger, Zigeuner, Fräulein) sein „nicht mehr in Gebrauch“, weil bestimmte Aktivisten sie nicht mehr hören wollen.
Man behauptet, eine Schreibweise sei „veraltet“, obwohl sie allgemein üblich, aber von den Kultusministern für unerwünscht erklärt worden ist.
Die lexikographische Lüge geht im Zeitalter des Konstruktivismus als alternative Wahrheit durch, weil Tatsachen eine Frage der korrekten Einstellung geworden sind.
Die Wörterbuchmacher beteiligen sich eifrig an dieser Manipulation. Sprachwissenschaftler leisten Handlangerdienste.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2022 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49503

Die Aktivisten, die gegen die „kulturelle Aneignung“ kämpfen, obwohl sie mangels Masse nicht selbst bestohlen werden können, übersehen nicht nur, daß Kultur fast gänzlich auf solchen Übernahmen beruht, sondern sind auch Opfer ihrer eigenen Metaphorik. Die „Aneignung“ fremder Kultur hat ja das Besondere an sich, daß sie den Dieb reicher, den Bestohlenen aber nicht ärmer macht.
Wie ich von einer Expertin höre, haben einige Afroamerikaner Elvis Presley beschuldigt, ihre Musik gestohlen und damit viel Geld verdient zu haben. Die meisten, und gerade die bedeutenden (James Brown usw.), haben aber das Gegenteil festgestellt: Elvis habe ihnen die Tür zu den Medien geöffnet, weil seither viel mehr „race music“ gespielt und verkauft wurde. Es gab auch kuriose Verwicklungen, weil die Musik der Afroamerikaner nicht aus Afrika, sondern aus Europa stammte, die Sklaven auf den Baumwollfeldern eigentlich Irisches sangen usw.; schließlich die Songs schwarzer Superstars wie Aretha Franklin oder Big Mama Thornton von Weißen (etwa Leiber/Stoller) geschrieben wurden.
Auf die kulinarischen Komplikationen wurde schon oft hingewiesen: Kartoffeln, Paprika, Chili, Tomaten (auch Tabak), Mais; Orangen, Kirschen, Ananas, Bananen – alles gestohlen. Wenn wir die anderen wirtschaftlich ruinieren wollen, machen wir am besten einen Bogen um alles, was sie zu bieten haben. („Deutsche! Eßt nicht beim Chinesen!“) Wir essen nur noch Hirsebrei und Holunderbeeren, dazu hören wir deutsche Musik (aber weder Bach noch Mozart, die haben gestohlen, sondern „Ännchen von Tharau“ und „Geh aus, mein Herz“; aber bloß nicht „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ oder gar „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren“ – das geht aus anderen Gründen gar nicht).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2022 um 13.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49465

Ein paar Aktivisten wollen die Umbenennung der Eberhard-Karls-Universität erreichen, weil deren Gründer Eberhard (15. Jhdt.) die damals übliche und verdienstvolle christliche Judenfeindschaft teilte. Einige erfahren bei dieser Gelegenheit, daß Eberhard und Karl zwei Personen waren (wie unsere Friedrich und Alexander hier in Erlangen). Und viele glauben auch, daß die Namenspatrone vorbildlich, um nicht zu sagen, heilig sein müßten, während es sich in Wirklichkeit einfach um die Gründer handelt – ohne die es die Einrichtung gar nicht gäbe; aber alle Verdienste können nicht den einen Makel aufwiegen. Die jüdische Studierendengemeinde finden den Namen auch unerträglich, so daß es diesmal gelingen könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2022 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49384

Alle Verdienste einer Person sind nichts gegen einen einzigen Fehler. Das ist das unerbittliche Urteil der veröffentlichten Meinung. Der erste Stein, den jemand wirft, ist der entscheidende.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2022 um 11.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49383

Marie Vollbrecht, deren Vortrag für Berlins "Lange Nacht der Wissenschaften" zur Zweigeschlechtlichkeit des Menschen abgesagt wurde, äußert sich noch einmal selbst:
https://archive.ph/yMsoW
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2022 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49382

Mit veganen und diversen Kinderliedern ist es nicht getan. Schon vor Jahrzehnten sind Pädagoginnen auf das zerstörerische Potential von Witzen gestoßen. Witze richten sich fast immer gegen etwas oder jemanden. Man lacht „auf Kosten“ anderer, wie es treffend heißt. Eigentlich müßten sie alle verboten werden, überhaupt der sogenannte Humor. Wir leben schließlich nicht, um uns zu amüsieren, sondern um Diskriminierung zu bekämpfen, wo immer wir sie vermuten.
Schon Platon, der Meister der ironischen Verstellung und Liebhaber der Poesie, verbannte die fiktionale Darstellung und überhaupt die Künste weitgehend aus seinem Idealstaat (in dem er es keinen Tag ausgehalten hätte).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2022 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49358

Die SZ bringt eine ganze Seite Leserbriefe, die vehement die Beseitigung des Wittenberger Reliefs fordern. Ein Professor schreibt, es gehöre "in den Schmelzofen"; er hält es anscheinend für eine Bronzetafel.

Hierzu und zum vorigen Eintrag über Reuchlin:

In der gleichen Ausgabe der SZ schreibt Bazon Brock schwer lesbar, aber in der Sache richtig über die Gefahr, die der Kunst durch den Kulturalismus droht. In meinen Worten: Das absurde Unterfangen, in Kassel den "globalen Süden" nicht nur zu zeigen, sondern schalten und walten zu lassen, führt zu paradoxen Folgen und dem ganzen Schlamassel von Verhängen, Abbauen, Rücktrittsforderungen usw. Der "globale Süden" ist eben nicht so, wie wir es uns wünschen, und sollte sich anpassen, verdammt noch mal!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2022 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49351

Zu Reuchlins 500. Todestag wird an den großen Mann erinnert. Er sprach sich gegen die Vernichtung des jüdischen Schrifttums aus, obwohl es vieles enthielt, was seinem katholischen Glauben entgegenstand. Auch die heidnischen Schriften der Antike wurden ja inzwischen bewahrt, so weit es noch möglich war.

Das war damals neu und unerhört. Heute sollte es sich von selbst verstehen: Historische Dokumente beseitigt man nicht, man studiert sie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2022 um 17.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49325

Zu meiner guten alten Albert-Schweitzer-Schule (vormals Adolf-Hitler-Schule) habe ich mich anderswo geäußert. Ich hätte natürlich weder auf eine Adolf-Hitler-Schule gehen wollen noch meine Kinder auf eine solche geschickt. Wer heute Hakenkreuze herumträgt und den Deutschen Gruß brüllt, der appelliert an uns; das kann man aber vom halbverwitterten Stein aus dem Mittelalter nicht sagen.

Wenn Sie mir schon einen Denkfehler vorwerfen: Wie steht es denn mit Ihrer Gleichsetzung eines heutigen Bekenntnisses zum Nationalsozialismus und eines 800 Jahre alten historischen Dokuments? Auch äußern Sie sich gar nicht zu meinem Hinweis auf die Dialektik dieser Vergangenheitsbereinigung (nicht -bewältigung!).

Die Taliban sahen in den 1.500 Jahre alten Buddha-Stauen von Bamiyan einen Angriff auf ihre Religion und zerstörten sie. So wollen wir nicht sein – oder?
 
 

Kommentar von Wolfgang H. Deuling, verfaßt am 25.06.2022 um 16.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49324

Zum Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2022 um 18.14 Uhr

Sehr geehrter Herr Ickler: Sie sind nach meiner Wahrnehmung ein belesener und gebildeter Zeitgenosse. Deshalb: Es hat nie eine Zeit in der menschlichen Geschichte gegeben in der nicht – nach den Vorstellungen der jeweiligen Gesellschaft – kulturelle Artefakte seien diese in Ton, Baumrinde oder auf Papyrus geschrieben, sowie Architektur, Kunst, Straßen und Plätze etc. etc. – der jeweiligen kulturellen Dominanz unterworfen waren und wurden.

An meinem jetzigen Wohnort Bonn gab es in zentraler Lage von 1933 bis 1945 den Adolf-Hitler-Platz, der danach – bis heute – in Friedensplatz umbenannt wurde. Ab 1899 hieß dieser Platz Friedrichplatz und ab 1922 Friedensplatz. An der Wittenberger Stadtkirche hingen, wie auch am Kölner Dom und allen bedeutenden Gebäuden in der Zeit von 1933 bis 1945 NS-Fahnen und andere NS-Artefakte. Sind Sie der Ansicht, dass diese Umbenennungen und Abnahmen falsch waren?

Nun zum Thema Judenfeindschaft und der Figur der „Judensau“. Warum wird denn unisono gefordert, dass die Kasseler Judensau abgehängt gehört? Die Wittenberger Judensau hingegen soll hängen bleiben. Es gibt m.E. in Ihrer Argumentation gegen die Abnahme des Judensau-Reliefs einen Denkfahler: Die Judenfeindschaft ist fest im kollektiven Gedächtnis der Weltgemeinschaft verankert.

Ich übersende Ihnen einen aktuellen Beitrag von mir: „Knallt ab den Walther Rathenau – die gottverfluchte Judensau“: https://archivalia.hypotheses.org/149632

Mein Englischlehrer begann in den 50er/60er Jahren jede Unterrichtsstunde so: „Meine Herren, es gilt § 1 der Mecklenburgischen Landordnung: Et blifft allens biden ollen!“

Beste Grüße

Wolfgang H. Deuling
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.06.2022 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49323

Der Ziegenpeter (Mumps) geht ja auch gar nicht mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2022 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49322

Zu "Affenpocken": Die WHO sollte auch darauf dringen, die Piloarrektion nicht mehr "Gänsehaut" zu nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2022 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49316

Das ist durchaus realistisch. Eigentlich können wir mit der Entwicklung ganz zufrieden sein. Es ist die einzige Möglichkeit, den Irrsinn zu überwinden: von innen heraus. Auf diesem Weg sind schon die "Frauenbeauftragten" zu "Gleichstellungsbeauftragten" geworden, womit aber die "Diversity" keineswegs ihr Ziel erreicht hat – die Aufsplitterung geht immer weiter. Die "sexuellen Zwischenstufen" sind an sich schon unendlich zu verfeinern, und hinzu kommen ja noch die anderen in der "Charta der Vielfalt" gepriesenen Züge. Auch der fromme Schauder, der die Veganer erfaßt, wenn sie "Backe, backe Kuchen" singen hören, stimmt mich zuversichtlich. Nur weiter so!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2022 um 22.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49315

Chronik einer Weltverbesserung

2023: Der Domherrenfriedhof wird in Domfriedhof umbenannt.
2024: Unter dem Stichwort Domherr wird auf duden.de vermerkt, daß es sich um ein besser zu vermeidendes Wort aus vergangenen Zeiten handelt, das von vielen als nicht geschlechtergerecht empfunden und daher abgelehnt wird.
2025: Das Kölner Domkapitel beschließt, die auf dem Domfriedhof ruhenden Domherren künftig nur noch Dompersonen zu nennen.
2026: Der Duden streicht das Wort Domherr aus seinem Wörterverzeichnis.
2027 bis 2032: Das Wort Domherr wird in sämtlichen Dokumenten des Historischen Archivs des Erzbistums Köln geschwärzt. Die zweite schwarz-grüne NRW-Landesregierung fördert das Projekt mit 300.000 Euro.
2033: Am zehnten Jahrestag der Umbenennung des Domherrenfriedhofs enthüllt der*die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln eine Gedenktafel vor dem Friedhof, die an die Überwindung jener ungeheuerlichen Ungerechtigkeit erinnert.
2033: Tags darauf stellt das Kölner Domkapitel auf Nachfrage verschiedener Medien klar, daß ihm auch künftig keine Frauen angehören werden.
2043: Siehe 2033.
Etc.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.06.2022 um 13.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49314

Um den Domherrenfriedhof des Kölner Doms gab es eine "aufgeheizte" Gender-Debatte.
https://berliner-zeitung.de/news/gender-debatte-domherren-friedhof-am-koelner-dom-wird-umbenannt-li.239085

Daß die Kirche hier den zornigen Kölnerïnnen nachgegeben hat, ist doch mal anständig. So bekommen die womöglich zu Unrecht männlich gelesenen Verstorbenen endlich ihre Totenruhe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2022 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49293

Marcuse müßte zu der hier erwähnten Liste hinzugefügt werden: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#45757

Die "Kritische Theorie" und die "Frankfurter Schule" insgesamt haben den Ton des Propheten und Bußpredigers gemein. Wie gesagt, es müßte mal untersucht werden, auch die Abwehrhaltung gegen die Naturwissenschaften.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.06.2022 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49292

Lieber Herr Metz,

die Genderaktivisten haben nicht den "Anschluß an die Moderne verpaßt", sondern sie hinter sich gelassen.

Das alles ist "postmodern", aber auch nicht so ganz, denn neben den Theorien der französischen postmodernen Philosophen wie Derrida und (vor allem) Michel Foucault hat auch die eigentlich (zu Recht) beerdigt geglaubte Kritische Theorie eine Renaissance erlebt, und zwar vor allem in Gestalt der Schriften des illiberalen und undemokratischen Herbert Marcuse.

Mit moderner Rationalität hat das alles nichts zu tun.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.06.2022 um 16.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49290

Das Problem zeigt sich schon in der Formulierung "Geschlecht meint auch (...)". Es mag ja sein, daß gemeinsprachliche Begriffe unscharf sind, aber für eine sachliche Argumentation müßte man sie schärfen, nicht aufweiten. Das "auch" macht jegliche Diskussion unmöglich.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.06.2022 um 15.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49285

Tja, die Transgender-Aktivisten unterlassen eben eine Klärung des Geschlechtsbegriffs. Uwe Steinhoff, der wohl auch der Hauptinitiator der kürzlich angeregten Debatte um die Jugendsendungen des ÖRR war, fordert seit langem immer wieder von den Aktivisten eine Definition des Begriffs "Geschlecht". Interessanterweise kommt da wohl auch nichts von den Wissenschaftlern, die neuerdings davon reden, daß es mehr als zwei Geschlechter gibt.

Meines Erachtens ist das so gewollt. Es geht eigentlich nicht um ein konsistentes Theoriegebäude, sondern letztlich um Forderungen nach Posten, Fördergeldern und rechtliche Bevorzugung (zugunsten prominenter und schriller Aktivisten). Der politische Druck erwächst gerade aus begrifflicher Unklarheit, es gibt dafür die schöne Wendung Fear, Uncertainty and Doubt. Für die Interessengruppen wären Logik und klar nachvollziehbare Argumentation nur von Nachteil.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.06.2022 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49282

Was ich nicht verstehe (obwohl ich mich wirklich bemühe): Das Konzept der Geschlechtsidentität soll wegführen von der Unterscheidung zwischen Menschen mit männlichen biologischen Merkmalen und solchen mit weiblichen biologischen Merkmalen. Ein Mensch mit Penis kann sich als Frau fühlen, ein Mensch mit Vulva als Mann usw. So weit, so gut, das ist nichts Neues, sondern uralt, so wie es schon immer Homosexualität gegeben hat, wobei man vielleicht nicht übersehen sollte, daß die große Mehrheit anders tickt und damit offenbar auch gut durchs Leben kommt.

Wenn nun aber die körperlichen Geschlechtsmerkmale eines Menschen für dessen Identität keine Rolle spielen sollen, warum spricht man dann überhaupt von »Geschlechtsidentität«? Der Begriff des Geschlechts wird doch unbrauchbar, wenn man ihn auf theoretisch unendlich viele Varianten eines allgemeinen Lebensgefühls anwendet.

In dem von Herrn Fleischhauer verlinkten Lexikon heißt es unter dem Stichwort »Geschlechtsidentität« unter anderem:

Geschlecht meint auch:
So bin ich.
So fühle ich mich.
Zum Beispiel:
Ich fühle mich als Frau.
Aber:
Mein Geschlecht hat nichts mit meinem Körper zu tun.
Das Gefühl in mir bestimmt mein Geschlecht.
Das Wort dafür ist: Geschlechts·identität.

Menschen sollen also ein »Gefühl« für ihr »Geschlecht« haben. Wenn sich nun aber ein Mensch ohne weibliche biologische Merkmale »als Frau« fühlt, was ist denn dann die Referenz? Wenn »Frau = Vulva« nicht mehr gilt, wie wird Frausein dann definiert? Der Verdacht liegt nahe, daß bestimmte soziale Merkmale und Verhaltensweisen gemeint sind, die typischerweise Frauen zugeschrieben werden. Aber sind das nicht exakt jene Rollenklischees, die wir überwinden sollen?!

Unter dem Stichwort »soziales Geschlecht« lese ich:

Viele Menschen sagen:
Das ist typisch für eine Frau.
Oder das ist typisch für einen Mann.

Zum Beispiel:
• wie ein Mann aussehen soll,
• wie eine Frau aussehen soll,

• wie ein Mann sich verhalten soll,
• wie eine Frau sich verhalten soll,

• wie ein Mann fühlen soll,
• wie eine Frau fühlen soll,

• welche Berufe für Männer sind
• und welche Berufe für Frauen sind.

Das nennen wir: Geschlechter·rollen.
Ein anderes Wort dafür ist: soziales Geschlecht.
Geschlechter·rollen ändern sich mit der Zeit.

Früher meinte man zum Beispiel:
Nur ein Mann darf Arzt sein.
Das stimmt heute nicht mehr.

Eine Frau kann den gleichen Beruf haben wie ein Mann.
Zum Beispiel:
Eine Frau kann heute auch Ärztin sein.

Und ein Mann kann den gleichen Beruf haben wie eine Frau.
Zum Beispiel:
Ein Mann kann Pfleger sein.

Früher sagte man auch:
Alle Frauen haben lange Haare.
Das ist typisch für Frauen.

Und alle Männer haben kurze Haare.
Das ist typisch für Männer.

Aber das stimmt nicht mehr.

Die Geschlechter·rollen sind jetzt anders:
Frauen müssen nicht alle gleich aussehen.
Männer müssen nicht alle gleich aussehen.

Das ist natürlich alles sehr rührend im Jahre 2022. Allein die gewählten Beispiele zeigen, wie weit die Autoren gedanklich in der Vergangenheit zurückgeblieben sind und den Anschluß an die Moderne verpaßt haben.

Aber was macht denn nun einen Mann oder eine Frau aus, wenn biologische Merkmale nicht zählen sollen und gleichzeitig auch die Zuschreibung sozialer Merkmale abgelehnt wird? Man kann doch nicht erst die biologische Einteilung in Mann und Frau ersetzen wollen durch eine soziale Einteilung in Mann und Frau und alle möglichen Zwischenformen, die sich letztlich doch wieder nur durch ihre jeweilige Entfernung von einem der beiden Pole definieren, wenn man zugleich eine solche soziale Einteilung als stigmatisierend zurückweist.

Der Ausweg aus dieser Sackgasse heißt »Geschlechterflüssigkeit«:

Das Wort geschlechter·flüssig bedeutet:
Eine Person wechselt ihr Geschlecht.
Sie wechselt ihr Geschlecht in bestimmten Situationen.
Sie wechselt ihr Geschlecht nicht nur ein Mal.
Die Person wechselt ihr Geschlecht öfter.

Ein Beispiel:
Die Person wechselt ihr Geschlecht von Mann zu Frau.
Dann wechselt die Person ihr Geschlecht wieder von Frau zu Mann.
Und manchmal fühlt die Person sich keinem Geschlecht zugehörig.
Die Person legt ihr Geschlecht nie fest.
Das Geschlecht von der Person kann sich immer wieder ändern.

Und damit ich »die Person« trotz ihrer Ungreifbarkeit immer richtig anspreche, soll ich irgendwelche grammatischen Verrenkungen praktizieren, obwohl ich gleichzeitig höre, daß viele derer, die (im Moment) nicht als Mann oder Frau »gelesen« werden wollen, nur noch genervt die Augen verdrehen, weil sie keine Lust haben auf die Anbiederungen eines Mainstreams, der ihre komplizierten Gedankengänge sowieso nicht versteht?

Ich glaube übrigens, daß die Bedeutungserklärungen im »Geschlechterwörterbuch« durch die Übersetzung in Leichte Sprache nicht verfälscht worden sind. Im Gegenteil, die Übersetzung hilft (wie wie so oft), die mangelhafte Qualität des Ausgangsmaterials, in diesem Fall die Zweifelhaftigkeit der ganzen Ideologie, noch schneller zu erkennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49277

Dieses "Kompetenzzentrum" versucht, die Komplikation der Sprache durch das Gendern zugleich in Leichter Sprache vorzuführen – sozusagen Esoterik für alle! Das Lexikon vereint das Dümmmste aus beiden Welten. Vielen Dank für den Link!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.06.2022 um 23.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49276

Das staatlich geförderte Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe Sachsen-Anhalt hat ein wichtiges Lexikon online gestellt:
https://geschlechter-abc.de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2022 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49270

Sehr geehrter Herr Deuling,
nachdem ich einen früheren Eintrag von Ihnen noch einmal gelesen habe, kommt mir ein wilder Verdacht: Haben Sie mich etwa so verstanden, als fordere ich die Beseitigung der historischen Dokumente – also das genaue Gegenteil dessen, was ich seit Jahren geschrieben habe? Dann könnte ich allerdings verstehen, daß Sie "völlig anderer" Meinung sind...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2022 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49269

Leider sagen Sie nicht, was Sie "vollständig anders" als ich sehen. Der Aufsatz, auf den Sie verweisen (vielen Dank!) handelt von den geschichtlichen Ursprüngen der "Judensau". Der letzte Satz, die Quintessenz, lautet: "What had begun as a Christian allegory of a vice developed over the centuries into a stereotype of anti-Semitic abuse." Was soll daran meiner Darstellung widersprechen, die etwas ganz anderes zum Thema hatte: die hier schon mehrmals erörterte Frage, ob man historische Zeugnisse tilgen oder verstecken soll, die unangenehm oder unerträglich wären, wenn sie heute entstanden wären. Ich habe auch etwas zu den immer noch kanonischen Judenhassern gesagt, aber das können Sie auch nicht meinen.
 
 

Kommentar von Wolfgang H. Deuling, verfaßt am 17.06.2022 um 16.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49267

Sehe ich vollständig anders als Herr Ickler. Ich verweise auf die einzige bisher vorliegende wissenschaftliche Abhandlung zum Thema "Judensau":

https://resources.warburg.sas.ac.uk/pdf/gmn70b2205729.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2022 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49259

Zur „Judensau“, die jetzt doch bleiben kann (Wittenberger Stadtkirche, es gibt noch einige Dutzend weitere), zumal sie schon mit pädagogischen Zutaten versehen ist:
Halbverwitterte Reliefs, die kein normaler Sterblicher bemerkt, geschweige denn ohne Spezialkenntnisse als judenfeindliche Schmähung deuten kann – darüber empören sich einige wenige, aber was ist mit den vielen Heiligen, die sich als Judenhasser und -verfolger hervorgetan haben und immer noch verehrt werden? Die müßte man freilich lesen (Schriften mit Titeln wie „Liber contra Iudaeos“ usw.), und das ist etwas anspruchsvoller.
Warum verlangt man von der evangelischen Gemeinde in Wittenberg und anderswo, sich ausdrücklich von der Judenfeindschaft zu distanzieren, die vor 800 Jahren in einer Sandsteinskulptur ihren zeitgenössischen Ausdruck gefunden hat? Gibt es einen Zweifel daran, daß sie das hinter sich gelassen hat? Dann wäre mit dem Entfernen des Reliefs nicht viel gewonnen, und selbst die Bodenplatten, Aufsteller usw. haben etwas Subalternes.
Die Beseitigung aller historischen Zeugnisse von Judenfeindschaft würde dazu führen, daß diese bedeutsame und folgenreiche Tatsache (vgl. Gerhad Czermak: „Christen gegen Juden“) zu einem schwer belegbaren Gerücht würde. Man sollte niemandem das Recht geben, nach seinem Gutdünken historische Dokumente beseitigen zu lassen, mag er sich noch so „betroffen“ fühlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2022 um 04.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49258

Ich dachte zuerst, es sei so etwas wie Hasenscharte und Wolfsrachen, aber die Assoziationskette der Wohlgesinnten ist komplizierter. Die Affenpocken sollen umbenannt werden, weil die bisherige Bezeichnung Afrika, daher Afrikaner, daher Schwarze diskriminiere. Wegen der globalen Ausbreitung der Krankheit sei sie nicht mehr spezifisch afrikanisch. Affen sind allerdings auch nicht spezifisch afrikanisch. Aber wer ist es denn, der hier bei Affen gleich an Schwarzafrikaner denkt?
Der Artikel im Guardian erinnert noch daran, daß das Virus sich vornehmlich unter homosexuellen Männern verbreitet habe; aber das wird in Zukunft auch nicht mehr erwähnt werden. Die Umbenennung ist sowieso nicht aufzuhalten.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 16.06.2022 um 02.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49256

Auf die richtigen Prioritäten kommt es an: Die WHO scheint die Umbenennung von "Affenpocken" als dringend eingestuft zu haben, weil der Begriff angeblich diskriminierend ist.

https://www.theguardian.com/world/2022/jun/15/who-to-rename-monkeypox-virus-to-avoid-discrimination
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2022 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49246

Anders als sonst genügen auf diesem Gebiet ausgedachte Folgen; irgendein Beweis ist nicht nötig. Daher meine Rede vom "Vermeintlichen". Man kann darum auch nichts dagegen machen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 00.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49244

Research must do no harm: new guidance addresses all studies relating to people

https://www.nature.com/articles/d41586-022-01607-0

Aus dem Artikel:

There are now several well-established ethics frameworks that govern studies involving human participants, including the 1964 Declaration of Helsinki (amended most recently in 2013; see World Medical Association JAMA 310, 2191–2194; 2013) and the 1979 Belmont Report (see go.nature.com/3mj33xy). But these are generally silent about the benefits and harms of academic research whose conclusions could affect groups of people that haven’t directly participated. Examples include research that could lead to people being stigmatized, discriminated against or subjected to racism, sexism or homophobia, among other things. Such work might be used to justify undermining the rights of specific groups, simply because of their social characteristics.

Guidance developed by Springer Nature editors aims to fill this gap in the frameworks (see go.nature.com/3mcuozj). In essence, it encourages authors, reviewers and editors to respect the dignity and rights of groups of people. Specifically, it means at least three things: first, that the research community should consider potentially harmful implications of research as applied to groups; second, that the community should strive to minimize the potential for misuse and the risks of harm to these groups; and third, that authors should use respectful, non-stigmatizing language in their manuscripts.

(...)

Editors, authors and reviewers should together consider and discuss benefits and harms that might emerge from manuscripts dealing with human population groups, and discuss when potential harms warrant revisions. Ethical concerns need to be flagged about research that could fuel hate speech; about potentially denigrating images; about content that could be used to undermine the dignity or rights of a human group; and about content that could cause harm in other ways. Although cases are not always clear cut, if publication risks people being harmed, authors and editors need to consider those risks against any benefits that could arise from publication.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2022 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49219

Während z. B. die FAZ eine vereinfachte, aber immerhin lesbare Umschrift des Städtenamens Sewerodonezk zu geben, bemühen sich andere, die ukrainische und keinesfalls die russische Form wiederzugeben: Sjewjerodonezk. Die Kosten sind hoch, der Gewinn ist gering. Wie schon bei Kiew.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2022 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49210

Zur expurgierten Neuausgabe von Enid Blyton: Ihr Werk soll nach Ansicht unverdorbener Pädagogen ganz verschwinden. In ihren und anderen Büchern ist es nicht damit getan, Neger durch Schornsteinfeger zu ersetzen, also „Kolorismus“ durch Professionalismus, eine Diskriminierung von Berufsgruppen. Die Kinderliteratur soll nach dem Wunsch jener Pädagogen nur noch Identifikationsfiguren enthalten. Praktisch kommen nur neue Bücher in Frage, die eigens für diesen Zweck geschrieben werden. Nebenbei gut fürs Geschäft.
Die alten Bücher hatten zwar hohe Auflagen, könnten aber jetzt zu begehrten Raritäten werden. Ich denke an Erfahrungen mit der alten Häschenschule, die kaum noch zu finden oder zu bezahlen ist.
Der Spuk der cancel culture wird auch mal vorübergehen, aber nicht zu unseren Lebzeiten. Man kann sich angesichts dieser und anderer Wahnideen nur wie Sokrates „unter ein Mäuerchen stellen“ und warten, bis das Unwetter vorbei ist. Ein ganzes Zeitalter kann in Hexenwahn versinken, das lehrt die Vergangenheit. Auch daß es mal vorbeigeht.

Auch nichtstaatliche Stellen, z. B. Verlage und Verbände, können eine Tyrannei ausüben, indem sie einer Minderheitsideologie zum Durchbruch verhelfen – wir haben es bei der Rechtschreibreform gesehen und sehen es gerade beim Gendern und anderen Säuberungsaktionen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2022 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49199

Sogar t-online.de verlinkt einen Text von „Tichy“: „Der britische Stolz zum Thronjubiläum der Queen quält besonders die woken Deutschen“. Darin wird die schöne Harmonie der Briten gefeiert, die sich taditionsbewußt hinter ihrem Königshaus scharen. (Quält Sie das auch?) Nicht so schön ist der Schlenker gegen die Angeheiratete mit dem schwarzen Blut: „Und die Rassismus-Debatte reicht sogar bis ins Könighaus, wo die Schwiegertochter des Thronfolgers gerne die Karte zieht, um in den Schlagzeilen zu bleiben.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2022 um 06.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49170

Wieder mal wird vor Gericht die "Judensau" verhandelt, die sich noch an Dutzenden von Kirchen findet. Die SZ macht sich dafür stark, "mit Hammer und Meißel" ans Werk zu gehen und die Objekte in Museen zu bringen (aber sollten sie dort gezeigt werden? Das geht doch auch nicht). Leider wird die Kehrseite nicht erwähnt: Mehr und mehr werden die Zeugnisse christlicher Judenfeindschaft beseitigt. Sie wird zur Legende. Übrig bleibt die "christlich-jüdische" besonnte Vergangenheit.

Übrigens ist die „Judensau“ am kirchlichen Gemäuer meistens schwer zu entdecken, ohne besonderen Hinweis findet sie weder der Tourist noch der täglich vorbeigehende Bürger. Und wenn er sie sieht – fühlt er sich dadurch zum Haß auf die Juden angeregt oder eher zum Haß auf die Kirche, die solche Schweinereien verbrochen hat?

Vergangenheitsbereinigung mit Hammer und Meißel sollte man den Taliban überlassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2022 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49169

Früher wurden diejenigen indigenen Völker und Ethnien als „primitiv“ bezeichnet, die über keine Schrift und nur einfache Technik verfügen und die eine ursprüngliche und naturverbundene Kultur und Religion haben, meist mit überwiegend Ackerbau oder Viehzucht (siehe dazu Evolutionismus und demgegenüber Multilineare Evolution). (Wikipedia Primitivität)

„Einfach“, „ursprünglich“, „naturverbunden“ – das sind Ausweichvokabeln, sie bedeuten dasselbe wie „primitiv“. Diese Sprachmagie (Political correctness) ist primitiv. Der verlinkte Eintrag „indigene Völker“ zeigt die moralisierenden sprachlichen Eiertänze.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 30.05.2022 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49165


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2022 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49157

„Ich hatte ein Haustier als Kind, das war ein schwarzer Kater“, erzählt Scholz verschmitzt grinsend. „Der hatte einen Namen, den man heute so nicht mehr vergeben dürfte. Nämlich Mohrle“, fügt der Kanzler hinzu. „Aber er war sehr nett.“ (Tagesspiegel 28.5.22)

„Aber“? Ist das von cats of colour etwa nicht zu erwarten? Wie rassistisch ist Scholz?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2022 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49141

Mit mehr Recht würden sie die Kirchen verhüllen.

Aber das kommt auch noch. Christo, hilf!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.05.2022 um 16.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49140

Für den Katholikentag wird ein Reiterdenkmal des AfD-nahen Kaiser Wilhelm I. verhüllt.

https://de.catholicnewsagency.com/story/veranstalter-des-katholikentags-verhuellen-reiterdenkmal-von-kaiser-wilhelm-i-bericht-10914

Die Originalmeldung ist nicht mehr aufrufbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2022 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49118

Die Generation der Professoren, bei denen wir studierten, standen im großen und ganzen dem Nationalsozialismus so nahe, daß man sie eigentlich alle hätte entlassen müssen. Andererseits waren sie oft sehr gute Wissenschaftler, und wir waren mit ihnen gut bedient. Von den indogermanistisch geschulten Sprachwissenschaftlern konnten wir mehr lernen als von den strukturalistischen oder gar generativistischen, inzwischen schon wieder vergessenen Dünnbrettbohrern, die danach kamen. Je weiter die Zeit zurückliegt, desto leichter ist es, sie zu verurteilen und in den Wikipedia-Biographien den Abschnitt über die „Verstrickungen“ immer weiter auszubauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2022 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49105

Kinder verlieren ihren Glauben an die Allmacht der Eltern, aber nicht den an die Macht der Sprache. In Teilen des Hinduismus sind Mantras mächtiger als die Götter; die Sprache war vor den Göttern da und hat sie erschaffen (vgl. Frits Staal: Ritual and mantras). Entsprechend groß ist die Macht der Brahmanen, die über die heiligen Texte verfügen. Das ist nicht so exotisch, wie es klingt. Noch in der „Politischen Korrektheit“ wirkt der gleiche Aberglaube.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.04.2022 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49030

Nicht auszudenken, was das Familienministerium zur "Dicken Berta" sagen würde!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.04.2022 um 17.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49028

Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) hat den SPIEGEL um eine große Sorge erleichtert. Auf dessen Anfrage hin erklärt das Zentrum, die Praxis, deutschen Panzern Raubtiernamen zu geben, sei nicht als Tradition, sondern als Brauch einzustufen. »Die Benennung nach Tieren ist politisch unverdächtig und hat sich wohl auch deshalb erhalten«, zitiert der SPIEGEL den Leiter der Ansprechstelle für militärhistorischen Rat beim ZMSBw. Die zoologische Sortierung erfülle zudem ihren Zweck, indem die Fahrzeugbezeichnung für die militärischen Fähigkeiten des jeweiligen Gefährts stünden. »Ich glaube deshalb nicht, dass man es macht, weil es vorher auch schon gemacht wurde, also in der Traditionslinie zur Wehrmacht, sondern weil es aus einem professionellen Verständnis heraus Sinn ergibt«, sagt der Historiker. Na Gott sei Dank! Eine Umbenennungsaktion ausgerechnet jetzt hätte die Auslieferung der Geparde an die Ukraine womöglich weiter verzögert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2022 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49012

Zu früheren Einträgen, z. B. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22363

Die Kritik, die den „Struwwelpeter“ von Anfang an begleitet hat, ist Teil einer spekulativen Pädagogik, die es nicht für nötig hält, die vermuteten – und durchweg allzu plausiblen – Folgen auch empirisch zu belegen. Die Kritiker nehmen außerdem an, daß zwar andere, nicht aber sie selbst davon betroffen sind. Das gilt ja für die gesamte Kultursäuberungsbewegung: Grimms Märchen, Onkel Toms Hütte, Pippi Langstrumpf usw. haben bekanntlich unermeßliche Verwüstungen in den Seelen anderer angerichtet.
Ich bin auch so einer, der als Kind Grimms Märchen und den Struwwelpeter auswendig kannte – und was ist aus mir geworden! Ein moralisches Wrack.

Hier ein weiteres Beispiel für die pädagogische Einfalt (und Selbstgerechtigkeit):

Frau Heuser, „es ging spazieren vor dem Tor ein kohlpechrabenschwarzer Mohr“. Erkennen Sie das Zitat?
- Natürlich, wer kennt es nicht? Das ist aus dem „Struwwelpeter“, die Geschichte von den schwarzen Buben.

Stimmt genau. Vier (!) Bengel machen sich über einen dunkelhäutigen Knaben lustig und werden dafür bestraft. Der Begriff Mohr ist zwar altertümlich, aber in diesem Zusammenhang ist doch alles in Ordnung damit.
- Finden Sie wirklich? Ja sicher, die Jungs werden bestraft. Doch auf welche Weise? „Bis über den Kopf ins Tintenfass, tunkt sie der große Nikolas.“ Sie werden geschwärzt, „viel schwärzer als das Mohrenkind“. Da schwingt eindeutig mit, dass Schwarz schlechter oder weniger wert ist als Weiß. Mohr mag heutzutage verniedlichend klingen. In dem Begriff steckt jedoch eine grobe Abwertung aller Menschen dieses Aussehens, und das ist auch heute noch spürbar.

(https://www.rheinpfalz.de/lokal/pfalz-ticker_artikel,-lesetipp-der-mohr-hat-fertig-ein-interview-_arid,5088449.html)

Diese Namensforscherin ist offenbar ohne dauerhaften Schaden durch die schwarze Pädagogik der Struwwelpeterzeit gekommen.

Wahrscheinlich wird der „Struwwelpeter“ seit einigen Jahren weniger verkauft, weil er diesen schlechten Ruf hat; die weltweite Gesamtauflage dürfte bei 50 Millionen liegen, niemand weiß es so genau. Hoffmann selbst, der sich weder für einen Dichter noch einen Zeichner hielt, erlebte wohl 200 Auflagen und war selbst überrascht. Die deutsche Sprache hat ihn sich einverleibt wie sonst nur Luther, Goethe, Schiller und Wilhelm Busch. Er ist unsterblich, und an diesem Phänomen scheitern alle, die heute um seine Hosenbeine herum kläffen und flennen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.04.2022 um 01.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49006

Ein Film, der in Cannes gezeigt werden soll und ursprünglich »Z« hieß, wird umbenannt.

Mit der Entscheidung bekundeten Regisseur, Produzenten und Verleiher des Films, das Festival und das gesamte französische Kino ihre Solidarität »mit dem leidenden ukrainischen Volk« und bekräftigten ihren Widerstand gegen Russlands Invasion. (spiegel.de)

»Widerstand« durch Umbenennung eigener Schöpfungen. Aber die Ukraine hatte sich beschwert, da war nichts anderes zu erwarten.

Man kann das alles natürlich auch anders sehen. Warum wehren wir uns nicht gegen die Vereinnahmung eines Buchstabens (!) für Kriegs- und Propagandazwecke? Wenn die Russen schlau sind, pinseln sie demnächst LOVE oder GOD auf ihre Panzer. Mal sehen, was dann passiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48966

On the Brain of the Negro, compared with that of the European and the Orang-Outang (Friedrich Tiedemann 1836). Heute könnte man nicht einmal mit der Untersuchung beginnen; damals war es aber ein wichtiger Beitrag gegen den Rassismus und die Sklaverei. Wikipedia (englisch und deutsch) behauptet, Tiedemann habe mit seiner Abhandlung Broca widersprochen. Der war damals aber erst 12 Jahre alt.
Sprachwissenschaftler kennen Tiedemann eher als Pionier der Kindersprachforschung (https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/tiedemann1837/0075/image,info).
 
 

Kommentar von Wolfgang H. Deuling, verfaßt am 12.04.2022 um 15.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48907

Der Beitrag von Theodor Ickler über die Umbenennung des"russischstämmigen" Keilers Putin ermutigt mich auf einen aktuellen Beitrag von mir hinzuweisen:

https://archivalia.hypotheses.org/144469
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2022 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48906

In einem bayerischen Wildpark wird ein "russischstämmiger" Keiler namens Putin jetzt umbenannt. Damit dürfte der russische Präsident sehr zufrieden sein. Man hätte ja auch umgekehrt verfahren können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2022 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48876

Vielleicht weil "weiß" hier ebenso wie "schwarz" zeitgemäß umdefiniert zu verstehen ist. Auch ein Weißer kann ja neuerdings schwarz sein, wenn er sich diskriminiert fühlt. Ebenso sind die Frauen zwar in der Mehrheit, aber weil sie unterdrückt werden, sind sie eine Minderheit. Usw. (Keine satirische Übertreibung, sondern vielfach belegt.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.04.2022 um 17.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48875

fasting from whiteness

Church says it will stop using music composed by White people


https://foxnews.com/media/chicago-church-fasts-whiteness-lent-friends

Immerhin wird White hier groß geschrieben, oder ist das nur eine Marotte von Fox News?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.04.2022 um 12.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48863

Beim kalifornischen Datenbankhersteller Oracle ging es zunächst bis Version 12. Als dann allgemein 13 erwartet wurde, änderte man die Zählweise und glich die Versionsnr. der aktuellen Jahreszahl (2018) an. So folgte auf Version 12 unmittelbar Version 18.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2022 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48862

Wen meint Minister Heil eigentlich mit den „Opfern von Gewalttaten“ – auf die er durch die Vorenthaltung der Zahl 13 Rücksicht nehmen will? Eigentlich geht es doch nur um Rücksicht auf die Abergläubischen. Aber die darf man nicht beim Namen nennen, sonst verletzt man ihre Gefühle.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2022 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48861

Heute ist die zweite Stufe des Sprachtabus erreicht: Nicht mehr die eigene Angst vor Wörtern, sondern die vermeintlich menschenfreundliche Rücksichtnahme auf die Enpfindlichkeit imaginierter Dritter beherrscht den Sprachgebrauch. Statt zu riskieren, daß irgendwo im hohen Norden ein Inuk durch die Bezeichnung Eskimo in seinen Gefühlen verletzt werden könnte, vermeidet man das Wort lieber ganz und tilgt es aus Kinderbüchern usw.

Ich hatte diesen Fall erwähnt:

„Sozialminister Hubertus Heil vermeidet bei dem neuen Sozialgesetzbuch die Nummer 13. Er will damit Rücksicht auf Opfer von Gewalttaten nehmen.“ (https://www.pro-medienmagazin.de/keine-unglueckszahl-13-bei-neuem-sozialgesetzbuch/) Er teilt den Aberglauben nicht, stützt ihn aber, indem er ihm nachgibt. Die typische Rechtfertigung liefert er selbst: „Ich finde, wir Politiker brechen uns nichts ab, wenn wir auf solche Empfindungen Rücksicht nehmen.“ Wer diese Empfindungen hegt – und ob überhaupt jemand –, spielt keine Rolle.

So läuft das immer: Wir finden die Rechtschreibreform falsch, aber wir brechen uns nichts ab, wenn wir mitmachen. Wir finden das Gendern lächerlich und kontraproduktiv, aber wir brechen uns nichts ab...

So macht Gewissen Feige aus uns allen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2022 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48860

Man könnte meinen, daß Atavismen wie Sprachtabus an Universitäten keinen Platz haben, weil diese doch Freiräume und Spielwiesen des experimentellen Denkens sein sollten. Das Gegenteil ist der Fall. Political Correctness ist eine akademische Angelegenheit. Ein falsches Wort kann akademische Karrieren beenden. Der Sprachfeminismus ist eine akademische Kopfgeburt mit Folgen für das bürgerliche Leben usw. Das ist erklärungsbedürftig. Hält sich das schlechte Gewissen wegen der parasitären Existenz der Intellektuellen schadlos?

Universitäten sind ein Paradies des Duckmäusertums. Wir sehen fassungslos zu, wie sie sich der Tyrannei der Gleichstellungsbüros unterwerfen. Die Rechtschreibreform war eine Vorübung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2022 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48839

Wenn man selbst keine nennenswerten Verdienste aufzuweisen hat, hebt es das Selbstgefühl, von anderen heldenhafte Anstrengungen zu fordern. Welcher bedeutende Mensch hat je von anderen politische Korrektheit verlangt? Die Entlarvung der Heuchler war immer Sache beschränkter Köpfe und enger Herzen.

Junge Sprachwissenschaftler entdecken wieder mal die schrecklichen militärischen Metaphern, von denen unser Wortschatz – „ein wahrer Waffenschrank“ – strotzt (SZ Magazin 1.4.22). Was macht das mit uns? Gar nichts, genau wie die anderen Metaphern, deren Ursprung keine Bedeutung für den heutigen Gebrauch hat. (Sogar der martialische Vers „Frühling will nun einmarschiern“ aus dem Volkslied wird zitiert...)
Alles muß raus!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2022 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48837

Jeder Erlanger kennt die Ebrardstraße. Sie soll umbenannt werden, weil der sehr produktive Theologe und Schriftsteller sich zwar – wie die Spezialisten versichern – sich nirgendwo judenfeindlich geäußert hat, inzwischen aber seine Unterschrift unter der an Bismarck gerichteten Petition gegen den angeblich übermächtigen Einfluß jüdischer Gelehrter entdeckt worden ist. Über die Motive und Umstände ist nichts bekannt. Er konnte natürlich auch nicht wissen, daß in der nach ihm benannten Straße 100 Jahre später zwei jüdische Bürger von Neonazis ermordet werden würden. Nach diesen ist bereits die angrenzende Parkanlage benannt und soll nun die ganze Straße benannt werden. Die Behörden haben nach diesem Doppelmord ähnlich sorgfältig ermittelt wie nach den NSU-Morden, d. h. die Opfer selbst verdächtigt. Aber auch dafür konnte Ebrard nichts.
In Erlangen dürfte es noch vieles umzubenennen geben. Wie man sieht, genügt schon der kleinste Fleck in einer sonst lupenreinen Biographie, um die Vergangenheitsreiniger zum ruhmreichen Erfolg zu führen.
Der Stadtarchivar, der schon meinen Vorschlag einer Straßenbenennung (nicht Umbenennung) nach Alfred Lichtenstein abgelehnt hat, sträubt sich noch, aber das wird ihm nicht helfen. Den Sog der Tugend halten weder Ochs noch Esel auf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2022 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48796

Amazon darf nicht auf „heiligem Boden“ bauen, wo einst die Khoi und San wohnten, „bevor sie von Kolonisten vertrieben wurden“. Ein schwerer Schlag für die südafrikanische Wirtschaft. Aber wer waren die Vertreiber? Welchen Anteil hatten die Bantu an der Unterdrückung der Buschleute (die auch nicht mehr so heißen dürfen)? In Südafrika wird auch diskutiert, wer die Khoisan heute eigentlich vertritt und mit welchem Recht. Jedes Stück Land auf dieser Erde gehörte früher mal jemand anderem... Den Erzählungen von „heiligem Boden“ (Ayer’s Rock) habe ich nie getraut. Das ist wohl oft zweckdienliche Folklore. Wie das „Brauchtum“ hierzulande, das der Tourismusförderung dient; auch dabei geht es ums Geld, wenn auch auf andere Weise als bei den Häuptlingen heutiger Nachfahren.

Der Kampf gegen die "kulturelle Aneignung" hat nun auch die Frisuren erreicht. Eine Popsängerin darf nicht bei Fridays for Future auftreten, weil sie Dreadlocks trägt – ein Symbol der Aneignung und Unterdrückung fremder Kulturen. Die Veranstalter haben ihr ein Ultimatum gestellt: Locken abschneiden oder zu Hause bleiben. Man liest jeden Tag von solchen Beispielen der Selbstverdummung durch Ideologie, jeweils betrieben von den kleinsten Lichtern der Gruppe. Es gibt ja viele Stöckchen, über die man jemanden springen lassen kann, z. B. die kulturell angeeigneten Speisen. Seltsamerweise scheint noch nie jemand bemerkt zu haben, daß das Lernen fremder Sprachen die umfassendste kulturelle Aneignung überhaupt ist. Wir kennen zwar von Leo Weisgerber die Warnung, daß ein Deutscher durch das Lernen des Französischen in höchster Gefahr ist, seine deutsche Weltansicht zu kontaminieren (für den Meister selbst galt das natürlich nicht), aber daraus haben wir nichts gelernt, verlangen sogar noch von den bräunlichen Zuwanderern, daß sie sich unser schönes Deutsch aneignen.

Wer irgendwo mitläuft (Verein, Partei), steht früher oder später vor der Entscheidung, ob er um der großen Sache willen auch den letzten Unsinn noch mitmachen will oder austreten soll. Gelobt sei der Wechselwähler: er rettet seine Haut zumindest vorübergehend, bevor er dem ständigen Sog nachgibt. Das Gegenbild ist der Verstockte, der auf seine Unbeirrbarkeit durch Tatsachen stolz ist und um so strikter bei seinem Standpunkt bleibt, je unhaltbarer er wird.

Die Grüne Jugend Berlin will alle Geschäftsbeziehungen zu Ländern abbrechen, in denen Frauen benachteiligt werden, also auch zu den arabischen Golfstaaten. (Wer kommt überhaupt noch in Frage? In den USA werden die Schwarzen diskriminiert, das geht gar nicht!) Gerade darum kann kein anderer als die grünen Minister dort nach Einkaufsquellen für Öl und Gas suchen; sozusagen die Kastanien aus dem Feuer holen und womöglich die Wählerstimmen verlieren, die sie an die Macht gebracht haben. Baerbock hatte sich vielleicht unter „feministischer Außenpolitik“ so etwas vorgestellt, hat sich aber unter dem Druck der Ereignisse zu mehr Realpolitik bekehrt.

Die enthemmte Polemik von ganz rechts bleibt außerdem bestehen. Habeck hat sich bei den Scheichs protokollgemäß verhalten, was ihm den Vorwurf des „Kotaus“ und noch Schlimmeres einträgt. Damit muß man leben. Das sage ich als Ur-Öko, der schon Vollkornsocken trug, als die Eltern der Grünen Jugend noch nicht geboren waren. Ich bin auch nicht zum Renegaten geworden, im Gegenteil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2022 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48763

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38830

Noch so ein Stückchen:

Dalziel has been working like a nigger all day. (Dorothy Sayers: The five red herrings)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2022 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48758

Die eilfertigen Umbenennungen und die Tilgung alles Russischen folgen einem allzu bekannten Muster. Die Sache selbst stört mich weniger als die Leichtigkeit, mit der jeder Wicht sich ohne eigene Leistung ein moralisches Fleißsternchen verdienen kann. Wieder mal kann niemand die Stampede aufhalten; man muß abwarten, bis sie sich totgelaufen hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2022 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48730

Von allen Seiten werde ich aufgefordert, mich für den Bundestag zu schämen, weil er nach der eingeblendeten Rede Selenskijs nicht sofort – ja, was eigentlich?
Außerdem lese ich, der Dirigent Gergiev sei dem Publikum nicht zuzumuten. Allerdings wird niemand gezwungen, zu seinen Konzerten zu gehen. Man könnte es doch den Musikfreunden selbst überlassen, ihn zu meiden. Aber vielleicht würden dann trotzdem noch zu viele kommen, für die man sich dann wieder schämen müßte.
Ich schäme mich nicht, und dafür sollte ich mich schämen. Ich Wirklichkeit schämt sich natürlich auch sonst niemand, der Vorwurf ist eine Waffe wie alle anderen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2022 um 07.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48681

Bruce Gilley: Verteidigung des deutschen Kolonialismus.

Vielversprechender Titel.

Der Neger braucht die harte, aber gerechte Hand des weißen Mannes. Darum sind die Deutschen noch heute in Deutsch-Südwest so beliebt. Mit dieser Wahrheit bin ich aufgewachsen. (Vgl. http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10521)

Ironische Beobachter meinen, nach dieser Logik würde uns Deutschen heute eine Fremdherrschaft gut tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2022 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48674

Die Feuerpause für den Russischen Zupfkuchen (die Spezialität einer unserer Töchter) ist nur vorübergehend, er wird den Weg der Negerküsse gehen. Dieser Gratis-Unsinn ist nicht aufzuhalten. Allzu verlockend ist der Gewinn bei minimalem Aufwand, als daß die Gutmenschen widerstehen könnten.

("Gutmensch" wollten die Gutmenschen auch schon als Unwort aus dem Verkehr ziehen – getroffener Hund bellt –, aber ich bleibe dabei.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.03.2022 um 21.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48673

https://cat-news.net/ungewoehnliche-sanktion-gegen-putin-russische-katzen-von-zucht-shows-ausgeschlossen-16239/
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.03.2022 um 16.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48672

Schwere Zeiten für gute Menschen: https://www.bildderfrau.de/kochen-backen/article234726491/Rassismus-Debatte-Baeckerei-nennt-Russischen-Zupfkuchen-um.html
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.03.2022 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48669

»Unsere Richtschnur bleibt die Frage: Was trifft die Verantwortlichen am härtesten? Die, um die es geht, und nicht das russische Volk!

Denn Putin, nicht das russische Volk, hat sich für den Krieg entschieden. Deshalb gehört es deutlich ausgesprochen: Dieser Krieg ist Putins Krieg.

Die Differenzierung ist mir wichtig; denn die Aussöhnung zwischen Deutschen und Russen nach dem Zweiten Weltkrieg ist und bleibt ein wichtiges Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte.«

(Bundeskanzler Scholz am 27.2.22 in Berlin)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2022 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48668

Schon hört man von einer Wiederbelebung jener Verbindung von richtiger Gesinnung und Bequemlichkeit. Schluß mit Russisch, Schluß mit Dostojewski! Die Akademiker wieder vorneweg beim Leeren der Regale und der Köpfe.
Mal trifft es uns, mal die anderen, aber das Muster ist immer das gleiche.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2022 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48645

Warum manche deutsche Medien jetzt Kyjiw statt Kiew schreiben

Der russische Angriff auf die Ukraine hat dazugeführt, dass einige deutsche Medien die ukrainische Schreibweise der Hauptstadt Kiew benutzen.


Es klappt nur noch nicht so richtig. Aber ein weiteres Schibboleth ist gefunden.

Wir sind ja auch Lukaschenko schon entgegengekommen, indem wir ihn Lukaschenka nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2022 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48626

Es wäre schön, wenn man ebenso konsequent wie gegen den Dirigenten Gergiev auch gegen den viel einflußreicheren Putin-Freund Schröder vorginge. Die politischen Meinungen von Unterhaltungskünstlern sind so relevant wie meine und deine („Bilde, Künstler, rede nicht!“). Aber Schröder ist kein Künstler. Wie die SZ erwähnt, ist „Gesinnung“ kein Kündigungsgrund, München wird also an Gergiev zahlen müssen. Frau Netrebko scheint gerade noch die Kurve zu kriegen.
Könnte man es nicht dem Publikum überlassen, ob es zu Veranstaltungen geht, an denen Menschen mit unerwünschten politischen oder religiösen Ansichten mitwirken? Die offizielle Ächtung läßt auch viele Unschuldige büßen. Gilt sie auf Lebenszeit? Wird sie auch rückwirkend die Wiederaufführung von bereits Archiviertem umfassen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2022 um 22.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48494

Früher haben sich Eltern Gedanken darüber gemacht, wie sie ihren Kindern wohl am schonendsten und ohne dabei selbst rot zu werden den Grund für das unterschiedliche Aussehen der beiden Geschlechter beibringen könnten.

Heute fragen Eltern sich verzweifelt:
Wie sprechen wir mit Kindern über Rassismus?
(MM, 5.2.2022, WE-Beilage, Titel auf S. 4)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2022 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48492

Bei Tichy haben sie eine Entdeckung gemacht:

Der Dudenverlag hat in seiner Online-Ausgabe vor dem Gebrauch des Wortes "Jude" gewarnt. Das werde als diskriminierend empfunden. Man sollte stattdessen "jüdische Menschen" sagen oder ähnliche Formulierungen wählen.

Auch schon aufgewacht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2022 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48477

Bisher benachteiligte Minderheiten dürfen Angehörige der Mehrheit spielen, aber nicht umgekehrt. Das Problem: Wenn man die Definition der Identitäten fein genug anlegt, wird jeder zum Angehörigen einer Minderheit.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.02.2022 um 11.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48475

Was ist eigentlich mit dem Dreigestirn beim Kölner Karneval, darf die Jungfrau noch von einem Mann gespielt werden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2022 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48474

Passend dazu ein Gespräch mit John McWhorter in der heutigen SZ. Sein neues Buch "Woke Racism" ist bemerkenswerterweise schon ins Deutsche übersetzt. Er zeigt einem Teil der Antirassisten, was für Rassisten sie sind. (Bange Frage: Darf der das – als Schwarzer?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2022 um 08.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48473

Wohin treiben Film und Schauspiel, wenn jede Rolle nur von ebensolchen gespielt werden darf, also Cowboys nur von Cowboys, Ärzte nur von Ärzten, Sterbende nur von Sterbenden?
Aber das Interesse am Privatleben von Schauspielern ist nur die logische Ergänzung dieses Wahns. Das im SZ-Magazin gefeierte Coming-out von Schauspieler*innen gehört dazu. Das alles könnte dem Publikum doch egal sein. Oder wird die „drei Minuten lange Sexszene, die zeigt, wie die beiden einander die Vulva lecken“, glaubwürdiger, wenn sie nicht simuliert ist? Im Film ist doch alles Illusion, geprobt und gespielt (auch wenn berichtet wird, daß ein Schauspieler selbst beim zehnten Take einer Kußszene noch eine Erektion bekam – besser wird die Szene dadurch auch nicht). In den Whiskygläsern der Schauspieler ist doch auch kein Whisky. Lug und Trug überall!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2022 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48472

Helen Mirren spielt Golda Meir und sieht echter aus als diese, kriegt aber jetzt Ärger, weil sie keine Jüdin ist. Und das übrige Personal am Set? Dürfen Nichtjuden schminken, bekleiden und beleuchten? Vielleicht sollte man auch die Kinobesucher auf ihre Identität hin überprüfen – Nichtjuden können einen solchen Film nicht verstehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2022 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48450

Whoopi Goldberg ist suspendiert worden, weil sie gesagt hat, beim Holocaust sei es nicht um Rasse gegangen.
Das habe ich aber schon vor Jahrzehnten bei namhaften Historikern gelesen (Haffner?). Hitlers Judenfeindschaft sei kein Spezialfall von Rassismus gewesen, sondern beinahe umgekehrt. Natürlich haben sich die Rassentheoretiker gleich drangehängt und den intellektuellen Unterbau geliefert, wie es eben so ihre Art ist. Aber das Ganze scheitert ja schon daran, daß die Juden keine Rasse sind. Judenfeindschaft braucht auch keinen Über- oder Unterbau.
Beim Fall Goldberg geht es wohl wieder um den Wortfetischismus, der heute so vielen zum Verhängnis wird. Man muß nur so reden, wie es korrekt ist (aber schon morgen wieder falsch sein kann), dann kann man machen, was man will.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2022 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48384

Wenn ich es recht verstehe, protestiert ein kleinwüchsiger Schauspieler gegen die Neuverfilmung von Schneewittchen (Disney). Zwerge, die in einer Höhle wohnen – er weiß nicht, was das soll.
Die Forschung weiß viel zu sagen über das weltweit verbreitete Motiv der kleinen Helfer; sie kommen ja im Märchen auch nicht schlecht weg, da wüßte ich ganz andere Beispiele! Aber das hilft alles nichts. Schneewittchen selbst ist neuerdings auch nicht mehr weiß wie Schnee, schwarz wie Ebenholz und rot wie Blut. Eigentlich muß es ganz weg und die Zwerge auch!

Immer wieder diese wundersame Logik: Irgendwo in der Welt ist von Zwergen die Rede – und ganz woanders fühlt sich ein Kleinwüchsiger beleidigt, als sei eine ihn betreffende Aussage gemacht worden.

(Eine erste Übersicht findet man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwerg_(Mythologie) – aber das sind natürlich schon ziemlich viele Buchstaben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2022 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48289

Die Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) wirft dem emeritierten Papst Benedikt XVI. in einem Gutachten zum Umgang mit sexualisiertem Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche Fehlverhalten vor. (...)
Die fünf Gutachter haben seit Anfang 2020 Fälle sexualisierten Missbrauchs durch Kleriker sowie hauptamtliche Bedienstete im Zeitraum 1945 bis 2019 und den Umgang damit im Erzbistum damit untersucht.
(SZ 20.1.22)

Manche scheinen bemerkt zu haben, daß es mit "Gewalt" bei den Priestern nicht so weit her war, und so haben sie die sexualisierte Gewalt mit dem guten alten Mißbrauch gekreuzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2022 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48268

Aus Rücksicht auf zarte Öhrchen müssen Sprache und Literatur gründlich sterilisiert werden. Sonst fallen wohlerzogene Menschen in ihren ideologischen Schnürleibchen in Ohnmacht wie einst die Damen der viktorianischen Gesellschaft.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.01.2022 um 14.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48215

Dem ZDF ist nicht mehr zu helfen.
https://pbs.twimg.com/media/FJJI1-MWYAsFDBT.jpg
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.01.2022 um 22.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48211

ZDFkultur findet das Kinderlied "Die Affen rasen durch den Wald / Wer hat die Kokosnuß geklaut?" rassistisch. Angeblich werden Stereotype gegen BIPoC reproduziert. Ich vermute, daß ZDF-Redaktion den häßlichen Hintergrund dieses Lieds durch Introspektion aufgedeckt hat. (Das I in BIPoC steht eigentlich für amerikanische Ureinwohner, aber das nur nebenbei.)

https://pbs.twimg.com/media/FJEyMwXXoAEPpPk.jpg

Letze Kachel dieser Serie:
https://instagram.com/p/CYrmO_EME_p/?hl=de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48145

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24775

Die Sternsinger sind auch gestern wieder ausgeblieben, wohl nicht nur wegen Corona, sondern auch weil kein Erwachsener mehr Lust hat, sich stundenlang im Hintergrund in die Kälte zu stellen, nur damit am Ende deutschlandweit ein paar Millionen Euro für die Portokasse herauskommen. Die kollateralen Süßigkeiten stehen auch nicht mehr hoch im Kurs, die Kinder sind ja nach Weihnachten ohnehin voll davon, und die Landesarbeitsgemeinschaft der Zahnärzte ist auch dagegen. Auch der soziale Druck (man sieht ja, wessen Kinder es sind, zumal sie sich auch das Schwärzen abgeschminkt haben) wird eher als unangenehm empfunden. Wenn sie wenigstens noch besagtes "Epiphanias" von Goethe, dem Pionier der Unsinnspoesie, aufgesagt hätten!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.12.2021 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48062

Es ging mir erst mal nur darum, die »offizielle« Linie von PETA zu beschreiben, wie sie auf der Website dargelegt wird: tierfeindlich nein, tierfreundlich ja. Man soll zum Beispiel, wie hier schon erwähnt wurde, über einen Ort, an dem etwas Unterhaltsames passiert, sagen dürfen, da wedele der Hund mit dem Schwanz ... pardon: der Rute, und man hätte auch nichts dagegen einzuwenden, wenn es hieße, jemand sei so furchtlos wie eine Kuhmutter. Auch daß etwas weder Fisch noch Fleisch sei, wird für eine brauchbare Redewendung gehalten, vorausgesetzt, sie wird tierfreundlich umgedeutet, nämlich so, daß eine Sache gut sein muß, die weder den Fisch- noch den Fleischverzehr verherrlicht, usw. usf.

Allzu ernst sollte man die ganzen Ausführungen zum Sprachgebrauch sowieso nicht nehmen. Das gilt gerade auch für die vorgeschlagenen Alternativausdrücke. Angeblich wollen die Autoren ja denen helfen, die »das System der Tierausbeutung – auch sprachlich – nicht mehr unterstützen möchte[n]«, aber nicht wissen, wie sie statt dessen formulieren sollen. Bei genauerem Hinsehen aber ähneln einige der linientreuen Redewendungen eher Anleitungen zur kommunikativen Sabotage. Da geht es nicht darum, wie man formulieren kann, ohne sich »schuldig« zu machen, sondern darum, sein Gegenüber zu provozieren und in ein Gespräch über das Thema zu verwickeln – oder besser: es geht darum, Gelegenheiten für Belehrungen zu schaffen. Wenn jemand von »Menschentränen« statt von Krokodilstränen spricht (weil ja die schlechten Menschen verlogen sind, nicht die wunderbaren Krokodile), wird der Gesprächspartner selbstverständlich nachfragen, was damit gemeint sei, und sich so unversehens in einem unerbetenen Vortrag wiederfinden. Und wenn man statt »sich zum Affen machen« sagt »sich zum fleischessenden Umweltschützer machen«, dann dient auch das nur dem Ziel, anderen Menschen Vorhaltungen zu machen. Das Ganze ist nicht nur von der Sache her völlig verfehlt, sondern hat überhaupt nichts Konstruktives. Die Rat-Schläge scheinen mir weniger der Tierliebe als dem Menschenhaß entsprungen zu sein. Ich sehe auch hier eine Parallele zum Gendern, wo ich manchmal den Eindruck habe, daß Männerverachtung das stärkere Motiv ist als Empörung über verbliebene Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2021 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48056

Sie haben sehr treffend die endlosen Weiten des noch zu Korrigierenden bezeichnet, von denen die guten Leute noch keine Ahnung haben. Ich meine aber doch, daß schon die bloße Erwähnung von Tieren und deren Arten den Speziesismus-Vorwurf triggert. Darauf deuten die zehn PETA-Beispiele hin, die ja nicht durchweg Tiere in einen negativen Zusammenhang stellen. Die Ursünde liegt schon in der Unterscheidung von Menschen und Tieren. Die Empfindlichkeit, die ich neurotisch nenne, macht sich dann selbständig. Das ist wie bei der Empfindlichkeit der Feministen. Wer hätte gedacht, daß die Lautfolge -er solche Reaktionen auslöst! (Erstsemesterinnen)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.12.2021 um 02.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48054

Nicht die Erwähnung von Tieren al solche soll des Teufels sein, sondern ihre Erwähnung in als für sie ungünstig empfundenen Zusammenhängen. In – teilweise erfundenen – Redewendungen, die von den Tierfreunden als positiv dargestellt werden, soll man sich ja weiterhin auf sie beziehen können. So funktioniert die Sprache natürlich nicht, und man sollte sich in aller Deutlichkeit gegen den Vorwurf verwahren, daß man Gewalt an Tieren verherrliche oder zur »Normalisierung von Formen der Tierquälerei« beitrage, indem man althergebrachte Redeweisen verwendet, mit denen fast niemand heute eine konkrete Vorstellung verbindet. Selbst wenn jemand ganz bewußt in martialischem Tonfall sagen sollte, er habe mit irgendwem noch ein Hühnchen zu rupfen, um zu betonen, wie sehr er auf Rache sinnt, heißt das doch nicht, daß er einverstanden wäre mit Mißständen in der heutigen Hühnerhaltung! Wenn ich sage, daß eine bestimmte Nachricht eingeschlagen hat wie eine Bombe, verherrliche ich damit den Krieg? Wenn ich sage, die Gäste des Hotels X waren bisher immer sehr zufrieden, diskriminiere ich damit Frauen und Nichtbinäre? Nein, natürlich nicht, was für ein unsäglicher Quatsch!

Wenn man das weiterspinnt, ist fast nichts mehr sicher vor dem Zugriff der Sprachreiniger. Als nächstes fordern Frutarier, die sprachliche Diskriminierung von Pflanzen zu beenden. Auf den Index kämen dann unter anderem: Du bist mir vielleicht ein Früchtchen!; Da haben wir den Salat!; Bananenrepublik; Kartoffelnase; wie Kraut und Rüben; Kohl reden; das Übel an der Wurzel packen. Die Liste ließe sich wahrscheinlich endlos fortführen. Wann kehrt endlich wieder ein bißchen Vernunft ein in unser gesellschaftliches Miteinander?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.12.2021 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48033

Das Rührende an den PETA-Sprachreinigern ist, daß sie noch nicht ahnen, welches Faß sie da aufgemacht haben. Mit einem knappen Dutzend Redewendungen, in denen Tierbezeichnungen vorkommen, ist es ja nicht getan. Wir sehen hier den Irrsinn der neurotischen Überempfindlichkeit wie unter dem Vergrößerungsglas.
"Speziesismus" ist dem Rassismus nachgebildet. Die Erwähnung von Tierarten und von Tieren überhaupt ist diskriminierend. "Art" (Spezies) ist wie "Rasse": ein zu vermeidendes menschliches Konstrukt. Man darf seine Kinder zum Fasching nicht als Chinesenmädchen verkleiden; das wäre eine Kränkung der Chinesen (auch wenn die gar nichts davon wissen und es auch nicht weiter schlimm finden würden). So darf man auch ein Mitgeschöpf, das am Ufer des Nils liegt und über den Sinn des Lebens nachdenkt, keinesfalls "Krokodil" nennen. Im Duden wird künftig stehen: „Krokodil“ (abwertend)...
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.12.2021 um 22.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48032

Die Redewendung Da steppt der Bär ist bärenverachtend, so PETA. Stattdessen könne man sagen: Da wedelt der Hund mit seiner Rute. Mir kommt die Rute merkwürdig vor, weil man normalerweise sagt: Der Hund wedelt mit dem Schwanz. Aber Schwanz wäre wohl sexistisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2021 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48031

In einem Cartoon ("Am Rande der Gesellschaft") wurde mal ein Metzger gefragt, ob ihm das Töten der Tiere nichts ausmache, wenn die ihn mit ihren treuen Augen ansehen. Antwort: "Nö, die tu ich vorher raus."

Ich weiß nicht, ob PETA das mitgekriegt hat.

Vor die Hunde gehen sollte entweder gestrichen werden oder etwas Herrliches bedeuten. Man geht in Sonntagskleidung und mit demütig gesenktem Blick vor die Hunde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2021 um 08.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48030

Vielen Dank für diesen zwerchfellerschütternden Link!

Leider ist es anscheinend ernst gemeint. Man kann aber selbst hier noch etwas lernen. Es geht ja gar nicht mehr um das Tierwohl, sondern um einen Reflex, der schon bei der bloßen Erwähnung von Tieren einsetzt. Das haben die Verirrten mit den Gender-Leuten gemein. Kleine Hoffnung, daß das Ganze an der Lächerlichkeit des Übertreibens scheitert.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.12.2021 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48029

Durch Dieter Nuhrs satirischen Jahresrückblick bin ich darauf aufmerksam geworden, daß die Tierschützer von PETA Deutschland eine Reihe von "tierfeindlichen" Redewendungen kritisiert haben, die man durch tierfreundliche Ausdrucksweisen ersetzen solle.

Beispiel: Wenn man sagt, man habe mit jemandem noch ein Hühnchen zu rupfen, drückt das Grausamkeit gegen Hühnchen aus. Stattdessen solle man sagen: mit jemandem eine Rechnung offen haben (klassisch) oder mit jemandem Weinblätter zu rollen haben (vegane Neuformulierung).

https://www.peta.de/themen/speziesismus-sprache/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48007

In Fürth wurde ein Mann zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er an einem AfD-Stand aus Protest gegen diese Partei den Hitler-Gruß gezeigt hatte. Für andere Passanten sei die Intention nicht deutlich genug erkennbar gewesen.

Problematischer Fall. Darf ich ungestraft sagen, daß im Dritten Reich (ist diese Bezeichnung zulässig?) der Gruß "Heil Hitler!" eingeführt wurde, als sogenannter Deutscher Gruß (ist diese Bezeichnung zulässig?)? Oder war es der D-Gruß HH (aber das ist auch schon wieder unzulässig). Wie kann man verurteilen, ohne zu erwähnen, was man verurteilt? Das Erwähnen ist in einem magischen Weltbild gefährlich, denn der Teufel kommt gerennt, wenn man ihn nennt. Und dieses archische Weltbild wird ganz offiziell wiederbelebt und bestärkt durch die Genderpolitik und allgemein durch die Politische Korrektheit, die Waffe der Wichte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2021 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47979

Mario Wandruszka war ein bedeutender Sprachwissenschaftler, dessen Schriften noch heute lesenswert sind – im Gegensatz zu den theoriefreudigen Chomskyanern und Anhängern der "semantischen Dekompositon", die er kritisierte. Er war auch persönlich noch in hohem Alter sehr anregend. Seine antistrukturalistische Skepsis gegenüber "Systemen" habe ich immer geteilt.
Der Wikipedia-Eintrag reduziert ihn beinahe ganz auf sein Gesuch, in die NSDAP aufgenommen zu werden. Das scheint nach einigen Verzögerungen auch geschehen zu sein. Weitere Verbrechen sind nicht bekannt.
Der Eintrag ist eine Schande.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2021 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47971

Auch wenn man die Selbstverpflichtungen deutscher Universitäten liest, z. B hier in Erlangen, hat man den Eindruck, der Hauptzweck solcher Einrichtungen sei nicht Forschung und Lehre, sondern die exemplarische Herstellung von Diversität unter dem Personal. Es sind gewaltige Erziehungsanstalten für Erwachsene. Das ist kein Wunder, denn zu Wort kommen hauptsächlich irgendwelche wissenschaftsfernen "Beauftragten", die man sich leistet. Ob die Eierköpfe ein paar Bosonen oder Etymologien mehr oder weniger entdecken, ist nicht so wichtig.
Die "Charta der Vielfalt" ist ein Manifest der Wissenschaftsfeindlichkeit.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.12.2021 um 04.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47970

Die Universität in Oxford geht gerade den Bach runter.

https://telegraph.co.uk/news/2021/12/17/fury-oxford-university-plan-hire-academics-based-woke/

(...) ipThe university’s race equality task force has published a series of recommendations aimed at increasing the number of people it hires from ethnic minority backgrounds.

In a consultation document, seen by The Telegraph, the task force said it was “important to embed EDI” - which stands for equality, diversity and inclusion - into “all recruitment”.

They went on to recommend that “good citizenship and/or commitment to EDI work” should be an “essential criteria” for applicants in all reward and recognition processes.

(...)

The document also includes a series of recommendations about how to increase the diversity of its student body.

This includes funding a programme of inclusive teaching, curriculum diversification and decolonising activities” across university departments and faculties.

It also says the university should come up with a strategy on how to raise awareness about and reduce the incidence of “microaggressions”.

This could include “encouraging individuals to educate themselves on the experiences of others and empowering everyone to become active bystanders when they witness harassment or abuse”. (...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2021 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47958

People of Color (Anm.: eine Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismus erfahren) (SZ 17.12.21)

Die meisten Menschen, die Rassismus erfahren, dürften sich nicht selbst als „People of Color“ bezeichnen. Die Anmerkung ist hochideologisch, um nicht zu sagen: eine Lüge.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2021 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47919

Es juckt mich, zum Bericht über die Berliner Straßennamen einen Leserbrief an die Zeitung zu schicken und meine Erfahrungen mitzuteilen:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1229#27446
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.12.2021 um 01.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47918

Streit initiieren
https://bz-berlin.de/berlin/berlin-laesst-antisemitismus-in-strassennamen-erforschen
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.12.2021 um 17.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47914

Democrats Push ‘Racial Equity Audits’ To Cement Control of Tech Companies
https://freebeacon.com/democrats/democrats-push-racial-equity-audits-to-cement-control-of-tech-companies/

Kann nicht lange dauern, dann haben wir das bei uns.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2021 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47880

Heutzutage wird allgemein eine Bezeichnung verschiedener Phänotypen des Menschen (im allgemeinen Sprachgebrauch auch „Rassen“) als politisch nicht korrekt abgelehnt. (Wikipedia "Mestize")

Eine interessante Aussage. (Wie „allgemein“ diese Ablehnung ist, wäre auch noch zu fragen, aber das lasse ich hier beiseite.) Es gibt verschiedene Phänotypen des Menschen, man darf sie aber nicht bezeichnen. Auf anderen Gebieten wünscht man sich diese Klarheit auch. Es gibt verschiedene Geschlechter, Fähigkeiten usw., aber sie zu bezeichnen wird allgemein abgelehnt – oder?

Wohin treibt die deutsche Sprache? Werden wir bald Wörterbücher mit geschwärzten Seiten haben? Duden macht den Anfang mit Rotgedrucktem.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.12.2021 um 00.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47863

«... achten Sie bitte beim Lesen auf sich»

https://nzz.ch/feuilleton/triggerwarnungen-und-sensitivity-reading-sind-totengraeber-der-kunst-ld.1657771?reduced=true

«Auf Seite 313 beleidigt Stephen Doyle einen Schwarzen rassistisch.»

«Yousif T. Ahmeds Gedichtband konfrontiert dich mit Fluchterfahrung, (sexueller) Gewalt, Rassismus und den Auswirkungen von psychischen Erkrankungen.»
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.12.2021 um 23.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47862

Leider hinter Paywall: Geschlechtergerechte Kriterien sichern Frieden und Nachhaltigkeit.
https://plus.tagesspiegel.de/meinung/aufbruch-allerorten-mut-zu-feministischer-aussenpolitik-316528.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2021 um 07.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47807

Zu Indianer vermerkt Duden schlicht:

„Substantiv, maskulin
Gebrauch: diskriminierend“

Als Alternative wird angeboten: „First Nations People of America“.

Das ist so undurchdacht wie verlogen.

Drüben im Sebalder Fort gibt es die "Indianerschlucht", die hier jedes Kind kennt, eine etwas wilde Stelle, an der Kinder ohne Gefahr herumtollen können und die auch bei kleinen Ausflügen von Grundschulklassen und Kita-Gruppen gern besucht wird. Bisher hat sich der Eifer der Sprachverbesserer noch nicht daran gerieben. Vielleicht haben sie keine Zeit, ihre Kampfzone zu verlassen und auch mal an die frische Luft zu gehen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.11.2021 um 13.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47750

Wenn alles Schwarze negativ besetzt ist und/oder rassistisch mißbraucht werden kann, sollte man dann nicht auch Begriffe wie Black Friday und Black Week meiden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2021 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47744

Bei der Lektüre ganz verschiedener Texte habe ich den Eindruck gewonnen, daß bis zum Anfang der 90er Jahre das Wort Neger noch unbefangen gebraucht wurde. Dann verschwand es ziemlich schnell. Der nächste Schritt war, daß man nicht einmal über dieses Wort als solches sprechen konnte, sondern es als "N-Wort" umschreiben mußte. Das geht nun wesentlich über Sprachwandel hinaus ins Irrationale, Magische. Dem Linguisten (auch dem Sprachsoziologen usw.) ist ja an sich nichts fremd, er redet auch über Dinge, die "feucht und schmutzig" sind (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1537 sowie die Einleitung Jacob Grimms zum Wörterbuch).
Alles wohl nicht denkbar ohne das Vorbild USA, wo man uns in jeder Hinsicht immer ein paar Jahre voraus ist.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.11.2021 um 12.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47738

Auf BILD-Anfrage bestätigte eine WHO-Sprecherin, dass Ny und Xi aus ganz speziellen Gründen ausgespart wurden. Ny klinge dem englischen Wort „new“ (auf Deutsch: neu) zu ähnlich, Xi sei ein häufiger Nachname. Die WHO sei bemüht, die Beleidigung von „kulturellen, sozialen, nationalen, regionalen, beruflichen oder ethnischen Gruppen“ zu vermeiden.

Ich bleib einfach bei Indien- und Botswanavirus. Da macht man nichts falsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2021 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47713

Der Koalitionsvertrag spricht von Schwarzen Menschen und bekennt sich damit zur Ideologie eines kleinen, aber tatkräftigen Vereins und seiner Anhänger.

Koalitionsverträge sind weniger für die Öffentlichkeit bestimmt, als daß sie die eigene Klientel bedienen. Die besteht naturgemäß aus vielen sehr verschiedenen Grüppchen und Kränzchen, und so finden die 400 (!) Unterhändler im Vertrag der Ampel gar manches, was man nicht zu ernst nehmen darf.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 25.11.2021 um 00.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47697

Yuja Wang ist fantastisch und hätte es eigentlich gar nicht nötig, in diesen badeanzugartigen Fetzen aufzutreten. Für mich wirkt das eher irritierend. Der Eros der klassischen Klaviermusik wirkt für sich und wird durch solches Marketing nicht verstärkt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.11.2021 um 00.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47696

Jetzt hab ich es endlich wiedergefunden ... Eigentlich mag ich Yuja Wang nicht so. Aber vor einem Jahr oder so bin ich hierüber gestolpert:
https://youtube.com/watch?v=tMxmNm2xnTk

Ursprünglich ein Stück für Klavier und Gesang: "Der Kontrabandiste" aus einem Schumann-Liederzyklus, den ich bisher nicht kannte. Von Carl Tausig sehr hübsch für Soloklavier bearbeitet. Den Titel hatte ich schon wieder vergessen und mich hoffnungslos in den Tiefen Youtubes verirrt.

Das Stück liegt Yuja Wang sehr, würde ich sagen.

Der Beitrag weiter unten (Wang/Beethoven) hatte mich inspiriert, es nochmal zu versuchen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.11.2021 um 23.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47676

Das Berliner Staatsballett sagt Nussknacker ab. Angeblich die Rekonstruktion einer Inszenierung/Choreographie von 1892 - aber natürlich voller rassistischer Stereotype. Schwarzgeschminkte, in Trippelschritten tanzende Chinesinnen, ein orientalischer Haremstanz. Intendantin Christiane Theobald:
Mit der aktuellen Diskussion darum, welches Repertoire in postkolonialer Zeit noch vertretbar ist, müssen wir uns fragen, ob Elemente aus der Entstehungszeit schwierig sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen „Nussknacker“ neu kontextualisieren müssen, wir sollten dieses Repertoire neu lesen. Das haben wir auch in unserer Diskursreihe „Ballet for Future? Wir müssen reden!“ thematisiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2021 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47666

Wenn die wenigen Ministerposten nach Proporz (Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion, MiHi usw.) besetzt werden sollen, bleibt nicht viel Auswahl.
Der Zustand sei besser als früher, aber unzureichend, sagt die Berliner Integrationsforscherin Naika Foroutan. "Repräsentation ist ein demokratisches Prinzip. Sie gilt nicht nur für verschiedene Regionen, die in Parlamente hineingetragen werden, sondern auch für Geschlecht, Religion oder Migrationshintergrund." (SZ 20.11.21)
Repräsentation ist nicht Repräsentativität. Identitätspolitiker behaupten, nur Angehörige einer Gruppe könnten ihre „biografische Erfahrung einbringen“. Das ist vage genug, hat aber schon das Betroffenheitspathos der Feministinnen salonfähig gemacht.

Es läuft auf eine umfassende Ausschließung hinaus: "Ihr könnt hier nicht mitreden!"

Wir hatten schon viele Variationen: Bücher von Frauen werden meist von Frauen rezensiert. Texte von Schwarzen dürfen nur von Schwarzen übersetzt werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.11.2021 um 16.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47619

JK Rowling will NOT be featured in Harry Potter 20th anniversary special after her controversial tweets about transgender people
https://dailymail.co.uk/news/article-10211245/JK-Rowling-NOT-featured-Harry-Potter-20th-anniversary-special-controversial-tweets.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2021 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47617

Im Wikipedia-Eintrag (und auf der dort abgebildeten Tutzinger Gedenktafel) zu Elly Ney nimmt deren Verhältnis zum Nationalsozialismus einen viel zu breiten Raum ein – verglichen mit Nazijuristen und anderen wirklich schlimmen Fingern. Zu erforschen und zu entschuldigen gibt es im Fall Ney nichts, gerade deshalb wirkt die Anklage allzu billig und die volkspädagogische Gedenktafel unangenehm selbstgerecht. Die Kritiker haben recht: Entweder man ehrt jemanden, oder man läßt es bleiben.

Ich habe Elly Ney übrigens noch selbst erlebt. Sie trat im bodenlangen silbrigen Gewand mit ihrer ebensolchen Haarpracht wirklich hohepriesterlich auf und zelebrierte (ich glaube, Beethoven und Brahms, aber es ist naturgemäß schon sehr lange her). Ich habe auch noch eine alte Platte mit Beethovens op. 111 und Mozarts A-Dur-Sonate. Weil ich von Musik rein gar nichts verstehe, kann ich ja gestehen, daß dieser Beethoven für mich lange der Standard war. Was Ney wohl zu Yuja Wangs spritziger Hammerklaviersonate sagen würde? In die bin ich heute vernarrt, was noch einmal mein naives Verhältnis zur Musik beweist.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.11.2021 um 11.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47614

Gebärende und weitere Personen werden wohl noch dazukommen. Die Bezeichnung "Schimpfwörter" war auch nicht ganz korrekt. Es sind Wörter, die Unwohlsein erzeugen. Darum muß man sie tilgen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.11.2021 um 10.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47613

Das M-Wort bitte auch nicht vergessen!
Statt M...rübe sagt man jetzt nur noch Karotte.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.11.2021 um 08.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47609

Das generische Maskulinum wird ja von allen ständig verwendet, man wächst da einfach hinein, egal was irgendwelche Lehrer*innen sagen. So ist es auch bei Schimpfwörtern. Bislang haben wir nur das N-, das Z- und das I-Wort, alles andere darf wohl noch zitiert werden.

Doe Jungen wachsen mit viel Heuchelei auf, aber ob das der Ausbildung richtiger sprachlicher Intuitionen schadet?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2021 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47608

Es gehört nicht nur Wissen, sondern eine gewisse Reife dazu, Verwenden und Zitieren einer sprachlichen Form zu unterscheiden. Es ist atavistisch, beim bloßen Hören einer Lautform (Neger, Zigeuner) zusammenzuzucken. Noch subtiler ist das generische Maskulinum.

Aber wo soll es herkommen? Schon die Schule "sensibilisiert" die Kinder gegen die Vernunft, und dann übernehmen Politiker und Medien die weitere Verdummung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2021 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47596

Nach der gleichen Logik sind ja Frauen eine Minderheit (= benachteiligt), obwohl sie die Mehrheit sind.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.11.2021 um 19.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47595

Das sowieso nicht. Aber die Kleinschreibung ist nicht zwingend. Die Aktivisten erlauben sowohl Kursiv- als auch Großschreibung, und hier hat sich die Autorin mal bei der einen und mal bei der anderen Möglichkeit bedient.

Mit Hautfarben hat das alles angeblich nur am Rande zu tun. Vielmehr sollen die graphischen Markierungen gesellschaftliche Positionierungen bzw. Rassismus- und Dominanzerfahrungen sichtbar machen (man denke sich die Anführungszeichen jeweils dazu).

Siehe etwa hier: https://www.idaev.de/recherchetools/glossar?tx_dpnglossary_glossary%5B%40widget_0%5D%5Bcharacter%5D=W&cHash=42c48b67c604b79bdb07e081a1b32900
Oder hier (Stichwort »Schwarze Menschen«): https://www.amnesty.de/2017/3/1/glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache

Demnach könnte rein theoretisch auch ein schwarzhäutiger Mensch mit Dominanzerfahrung als »weiß« oder »Weiß« und ein weißhäutiger Mensch mit Rassismuserfahrung als »schwarz« oder »Schwarz« bezeichnet werden. Diese beiden Fälle kommen in der woken Denkwelt dann aber doch nicht vor. Dort gibt es nur erblich vorbelastete weiße Dominanzmenschen und schwarze Menschen mit permanenter Rassismuserfahrung. Entsprechend können weiße Menschen gar nicht rassistisch beleidigt werden, weil man die Herrschenden nicht beleidigen kann. Und wenn ein Schwarzer sagt, er habe in seinem Leben nie Rassismus erfahren, wie letztens Roberto Blanco, dann wird er scharf angegangen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. So wird die Menschheit fein säuberlich in weiße Unterdrücker und schwarze Unterdrückte eingeteilt, und aus dieser festgefügten Ordnung gibt es kein Entrinnen. Für mich ist genau das Rassismus in reinster Form. Aber der Begriff ist verbrannt, man kann ihn eigentlich nicht mehr sinnvoll verwenden.

Sehens- und hörenswert: https://www.youtube.com/watch?v=Rgsk5akKSoI
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2021 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47587

In der FAS hält es Verena Lueken für richtig, von weißen und Schwarzen Menschen zu schreiben, womit sie wohl andeuten will, daß letztere nicht schwarz sind, sondern als schwarz diskriminiert werden. Die Großschreibung legt sie jedoch auf eine Ideologie fest, die auch von bestimmten Vereinen und Interessengruppen vertreten wird. Die weißen Menschen verdienen es nicht, groß geschrieben zu werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.11.2021 um 21.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47556

"Femizid", auch so eine neue Sprachregelung und längst im öffentlichen-rechtlichen Rundfunk angekommen. Wie auch "toxische Männlichkeit".

https://youtube.com/watch?v=fMD5oPqGBm4&feature=emb_title
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.11.2021 um 20.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47539

Ein Glück, daß das hinter Paywall ist:
https://plus.tagesspiegel.de/gesellschaft/maennliche-machtphantasien-warum-die-drei-und-tkkg-nichts-fuer-kinder-sind-43890.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2021 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47432

Zur Buchmesse:

Autorin Jasmina Kuhnke: „Ich möchte nicht, dass Kritiker wie Denis Scheck mein Buch rezensieren“

Tja, leider gottseidank kann man sich bisher nicht aussuchen, von wem man rezensiert wird. Aber wir sind auf dem Wege: Wenigstens beim Übersetzen muß die Hautfarbe stimmen. Das ist Antirassismus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2021 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47419

Natürlich kann Bismarck in Bronze oder Stein zum Pilgerziel von Rechtsradikalen werden – das ist bei der heutigen historischen Unbildung sogar unvermeidlich. Das gleiche kann aber, wie wir mit Erstaunen feststellen, auch Erasmus von Rotterdam passieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2021 um 03.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47363

Die neue Bundesregierung bietet den Roten Garden die einmalige Chance, ihren sprachpolizeilichen Wünschen eine gesetzliche Grundlage zu verschaffen. Wer nicht gendert (usw.), verstößt gegen die Gleichstellung aller Identitäten. Dem muß bereits die frühkindliche Erziehung entgegenwirken, denn Verbrechen beginnen im Kopf.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.10.2021 um 21.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47362

Nicht nur der Kanal Auf Klo. Dieses ganze Angebot von funk läuft unter dem Radar der Öffentlichkeit. Allerdings wird dort Nachwuchs herangezogen, insofern ist das nicht irrelevant. Teilweise haben die einfach bestehende Youtuber eingekauft. Aus dem funk-"Datteltäter"-Kanal haben sie auch die Palästinenser-Aktivistin Nemi el Hassan, die Schlagzeilen gemacht hat, als sie zu Quarks & Co. wechselte.

Auch die Deutsche Welle finanziert so einen Youtube-Kanal für Jugendliche (siehe entr.net), derselbe Politaktivismus. Die haben ebenfalls ein Pronomen-Video, inhaltlich eigentlich deckungsgleich mit den Klo-Kacheln. In den Kommentaren viel Kritik, mehrere weisen darauf hin, daß man mit Pronomen der dritten Person niemanden anredet. Und daß die gebräuchlichen Anredepronomen keine Genus-Unterscheidung machen. Keine Reaktion von ENTR, keine Erläuterung, nichts. Ich hab die dann mal gebeten, ein Video zu machen, wie ein Gespräch mit diesen neuartigen Pronomen in der Praxis aussieht. Antwort: "Wir sind nicht die Sendung mit der Maus und dieser Beitrag ist kein Erklärvideo. Hier sprechen Menschen über ihre Erfahrungen und Lebensrealitäten."

Lebensrealitäten. Die wissen überhaupt nicht, wie man ihre Pronomen anwenden soll. Die sind weiter abgehoben von der Realität als Wolfgang Wodarg oder Ken Jebsen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 17.10.2021 um 19.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47360

Der Aberwitz dieses Klo-Kanals ist erschreckend.
Selbst Außerirdische können dabei nur noch die Waffen strecken:
https://assets.amuniversal.com/69789280c0a20139694a005056a9545d
(www.dilbert.com)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.10.2021 um 14.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47359

funk bekommt im Jahr 2021 ein Budget von 44,7 Mio €, abgezweigt von den Rundfunkgebühren. Zielgruppe 14 bis 29. (Quelle: https://funk.net/transparenz) Der zugehörige Kanal "auf klo" (auf dem auch MaiLab großgemacht ... äh ...geworden ist) macht gerade kräftig Propaganda für das nächste Sprach-Update: richtig gendern mit den richtigen Pronomen. Besonders schick sind wohl immer diese "Kacheln", wahrscheinlich weil sie sich gut über soziale Netzwerke verbreiten ("teilen") lassen. Dafür gibt es auch die neuen Instagram-Kanäle (hier instagram.com/aufklo), die aber ohne Anmeldung nicht gut funktionieren. Ich verlinke besser ein paar getwitterte Kacheln:

• Wie frage ich nach Pronomen?
https://pbs.twimg.com/media/FBnLIqMXEAEL9RU.jpg

• Möglichkeiten zur Anrede [!] von trans*, inter* und nicht-binärer Menschen [in Wirklichkeit geht es nicht um Anrede, es sind "Pronomen" der dritten Person]
https://pbs.twimg.com/media/FBcoiXQXsAE1Jr_.jpg

• Alternativen
https://pbs.twimg.com/media/FBcoiXGWYAII4hi.jpg

• Misgendern
https://pbs.twimg.com/media/FBcoiXGXsAEZPqG.jpg
Zitat: Versuche am besten, lange Entschuldigungen zu vermeiden, weil das die Aufmerksamkeit auf dich oder das Thema an sich zieht und das für Betroffene unangenehm sein kann.
Fällt dir auf, dass eine andere Person einen Fehler macht, kannst du sie kurz korrigieren und auf die richtigen Pronomen aufmerksam machen.


Zu was für Gestalten sollen da eigentlich unsere Jugendlichen herangezogen werden?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.10.2021 um 11.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47309

Die Neorassisten ("Antirassisten") würde ich auch als Verschwörungsgläubige betrachten. Ebenso die Feministen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2021 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47305

Schon immer haben Herrscher das Andenken der Besiegten getilgt, das war ganz atavistisch eine reine Machtdemonstration. Heute ist sie erstmals moralisch-pädagogisch aufgeladen.
Der geschichtspädagogische Ikonoklasmus bewegt zur Zeit vor allem die USA: stellvertretende Bewältigung und Wiedergutmachung wegen Rasse und Geschlecht. Die Besiegten zum Beispiel im Bürgerkrieg waren zugleich die Bösen; nicht gedacht soll ihrer werden – und auch nicht derjenigen, die ihrer einst gedacht haben. Das muß alles weg.
Manchmal ertappt man sich bei dem Gedanken, daß zumindest einige der Unterlegenen doch vielleicht auch geglaubt haben, für eine gerechte Sache zu kämpfen. Waren die Konföderierten wirklich nur rassistische Sklavenhalter und sonst nichts?
Eine statistische Auswertung von 50.000 Denkmälern in den USA hat ergeben... Na, man braucht nicht zu erwähnen, was sie ergeben hat: lauter weiße Männer. Die müssen weg.

Die Saubermänner sollten auch bedenken, daß die Zeitläufte auch mal wieder die andere Seite nach oben spülen könnten und daß sie dann selber (oder ihr Nachfahren) dran sind. Kreuze statt Halbmonde, Halbmonde statt Kreuze, Kreuze statt Halbmonde... statt Rutenbündel, Hakenkreuze, Hammer und Sichel, Davidsterne statt...
Die moralische Verurteilung erlaubt es dem Urteilenden ohne jede eigene Anstrengung, sich ganz wunderbar überlegen zu fühlen – das ist für mich immer der Kern. Diese Überlegenheit genießt auch der Verschwörungsgläubige, die gefährlichste Sorte Mensch heutzutage. Alle anderen irren, nur man selbst und die wenigen der gleichen Gemeinde haben den Durchblick. Das hebt ungemein – da kann man sonst noch so mickrig sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.10.2021 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47246

Die Nichtdeklinierung von »trans« scheint in der Szene üblich zu sein. Der Duden findet’s okay. Dort wird das als indeklinabel geführte Adjektiv als Kurzform von »transgender« bezeichnet, und unter dem Stichwort »transgender« findet man die Beispiele: ich bin, lebe transgender; sich als transgender bezeichnen, definieren; transgender Personen, Lebensweisen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 10.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47245

Das Formular gibt es wohl tatsächlich, aber man muß erst Personendaten eingeben, um auf die abgebildete Unterseite zu kommen. Ich hoffe, daß sich nichts Schlimmes hinter dem Drop-down-Menü »Rassen« findet.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 10.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47244

Hundesteueranmeldung
https://pbs.twimg.com/media/FAnyn0VX0AE6Xzu?format=jpg&name=large
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 10.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47242

FAZ schreibt "trans Abgeordnete":
https://pbs.twimg.com/media/FAhnywTXoAQZ16m?format=jpg&name=small

Wieder mal Einfluß des Englischen?

Sebastian Wessels (Twitter: @_homoduplex) schreibt:
Wie willenlos muss man als Journalist eigentlich sein, um diesen seltsamen adjektivischen Gebrauch von "trans" mitzumachen, als wäre der in irgendeiner Form plausibel? Sind das dieselben, die stundenlang das Geräusch von qietschender Kreide an der Tafel genießen können? Fragen!
"Sie ist trans" ist ja okay, etwa so wie "sie ist reich".
Aber "eine trans Frau" klingt wie "eine reich Abgeordnete".
Wenn schon, müsste es "eine transe Abgeordnete" heißen.
Dass euch das zu sehr nach "Transe" klingt, ist kein Grund, die Grammatik zu verbiegen.Die Antwort ist natürlich, dass sie gerade nicht willenlos sind (bzw. nur in Bezug auf die Sprache), sondern damit ihren Glauben und ihre Linientreue unter Beweis stellen, was für sie ja das Allerwichtigste ist.


https://twitter.com/_homoduplex/status/1443517804351791111
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2021 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47176

Daß Sprachregelungen, wenn sie ein Problem schon nicht lösen, doch wenigstens das Bewußtsein dafür schärfen, läßt sich weder beweisen noch widerlegen. Es wird also weiterhin behauptet werden. Im Zweifel für die Anklage – das ist die Maxime, die alle Debatten bestimmt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2021 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47168

Es wird auch hier darauf hinauslaufen, gewisse Wörter zu vermeiden, die Sache aber nicht, weil das gar nicht möglich ist. Der gutgemeinte Vorschlag, jedes Individuum genetisch zu untersuchen und nicht die verpönten Gruppen, wird eine sehr aufwendige Forschung anregen, an deren Ende die Statistik für jeden, der sich nicht blind stellt, genau die rassischen Unterschiede zutage fördern wird, die man leugnen wollte. Jeder weiß, daß es so ist, aber allzu viele tun krampfhaft so, als wüßten sie es nicht. Beim Gendern ist es genau so. ("So macht Gewissen Feige aus uns allen.") Zu befürchten ist, daß die allgemeine Heuchelei unserer hochmoralischen Zeit Gegenkräfte weckt, die irgendwann explodieren könnten und dann mehr wegfegen, als uns lieb ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.09.2021 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47167

Die Süddeutsche Zeitung nannte ihren gestrigen Artikel (S. 14) dazu bezeichnenderweise "Auf ganz dünnem Eis". Außer, wenn es konkret um das Tabuwort geht, werden Rassen darin immer wieder als (ethnische) Gruppen umschrieben.
Früher sagte man dazu, Namen sind Schall und Rauch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2021 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47163

In der angelsächsischen Welt diskutieren Mediziner und Biologen die Beibehaltung bzw. Wiedereinführung des Begriffs Rasse – oder vielmehr des Wortes, denn der Sache nach ist der Begriff nie verschwunden, weil er unmittelbare biologische und medizinische Relevanz hat. Es gibt eine Reihe Krankheiten, für die entlang rassischer Zugehörigkeit eine besondere Wahrscheinlichkeit und Gefährdung besteht. Das war schon lange bekannt, wurde aber in der Standardisierung der auf weiße Europäer und Amerikaner bezogenen Forschung vernachlässigt - zum Nachteil der Betroffenen. (New England Journal of Medicine) (Vgl. Einträge zu WEIRD.)
Natürlich genügt es nicht, etwa die Selbst- und Fremddefinition „schwarzer“ Amerikaner eins zu eins zu übernehmen. Dort ist man schwarz, wenn man einen Tropfen „schwarzes Blut“ in sich hat. Es wird auf Obama verwiesen, der eine weiße Mutter hat, also nur halb schwarz ist. Fazit: Man muß vom gesellschaftlichen Rassebegriff („soziales Konstrukt“) wegkommen, dann ist gegen den rein biologischen Rassebegriff nichts einzuwenden; er ist sogar unentbehrlich. Das Argument der unscharfen Grenzen ist nichtig und wird bei anderen Klassifikationen auch nicht ernst genommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2021 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47114

Im (schülerhaften) Abschnitt „Sprache“ schreibt Wikipedia über „Max und Moritz“:

Wilhelm Busch verwendet bewusst grammatische Unrichtigkeiten, um seine Verse lebendig zu machen:
„Nase, Hand, Gesicht und Ohren
Sind so schwarz als wie die Mohren.“
Eine ähnliche Funktion hat es, wenn Wilhelm Busch plötzlich direkte Rede einfügt.[28]
„Selbst der gute Onkel Fritze
Sprach: Das kommt von dumme Witze!“

Das sind keine grammatischen Unrichtigkeiten, sondern umgangssprachliche und mundartliche Formen.

Wikipedia ihrerseits schreibt:

Eine Rezeption über die Angemessenheit der dargestellten Todesstrafe fand erst spät statt.
(über“?)

Es folgt eine geniale Analyse Hilmar Klutes aus der SZ:

„Und keiner von den ehrbaren Bürgern, nicht die Witwe, nicht der Lehrer, der Schneider nicht und schon gar nicht der Bäcker und der Müller – niemand spricht ein Wort des Bedauerns über den Tod der zwei Kinder Max und Moritz. Onkel Fritze, dem sie Käfer ins Bett gestreut hatten, sagt allen Ernstes: Das kommt von dumme Witze. Wirklich? Auf Kinderscherze steht die Todesstrafe? Ein freudiges Gebrumm, heißt es, geht im Dorf herum. Die Menschheit ist böse, hart und unversöhnlich. So lautet die Botschaft des Herzenshumoristen der Deutschen.“

Ja, Herr Klute, so ist das, auch in Märchen übrigens, wo die Hinrichtung, oft eine besonders grausame, die Standardstrafe für alles ist. Man kann eigentlich gar nichts mehr lesen oder gar den Kindern vorlesen. Klutes eigene Beiträge sind ja auch keine Lösung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2021 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47113

Alles richtig und doch falsch: Das war schon immer so. Der bewundernswerte Scharfsinn der Juristen führt oft auf Abwege. Darum sind Gerichtsentscheidungen ja so unberechenbar.

(Mein Paradebeispiel aus neuerer Zeit ist Kirchhofs rabulistische Begründung der Rechtmäßigkeit der "Haushaltsabgabe" für den Rundfunk.)

"Furchtbare Juristen" ist ein Pleonasmus. (Ist das nun strafbar? Habe ich alle Juristen mit Nazi-Schreibtischtätern gleichgesetzt? Gott steh mir bei!)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.09.2021 um 02.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47111

Sehr gut gesagt. Das paßt noch zu vielen Urteilen und Vorfällen. So durfte Renate Künast gerichtlich sanktioniert "ein Stück Scheiße" und Alice Weidel "Nazi-Schlampe" genannt werden. Die Polizei filmt nur, aber darf nicht eingreifen, wenn ein irrer Mob von Hamburger Hochhäusern aus die Stadt mit Brandsätzen bombardiert. Hier geht schon lange einiges den Bach runter.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.09.2021 um 23.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47110

Ist es nicht merkwürdig, daß in ein und demselben Land Schilder mit der Aufschrift »Mohrenstraße« abgehängt werden müssen, Wahlplakate, auf denen dazu aufgerufen wird, den politischen Gegner zu »hängen«, aber nicht? Irgendwie geht im Moment ziemlich viel durcheinander in Deutschland.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.09.2021 um 22.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47109

Mir fällt bei Mohr immer Max und Moritz ein:

Nase, Hand, Gesicht und Ohren
Sind so schwarz als wie die Mohren

(Vierter Streich)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2021 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47108

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45640

Es gibt aber viele, die den "Struwwelpeter" gar nicht mehr im Kinderzimmer dulden wollen – zweifellos in Erinnerung daran, was er ihnen selbst angetan hat, der böse Dr. Hoffmann.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.09.2021 um 16.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47107

Zu "Mohr" fällt mir immer sofort der "Struwwelpeter" ein.: "Es ging spazieren vor dem Tor ein kohlpechrabenschwarzer Mohr." Ist der schon umgeschrieben worden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2021 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47101

Wenn sich einmal die Meinung verbreitet hat, Mohr sei ein schlimmes Wort, das auch dann nicht gesprochen oder geschrieben werden darf, wenn niemand in Sicht ist, auf den es angewendet ist, dann ist es eben ein schlimmes Wort und wird getilgt, sei es aus Straßennamen oder aus der Bezeichnung einer Kleinplastik in einem Dresdner Museum. Zu letzterem Fall bringt die SZ (15.9.21) einen verschwiemelten Kommentar.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.09.2021 um 20.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47098

Ein paar Beispiele der in Dresden umbenannten Gemälde:
https://twitter.com/jochen_berlin/status/1437772056679129089
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2021 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47072

Das Verbrennen von Büchern ist bei uns aus den bekannten Gründen noch tabu, es gibt aber andere Arten der Eliminierung. Ich habe nur die Büchervernichtung wg. Rechtschreibreform dokumentiert, bin dabei aber nebenbei auch auf dieses andere Motiv gestoßen.

Zur Bilderstürmerei und Damnatio memoriae fällt mir noch ein: Sollte man nicht allmählich die Erinnerung an das Feudalwesen tilgen, das ganz und gar nicht unseren Werten entspricht? Abgesehen von den Schandtaten einzelner (Karl der Sachsenschlächter usw.) – was sollen wir mit all den Königen, Herzögen, Grafen anfangen, die ohne demokratische Legitimation geherrscht haben? Daß Neuschwanstein heute mehr Geld einbringt, als es seinerzeit kostete, ist doch kein Grund, die Narretei stehen zu lassen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.09.2021 um 04.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47070

Bücherverbrennung in Ontario, insbesondere Kinderbücher, die Stereotype über Ureinwohner enthalten. Auf der Asche werden Bäume gepflanzt.
https://ici.radio-canada.ca/nouvelle/1817537/livres-autochtones-bibliotheques-ecoles-tintin-asterix-ontario-canada
Mal sehen, wann es bei uns losgeht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.09.2021 um 03.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47068

Noch mehr von funk:
https://twitter.com/JSevincBasad/status/1436346990821093376
BPB = Bundesamt für politische Bildung
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.09.2021 um 02.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47067

funk (ARD, ZDF) erklärt:
Sprachgeschichtlich leitet sich das Wort "stumm" von "dumm" ab. Damit geht das uralte Vorurteil einher, Gehörlose seien unfähig zu lernen.
https://instagram.com/p/CTr1CUeKM9o

Laut Wiktionary bedeutete stumm ursprünglich gehemmt (Verweis auf https://de.wiktionary.org/wiki/besser_stumm_als_dumm).
Taub hatte die Bedeutung von dumm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2021 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47058

Der vollkommen inkorrekte "Schlawiner" scheint den Sprachwächtern bisher entgangen zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2021 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46983

In Wien gibt es eine kleine Ausstellung von Stücken aus der Sammlung von Felix und Emma Luschan (Original: „Emma und Felix von Luschan“). Der Bericht der SZ darüber ist anerkennend, aber auf eine vage Art auch „kritisch“ und schließt mit dem bedeutungsschwangeren Satz „Unschuldig ist keines dieser Fotos hier.“ Die Fotografin Emma von Luschan wird zwischendurch „willige Gehilfin der Körper-Vermessung“ genannt, was angesichts der naheliegenden Assoziation an Rufmord grenzt. Luschan (der in Hollabrunn und nicht in "Hollerbrunn" geboren wurde) ist durch seine scharf antirassistische Position bemerkenswert. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_von_Luschan
(Mir ist der große Luschan seit meiner Jugend vertraut, weil ich mir als Schüler in einem Kasseler Antiquariat die grandiose sechsbändige Ullstein-Weltgeschichte [Pflugk-Hartung] kaufte, in deren erstem Band Luschan das anthropologische Kapitel verfaßt hatte.)
Die Benin-Bronzen wurden, wie auch in der SZ korrekt wiedergegeben, von Deutschland nicht in Afrika erbeutet, sondern in England ersteigert. Trotzdem wird wie auch in anderen Medien unterschwellig eine Mitschuld der Deutschen suggeriert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2021 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46978

Das Duzen interessiert mich. Wer duzt eigentlich wen? Der gesellschaftliche Wandel war hier so schnell, daß eine große Unsicherheit herrscht.

Junge Leute duzen einander, wobei "jung" nach oben offen ist.

In bestimmten Kommunikationsräumen (auf den Bergen, im Fitneß-Studio, in manchen Kursen usw.) duzen Erwachsene einander (sozusagen in einer Schicksalsgemeinschaft).

Genossen duzen sich.

Man kann sich aussuchen, was auf die Ministeriumsmitarbeiter zutrifft.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.08.2021 um 15.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46976

Eigentlich wäre es lehrreich, diese ganze Entwicklung hin zu einer Propaganda-Sprache näher zu untersuchen. "Work-Family-Balance", das gilt wohl nur für Männer, sonst heißt es doch "Work-Life-Balance". Warum duzt das Auswärtige Amt seine Mitarbeiter? Man will die Menschen offenbar persönlich treffen; Übergriffigkeit auf allen Ebenen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2021 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46975

Man wundert sich immer wieder, wie anspruchslos Behörden usw. werden, wenn sie das Gendern propagieren und auf angeblich hilfreiche Websites und andere Ratgeber verweisen. Das intellektuelle Niveau sinkt dann gleich um mehrere Größenordnungen. Es ist, als wenn die Chemie für praktische Zwecke auf die vier "Elemente" Feuer, Wasser, Luft, Erde oder die Medizin auf die Säftelehre zurückgriffe. Das geschieht ja auch, aber nur in abseitigen Nischen.

Haben Leute, die "geschicktgendern.de" empfehlen, sich diesen Stuß überhaupt mal mit eigenen Augen angesehen, oder sind sie einfach froh, daß es so etwas gibt, und empfehlen es unbesehen? Es ist mir ein Rätsel.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 27.08.2021 um 13.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46973

Mir ist die Erwähnung von "tendenziösen Meinungsumfragen" im Stefanowitsch-Interview ebenfalls aufgefallen. Seltsam, denn eigentlich hat er recht, aber es ist genau anders herum, als er es suggerieren möchte: In den meisten Umfragen werden die manipulativen Wortschöpfungen der Gender-Befürworter unkritisch übernommen und von "gerechter" und "sensibler" Sprache geredet. Ebenfalls tendenziös ist oft die Formulierung der Antwortkategorien z.B. mit der Vorgabe "nicht wichtig" als stärkste Ablehnungsmöglichkeit.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.08.2021 um 12.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46972

Nochmal zu Stefanowitsch:
Er kritisiert "tendenziöse" Meinungsumfragen zur Gendersprache. Bezeichnenderweise erwähnt er nicht das täglich Brot der Sprachwissenschaft: die Untersuchung am Textkorpus. Es gibt im Zeitalter von Youtube und sozialen Medien haufenweise alltagssprachliche Texte, gerade auch junger Leute. Das ist eine viel bessere Grundlage als jede Umfrage. Warum nutzt man es nicht? Weil das Ergebnis noch viel eindeutiger wäre?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.08.2021 um 12.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46971

Das Gleichstellungsbüro des Auswärtigen Amts macht gerade eine Kampagne, über die bislang nur Bild und Tichys Einblick berichten: https://zeichensetzen.jetzt

Wie üblich werden Männer und Frauen als Gegner in einem unfairen Spiel dargestellt, dafür bietet man DIN-A3-Poster zum Download an. ("Print it, read it, spread it.")
https://zeichensetzen.jetzt/maenner-und-gleichstellung

Männer sollen ihr Verhalten ändern: https://zeichensetzen.jetzt/wp-content/uploads/2021/08/AA_06_Poster_DE.pdf
Gleichberechtigung ist eine eine Gemeinschaftsaufgabe. Um euch zu zeigen, was man(n) konkret tun kann, haben wir acht Schritte zusammengefasst.
1) Reflektiert und hinterfragt Rollenbilder
Macht euch eure unbewussten Vorurteile bewusst
2) Lasst Emotionen zu
Traut euch, Gefühle zu zeigen und zu verbalisieren
3) Achtet auf die faire Verteilung von Aufgaben
Übernehmt Verantwortung in der Care-Arbeit
4) Seid fortschrittliche Väter
Entwickelt eine gesunde Work-Family-Balance
5) Benutzt eine geschlechtergerechte Sprache
Erhöht die Sichtbarkeit von Frauen und nicht-binären Personen
6) Setzt euch im Arbeitskontext für mehr Fairness ein
Helft mit, patriarchale Strukturen am Arbeitsplatz zu überwinden
7) Positioniert euch klar gegen Sexismus
Hinterfragt euer Verhalten und handelt, wenn ihr Sexismus oder sexuelle Belästigung beobachtet
8) Kämpft gemeinsam für Geschlechtergerechtigkeit
Macht auf Ungleichheiten aufmerksam und bekämpft sie


Frauen seien gegenüber Männern "strukturell" benachteiligt, was hier anhand ihrer statistisch unterschiedlichen Lebenswege dargestellt wird:
https://zeichensetzen.jetzt/wp-content/uploads/2021/04/210407_poster_strukturelle_benachteiligung_A3-1-1.pdf

Natürlich das obligatorische Stefanowitsch-Interview:
https://zeichensetzen.jetzt/gendergerechte-%E2%80%A8sprache

Ein paar Auszüge:

Ob es eine gesellschaftliche Mehrheit für einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch gibt, sei dahingestellt. Die existierenden Meinungsumfragen sind häufig ungenau oder sogar tendenziös formuliert und deshalb wenig ergiebig. Es ist aber auch egal, denn über Fragen der Gerechtigkeit stimmt nicht die Mehrheit ab.

Die Bestimmung dessen, was als gerecht gilt, wäre – wie andere moralische Normen – eine typische Gruppenleistung. (Ich übernehme mal einen Begriff aus Ickler, Die Disziplinierung der Sprache, auch wenn es hier vielleicht nicht ganz passt.) Leider erläutert Stefanowitsch nicht, wie er sich das vorstellt. Würde er eine Ethikkommission einsetzen?

Gendern Sie auch beim Sprechen?

Ja, die gesprochene Genderlücke finde ich sehr elegant – es gibt sie schon seit den 1980er Jahren als Aussprache des Binnen-I, sie vereinheitlicht also all die unterschiedlichen orthografischen Formen unter einem lautlichen Dach. Ich verwende allerdings auch oft das generische Femininum, einfach, weil der überwältigende Teil meiner Studierenden weiblich ist.


Das sagt einiges über seine Geisteshaltung. Unmittelbar vorher meinte er zu Christine Lambrechts umstrittenen Gesetzentwurf im generischen Femininum:

Dass die Männer sich über den Entwurf so aufgeregt haben, ist ja eigentlich richtig – sie haben ein Recht auf sprachliche Sichtbarkeit. Leider haben die meisten von Ihnen den Umkehrschluss nicht hinbekommen – dass das auch für Frauen und nicht-binäre Personen gilt und die vielen hundert Gesetzestexte im generischen Maskulinum genauso empörend sind. Es tut halt weh, auf lieb gewordene und lange als selbstverständlich hingenommene Privilegien zu verzichten oder auch nur darauf hingewiesen zu werden – da kann man (bzw. Mann) schon mal wütend werden. Aber da muss man durch …

Stefanowitsch ist durchaus offen für Zwang:

Ziehen Sie Studierenden, wenn diese in ihren schriftlichen Arbeiten nicht gendern, Notenpunkte ab?

Nein, an meiner Universität gibt es – wie an den meisten Universitäten – keine solche Regelung, und ich habe ohnehin Besseres zu tun, als die konservative Fiktion einer Sprachpolizei nachzuspielen. Ich erkläre den Studierenden, wenn sie es nicht ohnehin schon wissen, wo die Probleme des generischen Maskulinums liegen und überlasse den Rest ihrem Gewissen. Angemessen fände ich einen solchen Punktabzug aber dort, wo das Gendern selbst Lerninhalt ist oder in Fächern, in denen ein inklusives Menschenbild Grundvoraussetzung ist (etwa in bestimmten Bereichen der Pädagogik). Auch hier sollten aber keine bestimmten Formen vorgeschrieben werden, solange sich kein Standard herausgebildet hat.

Sollte der öffentliche Dienst auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten und diskriminierungsfreien Sprache eine Vorbildrolle übernehmen?

Er ist ja dem Grundgesetz verpflichtet und darf niemanden aufgrund des Geschlechts diskriminieren, und das Verfassungsgericht hat mit dem Beschluss zum dritten Geschlechtseintrag klar gemacht, dass das Diskriminierungsverbot eben nicht nur für Männer und Frauen gilt. Dass dasselbe Verfassungsgericht (noch) nicht versteht, dass das Maskulinum nicht geschlechtsneutral ist, ist bedauerlich, aber es bietet dem öffentlichen Dienst die Gelegenheit, klüger und inklusiver zu sein als das oberste deutsche Gericht. Eine einmalige Chance, die aktiv genutzt werden sollte!


Laut Bild empfiehlt die Gleichstellungsbeauftragte des Auswärtigen Amts die Seite geschicktgendern.de – die Seite hatten wir ja schon. Dort kann man zum Beispiel lesen, daß man statt "Ritter" lieber "Mensch in Rüstung" schreiben soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2021 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46970

Zum Gesinnungsterror linker Identitärer an der HU:

https://www.welt.de/politik/deutschland/article233379817/HU-Berlin-Antidiskriminierungsstelle-bat-weisse-Menschen-sich-nicht-zu-bewerben.html

Das ist nichts Neues. Vor 50 Jahren überwies der Marburger AstA die Zwangsbeiträge der Studenten an die Vietkong.

Die verschwiegenere Herrschaft der Gleichstellungsbeauftragten an den Universitäten ist auch nicht viel anders.

An der HU haben sich rund 2 Prozent der Studenten an der Wahl ihrer vermeintlichen Vertreter beteiligt, auch das ist nicht neu. Aber zahlen müssen alle.

Ich bin seit jener Erfahrung für die Abschaffung der "verfaßten Studentenschaft" (inzwischen "Studierendenschaft"), wie sie sich beschönigend nennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2021 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46965

Auch bei "antisemitisch" haben wir diese Ausweitung erlebt: Wenn etwas "strukturell" dem Antisemitismus ähnelt, ist es Antisemitismus. Von Juden muß weit und breit nicht die Rede sein. Oder so: Antisemitismus ist ein Vorurteil, folglich sind alle Vorurteile antisemitisch.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 26.08.2021 um 12.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46964

Bei "Anfeindung wegen Gehbehinderung" kommt mir dieser alte Witz in Erinnerung:
"Die Petra ist ja eigentlich ein echt steiler Zahn. Wenn sie nur nicht den Gehfehler hätte."
"Gehfehler?"
"Ja, sie geht mit dem Falschen."

 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.08.2021 um 11.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46963

Solche Begriffe haben keinerlei Bedeutung mehr und dienen ausschließlich der Diskreditierung. Kürzlich bin ich in der Wikipedia auf eine Rassismus-"Definition" gestoßen:

Memmi hat sich als Soziologe mit dem Thema Rassismus auch wissenschaftlich beschäftigt und eine Definition gegeben, die von wichtigen Nachschlagewerken wie der „Encyclopædia Universalis“ übernommen worden ist. Zitat:

„Rassismus erfüllt eine bestimmte Funktion. (…) Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der eine Aggression gerechtfertigt werden soll.“

Sie ist in der inzwischen leicht modifizierten Fassung vielfach verbreitet, wird aber auch alternativ diskutiert:

„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Memmi

Das Wort "biologisch" aus der Phrase Wertung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede rausgestrichen. Demnach wäre es Rassismus, jemanden wegen seiner Lieblingsfarbe oder seiner Gehbehinderung anzufeinden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.08.2021 um 10.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46961

Alles schön und gut, aber hier paßt ja gar nichts zusammen. Baerbock hat bei mehreren Gelegenheiten ihr Muttersein selbst ins Spiel gebracht, und zwar nicht irgendwie verdruckst, sondern ziemlich offensiv. So hat sie schon mehrmals zu Protokoll gegeben, daß sie als Spitzenpolitikerin nicht aufhören werde, Mutter zu sein. Auch in dem Gespräch mit Tina Hassel stellte sie ungefragt fest, daß sie »als Frau, als Mutter, die mitten im Leben steht«, wisse, wo die Leute der Schuh drücke. Sie versucht also ganz offensichtlich, sowohl ihr Geschlecht als auch ihre Eigenschaft als Mutter von einem (tatsächlichen oder eingebildeten) Malus in einen Bonus zu verwandeln. Daran stört sich niemand. Aber wenn diese Mutter dann gefragt wird, was sie ihren Kindern später einmal sagen wird, wenn sie heute als Politikerin versagt, dann soll das »sexistisch« sein und alle fangen an zu heulen! Waren also Baerbocks Äußerungen selbst vielleicht auch sexistisch? Wenn das Wort noch irgendeinen Sinn haben soll, kann man es so nicht verwenden, ob man nun aus der egalitären oder der identitären Ecke kommt. Die Bedeutung von Wörtern wie »rassistisch« und »sexistisch« wird schleichend immer weiter gedehnt. »Rassistisch« kann man heute in vielen Fällen schlicht durch »diskriminierend« ersetzen, und eine Frage oder Bemerkung wird schnell als »sexistisch« gebrandmarkt, wenn sie für die Adressatin (meist geht es ja um Frauen) einfach nur unangenehm ist. So werden die Begriffe letztlich unbrauchbar, eine Diskussion ist irgendwann nicht mehr möglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2021 um 08.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46946

Es ist sexistisch, das Geschlecht einer Person zu erwähnen, und es ist sexistisch, das Geschlecht einer Person nicht zu erwähnen – je nachdem, ob man zum egalitären oder zum identitären Flügel der politisch Korrekten gehört.

Auf diesem Widerspruch ruht ja unsere Hoffnung, daß das Ganze sich totläuft.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.08.2021 um 08.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46945

Die Frage ist nicht besonders originell. Politiker beiderlei Geschlechts werden in Interviews häufiger gefragt, wie sie ihren Kindern denn in Zukunft dieses oder jenes erklären wollen, wenn sie jetzt versagen usw. Das ist Teil der krampfhaften Bemühungen, das Gespräch auf die persönliche Ebene »herunterzubrechen«. Das kann man albern und unnötig finden, aber was an der Frage soll bitte sexistisch sein? Wird eine Frau als Frau herabgesetzt, wenn die Tatsache, daß sie neben vielem anderen auch Mutter ist, nicht konsequent ausgeblendet wird? Außerdem ging es hier ja gerade nicht um das leidige Thema »Rabenmutter«, zu dem sich Frau Baerbock schon öfter differenziert geäußert hat, sondern um die Verantwortung heute handelnder Politiker für die junge Generation, die die Grünen selbst gern im Munde führen, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht.

Ich habe den Eindruck, daß ein normales Gespräch über solche Fragen überhaupt nicht mehr möglich ist. Sobald ein bestimmtes Signalwort auch nur ausgesprochen wird, sieht »das Netz« rot, und es wird sofort eine Entschuldigung oder komplizierte Richtigstellung fällig. Manche bringen das Wort »Mutter« (aber auch »Vater«) gar nicht mehr über die Lippen und sprechen mittlerweile in Sätzen von »Elternteil«, wo dieses bürokratische Wortgebilde nichts zu suchen hat. Neulich erst gehört: »Das bricht einem als Elternteil das Herz.« So wird die Sprache immer farbloser, aber die Welt nicht besser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2021 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46939

Auch ich hatte Schwierigkeiten, die gedrechselte Frage und das Drumherum zu verstehen. "Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben..."

Warum leisten wir uns diesen öffentlich-rechtlichen Luxus?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.08.2021 um 20.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46937

Tina Hassel von der ARD hat sich den unentschuldbaren Fauxpas geleistet, Annalena Baerbock im Sommerinterview zu fragen: »Wie würden Sie Ihren Kindern erklären, wenn durch die vermeidbaren Fehler ihrer Mutter vielleicht die Grünen die Chance verspielt hätten, diese entscheidenden Weichen in der Regierung mit zu stellen.« Jetzt bittet sie »aufrichtig um Entschuldigung« für diese Frage bei all jenen, die sie als »unangemessen oder gar sexistisch« aufgefasst haben. Baerbock
habe ihre Kinder selbst mehrfach thematisiert. Sie, Tina Hassel, sei auch Mutter und bedaure deshalb sehr, daß »dieser Eindruck« entstanden sei.

Tut mir leid, aber hier komme ich nicht mehr mit. Sind wir im Kindergarten oder im Irrenhaus?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.08.2021 um 14.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46900

Schon tragisch, daß zwei unschuldige (S)tiere einen barbarischen Akt gegen Frauen und Migranten mit dem Leben bezahlen mußten. Hätten sie »Machista« und »Viejo Hombre Blanco« geheißen, wären sie zwar auch abgeschlachtet worden, sie hätten der Bürgermeisterin aber immerhin keinen Vorwand geliefert, endlich der ganzen ungeliebten Veranstaltung den Todesstoß zu versetzen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.08.2021 um 12.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46899

Weil bei einem Stierkampf in Gijón zwei Stiere mit den Namen »Feminist« und »Nigerianer« getötet wurden, sieht die Bürgermeisterin »mehrere Grenzen überschritten« – und hat das Ende der traditionsreichen »Corridas« in der Stadt bekannt gegeben. Die Veranstaltung sei für »ideologische« Ziele benutzt worden und habe gegen die Menschenrechte verstoßen, sagte Ana González Rodríguez laut einer Mitteilung ihrer Partei PSOE. [...] Damit sei Frauen- und Ausländerfeindlichkeit geäußert worden.
https://spiegel.de/panorama/gijon-tiere-namens-feminist-und-nigerianer-getoetet-stierkaempfe-sollen-verboten-werden-a-5ed480f9-cca0-43a2-be77-d7b417d30bf3
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 13.08.2021 um 05.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46818

Details im Artikel über den Vorfall in England ließen in mir keinen Zweifel, daß es sich um ein Verbrechen handeln mußte. Leider läßt sich das nicht mehr nachvollziehen, da der Text mittlerweile erheblich geändert und erweitert wurde.

"Mutmaßlich" ist für meine Begriffe dann angebracht, wenn eine konkrete Person vor Vorverurteilung geschützt werden soll. Oder auch wenn der Ablauf eines Ereignisses signifikant im Dunkeln liegt und ein noch nicht ermittelter Verdächtiger durch eine Vorfestlegung einen Nachteil bekommen könnte.

Es wird aber meiner Beobachtung nach oft reflexhaft an allen möglichen Stellen eingebaut, um bloß nicht die Bestimmungen des Pressekodexes zu verletzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2021 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46815

Es könnte ein Unfall gewesen sein. Mich stört wieder eher der Anglizismus. Es sollte auf deutsch heißen: "ums Leben gekommen". Bei "getötet werden" ist ein menschlicher Akteur präsupponiert. Das haben wir unter "Passiv" schon erörtert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.08.2021 um 00.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46814

Ich bin zwar kein Jurist, vermute aber, daß "Gewalttat" sowieso gar kein juristischer Begriff ist. Damit kann man alles mögliche meinen. Das heißt es besteht auch gar keine Notwendigkeit, diesen Begriff irgendwie, z. B. mit "mutmaßlich", zu relativieren.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 12.08.2021 um 23.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46812

Spiegel online: "Bei einer mutmaßlichen Gewalttat in Südengland sind mehrere Menschen getötet worden."
Mutmaßliche Gewalttat? Es kann also nicht ganz ausgeschlossen werden, daß die Menschen einer Krankheit erlegen oder auch sanft eingeschlafen sind?

Das reflexhafte Zufügen von "mutmaßlich" führt immer öfter zu solch absurden Sätzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2021 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46801

In humoristischen Sammlungen und auch in Sprechübungen stand früher die Geschichte von der Hottentottenstottertrottelmutter. Es gibt verschiedene Versionen. Der Verfasser scheint unbekannt zu sein, sonst würde er heute postum gemaßregelt.

Die Ornithologen scheinen tatsächlich eine Meise zu haben. Die jetzt geänderten Vogelnamen enthielten natürlich kein "rassistisches Gedankengut". Welches niedrige Motiv sollten ihre Vorgänger gehabt haben, einen Wasservogel "Hottentottenente" zu nennen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2021 um 03.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46795

Im verlinkten Bericht über die hysterische Ornithologengesellschaft liest man auch:

Niemann war von 1968 bis 1973 Präsident der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft – trotz SS-Vergangenheit und Stationierung im Konzentrationslager Auschwitz. Eben jenes KZ baute kürzlich ein Hamburger Teenager aus Lego nach, weshalb er nun Konsequenzen seitens des Verfassungsschutzs zu fürchten hat.

Bald werden auch Fotos von KZs sowie natürlich von Nazis nicht mehr gezeigt werden dürfen, auch nicht in historischen und pädagogischen Kontexten. Das entspricht der Logik, verpönte Wörter nicht einmal dann mehr zu zitieren, wenn man sie verurteilen will.

Bisher ist es noch nicht möglich, den bloßen Gedanken an schlimme Finger zu beobachten und zu bestrafen, aber das kommt noch, wie die neuesten Erfolge der Hirnforschung zeigen.

Ähnlich bei der Kinderpornographie: Noch darf sich jemand eine Kinderschändung "ausmalen", aber wenn er seine Phantasie tatsächlich zu Papier bringt, macht er sich strafbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2021 um 03.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46794

Herr Fleischhauer und all die anderen Metzgers haben nicht nur einen sexistischen Namen, sondern sollten sich auch fragen, wie sie es mit den Tierrechten halten. Mein Nachname ist nicht befriedigend erklärt, sieht aber auch verdächtig aus. Man vermutet ein unfriedliches Gewerbe.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.08.2021 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46792

Das ist wieder typisch, die Menschen denken immer nur an sich. Was ist mit den armen Vögeln, die sich nicht wehren können? Wann hören wir endlich auf, sie zu diskriminieren? Warum darf man immer noch ungestraft sagen, jemand habe »einen Vogel« oder »eine Meise«? Solange wir da nicht rangehen, hinterlassen die halbherzigen Umbenennungsaktionen ein schales Gefühl.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.08.2021 um 22.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46791

Deutsche Ornithologen-Gesellschaft

Wegen Rassismus: Wissenschaftler geben über 1000 Vögeln neue Namen

Viele Vogelnamen basieren auf rassistischem Gedankengut, sie stammen teils aus Zeiten des Kolonialismus. Über 1000 Vogel-Arten wurden in Deutschland umgenannt.

https://24hamburg.de/niedersachsen/nach-rassismus-vorwuerfen-voegel-sollen-umbenannt-werden-zr-90881228.html

Wann sind eigentlich unsere Nachnamen dran? Meiner zum Beispiel ist sexistisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2021 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46752

Alphonse Allais hat schon im 19. Jahrhundert seine monochromen Blätter mit sinnreichen Titeln herausgebracht, so etwa das schwarze Blatt "Combat de nègres dans une cave, pendant la nuit", was ja heute gar nicht mehr möglich wäre. Es soll übrigens die Vorlage für Malewitschs "Schwarzes Quadrat" gewesen sein, also die Parodie vor dem Parodierten und viel witziger als dieses. Und Allais soll es auch schon plagiiert haben...
Am besten gefällt mir das weiße Blatt "Erstkommunion anämischer junger Mädchen im Schnee". (Daran erinnert heute die Zeitung, und das hat mich überhaupt auf das Thema gebracht.)

Noch ein Lesefrüchtchen, das mich heute heiter stimmte:

Mr. Cruncher himself always spoke of the year of our Lord as Anna Dominoes: apparently under the impression that the Christian era dated from the invention of a popular game, by a lady who had bestowed her name upon it.

Das ist von Charles Dickens, der noch viele solcher nicht ganz lebensfremden Scherze macht. (Gehört eigentlich zu "Lectio facilior".)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2021 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46630

Zum gleichen Thema:

Es mag sein, daß 1938 Palandt geehrt werden sollte und das Ganze ein Kotau vor dem Nazi-Regime war, wie die SZ in einem Kommentar meint. Daß aber „Ehrung“ das einzige Motiv des Verlags Beck gewesen sei, den Namen bis heute beizubehalten, ist sicherlich falsch. Das Motiv war wie in vielen ähnlichen Fällen, daß man ein weithin, oft weltweit bekanntes „Markenzeichen“ möglichst beibehält, teils aus Werbegründen, teils weil es die Recherche ungemein erleichtert. Ich hatte schon an KZ, kurz auch „Kuhns Zeitschrift“, erinnert, das wichtigste Organ der Indogermanistik, das man wegen der lächerlichen Assoziation umbenannte, nicht zur Freude der Bibliothekare.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2021 um 13.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46626

Verlag beendet Ehrung von Nazis (SZ)

Ich ehre Bismarck nicht, wenn ich einen Bismarckhering esse.

C. H. Beck hat die Nazi-Juristen nicht geehrt, sondern ist aus praktischen Gründen bei den herkömmlichen Namen der Gesetzes-Kommentare geblieben. Gegen die Umbenennung ist nichts einzuwenden, aber die Überschrift ist wieder mal eine Spur zu "gut".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2021 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46625

Die SZ erinnert in einem Kommentar zu Baerbock und dem N-Wort mit Recht an Lord Voldemort, dessen Name in "Harry Potter" unter gar keinen Umständen genannt werden darf. (Harry nennt ihn aber doch, weil er mit seiner Erfinderin der Meinung ist, daß der Kampf gegen das Böse mit der unerschrockenen Benennung anfängt.) Baerbocks Entschuldigung wird als unvernünftig kritisiert, das ist ebenfalls richtig. An ihrer antirassistischen Haltung besteht ja kein Zweifel. Man kann ihr auch nicht vorwerfen, daß sie durch Zitieren des N-Wortes Rassismus fördere. Es ist der Glaube an die magische Kraft des Wortes selbst, die sich unabhängig von der Person und ihren Absichten ausbreiten könnte. Die Deutschen sind abergläubisch wie...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2021 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46610

Vielleicht muß man die Sache wirklich erst so weit treiben, wie sie jetzt (nach amerikanischem Vorbild) getrieben wird, bis den Leuten ein Licht aufgeht. Der elementare Unterschied zwischen Gebrauch und Zitat wird im Eifer des Gutseins ignoriert. Das Wahlkampfklima macht es allerdings im Augenblick unmöglich, zur Besinnung zu kommen. Man muß tatsächlich in Sack und Asche gehen, um nicht auf dem Scheiterhaufen zu enden.

Wie die Feministen aus den Augen verloren haben, was wirklich gut für die Frauen ist, und sich in sprachlichen Kapriolen verausgaben, so die Antirassisten mit ihrer nun schon krankhaften Angst vor Lauten und Buchstaben. Gibt es noch Journalisten mit Rückgrat? Ich sehe keinen.

Wenn ich Zeit hätte, würde ich eine Geschichte des Wortes Neger schreiben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.07.2021 um 23.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46609

Frau Baerbock entschuldigt sich dafür, daß sie das »N-Wort« benutzt hat, obwohl sie es nach eigener Darstellung nur in der Schilderung eines Vorgangs ZITIERT hat, den sie ausdrücklich als Beispiel für Rassismus angeführt hat. Das ist einer Kanzlerkandidatin unwürdig. (Aber sie muß natürlich auch aufpassen, daß sie den Parteiausschluß von Boris Palmer nicht gefährdet.)

Wenn inzwischen schon das Aussprechen eines bestimmten, heute allgemein als diskriminierend geltenden Wortes in einer Sachverhaltsdarstellung zu solchen Selbstanklagen führt, dann können wir endgültig alle einpacken und sollten uns zu dem Thema überhaupt nicht mehr äußern. Frau Baerbock geht in Sack und Asche (wen habe ich jetzt womöglich mit diesem Ausdruck verletzt?), weil sie das Wort benutzt und damit »reproduziert« habe! Das muß man sich mal vorstellen. Was ist mit Geschichtslehrern, die im Unterricht den zynischen Spruch »Arbeit macht frei« auf KZ-Toren »reproduzieren«, um ihren Schülern zu zeigen, wie menschenverachtend die Nazis waren? Sollen sie künftig »Amf-Spruch« sagen? Und was sollen die Schüler denn bitte daraus lernen? Daß die Verwendung von Abkürzungen menschenverachtend ist??

Der SPIEGEL war natürlich schlauer als Frau Baerbock und spricht in viktorianischer Prüderie lediglich vom »N-Wort«. Für wie dumm er seine Leser hält und wie verlogen das ganze Theater ist, wird allerdings aus der nachgereichten Erklärung deutlich, die man jetzt häufiger antrifft: »Mit dem Begriff ›N-Wort‹ wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.« Armes Deutschland!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2021 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46605

Ich weiß nicht recht. Das Festziehen würde meiner Ansicht nach nicht einfach als Ziehen bezeichnet werden. Gibt es eine Parallele? Andererseits: Korkenzieher, Ventilzieher, Drahtzieher.
 
 

Kommentar von Kurt Heydeck, verfaßt am 24.07.2021 um 14.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46604

Zum Schraubenzieher. Eine ähnliche Interpretation schon hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1399#44976.
Ich halte das für ein Mißverständnis. Mit einem Schraubenzieher zieht man eine Schraube nicht heraus, sondern man zieht sie fest oder an. (In diesem Sinne auch das englische screw driver.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.07.2021 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46602

Wenn ich so darüber nachdenke, was ich als erstes in meinem Leben "korrekt" sagen sollte, dann fällt mir ein Lehrer ein, der wollte, daß ich nicht mehr Zollstock sage, sondern Gliedermaßstab, weil er weder ein starrer Stock sei noch eine Zollskale habe. Das habe ich aber nie befolgt.

Ich glaube, ähnlich war es mit dem Schraubenzieher, der Schrauben nicht zieht, sondern dreht, und darum Schraubendreher heißen sollte.

Manche dieser Beispiele sind aber auch einfach landschaftlich unterschiedlich als der Korrektheit geschuldet. Vor allem haben sie lange nicht den breiten Erfolg wie die heutigen gutmenschentümlich begründeten Kampagnen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.07.2021 um 02.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46599

Wenn Sie das sagen, wird es so sein, danke für die Richtigstellung! Dann muß ich vorerst passen, was meine erste Begegnung mit PC angeht.

Jedenfalls weiß ich ganz sicher, daß wir in der Schule gleich in mehreren Fächern gelernt haben, was in der »Reichskristallnacht« passiert ist. Seither hat dieses Wort für mich einen grauenhaften Klang, auch wenn sich das die Sprachbereiniger nicht vorstellen können. Auf die Idee, daß diese Wortschöpfung wegen des Elements »Kristall« positive Assoziationen auslösen könnte, bin ich nie gekommen, weil meine Lehrer eben keine Nazis waren, sondern Leute, die mir sowohl die Bezeichnung als auch die historischen Fakten dahinter erklärt haben.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 24.07.2021 um 01.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46598

Die damals vielleicht neue Bezeichnung "Greifvögel" hat aber nichts mit einer vermeintlichen Rücksichtnahme zu tun, sondern ist schlichtweg angemessener.

Krähenvögel, Kormorane und Möwen kann man auch als Raubvögel bezeichnen, die meisten Geier indes nicht. Es handelte sich daher schlicht um eine Verbesserung der Terminologie.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.07.2021 um 00.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46597

Meine erste Begegnung mit politischer Korrektheit avant la lettre fand im Biologieunterricht in der Sexta statt, also vor fast 45 Jahren (!). Damals lernten wir, daß man nicht mehr von »Raubvögeln« sprechen solle, sondern von »Greifvögeln«. Ich weiß noch, wie stolz ich meinem Vater von dieser nagelneuen Erkenntnis berichtete. Auf Spaziergängen und Wanderungen hatte er schon früh meine Begeisterung für Bussarde, Falken und all die anderen prächtigen Vögel geweckt, die man in unseren heimischen Gefilden beobachten kann, wenn man nur einen Blick dafür entwickelt hat. (Bei anderen Familienmitgliedern hielt sich das Interesse derweil in Grenzen.) Leider weiß ich nicht mehr, wie mein Vater damals reagiert hat, aber ich nehme an, daß er sich einfach nur gefreut hat, daß das Thema im Unterricht behandelt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2021 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46596

Höfliches Verhalten gegen Beitiere (in Wollsachen oder im Salat) versteht sich auch nicht von selbst.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.07.2021 um 22.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46586

Letzte Woche trat ja dieser Rainbow Dildo Monkey in einer britischen Bibliothek auf, um Kinder fürs Lesen zu begeistern.

So schlimm ist es in Deutschland nicht. Aber bei McDonald’s bekommt man – zumindest in Lübbecke – ein pädagogisch wertvolles Buch zum Kindermenü:

Riccardo Simonetti – Raffi und sein pinkes Tutu
https://facebook.com/watch/?v=154851756705398

Hier die Geschichte:
https://youtube.com/watch?v=NU22aARi3s4
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2021 um 12.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46583

Wir hatten ja schon Schwierigkeiten, den Grund für die Tilgung von Chinese usw. aus Kinderbüchern zu verstehen. Das Bahuvrihi Schlitzauge, eigentlich wie das unanstößige Mandelauge gebildet, könnte gewohnheitsmäßig abschätzig gesprochen und damit zum Schimpfwort werden. Ein Chinese zu sein oder wie einer auszusehen ist aber nicht ehrenrührig.
Ming-Vasen haben keine Schlitzaugen, sind aber, falls echt, in jedem Fall wertvoll, oft unbezahlbar. Als ich aus China ausreiste, mußte ich bei der Behörde die Unechtheit einer kleinen Vase zertifizieren lassen, die ich auf einem Trödelmarkt für wenige Mark (renminbi) erstanden hatte. Das Siegel haftet heute noch an der Unterseite, ebenso bei einigen anderen Gebrauchsgegenständen.
"Frau Müller, Sie sehen fabelhaft aus, wie ein Ming-Vase!" (Muß ich mir merken...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2021 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46577

Wenn es keine Hautfarbe gibt, kann man sie auch nicht sehen. Darum ist konsequent, was ich vor Jahren vom Bayerischen Rundfunk zitiert habe:

Für Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund bleiben die Clubtüren sehr häufig verschlossen.

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=577#23197

Wenn jemand an die Tür des Clubs kommt, sieht man ihn nicht, weil er keine Farbe hat; man sieht nur den Hintergrund.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.07.2021 um 03.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46576

Traurig, daß damit ein Gericht belästigt wird. Können erwachsene Menschen so etwas nicht mehr untereinander austragen?

Ich nehme an, daß die meisten Richter, die sich mit einer solchen Bagatelle herumschlagen müssen, die Sache am liebsten schnell hinter sich bringen wollen. Manche aber können der Versuchung offenbar nicht widerstehen, die Urteilsbegründung als Gelegenheit für moralisch-gesellschaftspolitische Grundsatzvorträge zu mißbrauchen. Ich habe weder den Eindruck, daß sich »offener und gewollter Rassismus« in Deutschland immer mehr ausbreitet, noch daß die penetranten Aktivitäten zur Belehrung angeblich unsensibler Bürger irgend etwas gegen Rassismus, soweit er tatsächlich vorhanden ist und immer vorhanden war, bewirken würden, eher im Gegenteil. Ein Gericht sollte sich mit derart pauschalen Äußerungen sehr zurückhalten. Das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Justiz wird dadurch nicht gerade gestärkt.

Zum Glück gibt es auch vernünftige, differenziertere Äußerungen zum Thema. Diese hier zum Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=bYP-zuQnT4E
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2021 um 14.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46575

Kompliziert wird es, wenn Gerichte entscheiden müssen, was noch erlaubt ist.
https://tagesspiegel.de/27416644.html
Der Fall wirkt eher harmlos: eine Mitarbeiterin hat eine Vorgesetzte gegenüber einer Kollegin als Ming-Vase bezeichnet. Das Gericht betreibt Wokeness-Exegese.
Die 55. Kammer des Arbeitsgerichts wertet das Verhalten der Mitarbeiterin als „Ausdruck eines Alltagsrassismus“, der „Ausgangspunkt für offenen und gewollten Rassismus“ sei, wie er sich „derzeit immer mehr in der Gesellschaft ausbreitet.“ In Deutschland würden Menschen zunehmend diskriminiert, während es zugleich eine gegenläufige „erfreuliche“ und „zu unterstützende Sensibilisierung der Gesellschaft“ gebe. Dies sei an der Mitarbeiterin „vollständig vorbeigegangen“.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2021 um 08.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46573

Das ist alles inkonsistent und insofern natürlich konsistent. Inkonsistenz ist kein Bug, sondern ein Feature. Niemand darf wissen, was er noch darf. Das muß so sein, sonst würde es nicht funktionieren.

Es gibt natürlich keine Hautfarbe. Es gibt nur Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2021 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46571

Ich hatte das Wort "Hautfarbe" gemeint. Die Großschreibung von "schwarz" entspricht der Vorgabe des Vereins Schwarzer Menschen. Die Ironisierung des Begriffs der Hautfarbe war mir übrigens neu. Man soll anscheinend seinen Augen nicht mehr trauen. Vielleicht sind die Menschen eigentlich farblos und werden nur "sozial" als farbig konstruiert, damit man sie benachteiligen kann. Was wird dann aber aus "People of Color"?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2021 um 06.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46570

Schwarz wird groß geschrieben. Aber in Anführungszeichen?

Man kann der ganzen Ideologie kaum noch entfliehen.
Stefan Rahmstorf empfiehlt ein Video von Quarks & Co:
Klasse, frische, witzige Übersicht über das, was jetzt zu tun ist!

https://twitter.com/rahmstorf/status/1416095217053323269
https://youtube.com/watch?v=itllxeBM8ro

Ob solche Domina-Stimmen jetzt trenden werden? Die gegen Ende auftauchenden gereckten Fäuste erinnern mich ein wenig an Black Lives Matter, aber das liegt vielleicht an meinen angestauten Ängsten vor Privilegienverlust. Da werden auch so viel Hautfarben gezeigt, damit komme ich nicht klar. Ein bißchen Corona steckt auch drin, wahrscheinlich weil dem Zuschauer ein Gefühl von Vertrautheit schafft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2021 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46566

Zu Rasse:

Zufällig wurde gestern anläßlich der Aachener Ausstellung auch Dürers Porträt der Mohrin Katharina abgedruckt. Die Hautfarbe ist in der Silberstiftzeichnung nicht zu erkennen, allenfalls zu ahnen (wie auch in der Kreidezeichnung eines schwarzen Mannes). Wohl aber sind die wulstigen Lippen und die verhältnismäßig breite Nase deutlich wiedergegeben, aber das ist sicher nur ein subjektiver Eindruck.

Unabhängig von der Ausstellung teilt das Germnanische Nationalmuseum mit
(https://www.gnm.de/museum-aktuell/duererpostkolonial/):

Dürer postkolonial
Während seiner Reise im Jahr 1521 zeichnete er das Portrait der 20jährigen Katharina. Oben mittig vermerkte er „Katharina allt 20 Jar“ und die Jahreszahl „1521“. Die junge Schwarze Frau in Dürers Zeichnung war durch den Versklavungshandel (!) nach Europa gebracht worden. Eine solche Darstellung ist aus der damaligen Zeit selten. Mit seiner Notiz lieferte Dürer wertvolle Informationen über die Dargestellte, die sonst nur schwer herauszufinden sind: Name und Alter.
(...)
In Lissabon lebten zu dieser Zeit bereits viele Schwarze Menschen. Später im 16. Jahrhundert unternahm die Stadt segregierende Maßnahmen. So durften beispielsweise Schwarze Frauen und Männer nur von einem eigenen Hahn des zentralen Brunnens Wasser holen. Weißen Bewohnern*innen war ein anderer Hahn zugeteilt.


Die Hautfarbe wird erwähnt, aber nur in Anführungszeichen, wahrscheinlich weil es keine Hautfarbe gibt, sondern nur die subjektive Kategorie.

Das staatliche Museum unterwirft sich also der Sprachregelung einer Interessengruppe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2021 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46565

Sollte Liebe gemeint sein?

Der unterkühlte Ausdruck "emotionale Bindung" ist so schwammig wie bezeichnend für unsere Zeit. Man tut wissenschaftlich, es ist aber nichts dahinter.

Ich bin ebenfalls demisexuell, ohne eine Tugend daraus zu machen. Ich bin eben so. Soll das künftig als sexuelle Orientierung amtlich eingetragen werden? Gibt es schon entsprechende Personenbezeichnungen? Wird unsere Universität, die die "Charta der Vielfalt" unterzeichnet hat, sich um die Einstellung demisexueller Professoren (?) bemühen? Man kann die Identität nicht fein genug differenzieren. Es lebe die Diversity!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 18.07.2021 um 23.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46564

Danke, Herr Fleischhauer, für den Link.
In dem Artikel wird definiert:
Demisexualität: Wenn Menschen nur dann sexuelles Interesse an einem Menschen entwickeln, wenn gleichzeitig eine emotionale Bindung existiert.

Nach dem Lesen dieser Zeilen bin ich in mich gegangen und muß mich leider als Halbe Portion outen: Ich hatte bislang gedacht, es wäre erfüllend, wenn man sexuell und gefühlsmäßig gleichermaßen verbunden ist.
Jetzt erkenne ich: Das ist "demi".
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 23.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46563

Wer sich über die geläufigsten sexuellen Orientierungen in der Genderklapsmühle informieren möchte, dem empfehle ich diesen Artikel:
https://stuttgarter-zeitung.de/inhalt.lasst-uns-ueber-sexuelle-orientierung-reden-warum-wir-statt-hetero-andro-gyno-sexuell-sagen-sollten.de1b6e78-e98b-4b85-b6c1-e5cbed79a985.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 21.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46561

Ich muß die Frage eigentlich noch etwas anders stellen. Im Artikel steht:
Die Erklärung behauptet, die zur Rasseeinteilungen benutzten Merkmale seien „subjektiv“ und „willkürlich“ ausgewählt; es seien „reine Konstrukte des menschlichen Geistes“

Nehmen wir einmal an, das wäre tatsächlich so: die Einteilungen sind "willkürlich" und "Konstrukte des menschlichen Geistes".

Was wäre daran falsch?

Es wäre vielleicht ein Hinweis darauf, daß es sich nicht um streng fachsprachliche Begriffe handelt. Aber das hat ja auch niemand behauptet.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 21.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46560

Vielleicht noch ein Beispiel ohne bewertende Konnotation: "Sitzriese"
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 21.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46559

Ich bin gerade auf diesen Artikel gestoßen, in dem es um die Frage geht, ob es Rassen "gibt".

https://www.novo-argumente.com/artikel/kann_man_den_begriff_der_rasse_einfach_abschaffen

Meines Erachtens ein gutes Beispiel für die zunehmende Politisierung der Wissenschaften, auch der Naturwissenschaften.

Die Frage nach der Existenz menschlicher Rassen ist ja nicht gerade neu. Vielleicht ist es einfach ein Problem belasteter Wörter, die man gerne tauschen würde durch andere. Allerdings ist es doch auffällig, daß man immer biologische Aspekte heranzieht, es immer zu einer biologischen Fachdiskussion macht.

Wir haben aber auch Wörter wie "Lulatsch" oder "Besserwisser".

Sind das womöglich auch so Dinge, die gar nicht existieren? Jedenfalls solange nicht ein Biologe sein Placet gegeben hat?

Kann man die Frage nach der Existenz von "Asiaten" usw. nur aus dem Fachwissen der Biologie heraus beantworten?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 20.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46557

Aber das Wichtigste steht doch nicht in den Biologiebüchern!

"Alle Menschen sollen menstruieren müssen"!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.07.2021 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46555

Übrigens geht der Trend stark zur achtsam-nachhaltigen Menstruationstasse:

https://einfachweniger.ch/menstruationstasse-ein-guide-fuer-anfaengerinnen/
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.07.2021 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46554

Das Kindertheater auf den Spuren der unvergeßlichen OB-Werbung von 1994:

https://www.youtube.com/watch?v=vwMI6uO8j1k
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2021 um 18.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46553

Wird die Menstruation nicht im Sexualkunde- bzw. Biologieunterricht behandelt? In den zugehörigen Büchern ist sie doch ein Hauptthema.
Wie zu lesen ist, hat die Ausstellung Spaß gemacht. Meine Töchter hätte ich nicht reingeschickt.

Auf derselben Seite ist eine andere Sendung verlinkt:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/forscher-finden-zusammenhang-von-mond-und-menstruationszyklen,SNOnk4r

(Mondzyklus und Menstruation)

Diese Untersuchung ist nicht glaubwürdig. Die geringe Zahl der Probandinnen wird erwähnt. Hinzu kommen Probleme mit den Quellen: Warum haben die wenigen Frauen z. T. jahrzehntelang ein Menstruationstagebuch geführt?

Vor allem aber: Wenn drei verschiedene Mondzyklen die Menstruation beeinflussen können, wird man immer was finden: ist es nicht der eine, dann ist es der andere. Außerdem soll teils die Schwerkraft, teils das Mondlicht Einfluß ausüben. Haben die Probandinnen aus dem Fenster geguckt, um sich des Mondscheins zu vergewissern? Und warum?

Die Methode der Wahl wäre eine Doppelblindstudie. Die gibt es wahrscheinlich längst.

Anderswo habe ich gelesen, daß zusammenlebende Frauen ihre Perioden synchronisieren, sozusagen wie Pendeluhren, die auf demselben Regalbrett stehen. Das wäre auf natürliche Weise erklärbar.

Kürzlich wurde ein ähnliches Problem untersucht: Schläft man bei Vollmond schlechter, auch wenn man die Mondphase gar nicht kennt? (Nein)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 16.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46551

Ein wichtiges Thema wird – endlich! – enttabuisiert

Die Menstruation gilt oft noch als Tabuthema. Um dem entgegenzuwirken, präsentiert das Nürnberger Kindertheater Pfütze heute einen neuen Theaterparcours. Sein Name: "Der Tag, an dem ich meine Binde in den Dünen vergrub".

https://www.br.de/nachrichten/bayern/nuernberger-kindertheater-eroeffnet-menstruations-parcours,SdJtNhS
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 18.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46503

Harald Lesch (Professor für Physik) ist ein Bote der Wissenschaft
https://youtube.com/watch?&v=o5umUK6hv8k
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.07.2021 um 19.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46476

Berliner Senatskanzlei forciert politisch korrekte Wikipedia-Einträge
https://www.bz-berlin.de/liveticker/wikipedia-projekt-berliner-wissenschaftlerinnen-sichtbarer-machen
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.07.2021 um 18.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46475

Diese Dame hätte ich gern im ÖRR:
https://streamable.com/tycvjq
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.07.2021 um 10.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46463

Hier zwei Ausschnitte aus dem aktuellen Spiegel

https://twitter.com/JSevincBasad/status/1414203623140118530

https://pbs.twimg.com/media/E6BCspBWQAAVCgt?format=jpg&name=large

https://pbs.twimg.com/media/E6A_CKdX0AAUX8i?format=jpg&name=large
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2021 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46459

Wie kann man gleichzeitig für Gleichheit und Ungleichheit ("Identitäten") kämpfen? Zum Glück nicht mein Problem.
Der neue SPIEGEL scheint sich auch damit zu beschäftigen. Ich bin nicht neugierig genug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2021 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46458

Meinem Eindruck nach haben in Deutschland "Netzwerke", "Initiativen", "Räte" usw. einen unverhältnismäßig großen Einfluß. Ohne jede demokratische Legitimation erklären sie sich zu Interessenvertretern und Sprechern bestimmter Minderheiten und nutzen das natürliche Übergewicht der Organisierten über die nichtorganisierte Mehrheit innerhalb ihrer angeblich durch gemeinsame Interessen vertretenen Gruppe.
Beim Gendern ist völlig klar, daß die Mehrheit es nicht wünscht, vor allem, wenn man nicht einfach nach Geschlechtergerechtigkeit fragt, sondern konkrete Gendertexte zur Bewertung vorlegt. Wer für sich in Anspruch nimmt, die Interessen der "unterprivilegierten" ("hart arbeitenden") Menschen zu vertreten, würde sich wundern, wie deren Urteil über seine akademische Genderspielerei ausfällt. Aber die wurden ja noch nie gefragt, wenn es um ihre "wahren Interessen" geht.
Von der SPD sagt man seit Jahrzehnten, daß sie sich verkopft und dem ursprünglichen Wählermilieu entfremdet habe. Den Linken geht es ähnlich. Die Grünen waren immer schon akademisch, da fällt es nicht so auf. Die Politik insgesamt erzeugt mit ihren volksfremden Spinnereien die sogenannte "Verdrossenheit" und damit die Bereitschaft, sich nach einer Alternative umzusehen, die das ganze "System" wegfegen will.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.07.2021 um 02.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46457

Zu #46432:

»Die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland Bund (ISD) begrüßte die Ankündigung der Verkehrsgesellschaften in Berlin und München. Tahir Della, Sprecher der Initiative sagte: "Es ist begrüßenswert, denn der Begriff hat für Schwarze Menschen einen negativen Anklang". Es werde damit assoziiert, "dass Schwarzes für etwas Negatives steht."« (zeit.de, 9.7.21)

Zwar dürfte es kaum einen Menschen geben, der bei »schwarzfahren« je an eine Hautfarbe gedacht hätte, und auch Herr Della räumt ein, daß das Wort eigentlich nichts mit schwarzer Hautfarbe zu tun hat, aber darauf soll es nicht ankommen. Es soll genügen, daß sich (einige?) Betroffene durch die Verwendung des Begriffs herabgewürdigt fühlen. Wenn das der Maßstab ist, dürfen wir demnächst auch nicht mehr von »Schwarzmalerei« sprechen oder sagen »ich sehe schwarz«. Nun kann es natürlich sein, daß der »negative Anklang« in diesen Fällen den Betroffenen nichts ausmacht, so daß wir (und sie!) diese Wörter weiterhin verwenden dürfen. Aber woher sollen wir das immer so genau wissen? Man kann ja schlecht jedesmal vorher Herrn Della fragen. Am sichersten wäre es wohl, das Wort »schwarz« ganz aus unserem Wortschatz zu streichen, aber das geht natürlich auch nicht. Was soll dann aus der »schwarzen Null« werden? Und wie soll die Nacht sein, wenn nicht »schwarz«? Alles ganz schön schwierig ...
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.07.2021 um 01.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46455

Modernes Verständnis von Journalismus:

https://mmm.verdi.de/beruf/muslimfeindlichkeit-medien-unter-druck-74635

Narrative sind alles. Der Leser muß wie ein Kind erzogen werden. Er neigt sonst zu einfachen Denkweisen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2021 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46433

Auch Schauspieler wollen ihr Auskommen finden. Dabei haben sie etwas unbedacht die Formel mit den Einheimischen übernommen, an denen ja nun am Theater gerade kein Mangel besteht:

Das BIPoC-Netzwerk wurde gegründet, um nicht-weiße Positionen an deutschsprachigen Theatern fest zu etablieren. Lange wurden BIPoC als Gruppe wahrgenommen, welche am Theater keine Repräsentation und keinen Platz finden. Die Themen Rassismus und Kolonialismus können bisher von Betroffenen nicht künstlerisch verarbeitet werden. Auch sind in den Ensembles der Stadt- und Staatstheater nur ein verschwindend geringer Teil von BIPoC als Schauspielende angestellt. Um deutsches Theater für alle relevanter und vor allem zugänglicher zu gestalten, möchten wir Theatern und Ausbildungsstätten ermöglichen, sich auf die aktuellen Gegebenheiten einzustellen und unumgänglich diverser zu werden. (https://ensemble-netzwerk.de/bipocnw/about/was-ist-das-bipoc-netzwerk/)

Da trifft es sich gut, daß die Stadt- und Staatstheater vom Steuerzahler hoch subventioniert werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2021 um 04.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46432

Mit der Tilgung von schwarzfahren durch die achtsamen Verkehrsbetriebe (Berlin, München) erledigt sich immerhin die Frage der Getrennt- und Zusammenschreibung.

Auch der abwegigste Vorschlag wird verwirkicht, wenn er die Moral für sich reklamiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2021 um 11.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46426

In Büchern, die ausdrücklich den traditionellen Kinder- und Volksliedern gewidmet sind, fehlt heute manches, was für die zarten Ohren unseres Nachwuchses nicht mehr geeignet ist. Zum Beispiel das unerhört brutale Lied „Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal“. Nach zeitgenössischen Berichten haben Kinder es allerdings immer als besonders befriedigend genossen, daß die niedergeschossenen Hasen, vermutlich echte Osterhasen, sich bald wieder „aufgesammelt“ (wir sangen „aufgerappelt“) hatten und einfach von dannen liefen. Eine Dame berichtet übrigens („übredings“ sagte sie als kleines Mädchen), daß sie das ihr ungewohnte „einst zwei Hasen“ seinerzeit als „ein, zwei Hasen“ verhörte.

„Lustig ist das Zigeunerleben“ (Papa, was sind Zigeuner?) ist natürlich völlig unmöglich. „Aufgrund der abwertenden Konnotation des Begriffs Zigeuner unterliegt das Singen dieses Liedes einer kritischen Reflexion. [14]“ (Wikipedia)
Hier ist der Link:

Das Lied „Lustig ist das Zigeunerleben“ erklingt nicht mehr als Glockenspiel vom Offenburger Rathausturm. Laut dem Mitglied des Integrationsbeirats Benjamin Harter verbreite es negative Klischees über Sinti und Roma. Der Musikverein Rammersweier hat das Lied letzten Samstag beim Narrentag aber gespielt – wie schon oft in der Vergangenheit. „Das Lied gehört zu unserer Zunft“, sagt der Zunftmeister der Narrenzunft Wolfonia Rammersweier Sascha Fischer. Die Narren haben neben einer Wolf-, auch eine Zigeuner-Figur. Die geht auf ein Sinti- und Romalager zurück, dass es mehrere Jahrzehntelang regelmäßig im Ort gab. Die Sinti und Roma seien damals bei der Fasent dabei gewesen, das Verhältnis sei immer sehr freundschaftlich gewesen. Daraus habe sich die Fasentfigur entwickelt. Mehr zur Geschichte heute im Offenburger Tageblatt. Laut Musikverein gab es zwei negative Äußerungen zu dem Lied am Narrentag, eine wurde bereits zurückgenommen.

Interessant ist die Verbannung der Melodie (!) aus dem Glockenspiel-Repertoire. O Freunde, nicht diese Töne! (Aber Beethoven ist ja auch unmöglich, das Finale der Neunten muß weg, wegen Utopismus! (https://www.br-klassik.de/aktuell/meinung/neunte-symphonie-beethoven-polemik-100.html)

Neue Kinderlieder braucht das Land. Es gibt natürlich schon sehr viele, sie klingen meistens, als wären sie knapp honorierte Auftragsarbeiten für den nächsten Evangelischen Kirchentag (und umgekehrt).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2021 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46424

In einem recht netten Beitrag in der heutigen SZ kritisiert Hilmar Klute den Achtsamkeitsquatsch unserer zerrissenen Gesellschaft und zitiert auch einen Säusel-Leitfaden der Stadt Köln, samt sprachwissenschaftlicher Expertise der Oberbürgermeisterin Reker. Das Ganze ist nicht harmlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2021 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46416

Ich kenne die juristische Grundlage dieser Machtdemonstration nicht und kann sie nicht beurteilen. Der Vorfall erinnert mich an den staatlichen Druck zur Verhinderung des Kirchenaustritts anderswo (Verwaltungsgebühr beim Austritt, aber nicht beim Eintritt). Nur weiter so! Das wird den Leuten die Augen dafür öffnen, was hier gespielt wird.

Die Zwangsgebühr fürs Fernsehen, auch wenn man nicht daran teilnimmt, ist von ähnlichem Kaliber. Ich neige ja nicht zu umstürzlerischen Ansichten, aber an manchen Stellen überspannt der Staat den Bogen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 19.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46415

Umbenennung der Mohrenstraße: Widerspruch kann für Berliner teuer werden

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/umbenennung-der-mohrenstrasse-widerspruch-kann-fuer-buerger-teuer-werden-li.167039
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 11.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46412

Manche machen sich darüber lustig, daß Indigenous hierzulande ja Weiße sind und die Abkürzung offenbar gedankenlos aus den USA übernommen wurde. Aber das sind so Feinheiten, die könnten auch aus der Ecke der Plagiatsjäger kommen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 11.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46411

BIPoC = Black, Indigenous & People of Colour
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 11.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46410

Diversitry – das BIPoC-Netzwerk der Bundesministerien

https://diversitry.com/informationen

Literaturempfehlungen
https://drive.google.com/file/d/1-P4MuvlWVwF1cFntxC4SMrjm-cWB2N-k/view

Kommentar von homoduplex.de
Wie aus dem Lehrbuch. Woko Haram stellt nicht öffentlich ein Programm zur Diskussion und Wahl, sondern erarbeitet sich im Stillen Hausmacht in Institutionen, erobert Machtpositionen und manipuliert Sprache. Übernahmeideologie.

https://twitter.com/_homoduplex/status/1412450619009425412
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2021 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46374

Anscheinend hat der Hersteller bzw. Vertreiber die Rechte, und wenn Sie es einfach anders nennen, geraten Sie bestimmt auch in Urheberrechtsstreitigkeiten. Privat kann man es natürlich spielen, wie man will.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.07.2021 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46373

Kann denn nicht jeder spielen, was und wie er will? Selbst für größere nichtoffizielle Turniere kann doch der Veranstalter die Regeln bestimmen. Notfalls darf er es eben nicht Scrabble nennen, sondern irgendwie anders. Sehe ich das falsch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2021 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46372

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44001

Die jüngste Entwicklung zu Scrabble hier:

https://www.standard.co.uk/news/world/scrabble-bans-racial-slurs-b929572.html

https://7news.com.au/entertainment/games/scrabble-bans-long-list-of-words-players-are-no-longer-allowed-to-use–c-2593627

Eien Randerscheinung, aber sie zeigt, was zu erwarten ist: Immer mehr Verbotslisten und Warnschilder, mit denen immer mehr Wörter umstellt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2021 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46356

[Die Diskussion gehört eigentlich unter "Jede und jeder".)

Wenn es nun wirklich an die Erstglieder von Komposita gehen soll, bleibt viel zu tun. In der Technik, gerade auch bei der Bundeswehr, kennt man z. B. das "Mannloch".

Aber ist es nicht schön, daß die Bundeswehr eine neue Aufgabe gefunden hat? Bisher wurde sie ins Ausland geschickt, um sich dort vor Anschlägen aus der Bevölkerung zu schützen, und das soll ja nun auslaufen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.07.2021 um 00.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46352

Haben denn die Initiierenden dieser Umbenennungsaktion nicht mitbekommen, daß erst kürzlich ein Vorstoß zur Einführung weiblicher Dienstgradbezeichnungen bei der Bundeswehr am Widerstand der Frauen (!) in der Truppe gescheitert ist?? Diese Leute werden es nie kapieren.

Die »Einerpackung« kommt ja wohl nicht in Frage, das »-er« ist zu verdächtig. Darf denn eigentlich auch das Gendersternchen verwendet werden? Und reicht es nicht eventuell, daß »Packung« weiblich ist? Wahrscheinlich nicht.

Wieso muß übrigens »EPa« unbedingt erhalten bleiben? Das kann nur daran liegen, daß kein Mensch »Einmannpackung« sagt und auch künftig alle weiterhin nur »EPa« sagen sollen. Wahrscheinlich wußte kaum noch jemand, wofür die Abkürzung überhaupt mal stand.

Wer etwas wirklich Neues schaffen will, kommt nicht umhin, den Namen samt Abkürzung in den Orkus der frauenfeindlichen Militärgeschichte zu befördern. Warum die EPa nicht einfach »Tagesration« nennen? Die ist schließlich immer für eine*n Mann*Frau und nicht für eine ganze Kompanie bestimmt. Und als Abkürzung bietet sich »Tara« an. Oder fällt das dann schon wieder unter kulturelle Aneignung? Hach, es ist aber auch alles verdammt knifflig, wenn man jedem eingebildeten Hindernis ausweichen und trotzdem nirgendwo anecken will!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.06.2021 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46347

Soll’n sie sie doch einfach Einzelpackung nennen.
(Bin leider nicht teilnahmeberechtigt.)
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 30.06.2021 um 18.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46346

Ganz am Schluß:

"Als Hauptgewinn für den Sieg im Ideenwettbewerb, an dem alle Angehörigen der Bundeswehr teilnahmeberechtigt sind, wurden zehn EPa ausgelobt."
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.06.2021 um 17.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46345

Die Einmannpackung der Bundeswehr braucht neuen Namen

Ob ein Preis ausgelobt ist, weiß ich nicht, aber die Bedingungen sind wie folgt:

Bis zum 30. September soll nun in einem Ideenwettbewerb ein zukunftsträchtiger neuer Name gefunden werden. Bedingung: Die neue Bezeichnung muss den Vorgaben der Gleichstellung gerecht werden und zugleich muss die gängige Abkürzung „Epa“ erhalten bleiben.

Ob es nun Einmenschpackung wird? Oder Einens-Packung?

https://soldat-und-technik.de/2021/06/aus-der-truppe/27652/sprachliche-gleichstellung-in-der-bundeswehr-einmannpackung-wird-umbenannt/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2021 um 15.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46344

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46187

Die Theo Müller Gruppe verkauft die Marke Homann an den niederländischen Salathersteller Signature Foods BV. Das bedeutet das Aus für den Homann-Standort in Dissen – nach mehr als 140 Jahren. (30.6.21)

Und was wird aus der zeitgemäßen Balkan-Sauce?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.06.2021 um 21.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46334

Nicht korrekt: die indische Virusvariante
Korrekt: die Delta-Variante des Virus, zuerst in Indien massenhaft erkannt (»heute journal«, ZDF)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2021 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46317

dtv hat Uwe Timms „Morenga“ von 1978 neu herausgebracht – in Reformschreibung. Der Rezensent Peter Richter schreibt:

Trotz neuer Rechtschreibung und Nachwort von Robert Habeck lässt Timm aber auch in der aktuellen Neuausgabe von „Morenga“ seinen Veterinär nicht von „Schwarzafrikanern“ an Land tragen, sondern verwendet das Wort, das dieser Veterinär 1904 verwendet hätte, auch wenn es heute nicht mehr verwendet werden sollte. (SZ 25.6.21)

Nicht mehr verwendet, aber auch nicht einmal mehr zitiert? Die Geducktheit dieses Textes paßt zum bedenklichen Rest: dem „aktuell“ und „trotz“. Aber vielleicht ist Timm mit all dem einverstanden, dann will ich nichts gesagt haben.

(Die nicht zitierbare Stelle lautet: „Oberveterinär Gottschalk wurde von einem Neger an Land getragen.“ Übrigens bleiben die "Hottentotten" in der Rezension stehen, obwohl sie doch auch nicht verwendet werden sollen.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.06.2021 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46303

Eine Notiz, bei der ich noch von völlig falschen Voraussetzungen ausging:

https://virchblog.wordpress.com/2013/01/30/sexismus-oben-breit-unten-schmal-2/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2021 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46298

Nicht zu vergessen die erotischen Reize der Amazonen usw., denen schon Kleist erlag. Im Internet werde ich ständig zu Spielen eingeladen, bei denen es hauptsächlich um schlanke bräunliche Frauen mit Pfeil und Bogen, aber sonst wenig Bekleidung zu gehen scheint.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.06.2021 um 11.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46297

Warum sollten Anthropologen nicht auch auf der Welle zu surfen versuchen?

„Die frühe Jagd war nahezu genderneutral“

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.geschlechterrollen-und-klischees-schon-in-der-steinzeit-gingen-frauen-auf-die-jagd.4bbe7930-e5ac-4046-b2c4-491ba26f3359.html

"In den letzten Jahren zeigte sich auch bei anderen Funden, dass die männlich dominierte Wissenschaft lange Zeit alle Beweise für irgendwie kriegerische Frauen nach Kräften unterdrückt hatte."

https://www.stern.de/digital/technik/ende-eines-patriarchalen-mythos–-frauen-waren-in-der-steinzeit-jaegerinnen-9516676.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.06.2021 um 09.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46296

arte möchte uns mitteilen, daß vor 25.000 Jahren in Europa gemischtrassige Familien ganz normal waren.
https://youtube.com/watch?&v=v74TKAhJ9W0

12:30
15:20
17:17
19:27

Auch waren Frauen so stark wie Männer

15:55 Sinngemäß: Die europäischen Steinzeitfrauen hätten – nach Skelettanalyse – eine ähnlich stark entwickelte Oberarmmuskulatur gehabt wie Männer und sich deshalb auch an der Jagd beteiligt. (Bisher glaubte man, soweit ich weiß, daß Männer eine etwa doppelt so starke Oberkörpermuskulatur haben wie Frauen, Männer besonders im Werfen Frauen überlegen, Männerhände deutlich größer und stärker als Frauenhände seien. Daß Frauen auch bei professionellem Hochleistungstraining nicht die Muskelmenge aufbauen können wie Männer.)

Der folgende Satz faßt die allgemeine Qualität der Sendung gut zusammen.

16:27 "Vor allem aber kann man feststellen, daß es kein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern dieser Jäger und Sammler gab, allerdings sind das alles Hypothesen."

Es wird sehr viel spekuliert, z.B.

23:22 Unterschiedlicher Aufwand beim Grabschmuck hätte nichts mit Status zu tun, sondern sei durch ungleich verteilte Liebe der Mitmenschen zu erklären, vielleicht jedenfalls. Aber immerhin: Die nordamerikanischen Sioux sehen es auch so.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2021 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46270

Der Fall erinnert mich an "Frieda Fettbacke" des Strafrechtlers Friedrich Christian Schroeder.
Die Aufregung fand ich damals kurios, weil mir die drastische Didaktik gerade in dieser Profession schon lange bekannt war.

Wenn man die Begründung des Verlags ernst nimmt, könnte man eine Regel aufstellen, vielleicht sogar mit Gesetzeskraft: "Alle Texte müssen dem Zeitgeist entsprechen. Ältere Texte sind in diesem Sinn umzuarbeiten."
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.06.2021 um 12.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46269

Die zunehmende Gründlichkeit und Reichweite der Blockwarte ist deprimierend.

https://zeitung.faz.net/faz/feuilleton/2021-04-07/1b5ac5418618d3729f3e5e6de246108c/?GEPC=s1&fbclid=IwAR0p3lFm2s4prEZQhE7-hBII0PtupYhUJRMuQYtTkC3EjKqjP5Si5GSjfbw
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 10.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46268

Auch ganz interessant. Geändert wurde folgender Sprechblasentext:

"Willkommen sind die Bleichgesichter am großen Ratsfeuer der Zwergindianer! Laßt uns die Friedenspfeife mit ihnen rauchen."

Neu:

"Willkommen sind die Fremdlinge am großen Ratsfeuer unseres Volkes! Laßt uns die Friedenspfeife mit ihnen rauchen."

Keine neue Rechtschreibung?

Abbildung hier: https://www.derstandard.de/story/2000127438055/political-correctness-darf-man-donald-duck-zensieren
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 10.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46267

Ergänzung zum Afrika-Comic. Die erste Zensur gab es wohl 1999, eine unzensierte Version erschien aber noch 2019.
https://www.duckipedia.de/Der_letzte_Moribundus
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 10.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46266

Hier wird von Neuzeichnungen berichtet. Ist von 2010.
https://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=520833
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 09.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46265

Korrektur: Der Facebook-Eintrag wurde bei mir offenbar automatisch übersetzt. Warum, ist mir nicht ganz klar, vielleicht bin ich versehentlich auf eine Schaltfläche gekommen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 09.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46264

Bei Donald Duck sollen auch relativ unvergängliche Ausdrücke getilgt worden sein, z.B. "Mein Gott!"

Es ist allgemein schwierig, an Informationen zu kommen, man muß sich auch auf fragwürdigen Seiten rumtreiben (sonst wäre ich z.B. nicht auf die Seite der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung gekommen).

Über die Selbstauflösung der neuseeländischen Klimastreik-Gruppe berichtet der Guardian, aber sonst kaum eins der Mainstream-Medien.

Beste Originalquelle ist vielleicht die Facebook-Seite der Gruppe:
https://facebook.com/schoolstrike4climateauckland

Die veröffentlichten nicht nur auf englisch, sondern wechseln manchmal die Sprache. Die Auflösungserklärung ist auf deutsch (letzter Eintrag). Sie bezeichnen sich selbst als Pakeha, das ist Maori-Ausdruck für die weißen Siedler. Aber ist das nicht cultural appropriation? Die Selbstauflösung erscheint mir nur konsequent, alle westlichen Kolonialstaaten sollten sich das zum Vorbild nehmen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.06.2021 um 17.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46258

Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet: Neuseeland überholt USA und Europa in Sachen Wokeness.
https://www.epochtimes.de/politik/analyse-politik/zu-rassistisch-greta-thunberg-unterstuetzergruppe-loest-sich-selbst-auf-a3538419.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2021 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46249

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46237

Diese Handreichungen zur ideologischen Schulung von Lehrern und Schülern zeigen nicht nur die Unwissenheit der Verfasserinnen, sondern verraten auch ihre Gedankenlosigkeit:

Dritte-Welt-Länder: Abwertende Bezeichnung für Länder, die wirtschaftlich weniger schwach [!] sind oder angeblich nicht so weit entwickelt sind wie z.B. europäische Länder. Mit dem Begriff beschreibt man diese Länder als drittklassig und damit als schlechter als andere Länder.

Übrigens nehmen die "weniger schwachen" Länder unsere angebliche Entwicklungshilfe dann doch recht gern.

Habe ich im (inzwischen umbenannten) Dritte-Welt-Laden eingekauft, weil ich die Herkunftsländer für schlechter hielt?

Und zu Fräulein:

Alte Bezeichnung für eine nicht verheiratete Frau, egal welchen Alters. Ab 1972 gab es einen Erlass des deutschen Bundesinnenministeriums, das erniedrigende Wort in Behörden nicht zu benutzen und als Anrede das Wort „Frau“ zu verwenden.

Habe ich meine jetzige Frau seinerzeit erniedrigen wollen, als ich um sie warb?
 
 

Kommentar von , verfaßt am 18.06.2021 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46238


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.06.2021 um 22.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46237

Bayerische Landeszentrale für politische Bildung stellt Unterrichtsmaterialien für Antirassismusarbeit vor:
https://blz.bayern.de/zeit-fuer-politik/rassismus-in-sprache.html

Natürlich durch und durch ideologisch.

Das ganze ist kurz angerissen in diesem Video:
https://shlomo.ga/2021/06/17/das-fliegende-rassenzimmer

(Der Videoproduzent ist 25 und nimmt kein Blatt vor den Mund.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2021 um 12.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46216

Nachtrag: Es ist wohl eher als Dreiklang verbreitet: stale, pale, male.
Das ist natürlich sehr viel eingängiger.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2021 um 12.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46215

Ich komme nicht mehr mit. Den Ausdruck "pale & male" kannte ich bisher nicht, er kursiert aber schon in Bundesbehörden.
https://bild.de/politik/2021/politik/auswaertiges-amt-soll-woke-werden-76737538.bildMobile.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2021 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46192

Warum sollten wir unsere Schützlinge befragen? Die sind viel zu naiv, um ihre wahren Interessen zu erkennen. Das können wir besser.
Es ist schön, wenn wir einen Nickneger finden, der unseren Kampf für ihn absegnet, es geht aber auch ohne.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.06.2021 um 19.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46191

Ich habe in den Siebzigern mal auf einem Festival den Jazzgeiger Titi Winterstein kennengelernt. Er spielte im Häns’che Weiss Quintett, von dem es mehrere Alben mit dem Titel "Musik deutscher Zigeuner" gibt. Winterstein amüsierte sich gutmütig über die biederen Folkloristen im sonstigen Programm. Ich stand neben der Bühne, als das Quintett loslegte. Das ganze Podest bebte vor Leben, Musikalität, Virtuosität und Energie. Atemberaubend. Daß sowas die betuliche Rücksichtnahme einer Soßenfirma nötig habe, ist tatsächlich beleidigend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2021 um 14.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46187

Dazu dies: https://www.homann.de/aktionen/neuer-name-gleicher-genuss:

Ab sofort und auf vielfachen Wunsch haben unsere beiden Klassiker Zigeuner Sauce und Scharfe Zigeuner Sauce einen neuen Namen.

Die beliebten Rezepturen bleiben unverändert: Paprika Sauce Balkan-Art und Scharfe Paprika Sauce schmecken wie gewohnt und geben euren Gerichten im Handumdrehen die beliebte Würze.

Damit geben wir unseren Saucen einen zeitgemäßen Namen und heben gleichzeitig ihre geschmacksbestimmende Zutat Paprika hervor. Lasst euch die Saucen nach wie vor schmecken. Zum Beispiel zum Schnitzel, zur Wurst, für feine Gerichte mit einem Touch Balkan-Küche und natürlich zu all euren Lieblingsgerichten, zu denen unser Klassiker passt.

Übrigens, der Zusatz „nach Balkan-Art“ beruft sich auf traditionelle Rezepte aus der Balkan-Küche. In vielen ihrer Gerichte spielt Paprika eine Hauptrolle und auch Paprika-Sauce ist einer ihrer unverzichtbaren Bestandteile.

Auch in der Gastronomie wird diese Bezeichnung immer häufiger eingesetzt. Achtet mal drauf: Statt Zigeunerschnitzel steht dann eben „Balkanschnitzel” oder „Schnitzel Balkan-Art” auf der Karte – der Genuss bleibt unverändert!


Um die Frage, wer das gewünscht hat und warum die neuen Namen "zeitgemäß" sein sollen, drückt sich die Firma wie die Katze um die heiße Zigeunersoße.

Dieser Zug von Unaufrichtigkeit und Geducktheit geht durch die ganze gegenwärtige Kommunikation.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.06.2021 um 14.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46186

Das hier ist köstlich.

https://danisch.de/blog/2021/06/13/paprika-sauce-balkanart

Die Firma Homann legt offenbar wert darauf, Stammkunden einer Soßenspezialität nicht zu verlieren.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.06.2021 um 10.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46183

Wie das EU-Parlament die Bevölkerung klassifiziert:

Zugleich rufen die Abgeordneten "alle relevanten Akteure["] auf, Diskriminierung in ihren Einstellungspraktiken zu bekämpfen und Quoten einzuführen, um die Einbeziehung von Frauen – insbesondere aus unterschiedlichen Ethnien und mit Behinderungen – sowie LGBTQI+-Personen voranzutreiben

https://heise.de/news/MINT-Sektor-EU-Parlament-fordert-Quoten-fuer-Frauen-und-Minderheitsgruppen-6069421.html

Frauen machen derzeit 57,7 Prozent der Hochschulabsolventen in der EU aus, stellen aber nur 36 Prozent der MINT-Absolventen sowie zwei von fünf Wissenschaftlern und Ingenieuren.

Der Frauenanteil bei den Absolventen muß demnach auf 57,7 Prozent angehoben werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.06.2021 um 03.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46146

https://hamburg.de/nachrichten-hamburg/15146154/wettbewerb-zum-bismarck-denkmal-am-ende-des-jahres

Der künstlerische Wettbewerb zur Umgestaltung des Hamburger Bismarck-Denkmals soll nach Angaben des Senats Ende des Jahres beginnen. Zuvor sollen vier öffentliche Workshops mit Wissenschaftlern und Künstlern insbesondere aus Afrika stattfinden, auf denen die Wettbewerbsaufgabe erarbeitet wird. "Eine noch zu berufende divers besetzte Jury wird den Siegerentwurf küren", teilte der Senat auf einen Kleine Anfrage der Linken in der Bürgerschaft mit.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.06.2021 um 13.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46132

Ich habe für den Sommer einige alte Krimis ausgegraben. Eine Ausgabe ("Wenn Licht ins Dunkle fällt", Rex Stout) ist von 1974. Ein Schwarzer sucht den Detektiv Nero Wolfe auf, um ihn um Hilfe zu bitten: "Ich spreche als amerikanischer Neger, als Mann und als Anthropologe."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2021 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46127

Jane Austen hat sich nicht zur Sklaverei geäußert (nur einmal brieflich begeistert über Schriften eines weißen Abolitionisten). Aber ihr Vater war mit einem Farmer bekannt, der auf Antigua auch Sklaven arbeiten ließ. Weitere Forschungen sind nötig. (Daran kann man sehen, wie wichtig Literaturwissenschaft ist.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 11.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46070

Danke für die Klärung.
Test: ′ (Minutenzeichen)
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 29.05.2021 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46069

Zu #46067: ′ (U+2032 PRIME) ist nicht der „Schreibmaschinen-Apostroph“ (U+0027 APOSTROPHE), sondern ein spezifischeres Zeichen. Es handelt sich bei dem „Schreibmaschinen-Apostroph“ um ein überladenes Zeichen, welches unter anderem als Apostroph eingesetzt werden kann, aber auch als Minutenzeichen, IPA-Betonungszeichen etc. Daher wird es ersatzweise „neutral“ mit einer vertikalen Glyphe dargestellt. Das Zeichen ’ (U+2019 RIGHT SINGLE QUOTATION MARK) ist spezifischer und wird einem Apostroph entsprechend angezeigt.

Übrigens ist eigentlich auch der „Schreibmaschinen-Bindestrich“ (U+002D HYPHEN-MINUS) ein Zeichen mit ambiger Semantik, es kann auch als Minuszeichen verwendet werden (Unicode-Standard: „rendered with an average width“). Allerdings wird das spezifischere Zeichen U+2010 (HYPHEN) ​wohl nur selten verwendet. In der Praxis stellen viele Computerschriften das Bindestrich-Minus sowieso mit gleicher Länge dar oder unterstützen U+2010 gar nicht erst.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46066

Oben im Artikel sind gerade Apostrophe, aber auch weiter unten in den Kommentaren, z.B. der vom 25.08.2008 um 20.46 Uhr http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12924
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46065

Hab ein paar Test-Kommentare geschrieben. Das "Schreibmaschinen-Apostroph" macht Probleme, das ist kein echtes Hochkomma, sondern ein gerader Strich oder Tropfen. Man muß es mit einem echten Apostroph (Hochkomma) tauschen. Sieht sogar besser aus. Auf dem Handy einfach länger auf die Taste drücken, auf dem Windows-Rechner leider umständlich, Alt+0146.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46064

[Test]
world’s
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46063

[Test]

As part of our commitment to foster diversity and inclusion, Nature is recruiting for a new internship in its news team. We are looking for a Black candidate with a passion for science communication, to join a friendly and dynamic team at the worlds best-known scientific journal.

The position is a paid, full-time training and development opportunity open to anyone of Black heritage, which includes those who identify as Black, African, Caribbean, Black British or Mixed/Multiple ethnic groups.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2021 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46062

Man muß das Hochkomma durch ein Akzentzeichen ersetzen, sonst wird der Text nicht angenommen. Nicht schön und bei englischen Texten etwas mühsam. Ich verstehe leider nichts vom Programmieren, sonst könnte ich einen Tip geben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.05.2021 um 22.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46061

Ich hatte nur die ersten beiden Absätze von "As part of" bis "groups" verwendet. Es gibt allerdings auch manche Zeichen, die nicht direkt sichtbar sind, z.B. geschützte Leerzeichen oder vielleicht irgendwelche Steuerzeichen. Vielleicht liegt es auch am Android-Handy, mit dem ich gelegentlich Probleme bei der Darstellung von Leerzeilen habe (hat vielleicht mit verschiedenen Standards zu tun bzgl. line feed/ carriage return). Bei der Nature-Anzeige hatte ich nach Copy&Paste gleich drei Leerzeilen zwischen den Absätzen. Ich würde das gern besser verstehen, hatte mal nach Infos im Netz dazu gesucht, aber bislang nichts gefunden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 28.05.2021 um 21.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46060

Texte mit Apostroph werden hier kommentarlos ignoriert. Das ist offenbar ein Fehler im php-Programmcode dieser Webseite. Hat mich schon in den Wahnsinn getrieben, bis ich herausfand, was der Grund ist.
Der Springer-Text enthält ein Hochkomma, um das Genitiv-s von "Nature" abzutrennen. Evt. ist das der Bösewicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.05.2021 um 20.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46059

Hier nur der Link. Hatte versucht, einen Textausschnitt reinzupasten.
https://career5.successfactors.eu/sfcareer/jobreqcareer?jobId=36256&company=C0001215517P

Das renommierte Wissenschaftsjournal Nature sucht Mitarbeiter mit sehr spezieller Qualifikation.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.05.2021 um 20.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46058

Ich bekomme den Kommentar nicht durch. Enthält englischen Text. Ist der Kommentar in irgend einem Ordner gelandet? Sind da Steuer- oder Sonderzeichen drin, die nicht freigeschaltet werden?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.05.2021 um 20.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46057

[Test]
Funktioniert Freischaltung wieder?
 
 

Kommentar von , verfaßt am 21.05.2021 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45985


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2021 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45935

Zwecks Christianisierung Grönlands (seit 1721) soll ein Missionar die Bibel (auf kitaamiutut?) geändert haben: Unseren täglichen Seehund gib uns heute. Das dürfte eine der scherzhaften Legenden sein, die mit völkerkundlichen Klischees spielen, hier mit den Eskimos. Komisch, daß die politisch Korrekten das noch nicht entdeckt haben.

(Ich bin durch einen Bericht über Grönland angeregt, der die unermeßlichen Bodenschätze (Seltene Erden usw.) thematisiert. Trumps Angebot, Grönland zu kaufen, ist zwar gescheitert, aber wenn ein großer Staat und bisheriger Investor die Insel, zumal nach der angestrebten Unabhängigkeit von Dänemark, unter einem Vorwand annektieren sollte – die USA, Rußland oder China kommen in die nähere Wahl –, würde wohl niemand deshalb einen Krieg beginnen. Annexionen werden ja auch anderswo geduldet.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2021 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45909

Es wird diskutiert, ob das Robert-Koch-Institut und die Robert-Koch-Gymnasien usw. nicht umbenannt werden sollten, weil Koch sich im Kaiserreich so verhalten hat, wie man sich eben damals verhalten hat (Kolonialismus usw.). Vor dem Richtstuhl der Politischen Korrektheit kann kein Toter bestehen, schon weil er ungehörigerweise tot ist. Aufgeklärte Menschen sind nicht tot, sondern arbeiten unermüdlich an der Säuberung der Weltgeschichte.
Kochs Verdienste um die Menschheit fallen natürlich nicht ins Gewicht.

Zufällig lese ich, daß der Schriftsteller Diran Adebayo vor längerer Zeit das Romanwerk des damals gerade verstorbenen Anthony Powell als snobistische Seifenoper oder so ähnlich geschmäht, gleichzeitig aber zugegeben hat, es nicht gelesen zu haben. Ein ganz unwichtiger Vorfall, aber als Symptom doch bezeichnend. Man kann heute so etwas sagen. Warum sollte man einen Roman lesen, wenn man schon weiß, was der Verfasser identitätsmäßig für einer war? Lest nicht Powell, lest – Adebayo!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2021 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45882

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45811

Es scheint sich um etwas anderes zu handeln als die Clan-Kriminalität oder die Gewaltbereitschaft junger Männer aus dem Vorderen Orient. In der betreffenden Straße sollen hauptsächlich Rumänen wohnen, viele Familien aus demselben Dorf, also EU-Bürger. Das Problem der Post besteht darin, daß diese Menschen weder an der Klingel noch am Briefkasten Namensschilder anbringen oder alte aktualisieren. Stattdessen bedrängen sie die Postboten direkt, was diese sich verständlicherweise nicht länger gefallen lassen wollen. So ist das eben auf dem rumänischen Dorf. Deutsch können sich auch nicht. Der Lungenarzt Celik, der regelmäßig in der FAS berichtet, beklagt, das die Zuwanderer aus sprachlichen und anderen Gründen oft nicht wissen, daß es Impfungen gegen Corona gibt, geschweige denn, wie man dazu kommt.
Solche Probleme gibt es überall; sie bringen uns nicht um, und Deutschland wird nicht abgeschafft, aber man braucht sie auch nicht aus falscher Rücksicht zu verschweigen, sonst kann man sie nicht lösen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.05.2021 um 02.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45880

Gehen Sie mal davon aus, daß die innerparteilichen Kritiker genau wußten, was sie taten, und kein noch so dickes Anführungszeichen irgend etwas am Lauf der Dinge geändert hätte. Aber Palmer muß auch gewußt haben, worauf er sich da eingelassen hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.05.2021 um 02.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45879

Gut geschrieben!
Nur, die Anführungszeichen hätten die Ironie dann zerstört, wenn Palmer "schlimmer Rassist" so gekennzeichnet hätte. Das war es, was er ironisch meinte.
Die Anführungszeichen aber, mit denen er dem innerparteilichen Shitstorm evtl. vorgebeugt hätte (vielleicht hätte es bei einigen auch nichts genützt), sollten das N-Wort als Zitat kennzeichnen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.05.2021 um 01.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45878

Palmer zitiert satirisch eine hanebüchene Anschuldigung gegen Aogo, um zu zeigen, wie leicht es inzwischen geworden ist, einen Rassismusvorwurf zu konstruieren, wo überhaupt kein Rassismus im Spiel ist. Er hält den wild um sich schlagenden Moralaposteln den Spiegel vor, die daraufhin erwartungsgemäß den Spiegel einschlagen. Dafür, daß man die Ironie eines ironischen Zitats mit Anführungszeichen zerstört, scheint den Empörungsrobotern jedes Gespür abzugehen. Daß die Parteispitze der Grünen die Ironie nicht erkannt haben will, ist völlig unglaubhaft.

Eine andere Frage ist, ob Palmer sich zu dieser Provokation hat hinreißen lassen, weil er nun mal ein politischer Heißsporn ist, der aus seinem Herzen keine Mördergrube machen kann, oder ob es sich um eine nüchtern kalkulierte Aktion handelt. Hat er womöglich irgend etwas vor? Will er eine neue, liberale grüne Partei gründen?

Wieder auf einem anderen Blatt steht, ob sich ein prominenter Politiker in verantwortlicher Position in solche intellektuellen Niederungen begeben sollte. Ich meine nein. Kretschmann hat den Vorgang meines Erachtens am treffendsten kommentiert. Anders als Baerbock, Göring-Eckhardt und Roth hat er nicht so getan, als hätte er die Ironie nicht verstanden, sondern er hat gesagt, daß man so was einfach nicht macht und daß Palmer als Profi hätte wissen müssen, daß Ironie in der Politik nie funktioniert.

Armin Laschet dürfte sich gestern jedenfalls ein Loch in den Bauch gefreut haben. Mit Wahlkampfhilfe ausgerechnet aus der grünen Ecke in einer für ihn so kritischen Situation hatte er vermutlich am wenigsten gerechnet. Wer ernsthaft geglaubt hat, die Grünen könnten bei der Bundestagswahl stärkste Kraft werden, ohne bis zur Schmerzgrenze um die Gunst konservativer Wähler zu buhlen, wird sich getäuscht sehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.05.2021 um 00.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45877

Ja, es soll tatsächlich ein Zitat gewesen sein, das er als solches aber nicht gekennzeichnet hat. Für ein vergessenes Paar Anführungszeichen kann man also schon aus der grünen Partei fliegen.

Aber es geschieht ihm ganz recht, denn jetzt sagt er gar, die Bezeichnung "schlimmer Rassist" wäre erkennbar ironisch gemeint, ein Schwarzer könne ja kein Rassist sein. Wieso nicht? Das ist aber dann doch eine zutiefst rassistische Aussage!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 08.05.2021 um 23.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45876

Die Tagesthemen berichten gerade über Palmer und die Grünen. Und ab der ersten Sekunde wird in keiner der Formulierungen ein Zweifel daran gelassen, wer hier der Bösewicht ist.
Mein Benennungsvorschlag für empfindliche Naturen:
"Der P-Bürgermeister, der das N-Wort nicht mal als Zitat ächtete".
Gut, etwas aufwendig. Aber hey, Sprache wird nicht kürzer, wenn wir es allen gerecht machen wollen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.05.2021 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45875

Wobei mir allerdings nicht klar ist, wieso Palmer Aogo wegen dieses Angebots als "schlimmer Rassist" bezeichnet. Im Moment kann ich es mir nur so erklären, daß das doppelt böse Wort vielleicht gar nicht von Palmer stammt, sondern daß Palmer es nur zitiert hat. Vielleicht hat er dabei nur die schwarzen Gänsefüßchen vergessen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.05.2021 um 23.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45874

»In der Debatte mit anderen Facebook-Nutzern kommentierte Palmer unter seinem eigenen Beitrag „der aogo ist ein schlimmer Rassist. Hat Frauen seinen n****s**** angeboten“, wobei Palmer das hier gekürzte Wort ausschrieb und dabei sowohl ein rassistisches Wort für Menschen mit schwarzer Hautfarbe wie auch einen vulgären Begriff für das männliche Geschlechtsteil verwendete.«
(welt.de, 8.5.21)

Vorschlag: Um empfindlichen Seelen keinen irreparablen Schaden zuzufügen, sollte man noch »Palmer« durch »P****« ersetzen oder ersatzweise von einem »umstrittenen Politiker der Grünen« sprechen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2021 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45837

Sie ist nigerianischer Herkunft, in den USA geboren und aufgewachsen. Der Leser versteht: Sie ist schwarz. – Vor einigen Jahren hätte man sogar gesagt: Sie ist eine Negerin mit nigerianischen Vorfahren.

Die sprachliche Kosmetik hat nichts an den wirklichen Verhältnissen geändert, ist aber trotzdem nicht bedeutungslos. Sie ist ein Teil der Heuchelei, die unsere heutige Sprachwelt durchzieht und vergiftet. Zurück kann man nicht mehr, jedenfalls nicht als einzelner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2021 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45811

Angst vor Corona
Post fürchtet Straße in Duisburg – und stellt nicht mehr direkt zu
(t-online.de, WELT, FAZ, SPIEGEL u. a. 1.5.21)

Der Artikel erwähnt beiläufig Dolmetscher, sagt aber sonst mit keiner Silbe, wer dort wohnt. Vorauseilender Gehorsam vor dem Presserat?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2021 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45800

Dass „die falsche Seite“ dieselben Argumente vorbringt, zeige allenfalls, „daß (sic!) der Diskurs in eine Schieflage geraten ist“. (Tagesspiegel)

Wie faschistisch muß man sein, um daß nichtreformiert zu schreiben!)

Die sonst so kritischen Zeitungen wissen gar nicht, wie sehr sie den Mächtigen in den Hintern kriechen. Auch das verordnete Gender mainstreaming übernehmen sie und halten es für modern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2021 um 04.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45775

Normalerweise versteht man unter Identität das, was einen Menschen unverwechselbar, eben identifizierbar macht. Neuerdings ist es aber gerade das Gegenteil: was man mit anderen gemein hat: schwarz sein, lesbisch sein usw. Da jeder Mensch einer unüberschaubaren Anzahl von Gruppen mehr oder weniger fest zugehört, die sich keineswegs alle miteinander vertragen, gerät die Schubladisierung bald an ihre Grenzen. Das kann eine Zeitlang verborgen bleiben, aber irgendwann merkt jeder, daß er sich in eine Sackgasse verrannt hat. Es gibt noch weitere Gründe, sich dem Universalismus zu verschreiben.

Eine der komischsten Gruppen, mit denen ich mich herumschlagen mußte, waren die "Fremden" (schon wegen "Deutsch als Fremdsprache"). Das Problem der von "Phänomenologen" mystifizierten Fremdheit war eigentlich schon von Karl Valentin gelöst worden. Aber immer noch versuchen viele, daraus ihren Honig zu saugen. Schon Platon wußte, daß die Nichtgriechen keine natürliche Klasse bilden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.04.2021 um 13.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45751

»Dies würde sie beunruhigen, und davon wollen sie ein für allemal verschont bleiben.« Mit anderen Worten, sie sind nicht lebensfähig und sollten niemals eine Position erlangen, in der sie auch für andere Menschen, gar ein ganzes Land Verantwortung übernehmen müßten. Wozu studieren sie dann überhaupt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2021 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45750

Besonders in den USA scheint es wirklich viele Studenten (vor allem Innen) zu geben, die offen erklären, sie wollten keine Texte und Kunstwerke zu sehen bekommen, die irgend etwas anderes enthalten, als sie für gut und richtig halten. Dies würde sie beunruhigen, und davon wollen sie ein für allemal verschont bleiben. Niemand soll auch nur das kleinste Wattebäuschchen nach ihnen werfen, erst recht nicht aus der Vergangenheit oder aus anderen Gegenden der Erde.
Kein Homer und kein Aischylos, Aristoteles, Ovid (der ist ganz schlimm!), Onkel Toms Hütte, überhaupt kein 19. Jahrhundert, kein Jefferson, aber auch kein Mockingbird usw., keine Fremdsprachen, keine fremden Speisen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2021 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45715

(Anläßlich eines Berichts der SZ über amerikanische Universitäten:) Das Studium der Antike, das Lernen fremder Sprachen sind „Aneignungen“ und sollten unterbleiben. Das ist auch leichter. Außerdem dachten Aristoteles und die anderen noch nicht so über Frauen und Sklaven wie wir; auch darum sollte man sich nicht mehr mit ihnen beschäftigen. Das Hochschulstudium sollte sich, wie schon der Schulunterricht, auf die Entlarvung unkorrekter Einstellungen beschränken. Übrigens sind die klassischen Studien ein allzu leichter Gegner; sie haben ja nur wenige Verteidiger. Wie wäre es mit der Bibel? Da stößt man gerade in den USA schon auf härteren Widerstand.

Übrigens kann ich das Buch „Beleidigt“ von Caroline Fourest auf deutsch nicht empfehlen. Es ist durchweg holprig und an vielen Stellen fehlerhaft übersetzt und zusätzlich mit Druckfehlern verziert; man ärgert sich auf jeder Seite.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.04.2021 um 09.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45687

Der Alltagsrassismus hat längst auch die Fotoautomaten erfaßt. "Rassismus im Bild“, schrieb unlängst die „taz“, "Ein Fotoautomat des Hamburger Landesbetriebs für Verkehr kann nur weiße Menschen fotografieren. Das Problem ist seit Monaten bekannt“. Für die dunkelhäutige Audrey K. sei "die Dysfunktion des Automaten ein Zeichen für institutionellen Rassismus."

https://taz.de/Rassismus-im-Bild/!5700872/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2021 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45686

Digitale Gesichtserkennung funktioniert nur bei Weißen, weil sie nur an solchen trainiert worden ist. Aber warum empört man sich darüber („Coded Bias“)? Sollen Weiße etwa schwarze Gesichtserkennung entwickeln? Wie rassistisch wäre das denn? Schwarze Gedichte sollen sie doch auch nicht übersetzen, schwarze Musik weder machen noch hören usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2021 um 09.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45626

Es gibt wirklich schlimme Vorurteile über andere Rassen, Völker usw., aber die Scherze über Schildbürger, Ostfriesen usw. haben mit solcher "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" nichts zu tun. Das wird bei der heutigen Überempfindlichkeit der moralischen Heuchler und Denunzianten leider verkannt.

Hier in Erlangen gehören Witze über die doofen Forchheimer zum Alltag (Forchheim liegt in Sichtweite), vor allem wegen deren Unfähigkeit zum Autofahren. Die Fürther sind auch nicht weiter weg, aber genauso blöd.

Über Ostfriesen braucht man nichts zu sagen, die Österreicher auf der anderen Seite bieten auch genug Ansatzpunkte.

Dann gab es immer die lustigen Neger mit ihren großen Töpfen, in denen Missionare oder Großwildjäger (mit Tropenhelm) köchelten. Sie sind leider ebenso verschwunden wie die orientalischen Teppich-Aeronauten. Inder tragen Turbane und flöten Kobras etwas vor. Die Chinesen haben Schlitzaugen und verwechseln immer r und l, mehr braucht man nicht zu wissen.

Man glaubt doch nicht im Ernst, daß solche Klischees unser Verhältnis zu den wirklichen Menschen prägen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2021 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45625

Nach dem Tode Prinz Philips werden die alten Geschichten wiedererzählt, auch die Sache mit den "rassistischen" Schlitzaugen. Aus den vielen Richtigstellungen: https://www.scmp.com/news/world/europe/article/3128990/real-story-behind-prince-philips-infamous-slitty-eyed-remark
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2021 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45618

Mit dem „Einfluß“ Chinas ist es wie mit dem „Einfluß“ von Sprachen aufeinander. Genauer betrachtet, handelt es sich um die Übernahme; der angeblich Beeinflußte ist der Agens. Der Carlsen-Verlag hat ein Kinderbuch geändert, nachdem China sich geräuspert hatte. Er hätte sich nicht zu unterwerfen brauchen; nicht einmal wirtschaftliche Interessen scheinen nennenswertes Erpressungspotential geboten zu haben (wie es die USA in großem Umfang nutzen, um Unternehmen und Staaten ihren Interessen dienstbar zu machen). Statt China anzuprangern, könnte man den vorauseilenden Gehorsam des Verlags bestrafen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2021 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45521

"Huckleberry Finn" aus dem Lehrplan zu nehmen und wohl gar auch aus den Jugendbibliotheken zu entfernen ist eine große Dummheit, darüber braucht man nicht mehr zu streiten.
Man hat bemerkt, daß der Nigger Jim die einzige ungetrübt heroische Figur im Werk Mark Twains ist. Wie dem auch sei, das Buch ist wohl eine der humansten Darstellungen der damaligen Verhältnisse und vermittelt seine moralische Botschaft nicht durch den erhobenen Zeigenfinger, sondern durch eine spannende Geschichte zum Miterleben. Es wird nicht gesagt, sondern gezeigt, daß Jim seinen Mangel an intellektueller Bildung den Umständen verdankt und daß er in seiner natürlichen Gutmütigkeit zwischen all den Gaunern, den in Blutrache Gefangenen usw. ein unscheinbarer Heiliger ist.
Und dieser Schatz soll wegen des N-Wortes begraben werden? Geht’s noch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2021 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45472

In den USA ist die Angst vor einzelnen Wörtern inzwischen so groß, daß man sie nicht einmal zitierend in den Mund nehmen kann, ohne Entlassung, Ächtung und Vernichtung der bürgerlichen Existenz befürchten zu müssen. Das N-Wort auszusprechen kommt Kinderschändung oder ähnlichen Verbrechen gleich.
Solche Sprachtabus haben, wie man seit langem weiß, die Tendenz, sich immer weiter auszudehnen, schon weil die Ersatzwörter in der Euphemismentretmühle das gleiche Schicksal erleiden. Hinzu kommt, daß immer neue Wortschatzbereiche entdeckt werden, wo es ein Unrecht wiedergutzumachen gilt.
Wir werden noch enden wie jene Herakliteer, die vor lauter Sprachskepsis nur noch mit dem Finger auf die Dinge zeigten, statt sie beim Namen zu nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2021 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45460

Je stärker es im Erzbistum Köln hagelt, desto seltener scheint mir die törichte "sexualisierte Gewalt" erwähnt zu werden. Es heißt wieder schlicht "Missbrauch". Vielleicht spielt die Wortbildung eine Rolle: "sexualisierter Gewaltverdacht" usw. sind wohl selbst den Volkserziehern zuviel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2021 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45404

Eine farbige, geschiedene Schauspielerin, eine Karrierefrau aus einer von Konflikten nicht freien amerikanischen Familie hat es geschafft, ins britische Königshaus einzuziehen. (Tagesspiegel 9.3.21)

Wie bei Kamala Harris und Barack Obama wird die Hautfarbe, also Rasse, eigens hervorgehoben. Auch gute Menschen sind eben nicht „farbenblind“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2021 um 12.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45396

„Vom Winde verweht“ wird als „diverses Hörspiel“ gesendet. „Am Ende jeder Folge tritt eine Schauspielerin aus ihrer Rolle heraus und vor dieses Publikum, um einen eigenen Traum von einer gerechteren Gesellschaft zur Debatte zu stellen.“
Das soll „alte Gewohnheiten aufbrechen“? Es ist doch der gute alte Brecht. Wer will schon über die Träume von Schauspielerinnen diskutieren? Aber es ist ja auch wieder nur inszeniert. In seiner volkspädagogischen Schlichtheit bestens geeignet für die Schule, zumal das Originalwerk ziemlich dick ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2021 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45375

Nicht der Begriff der Rasse, wie man lesen kann, wird aus dem Grundgesetz gestrichen, sondern das Wort Rasse. Erhalten bleibt rassistisch, das nun definiert werden muß, ohne daß man das Grundwort verwendet. Es ist anzunehmen, daß die meisten Abgeordneten es für Unsinn halten, aber sie stimmen trotzdem dafür.

Die Angst vor Wörtern ist atavistisch, aber so ist nun mal der irrationalistische Zeitgeist, der ja auch alle erdenklichen Verschwörungstheorien hochkommen läßt. Dagegen ist mit Vernunft nichts auszurichten.
Das Grundgesetz hat bisher Menschen vor Diskriminierung wegen ihrer Rasse geschützt. Das soll es immer noch, aber es wird schwerer, das zu erkennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2021 um 17.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45372

Zum vorigen:

Die maschinelle Übersetzung macht Fortschritte. Müssen Computer und Programme, die Texte von Schwarzen (Frauen usw.) übersetzen, von Schwarzen (Frauen usw.) entwickelt worden sein?
Dürfen Weiße überhaupt Texte von Schwarzen lesen (und in Seminaren besprechen), ohne sich der kulturellen Aneignung und Enteignung schuldig zu machen? (Diese Frage ist seit langem keine rein hypothetische mehr, wie man besonders aus den USA weiß.) Analog für Frauen, Homosexuelle usw.
Die Absage an den Universalismus nicht nur in der Kunst im Namen der „Identität“ (d. h. von Merkmalen, für die einzelne nicht verantwortlich ist) führt allerdings zu immer feineren Aufspaltungen, so daß sie sich irgendwann selbst totläuft wie eine Welle am Strand. Jeder schreibt dann nur für sich selbst und liest auch nur seine eigenen Werke.
Die Beachtung, die die Leistungen von bisher vernachlässigten Minderheiten immer mehr finden, läßt sich auch im Rahmen des Universalismus fördern, ja gerade dort. Der Universalismus schließt Diskriminierung geradezu aus.
Auch Amanda Gorman wird – offensichtlich gegen ihren Willen – in ein Schubfach gezwungen, wenn sie ausschließlich für die (in Wirklichkeit nicht einmal existierende) schwarze Community beansprucht wird. Ihr Appell war ja, wie jeder hören konnte, keineswegs nur an Schwarze gerichtet.
Bisher sind fast alle Texte nichtweißer Autoren von Weißen übersetzt worden, die ihr Handwerk mehr oder weniger gut beherrschen, und die Autoren hatten nie etwas daran auszusetzen. Und damit ist noch gar nicht Frage nach den Sprachen selbst berührt: Kolonialsprachen vor allem, deren sich aber auch viele Schwarzafrikaner und Inder bedienen, um von jedermann verstanden zu werden.
In einem Artikel der SZ wird auch daran erinnert, daß gerade die Begegnung mit fremden Kulturen (und Religionen) sehr fruchtbar war, auch und gerade durch produktive Mißverständnisse. Eine Binsenwahrheit, die nur sehr Ungebildete übersehen können.
Was nebenbei immer wieder auffällt: die Verdienstlosigkeit der Eiferer im Gegensatz zur Kreativität ihrer „Schützlinge“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2021 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45371

Aktivisten sind empört, weil das Inaugurationsgedicht der Schwarzen Amanda Gorman von einer Weißen ins Holländische übersetzt werden sollte. Das Projekt wurde daraufhin aufgegeben. Auch Gorman hatte zugestimmt und wird nun ebenfalls kritisiert.
Man sollte das Gedicht in schwarzer Farbe auf schwarzem Papier erscheinen lassen, damit jeder die Hoffnungslosigkeit des Antirassismus nachvollziehen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2021 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45370

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21053

Zum Namensstreit Burma/Myanmar aus aktuellem Anlaß:

https://www.counterpunch.org/2021/03/03/why-burma-should-remain-the-countrys-name/
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.02.2021 um 11.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45316

Dem unaussprechlichen N-Wort haben sich das Z-Wort (für Zigeuner) und das I-Wort (für Indianer) beigesellt, doch dabei sollten wir es nicht belassen. Margarete Stokowski beklagt zum Beispiel, in manchen Kreisen seien „Aktivistin“ und „Aktivist“ Schimpfwörter. Mein Lösungsvorschlag: das A-Wort. Mehr Empathie! Viele Wörter müssen nicht einmal die Minderheit selbst bezeichnen, um ihr wehzutun. Veganer etwa leiden unter der taktlosen Erwähnung von Fleisch, Wurst und Fleischwurst. Es ist Zeit für das F-Wort, das W-Wort und das FW-Wort. Die alten weißen Metzger werden sich daran gewöhnen müssen, daß mit 200 Gramm S-Wort 200 Gramm Salami gemeint sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2021 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45256

1. Autistenvereinigungen empören sich darüber, daß die Rolle eines autistischen Mädchens in einem Film der australischen Sängerin Sia nicht von einem autistischen Mädchen gespielt wird, sondern von Maddie Ziegler, der jungen Tänzerin aus Sias früheren Videos.
Demnach müßten alle Filmrollen korrekterweise von ebensolchen gespielt werden. Pianisten von Pianisten, Mörder von Mördern.

2. Wie zu lesen ist, darf das N-Wort nicht einmal als Zitat ausgesprochen werden (es gibt eine Affäre und eine Entlassung bei der NYT). Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dürfte die nächste Generation nicht einmal mehr wissen, wie das N-Wort eigentlich lautete. Aber wird dann nicht „N-Wort“ selbst zum Unwort? Es erinnert an die Stammtischrunde, die praktischerweise ihre Witze numeriert hatte, so daß man nur „632“ sagen mußte, um schallendes Gelächter auszulösen, während „345“ einen Bart hatte und lange Gesichter hervorrief.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2021 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45103

Aus dem Wikipedia-Eintrag „Rasse (Züchtung)“ geht hervor, daß die Beschränkung auf Tiere (Haustiere) willkürlich ist. Man will eben nicht von Menschenrassen sprechen, obwohl biologisch kein Unterschied besteht.

2021 muß Wahlsieger Biden auf Rassenproporz bei der Besetzung von Regierungsämtern achten. Die „schwarze“ Herkunft der Vizepräsidentin Harris wird unermüdlich hervorgehoben, auch von ihr selbst. Rasse war und ist ein beherrschendes Thema.

Wie kann man angesichts dieser Tatschen unermüdlich nachsprechen, es gebe keine Rassen? Verkehrter kann man den Kampf gegen Rassismus nicht anfangen.
Die Hautfarbe war immer ein Hauptgesichtspunkt; von Genen wußte man lange gar nichts. Die Vorurteile bezogen sich auf die Hautfarbe und andere, in der Tat unwesentliche, aber doch vorhandene Merkmale, darum kann man ihnen auch nicht mit genetischen Argumenten beikommen. Daher das Schräge der gutgemeinten Auslassungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2021 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45031

Berlin plant eine Migrantenquote von 35 Prozent für die Verwaltung Die Quote soll für die komplette Landesverwaltung und für alle Landesunternehmen wie BSR und BVG gelten, aber auch für Stiftungen, Staatsanwaltschaften und Gerichte. Das Gesetz soll möglichst noch bis zur Wahl im September vom Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen werden. (Tagesspiegel 16.1.21)

Wie vorhergesehen, zieht eine Quote die nächste nach. Das Ganze diene der Chancengleichheit. Identitäre Politik drängt das demokratische Leistungsprinzip in den Hintergrund, wo es als Formel („bei gleicher Eignung“) ein Schattendasein fristet. Ich kann mich anstrengen und ein guter Jurist werden, aber keine Anstrengung kann mir einen Migrationshintergrund verschaffen. Wer hätte aber auch gedacht, daß Posten eines Tages wieder nach der Herkunft vergeben werden!
Man wird unter den Migranten nach Herkunft differenzieren müssen, damit nicht zu viele Türken oder gar EU-Bürger die Afghanen verdrängen usw. Zuvor müßte die Qualifikation im gleichen Verhältnis erreicht werden. Vielleicht noch wichtiger ist die Religionszugehörigkeit; da herrscht noch längst kein Proporz.

Ein Zyniker könnte bemerken, daß in Berlin die Qualifikation noch nie ein Rolle gespielt hat...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.01.2021 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44981

Auf zdf.de gibt es aktuell einen Artikel „Wie hat Corona unsere Sprache verändert“, auf den in den heute-Nachrichten um 19 Uhr extra hingewiesen wurde.

Ebendiese Nachrichtensendung lieferte dazu heute selbst ein schönes Beispiel:

„Corona-Patienten fluten Londons Krankenhäuser.“

Noch im Jahre 2015 ist man für solche Wortwahl beinahe gelyncht worden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.01.2021 um 17.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44954

Herr Stefanowitsch sollte sich dringend um das Wort negativ kümmern. Kinder könnten negertief verstehen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.01.2021 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44953

Welche Gefahr geht denn vom Wort Negertal aus? Die Bewohner scheinen jedenfalls harmlos zu sein.

Und was, wenn sich das Wort nun doch vom lateinischen »niger« ableitet, weil das Tal früher als besonders finster galt? Ein Ausweichen auf »Schwarztal« oder »Dunkeltal« ist ausgeschlossen in einer Zeit, in der Wörter wie »schwarzfahren« und »dunkelhäutig« auf den Index gesetzt werden.

Frei nach Augst käme aber eventuell »Nägertal« in Frage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.01.2021 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44952

Die heutige Bedeutung ist nicht eindeutig, das belegt der Ortsname ja gerade. Stefanowitsch möchte sie nur gern eindeutig haben, um den ihn störenden Ortsnamen abzuschaffen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.01.2021 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44951

Der Mannheimer Morgen vom 3.1.2021
(Sonntagszeitung seit einigen Jahren nur im Online-Abo)
berichtet über den Ort Neger, Teil der Stadt Olpe im Sauerland:

[...]
er liegt im Negertal, ist unterteilt in Unterneger, Mittelneger und Oberneger. Die Namen sind mehrere Jahrhunderte alt. Rund 400 Menschen wohnen hier, und niemand unterstellt ihnen rassistische Neigungen. Angesichts von Alltagsrassismus und zunehmender sprachlicher Sensibilität sorgt der Name der Ortschaft aber für einige Verwirrung.

[...]
Woher kommt der Name? Belegt ist er seit 700 Jahren. Benannt nach dem kleinen Flüsschen Neger, erklärt Namensforscher Markus Denkler vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Gebildet sei das Wort aus einem nicht eindeutig herzuleitenden Stamm "Nag-". Über Herkunft und ursprüngliche Bedeutung lasse sich nichts Genaues sagen. Allerdings sehe die Forschung keine Ableitung vom lateinischen Wort "niger", das "schwarz", "dunkel" bedeutet.

[...]
Stefanowitsch sagt: Die Herkunft eines Namens spiele eine weniger wichtige Rolle als die heutige Bedeutung. Der Ortsname Neger sei zwar zu einer Zeit nachgewiesen worden, als es die rassistische Personenbezeichnung im Deutschen noch gar nicht gab. Die heutige Bedeutung sei aber eindeutig. Sein Vorschlag: Wenn der Name historisch von "Nag-" herzuleiten ist, warum dann nicht "Nager"? Dann könnte es irgendwann womöglich heißen: "Willkommen im Nagertal!"

Die heutige Bedeutung sei eindeutig?
Der Sprachwissenschaftler Stefanowitsch hat offenbar noch nie etwas von Homonymen gehört.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.01.2021 um 09.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44950

Das tapfere Tier wurde in der Sendung tatsächlich fortwährend so genannt. Das nahm sich einerseits seltsam aus, andererseits wirkte die Betonung seiner Weiblichkeit richtig, weil es nun mal zur Eiablage unterwegs war. Früher hätte man wohl ein- zweimal von einem Drusenkopfweibchen und ansonsten von einer Echse gesprochen. Bestimmt gibt es auch schon Gartenrotschwänzinnen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.01.2021 um 19.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44949

zur Köpfin (#44015)
das ZDF, Terra X, 3.1.21, 19.30 Uhr:

Doch die Drusenköpfin hat keine Wahl.

Die Drusenköpfin wurde danach noch einmal genannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2021 um 08.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44948

Großes Wehklagen wegen Millionen wegen Corona gekeulter (= vergaster) Nerze in Dänemark. Beiläufig erfährt man, daß fast die gleiche Zahl von Nerzen sowieso jedes Jahr vergast wird – wegen der Pelzgewinnung nach jeweils etwa sieben bis acht Monaten Lebenszeit. Die Dänen wußten großenteils gar nicht, daß ihr Land der größte Nerzpelzlieferant ist.

Nerze sind eigentlich Einzelgänger mit einem großen Revier, aber hier werden sie wie Hühner dicht an dicht gehalten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.01.2021 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44946

Das erinnert mich an den Film "Das finstere Tal", den ich kürzlich noch mal gesehen habe. Auch da gab es im Abspann den gleichen Hinweis, keine Tiere zu Schaden gekommen. Dabei kamen darin so gräßliche Tierquälereien wie in "Die sieben Geißlein" gar nicht vor, dafür aber jede Menge teils qualvoll getöteter Menschen. Die wurden im Abspann aber mit keinem Wort erwähnt. War das etwa echt?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.01.2021 um 22.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44945

ARD-Tatort anno 2021, Abspann:

»Bei den Dreharbeiten zu diesem Film sind keine Tiere zu Schaden gekommen.

Wir haben den Haka mit größtem Respekt vor der Kultur der Mâori aufgeführt. Wir sind uns bewusst, dass der Haka ein sehr starkes und bedeutungsvolles Ritual ist und haben unser Bestes gegeben, dies sichtbar zu machen.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2020 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44871

Eingeborene, wie die Welten-Erkunder sie damals herablassend genannt haben, Indigene, wie sie heute korrekt bezeichnet werden. (SZ 17.12.20)

„Indigene“ heißt bekanntlich „Eingeborene“, und Herablassung gehörte zwar zum Kolonialismus (war aber nicht dessen schlimmste Seite), aber die Bezeichnung „Eingeborene“ war nicht herablassender als „Indigene“.

Biden sieht für sein Kabinett eine "indigene" Ministerin vor. Das Proporzdenken festigt die Abgrenzung, die man damit zu überwinden sucht. Immer das gleiche Dilemma, auch beim Gendern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2020 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44866

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44103

Der berühmte Tino Chrupalla ist zwar unter "Weißwasser" erwähnt, nicht aber unter "Krauschwitz", wo stattdessen ich selbst stehe. Dabei habe ich mich schon im zarten Alter von einem Jahr auf die Socken gemacht, um nicht samt meiner Mutter der Roten Armee in die Hände zu fallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2020 um 06.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44814

Tatsache bleibt, daß man einem Menschen fast immer ansehen kann, ob er aus Mitteleuropa, Japan oder Nigeria kommt. Wer mir einreden will, das sei eine Illusion oder ein verwerfliches Konstrukt meines verbildeten Gehirns, mit dem möchte ich dann auch nicht wieter diskutieren.

Noch ist es in Deutschland so, daß man einen solchen Menschen auch nach seiner Heimat oder der seiner Eltern fragen kann. In den USA bietet sich das weniger an. Dort ist aus der "schwarzen" Abstammung tatsächlich ein soziales Konstrukt und eine fixe Idee geworden, mit den enormen Auswirkungen, an denen die amerikanische Gesellschaft leidet ("Kingsblood Royal"). Das scheint paradox, weil ja gerade dort die Schwarzen schon lange zum Alltag gehören. Aber wir kennen ja die besonderen historischen Gründe, aus denen es so gekommen ist. Salopp gesagt: Diesen Schuh brauchen wir uns nicht anzuziehen; wir müssen nicht alles nachmachen, sondern können uns mit unseren eigenen Problemen beschäftigen.

Aus den Erzählungen meiner Mutter wußte ich als Kind, daß es in der Kleinstadt, in der ich, ebenso wie sie zuvor, aufwuchs, einen einzigen "Neger" gegeben hatte (wie man damals arglos sagte), wahrscheinlich war er wegen der "Kolonialschule" in den Ort gekommen. Meine ersten Erfahrungen mit Schwarzen waren die amerikanischen Besatzungssoldaten (mein Vater war Koch bei der amerikanischen Truppe). Heute sind Schwarze direkt aus Afrika im Ort täglich zu sehen, weil aus der ehemaligen Kolonialschule inzwischen ein Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft der Uni Kassel geworden ist. Ich erzähle diese Geschichte, um den Boden der Tatsachen im Gespräch zu halten. Die Verhältnisse sind aus historischen Gründen völlig verschieden von den US-amerikanischen.

Viel brisanter ist die mehrstufige Entwicklung mit muslimischen Zuwanderern, seien sie aus Afrika oder Afghanistan, aber das ist ein anderes Thema und hat wenig mit "Rasse" zu tun. Bevor der Islam selbst viel dazu beigetragen hat, sich unbeliebt zu machen, war auch die Religion der Türken usw. kein Hindernis für gutnachbarliche Beziehungen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.12.2020 um 01.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44813

Th. Ickler: „Die Weißen“? Also doch? – Sie müssen sich das kursiv geschrieben denken. So wird das in der Branche gemacht, um anzuzeigen, daß es nicht um die Hautfarbe als solche geht, sondern um die Haltung einer privilegierten Gruppe. Umgekehrt markiert die Großschreibung in »Schwarz« die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit Rassismuserfahrung. Demnach könnte man theoretisch auch einen Menschen mit weißer Haut als »Schwarz« bezeichnen, nicht aber einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe als weiß, denn es gibt keine schwarzhäutigen Menschen ohne Rassismuserfahrung.

Diese hochgeistigen, der Lebenswirklichkeit der allermeisten Menschen weit entrückten Gedankenartefakte werden von der erdrückenden Mehrheit nicht verstanden. Sie tragen auch nichts zur Verbesserung der Welt bei. Im Gegenteil, sie verschieben die Begriffsebenen und machen so ein wenigstens ansatzweise unbefangenes Sprechen über Rassismus unmöglich. Im Vordergrund steht nämlich immer, was man alles nicht sagen darf oder sollte, um ja niemandem auf die Füße zu treten. Wenn aber keine Wörter mehr zur Verfügung stehen, mit denen man einen Sachverhalt wertfrei beschreiben kann, ist jede weitere Diskussion zwecklos.

Für einen fruchtbaren Gedankenaustausch über das Thema Rassismus ist diese Begriffswelt völlig ungeeignet, denn sie kennt und duldet keine neutralen Bezeichnungen, sondern verlangt stets ein eindeutiges Bekenntnis. Wörter, die im Verdacht stehen, abwertend gebraucht zu werden, sollen nicht etwa durch neutrale ersetzt werden, sondern durch solche, mit denen der Sprecher unmißverständlich klarmacht: Seht her, ich stehe auf der richtigen Seite! Worüber soll man dann aber noch diskutieren?

Die Frage etwa, ob in Deutschland und anderswo Menschen mit vergleichsweise dunkler Hautfarbe bei der Wohnungssuche benachteiligt werden und woran das liegt, ist doch nicht dumm. Wenn aber schon die Fragestellung als diskriminierend zurückgewiesen wird, weil Wörter wie »dunkelhäutig« eine negative Wertung beinhalteten, hat irgendwann keiner mehr Lust, über solche Fragen mitzudiskutieren.

Angeblich wollen die Rassismusbekämpfer ja Bewußtsein schaffen, Vorurteile überwinden und Ungerechtigkeiten abbauen. In Wirklichkeit tun sie das Gegenteil. Man schafft kein Bewußtsein, sonst bringt andere nur gegen sich auf, wenn man sie in eine Ecke stellt und ihnen über den Mund fährt, sobald sie ihn aufmachen. Man überwindet keine Vorurteile, sondern zementiert sie, wenn man Schwarze und Weiße durch künstliche Sonderschreibweisen auf ewig als »benachteiligt« bzw. »privilegiert« stigmatisiert. Man baut keine Ungerechtigkeiten ab, wenn man gegen Wörter kämpft statt gegen die wahren Ursachen. Besonders schlau ist das alles nicht. Der Verdacht liegt nahe, daß hier ganz andere Motive im Spiel sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.12.2020 um 00.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44812

Wirklich sehr nett. Die Polizei darf authentische Aufnahmen nicht zeigen, weil die Rasse (und damit die Herkunft bzw. der "Hintergrund") der Täter erkennbar ist. Also zeigt sie von Weißen gespielte Diebstähle.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.12.2020 um 22.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44811

https://taz.de/Nach-Rassismus-Vorwuerfen-in-Berlin/!5053414/
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.12.2020 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44810

Die dunkelhäutige Deutsche Alice Hasters beklagt in ihrem Buch "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“, daß sie ständig von Fremden gefragt werde, woher sie komme, ob sie eigentlich Sonnenbrand kriegen könne und ob man ihr mal ins Haar fassen dürfe. Dieter Nuhr hat den Buchtitel rassistisch genannt, worauf er im Netz umgehend Rassist gescholten wurde, und Hasters erklärte, Weißsein sei gar keine Frage der Hautfarbe, sondern ein „soziales Konstrukt“; es gehe um weiße Privilegien. Seither frage ich mich, warum mir seit 1956 kein Fremder mehr ins Haar gefaßt hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2020 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44808

Auf fremden Rat hin habe ich einen älteren Podcast über Rassismus nachgehört:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Synapsen-Die-Rassen-in-unseren-Koepfen,podcastsynapsen140.html

Schwer zu ertragen wegen der Unbedarftheit und des moralischen Übereifers der Interviewerin. Der Interviewte, auch kein Wissenschaftler, warf mit „Phänotyp“ und „Genotyp“ um sich. Aber das sind wir ja gewohnt. Struwwelpeter, Pippi Langstrumpf, Kant... Ständig wiederholtes Mantra: „Es gibt keine Rassen“. Phantombilder der Polizei wurden scharf verurteilt, weil sie rassistische Stereotype weitergeben; vom Fahndungszweck und -erfolg war nicht die Rede. Besonders komisch der letzte Teil, in dem „die Weißen“ („wir Weiße“) ermahnt wurden, in sich zu gehen und sich aus den Protesten der Betroffenen herauszuhalten oder so ähnlich. „Die Weißen“? Also doch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2020 um 20.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44707

Die Süddeutsche Zeitung spricht sogar von "sexualisiertem Missbrauch" (in der evangelischen Kirche). (14.11.20)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2020 um 16.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44650

Das Magazin Max Planck Forschung (3/2020) ist nicht nur gegendert, sondern bezeichnet in einem Artikel über Migration alle Zuwanderer von 2015ff. als "Geflüchtete" bzw. "Schutzsuchende", obwohl viele oder die meisten das nicht waren.

In einem zweiten Beitrag in derselben Ausgabe wird das ausführlich dargelegt: "Migration ist eine Haushaltsstrategie. Ein Mitglied zieht weg, um die anderen aus der Ferne zu unterstützen." Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für viele Länder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2020 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44543

Vermutlich wird es als Kuriosum in die Geschichte der Gesetzgebung eingehen, dass die Bundesregierung den bisherigen "sexuellen Missbrauch von Kindern" in ihrem Gesetzentwurf in "sexualisierte Gewalt gegen Kinder" umtauft – und dann im Text beteuert, dass auch in Zukunft jegliche Form des Missbrauchs strafbar bleibt, auch ohne die Anwendung von Gewalt. Man könnte das als Ärgernis abtun, aber leider setzt der Entwurf auch in anderen Punkten auf den billigen Effekt. (SZ 22.10.20)

Der Kommentar erfreut und überrascht. Er ist treffend genug, aber andererseits hat dieselbe Zeitung genau wie andere alles dafür getan, die von Feministinnen lancierte Formel „sexualisierte Gewalt“ durchzusetzen. Der Mißbrauchsbeauftragte der Bundesregierung bleibt übrigens, er wird nicht zum sexualisierten Gewaltbeauftragten, wie zu erwarten wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2020 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44534

Nun soll das Wort „Rasse“ aus dem Grundgesetz gestrichen werden, der Schutz vor Rassismus aber bleiben. (SZ 21.10.20)

Solche Minister braucht das Land. Ob schon an der Beiseitigung des F-Wortes gearbeitet wird? Die Einteilung der Menschen in Männer und Frauen ist schließlich ebenfalls obsolet.

Gegen den naiven Sprach-Idealismus, der sich so aufgeklärt vorkommt, ist kein Kraut gewachsen. Die Sprachreinigung geht also weiter. Im Zitat deuten sich die Eiertänze an, wie wir sie schon ums Zigeuner-Mahnmal und auch sonst erlebt haben. Nur die Juden stören noch, weil sie weiterhin Juden sein wollen, obwohl wir sie nach ihrer weitgehenden Vernichtung am liebsten gar nicht mehr so nennen möchten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2020 um 08.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44489

Über bayerische Pläne zur Hochschulreform schreibt die Süddeutsche Zeitung:
„Studierende wünschen sich echte Mitsprache, mehr Inklusion und Nachhaltigkeit.“ (15.10.20)
Das ist eine modische Phantasie. Darum liegt die Beteiligung der Studenten an Hochschulwahlen im einstelligen Bereich, in Naturwissenschaften und Technik nahe null.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2020 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44477

Auch dieses Jahr wieder geht es dem schwarzen Heiligen Dreikönig an den Kragen. White supremacy.

Man vermutet, daß Schwarze am schwarzen König Anstoß nehmen ("Schlag ins Gesicht" laut FR), aber ist das wirklich der Fall?

Komischerweise will man auch die Legende innerhalb der Legende widerlegen: Der Mann war gar nicht schwarz, sondern hatte höchstens einen dunklen Bart... So wie ja auch Eva keinen Apfel pflückte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2020 um 09.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44472

Unter dem Titel „Menschen als Mitbringsel“ berichtet die SZ über eine historische Episode: Herzog Max (Sisis Vater) kaufte 1838 auf einem Sklavenmarkt in Alexandria fünf schwarze Knaben im Alter von 9 bis 15 und brachte sie mit nach Bayern. Der Vorspann setzt den Ton:

Der bayerische Herzog Max gab sich als Gegner der Sklaverei. Auf seiner Orientreise kaufte er dennoch auf dem Markt fünf Schwarze und brachte sie mit nach Deutschland. Bedenken hatte er deswegen keine.

Der Text rechtfertigt diesen anklagenden Ton nicht. Warum sollte er Bedenken gehabt und sich als Gegner der Sklaverei nur „gegeben“ haben? Und warum sollten die fünf sich nach dem Kauf nicht als „frei“ betrachtet haben? Sie wurden bei Hof als Pagen bzw. Gärtner beschäftigt wie andere Leute auch; über schlechte Behandlung ist nichts bekannt. Vier von ihnen dienten dem Sprachforscher Karl Tutschek als hochgeschätzte Informanten, die es ihm erlaubten, die erste Galla-Grammatik zu verfassen. Sie waren ihren Eltern als Kinder geraubt worden, zum Teil schwer mißhandelt worden und hatten niemanden mehr. Hätte Max sie nach dem Kauf in Alexandria auf die Straße setzen sollen? Am innerafrikanischen Sklavenhandel war er nicht schuld, auch wenn er sich als Käufer daran beteiligte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.10.2020 um 01.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44426

Mit Spott und Häme sollte man sich vor allem wenigstens so lange zurückhalten, bis bekannt ist, wie sehr Trump in der Krankheit leiden mußte. Sonst könnte es womöglich passieren, daß der Spott auf die Spötter zurückfällt, wenn er hinterher sagt, seht ihr, ich hab es ja immer gesagt, es ist weiter nichts.

SZ und Spiegel sind da recht clever, ihnen kann es egal sein, wie die Sache ausgeht, denn sie spotten natürlich nicht, sondern haben bereits ihr Schäfchen damit ins trockene gebracht, daß sie die Leute daran erinnern, daß es evtl. einen Anlaß für Spott geben könnte (von dem sie selbstredend aus Anstandsgründen abzusehen raten).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2020 um 14.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44413

In unserem wissenschaftlichen Zeitalter sollte man meinen, daß sich die scharfen Verurteilungen der angeblich reaktionären, rassistischen, sexistischen Kinderbücher von TKKG bis Astrid Lindgren auf etwas mehr stützen als apriorische Spekulation, aber ein Bedürfnis nach empirischer Evidenz ist nirgendwo zu spüren. Dabei wäre es bei Millionen Lesern, die inzwischen erwachsen geworden sind, epidemiologisch ein Leichtes, die verderbliche Wirkung im Vergleich zu nichtgeschädigten Gruppen festzustellen.
Aber darum geht es gar nicht, und das Verfahren beweist es. Es geht nur darum, selbst einen Pluspunkt an moralischer Überlegenheit herauszuwirtschaften, und das ohne eigene Anstrengung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2020 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44408

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35860

Wenn man heute "Das haut den stärksten Neger um" googelt, kommt man immer wieder auf die Kinderbuchserie TKKG (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=805).

Die muß ganz schlimm auf unsere Kinder wirken. Wenn ich es nicht besser wüßte, könnte ich den guten Menschen bei der taz usw. Glauben schenken. Vielleicht muß ich mir noch anhören: Damals waren die Kinder abgebrühter, heute ist man moralisch empfindlicher.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.10.2020 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44403

“Civilization is but a thin veneer stretched across the passions of the human heart.” (Bill Moyers)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2020 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44402

Von allen Seiten kriegen wir auf die Finger geklopft.

Der Respekt vor mehr als einer Million Corona-Toten verbietet es, dass die Infektion des US-Präsidenten und seiner Frau nun zum Gegenstand von Spott und Häme wird. (SZ 2.10.20)

Ist das logisch? Auch der hochedle SPIEGEL läßt sich breit darüber aus, daß niemand denken oder gar sagen darf: „Geschieht ihm recht!“

(Unter uns gesagt: Geschieht ihm recht!)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.09.2020 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44367

Die Wörterlisten bleiben im stetigen Fluß, da es ja eigentlich nicht um die Wörter*innen geht, sondern um den Gehorsam. Wie der linksextreme Berliner Justizsenator soeben bekanntgegeben hat, ist der Migrationshintergrund jetzt unsagbar geworden:
https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/darf-der-senat-seinen-mitarbeitern-eine-neue-sprache-diktieren
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2020 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44364

Wer sich ganz korrekt ausdrücken will, kann wenigstens im Englischen auf eine erstaunlich umfangreiche Liste zurückgreifen:

http://www.rsdb.org/

"Ami – Americans This is just a German abbreviation. By itself it is not derogatory. Scheiss-Ami = Shit American, obviously derogatory."

Na ja, Scheiß- ist in jeder Verbindung abwertend, und Ami ist selten neutral, höchstens in sehr salopper Umgangssprache. Die Bundeskanzlerin könnte es nicht verwenden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2020 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44360

Wie problematisch der Ausdruck „sexualisierte Gewalt“ ist, erkennt man an ganzseitigen Ausführungen der SZ (22.9.20). Ein Priester schläft nackt mit Jungen im selben Bett, erregt sich dabei. Er zeigt den Jungen Pornos. Das ist widerlich, aber ist es „Gewalt“? Nur wenn man die Sprache ungewöhnlich dehnt. Das tun sie nun alle, wie auf Befehl eines Sprachamts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2020 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44359

Auf die Frage, ob er Vorbehalte gegen einen schwulen Bundeskanzler hätte, antwortete Merz jetzt zwar "Nein", die sexuelle Orientierung sei Privatsache. Doch dann schob er die Einschränkung hinterher: "Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft."
Offenbar lebt Merz, immerhin Kandidat für den CDU-Vorsitz, immer noch mit üblen Ressentiments. Bei der Frage nach einem heterosexuellen Kanzler würde er sicher nicht auf die Idee kommen, ungefragt einen Pädophilie-Vorbehalt in den Raum zu stellen.
(SZ 22.9.20)

Im Eifer des Gefechts übersieht der Journalist, daß die "Frage nach einem heterosexuellen Kanzler" niemals gestellt worden wäre. Es sind die Journalisten selbst, die durch ihre schrägen Fragen die "Ressentiments" (Überschrift) verewigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2020 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44343

Die Leserin geht darüber hinweg, daß schon lange niemand mehr von "Irrenhäusern" usw. spricht. Was will man eigentlich mehr? Manche Sprachkritik ist so, na ja, so irre, daß man nur noch fragen kann, was für den Kritiker dabei herausspringt.
Das Tilgen von Wörtern aus jedem Gebrauch, nur weil sie in einem bestimmten Gebrauch anstößig sind, ist archaisch; es entspricht dem klassischen Tabu.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.09.2020 um 14.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44341

Die Formulierung »irre Verschwörungstheorien« wurde gewählt, weil »Verschwörungstheorien« allein nicht mehr pejorativ genug wäre. Allerdings hilft es nichts, und es wird auch nichts helfen, mißliebige Auffassungen (um mehr handelt es sich ja gewöhnlich nicht) künftig als »komplett irre Verschwörungstheorien« zu bezeichnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2020 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44340

Eine Leserin rügt die SZ, weil sie von „irren Verschwörungstheorien“ gesprochen hatte. „Irre“ sei pejorativ für „psychisch krank“. „Damit diskriminiert man psychisch Kranke.“ Die Zeitung solle das Wort streichen.
Kann man sich wenigstens noch irren und andere irreführen? Sind die Verschwörungstheoretiker psychisch krank?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.09.2020 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44323

Bisher unberücksichtigt: das Schriftbild. Darin schlagen sich nach wie vor Stigmatisierung und Ausgrenzung nieder, außerdem werden soziale Unterschiede zementiert. Gerechte Sprache verzichtet darauf, große und kleine Buchstaben gegeneinander auszuspielen, sie verzichtet auf hoch- und tiefgestellte Lettern und Zahlen, auf Brandmarkungen durch Unterstrich, auf Klammern, auf Deformation durch Kursivsetzung und natürlich auf Fettdruck (Mobbing).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.09.2020 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44321

SOFTWARE: Konzern formuliert diskriminierende Fachbegriffe um / „Sprache hat großen Einfluss“
SAP verbannt „Sklave“
Von Alexander Jungert

Walldorf. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP verzichtet künftig auf diskriminierende Fachbegriffe wie „Master“ (Herr) und „Slave“ (Sklave). Das schreiben die Vorstandsmitglieder Jürgen Müller und Thomas Saueressig auf der Internetseite. „Sprache hat einen großen Einfluss auf Werte und kulturelle Normen“, erklären die beiden Manager.
Die Begriffe Master und Slave werden bei einer bestimmten Programmarchitektur verwendet. Ein Teil der Software, der Master, kann bevorzugt auf Daten zugreifen. Alle anderen Anwendungen, die Sklaven, müssen warten. SAP will künftig auch die Bezeichnungen „Blacklist“ (schwarze Liste) und „Whitelist“ (weiße Liste) verbannen.

Gegen jede Diskriminierung
Die beiden Wortpaare hätten gerade für afroamerikanische Mitarbeiter eine besondere Bedeutung. Niemand solle sich bei SAP ausgegrenzt oder diskriminiert fühlen, so Müller und Saueressig. Die bisherigen Begriffe sollen ab sofort je nach Anwendung anders formuliert werden, etwa als „Sperr- und Erlaubnislisten“ oder „Leitsystem“ und „Folgesysteme“. Es gehe nicht darum, die Funktionen der Programme zu ändern.
Für die weltweit rund 100 000 Mitarbeiter steht eine kleine Präsentation bereit, in der alternative Begriffe aufgeführt werden. „Über Herr und Sklave, schwarze und weiße Listen zu sprechen, ist unnötig“, wird Vorstandsmitglied Müller darin zitiert. Man könne korrekte Wörter in der alltäglichen und technischen Sprache nutzen, ohne dabei Rassismus zu bedienen.

(Mannheimer Morgen, 12.9.20, Seite 18)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2020 um 02.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44294

»Auch Stunden nach ihrem Verschwinden herrscht weiter Unklarheit über das Schicksal der Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa in Belarus (Weißrussland).«

(berliner-zeitung.de, 07.09.2020)

Unbeholfene Lösung eines Problems, das man ohne Not selbst geschaffen hat. Galeria Kaufhof hat es vor Jahren vorgemacht: »SALE [reduziert]«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2020 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44285

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43976

Seit wann schreibt eigentlich der SPIEGEL das Adjektivattribut schwarz groß? Wer liest denn so etwas noch?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2020 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44282

Am meisten erstaunt mich die Meßgenauigkeit von 1/10 mm. Na gut, sie ergibt sich rein rechnerisch bei der Durchschnittsbildung. Das wäre noch akzeptabel, wenn die Einzellängen wenigstens millimetergenau wären. Aber ist das realistisch?

Die Länge schwankt je nach Außen- und Körpertemperatur bei ein und demselben Mann um 50% und mehr, Ich weiß das, weil ich gern im Norden Urlaub mache, vor allem im Winter, bei bis zu -40°C im Schatten und über 80°C in der Sauna. Haben Afrikaner da einen Heimvorteil? Die Länge hängt auch vom Alter und davon ab, ob man selbst oder ein Arzt oder eine jüngere Krankenschwester sie mißt. Darf man das Lineal oder Bandmaß leicht andrücken, darf man etwas ziehen oder muß er berührungslos frei hängen? Wo auf den Millimeter genau soll der Anfang sein?

Die ganze Messung muß also genau normiert und beschrieben werden, und wo das nicht der Fall ist, kann man den Ergebnissen leider nicht trauen.

Aber interessant wäre es schon, vor allem wenn man dazu auch noch die Nasenlänge hätte. Da soll es ja eine Korrelation geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2020 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44281

Wie den News zu entnehmen ist, hat Heidi Klum, die jede Woche etwas zeigt, was sie bisher noch nicht gezeigt hat, manchmal sogar alles, die Angabe ihres Ehemanns bestätigt, einen 24 cm langen Penis zu besitzen. In diesem Zusammenhang wurde auch auf Richard Lynn verwiesen, den bekannten Rassenvermesser.

Philippe Rushton und Richard Lynn behaupten, das nördliche Klima habe höhere Intelligenz und daher größere Gehirne seligiert, mehr Zusammenarbeit und weniger Konkurrenz zwischen den Männern, daher weniger Testosteron und daher wiederum kleinere Penisse. Schwarzafrikaner folgen der r-Strategie der Vermehrung: viele Nachkommen, wenig Fürsorge. Kaukasier und vor allem Mongolide umgekehrt K-Strategie: wenige Kinder, viel Fürsorge.
Die Isländer haben es besonders schwer, daher sind ihre Penisse 2,5 cm länger als die der Norweger. Das ist mir in Reykjavik auch gleich aufgefallen. Mal im Ernst: Wie sind die detaillierten Angaben über so viele Völkerschaften eigentlich gewonnen worden? Wer hat die Nordkoreaner vermesssen und das Ergebnis veröffentlicht? Selbsteinschätzung greift regelmäßig zu hoch (wenn auch nicht so hoch wie die Klums), wenigstens darin gleichen sich die Rassen: https://lesacreduprintemps19.files.wordpress.com/2012/03/an-examination-of-rushton_s-theory-of-differences-in-penis-length-and-circumference-and-r-k-life-history-theory-in-113-populations.pdf

Daß Schwarzafrikaner nicht viel Intelligenz brauchem, liegt nach Rushton u. a. daran, daß ihnen die gebratenen Heuschrecken in den Mund fliegen, während wir Mittelfranken mit Mühe den steinigen Acker bestellen. Wir können uns das Rumliegen und Schnackseln einfach nicht leisten.

Die Anthropometrie hat auch sehr verschiedene Zungenlängen festgestellt, und manche Sprachwissenschaftler wollen gewisse Aussprachegewohnheiten und daher auch Sprachmerkmale darauf zurückführen. Das wird aber in den gängigen Lehrbüchern gar nicht erst erwähnt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.08.2020 um 18.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44232

Es ist erstaunlich, daß Pippi Langstrumpfs „Südseekönig“ noch nicht ins Feuer der Dekolonialisierer geraten ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2020 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44229

In der Neubearbeitung von Pauls Deutschem Wörterbuch 1992 wird zu „Neger“ behauptet, „Neger“ werde „heute selten ohne Wertung gebraucht“. Dann heißt es:

„Dieses Tabu [? von einem Tabu war gar nicht die Rede] ist wohl auch eine Reaktion auf den Gebrauch des Wortes in der Nazipropaganda, wo z. B. Juden als negerisch und der Jazz als Negermusik verunglimpft wurden.“

Die Verunglimpfung setzt schon voraus, daß das Wort abwertend gebraucht wurde. Es gab zwar die abwertende Beurteilung der Neger, aber das Wort wurde noch bis in die 80er Jahre und darüber hinaus neutral gebraucht. Vor allem aber: Die Tabuisierung des Wortes und seiner Entsprechungen in anderen Sprachen war doch keine deutsche Besonderheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2020 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44222

„Sea-Watch 4“ sucht Hafen für 200 Geflüchtete (SZ 24.8.20)

Woher weiß die Zeitung, daß die jungen Männer geflüchtet sind? Später heißt es: Viele Tunesier verlassen ihr Land, weil es unter einer Wirtschaftskrise leidet.

Die Schlepperei hat viele Komplizen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2020 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44151

John Wayne, der 1939 im John Ford-Western „Stagecoach“ in wilder Verfolgungsfahrt vom Dach der Postkutsche herab Apachen meuchelt...(SZ 20.8.20)

Er meuchelt sie nicht, sondern knallt sie ab. Übrigens hat der vielseitige Garry Wills in „John Wayne’s America“ den Film gründlich analysiert, bis in den Aufbau einzelner Bilder hinein. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42286)

Das unbedenkliche Erlegen von Indianerrudeln in klassischen Western befremdet uns heute einigermaßen. Noch Elvis Presley stieß auf Schwierigkeiten, weil er in einem seiner schlechten Filme ein Halbblut spielte. Das vergißt man heute oft wegen der weitgehenden Konzentration auf Schwarze. Die spielten in den Stummfilmkomödien meistens komische Randfiguren: glotzende, gespensterfürchtende Tölpel, ein ganz anderes Klischee als das der Indianer. Man denke auch an die Minstrel-Shows.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2020 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44147

Nachdem Knorr künftig eine "Paprikasauce Ungarische Art" anbieten will, haben auch Homann und Bautz’ner angekündigt, Soßen umzubenennen. Edeka prüft diesen Schritt noch. (19.8.20)

Welche Soßen? Das wird schon gar nicht mehr gesagt, es sind wahrscheinlich Z-Soßen.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) forderte nach der Umbenennung einen ähnlich bedachten Umgang mit der Sprache auch in Restaurants. "Gute Gastfreundschaft ist geprägt durch eine respektvolle Beziehung zwischen Gastgeber und Gast. Dazu gehört die passende Wortwahl, die nicht verletzend und diskriminierend sein darf", sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges.

Da ist kein Halten mehr, das war vorauszusehen. Die Gastwirte haben ja im Augenblick auch genug Zeit, ihre Speisekarten zu ändern usw. Viele werden ohnehin aufgeben, und ob der Restaurantbesuch je wieder die alte Höhe erreicht, ist fraglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2020 um 13.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44145

Aber wie kurz? Ich wollte gerade darauf hinaus, daß "kurz" etwas anderes bedeutet, wenn es distinktiv ist. Gerade die vielen polnischen Studentinnen, die ich hatte, zeigten die typischen Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von Polen und Pollen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.08.2020 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44144

Ein viel häufigeres Beispiel: polnisch Katowice, deutsch Kattowitz. Polnische Vokale sind kurz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2020 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44141

Seit meiner Kindheit weiß ich, daß die Russen böse sind. Dazu gehört auch die Erinnerung, die ich hier berichtet habe: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1289#22251.

Nur halb scherzhaft sagte man "Die Russen kommen!", wenn es irgendwo knallte.

Die Vorbildlichkeit der Amerikaner stand außer Frage und wurde zum Beispiel durch Lektüre von "Reader’s Digest" (auf deutsch natürlich) gefestigt. Die Reeducation der Erwachsenen war unsere Education.

Das sind Prägungen, die man überwinden kann, aber nicht los wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2020 um 03.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44140

Lukaschenka (weißrussisch, FAZ), Lukaschenko (russisch, SZ).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2020 um 02.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44139

Kurz zusammengefaßt:

auf russisch: russkij/belorusskij yazyk
auf weißrussisch: ruskaja/belaruskaja mova
auf PC-deutsch: russische/belarusische Sprache
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2020 um 01.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44137

Russen schreiben beide Adjektive, "russisch" und "weißrussisch", mit Doppel-s, soweit gilt das eben Gesagte.

"Russe" ist auf russisch aber ein substantiviertes Adjektiv (russkij), während "Weißrusse" ein direkt vom Landesnamen "Belorus" abgewandeltes Substantiv ist, Deshalb kann dieses Wortpaar hier nicht als Beleg dienen.

Aber mit dem ersteren Paar "russisch"/"weißrussisch" ist der Widerspruch zum offiziellen deutschen Ansinnen auch schon hinreichend bloßgestellt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2020 um 00.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44136

Die „Belarusisch-Deutsche Geschichtskommission“ verschweigt, daß „russisch“ ebenso wie „weißrussisch“ auf weißrussisch beides mit nur einem s geschrieben wird.

Also nur im Deutschen soll der Unterschied von „russisch“ und „(bela)rusisch“, „Russe“ und „(Bela)Ruse“ gemacht werden.
Weißrussen hingegen schreiben beides mit nur einem s, Russen schreiben beides mit Doppel-s.

Langsam macht sich Deutschland mit seinem Gehabe und Getue international lächerlich.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.08.2020 um 20.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44134

Es handelt sich sehr wahrscheinlich um eine Entscheidung, die zentral bei der dpa gefällt wurde, nachdem dort entsprechende »Hinweise« eingegangen waren.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.08.2020 um 20.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44133

Schon, aber damit haben Sie sich nun endgültig als Spielverderber erwiesen! Denn es geht bei der ganzen Umbenennungsaktion doch gerade darum, jegliche Assoziation mit Russland (im Sinne der heutigen Russischen Föderation oder auch irgendeiner Vorstellung von einem Großrußland) auszumerzen.

Welche Ableitungen die deutsche Sprachgemeinschaft im Laufe der Zeit von Rus usw. gefunden hat, geht andere Sprachgemeinschaften eigentlich nichts an. Wenn aber die »Belarusisch-Deutsche Geschichtskommission« zur Sprachreinigung aufruft (https://live.geschichte-historyja.org/site/assets/files/1/200715_pressemitteilung_geschichtskommission_by_de.pdf), kann sie auf die servile Unterstützung deutscher Medien zählen.

Es muß eine Mischung aus Ponyhofnostalgie und Besserwisserei sein, die Redakteure (Redigierende?) anno 2020 dazu bestimmt, solche Anregungen begierig aufzugreifen und unverzüglich zu exekutieren.

(»Fun Fact« am Rande: Putin, Lukaschenko & Co. ist es schnurzpiepe, welche sprachlichen Verrenkungen man sich in deutschen Redaktionsstuben selbst verordnet, um zur Weltverbesserung beizutragen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2020 um 17.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44132

Bus, Krokus, Sinus usw. werden auch mit kurzem u gesprochen, warum also Belarus nicht genauso mit einem s schreiben und trotzdem kurz sprechen?

Etwas anderes ist es mit den Ableitungen (Einwohnerbezeichnung, Adjektiv), da muß man wie bei den Bussen auch der Belarusse, belarussisch schreiben, wenn das u kurz sein soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2020 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44131

Also wie in Belaruss?

Soweit ich weiß, ist die Vokalquantität im Russischen, Weißrussischen, Polnischen, Ukrainischen anders als im Tschechischen nicht distinktiv, folglich kann man weder von kurz noch lang sprechen, weil es von der Position und Emphase abhängt, wie lang ein Vokal gesprochen wird. Dafür gibt es die bekannte Vokalabschwächung in Nebentonsilben.

Ich lasse mich aber gern belehren.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.08.2020 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44130

Belarussische Grammatik: belaruski (belarussisch); ruski (russisch); beide mit einfachem s, weil das belarussische u kurz ist. Folglich ist im Deutschen belarussisch und russisch richtig geschrieben, weil nur so das kurze deutsche u wiedergegeben werden kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2020 um 14.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44129

Vermutlich braucht man die Staatsnähe gar nicht zu bemühen, der Herdentrieb genügt, ist auch leichter nachzuweisen, vor allem bei Sprachregelungen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.08.2020 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44128

Der Mann auf der Straße in Minsk ist sicher nicht gefragt worden, aber vermutlich hat die Regierung, die er nicht gewählt hat, diplomatisch interveniert. Man weiß im Ausland um die Staatsnähe der deutschen Medien.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2020 um 01.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44123

zum von Hern Metz verlinkten ZDF-Artikel:

Fazit: Umgangssprachlich ist der Begriff "Weißrussland" okay, politisch ist er problematisch – viele Belarusen haben ein Problem damit, wenn sie als Teil von Russland angesehen werden.

Wurden sie überhaupt gefragt? Ich habe den Verdacht, nicht viele Weißrussen haben ein Problem, sondern ein paar politisch besonders brave Deutsche haben es, und sie möchten den Weißrussen auch gern eins andichten.
Haben Deutsche ein Problem, wenn Esten und Finnen sie nach den Sachsen, Franzosen sie nach den Alemannen und Slawen, Ungarn und Nahoststaaten sie Nemet (bzw. hiervon leicht abgewandelt) nennen?

Wer kümmert sich um den offiziellen Namen oder die Eigenbezeichnung anderer Länder außer wieder mal die hyperkorrekten Deutschen?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.08.2020 um 20.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44122

Das ist wahr. Demnächst also von Knorr: Pilzsoße Belarusische Art.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.08.2020 um 20.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44121

Nicht unbedingt, denn »Jagende« sind per se böse Menschen. Das Wort könnte also »negativ interpretiert« werden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.08.2020 um 19.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44120

Aber als Jäger*innensoße hat sie doch Zukunft?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.08.2020 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44118

Richtig. Aber wenn dieser Irrsinn so weitergeht, wird auch der »Jägersoße« kein langes Dasein mehr beschieden sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2020 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44116

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24199

Der kleine Verein hat sieben Jahre später sein Ziel erreicht.

Der Lebensmittelhersteller Knorr reagiert auf die Namenskritik an seiner "Zigeunersauce". Künftig soll der Grill-Klassiker mit einem neuen Namen im Supermarktregal stehen.
Vor dem Hintergrund der Diskussion über rassistische Namen und Begriffe wird die „Zigeunersauce“ der Marke Knorr umbenannt. "In ein paar Wochen finden Sie diese als ´Paprikasauce Ungarische Art´ im Regal", teilte der Mutterkonzern Unilever auf Anfrage der "Bild am Sonntag" mit. "Da der Begriff "Zigeunersauce" negativ interpretiert werden kann, haben wir entschieden, unserer Knorr Sauce einen neuen Namen zu geben."
(16.8.20)

Es gäbe bessere Gründe, die überwürzte Pampe, mit der die Zigeuner nichts zu tun haben, umzubenennen.

Allerdings ist der neue Name unhandlich und hat im Alltag keine Chance. Er ist auch tautologisch, denn im deutschen Küchen-Code ist es sowieso ungarisch, wenn Paprika drin ist. Mit Pilzen ist es Jäger, mit Ananas Hawaii.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.08.2020 um 13.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44114

Es gibt eben Sprachen wie z.B. das Spanische, Polnische und offensichtlich auch das Belarussische, in welchen alle Vokale kurz gesprochen werden (außer sie werden im Tschechischen durch Akzent als lang gekennzeichnet). Im Deutschen brauchen wir für kurze Vokale eine Konsonanten-Verdoppelung, wie sie offensichtlich auch im Russischen besteht.

Übrigens: Im Kroatischen wird betontes e zu ije: bijelo (weiß), lijepo (schön), rijeka (Fluß) usw.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.08.2020 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44111

Bei aller Gehorsamkeit vergessen unsere politisch braven Medien auch, oder sie wissen es nicht, daß "Belarus" in Weißrußland wie auch auf russisch nicht wie das Hundebellen, sondern etwa wie "Bjelarus" ausgesprochen wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.08.2020 um 01.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44106

In der DLF-Sendung „Sport am Samstag“ vom 15.8.20 kam um 19.27 Uhr ein Bericht (Autor Robert Kempe), in dem der Sprecher die Wörter Belarus, belarussisch und Belarussen (so durchgängig in der Textfassung auf der Internetseite) stets deutlich hörbar mit langem u aussprach, als stünden sie so in seiner Textvorlage (in der Reihenfolge des Auftretens):

- der belarusische Präsident
- von der belarusischen Menschenrechtsorganisation
- des belarusischen Fußball-Klubs
- viele Belarusen
- mit der belarusischen Hauptstadt
- die belarusische Regierung

Der s-Laut war nicht ganz so deutlich auszumachen, hörte sich aber meist stimmhaft an, zumindest stimmhafter als in dem auch vorkommenden Wort russisch. Andere Sprecher des DLF in der gleichen und in früheren Sendungen von heute sprachen jedoch immer (meist auch Belarus) mit kurzem u und stimmlosem s.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.08.2020 um 23.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44105

Laut Belarussischer Grammatik ist Belaja Rus (Weiße Rus) die alte Bezeichnung für Belarus.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.08.2020 um 20.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44104

Wie lange dauert es wohl noch, bis jemand – zum Schutze der Österreichenden – verlangt, daß die englische Bezeichnung für die Alpenrepublik nicht mehr verwendet wird, um eine Verwechslung mit Australien auszuschließen?

Die Medien kennen seit neuestem nur noch »Belarussen«. Klar, bei »Weißrussen« würden die Leser automatisch denken, daß es sich um Einwohner jenes Landes handelt, das amtlich »Russische Föderation« heißt. So dumm sind die Leute nämlich. Sie denken auch, daß das Land Niedersachsen ein Teil des Freistaats Sachsen wäre. Bei »Belarussen« hat niemand die Assoziation mit Russen. So einfach kann man ein Problem lösen, das es gar nicht gibt. Gratulation!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2020 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44103

Ich bin übrigens im Kreis Bela Woda geboren...

Als Kind war ich mal zu Besuch dort und erinnere mich noch genau, wie ich das zweisprachige Ortsschild von Weißwasser entzifferte. Zu den "Söhnen und Töchtern" der gebeutelten Stadt (hauptsächlich Eishockeyspieler) gehört MdB Tino Chrupalla. Aufgewachsen ist er in meinem Geburtsort Krauschwitz (sorbisch "Birnendorf").
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.08.2020 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44102

Wie wäre es mit Helvetischer Föderation statt Schweiz? Aber erst einmal sollten sich die dozilen Medien vornehmen, russisch überall da durch russländisch zu ersetzen, wo nicht von der Sprache die Rede ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.08.2020 um 06.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44101

Ganz einfach, es klingt zu sehr nach »Russland«. Allerdings klingt »Russland« auch arg nach »Russland«. Ein ganz besonderer Leckerbissen für Korrekte, die meinen, durch die Umbenennung die empfindsamen »Belarusen« schützen zu müssen. Das sind dieselben Leute, die sich krampfhaft vornehmen, Holland immer und überall als »Niederlande« zu bezeichnen, dann aber grammatisch daran scheitern.

Immerhin beruhigt uns das ZDF in einem Erklärtext, daß »Weißrußland« umgangssprachlich »sicherlich okay« ist. (Wie lange noch?) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/weissrussland-bezeichnung-belarus-100.html

Mal sehen, welcher Staat als nächstes – pardon: als Nächstes dran ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2020 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44100

Was ist eigentlich gegen Weißrußland, weißrussisch einzuwenden? Belarussisch ist weder Fisch noch Fleisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2020 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44099

Darf Trump überhaupt Präsident sein? Ist er nicht eigentlich Deutscher? "Ich werde mich darum kümmern."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2020 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44093

Frau Harris bezeichnet sich allerdings selbst als "black woman", wie ich gestern aus ihrem Munde hörte. Dann ist das also keine offene Frage mehr.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.08.2020 um 14.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44078

Die spinnen, die US-Amerikaner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2020 um 09.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44075

Ist Kamala Harris eine "schwarze Frau" (n-tv)? Was würde ihre tamilische Mutter dazu sagen? (Die vermutlich auch recht dunkel ist).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2020 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44028

Vgl. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=940#11048

Die Anknüpfung hat ergeben, daß diese Einträge nicht unter "Jede und jeder" stehen, wohin sie eigentlich gehören. Deshalb will ich hier nur noch dies zitieren:

Winfried Kretschmann missfällt der Trend zur geschlechtergerechten Sprache. (t-online)

Man sollte „angeblich“ oder „vermeintlich“ hinzufügen. Niemand ist gegen Geschlechtergerechtigkeit. Nur ob die Sprachmanipulation dem guten Zweck dient, steht in Frage.

Warum erwähnen die BLM-Demonstranten nie, daß wir die Schwarzen nicht mehr N... nennen?

In der SZ zum Wochenende denkt jemand drei Seiten lang über sein "Weißsein" nach, richtig vorbildlich.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 02.08.2020 um 19.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44027

Es gibt noch Vormundin und in der Schweiz Beiständin. Duden online verzeichnet Schlaumeierin, aber nicht Angstmeierin, Kraftmeierin, Schwindelmeierin und Vereinsmeierin. Wie wäre es mit Schlaumeier als Femininum? Schließlich tragen auch Frauen den Familiennamen Meier.

Außerdem verzeichnet Duden online Miesepeterin (wie wäre es mit Miesepetra oder Miesepetrine?), Lügenboldin und Zirkusclownin, es besteht aber noch Nachholbedarf – Saufboldin, Lügenpeterin, Nölpeterin, Klassenclownin, Musicalclownin, Musikclownin und Pausenclownin fehlen, auch Baritonistin und Blanquistin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2020 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44019

Übrigens ist wieder einmal zu beobachten, daß solche Übernamen oft nach dem Muster der Possessivkomposita (Bahuvrihi) gebildet sind. Die werden seit alters nicht moviert. Auch die rosenfingrige Eos heißt also bei Homer rhododaktylos ("Rosenfinger").
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.07.2020 um 16.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44015

Stimmt. Und wie ist es mit der Glatzköpfin?
Medizinisch wohl selten, aber, wie ich annehme, immerhin häufiger als das dritte Geschlecht (mit oder ohne Kopfhaare).

Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, an jede Personenbezeichnung, wenn sie nur grammatisch männlich ist, im Falle einer Frau ein -in anzuhängen.
Menschin sagt man ja (noch) nicht. Spricht man von einer Köpfin? Kürzlich fiel mir in den Nachrichten auf, daß eine Frau "Kopf" irgendeines Vorstandes sei.
Also wohl auch (noch) keine Köpfin bzw. Glatzköpfin, wenn es den Genderer*innen auch schwerfallen oder unverständlich sein muß.

Andererseits sind Rat oder (Vor-)Stand genausolche Wörter wie Kopf, trotzdem gibt es schon Rätinnen und auch Vorständinnen. Alles nur eine Frage der Zeit?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2020 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44014

Aber Herr Riemer! Neger*innenkuss!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.07.2020 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44013

Das Wort Glatzkopf wird zwar lange nicht so verteufelt wie Neger, aber ich glaube, daß die meisten Glatzköpfe es dennoch als unfreundlich bis beleidigend auffassen würden, so genannt zu werden.

Trotzdem wird das Wort als solches nicht zum verbotenen G-Wort abgestempelt. Zum Beispiel wird der Seckenheimer Wasserturm (Ortsteil von Mannheim) im Volksmund „liebevoll“ Glatzkopf genannt, das behaupten jedenfalls die lokalen Medien ständig

So müßte man ein beliebtes Gebäck eigentlich auch „liebevoll“ Negerkuß nennen dürfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2020 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44001

Scrabble-Hersteller Hasbro streicht 225 Wörter aus der Liste des Erlaubten, darunter das N-Wort. Können Wörter an sich, außerhalb jeder Verwendung, „beleidigend“ sein? Anders gefragt: Wer wird beleidigt, wenn ein Wort im Wörterbuch steht, ohne im aktuellen Sprechakt auf jemanden bezogen zu werden?
Nebenwirkung: Wenn man die Liste des Verbotenen auswendig lernt, werden sich die inkriminierten Wörter jedesmal aufdrängen. Auch der „Mohr“ hat ja gerade durch die Kritik eine Auferstehung erlebt.
Der Vorfall bestätigt, was ich über die Unwiderstehlichkeit der Gruppendynamik gesagt habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2020 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43976

Die SZ hat heute einen ganzseitigen Artikel über Ulysses S. Grant, den sie ja auch neulich vom Sockel gestürzt haben. Die Revolution frißt ihre Kinder. Demnächst ist Frederick Douglass dran, der zwar ein schwarzer Sklave war, aber Grant gerühmt hatte.

Ich lese, daß viele "Schwarze Menschen" in Deutschland das S in Schwarz groß schreiben. Wirklich? Oder sind es nur die Vereinsmitglieder, die sich für das Ganze halten? Auch sonst gibt es diese vage Statistik: "Viele fühlen sich diskriminiert", z. B. durch das Wort Mohrenwäsche, das so gut wie nie vorkommt.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 08.07.2020 um 01.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43872

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43867:

Die Abschaffung der Sklaverei geht in der Tat auf die Briten zurück. In weniger strenger Form wurde sie aber in der Form der (nur teilweise freiwilligen) Indentur beibehalten und machte auch vor Briten oder Iren nicht halt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2020 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43871

Herr Virch hat es wieder mal auf den Punkt gebracht. Unsere Ursünde (der religiöse Ton ist durchaus angemessen) hat auch einen Namen: das Weißsein.

Die einzigen, die ohne Schuld sind, sollten auch erwähnt werden: die MitarbeiterInnen der Zentralstelle für Vorurteilsverurteilung (oder wie auch immer sie sich nennt).

Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fsein
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.07.2020 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43867

Schon die DDR ersetzte den Führerschein durch die Fahrerlaubnis. Und ja, nicht die Sklaverei, sondern deren Abschaffung war im wesentlichen eine britische Idee und Errungenschaft.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.07.2020 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43866

Es ist ein bißchen wie mit dem Gangster-Rap. Wo schwarze Ghettos fehlen, tut es auch Kleinmachnow. Am meisten Spaß macht das aktuelle Feindbild deutscher Antirassisten: die alten weißen Männer. Sie stehen für die Ausbeutung und Unterdrückung schwarzer Massen, und alte weiße Männer haben wir genug. Und daß es in Deutschland noch nie schwarze Massen gab, ist für deren Unterdrücker keine Entschuldigung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2020 um 08.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43865

Was die USA betrifft, habe ich durchaus Verständnis für die symbolischen Aktionen, mögen sie auch übertrieben sein und unfreiwillig Trump zu billiger Munition verhelfen. Bei uns wirkt vieles aufgesetzt. Natürlich gibt es Konflikte mit Ausländern und auch Vorurteile gegenüber anderen R...n. Aber wir leben nicht in einer segregierten Gesellschaft und haben nicht das Erbe, das die USA so grundlegend durchzieht.

Jene Broschüre bezeugt es ja, wie künstlich man sich hier aufregen muß, um nicht hinter den Vorbildern zurückzubleiben.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 07.07.2020 um 03.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43863

Es ist ja noch viel schlimmer.

Die Sklaverei ist keine US-amerikanische oder britische Erfindung, sondern geht weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Viele der antiken Autoren, die beispielsweise "Boris" Johnson so gerne zitiert, waren ihrerseits Sklavenhalter und haben ihre Frauen wie Vieh behandelt.

Anders gesagt, die hierarchische Herren-Sklaven-Beziehung war und ist im allgmeinen Bewußtsein als historische Tatsache ebenso vorhanden wie die weniger grausame Herren-Diener-Beziehung. Die Entwicklersprache bezieht sich nur auf diese Hierarchie. Man darf gespannt sein, wie ein Unternehmen wie MasterCard darauf reagiert. Oder die Universitäten! Werden "Master"-Abschlüsse künftig in "Leader" umbenannt? Und wie werden die deutschen Universitätsverwaltungen ihre Sprachpolizei anpassen?

Sie träfen dabei auf schier unlösbare Probleme, denn der Wortstamm "führ" läßt sich nicht ohne Probleme aus dem Sprachgebrauch löschen: Zugführer, Fremdenführer, Führerschein, Führungsschiene, vorführen, weiterführen, Führungskraft usw.

Sie schreiben: "Nie war es leichter, sich einer ernsthaften Debatte über Rassismus zu entziehen wie heute." Volle Zustimmung, aber was kann man tun, wenn die linken und rechten Ränder den öffentlichen Diskurs vereinnahmt haben?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.07.2020 um 00.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43862

Twitter geht künftig gegen rassistische IT-Begriffe vor: Am Donnerstag veröffentlichte das Unternehmen eine Liste mit bisher üblichem Programmiervokabular, das die Mitarbeiter künftig nicht mehr verwenden sollen. Einige Bezeichnungen im Code repräsentierten nicht die Werte des Unternehmens, teilte Twitter mit.

Unter anderem sollen die Bezeichnungen "Master" und "Slave" aus der Entwicklersprache verbannt werden und durch "Leader" (Anführer) und "Follower" (Anhänger) ersetzt werden. Denn "Master" und "Slave" bezeichnen eben nicht nur, wer in einer Programmstruktur den Takt angibt, sondern erinnern auch an das dunkle Kapitel der Sklaverei in den USA.

(spiegel.de, 03.07.2020)

Wie schön, daß das Wort »leader« die Werte von Twitter repräsentiert (»Follower« sowieso, das ist ja klar). Allerdings sind die wohlmeinenden Übersetzungen »Anführer« und »Anhänger« keineswegs zwingend. Ein deutscher Zwitscherer könnte ganz andere Assoziationen haben. Wie weit sind »Master« und »Slave« auf Twitters Werteskala eigentlich von »Führer befiehl, wir folgen dir« entfernt? Zum Glück braucht diese Frage nicht beantwortet zu werden, denn selbstverständlich kommt im deutschsprachigen Raum heute niemand auf die Idee, englische Begriffe in die eigene Sprache zu übersetzen.

Entlarvend ist das Argument, irgendein Wort »erinnere« an ein dunkles Kapitel der Geschichte. Das geht natürlich gar nicht! Wie war das noch mal mit der Schlußstrichmentalität?

Morgen wird Beate Uhse verkünden, sämtliche SM-Artikel aus dem Sortiment zu nehmen, weil sie die Werte des Unternehmens nicht repräsentierten.

Nie war es leichter, sich einer ernsthaften Debatte über Rassismus zu entziehen wie heute.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2020 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43858

In den USA wird Kolumbus vom Sockel gestoßen. Das muß ein tolles Gefühl sein, schon darum lohnt es sich. Früher glaubte man, daß unsere Vorfahren ebenso ein Recht auf Irrtum hätten wie wir. Neuere Forschungen haben ergeben, daß das nicht zutrifft: Wir haben recht, sie nicht.
Schon länger ist bekannt, daß Amerika 1492 von den Europäern nicht entdeckt, sondern infiziert wurde.
Nicht nur die christliche Missionierung im Zuge des Kolonialismus steht zur Diskussion, sondern die Christianisierung überhaupt. In der nordhessischen Volksschule (Religion oder Heimatkunde?) hörten wir die schöne Geschichte vom heiligen Bonifatius (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1544#26317), der in der Nähe, nämlich in der Gegend von Fritzlar die Donar-Eiche fällte, um den blöden Germanen zu beweisen, daß sie den falschen Gott anbeteten. (Vorbild Moses im AT: Unser Gott ist stärker als eurer.) Heute würde man ihn wegen Störung des Religionsfriedens anzeigen. Die Schändung religiöser Stätten überlassen wir den Islamisten. Aber die Missionsgeschichten sollten wir vorbildlich finden, das war damals so. (Wir müssen auch schon sehr früh gehört haben, daß Hitler zwar böse war, aber die Arbeitslosen von der Straße geholt und die Autobahnen gebaut hat; das fällt mir noch heute als erstes ein, so bin ich geprägt.)
Was haben unsere Vorfahren den Neandertalern angetan? (Und umgekehrt? Wie kommen deren Gene in unser Genom? Da stimmt doch etwas nicht.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.07.2020 um 11.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43857

Die Aushöhlung des First Amendment durch die großen Monopole nimmt immer groteskere Formen an: Amerikanische Youtuber sehen sich gezwungen, den Begriff coronavirus durch roni rona zu ersetzen, weil ihre Videos andernfalls gelöscht werden könnten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2020 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43852

Ein altes Problem ist, daß die Zuwanderer, deren selbsternannte Fürsprecher so hochempfindlich auf deutsche Gewohnheiten reagieren, größtenteils solche Skrupel nicht kennen. Sie sind ganz unbefangen rassistisch und stellen das Hauptkontingent der Antisemiten. Wir werden ermahnt, das als ihre unantastbare Eigenkultur hinzunehmen. So auch den "Islamismus", zu dem die Broschüre treuherzig vermerkt: "Islamismus bedeutet lediglich die Verknüpfung von Politik und Religion." Wir wissen, was Islamismus bedeutet. Die von ihm angestrebte Verbindung ist verfassungswidrig, ob verboten oder nicht (s. ebendort).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2020 um 04.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43851

Vielen Dank, Herr Schardt, für den Link!

Die Broschüre überrascht nicht nur durch ihre Radikalität, sondern auch deshalb, weil die tadelnswerten Wörter großenteils so gesucht wirken. Es scheint gar nicht so viele zu geben.

Es gibt in unserer Gesellschaft kaum jemanden, der das Treiben dieser Interessengruppen öffentlich zu kritisieren wagt. So können sie ungestört ihr abenteuerliches Unwesen treiben.
Beispiel:

Fahrendes Volk – Nomaden, Verwendung des Eigennamens der konkreten Gesellschaft
Fremdbezeichnung, generalisierend


Da haben die „Schwarzen Menschen in Deutschland“ wohl etwas in die falsche Kehle gekriegt.

Über Dschungel mußte ich lachen. Während sonst der Herkunft und Entstehungszeit nachgespürt wird, soll das bei Dschungel nicht gelten. Auf meinem Stadtplan von Delhi, den ich viel benutzt habe, steht in den Randgebieten (wo heute natürlich alles voller Hochhäuser ist) Open jungle (aus dem skr. jangala).

Sogar der Reichskristallnacht nehmen sich die People of Color an, weil sie sonst nicht viel haben. Als Quelle wird Susan Arndt/Antje Hornscheidt angegeben, exzentrisch, um nicht zu sagen exotisch (aber das steht auch auf dem Index). Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23441

Solche Spielchen treibt man an den deutschen Universitäten.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 04.07.2020 um 02.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43850

Zu http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43840

In britischen Medien ist oft von "Sub-Saharan" die Rede, was in bezug auf die Hautpigmentierung wohl halbwegs trennscharf ist. Damit handelt man sich aber das Problem ein, die Menschen, die mehrheitlich nördlich der Sahara und südlich von Lyon oder Rom wohnen und weder "schwarz" noch "hellbeige" (oder nach hauptkrebsförderndem Sonnenbaden "rosa") sind, einzuordnen.

Auch bemerkenswert:

Eine deutsche Staatsbürgerin und Deutschlehrerin mit dunkler Hautfarbe und US-amerikanischen Wurzeln, die zur Zeit mit ihrer Familie in den USA lebt, beklagt auf HR Info (https://www.hr-inforadio.de/podcast/das-interview/priscilla-layne–professorin–daphne-warren–deutschlehrerin-,podcast-episode-71482.html) als "Rassismus", daß andere Deutsche mit ihr auf englisch kommunizieren möchten. Das ist ein Problem, dem sich alle englischen Muttersprachler, ungeachtet ihrer individuellen Sprachkenntnisse, ausgesetzt sehen, zumindest für den Raum der germanischen Sprachen. In den Niederlanden, Dänemark oder Schweden ist es nicht anders. Mit Rassismus hat das überhaupt nichts zu tun, aber dem "Journalisten" bei HR Info kam es nicht einmal in den Sinn, kritisch nachzufragen – er hat den "Rassismus" einfach als gegeben hingenommen.

Die beiden Interviewpartnerinnen verwenden übrigens durchgehend "Person", ganz im Sinne der Sprachpolizei.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 02.07.2020 um 19.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43840

Übrigens: Gibt es denn Schwarzafrikaner? Da kommen eine Menge Gegenargumente in den Sinn, alle aus dem Vorrat der Sprachreiniger.

"Schwarzafrikaner" kommt schon auf den Index:
https://www.uni-hamburg.de/gleichstellung/download/antirassistische-sprache.pdf
Seite 14:

"Schwarzafrikaner_in"
Abwertend, Begriff entstand in der Kolonialzeit, generalisierend

stattdessen:
Schwarze_r, Person of Color (PoC),
ggf. je nach Person Afrodeutsche_r,
Schwarze_r Deutsche_r,
Afroamerikaner_in oder
Afrikaner_in, bzw. konkrete Benennung
des Herkunftlandes


Ein seltsames Gemenge von Alternativen, deren Unterschied zum inkriminierten Wort tlw. kaum zu greifen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2020 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43838

"zur Diskriminierung dienen" ist ein recht unbestimmter Ausdruck. Wir haben das am Beispiel "Zigeuner" diskutiert. Die Zigeuner genossen traditionell einen schlechten Ruf, die Gründe interessieren hier nicht. Aber die Bezeichnung selbst war nicht herabsetzend. Noch viel bezeichnender für die Nazis war die Hetze gegen die Juden, aber das Wort "Jude" war nicht herabsetzend, darum nennen sich die Juden noch immer so.

Die zunehmenden Sprachtabus beruhen auf der Verkennung dieses Unterschieds. Aber wie gesagt: selbsterfüllend, daher nicht aufzuhalten. "Neger" ist nicht zu retten. Dabei würde ich gern sagen, daß ich mich für die Literatur der Neger interessiere, so wie der weltberühmte Martin Luther King es noch sagen konnte.

Übrigens: Gibt es denn Schwarzafrikaner? Da kommen eine Menge Gegenargumente in den Sinn, alle aus dem Vorrat der Sprachreiniger.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.07.2020 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43837

Über die heutige Konnotation des Wortes sind wir immerhin einig. Über seine wissenschaftliche Unbrauchbarkeit vielleicht auch. Da es lange zur Diskriminierung gedient hat und gerade deshalb nun international in Gesetzen zum Schutz vor Diskriminierung verankert ist, ziehe ich zudem eine einst neutrale Verwendung in Zweifel. Ich wünschte, es stünde weiter für das, was damit angerichtet wurde. (Und nicht etwa für Islamkritik etc.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2020 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43835

Das Selbsterfüllende der Inkriminierung konnte man schon am Wort Neger beobachten. Martin Luther King kann man ja nicht vorwerfen, daß er mit der Verwendung dieses Wortes (z. B. in seiner berühmtesten Rede) die Schwarzen diskriminieren wollte. Aber mit der Verbreitung der Behauptung, es sei ein schlimmes Wort, wurde es ein schlimmes Wort und ist bis auf weiteres nicht mehr brauchbar.

Gestern hat Andreas Zielcke in der SZ sehr gut dargelegt, wie das Wort Rasse international in Gesetzen zum Schutz vor Diskriminierung verankert ist. Auch daß deren Verfasser keineswegs blöd waren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.07.2020 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43834

Ach so, was das "Schwammige" betrifft, denke ich, daß Sie dies einfach aufgrund Ihrer persönlichen Ablehnung so negativ formulieren. Man kann statt dessen auch sagen, der Begriff "Rasse" ist halt unscharf definiert. Prof. Ickler nannte schon das Beispiel "Blume". Möchten Sie dieses "schwammige" Wort denn auch abschaffen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.07.2020 um 22.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43833

Sie haben darin schon recht, daß man sich irgendwie gehemmt fühlt, Rasse in Verbindung mit einem oder mehreren konkreten Personen anzuwenden. Aber vielleicht liegt das gar nicht am vermeintlich schlechten Klang des Wortes, sondern es gehört einfach zu den sprachlichen Gepflogenheiten, daß man nicht sagt, "mein Freund gehört der afrikanischen Rasse an", sondern einfach "mein Freund ist Afrikaner". Dagegen empfinde ich den allgemeinen Gebrauch von Rasse im GG tatsächlich als völlig unbeschwert und natürlich. Ich denke, da, wo es paßt und einen notwendigen Platz im Vokabular ausfüllt, hat das Wort auch seine Berechtigung.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.07.2020 um 17.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43832

Man gewinnt Abstand zu einer ebenso schwammigen wie vorbelasteten Bezeichnung, Herr Riemer. Auf welche Menschen würden Sie sie denn unbeschwert und wertfrei anwenden?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.07.2020 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43829

Unfreiwillig komisch finde ich »ihre gewählte Selbstbezeichnung«. So was sollte einer Gesellschaft für deutsche Sprache nicht passieren. Die Selbstbezeichnung mag gewählt klingen, aber das ist hier ja nicht gemeint. Solche Fehler entstehen immer dort, wo man eine Konstruktion um ein Wort herumbastelt, das man als festen Terminus ansieht und deshalb nicht antasten möchte, in diesem Fall »Selbstbezeichnung«. (Theoretisch hätte man ja auch »so ihre selbstgewählte Bezeichnung« schreiben können.)

Derlei Hinweise – man könnte auch von Disclaimern sprechen – wird man jetzt häufiger antreffen. Man will ja nichts falsch machen. Lieber verzichtet man auf das Recht an der eigenen Wortwahl, als daß man eventuell irgend jemandem auf die Füße tritt. Eine Art rhetorische Selbstentmannung. (Pardon! So kann man das natürlich nicht sagen. Bitte ersetzen Sie das Wort durch irgend etwas, was Ihnen mehr zusagt.) Und so muß selbst einer nicht unbedingt kommentarwürdigen Formulierung wie »weiße Kulturschaffende« partout ein Hinweis auf die Eigenbezeichnung hinzugesetzt werden: »Bezeichnung s.o.« So werden die Texte von Mal zu Mal korrekter – und immer unlesbarer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2020 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43828

Im Fortgang der Tagung entwickelten »Kulturpraktiker/-innen of Color« (so ihre gewählte Selbstbezeichnung) in einer geschlossenen Atmosphäre Strategien zum Umgang mit rassistischer Sprachpraxis in ihrem eigenen Arbeitskontext. Weiße Kulturschaffende (Bezeichnung s. o.) wurden in einer Gruppe eingeladen, ihre eigene Sprachpraxis und den Umgang mit Sprache im eigenen Arbeitsfeld zu reflektieren.
(https://gfds.de/rueckblick-rassismuskritische-sprache-im-kulturbereich/)

Das hat bestimmt keine Zukunft. Man kann in deutsche Sätze nicht dauerhaft of Color einflechten, auch noch stets nachgestellt
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2020 um 03.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43826

Alice-Schwarzer-Hering?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.06.2020 um 20.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43825

In was sollte man den Bismarckhering umbenennen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.06.2020 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43824

Herr Virch: "das entscheidende Merkmal des Rassismus ist die Unterstellung der Minderwertigkeit anderer"

Genauso ist es. Aber es ist m. E. nicht das entscheidende Merkmal des Wortes Rasse, eine Minderwertigkeit auszudrücken. Die Sprache braucht ein Wort genau dafür, "augenfällige genetische Unterschiede innerhalb der Spezies Mensch wertfrei zu sortieren", und sei es nur dazu, um zu sagen, daß solche Rassenunterschiede nicht zur Diskriminierung führen dürfen.

Gäbe es das Wort Rasse nicht, müßte man dasselbe mit einem Synonym ausdrücken oder umschreiben. Was gewinnt man dadurch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2020 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43823

E = Eskimo. Es gibt aber noch mehr.

Die Sklaverei bei den edlen Griechen und Römern brauchte keinen Rassenbegriff (das wäre ja auch sinnlos gewesen, da es sich um Kriegsgefangene und deren Nachkommen handelte) und wurde so gut wie nie in Frage gestellt.

Die niederen, zum Dienen geborenen Kasten in Indien wurden nach der "Farbe" (varna = Farbe, Kaste) unterschieden, also nach der Rasse. Das geht in vedische Zeit und bis auf die indogermanische Eroberung des Subkontinents zurück. (Meine Quellen hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1240#43716)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.06.2020 um 10.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43822

Hätte der Begriff Rasse nur den Zweck, augenfällige genetische Unterschiede innerhalb der Spezies Mensch wertfrei zu sortieren, wäre tatsächlich nichts dabei. Er wird aber auf- und abwertend benutzt, rassistisch eben. Der Historiker Christian Geulen sieht den Rassismus der Moderne in engem Zusammenhang mit der Aufklärung. Angesichts der neuen Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit habe man für die millionenfache Sklavenhaltung der Zeit eine Rechtfertigung gebraucht und in der Anschauung gefunden, die schwarzen Sklaven seien keine vollwertigen Menschen. Er mag recht haben oder nicht, das entscheidende Merkmal des Rassismus ist die Unterstellung der Minderwertigkeit anderer. Dafür sind tatsächliche genetische Unterschiede nicht einmal nötig; die bloße Erfindung einer „parasitären Rasse“ hat schon als Begründung für ihre Ausrottung gereicht. Deshalb ist der Begriff nicht nur unscharf. Es gibt keine „Rassen“ in solchem Sinne. Leider hält ausgerechnet der Gutmensch verbissen an ihnen fest und wendet das Wort auf jede Nichtigkeit an.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.06.2020 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43821

N-, R- und Z- hab ich, aber welches war nochmal das verbotene E-Wort? Ich komm nicht drauf.

Es erinnert mich an meine Lieblingszeichnung von Ulli Stein:

Lehrer: Zwei Wörter möchte ich in dieser Klasse nicht mehr hören. Das eine ist "scheiße", das andere "geil".
Schüler: Schon klar, und welche Wörter sind das?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2020 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43819

Nur sind sich aber die Genetiker und Humanbiologen seit Längerem einig, dass die Menschen zwar verschiedene Nasen, Wangen, Ohren, Haar-, Augen- und Hautfarben haben mögen, dennoch aber genetisch einer einzigen Menschenrasse angehören. (Matthias Drobinski SZ 30.6.20)

Also gibt es doch Menschenrassen? Das weist Drobinski eigentlich zurück, aber nun kommt er zu der absurden Konstruktion einer einzigen Rasse. Sinn hätte es vielleicht, wenn er den Homo sapiens sapiens gegen ausgestorbene Rassen abheben wollte, die es nicht mehr gibt, aber mal gab. Der logische Knoten bleibt.

(Der Artikel ist überschrieben: "Abschied vom R-Wort". Man kann sich ein neues Gesetz vorstellen: Die Verwendung folgender Wörter ist untersagt: N..., R..., E..., Z.... Es gibt ja schon heute sprachwissenschaftliche Abhandlungen, die so korrekt sind, daß sie ihren Gegenstand nicht erwähnen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler , verfaßt am 30.06.2020 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43815

"Rasse" ist nicht wiederherstellbar, das ist mir auch klar. Viele weitere Wörter werden aus dem Verkehr gezogen, einfach durch den Verdacht. Das ist ja das Ärgerliche an der PC.

Ich habe mich hauptsächlich über die logische Kalamität geäußert, in die sich die Antirassisten begeben, wenn sie das Objekt ihre Fürsorge als nichtexistent erklären.

Obamas Wahl wurde gefeiert - warum eigentlich? (Mal abgesehen von seinen fachlichen Qualitäten.) Ich habe auch seine Autobiographie gelesen. Ohne gewisse Unterscheidungen kann man rein gar nichts verstehen, ebenso wie an Leben und Werk Martin Luther Kings.

Nach Ansicht der Rassisten ist jemand schwarz, wenn er auch nur einen Tropfen schwarzes Blut hat ("Kingsblood Royal"), während Unmengen weißes Blut einen Schwarzen nicht upgraden. Das ist der echte Rassismus.

Statt die Unterschiede, auf denen Diskriminierung beruht, für bedeutungslos zu erklären (aber eben nicht für nichtexistent), legt die "Charta der Vielfalt" (wie andere Beweegungen dieser Art) Wert darauf, sie bei jeder Gelegenheit hervorzuheben und eine ganz große Sache daraus zu machen. Man soll jeden Morgen in dem Bewußtsein zur Arbeit gehen, anders zu sein und diese Identität in das Unternehmen einzubringen wie eine unverlierbare Kostbarkeit (die nebenbei auch dem Umsatz zugute kommt...).

Logisch sauber und auch sonst sehr praktisch wäre es zu sagen: Es gibt offensichtlich verschiedene Menschenrassen und alle möglichen Mischungen – na und? Vor dem Gesetz sind alle gleich. Aber das geht nicht mehr, ich weiß.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 30.06.2020 um 01.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43813

Man müßte auch in Deutschland sehr viele Denkmäler entfernen sowie Straßen und Plätze umbenennen, weil sie mit Otto von Bismarck verbunden sind – wegen dessen herablassenden Äußerungen und seiner Politik gegenüber den Polen in Preußen. Ach, und da gibt es ja noch den Bismarckhering ...
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 30.06.2020 um 01.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43812

Meiner Ansicht nach ist der Gebrauch des Wortes "Rasse" in bezug auf Menschen im Deutschen unangebracht. Erstens hat sich der Sprachgebrauch auf Zuchttiere verengt, was wohl auch – aber nicht nur – auf die Verwendung durch die Nazis zurückzuführen ist. Zweitens sind wir ständig der Gefahr ausgesetzt, aus dem Englischen, besonders dem US-Englischen, stammende Begriffe kurzerhand ins Deutsche zu übersetzen, in diesem Fall "race", ohne die semantischen Unterschiede zu beachten, die sich unterschiedlichen historischen Erfahrungen verdanken.

Welcher "Rasse" gehört Obama an, welcher Theodor Ickler? In der ohnehin etwas schwammigen biologischen Taxonomie gilt die Fortpflanzungsbarriere als ein entscheidendes Kriterium. Kanadagänse können mit Feldgänsen zwar Nachwuchs zeugen, aber dieser Nachwuchs ist seinerseits nicht zeugungsfähig. Wer die einmal die Gänseschwärme im Norden Deutschlands beobachtet hat, wird feststellen, daß Gänse aller Art (sic!) sich in ihrem Sozialverhalten problemlos mischen, abgesehen von Aggressoren wie Nilgänsen. Ähnliches gilt für Enten oder Möwen.

Homo sapiens sapiens liegt unterhalb der Fortpflanzungsschwelle, und das hochentwickelte menschliche Gehirn, das immer noch viele tierische Merkmale trägt, ist einerseits immer noch anfällig für "tierische" Instinkte (z.B. Herdeninstinkt), darüber hinaus aber auch für spezifisch menschliche Reaktionen, die nicht zuletzt auf die Sprachfähigkeit zurückzuführen sind (Rhetorik).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2020 um 11.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43809

Bei den "guten Familien", die nur untereinander heiraten (Endogamie), um die Reinheit ihres Blutes zu wahren, spricht man zwar nicht von Rasse, aber ist es etwas anderes? Adel, Kasten...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2020 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43807

Das Streichen von Namen, Schleifen von Denkmälern, Tilgen von Bildern und anderen Erinnerungszeichen scheint mir unaufgeklärt und auch unklug zu sein. Am Fall Wilson kann man sehen, daß der Zeitgeist zur Beurteilung historischer Gestalten nur noch ein einziges Kriterium gelten lassen will. Das geht naturgemäß vorüber, eines Tages wird auch Wilson zurückkehren.

Die Konföderierten haben den Sezessionskrieg verloren, aber welchen Sinn hat es, ihnen 160 Jahre später auch noch moralisch den Prozeß zu machen? Damit kommt man selbst ohne jede Anstrengung fein heraus, aber sonst?

Wir sind dem Heldenkult entwachsen, oder? Dann müßte man aber auch zu der längst als pädagogisch sinnvoller geltenden Frage bereit sein: Wie hätte ich mich verhalten, wenn ich damals in der Situation XY gewesen wäre? Nicht mal zu diesem Minimum scheint man bereit zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2020 um 21.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43805

Die amerikanische Eliteuniversität Princeton will den Namen des ehemaligen Präsidenten Woodrow Wilson von seinem (sic) Institut für Politikwissenschaft entfernen. Wilson sei aufgrund seiner „rassistischen Politik und seiner rassistischen Einstellungen“ ein „unangemessener“ Namensgeber für ein Institut, dessen Lehrende, Studierende und Ehemalige sich entschlossen dem Kampf gegen den Rassismus widmen sollten, erklärte die Universität am Samstag. (faz.net 29.6.20)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2020 um 17.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43789

Die ganze Unlogik kann man hier sehen:

https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/warum-gibt-es-keine-menschenrassen-tierrassen-gibt-es-doch-auch-100.html

Es lohnt sich nicht, die Argumente gegen "Menschenrassen" zu widerlegen.

Gibt es Blumen? Gibt es Obst? Die Sprache ist voller Begriffe, die keine scharfen Grenzen haben, keine Fachbegriffe sind usw.

Aber man kann nichts tun, außer zusehen, wie die Wohlmeinenden sich in ihren logischen Fallstricken verheddern. Wie war das noch mal mit Quoten – für wen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2020 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43785

Zu einem recht vernünftigen Kommentar von Gregor Dotzauer im Tagesspiegel schreibt ein Leser:

Der Begriff "Rasse" angewandt auf die Spezies Homo sapiens sapiens ist wissenschaftlich völliger Unsinn.

Wohlbegründet verwandt wird der Begriff "Rasse" etwa bei Hunden. Schäferhunde, Beagles und Pudel etwa sind phänotypisch völlig verschieden, und doch sind sie alle Hunde.
Es ist klar, dass es vergleichbar riesige Unterschiede wie bei Hunderassen bei den Menschen verschiedener ethnischer Herkunft nicht gibt. Es gibt nur vergleichsweise geringfügige Unterschiede in Bezug auf Hautfarbe, Augenform u.ä. "Menschenrassen" gibt es nicht.

Deshalb ist es nur konsequent, den unwissenschaftlichen und historisch belasteten Begriff "Rasse" (das Grundgesetz kehrte sich ja hier 1949 bewusst von der "Rassenpolitik" der Nazis ab unter Weiterverwendung des Wortes "Rasse") aus dem Grundgesetz zu streichen. Dies ist keine Frage der politischen Einstellung, ob grün oder nicht, sondern einfach eine Frage der Logik.


Ich zitiere das, weil es ein Hauptargument in Reinform zeigt: Phänotypisch unterscheiden sich manche Tiere stärker als Menschen voneinander, deshalb gibt es die Unterschiede bei letzteren überhaupt nicht. Das ist natürlich "völliger Unsinn", "eine Frage der Logik".

Chinua Achebes "Things fall apart" ist ein Roman aus afrikanischer Perspektive, das ist gut.
Joseph Conrads "Heart of darkness" ist ein Roman aus europäischer Perspektive, das ist schlecht. ("Nicht frei von Vorurteilen", wie sogar Wikipedia vermerkt, ohne Entsprechung bei Achebe).

Man könnte darüber reden, auch über die "Perspektive"-Voraussetzungen, aber es geht nicht.

(Gibt es afrikanische Romane? Der Roman ist eine europäische Gattung. Außerdem schrieb der "Vater der afrikanischen Literatur" aus guten Gründen, die er auch dargelegt hat, auf englisch. Der Rundfunk, über den er ebenfalls wirkte, ist auch keine afrikanische Erfindung. Das ist alles viel komplizierter als die geläufigen Aburteilungen.)
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 23.06.2020 um 23.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43784

Ich wundere mich, daß noch niemand einfach ö-Strichlein über das O gemalt hat. Das wäre die einfachste und billigste Abhilfe.

Klasse, eine geniale Idee. Mit zwei Farbklecksen billig und schnell zu haben.

Aber die Kreativität der Herrschaften ist mit der Genderei wahrscheinlich völlig ausgelastet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2020 um 17.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43783

Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD Bund e.V.)
Die ISD ist ein Zusammenschluss Schwarzer Menschen, die sich für die Interessen Schwarzer Menschen in Deutschland einsetzen. Der Verein möchte ein Schwarzes Bewusstsein fördern, Rassismus entgegentreten und die Vernetzung Schwarzer Menschen und ihrer Organisationen unterstützen.

(Bundeszentrale für politische Bildung, vgl. auch https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/afrikanische-diaspora/59407/afrikaterminologie mit Susan Arndt usw.)

Durch die Schreibweise macht sich die bpb die Ideologie des Vereins zu eigen. Ebenso Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Initiative_Schwarze_Menschen_in_Deutschland
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.06.2020 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43782

Ich wundere mich, daß noch niemand einfach ö-Strichlein über das O gemalt hat. Das wäre die einfachste und billigste Abhilfe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2020 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43780

War Herodot Rassist? Die Frage scheint ein bißchen daneben zu sein, und doch sind seine fabelhaften Berichte über das ferne Indien usw. ähnlich zu lesen wie Kants "anthropologische" Aussagen, die zur Zeit ausgegraben werden. Was konnte Kant von den "Negers" wissen? Was wußte er von Frauen? Immerhin soll er ein netter Kerl gewesen sein, wenn auch ein beschränkter Kopf.

Die Besserungswelle, die jetzt über die Menschheit spült, macht blind für die einfachsten historischen Einsichten.

Ich warte darauf, daß das Alte Testament mal kritisch durchgesehen wird, wie es bisher nur die "militanten Atheisten" getan haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2020 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43779

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34603

"Mohrenstraßen" usw. (ganze Seite in der heutigen SZ) sind nicht zu halten, das sollte man rechtzeitig einsehen, statt sich auf Argumentieren einzulassen. Gesagt ist längst alles, aber es spielt keine Rolle. Wer wird sich einer Stampede in den Weg stellen? Das Leben ist zu kurz.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.06.2020 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43778

Rassistisches Teufelszeug!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2020 um 09.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43777

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23366

Nun nimmt sich ein Start-up endlich der "Hautfarben" in Buntstiften an, damit jedes Kind sein Gesicht realistisch kolorieren kann und nicht nur babyrosa. Die erzieherischen Schachteln enthalten eigentlich normale Buntstifte, nur daß einige Farben fehlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2020 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43775

Das ist so bekannt, daß ich mir erlaubt habe, ihn zu usurpieren.
 
 

Kommentar von TDS, verfaßt am 21.06.2020 um 18.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43774

MAGA ist gerade nicht der Slogan der Ikonoklasten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2020 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43773

Pardon, ich hatte es als "Verteilungsgesetz" schon ein paarmal erwähnt und wollte es nicht noch einmal ausführen. "Loi de distribution" aus seinem "Essai de sémantique". Es liegt u. a. der Differenzierung von Synonymen zugrunde, die verschiedene Bedeutungen zugewiesen bekommen, auch wenn sie als Übersetzungsäquivalente eingeführt worden sind. Der Sprecher läßt nicht zu, daß mehrere Formen ohne Bedeutungsunterschied nebeneinander existieren. Sehr interessant.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 21.06.2020 um 05.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43772

"Distributionsgesetz von Bréal"
Nie gehört, Google hilft leider auch nicht weiter. Ist das online zu finden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2020 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43771

Nachdem wieder mal einer entdeckt hat, daß Kant über Neger ziemlich unmögliche Ansichten hatte (wie damls fast jeder, weil der Weltatlas sozusagen noch viel "hic sunt dracones" enthielt), springen viele auf den Zug. Die Empfehlung, Texte diese toten weißen Männer nicht mehr zu lesen, vereinfacht das Leben in unwiderstehlicher Weise.

Washington und Jefferson besaßen Sklaven. Die Entfernung ihrer Köpfe am Mt. Rushmore ist dringend erforderlich. MAGA!

Selbstverständlich, aber für die Gutgesinnten unbegreiflich, ist eigentlich, daß Bilder nie eine eindeutige Aussage vermitteln. Erst wenn man vor einer Statue Gedenkfeiern veranstaltet und Blumen niederlegt, vereindeutigt man sie. Wenn ein Museum Folterinstrumente ausstellt, empfiehlt es ja nicht unbedingt ihre Anwendung. (Manche Gerätschaften sind erst nachträglich erfunden worden, um den Besuchern einen Gruselreiz zu verschaffen, der das Eintrittsgeld wert ist.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2020 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43770

Vielen Dank für den Hinweis auf dieses Dokument!

Die Broschüre empfiehlt auch:

Die Organisation bietet verschiedene Ausbildungen an, unter anderem zur Schreinerin, zum Schneider, zur Geigenbauerin sowie zum Friseur.

Das kann niemals funktionieren, weil es die Kategorie Sexus beibehält, sie aber zugleich für funktionslos erklärt. Wenn ein Schneider nach dem Zufallsprinzip auch Schneiderin genannt werden kann, ist die Motion funktionslos. Nach dem Distributionsgesetz von Bréal kann das keinen Bestand haben, die Sprecher werden immer wieder eine Differenzierung anstreben – oder die Formen ganz aufgeben.

Gegen den guten Willen sind wissenschaftliche Argumente hilflos. Man sollte es gar nicht erst versuchen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 20.06.2020 um 19.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43769

Das reflexhafte Anhängen der weiblichen Endung -in an jeder sich bietenden Stelle – selbst wenn es überhaupt nicht um Personen geht – ist eine Begleiterscheinung der gegenderten Sprache.

Für die evangelische Kirche ist das nun auch amtlich festgehalten, nämlich in dieser Broschüre:

https://www.diakonie.de/fileadmin/user_upload/Diakonie/PDFs/Broschuere_PDF/Sie-ist-unser-bester-Mann-online.pdf

Auf der letzten Seite der zwölfseitigen Minibroschüre heißt es:

Für die Kirche und die Diakonie:
grammatikalisches Geschlecht von Institutionen beachten

Institutionen, die einen weiblichen Artikel haben, sollten auch als weibliche Substantive behandelt werden.
Statt: die Kirche als Arbeitgeber
Besser: die Kirche als Arbeitgeberin
Statt: die Diakonie ist Herausgeber
Besser: die Diakonie ist Herausgeberin
Statt: die Organisation, ein langjähriger Partner
Besser: die Organisation, eine langjährige Partnerin


Natürlich gibt es keinen grammatischen Grund, das so zu machen.
Und auch keiner der anderen Genderungsgründe ("nicht-ausschließen", "sichtbar machen") greift hier. Was soll das Ganze also?

Tatsächlich folgt noch eine Begründung:

Denn es sagt ja auch niemand: Der Staat als Eigentümerin …

Autsch, so viel Ignoranz tut weh.
Und es zeigt, auf welchem Niveau sich die Sprachkenntnisse der fünf(!) Redakteure dieser sehr kurzen Broschüre befinden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2020 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43763

Uiguren sind ethnisch mit den Türken verwandt.

Man könnte Ethnos als Ausweichwort benutzen, ähnlich wie Sinti und Roma, ein bißchen schräg am Gemeinten vorbei, aber schön unverständlich. Das neutrale Genus wird jetzt schon oft aufgegeben, man wäre dann bei der Ethnos, und ein Adjektiv, wie oben, läge auch bereit, das ist sehr wichtig.

Die USA unternehmen etwas gegen den Umgang Chinas mit Minderheiten. Vom Enthüller Bolton sagt Trump, er sei dafür bekannt, nicht immer die Wahrheit zu sagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2020 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43758

Die genetische Nachverfolgung von Völkerwanderungen sollte als biologistisch und rassistisch verboten werden.

Cavalli-Sforza wandte sich gegen die Einteilung der Menschen in Rassen. Er und sein Bruder Francesco begründeten das 1994 in ihrem Buch Verschieden und doch gleich folgendermaßen:
„Die Gene, die [im Verlauf der Evolution] auf das Klima reagieren, beeinflussen die äußeren Merkmale des Körpers, weil die Anpassung an das Klima vor allem eine Veränderung der Körperoberfläche erforderlich macht (die sozusagen die Schnittstelle zwischen unserem Organismus und der Außenwelt darstellt). Eben weil diese Merkmale äußerlich sind, springen die Unterschiede zwischen den ‚Rassen‘ so sehr ins Auge, dass wir glauben, ebenso krasse Unterschiede existierten auch für den ganzen Rest der genetischen Konstitution. Aber das trifft nicht zu: Im Hinblick auf unsere übrige genetische Konstitution unterscheiden wir uns nur geringfügig voneinander.“
Zudem stellte er fest, dass es je nach untersuchtem Gen andere Verteilungsschwerpunkte gebe und demnach nur fließende Übergänge zwischen benachbarten Gruppen vorkämen. Er schlug stattdessen einen kombinierten Stammbaum vor, der 38 geographisch unterscheidbare menschliche Populationen nach ihrer genetischen Verwandtschaft und ihrer Zugehörigkeit zu 20 Sprachfamilien auflistet. Dabei orientierte er sich an der Klassifikation von Merritt Ruhlen.
(Wikipedia)

Ob Rassen oder nicht – die Unterschiede gab und gibt es, sonst könnte man ihre Verteilung und Ausbreitung nicht genetisch untersuchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2020 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43757

James Cook wurde umgebracht, aber das genügt nicht. Alle sogenannten "Entdecker" waren Wegbereiter des europäischen Kolonialismus und müssen weg. Ein Anfang ist gemacht. Jeder kann mitmachen, das ist auch schön und unterscheidet die gegenwärtige demokratische Bewegung von staatlicher Geschichtspolitik wie in "1984".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2020 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43751

Wunderbar gesagt, kann ich ganz und gar unterschreiben.

Dummerweise werden wir die Diskussion nicht mehr los werden, so sinnlos sie ist. Wir haben gestern noch lange darüber gesprochen, und am Ende kam es mir am besten vor, das GG überhaupt nicht mit solchen Aufzählungen zu respektierender Merkmale zu belasten, sondern schlicht und einfach festzulegen, daß alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Die besondere Erwähnung von Rasse, Geschlecht usw. ist ein Reflex auf die unguten Erfahrungen einer Vergangenheit, die irgendwann vorbei sein sollte. Das Nähere regelt wie immer ein besonderes Gesetz, z. B. die Volljährigkeit usw.

Was die Praxis betrifft, sollte man an die natürliche Vorurteilslosigkeit der Kinder anknüpfen.

Es gibt gutgemeinte Kinder- und Jugendbücher, deren Handlung wie die phantasielose Einkleidung einer holzhammerartigen These wirkt. Das taugt nichts. Dagegen ist "Harry Potter" ein spannendes, von Kindern (wie mir) gern gelesenes antirassistisches Manifest, dem ich eine positive Wirkung zuschreibe, auch wenn sie wohl nicht exakt nachzuweisen ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.06.2020 um 19.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43749

Das Wort »Rasse« aus dem Grundgesetz zu streichen wäre ein Akt der Kapitulation. In der Begründung zum Änderungsgesetz müßte der Gesetzgeber ehrlicherweise vermerken, daß ihm der Kampf gegen Rassismus zu kompliziert geworden ist und er sich deshalb jetzt einen neuen, leichteren Gegner gesucht hat, nämlich die Sprache.

Die Resignation der Grünen vor dem Problem des Rassismus ist keine gute Nachricht für alle, die Tag für Tag an vorderster Front mit konkreten Taten dagegen ankämpfen. Jede einzelne Kita, in der Kinder verschiedener Hautfarbe Gelegenheit haben, ein normales Miteinander zu praktizieren, tut mehr gegen Rassismus, als je irgendeine sprachpolitische Maßnahme bewirken könnte.

Der Sprachfetischismus hilft aber nicht nur nicht bei der Bekämpfung des Problems, er verschärft es, und das ist das eigentlich Schlimme. Zum einen verzehrt er nämlich Ressourcen, die viel dringender auf dem Hauptkriegsschauplatz gebraucht würden. Zum anderen vergrätzt man damit die ganz normalen Leute, die man doch angeblich so dringend sensibilisieren möchte. Jenseits der intellektuellen Zirkel, in denen man so hochgeistig und angelegentlich über Formulierungen und echte oder vermeintliche Empfindlichkeiten diskutiert, versteht irgendwann niemand mehr, worum es eigentlich geht. An kommt nur die Botschaft, daß man gefälligst seine Sprache in der und der Weise zu ändern hätte – aber bitte nicht zu sehr so, sondern auch ein bißchen so und überhaupt. Viele verstehen nur Bahnhof und wenden sich genervt oder verärgert ab.

Wenn jemand fest überzeugt ist, daß die Gruppe, der er angehört, einer anderen aufgrund bestimmter biologischer Merkmale überlegen sei, dann wird er diese Überzeugung nicht fallenlassen, wenn im Grundgesetz »Rasse« gegen »Ethnie« oder welches Wort auch immer ausgetauscht wird. Man braucht die Biologie aber gar nicht erst zu bemühen. Die sichtbaren Unterschiede zwischen Menschen werden immer Anziehung und Ablehnung, Neugier und Unbehagen auslösen, ob es sich nun um die Hautfarbe, die Körpergröße, die Kleidung, die Art sich zu bewegen oder eine eventuelle Behinderung handelt. Es reicht das Anderssein. Das sollte man akzeptieren und nicht von vornherein verurteilen. Ab hier ist alles eine Frage von Erziehung und Aufklärung, aber mit Sicherheit nicht der Sprache.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.06.2020 um 18.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43748

Ich glaube, noch stärker als das Weglassen des Wortes Rasse würde das Setzen in Anführungszeichen "Rasse" wirken, die Unsinnigkeit dieses Wortes zu verdeutlichen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.06.2020 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43744

Wenn Rassen für nicht existent erklärt würden und alle das auch mitmachten, verschwänden damit nicht die wirklichen Sachverhalte, weder die restlichen Diskriminierungen noch der Sprachfetischismus. Der Zwarte Piet würde weiterhin verteufelt, und daß der Islam schwulenfeindlich ist, dürfte weiterhin nicht an die große Glocke gehängt werden. Auch Diffamierungen als "Umweltrassismus" gäbe es weiterhin, usw., es müßte nur für alles ein neues Wort gefunden werden. Und das würde es, mit Sicherheit, nichts wäre anders als jetzt, alles ginge wieder von vorn los.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.06.2020 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43742

So ist es, Herr Riemer, es würde der grundgesetzliche Bezugspunkt für allen und jeden Quatsch entfallen, der gerade mit dem Wort getrieben wird. Die Initiative der Grünen („rassistisch“) zielt darauf ab, ihm Verfassungsrang zu verschaffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2020 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43740

Damnatio memoriae ist atavistisch. Früher stürzte man Statuen der Vorgänger (die man im Idealfall abgemurkst hatte), ließ die Gesichtszüge ausmeißeln usw. In den Augen frommer Muslime sind Buddhastatuen gotteslästerlich, ihre Sprengung gerechtfertigt. – „Von der Parteien Haß und Gunst verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.“ Wenn Denkmäler nicht eingeschmolzen werden, holt man sie eines Tages aus dem Magazin und stellt sie wieder auf.

Die Südstaaten noch einmal zu besiegen bringt zwar den Schwarzen nichts, spaltet aber die Gesellschaft der USA noch weiter. (Haben im Sezessionskrieg Hunderttausende von Weißen ihr Leben nur für die Befreiung der Sklaven geopfert? Das habe ich anders gelernt.) Es gibt ja auch einen Konsens, das Militär nicht unbedingt für die Politik verantwortlich zu machen, der es diente (Kriegsgefangene usw., überhaupt Besiegte).

Wie haben denn die Fürsten (und die Kirchen) ihre Vermögen zusammengerafft (aus denen dann manchmal etwas Gemeinnütziges abfiel)? Wenn wir anfangen, unsere öffentlichen Räume von Bedenklichem zu säubern, ist kein Ende abzusehen.

An dieser Stelle haben wir es ja mehr mit der Säuberung der Sprache zu tun. Auch da ist noch gar nicht abzusehen, wohin der Zeitgeist uns treiben wird.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.06.2020 um 02.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43738

Meine Patentante hat nach ihrer Pensionierung ein paar Seniorenseminare an einer Universität in Kanada besucht. Dort wurde ihr beigebracht, daß Mark Twain ein Rassist gewesen sei, bloß weil er in seinen Romanen, Erzählungen und Artikeln die zeitgenössische Sprache verwendete. (Das Gegenteil ist der Fall.)

Einige politisch besonders korrekte "Literaturwissenschaftlerinnen" glaubten, einen nicht besonders guten, aber zumindest ehemals sehr populären Autor wie Karl May zum Kolonialisten, Rassisten und Antisemiten brandmarken zu können, obwohl sie anscheinend keines seiner Bücher gelesen hatten. (Karl May war Pazifist, entschiedener Gegner des Kolonialismus seiner Zeit, definitiv kein Rassist und Philosemit.)

Es ist wie Herr Ickler sagt: Wir müssen vom Sprachfetischismus wegkommen. Aber was ist die Alternative zur Sprache?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.06.2020 um 22.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43736

"Aus dem Grundgesetz ließe sich der Unfug ersatzlos entfernen"

Wie das? Im Grundgesetz steht dieser Unfug, den Sie hier aufzählen, doch gar nicht. Im GG steht nur das Wort Rasse, und das würde ja durch ersatzlose Entfernung nicht aus der Sprache abgeschafft. Das einzige, was es brächte, wäre, daß man das GG nicht mehr als Beleg für die Existenz von Rassen anführen könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2020 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43735

„Wenn wir alle ehrlich mit uns selbst sind, müssen wir uns eingestehen, dass es auch in Deutschland Alltagsrassismus gibt. Das beginnt oft schon mit einer überheblichen Haltung“, sagte „AKK“ in einem Interview mit „Focus Online“.
Vor allem das „gönnerhafte“ Reden mancher Menschen über Auslandsthemen empfindet Kramp-Karrenbauer demnach „manchmal als sehr herablassend, ja fast rassistisch“. Die Deutschen gingen „oft ziemlich selbstverständlich davon aus, dass wir Dinge besser können als andere auf der Welt“.
(WELT 12.6.20)

„Wir alle“? „Auslandsthemen“? „Dinge“? Die Wörter purzeln aus ihr heraus, wie sie kommen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.06.2020 um 17.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43734

Mit dem Wort Rassismus wird mittlerweile so wahllos umhergeworfen, daß der immer schon irreführende Begriff obendrein ausgeleiert ist. Umweltrassismus, Sprachrassismus, Geschlechterrassismus … Es ist rassistisch, dem Islam dessen Schwulenfeindlichkeit anzukreiden, es ist rassistisch, einen exotisch Aussehenden nach seiner Herkunft zu fragen, es ist rassistisch, schwarzgeschminkt zum Fasching zu gehen. Aus dem Grundgesetz ließe sich der Unfug ersatzlos entfernen, schließlich ist dort auch noch von Abstammung die Rede. Praktischen Nutzen hat die Rasse nur bei der Unterscheidung von Dackeln und Schäferhunden. Und natürlich in Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“, wenn Osgood Fielding III. von Daphne (Jack Lemmon) schwärmt: „ein RASSEWEIB“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2020 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43733

„Rasse“ – das ist ein zentrales Wort aus dem Vokabular des Nationalsozialismus. (Heribert Prantl, SZ 13.6.20)

Was soll man dazu sagen? Noch öfter als „Rasse“ haben die Nazis „Jude“ gesagt, auch „Deutschland“. Prantl schlägt für das GG vor: „Niemand darf aus rassistischen Beweggründen benachteiligt werden.“ So ähnlich hat man es schon öfter versucht, auch in Denkmalsdiskussionen. Aber es hilft nichts. Die „rassistischen Beweggründe“ müssen definiert werden. Viel Spaß!
Was noch hinzukommt: Prantl schärft dem Leser zwar ein, es gebe keine Menschenrassen, aber das glaubt er natürlich selbst nicht. Daher die Wortgewalt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2020 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43732

"Begriff" und "Wort" gehen zwar wieder durcheinander, aber am Ende wird es darauf hinauslaufen, das Wort zu ersetzen, also den Begriff anders auszudrücken. Die logische Zwickmühle ist oft beschrieben worden, auch hier. Weiße, die es nicht gibt, wollen Schwarze, die es nicht gibt, vor Diskriminierung wegen eines Merkmals schützen, das es nicht gibt. Leider ist es wie beim Gender mainstreaming nicht möglich, den Zug zu stoppen, wenn er einmal losgefahren ist.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.06.2020 um 18.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43731

Die merkwürdigen US-Amerikaner bezeichnen jeden, der nur ein bißchen braunere Haut hat, als "Schwarz". Ich fürchte, sie sind farbenblind oder haben alle den Grauen Star.
Um mögliche tatsächliche Staatsfeinde zu erfassen, müßte man auch Barttracht und Frisur mit einbeziehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.06.2020 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43730

Im Grundgesetz, Artikel 3 (3) sind die wesentlichen Dinge aufgeführt, die Menschen voneinander unterscheiden:

Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat, Herkunft, Glauben, religiöse und politische Anschauungen, ggf. Behinderung

Soll das Wort Rasse eigentlich ersetzt werden? Durch einfaches Streichen würde eines der wesentliches Unterscheidungsmerkmale entfallen, also müßte man die ganze Liste weglassen. Hautfarbe statt Rasse wäre zu speziell, vielleicht Aussehen?

Das Geschlecht als Teil der Liste ist ja einigen sowieso auch schon lange ein Dorn im Auge. Gleich mit rausschmeißen! Es gibt keine Rassen und keine Geschlechter, alle Menschen sehen gleich aus. Manche menstruieren eben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2020 um 12.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43729

"Es gibt keine Rassen", verkündet die Zeitung – und dann interviewt sie Schwarze, um herauszufinden, wie sie Diskriminierung erleben.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.06.2020 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43728

Eine der bekanntesten Folgen der Comedyserie Fawlty Towers ist von UKTV (im Besitz der BBC) wegen rassistischer Sprache (racist language) zeitweilig vom Streaming ausgeschlossen worden, weil eine der Figuren wiederholt das „N-Wort“ benutze. "The episode contains racial slurs so we are taking the episode down while we review it. We regularly review older content to ensure it meets audience expectations and are particularly aware of the impact of outdated language."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2020 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43727

Wieder einmal: Der Begriff "Rasse" (d. h. das Wort) soll verschwinden, der Kampf gegen Rassismus aber nicht, im Gegenteil. Das kann auf nichts anderes als sprachliche Kosmetik, also Selbstbetrug hinauslaufen. Schade um die gute Sache, aber nicht zu ändern.

Es bedürfte einer neuen Aufklärung, nämlich der Befreiung vom Sprachfetischismus, einer Spielart des Sprachidealismus, aber dafür ist die Menschheit nicht reif genug. Man müßte von klein auf trainiert werden, die Wörter als Spielmarken zu sehen und immer gleich zu den Sachen selbst vorzustoßen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2020 um 08.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43725

Das Streamingportal HBO Max nimmt den Filmklassiker „Vom Winde verweht“ vorerst aus dem Programm. Der Film verherrliche die Sklaverei, lautet die Begründung. Auch andere Sender sichten ihre Bestände.

Militärstützpunkte, die nach Südstaaten-Militärs benannt sind, sollen umbenannt werden.
Usw.

Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, will elf Denkmäler, die Führer der Konföderierten Staaten und Soldaten aus dem Bürgerkrieg ehren, unverzüglich aus dem Kapitol entfernen lassen. „Ihre Statuen sind eine Hommage an Hass, nicht an unser Erbe. Sie müssen entfernt werden.“

Das „Sichten“ kommt naturgemäß nie an ein Ende, wenn einmal der Anfang gemacht ist. Die ganze Geschichte muß entsorgt werden, weil sie unseren Idealen nicht entspricht. Uns wird es bald ebenso gehen, aber das macht nichts.

Übrigens: Die Snuff-Videos, die zur besten Sendezeit im Fernsehen laufen (Mord an Floyd), werden auch bald nicht mehr tragbar sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2020 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43713

Ein Denkmal stürzen, weil der Dargestellte Dreck am Stecken hatte – das ist verständlich und manchmal unvermeidlich. Aber wo ist die Grenze? Die Nazigrößen ehren wir nicht mehr, bei den kommunistischen sind wir großzügiger. (Niemand findet ja etwas dabei, daß das "Neue Deutschland" weiter unter diesem Titel erscheint, der "Völkische Beobachter" zur Zeit aber kaum wiederbelebt werden kann, obwohl das Publikum vorhanden wäre.)

Die Verurteilung der Sklavenhalter geht gegen die amerikanischen und ihre Zulieferer. Die marxistische Periodisierung in "Sklavenhaltergesellschaft" usw. war ziemlich folgenlos, auch wenn es im Eifer des Gefechts gelegentlich zur Verurteilung der Antike mit allem Drum und Dran gekommen ist. Die humanistische Bildung hat zwar das Wort "Sklave" als Gegenstand von Deklinationsübungen (o-Deklination, erste Unterrichtswoche) gekannt, aber sonst waren die Sklaven immer nur einer Erwähnung am Rande wert, nicht als Grundlage der wunderbaren Polis usw. Soll man Homer, Platon, Aristoteles nicht mehr lesen? Das geschieht ohnehin, nicht wegen ihrer Borniertheit, was die allgemeinen Menschenrechte betrifft. "Fragen an die Geschichte" hieß ein Schulbuch für den damals neuen, inquisitorischen Geschichtsunterricht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2020 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43712

Steht eigentlich in der Fortsetzung.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.06.2020 um 01.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43711

"Erfahrungsberichte über eigene Diskriminierung sind großenteils wertlos", was ist damit gemeint?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2020 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43709

Es macht Freude, den Weißen ihren angeborenen Rassismus nachzuweisen. Bei hinreichend hartnäckigen Verhörmethoden kommt er immer irgendwann heraus. Besonders verräterisch ist die Formel: „Ich habe nichts gegen...“ oder „Ich bin kein Rassist.“ Es gehört einfach zur weißen Rasse.
Auch den Deutschen kann man nachweisen, daß der Rassismus bzw. die „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ in der Mitte ihrer Gesellschaft angekommen ist bzw. dort immer schon eingenistet war. Da gibt es keinen Ausweg. Sich selbst nehmen die Rassismusforscher meistens aus, aber wenn sie die Selbstbezichtigung einschließen, wird ihre Position vollends unschlagbar.
Erfahrungsberichte über eigene Diskriminierung sind großenteils wertlos und entsprechen ja auch nicht der Methodik der empirischen Sozialforschung. Aber darüber geht man großzügig hinweg wg. Betroffenheit.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.06.2020 um 01.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43707

Die Sendung "Anne Will" im Ersten am Sonntag abend (7.6.20) hatte das Thema Rassismus.
Anne Will: "Wir wollen die Frage diskutieren: Hat Deutschland ein ähnlich großes strukturell verankertes Rassismusproblem wie die USA?"

Dazu wurde ein Filmbeitrag eingespielt, Kommentator: "Offiziell zählte das Bundesinnenministerium im vergangenen Jahr in Deutschland 8585 Straftaten im Bereich Haßkriminalität, die vor allem fremdenfeindlich, rassistisch oder antisemitisch motiviert waren."

Was will die ARD nun mit diesem Beitrag sagen?
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2019 wurden im Jahre 2019 insgesamt 5436401 Straftaten registriert.

Das heißt, weniger als ein sechstel Prozent (weniger als 0,16%) aller Straftaten hatten 2019 einen rassistischen Hintergrund.

Beantworten diese Zahlen nicht schon die Frage von Anne Will? Rassismus, den es auch in Deutschland noch gibt, muß selbstverständlich bekämpft werden. Aber mit normalen Mitteln, so wie jeder Mord, Totschlag, Raubüberfall, sexueller Mißbrauch, Körperverletzung, Einbruch usw. verfolgt und bestraft wird. Die Medien sollen auch auf jeden Fall ihren Teil zur Erziehung und Aufklärung der Bevölkerung beitragen. Aber diese Rassismus-Hysterie, die sie zur Zeit an den Tag legen, ist bei 0,16% völlig unangebracht. Deutschland ist nicht rassistisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2020 um 03.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43689

Jane Elliott und ihr Antirassismus-Training war ja mal groß in Mode, und mit Überraschung sehe ich, daß die alte Dame immer noch zugange ist. Es gibt aber auch Kritik, z. B. im Guardian vom 18.10. 2009 nach nicht so überzeugenden Auftritten in Großbritannien.

Ausführliche Darstellung und Kritik: https://nlpc.org/wp-content/uploads/cordiv_sr.pdf

Anderswo aufgespießt:

Twenty-seven thousand government departments and public sector agencies now have a duty to promote equality between men and women, whites and blacks, heterosexuals, homosexuals, bisexuals and transsexuals, marrieds and singles, pregnant women and women who aren’t pregnant, young and old people, those with disabilities and those without, and people of different faiths or none. (Peter Saunders: The Rise of the Equalities Industry. 2009) (http://www.civitas.org.uk/pdf/EqualitiesIndustry17Oct11.pdf)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2020 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43678

Zu "Mohr im Hemd" schreibt Dawkins:

In one of my speeches as Sub-Warden of New College, I had to bid farewell to the chaplain, Jeremy Sheehy, who (as was the custom in those days) was moving on to a Church of England living. We had often voted together on the liberal side of contentious issues and I mentioned in my speech a political affinity with him that I sensed at college meetings, ‘catching his eye in concord, across the abyss of our differences’. At the time, the New College kitchen was in the habit of serving a rather delicious pudding, a sort of moist, black, cakey sponge topped by a creamy white sauce, but it always appeared on the menu under an unfortunate name: Nègre en Chemise. The Reverend Jeremy was repeatedly and rightly upset by this, and I wanted, as my parting gift to him, to get the name changed. I went to the chef (one of the few powers possessed by the Sub-Warden) and asked him to serve the dish up at dinner, but under a new name. In my speech at dessert that night, I told the story and explained that I had chosen the new name in the chaplain’s honour: Prêtre en Surplice. Alas, after he left, it wasn’t long before the delicacy started to reappear under the original name, Négre en Chemise, and by then I no longer had Sub-Warden’s powers to do anything about it.

Incidentally, I heard of a related problem at a care home for old people in England. One day, the menu included a traditional English pudding, the long, raisin-infested, custard-bespattered suet roll called Spotted Dick. The local government inspector demanded that it be banned from the bill of fare as its name was ‘sexist’. (Brief candle in the dark)

Übrigens ist das Rezept auf französisch anstandslos zu finden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2020 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43420

Und sie klagen, dass Cuomo ausgerechnet die Bevölkerungsgruppen vernachlässige, die derzeit die meiste Hilfe bräuchten: Arme, People of Color, Gefängnisinsassen und Menschen, die weiterhin jeden Tag zur Arbeit gehen (ZEIT 15.4.20)

Für People of Color scheint es keinen deutschen Ausdruck zu geben. Die Großschreibung deutet auf einen Eigennamen hin, es scheint sich um ein erst neuerdings entdecktes Volk zu handeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2020 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43355

Holen wir uns unsere Sprache zurück! (Thor Kunkels "Wörterbuch der Lügenpresse", Kopp-Verlag)

Was für eine Sprache mag das sein?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2020 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43120

In der durch Carl von Linné (1753) begründeten Systematik der Taxonomie werden durch Zuchtwahl entstandene Formen mit veränderten Eigenschaften als Unterart (Subspezies) bezeichnet. Heute spricht man in der Zoologie von Rassen und in der Botanik von Sorten und Varietäten oder allgemeiner von Sippen. (Wikipedia Zucht)

Zur Zoologie gehört auch der Mensch. Die Einigung darauf, hier keine Züchtung vorzunehmen, ist politisch und moralisch begründet und hat nichts mit den biologischen Tatsachen zu tun. Das gilt erst recht von der Ausdrucksweise („Rassen“).

Aus zoologischer Sicht gibt es auch beim Menschen Männchen und Weibchen. Daß wir die gesellschaftlichen Begriffe Mann und Frau vorziehen, ist bloße Konvention.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2020 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43078

Eine Parteigenossin bringt das Erschießen von Superreichen ins Spiel.

"Energiewende ist auch nötig nach ’ner Revolution. Und auch wenn wir das ein(e) Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen, wir wollen uns fortbewegen... naja, ist so, wir müssen mal von dieser Meta-Ebene runterkommen".
(n-tv 4.3.20)

Auch ein Konditionalsatz „bringt etwas ins Spiel“ – um mal auf der Meta-Ebene zu bleiben, wo man sich immer so schön aufregen kann.

Nachtrag: Erschießungsfantasien in Kassel sorgt für Empörung (Welt 4.3.20)
Ohne den Gedanken, daß die Streithanseln weder sich selbst noch einander ernst nehmen, wäre es gar nicht auszuhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2020 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42891

Das könnte sein, eine pleonastische Negation wie in "ehe nicht, bevor nicht" usw. – das haben wir schon besprochen. Oder man verteilt Nominativ und Akkusativ andersherum, dann paßt es wieder.

Es handelt sich um die rhetorische Figur des "Adynaton", früher sehr beliebt in volkstümlicher Literatur, Predigt usw.

Zur Sache vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1544#38761
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.02.2020 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42890

Ich habe mir mal auf Wikipedia ähnliche judenfeindliche Abbildungen und Reliefs angesehen.
Unter der Judensau von Freising soll gestanden haben:

So wahr die Maus die Katz nit frißt, wird der Jud ein wahrer Christ.

Das zeigt auch noch einmal deutlich, daß der Judenhaß im Mittelalter anders war als in der Nazizeit. Während es bei den Nazis vor allem rassistische Motive waren, hatte die mittelalterliche Kirche religiöse Gründe.

Rein sprachlich fällt mir an diesem Spruch der nicht logische Aufbau auf. Der erste Teil ist ja wahr, denn Mäuse fressen tatsächlich keine Katzen. Wenn der zweite Teil also ebenso wahr wäre, wie es da steht, dann müßten Juden zu wahren Christen werden können. Gemeint ist aber das Gegenteil, d.h. eigentlich sollte es "kein" statt "ein" heißen.

Mit der Negation geht es umgangssprachlich ja oft nicht ganz logisch zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2020 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42886

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37360

Die Judensau in Wittenberg darf bleiben – vorläufig. Der "Tagesspiegel" und andere sorgen sich, daß die halb verwitterte Plastik, die nur von Spezialisten wahrgenommen und verstanden wird, ohne ausführliche Kommentierung allzu "schmerzhaft" wirken könne.

In den Bibliotheken stehen unzählige Schriften mit schmerzhaftem Inhalt.

Übrigens ist die Plastik judenfeindich und nicht "antisemitisch". Es ging um Religion, nicht um Rasse, wie die Nazis faselten und die Heutigen gedankenlos nachfaseln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2020 um 21.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42864

Studierende boykottieren den Namen der Tübinger Uni
Denn einer der beiden Namensgeber der „Eberhard Karls Universität“ war Antisemit, der andere handelte mit Menschen.

(jetzt.de 30.1.20)

Welche Studierenden es sind, erfahren wir nicht, weil die Namen der Fachschaftsvertreter für den Bericht geändert wurden. „Elias und Rosa heißen nicht wirklich so, sie wollen ihre richtigen Namen aber nicht veröffentlichen, um ihre Initiative nicht über Einzelpersonen bekannt zu machen.“

Vielleicht soll die Öffentlichkeit auch nicht wissen, daß es sich um Einzelpersonen handelt.

Über historische Personen (hier aus dem 15. Jahrhundert) moralisch zu richten muß sehr befriedigend sein.

Der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) der Eberhard-Karls-Universität Tübingen widmete die Universität nach Blochs Tod 1977 symbolisch zur „Ernst-Bloch-Universität“ um. Die Entscheidung wurde 2017 mit der Begründung zurückgenommen, nicht alle Studenten könnten sich mit der politischen Ausrichtung Blochs identifizieren; eine gleichnamige Hochschulgruppe besteht fort. (Wikipedia Ernst Bloch)

Inoffiziell wollen jene Studierenden aber immer noch ihre Bloch-Universität. Viel Spaß beim Bloch-Lesen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2020 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42854

Laut Google wurde der Rechtschreibreformer Dieter Nerius 1935 in Drawsko Pomorskie, Polen, geboren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2019 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42456

Menno Aden klärt in einem Leserbrief an die FAZ (23.11.19) darüber auf, was "Judaslohn" bedeutet (ohne den AfD-Mann zu verteidigen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2019 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42428

Heringer (Reizwörterbuch) hält Dickmann für eine Ausweichbezeichnung des Negerkusses. In Wirklichkeit hat Storck die Firma von Johannes Dickmann übernommen und nennt die Süßigkeit Schaumkuss. Allerdings gibt es Kinder, die ihr Grundnahrungsmittel Dickmann nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2019 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42410

Zu Philipp Lenhards Biografie über Friedrich Pollock behandelt ausführlicher die jüdische Herkunft fast aller Mitglieder der Frankfurter Schule, was auch die Besprechung der FAZ 15.11.19 hervorhebt.

Ich vermute, daß gewisse stilistische Gemeinsamkeiten auf diese Herkunft (Bildungshintergrund) zurückgehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2019 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42374

Bei demonstrativer Erregung frage ich immer gleich, was dabei für den Erregten herausspringt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.11.2019 um 11.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42372

Judaslohn ist ein schwerer Vorwurf, sowohl für den Empfänger wie für den Geber. Dagegen möchte man sich einerseits verwahren, andererseits aber möglichst ohne die peinlichen Hintergründe allzu genau zu beleuchten. Deshalb verzichtet man darauf, das Wort richtigzustellen und bringt lieber wieder einmal ohne Zusammenhang einen Antisemitismus ins Spiel. Ansonsten würde man vielleicht darauf kommen, daß Sabberlohn ein treffenderer Ausdruck gewesen wäre.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.11.2019 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42370

Künstliche Aufregung wird »gefühlt« immer mehr zum Pleonasmus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2019 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42368

Ich stehe wohl nicht im Verdacht, die Rechtsextremen irgendwie verteidigen zu wollen, aber die Aufregung, die zur Zeit das Wort Judaslohn hervorruft, ist künstlich aufgeputscht und eigentlich völlig irre. Man assoziiert wohl Juden, die es bekanntlich gar nicht gibt, oder wie war noch mal der Stand der Dinge,

Aber das kommt davon, wenn man die "synchrone etymologische Kompetenz" (= Inkompetenz) feiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2019 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42312

Der linke Journalist Garry Leech will nichts mehr schreiben, weil er ein weißer Mann ist und findet, daß (alte) weiße Männer schon viel zu lange die Politik und die öffentliche Meinung beherrscht haben. Das alte Dilemma: Quotendenken wird über Inhalte gestellt. Eigentlich ist Leech ja eine progressive, emanzipatorische Stimme, wie sie auch seiner Meinung nach gebraucht wird. Er gibt auch zu, daß Obama als schwarze Ausnahme auf dem Thron der USA eher ein schlimmer Finger war, aber trotzdem will er beiseite treten und den Mund halten.
https://www.counterpunch.org/2019/10/25/old-white-men-like-me-need-to-shut-up-and-step-aside/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2019 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42286

John Wayne: Muss Amerika sich von seinem Nationalhelden verabschieden? (welt.de 18.10.19)

Die kindliche Neigung, Schauspieler mit ihren Rollen zu identifizieren, hat auch den Nationalhelden John Wayne hervorgebracht und ermöglicht damit die neue Kampagne moralisch fortgeschrittener Studenten, die ihn nun vom Heldensockel stoßen wollen. Dabei ist längst alles bekannt, aber wen hat es gestört? Ein weiterer Schritt zur Säuberung und Vereinfachung der Geschichte. Nicht viele werden übrig bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2019 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42161

Diversity kann ihre ertragsteigernde Wirkung natürlich nur entfalten, wenn sie offengelegt wird. Bewerber sind also gehalten, persönliche Merkmale, vor allem die sexuelle Orientierung, ausdrücklich anzugeben. Wer sich weigert, schadet dem Unternehmen.

Merkwürdigerweise ist immer nur von quasi anerkannten Neigungen wie Homosexualität die Rede. Wie steht es aber mit Pädophilie, Voyeurismus, Fetischismus, Masochismus? (Magnus Hirschfeld hat 43.046.721 sexuelle Zwischenstufen errechnet. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33556) Was die Universitäten betrifft, so ließe sich auch dafür jeweils eine affine Disziplin oder ein akademisches Projekt ausfindig machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2019 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42155

Man hat gesagt, daß die USA zwar den Tatbestand der Beleidigung in unserem Sinne nicht kennen, dafür aber eine strengere Selbstzensur der Medien ("bleep"). Ein Böhmermann könnte seine Invektiven allenfalls im Bezahlfernsehen vorbringen.

Eine gewisse Parallele könnte man in der Religionspolitik sehen: Striktere Trennung von Staat und Kirche, dafür aber mehr religiöse Inbrunst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2019 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42140

Man hat vorgeschlagen, die Beschimpfungen, die Künast hinzunehmen habe, auf die Richter des LG Berlin anzuwenden und abzuwarten, was geschieht.
Der Ergebnis ist voraussagbar: Die Richter (ein Mann, zwei Frauen) werden juristisch einwandfrei und logisch messerscharf beweisen, daß die Fälle nicht vergleichbar sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2019 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42129

Zum Fall Künast (eigentlich Fall LG Berlin):

Es ist denkbar, daß der Tatbestand der Beleidigung ganz verschwindet. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32362
Wenn alle alles sagen dürfen, gewöhnt man sich daran. Vielleicht begrüßt man dann den Arbeitskollegen morgens mit Hallo, Arschloch!.

Die ganze Debatte hat sich verlagert. Heute ist die Sprachsünde, die nicht verziehen werden kann, die Verwendung von Wörtern wie: Neger, Zigeuner, Jude, Chinesin usw. (Chinesin wurde aus Kinderbüchern entfernt, wie wir schon gesehen haben.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.09.2019 um 00.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42042

Apropos belgische Radtouristen: Wie ich gerade sehe, ist zwar auch der belgische Fietsersbond gegen eine Helmpflicht, hält aber bei bestimmten Gruppen wie Kindern und älteren Leuten das Tragen eines Helms durchaus für sinnvoll. Na, paßt doch. Der angesprochene ADFC scheint sich um eine Stellungnahme zu drücken. Auch das paßt. Schließlich will man sich die vielen Helmträger im Land der Dichter und Denker nicht zum Feind machen. Auch beim Thema Gendern hat man dort die Zeichen der Zeit erkannt, und wie überall klappt es vorne und hinten nicht: »Im Frühjahr 2020 lädt der ADFC zu einem fahrradpolitischen Event ein, an dem traditionell Politiker*innen und viele verkehrspolitische Organisationen teilnehmen. Auch die Gewinner*in samt Begleitung wird dann mit dabei sein! [...] Außerdem erhalten die Gewinner*in und die/der Geworbene eine Gutschrift für den nächsten Jahresbeitrag ihrer ADFC-Mitgliedschaft.« Etc.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.09.2019 um 21.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42041

Da zwar viele, aber längst nicht alle Radfahrer bei einem tödlichen Unfall an einer Kopfverletzung sterben, sind die hier zitierten Zahlen erst mal wenig aussagekräftig. Man müßte sich die Fälle mit vergleichbaren schwersten Kopferschütterungen genauer ansehen und ermitteln, wieviel Prozent der Helmträger und der Nichthelmträger den Sturz überlebt haben. Dann müßte man noch die Fälle herausrechnen, in denen sich die Betroffenen neben potentiell tödlichen Kopfverletzungen andere Verletzungen zugezogen haben, die tatsächlich zum Tod geführt haben – usw. usf.

Ich vermute auch, daß inzwischen deutlich mehr als 25 Prozent der Radfahrer in Deutschland einen Helm tragen. Ich war gerade erst wieder zwei Wochen in Hessen und NRW auf dem Fahrrad unterwegs, jeden Tag ca. zehn Stunden, in Städten und Dörfern, und ich bin oft stundenlang keinem einzigen »Helmmuffel« begegnet.

Das fiel mir umso mehr auf, als hier in Holland niemand – in Worten: NIEMAND – einen Fahrradhelm trägt. Wenn man mal jemanden mit so einem Ding auf dem Kopf antrifft, entpuppt er sich als deutscher oder belgische Radtourist. Man macht sich hier auch gern lustig über die helmtragenden Deutschen (und zwar ohne jede Anspielung auf die Ereignisse vor 75 Jahren). Übrigens lehnt der Fietsersbond, der niederländische Fahrradclub, nicht nur eine Helmpflicht ab, er ist prinzipiell gegen Fahrradhelme. Die Vermeidung einiger weniger Todesfälle pro Jahr, soweit sie überhaupt auf den Helm zurückzuführen sei, wiege den Schaden für die Volksgesundheit nicht auf, der entstehe, wenn das Fahrrad plötzlich als unsicheres Verkehrsmittel wahrgenommen und von vielen gemieden werde. Was wohl in Deutschland los wäre, wenn der ADFC so argumentieren würde?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2019 um 20.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42040

Das genannte Paradoxon wäre auch erklärbar, wenn die Zahlen zwar im Durchschnitt richtig, aber die Verteilungen sehr ungleichmäßig wären:
Helmmuffel (wie ich) sind vielleicht eher unter Älteren, Todesfälle aber wegen mehr Leichtsinn evtl. eher unter Jüngeren zu finden. Dann verringerte sich der Anteil der Helmträger unter den Toten, selbst wenn er relativ zum Gesamtdurchschnitt steigt. Den gern riskant fahrenden Jugendlichen könnte man dann den Helm empfehlen und die älteren Spazierfahrer damit in Ruhe lassen.

In jedem Fall ist es mit dem Helm nicht so "glasklar" wie behauptet. Wenn schon Zahlen, dann ohne statistische Tricks!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2019 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42039

Nochmal zum Fahrradhelm:

Wenn man versucht, an konkrete Zahlen zu gelangen, landet man leider meist nur bei Umfragen oder quellenlosen Angaben. Es ist natürlich bequemer, ein bißchen herumzutelefonieren, als repräsentative Stichproben im realen Straßenverkehr auszuzählen. Aber mit Umfragen erhält man eben auch nur Meinungen und schöne Versprechungen, aber keine Fakten.

8.5.14, www.spiegel.de:
Insgesamt trugen 2013 rund 15 Prozent der Radfahrer in Deutschland einen Helm - gut jeder siebte also. 2012 waren es noch 13 Prozent und 2011 nur 11 Prozent.

15.5.17, Umfrage von CosmosDirekt:
Zahl des Tages: 44 Prozent der deutschen Radfahrer tragen regelmäßig einen Fahrradhelm - 2015 waren es noch 33 Prozent

9.7.18, Stuttgarter Zeitung:
Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) beim Bundesverkehrsministerium, trugen im Jahr 2017 insgesamt nur 19 Prozent aller Fahrradfahrer in deutschen Städten einen Schutzhelm.

Die Werte der Umfrage (CosmosDirekt) sind offenbar stark übertrieben. Die anderen scheinen mir realistischer. Ich denke, als obere Grenze kann man annehmen, daß zur Zeit nicht mehr als jeder vierte bis fünfte Radfahrer einen Helm aufsetzt, also max. 25%.

Wie läßt sich dann aber folgendes deuten?

Mannheimer Morgen, 20.8.19, Seite 5:
Auch die Zahl getöteter Fahrrad- oder E-Bike-Fahrer hat zugenommen, [...] Einen Grund für die fatalen Folgen hat Innenminister Strobl bereits ausgemacht: "Bei den getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern trugen mehr als zwei Drittel keinen Helm", sagte er. "Die Schutzwirkung eines Fahrradhelms ist glasklar und unbestritten. Jedem muss klar sein: Helme können Leben retten."

Das heißt, etwa 30% der Toten trugen einen Helm.
Wenn unter allen Fahrradfahrern höchstens 25% einen Helm trugen, unter den tödlich Verunglückten aber 30%, dann erhöht ein Helm das Todesrisiko im Falle eines Fahrradunfalls recht deutlich.

So richtig glauben kann ich das wiederum auch nicht. Die Schlußfolgerung aus den Zahlen ist zwar eindeutig, aber vielleicht stimmen ja die Zahlen nicht ganz. Nur, so "glasklar und unbestritten", wie der Innenminister meint, ist das Problem eben auch nicht. Man müßte zur Begründung schon etwas mehr bringen als nur "mehr als zwei Drittel [trugen] keinen Helm".
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.08.2019 um 09.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41943

Natürlich sind sie auch nicht so geschichtsvergessen, Pozsony »Bratislava« zu nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2019 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41942

Noch einmal zu Holenstein:

Die Ungarn, mit denen ich verschwägert bin, haben nichts dagegen, daß wir sie so nennen. Sie selbst sagen ja auch nicht deutsch, sondern német (was wiederum kein echtes Ungarisch ist).

Wenn meine Tochter nach Ungarn fährt, erbieten sie sich sogar, sie nach Hanselbeck zu begleiten, obwohl ihr der Name Érd viel vertrauter ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2019 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41911

Dazu noch eine kleine Beobachtung. Das Substantiv Mitbewohner ist eigentlich relational, aber seit einiger Zeit wird das logisch notwendige Gegenstück, die Migantenunterkunft, gar nicht mehr erwähnt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.08.2019 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41910

Der mutmaßliche Täter und sein Opfer kannten sich
(MM, 2.8.19, S. 1, zum Schwertmord in Stuttgart)

Wieso "sein" Opfer? Wenn er nur mutmaßlich der Täter war, dann war das Opfer auch nur mutmaßlich seines. Der MM sollte sich in acht nehmen, nicht wegen übler Nachrede verklagt zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2019 um 08.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41816

"In den arabischen Golfstaaten können Freundschaften schnell entstehen und geschlossen werden. Allerdings sind diese in ihren Rechten und Pflichten anders definiert als Freundschaften, die innerhalb des deutschen Kulturkreises entstehen. Ein Araber hat neben der grundsätzlichen Sympathie auch immer den praktischen Nutzen einer Freundschaft im Sinn." (Thomas Reimer-Conrads/Alexander Thomas: Beruflich in den arabischen Golfstaaten)

Dieses Zitat ist sogar in den Wikipedia-Eintrag über Alexander Thomas aufgenommen worden. Man möchte spontan zustimmen, besonders wenn man keinen einzigen Araber persönlich kennt. Über die Chinesen weiß man auf demselben Wege auch gleich Bescheid. („Beruflich in ...“ ist eine gute Geschäftsidee, neuerdings als „Interkulturelle Kommunikation“ zu akademischen Ehren gekommen.)
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 29.05.2019 um 23.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41596

Die Jusos fordern die Legalisierung der Abtreibung bis zum Tage der Geburt. Niemand nimmt dafür die Gesamtpartei in Haftung, obwohl die sich trotz mehrmaliger Gelegenheit davon nicht distanziert hat.
Eine Lehrerin fordert, zugunsten des Klimas auf Kinder zu verzichten; keiner behauptet, das sei die Meinung aller Lehrer.
Die Junge Alternative kommt mit einem Ein-Kind-Politik-Vorschlag um die Ecke; die Gesamtpartei hält davon nichts, und trotzdem wird sie in denselben Topf geworfen nebst beiläufigem und selbstverständlichem Fremdenhaßvorwurf.
Wer solche Ungleichbehandlung anspricht, gilt als AfD-Apologet und wird aus der Diskussion ausgeschlossen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2019 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41591

Eckhard Jesse deckt das windige Unternehmen der Rechtsextremismusentlarver um Heitmeyer und Zick auf. (FAZ 29.5.19) (Umkreis der Antonio Amadeo Stiftung; gefördert von Heinrich-Böll-Stiftung u. a.: "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit")

Wenn jemand meint, die meisten Asylsuchenden seien in ihrer Heimat gar nicht verfolgt, muß er sich als fremdenfeindlich beschimpfen lassen, obwohl er nur eine schlichte Wahrheit ausspricht. Man muß vielmehr sagen, die Behörden sollten Asylgesuche „großzügig“ entscheiden. Jesse erinnert an die Verpflichtung, nach Recht und Gesetz zu verfahren.
„Großzügigkeit“ ist wie das vielgerühmte „unbürokratische“ Vorgehen ein anderer Ausdruck für Korruption (das hat ein bekannter Soziologe gesagt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2019 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41589

Die AfD-Jugend fordert, „die Entwicklungshilfe für Schwellenländer an die Einführung einer Ein-Kind-Politik zu koppeln, um einem der größten Klimaprobleme, der Überbevölkerung, entgegenzutreten“.

Das ist leicht gesagt. Kein demokratisches Land kann eine Ein-Kind-Politik durchsetzen. Man hat es, mit sehr unschönen Begleiterscheinungen, in China und in Indien versucht. (Es war ein Hauptgrund von Indira Gandhis Abwahl, die ich in Neu-Delhi miterlebte.) Glaubt jemand wirklich, daß Staaten sich das Kinderkriegen abkaufen lassen? Die Geburtenzahlen sinken durchgreifend, sobald der Lebensstandard und die Bildung – besonders der Frauen – sich verbessern. Hundertfach bewährt. Dort sollte man investieren.
Verhältnismäßig dünn besiedelte Länder können größere Umweltschäden verursachen als dichtbesiedelte. (Natürlich dringt die AfD auf Geburtenreduzierung nur bei den anderen, obwohl mit einer Beseitigung der Deutschen auch schon etwas fürs Klima getan wäre. Es ist logisch falsch, die Menschen selbst als Klimaproblem anzusehen, weil es das Problem ja nur aus der Sicht des Menschen gibt. Mir fällt Kants Taube ein, die auch den Luftwiderstand noch weghaben möchte. Wie schön wäre die Erde ohne Menschen!)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2019 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41545

Das "Mohrenfest" in Eisenberg (Thüringen) samt Wappen und Brunnen ist nicht zu halten. Die kleine Truppe der Guten sitzt zur Zeit am längeren Hebel, dagegen helfen keine Argumente. Der Sieg wird allerdings vergiftet sein; aber das macht nichts, dann kann man wieder gegen etwas kämpfen und sich wichtig machen.

(https://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/saale-holzland/weiter-kritik-mohrenfest-eisenberg-100.html)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2019 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41500

"Kopftuch erst ab Religionsmündigkeit"

Dazu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38470

So einfach ist das nicht. Auf andere Religionen ausgedehnt, würde es bedeuten: Auch das Recht auf religiöse Erziehung (Indoktrination) erst ab Religionsmündigkeit der Kinder?

Man will etwas zur Emanzipation der Frauen tun (das Wort hat hier seinen altrömischen Sinn). Sie sollen die Gleichberechtigung genießen, die das GG ihnen garantiert. Nur, wie kommt man an die archaischen (meist, aber nicht nur muslimischen) Familien heran bzw. in sie hinein? Es gibt Angebote an die Frauen, aber die werden ja oft daran gehindert, sie wahrzunehmen. Aber da sind die Kinder: Die müssen in die Schule, und in diesem Augenblick kann man sie kapern. Man setzt am schwächsten Glied der Kette an.

Hat man bedacht, was das Kopftuchverbot für schulpflichtige kleine Mädchen in den Familien anrichtet? Zuerst wissen die Kinder nicht, was das Kopftuch bedeutet, aber wenn sie dann 12 oder 14 sind und das Kopftuch als Bekenntnis handhaben, dann sollen sie das dürfen, auch in der Schule?

Daß die Maßnahme das eigentliche Ziel fördert, ist auch nicht sicher.

Ich frage ja nur.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2019 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41437

Musik von Joseph Haydn sollte nicht mehr gespielt werden. Schließlich hat er die Nazi-Hymne komponiert. Das kann man nicht einfach übergehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2019 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41366

Zum Skandälchen an der Frankfurter Uni:

Eine anonyme Gruppe von Studenten fordert in den sozialen Netzwerken die Entlassung der Professorin. Die Studierenden unterstellen Schröter und ihrem Institut „anti-muslimische Ressentiments“.

Anonyme Schreiber in asozialen Netzwerken sollte man als nichtexistent betrachten, wie sie es mit ihrer Anonymität selbst bezwecken.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.04.2019 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41357

Betr.: "vereinnamt"
Ich danke Herrn Riemer für die Wortschöpfung "vereinnamen", die genau die richtige Bezeichnung für die Eindeutschung ausländischer Namen durch Übersetzung wäre, weil ausländische Namen meistens etwas bedeuten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41355

Mit "normal", lieber Herr Markner, hatte ich mich auf die Norm bezogen, die Herr Riemer in der von mir zitierten Aussage voraussetzt. Ganz harmlos!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 17.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41354

Lieber Riemer, damit rennen Sie bei mir ja offene Türen ein, denn ich bin jahrelang mit familienpolitischen Vorträgen durch die Lande gezogen, im Sinne der Deutschen Liga für das Kind und manchmal auch der ÖDP, aber immer auf eigene Kosten. Das Problem ist die strukturelle Kinderfeindlichkeit unseres Wirtschaftens (einschließlich Altersversorgung). Es ist nicht spezifisch deutsch, und der "Vorsprung" der DDR (zuletzt etwas höher als im Westen, aber bei weitem nicht bestandserhaltend) müßte gesondert besprochen werden, aber hier ist nicht der Ort dafür.
Ich fürchte nur, daß sich daran sobald nicht viel ändern wird. Welche Politik hat irgendwo die Geburtenrate nennenswert erhöht? Sogar in Frankreich sinkt sie und liegt schon unter der Erhaltungsquote.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 25.04.2019 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41353

Banalerweise muß man feststellen, daß »normal« alles mögliche ist, was man gutheißen kann oder eben auch nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.04.2019 um 13.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41352

Banal finde ich nur, daß die aktuelle Geburtenrate zum Bevölkerungsschwund führen wird. Gar nicht banal ist aber, daß sich die Geburtenrate nicht ändert. Das wäre eben die Aufgabe der Politik, für mehr Attraktivität größerer Familien zu sorgen. Bis jetzt wurde das im Westen nie richtig versucht. Auf dem Gebiet war die DDR wenigstens schon etwas weiter, die Geburtenzahlen waren höher und Erstgebärende waren jünger. Was Kinder kosten (Zeit und Geld), muß die ganze Gesellschaft erwirtschaften, nicht nur die Eltern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41351

Eine funktionierende Gesellschaft muß sich aus sich selbst heraus tragen und ständig erneuern. Wenn das nicht funktioniert, dann ist etwas faul im Staate Deutschland.

Interessante These. Banalerweise muß man erst einmal sagen, daß die Geburtenrate, an der sich vorläufig nicht viel ändern dürfte, mathematisch unerbittlich zum Schwund der deutschen Bevölkerung führen wird. Was heißt dann noch "sich tragen und erneuern"?

Außerdem könnte man sagen, daß immer etwas "faul" ist, sonst gäbe es keine Politik. Fäulnis (oder Faulheit?) ist sozusagen der Normalzustand.

Zuwanderung (und entsprechend Abwanderung) ist auch normal – wo hätte es je etwas anderes gegeben? Nur in Utopien versucht man das zu unterbinden, weil Philosophen es gern übersichtlich haben, nicht so schmuddelig, wie es in Wirklichkeit ist. Aber gerade darum wirken die "geschlossenen" (Fichte) utopischen Staaten tot wie Kristalle und wären es auch, wenn man sie verwirklichte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.04.2019 um 11.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41349

Nicht nur unter den angeblich Asylsuchenden muß man differenzieren, sondern auch unter jener Hälfte der Deutschen, die angeblich solche Ressentiments hat.

Man wird nämlich sehr schnell unter dieser Gruppe vereinnamt, wenn man zwar gar keine Ressentiments gegen irgendwelche Ausländer, dafür aber eine von der praktizierten Einwanderungs- und Asylpolitik abweichende Meinung hat.

Es heißt heute immer, Deutschland sei nun einmal faktisch ein Einwanderungsland geworden, während man bis in die neunziger Jahre noch das Gegenteil sagte. Ob Deutschland aber ein Einwanderungsland ist, das sollten nicht irgendwelche Fakten diktieren, sondern die Fakten sollte das deutsche Volk demokratisch bestimmen und dann danach handeln.

Es kann auch nicht sein, daß die Wirtschaft ständig auf die Einwanderung von ausgebildeten Fachkräften, Akademikern, Ärzten, Pflegepersonal usw. und die Gesellschaft insgesamt auf die Einwanderung von Kindern oder nachwuchsfreudiger Familien angewiesen ist. Eine funktionierende Gesellschaft muß sich aus sich selbst heraus tragen und ständig erneuern. Wenn das nicht funktioniert, dann ist etwas faul im Staate Deutschland.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 08.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41348

Jeder zweite Deutsche hat Ressentiments gegen Asylsuchende

Etwas anderes kann die Friedrich-Ebert-Stiftung wohl nicht herausfinden. Wie wäre es mit Leuten, die zwar behaupten, Asyl zu suchen, aber in Wirklichkeit etwas anderes suchen? Darf man gegen die (und ihre „Unterstützer“) keine „Ressentiments“ haben? Das war und ist doch das Hauptproblem, bestätigt durch die hohen Ablehnungsquoten unserer durchaus wohlwollenden Behörden und Gerichte. Die Welcome-Begeisterten in meiner Bekanntschaft haben inzwischen allesamt ihre T-Shirts und einen Teil ihres Wohlwollens abgelegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2019 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41337

Peter Graf Kielmannsegg kritisiert die Radikalen, die mit den Berliner Straßennamen auch gleich die Erinnerung an die Befreiungskriege gegen Napoleon tilgen wollen, als sei der Widerstand gegen die französische Besetzung etwas Unanständiges gewesen. Viele scheinen überhaupt nicht mehr zu wissen, worum es ging. Kielmannsegg fragt auch, wie sich Deutsche fühlen werden, wenn sie künftig in einer Maji-Maji-Straße usw. wohnen werden. Es kann nicht gut ausgehen, wenn man den Menschen täglich ihre eigene Nichtswürdigkeit und die ihrer Vorfahren vor Augen führt. Und demokratisch ist es auch nicht, weil die Betroffenen nicht gefragt, sondern von oben zwangsbeglückt wurden. Das ist gerade in solchen Dingen, die man zum Brauchtum im weiteren Sinn rechnen könnte, eine Unverschämtheit. (Straßennamen werden auch sonst heutzutage von oben verordnet, aber gegen die Verlegenheitslösung, in Neubaugebieten alle Namen von Blumen, Bäumen oder Komponisten auszuschöpfen, ist wenig einzuwenden; kein Vergleich mit der Raserei der Geschichtspolitiker.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2019 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41254

Das „perfekte Baby“ ist der Kampfbegriff, mit dem Abtreibungsgegner den Wunsch nach einem gesunden Kind lächerlich machen.
Wenn Menschen mit Down-Syndrom normal sind, braucht man sie nicht besonders zu fördern. Eine ähnliche logische Falle kennt man bei Gehörlosen und anderen Behinderten.
Ist es so schwer, zwischen „behindert“ und „lebensunwert“ zu unterscheiden? Auch beim volkstümlichen Rasse-Begriff hat man das Kind mit dem Bad ausgeschüttet und sich in die Verlegenheit gebracht, Rassen zu leugnen und gleichzeitig gegen Diskriminierung schützen zu müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2019 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41253

Aus einer Besprechung der MOZ von Stefanowitschs Moralbuch:

Der „politisch korrekte“ Sprachgebrauch wird seit seiner „Entdeckung“ zu Beginn der 90er Jahre von Ultrakonservativen und Rechten verunglimpft als Werkzeug linker Moralapostel und selbsternannter Tugendwächter, die mit bestimmten Wörtern gleich auch das Denken und Diskutieren über „unangenehme“ Tatsachen verbieten wollten. (24.4.18)

Diese Darstellung ist selbst verunglimpfend. Ich zum Beispiel verunglimpfe die PC nicht, sondern kritisiere sie und lehne sie ab, obwohl ich weder rechts noch ultrakonservativ bin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2019 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41191

Die rot-rot-grüne Regierung Berlins tilgt Straßennamen, die an Militär und deutsche Kolonien erinnern. Die Bereinigung der Vergangenheit geht weiter. Es hat auch nie Juden in Deutschland gegeben. Die Bundeswehr ist aus Berliner Schulen verbannt. Es gibt gar keine Bundeswehr, nur Rüstungsexport, über den man sich empören muß. Unsere zarten Ohren und Augen dürfen nicht mit harschen Wahrnehmungen gequält werden.

Eine winzige Gruppe wie „Schwarze Menschen in Deutschland“ kann unverhältnismäßig viel Druck ausüben, weil es den anderen an Zivilcourage fehlt. Typisches Beispiel ist die Tilgung von „Mohr“ aus Namen von Straßen, Apotheken, Nahrungsmitteln. Es ist absurd, aber es wird durchgezogen. Natürlich bleibt ein Groll, der irgendwann zurückschlägt, sei es auch in Wahlergebnissen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.04.2019 um 09.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41171

Ein ungewöhnlicher Vorfall, denn eigentlich befummelt Creepy Uncle Joe vorzugsweise Minderjährige.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2019 um 08.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41169

Joe Bidens Präsidentschaftskandidatur steht auf der Kippe. Er soll eine Parteikollegin unerlaubt auf den Hinterkopf geküsst haben. Dabei habe er auch an ihrem Haar gerochen. „Flores erklärte, es sei sicher nicht ungesetzlich gewesen, was Biden getan habe. Sie wollte aber auf das Verhalten des damaligen Vizepräsidenten aufmerksam machen.“ (faz.net 1.4.19)

He proceeded to plant a big slow kiss on the back of my head. My brain couldn’t process what was happening. I was embarrassed. I was shocked. I was confused. There is a Spanish saying, “tragame tierra,” it means, “earth, swallow me whole.” I couldn’t move and I couldn’t say anything. I wanted nothing more than to get Biden away from me. My name was called and I was never happier to get on stage in front of an audience. (Washington Post)

Auch mit „standing close to women“ habe er Mangel an Respekt für deren Privatsphäre bewiesen.

Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer sauberen Gesellschaft.

(Frauen haben es leichter, sich für sexuell belästigt zu erklären. Welcher Mann würde beklagen, daß er ungewollt das Interesse einer Frau auf sich gezogen habe? Homosexuelle Männer, bei denen das noch am ehesten verständlich wäre, sind erfahrungsgemäß gerade besonders nett zu Frauen und würden das niemals tun.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.03.2019 um 10.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41135

Mit der Auffassung darüber, unter welchen Umständen man vernünftigerweise einen Helm aufsetzt, liegen wir nicht weit auseinander, vielleicht sogar gleich.

Mir ging es aber darum, ab wann das Tragen eines Helms direkt zur gesetzlichen Vorschrift (und damit das Nichttragen strafbar) gemacht werden sollte, unabhängig von der Selbsteinschätzung des ansonsten mündigen Bürgers.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2019 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41134

Freilich wäre ein solches Gesetz übertrieben, aber die Übertreibung, lieber Herr Riemer, stammt von Ihnen und dient dazu, Ihr Argument zu stützen. Ich bin, wie gesagt, nicht sehr entschieden dafür oder dagegen, gebe aber zu bedenken, daß die Unterscheidung von Motor- und Muskelkraft nicht überzeugt. Und ich meine damit nicht die E-Bikes. Mit dem Fahrrad erreicht man Geschwindigkeiten, die dem Körper und besonders dem Kopf, der ja die Knautschzone des Radfahrers genannt wird, eine erhebliche kinetische Energie verleihen. Ich bin selbst auf einer abschüssigen Strecke wegen eines unvorhergesehenen Hindernisses gestürzt, bei vielleicht 20 km/h, mit schlimmen Folgen trotz Helm (was wäre erst ohne Helm passiert!).
Man kann auch als Fußgänger auf den Kopf fallen, sogar im Stehen, aber meistens leiden Hüfte oder Handgelenke, wie ich aus vielen Fällen in meiner weiteren Bekanntschaft weiß.
Übrigens tut die Schule viel für die Verkehrserziehung und schreibt teilweise sogar vor, daß (Grund-)Schüler nur mit Helm zur Schule radeln. Das kann zur lieben Gewohnheit werden (meine Frau und ich fühlen uns unwohl, wenn wir keinen Helm tragen). Ich bin überzeugt, daß eine Helmpflicht nach kurzer Zeit so selbstverständlich wäre wie die seinerzeit umstrittene Gurtpflicht.
Die eigentlich Horrorvorstellung des Radfahrers ist freilich der rechtsabbiegende Lastwagen oder Bus...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.03.2019 um 21.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41132

Wie viele von den 20000 Verkehrstoten waren wohl Fußgänger, die nicht hätten sterben müssen, wenn sie einen Fußgängerhelm getragen hätten?

Ich weiß es nicht, aber ich schätze, daß wenigstens 10 bis 20 Menschen pro Jahr in Deutschland mit einer Fußgängerhelmpflicht gerettet werden könnten.

Es leuchtet wohl unmittelbar ein, daß so ein Gesetz übertrieben wäre. Man muß also zwangsläufig bei einer bestimmten Anzahl von Verkehrstoten eine Grenze ziehen und sagen, mehr können wir vernünftigerweise per Gesetz nicht verhindern. Und diese Grenze liegt für mich, was den Helm im Falle eines sonst ungeschützten Körpers betrifft, eindeutig zwischen der Fortbewegung mit Motor- und Muskelkraft.

Es steht natürlich jedem frei, beim Skifahren, Radfahren, Rollschuhlaufen usw. aus eigenem Entschluß einen guten Helm zu tragen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2019 um 17.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41130

Ich bin da etwas gespalten (wir hatten das Thema wohl schon mal diskutiert). Um 1970 fand man sich mit über 20.000 Verkehrstoten jährlich ab, heute ist es nur noch ein Sechstel, bei sehr viel mehr Verkehr. Die Gründe sind bekannt.
Seit ich mit Neurochirurgen und Unfallärzten gesprochen habe, neige ich zur Helmpflicht. Allerdings sollten die Ingenieure sich etwas einfallen lassen und bessere Helme konstruieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.03.2019 um 17.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41128

Ich durfte in meiner Jugend sogar noch ohne Helm Motorrad fahren. Im Osten gab es bis in die 70er Jahre eine Motorradhelmpflicht nur außerhalb geschlossener Ortschaften, und auch das nur für den Fahrer, nicht für den Sozius. Erst später mußte man auch im Ort Helm tragen (ob die Neuregelung sich dann auch auf den Sozius erstreckte, habe ich leider vergessen).

Diese Verschärfung hat natürlich jeder eingesehen, da gab es auch keine Diskussionen, obwohl ich es im Sommer ganz angenehm fand, ohne den klobigen Helm ins Schwimmbad fahren zu können.

Aber auf dem Fahrrad muß der Helm wirklich freiwillig bleiben (über Kinder bestimmen natürlich die Erzieher). Oder soll er etwa bald sogar Fußgängern verordnet werden, weil auch die ab und zu in Unfälle verwickelt sind oder ihnen mal ein Dachschiefer auf den Kopf fallen könnte?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2019 um 16.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41127

Da hat Verkehrsminister Scheuer mal was richtig gemacht, und schon ist es auch wieder nicht recht. Unsere Tugendwächter jaulen pflichtgemäß auf: Sexismus usw.

Aber es ist durchaus sachgerecht, mit jungen Frauen für Fahrradhelme zu werben, denn diese Kohorte stellt die größten Helmmuffel (Umfrage Emnid 2015 usw.). Wenn man Helme auf die hübschen und sonst auch hellen Köpfe der Mädchen zu bringen versucht, ist die Reaktion genau wie von Scheuers Werbeagentur aufgezeichnet: Looks like shit..., und die Frisur!

Wenn Wowereit einst Berlin "sexy" fand, sollte seine Partei nun nicht so prüde tun.

Die Enkelin kriegt jetzt ihr erstes Laufrad und einen sexy Helm dazu. Der Opa weiß aus eigener Erfahrung: ... saves my life.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2019 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41112

Ich habe auch schon oft von Gleichschaltung gesprochen, auch hier, vor allem im Zusammenhang mit der Rechtschreibung. Es ist ja im Grunde ein normales und praktisches Wort.
Etwas anders sieht es aus, wenn man sich selbst als Inhaber der Wahrheit sieht, die auszusprechen eine riskante Tat sei – gegen die rot-grün versifften Mainstream-Medien.
Ich selbst nehme auch deshalb nicht am Fernsehen teil, weil es mir zwar nicht gleichgeschaltet vorkommt, aber doch eine gewisse Schlagseite hat, wenn nicht nach links oder rechts, dann doch nach dumm. Diesen Eindruck gewinne ich bei meinen Fernseh-Stippvisiten in Ferienwohnungen oder Hotels.
Es ist aber objektiv nicht so, daß die Rechten ihre Meinung nicht äußern könnten. "Merkel muss weg!" kann man ungehindert sagen und schreiben. Das wäre in der oft beschworenen Merkeldiktatur nicht selbstverständlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.03.2019 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41110

Ja, genauso trifft es zu. Allerdings hat der tägliche Sprachgebrauch der AfD schon auch mit der Hitlerschen Politik zu tun, und vor allem, das würde ich sogar an erster Stelle sehen, mit der Gleichschaltung in der DDR.
Wenn ich auch die heutigen Verhältnisse in Deutschland noch mit keiner der beiden Diktaturen gleichsetzen möchte, so sollte man doch die bedenklichen Tendenzen, die der JU-Vorsitzende anspricht, ernst nehmen und den Anfängen wehren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2019 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41108

Mit Gleichschaltung hat der neue JU-Vorsitzende nicht Merkels Politik mit derjenigen Hitlers verglichen, sondern einfach den täglichen Sprachgebrauch der AfD übernommen, was bei regelmäßiger Lektüre einschlägiger Texte leicht passieren kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2019 um 07.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41092

Die grellen Prediger manövrieren sich wohl selbst ins Abseits. Das Problem sind eher die beifallklatschenden Junggermanisten. Eine verlorene Generation, fürchte ich. Dabei denkt man auch an Hunderte von feministischen Gesinnungslehrstühlen. Es bleibt eine kleine Hoffnung auf die Gegenbewegung, die ja anscheinend in Norwegen schon zur Besinnung geführt hat und sich auch anderswo zu artikulieren beginnt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.03.2019 um 19.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41091

Mit feiner Ironie ist gegen derlei Holzhammerakrobaten leider nichts auszurichten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2019 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41090

In der FAZ (19.3.19) berichtet Wolfgang Krischke mit feiner Ironie vom Kongreß des IDS über Sprache in sozialen Medien. Die Hälfte seines Berichts gilt Anatol Stefanowitsch, der für seine moralistische Sprachkritik (gegen rechts) warb und wegen der Emotionalität seines Vortrags viel Beifall bekam.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2019 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41058

Ist Hugo Balls "Karawane" eigentlich politisch korrekt? An einer Hauswand unter den strengen Blicken studentischer Rassismuswächter könnte sie sich wohl kaum halten. Stichwort "Kameltreiber"...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2019 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41050

Ein Wirtschaftsmensch hat gesagt Ebit macht frei und sich damit den voraussehbaren Rüffel eingetragen. Ein schwieriger Fall. Päpste werden nicht kritisiert, wenn sie Liebe macht frei sagen. Auch die Wahrheit wird uns bekanntlich frei machen (Joh 8,32). – Jener Boss hat sicher nichts Auschwitzhaftes sagen wollen, es lag ihm einfach zu fern, um bezüglich der Wortwahl aufzupassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2019 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41015

Vielen Dank für die Erinnerung! Ja, wir haben es vor fünf Jahren schon ausführlich diskutiert, aber es bleibt ja aktuell.

Besonders perfide ist die Unterstellung der anonymen Schmierfinken, man dürfe ja heute seine Meinung nicht mehr offen sagen.

Man darf schon, man sollte es aber nicht, wenn es eine Schmiererei ist.

Außerdem wäre damit nur gesagt: Man kann seine Meinung nicht mehr sagen, wenn Folgen damit verbunden sind. Schöne Helden...
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.03.2019 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41013

https://virchblog.wordpress.com/2013/02/25/anonyme-briefe/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2019 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41011

Nachdem man die Indianer fast ausgerottet hat, möchte man auch durch den Namen nicht mehr daran erinnert werden, genau wie bei den Zigeunern usw. Der umfangreiche Wikipedia-Eintrag "Indigene amerikanische Sprachen" vermeidet das Wort Indianer vollständig (nur in einem Kompositum ist es durchgeschlüpft).

Die "Zensur der Nachgeborenen" (deren eigene Leistungen meistens überschaubar sind) versetzt den verdienstvollen Erforschern der Indianersprachen, Negersprachen, Zigeunersprachen nachträglich einen Tritt, als seien sie wegen ihrer Unaufgeklärtheit nicht ganz ernst zu nehmen.

Den Eintrag "Eskimosprachen" würde man wohl auch gern ändern, aber es gibt keine Umschreibung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2019 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41010

"Indianer" als Vorbild von kindlicher Kostümierung sind in der Tat ein Kunstprodukt. Darum kann man auch niemanden damit rassistisch kränken. Ähnlich die Mohren als Vorlage der schmackhaften Köpfe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2019 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41009

Von amerikanischen Universitäten hört man, wie sehr die Schonung empfindlicher Studentenohren den akademischen Betrieb bestimmt.

Dem steht eigenartigerweise das ungenierte Anprangern von Professoren unter dem Schutz der Anonymität gegenüber (z. B. http://www.ratemyprofessors.com/). Jeder hat Zugang zu diesen meist völlig unqualifizierten Gemeinheiten, die Opfer sind wehrlos.

Eine weitere Bestätigung meiner Ansicht, daß Anonymität (mit der genannten Ausnahme diktatorischer Verhältnisse) nicht zugelassen werden sollte. Klarnamenpflicht würde den Schweinestall durchgreifend reinigen. Ich denke natürlich vor allem an deutsche "Foren", wo ja oft dieselben Giftzwerge vermummt auftreten, die Verschleierungsverbote für Musliminnen fordern.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 07.03.2019 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41005

Es gibt und gab nie Indianer, denn dieses diskriminierend rassistische Wort stammt von kolonialistischen weißen Männern. Tatsächlich sind es native Amerikaner*innen.

PS: „nativ“ klingt positiv, so wie bei kaltgepreßtem Olivenöl.
PS2: „Amerika“ ist auch ein kolonialistisches Wort, aber was wäre die Alternative?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2019 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40999

Kita verbietet Vorurteilskostüme

Zum Beispiel Indianertracht. Dadurch könnte das Vorurteil gefördert werden, daß es Indianer gebe.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.03.2019 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40985

https://virchblog.wordpress.com/2019/03/04/die-nase/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2019 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40984

Witze verstoßen gegen die Menschenwürde. Jesus hat nie gelacht. So wollen wir es auch halten, besonders im Karneval, einer Zeit der Besinnung und seelischen Einkehr.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.02.2019 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40871

Nationalität wird in den westlichen Ländern vielfach mit Staatsangehörigkeit gleichgesetzt. Wikipedia schreibt über die DDR:

So konnte man auch beispielsweise „deutscher Staatsangehöriger sorbischer Nationalität“ sein.

Keinesfalls! Wer so etwas sagte, handelte sich zumindest schon mal eine strenge Rüge ein. Richtig war, daß man beispielsweise DDR-Staatsangehöriger sorbischer Nationalität sein konnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2019 um 09.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40827

Fundsache:

And it might now be admitted that the Cold War’s half acceptance of "two Germanys"—a policy that left a new generation of East Germans to grow up without any experience of democracy—was paradoxically conditioned by the same feeling of "woe to the conquered." (Interesting that we still employ the German word Schadenfreude when speaking of a cruel sense of satisfaction, as if nationalizing an emotion that is common to all.) (Christopher Hitchens 2001 in The Atlantic, auch in Arguably S. 681)

(Auch zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27109)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2019 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40604

„Das Internetangebot wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Charta der Vielfalt e.V.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Aletta Gräfin von Hardenberg“

„Der Verein hatte 2017 24 institutionelle Mitglieder: Adidas, Allianz, BASF, Bayer, Boehringer Ingelheim, BMW, BP Europa, Commerzbank, Daimler, Deutsche Bahn, Deutsche Bank, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Ernst & Young, GE Germany, Henkel, Innogy, Metro, Osram, Novartis, Sanofi, SAP, Siemens und Volkswagen.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Charta_der_Vielfalt

Nennenswerte Kritik scheint es zu nicht zu geben, ich sehe fast nur positive oder neutrale Darstellungen. Die Ideologie dahinter gilt unhinterfragt.

Den Gründern ging es um Gewinnsteigerung der Unternehmen. Die unterzeichnenden Universitäten mußten das auf den Ertrag der wissenschaftlichen Arbeit übertragen, wo es aber noch fragwürdiger ist. Erfolgsnachweise fehlen bis heute. (Schon vor Jahren wurde darauf hingewiesen, daß die Unternehmen, die zu den Gründern oder frühen Unterzeichnern gehörten, auch nicht mehr Frauen im Vorstand haben.)

Wieso lassen sich die Universitäten überhaupt für einen solchen Verein einspannen? Warum wurden z. B. an meiner Universität weder die Professoren noch sonst jemand befragt, bevor der damalige Rektor unterzeichnete und die gesamte Universität auf die Diversity-Ideologie verpflichtete?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2018 um 07.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40343

Eigentlich sollen wir jede Menschengruppe so bezeichnen, wie sie sich selbst nennt. Beim "Islamischen Staat" hört die "Höflichkeit" (Holenstein) auf, da hat man sich anscheinend auf "IS-Terrormiliz" geeinigt.

Diese Gruppe reklamiert möglichst jeden Mordanschlag auf Unbeteiligte für sich selbst, was besonders einleuchtet, wenn der Täter mit einem "Allahu akbar" ans Werk geht und entweder beabsichtigt oder in Kauf nimmt, dabei auch selbst in die ewige Seligkeit einzugehen.

Entgegen vielen Voraussagen hat sich das religiöse Leben in der Gegenwart stark belebt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2018 um 15.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40215

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30026

Zufällig stoße ich darauf, daß "Eure Armut kotzt mich an" antiken Ursprungs ist: "Abomina pauperos" (Graffito aus Pompeji), und dann stelle ich fest, daß andere das auch schon bemerkt haben – wie könnte es anders sein!

Vorige Woche hatte ich gerade ein Buch von Roger Scruton beendet (mit dem ich sonst wenig anfangen kann, aber seine Kritik der neulinken fools and frauds gefällt mir natürlich; Herr Markner hat ihn hier vor sieben Jahren verlinkt), als meine Frau mich fragte, was eigentlich "chiaroscuro" bedeutet. Eine Stunde später lese ich vor dem Einschlafen in einem Roman weiter (The Finkler Question) und stoße im Abstand von wenigen Seiten auf Roger Scruton und "chiaroscuro". Eines von beiden wäre schon ein irrer Zufall, aber beides zusammen? Ich werde übersinnlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2018 um 16.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40167

Der letzte Schrei ist "epistemische Gewalt". Besonders die Feministin Claudia Brunner hat sich darin hervorgetan. Sobald ich verstanden habe, was damit gemeint ist, werde ich berichten. Ich werde aber schon mal Begriffe wie "Selbstmordattentat" oder "Genitalverstümmelung" vermeiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2018 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40000

A secondary school has been branded ‘racist’ after it asked pupils to list the ‘pros and cons’ of slavery as homework.

Das kann durchaus ein sinnvoller Einstieg sein. Historiker diskutieren auch über die ökonomische Seite der Sklaverei. Warum glaubten auch die verehrten Väter des heutigen Amerika nicht auf Sklaven verzichten zu können? Waren sie so verrückt, daß man sich nicht einmal in Gedanken mit ihren Motiven beschäftigen kann? Usw.

Es ist leicht, Einzelheiten aus der Arbeit der Schulen herauszugreifen und öffentlich anzuprangern. Am liebsten möchte man den Schülern nicht nur schlimme Wörter, sondern auch unerwünschte Tatsachen völlig verschweigen und traut ihnen aber auch gar kein Urteilsvermögen zu. Wer möchte heute noch Lehrer sein?

Sklaverei gab es übrigens unabhängig von der "Rasse". Andererseits ist der Rassismus heute auch ohne Sklaverei ein riesiges Problem. Aber darüber spricht man nicht gern, leugnet ja auch bequemerweise schon die Rasse als begriffliche Grundlage jeder Diskussion.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2018 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39690

Nach einer Studie der Katholischen Kirche zu Missbrauch durch Geistliche lässt Sandra Maischberger das Thema diskutieren. Der Titel der Sendung ["Missbrauch in der katholischen Kirche – aufklären oder vertuschen?"] löst Empörung aus: Er legt nahe, dass Vertuschen eine Option wäre.

Aber das Vertuschen war doch eine Option!

Es ist immer noch eine. In der katholischen Kirche, die sich ja selbst für heilig erklärt, gibt es eine Tendenz, die Institution in ihrer ewigen Reinheit völlig getrennt zu halten von den unzulänglichen Menschen, die sie vertreten. (Das habe ich auch in Gesprächen mit Katholiken so ähnlich gehört.) Der Pfarrer mag ein Schwein sein, das hat nichts mit seiner Heiligkeit in der apostolischen Sukzession zu tun und entwertet die Sakramente nicht, die er spendet. (Eine phantastische Konstruktion, nebenbei bemerkt.) Insofern ist es konsequent und durchaus eine Option, Vorkommnisse nicht an die große Glocke zu hängen. Die deutschen Bischöfe geloben Besserung, aber die völlige Offenlegung ihrer Akten lehnen sie weiterhin ab. Soweit zu "Optionen".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2018 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39686

Frank Furedi behauptet, viele Studenten machten in Seminaren den Mund nicht mehr auf, weil sie Angst hätten, "Mikroaggressionen" zu begehen. Die "Kultur der Angst" ist allerdings seit Jahren sein Lieblingsthema, und ich weiß nicht, ob seine These empirisch untermauert ist. Wer das Hohelied der Political correctness singt, wird es bezweifeln.

An politisch korrekten Diskussionen möchte ich nicht teilnehmen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.09.2018 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39577

Merkel sagt dazu auch: "Wir haben Videoaufnahmen darüber ..."

Als ich dieses Video zum ersten Mal sah, dachte ich noch, es sei von der Polizei oder von einigermaßen seriösen Journalisten aufgenommen worden. Aber es stammt von "Antifa Zeckenbiss"!

Nun kennen wir also die Quellen von ARD, ZDF, Spiegel usw., die sofort unbesehen veröffentlicht wurden, und auf diese stützt sich ebenso unbesehen auch die Kanzlerin. Als der Verfassungsschutz u. a. auf die ominöse Quellenlage hinweist, muß er sich rechtfertigen.

Ist die Authenzität dieses Videos eigentlich inzwischen bewiesen? Hat man die Personen, die dort Fremde verfolgen, identifiziert? Wer sind sie? Ich habe davon nichts gehört.

Wozu hat der Staat einen Verfassungsschutz, wenn im Zweifel doch alle auf die Extremisten hören? Nicht nur Maaßen sollte ersetzt werden, sondern das ganze Amt kann gleich an "Antifa Zeckenbiss" übergeben werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2018 um 11.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39574

Der eine wird bei Zusammenrottung hellhörig, der andere bei System. Gaulands Wortwahl darf man aber wohl für bewußter halten, geschichtsbewußter.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2018 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39567

So ähnlich sagt es (neben vielen anderen, alle aus derselben Ecke) auch die "Freie Welt":

Nach offizieller Darstellung aus Regierungskreisen handelte es sich bei den Demonstrationen in Chemnitz um eine »Zusammenrottung«. Das entspricht dem Sprachgebrauch der DDR, wo es – anders in der BRD – einen Paragraphen gab, der die Bestrafung von Zusammenrottungen regelte. Der Sprachgebrauch führt uns zurück in die Kindheit von Angela Merkel.

Dort werden auch noch weitreichende Folgerungen gezogen und mit Piaget wissenschaftlich begründet.

Köthen brachte inzwischen die nächste Zusammenrottung. Allerdings hat "diese Dame" bisher nicht erkennen lassen, daß sie die friedlichen Demonstrationen besorgter Bürger verbieten lassen will.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.09.2018 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39566

Merkel stammt selbst aus der DDR, da müßte sie sich eigentlich an das Wort "Zusammenrottungen" erinnern können, mit dem das DDR-Regime und die Stasi den politischen Widerstand in der DDR verunglimpft haben. Daß ihr gerade dieses Wort entschlüpft ist, spricht Bände.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2018 um 03.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39544

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36551

In den "Sprachnachrichten" prangert Ingo von Münch auch noch einmal das "gefälschte" Foto an, mit dem Lidl sein Produkt bedruckte. Ich würde allenfalls "verfälscht" sagen, denn Lidl beansprucht ja nicht, griechische Kirchen zu dokumentieren.
Das Herumreiten auf solchem Vogelschiß zur Verstärkung des apokalyptischen Tons ist bezeichnend, aber es wirkt auch ein wenig unproportioniert. Der alte Herr hat schon Besseres geschrieben.

In derselben Ausgabe haut auch Matussek ordentlich auf die Pauke, zählt sich selbst zur Gruppe um Sarrazin, Lengsfeld, Maaz... Um die Sprache geht es da gar nicht mehr, sondern um die schreckliche Merkeldiktatur.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2018 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39467

Anscheinend soll Gomringers Gedicht durch ein Gedicht einer Gomringer-Kritikerin übermalt werden. Dazu mögen andere sich äußern (gestern schon mal in der FAZ).

Ich halte das an sich unwichtige Ereignis der Gomringer-Tilgung für eine der größten Dummheiten, die zur Zeit öffentlich begangen werden, und bin ziemlich sicher, daß Gomringers Text nach dem Abflauen des beschämenden Wahnsystems in irgendeiner Form rehabilitiert werden wird, wahrscheinlich wieder mit triumphierendem Getöse der neu Bekehrten. Über die Hexenverfolgung schütteln wir ja auch den Kopf: Wie konnte man nur! So wird es auch hier kommen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2018 um 13.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39361

Ach so. Bis vor nicht allzu langer Zeit pflegte die linksgerichtete "Junge Welt" noch die herkömmliche Rechtschreibung, ist aber nun ausgestiegen. Jetzt wird die bessere Rechtschreibung wohl fast nur noch von eher rechtsgerichteten Zeitungen und Verlagen wie "Junge Freiheit" verwendet.
Ich finde eine solche Politisierung der Rechtschreibung sehr schade und bedenklich, andererseits steckt darin schon auch etwas Bezeichnendes der jeweiligen Seite, wenn auch nicht das Hauptmerkmal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2018 um 11.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39355

O pardon! Ich meinte die nichtreformierte Schreibweise, die ich ja auch pflege, ohne mit diesen Leuten im selben Abteil sitzen zu wollen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2018 um 11.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39352

Warum sollte Ihnen das peinlich sein? Es kann doch jeder offen sagen, wen er wählen würde, gegen wen er ist, jeder kann Wahlwerbung machen, positiv oder negativ. Auch ich ordne Merkel mittlerweile im links-rot-grünen Bereich ein und würde sie nicht mehr wählen. Es ist doch völlig legitim, das zu sagen und zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2018 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39350

Auch in Dresden halten Pegida-Anhänger Merkel muß weg! in die Höhe, es ist mir ein bißchen peinlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2018 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39242

Eine gelegentliche Fahrtauglichkeitsprüfung bei alten Menschen wäre "diskriminierend", kann daher nicht eingeführt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2018 um 10.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39203

Schöner Text, danke für den Link!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 28.07.2018 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39202

https://virchblog.wordpress.com/2014/07/21/korrekt-verklemmt/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2018 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39199

"Sie sprechen aber gut deutsch." Eine sehr natürliche Reaktion, neuerdings Inbegriff rassistischer Diskriminierung.
Wenn man die Leute mit dem Migrationshintergrund fragt, ob sie schon einmal Rassismus erfahren haben, wird man fast immer fündig. Das liegt im Wesen der Befragung, und ein Ende der neuen Sensibilisierung ist nicht abzusehen.
Wir sollen so tun, als bemerkten wir das andere Aussehen nicht, obwohl jeder von jedem weiß, daß er es sehr wohl bemerkt und nur so tut.
Immer wieder wird die Untat angeführt, z. B. einen Schwarzen zu fragen, wie lange er schon in Deutschland ist und wieso er so gut deutsch spricht – obwohl er in Wirklichkeit hier geboren und so gut deutsch ist wie wir. Als ob nicht gerade dies ein interessanter Gesprächsstoff wäre, den man arglos erwähnen kann.
Die wirklichen Rassisten erreicht diese feinsinnige Diskussion ohnehin nicht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.07.2018 um 09.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39120

Reporterin Karin Hendrich schreibt in der B.Z. über einen Straffälligen unter dem rätselhaften Titel »Vater fälschte BVG-Tickets, klaute Parfüm, erschlich sich Spa-Besuche«. Aus dem Artikel geht dann hervor, daß Vater hier ein Platzhalter für Araber ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2018 um 14.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39045

Ich betrachte Sportler wie Künstler: politisch nicht unbedingt zuverlässig und in jedem Fall unbeachtlich. Gerade wird Prokofjev gefeiert – was kümmert mich seine Meinung zu Stalin usw.? (Wir hatten das schon mal: Mozart aufklärerisch oder nicht?)

Der Anschein, daß Sportler mehr sind als eben dies, nämlich irgendwie nationale Abgesandte, wird ja erst durch den patriotischen Dusel erzeugt, in den manche Sportwettbewerbe getaucht sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2018 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39044

Ihre Aufwartung, ja, aber diplomatische Höflichkeit ist doch noch etwas völlig anderes als ein persönliches Geschenk "Mit Respekt für meinen Präsidenten", noch dazu für einen, der sich gerade auf einem offiziellen Staatsbesuch und im Wahlkampf befindet.

Welcher deutsche Politiker hat einen ausländischen jemals so genannt? Nein, was "Nationalspieler" schon nicht dürfen, würde einem Politiker nicht mal im Traum einfallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2018 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39043

Politiker dürfen Erdogan ihre Aufwartung machen, Fußballer nicht, die müssen für das viele Geld Patrioten sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2018 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38909

Gaucks sonderbare Äußerungen in der Gratis-BILD zum Thema "Heimat" haben schon mehrere Kommentare hervorgerufen, besonders deutlich von Patrick Bahners (FAZ). Der alte Mann findet es nicht hinnehmbar, daß Gastarbeiter der ersten Generation und ihre Frauen immer noch nicht richtig deutsch sprechen. Er sagt aber nicht, was mit diesen Fremdkörpern im Leib unserer Heimat geschehen soll.

Als Bundespräsident hatte sich Gauck durchweg im Griff.

Ich erinnere mich noch gut, wie hartnäckig die deutsche Politik und ganz besonders die bayerische darauf bestand, daß die Gastarbeiter eine Art Saisonkräfte sein sollten, deren tiefere Verwurzelung in Deutschland zu verhindern sei.

In Kalabrien traf ich damals einen VW-Arbeiter, der nur 1 Wort Deutsch konnte, nicht das feinste. Na und? Wir legen heute mit Recht darauf Wert, daß vor allem die jüngeren Migranten Deutsch lernen. Aber warum geht Gauck mit so scharfen Worten auf die Rentner fremder Herkunft los?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2018 um 17.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38895

Die ZEIT hat 15 "Autorinnen und Autoren" gefragt, wie sie es mit dem Gendern halten. Die meisten lehnen es ab, aber alle antworten ausnahmslos in Reformschreibung. Grünbein schreibt sogar deplatziert und Goethe’s Werke. Es ist anzunehmen, daß die ZEIT die Texte KMK-gerecht überarbeitet hat.

In anderen Teilen des Blattes ist von der deutschen Studierendenbewegung die Rede.

(Ich habe unverlangt einen Monat lang die ZEIT zugeschickt bekommen, aber keinen einzigen lesenswerten Text gefunden. Ganz so schlimm hatte ich es nicht in Erinnerung. Sind die Studienräte, als deren Leib- und Magenblatt man die ZEIT ja immer bezeichnet hat, etwa auch so heruntergekommen?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2018 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38881

Noch zu Dorothy Sayers: Von ernsthafteren Tätigkeiten abgehalten, habe ich wieder mal einige ihrer Romane gelesen. Obwohl ich sie alle schon mal gelesen hatte, tappte ich wieder völlig im dunkeln, wer der Mörder war. Das ist ja auch ziemlich gleichgültig. Die vielfätige Sprache und die feinen Milieuschilderungen machen sehr viel Vergnügen. Den eingefleischten Krimilesern, zu denen ich nicht gehöre, geht das alles zu langsam voran.

Aber die Zuhörer Homers oder des Mahabharata kannten die Handlung auch auswendig, die Freude lag in der Sprachkunst.

In "Murder must advertise" ist das Innenleben einer Werbeagentur, das Sayers aus achtjähriger Tätigkeit genau kannte, unübertrefflich dargestellt, und der Leser wird sich erinnern, daß es am Ende wirklich ziemlich egal ist, wer der Mörder ist. Das Satirische trifft heute noch genauso.

In den "Nine Tailors" wird die unverständliche englische Tradition des Wechselläutens so absurd ausführlich beschrieben, daß der Leser geradezu in einen Rausch gerät. Auch diese ländliche Welt kannte sie genau, und das ist, wie der scharfe Mark Twain meint, eine notwendige Voraussetzung guter Bücher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2018 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38830

Seltsam, daß Dorothy Sayers noch nicht politisch korrekt bearbeitet worden ist. Aus Lord Peters Hymne auf ein Stück Schweineschinken:

Observe the hard texture, the deep brownish tint of the lean; the rich fat, yellow as a Chinaman’s cheek; the dark spot where the black treacle cure has soaked in.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.05.2018 um 14.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38790

Dazu hat er sich allerdings nicht geäußert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2018 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38789

Meiner Ansicht nach irrt Trump: Der Unterschied zwischen legalen und illegalen Einwanderern ist nicht so groß wie der zwischen Menschen und Tieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2018 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38583

Im Frühjahr 2004 stand in den Zeitungen: In Santiago di Compostela will man aus einer berühmten Kirche den „Maurentöter“ Jakob entfernen, um die Muslime nicht zu brüskieren. (The Telegraph 22.7.04)

Am Tag der Europawahlen ist auch in dem spanischen Dorf Castrillo Matajudíos (Castrillo Judentöter) abgestimmt worden. Eine absolute Mehrheit der 55 Einwohner entschied sich dabei für eine Umbenennung in Castrillo Mota de Judíos (Castrillo Judenhügel). (FAZ 26.5.14)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2018 um 19.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38552

Asperger-Syndrom – tragen Hunderttausende von Kranken den Namen eines Nazi-Mörders? (stern.de 19.4.18)

Die Kranken heißen ja nicht Asperger, nur ihre Krankheit, und die hat es verdient.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2018 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38521

Auf Twitter löste die Frage: „Darf man heute noch ‚Neger‘ sagen?“ einen Sturm der Entrüstung aus. (welt.de 18.4.18)

Ich habe die Sache nicht verfolgt, aber es scheint wieder einmal darum zu gehen, daß man das verpönte Wort nicht einmal zu Diskussionszwecken zitieren darf. Es gibt ja in amerikanischen Fachzeitschriften Aufsätze, die sich sprachwissenschaftlich mit einem Wort beschäftigen, das nie genannt wird. Nicht erst die Verwendung ist diskriminierend, sondern das bloße Aussprechen richtet Schaden an. Das ist die magische Sprachauffassung. Sie ist Bestandteil der Selbstverpflichtung von Sprachwissenschaftlern geworden.

Ärgerlicherweise setzt man voraus, daß jeder das nie ausgesprochene Wort kennt. Aber woher eigentlich?

(Bei Harry Potter weiß jeder, wie You-Know-Who in Wirklichkeit heißt.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.04.2018 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38474

"Die kleinen Mädchen trügen das Kopftuch "nicht freiwillig", hat Herr Özdemir erkannt. Aber was tun Kinder schon freiwillig? Selbst wenn man sie fragte, was Özdemir natürlich nicht getan hat, würde man kaum brauchbare Antworten kriegen.“

Das ist nun wirklich Unfug. Erstens dürfte Özdemir dank seiner türkischen Herkunft einiges über den Kopftuchzwang wissen (und es nicht eben erst „erkannt“ haben), und zweitens rechtfertigt der Umstand, daß Kinder vieles nicht freiwillig tun, nicht jeden Zwang – schon gar nicht jede religiöse Kindesmißhandlung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2018 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38470

In Deutschland zeigt man sein Gesicht. Daher Vermummungsverbot. Ein Problem sind Atemschutzmasken wg. Feinstaub.
Daß man in Deutschland auch sein Haar zeigen müsse, hat bisher niemand behauptet. Ein Kopftuchverbot muß also anders begründet werden. Die kleinen Mädchen trügen das Kopftuch "nicht freiwillig", hat Herr Özdemir erkannt. Aber was tun Kinder schon freiwillig? Selbst wenn man sie fragte, was Özdemir natürlich nicht getan hat, würde man kaum brauchbare Antworten kriegen. Sind Kinder freiwillig katholisch, gehen sie freiwillig zur Kommunion? Wir haben unsere katholischen Töchter nicht gefragt, sie sind einfach gefirmt worden, haben auch sehr hübsch ausgesehen.

Das geht also auch nicht. Wie kommt man bloß an die Kopftuchmädchen ran? In ihren Schulklassen sind sie nach unseren Einblicken vollkommen akzeptiert, auch auf dem Schulweg sieht man sie munter plaudernd mit ihren barhäuptigen Mitschülerinnen einherziehen.

Vielleicht sind sie unterdrückt, ohne es zu wissen? Vielleicht sollte man sie erst einmal trennen und in Werte-Klassen stecken? Irgend etwas wird uns schon einfallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2018 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38432

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13062

Seit meinem Eintrag sind fast 10 Jahre vergangen, und inzwischen ist meine jüngste Tochter als Logopädin u. a. in einer Klinik tätig. Vorher hat sie ihr FSJ in einem psychosozialen Heim absolviert, beides menschlich sehr fordernd. Sie bestätigt, daß füttern gänzlich vermieden wird und man sich überhaupt redlich bemüht, die Würde der Kranken zu wahren, auch wenn viele davon nicht mehr viel mitbekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2018 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37993

Welche Leistungen zugunsten von Bedürftigen haben diejenigen vorzuweisen, die Jörg Sartor jetzt darüber belehren, wie er und die Seinen mit den Lebensmitteln umzugehen haben, die sie in privater Initiative verteilen? (Jürgen Kaube, FAZ 1.3.18 zur Essener Tafel)

Es sind eben Gutmenschen.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 01.03.2018 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37992

Der virtucrat hat allerdings im Englischen keine nennenswerte Verbreitung gefunden.

Dagegen habe ich Gutmensch, als dieses Wort zuerst aufkam, als Eindeutschung des Begriffs do-gooder empfunden. Dieses Wort gibt es schon seit längerem im Englischen, und ich hatte bereits eine passende Entsprechung im Deutschen vermißt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2018 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37976

Die Vokabel Gutmensch bleibt wohl unentbehrlich. Wie ich zufällig sehe, hat sie einen Vorläufer, ohne erkennbare Verbindung:

(Joseph) Epstein invented in the word "virtucrat" and first used it in an article for The New York Times Magazine. He defined a virtucrat as "any man or woman who is certain that his or her political views are not merely correct but deeply, morally righteous in the bargain." In his 2016 essay collection Wind Sprints, he defines it as a person "whose politics lend them the fine sense of elation that only false virtue makes possible." (Wikipedia)

Irgendwie müssen wir uns ja wehren gegen die Zeitgenossen, die uns ohne eigene Verdienste Tag für Tag die Hammelbeine langziehen wollen, nur um ihrer eigenen Selbstgerechtigkeit noch eins draufzulegen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 28.02.2018 um 11.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37969

Hie Steuer, da Steuervermeidung, so ist das.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2018 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37968

Wenn man einem Spender verbietet, auf die Verwendung seiner Spende Einfluß zu nehmen, dann spendet er eben nicht mehr. Natürlich kann man ihn auf andere Weise zu einer Abgabe zwingen, das nennt man dann Steuer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2018 um 08.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37932

Das war passiert: In spanischer Sprache hatte der bolivianische-schweizerische Schriftsteller Gomringer Alleen, Blumen und Frauen gleichgesetzt. Sein Gedicht hängt seit 2011 an der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule am U-Bahnhof Hellersdorf. Es muss im Herbst übermalt werden. Denn vielen Studenten ist es zu sexistisch.
(https://www.berliner-kurier.de/29767550)

Nein, er hat sie aneinandergereiht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2018 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37929

Erika Steinbach ist auf eine Satire reingefallen und verteidigt sich nach dem Muster: Daß ich darauf reinfallen konnte, beweist nur, wie weit es schon gekommen ist in Deutschland.

Das findet man oft: Ich bin zwar zu Unrecht empört, aber das beweist nur, wie sehr ich zu Recht empört bin.

Da muß man ja verrückt werden, und schon wird man es.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 08.02.2018 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37754

Dalai Lama
Daila Lama
Daimla Laa

Paßt, doch, oder? Mit „China” kann man das nicht machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2018 um 03.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37746

Daimler wirbt mit dem Satz „Look at situations from all angles, and you will become more open.“ Das Unternehmen schreibt ihn dem Dalai Lama zu, China protestiert, Daimler zieht ihn sofort zurück und entschuldigt sich dafür, die „Gefühle des chinesischen Volkes zutiefst verletzt“ zu haben. In China ist das Geld. China wird sich noch oft räuspern.

Man sollte solche Sprüche immer dem Konfuzius zuschreiben oder gleich als chinesisches Sprichwort ausgeben, was ja auch sachlich richtig sein dürfte, denn es gibt kein Volk und keinen Menschen, denen solche Banalitäten nicht schon einmal entschlüpft sind.

Manager lernen in zahllosen Kursen „interkulturelle Kommunikation“. Wie man sein Gesicht verliert (ein chinesischer Begriff), lernen sie anscheinend nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2018 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37735

"Es gilt die Unschuldsvermutung."

Jedenfalls im allgemeinen, aber natürlich nicht im vorliegenden Fall XY.

Dem schließen sich erstaunlich viele an. Gesetzesbindung und Strafprozeßordnung sind dem gesunden Volksempfinden immer fremd gebleiben.

(zum Metoo-Pranger)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2018 um 06.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37707

In der FAZ zeigt Jürgen Kaube, was zu erwarten ist, wenn man die Kunstwerke der Vergangenheit vor den Richtstuhl der Politischen Korrektheit zerrt. Fast nur entartete Kunst, die man schleunigst entsorgen sollte. Das fängt schon bei den Höhlenmalerien an, wie das Feuilleton demonstriert. Hitler hatte recht, ging aber nicht weit genug; das Schamhaar muß auch noch weg.

Anlaß war das Abhängen der süßen kleinen Nymphen von Waterhouse in Manchester.

Auch Goethes "Fischer" fliegt am besten raus, das feuchte Weib benimmt sich doch unmöglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2018 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37701

Tippi Hedren erinnert sich, daß sie vor 55 Jahren von Hitchcock belästigt wurde. Diese Beziehung ist schon 2012 verfilmt worden, die Sensation also nicht gar so groß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2018 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37668

Hessens Innenminister macht Witze über minderjährige Flüchtlinge (Welt 30.1.18 über eine Büttenrede und die Reaktion darauf)

Dazu gibt es allen Grund. Nicht alle dieser Burschen sind Flüchtlinge und minderjährig, und Heilige sind sie auch nicht. Jeder weiß das, auch die Empörlinge. Die Tabuisierung dieses Themas „bedient“ nicht nur Klischees des Rechtsextremismus, sondern ist desselben Geistes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2018 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37660

Prima, auch die anderen Einträge zum Thema!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.01.2018 um 10.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37658

https://virchblog.wordpress.com/2018/01/27/mona-lisa-soll-uebermalt-werden/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2018 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37656

Unter Rassismus und Sexismus versteht man Vorurteile gegenüber Rassen und Geschlechtern. Wo nicht geurteilt wird, gibt es auch keine Vorurteile. Gomringers Text und Apothekennamen sind keine Urteile.
Es handelt sich also um einen Projektionstest im Sinne der experimentellen Psychologie (wie der Rorschachtest). Der Reiz löst eine Reaktion aus, die ausschließlich über die Versuchsperson Auskunft gibt, nicht über das, was sie wahrzunehmen glaubt. Diejenigen, die sich darüber erregen oder zu erregen behaupten, ahnen anscheinend nicht, daß sie sich nur selbst entblößen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2018 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37655

Laut SPIEGEL war Hans Globke ein "faschistischer Schützling" Adenauers. (29.1.18)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2018 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37653

In Frankfurt hat die traditionelle Bezeichnung zweier Apotheken eine Debatte über Rassismus ausgelöst. Die Kommunale Ausländer- und Ausländerinnenvertretung (KAV) wirft zwei Apotheken mit dem Begriff Mohren im Namen vor, dass Namen und Logos rassistisch seien. Das Gremium fordert in einem Antrag die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung und den Magistrat deshalb auf, sich dafür einzusetzen, dass rassistische Bezeichnungen und Logos aus dem Stadtbild Frankfurts verschwinden.

Zuvor hatten mehrere Medien über den Vorstoß der Ausländervertretung berichtet. „Leider muss auch im Jahre 2018 noch immer darauf hingewiesen werden, dass Wörter wie „Neger“ oder „Mohr“ einen rassistischen Hintergrund haben. Viel zu lange wurden sie in Deutschland weder hinterfragt noch aufgegeben“, heißt es in dem Antrag.

Erstaunt über die Kritik
Gegenüber der „Frankfurter Rundschau“ zeigte sich die Geschäftsführerin einer der betroffenen Apotheken erstaunt über die Kritik. Die in den sechziger Jahren gegründete Apotheke trage den Namen Mohren schon sehr lange. Es sei ein bundesweit üblicher Name für Apotheken und gehe wohl auf die Verwendung von Arzneien aus fernen Ländern zurück.
(FAZ 25.1.18)

Jürgen Kaube kommentiert den Vorfall am 29.1.18. Er erinnert u. a. daran, daß der Ausdruck Mohr heute praktisch gar nicht mehr verwendet wird.

Am Ende werden bloß die Straßen, Häuser und Geschäfte alle „1a“ oder „69b2“ heißen, sofern es sich denn bei 1 und 69 um harmlose Zahlen handelt.

Natürlich nicht. Kennt Kaube die Psychoanalyse nicht? „Im Schritt von den Ziffern-Paaren zu menschlichen Paaren erinnert die Ziffer 1, mit der hier ein Spiel getrieben wird, in ihrer steilen Aufgerichtetheit an den Phallus.“ Usw. Und 69 (sixty-nine!) geht schon gar nicht, wie ich hier niemandem erklären muß.

Wie ist Kaube bloß auf diese beiden verräterischen Beispiele gekommen? Übrigens werden die Apotheken auch ohne städtischen Druck vermutlich nachgeben, weil die Dummheit der Wohlgesinnten immer siegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2018 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37632

Deutsche Autohersteller werden in den USA angeprangert, weil sie Abgasversuche mit Affen angestellt haben sollen. Amerikaner würden bestimmt nie Tierversuche machen. Der Nazi-Vergleich allerdings dürfte Juden nicht gefallen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.01.2018 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37610

Bemerkenswert ist hier das Wort "Nationalität". Ich habe es lange nicht gehört oder gelesen.

Wer ist eigentlich ein "Deutscher"? Jemand mit einem deutschen Paß (Staatsbürgerschaft) oder jemand mit deutscher Nationalität?
Kürzlich war die Rede von einem Flüchtling aus Libanon als "erstem Deutschen" seit Max Schmeling.

Es scheint zumindest mit der Nationalität etwas zu geben, was mit dem neuen Paß nicht so schnell verschwindet oder sich wandelt.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 24.01.2018 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37609

Wieso sollte das im Westen anders sein? Wenn sich zwei Systeme für eine so lange Zeit als Gegensätze gegenüberstehen, dann ist es doch wahrscheinlich, daß sie sich angleichen, oder? Sie haben sich zu sehr vom Grundgesetz blenden lassen, siehe:

http://www.egon-w-kreutzer.de/0PaD2012/8.html – Das Grundgesetz ist viel zu schön.

Hier eine wichtige Petition, die auch in bezug auf die Rechtschreibreform und ihre Darststellung auf Wikipedia von Bedeutung ist:

https://www.change.org/p/transparenz-auf-wikipedia-wikitransparenz

Es wäre schön, wenn dort jemand Links auf Webseiten einstellen würde, die über die Verfälschungen von Wikipedia-Moderatoren an reformbezognenen Artikeln von Reformgegnern berichten. Ich habe diese Seiten auf www.vrs-ev.de gesucht, aber nicht mehr gefunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2018 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37607

Beide Jugendliche sind Deutsche. (Stern)

Eine halbe Wahrheit ist oft schlimmer als eine ganze Lüge.

Der Deutsche Presserat hat schon vor vielen Jahren eine Anleitung zum halben Lügen herausgegeben, und man tut gut daran, ihr zu folgen. Die alternative Wahrheit ist keine amerikanische Erfindung.

(Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33099)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.01.2018 um 02.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37606

heute auf www.tagesschau.de:

»Schüler in Lünen tötet Mitschüler

Der Beschuldigte und seine Mutter warteten auf das Gespräch und begegneten dem späteren Opfer. Der Beschuldigte sagte in einer ersten Vernehmung aus, der 14-Jährige habe seine Mutter mehrmals "provozierend angeschaut".

Deshalb habe er sein Messer gezogen und dem Mitschüler in den Hals gestochen. Der 14-Jährige starb auf dem Schulgelände.

...

Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Version hatten wir die Nationalitäten des Tatverdächtigen und des Opfers genannt. Die Nationalität steht nach jetzigem Ermittlungsstand aber nicht in Zusammenhang mit der Tat.«


Das Erste und die Tagesschau-Redaktion halten ihre Zuschauer und Leser ganz offenbar für blöd. Jeder weiß sofort, welchen Hintergrund jemand hat, der seinem Gegenüber ein Messer in den Hals steckt, weil dieser seine Mutter "provozierend anschaut".
Jeder weiß sofort, daß dieser Sachverhalt sehr wohl etwas mit der "Nationalität" zu tun hat.

Indem aber sogar noch betont wird, daß die Nationalität gelöscht wurde, weil sie angeblich "nach jetzigem Ermittlungsstand" nicht mit der Tat zusammenhänge, gibt die Redaktion offen zu, daß Fakten absichtlich verschwiegen werden. Sie hält uns Bürger offenbar für unmündig und nicht reif genug für die Wahrheit.

Ich dachte immer, ich wäre hier in ein freies Land gekommen. Früher in der DDR, da gab es in der Zeitung gar keine Morde, nicht mal über Einbrüche wurde berichtet. Die Leute sollten nicht wissen, daß so etwas im Sozialismus passiert. Auch zum Beispiel Umweltdaten waren streng geheim, niemand sollte wissen, wie im Sozialismus Luft und Wasser verpestet wurden. Ich dachte immer, im Westen sei das anders.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.01.2018 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37600

https://www.welt.de/vermischtes/article172639667/Klinikum-Chemnitz-Neger-im-Kreuzwortraetsel-Magazin-zurueckgerufen.html

Ob man wohl irgendwann über die Deutschen des 21. Jahrhunderts auch so lachen wird wie sie heute nur über die Schildbürger lachen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.01.2018 um 14.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37569

Mir hat „Schritt“ besser gefallen; zum einen gerade wegen des Beiklangs fröhlicher Unschuld, zum andern hätte sich „Muschi“ schlecht ans Ende der Zeile stellen lassen – da reimt sich halt nur Uschi. Und Frau von der Leyen … um gotteswillen. Was man als Poet so alles bedenkt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.01.2018 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37568

Die hübschen Zeilen dürften wegen des Wortes »Freude« auf Ablehnung gestoßen sein?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2018 um 13.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37566

Ja, das ist seltsam. Man würde eher den "Schritt" für eine prüde Stilverfehlung halten. Wäre "Muschi" nicht besser gewesen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.01.2018 um 13.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37565

Selbstverständlich wäre "Scheißloch" besser. Trump hat schließlich mit der Wahl des Wortes Shithole Menschen als das bezeichnet, was aus Scheißlöchern rauskommt. Aus einem Drecksloch kann man sich gegebenenfalls sauber hervorkämpfen, doch Scheiße bleibt Scheiße. Redakteure und Moderatoren sind sich hierzulande aber darin einig, daß man sowas nicht sagt, auch wenn noch so treffend ist. Letztes Jahr habe ich für einen Kabarettisten zum Thema "grab her by the pussy" gereimt: „Die Frauen stehen Schlange, und nehm ich eine mit, dann mach ich ihr die Freude und greif ihr in den Schritt.“ Die Zeilen wurden in der Luft zerrissen – wegen ihrer Zotigkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2018 um 10.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37563

Über Trumps Äußerungen regen sich viele wunschgemäß auf, aber einige erkennen inzwischen, daß der Inhalt zweitrangig ist. Jedenfalls erreicht er immer sein Ziel, täglich oder sogar im Abstand weniger Stunden die Medien zu beschäftigen wie nichts und niemand sonst. Das hat seinen Wert in sich selbst. Dem Prominentesten der Welt kann man den Anspruch, sie zu beherrschen, kaum streitig machen. Sollte er abgelöst werden, dann bestimmt durch den nächsten Prominenten. Stabiles Genie fürwahr.

Auch hierzulande verstehen es einige, wenn auch im Miniminiformat, sich ohne spezifische Verdienste durch stete Medienpräsenz unübergehbar zu machen. Irgendwann erreichen sie dann den Posten, auf dem Qualifikation keine Rolle mehr spielt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2018 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37562

Manche überlegen (auch ich), wie shithole am besten zu übersetzen sei. Der "Tagesspiegel" gibt dankenswerterweise eine kleine Übersicht, wie andere Länder die Äußerung, sei sie nun von Trump oder nicht, wiedergegeben haben. Drecksloch ist zwar im Deutschen nicht selten, aber kaum lexikalisiert, daher in den meisten Wörterbüchern nicht verzeichnet, weil es einfach nur ein Beispiel für das offene Programm mit Drecks- ist. In Hotelbewertungen bezieht es sich meistens buchstäblich auf den Schmutz oder die Schäbigkeit.
Ganz anders im Englischen. Vielleicht wäre Scheiß- besser?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 12.01.2018 um 15.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37554

Bekanntlich trugen englische Polizisten früher keine Schußwaffen. Heute laufen sie mit schußsicheren Westen und Maschinenpistolen durch die diversifizierte Gegend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2018 um 11.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37553

Neulich berichtete die Zeitung, daß die japanische Polizei im Laufe eines Jahres nur sechsmal von der Schußwaffe Gebrauch gemacht habe, während in den USA, vom Zivilisationsstand vergleichbar, rund 1000 Menschen durch Polizeiwaffen zu Tode kamen, bei 30.000 Erschossenen insgesamt.
Wenn das nur zum Teil richtig ist, gibt es zu denken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2018 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37550

Trump will keine Zuwanderer aus "Drecksloch-Ländern" (shithole states). Viele Zuwanderer würden der Bezeichnung wohl zustimmen, denn sie nennt den Grund ihrer Migration. – Daß Trump sie trotzdem nicht haben will, ist ein anderes Thema.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2018 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37485

Noch zu #MeToo: In der FAZ freut sich Verena Lueken aufs neue, daß es nun auch hierzulande losgeht. Vor Gericht bietet die Strafprozeßordnung eine gewisse Sicherheit. In den Medien ist man in Gottes Hand. An die Stelle von Ermittlungen tritt die „Recherche“, und andere Journalisten – wie Lueken – finden sie „glaubhaft“, das genügt. Es ist bemerkenswert, daß auch die FAZ alle rechtsstaatlichen Vorbehalte in den Wind schlägt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2018 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37484

In der Kulturindustrie lichten sich die Reihen (#MeToo: täglich wachsende Listen bei https://de.wikipedia.org/wiki/MeToo_(Hashtag))
Das kommt dem Mittelmaß zugute. Dabei ist der größte Teil des Erdballs noch gar nicht zum Zuge gekommen.
Ich habe immer daran denken müssen, wie es bei Künstlers wohl wirklich zugeht. Marien- und Heiligenbilder waren für Maler und Bildhauer lange Zeit die einzige Gelegenheit, sich mit dem eigentlich Interessanten, also den schönen Frauen, zu beschäftigen; später Mythologisches. Nach dem Modellsitzen ging es sicher oft ins Bett. Am Filmset hat man bekanntlich auch viel Spaß miteinander; das ist besser dokumentiert. Die Darsteller mit den Dargestellten zu verwechseln ist Teil des modernen Marketings, ganze Konzerne leben davon. (Ein dicker Schauspieler wurde ja mal von der Kirche belobigt, weil er einen Fernsehpfarrer so „überzeugend“ spielen konnte. Goethe hat es im Faust kommentiert.)

Auch die Bewirtschaftung der Heuchelei wird irgendwann ein Ende finden, aber das kann dauern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2018 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37483

Die Hürden sind ziemlich hoch, der Weg ist recht mühsam. Eines solchen Zusatzes (auch wenn man die saloppe Formulierung nicht so ernst nimmt) bedarf es also nicht. Das wirkliche Problem liegt ja auch anderswo, also bestimmt nicht bei den Eingebürgerten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.01.2018 um 02.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37481

Es gehört zwar nicht direkt in diesen Zusammenhang, aber dennoch fällt es mir hierbei ein: Meine Frau und ich haben noch unsere Urkunden über die "Entlassung" aus der "Staatsbürgerschaft" der DDR von 1989.

Selbstverständlich und unkompliziert wurden uns als deutsche Staatsbürger sofort nach der Ankunft in Braunschweig Personalausweise und Reisepässe der Bundesrepublik Deutschland ausgestellt.
Wir besaßen die deutsche Staatsbürgerschaft bereits, wir brauchten sie nicht erst zu erwerben. Die Papiere waren dafür nur ein äußeres Zeichen.

Wir waren einerseits stolz darüber, daß dieser Staat uns so selbstverständlich als seine Bürger betrachtete, andererseits empfanden aber auch wir es als selbstverständlich, schließlich waren wir ja Deutsche.

Das war anders als heute bei den Menschen, die erst Deutsche werden wollen. Die Frage ist, wollen sie es überhaupt, oder wollen sie nur den deutschen Paß? Art 16 GG finde ich gut. Aber ich denke, eine kleine Ergänzung könnte auch nicht schaden: "Die deutsche Staatsangehörigkeit darf nicht verschleudert werden."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2018 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37480

Im Getümmel der Meinungsäußerungen wird viel gesagt und geschrieben, was vermuten läßt, daß manche Leute Art. 16 GG nicht kennen: "Die deutsche Staatsangehörigkeit darf nicht entzogen werden."

Sie kehren in aller Unschuld zum Dritten Reich zurück.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2018 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37479

Meine Meinung dazu ist vielleicht nicht so wichtig.

Ich kenne aber Menschen, die lassen ihre Ressentiments gegen bestimmte Menschengruppen heraus, halten es aber für reine Tatsachenfeststellung. Sie glauben darum auch nicht zu hetzen, tun es aber doch, und zwar mit Absicht (wenn auch nicht mit der Absicht der Hetze). Das gilt für die echten Rassisten. Wer "Die Juden sind unser Unglück" rief, meinte (manchmal) nur eine historische Tatsache festzustellen. Natürlich hat er sich nicht vorgenommen: "Ich will jetzt das Volk verhetzen." Er wollte nur aufklären.

Obwohl ich die Ächtung des Wortes Neger für sachlich unbegründet halte, nehme ich den semantischen Wandel als Tatsache und bezeichne niemanden als Neger oder gar Halbneger. Ich gehe natürlich nicht so weit, vom N-Wort zu sprechen, wenn ich Neger meine.

Natürlich könnte ich meine schönen blauen Augen ganz weit aufschlagen und fragen: Was ist dabei? Neger heißt doch ganz einfach nur "schwarz", und wer einer gemischten Verbindung entstammt, ist ein Halbneger, nicht wahr? Das ist doch nichts Schlimmes?

Wie naiv darf man sich stellen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.01.2018 um 17.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37478

Was muß das für ein niederer Mensch sein, der etwas volksverhetzend meint?

Es ist ja noch mal ein Unterschied, ob man jemandem Hetze vorwirft, weil man seinen Standpunkt nicht teilt und weil man ihm vorwirft, die Unwahrheit zu sagen, oder ob man behauptet, derjenige selbst fasse sein eigenes Tun als Hetze auf und tue es genau deshalb.

Glauben Sie wirklich, lieber Prof. Ickler, daß Frau von Storch bei sich ungefähr denkt, "ich werde jetzt die Deutschen mal richtig gegen die Muslime aufhetzen"? Wenn sie so denken würde, dann meinte sie es tatsächlich volksverhetzend.

Wenn sie aber selbst der ehrlichen Meinung ist, die reine Wahrheit zu sagen, und nur ihren Mitbürgern die Augen für die Realität öffnen will, dann können Sie, wenn Sie anderer Meinung sind, das vielleicht(?) immer noch als Hetze ansehen, aber doch keinesfalls so, als daß es auch von Frau von Storch selbst als Hetze gemeint war. Sind Sie darüber anderer Meinung?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2018 um 13.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37476

„Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland“

Ich konnte mich noch nie mit dieser unspezifischen Verwendung des Wortes „Gewalt“ anfreunden.
Vor 50 Jahren wurde unscharf über „Gewalt gegen Sachen“ diskutiert. Dann gab es die „strukturelle Gewalt“. Deren Opfer war ich, wenn ich nichtsahnend einkaufte und dabei doch allen Grund gehabt hätte, die Sparkasse in Brand zu stecken („Gegengewalt“). Dann kam der feministische Gebrauch: „Die hier vorgeschlagene Umstrukturierung tut dem deutschen Sprachsystem nicht mehr Gewalt an als dieses System uns Frauen antut.“ (Pusch) Zur Zeit beherrscht die „sexualisierte Gewalt“ die Medien.
Der Titel der Zürcher Untersuchung übergeht, daß alle erwähnten Vergehen im Strafrecht definiert sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2018 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37475

Junge Männer sind überall die gefährlichste Kohorte, und unter den Migranten stellen sie das größte Kontingent, obwohl bisher niemand erklären konnte, warum sie sich nicht in ihrer Heimat nützlich machen. Aber das ist ein anderes Thema.
Zu Pfeiffer: Wenn ich ihn recht verstehe, sind wir selbst schuld daran, daß Marokkaner hier zu Verbrechern werden. Wenn wir sie liebreich bäten, für immer bei uns zu bleiben, würden sie sich gesetzestreu verhalten – wie die raffinierten Syrer und Afghanen, die sich nichts zuschulden kommen lassen, weil das ihre Bleibechancen verbessert.
Immerhin, ein Anfang ist gemacht, denn die Grünen verhindern ja bisher, die maghrebinischen Staaten als sichere Herkunftsländer anzuerkennen.
Nach ihren strengen Maßstäben war nicht einmal das Paradies ein sicheres Herkunftsland, und es kam ja dann auch zu Flucht und Vertreibung.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.01.2018 um 20.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37473

Pfeiffer spricht von »Menschen«, obwohl es in Wahrheit um Männer geht. Auch das ein rhetorischer Kniff.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.01.2018 um 19.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37472

Anmerkung: Ich habe Frage und Antwort aus dem NTV-Interview herauskopiert. Es geht natürlich nicht um Pfeiffers Herkunft, sondern um die der Migranten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.01.2018 um 19.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37471

Pfeiffer wird gefragt: "Sind Nordafrikaner häufiger kriminell, weil sie eine schlechte Bleibeperspektive haben oder liegen die Gründe in Ihrer Herkunft?“

Seine Antwort: "Das Letztere garantiert nicht. Nordafrika produziert keine bösen Menschen, aber hungrige, von Armut gezeichnete und chancenlose, die sich auf den Weg nach Deutschland gemacht haben.“

Er unterstellt der Frage rassistischen Gehalt, verwahrt sich dagegen und relativiert zugleich die Ergebnisse der eigenen Statistik moralisch. Daß Nordafrika auch etwa mittels frauenfeindlicher Traditionen „böse Menschen produzieren“ könnte, ist kein Thema; bedeutsam ist hingegen, daß Nordafrikaner in Deutschland nur kriminell werden, weil ihnen hier die Bleibeperspektive vorenthalten wurde. Rhetorisch geschickt, finde ich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2018 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37469

"selbstverständlich auch nicht volksverhetzend gemeint" - nun, so selbstverständlich ist das auch wieder nicht. Aber ich will nicht politisieren, sondern halte mich an die Rhetorik (ganz trennen kann man das nicht, ich weiß).

Maghrebiner sind laut Christian Pfeiffer unter den Tatverdächtigen (Raub in Niedersachsen) 35fach überrepräsentiert.

"Sind die also die bösen Menschen und die anderen die braven? Nein! Die einen vermeiden alles, was ihnen Ärger mit den Behörden einbringt, weil sie hier bleiben können und bleiben wollen. Die anderen dagegen haben sofort nach der Ankunft die rote Karte gesehen, nämlich die Mitteilung: Ihr könnt hier nicht bleiben, ihr müsst alle wieder zurück." (Pfeiffer)

Aha! Dann ist ja klar, was getan werden muß.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.01.2018 um 16.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37468

Die Vergewaltigungen sind barbarisch, aber das Makabre kommt noch, wenn diejenigen, die die Schuldigen Barbaren nennen, dafür auch noch verklagt werden.

Erst heute wieder im Mannheimer Morgen (https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-metropolregion-vergewaltigung-am-neujahrsmorgen-23-jaehriger-in-u-haft-_arid,1174990.html):

"Ein 23-Jähriger soll am Neujahrsmorgen im Speyerer Domgarten eine 27-jährige Spaziergängerin vergewaltigt haben. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft gestern mitteilten, sitzt der asylsuchende Sudanese nach einer Fahndung jetzt in Untersuchungshaft."

Warum lassen wir das geschehen? Warum tun wir uns das an?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.01.2018 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37464

Es ist selbstverständlich auch nicht volksverhetzend gemeint. Aber wie man sieht, führt das neue "Netzwerkdurchsetzungsgesetz" nicht nur verstärkt zu Zensur und vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem Mainstream, sondern es liefert dadurch auch willkommenen Anlaß zur Hetze auf unbequeme politische Strömungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2018 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37461

Wer von „barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden“ spricht, mag es noch so volksverhetzend meinen, rein sprachlich und logisch gesehen ist es das nicht. (Die Kommasetzung lasse ich beiseite.) Falls die Anzeige vor Gericht kommt, wird dargelegt werden müssen, daß die Aussage sich formal nicht auf ein „Volk“ bezieht, sondern eben auf die genannte Gruppe, an deren Existenz kein Zweifel besteht (wie ebenfalls ausführlich nachgewiesen werden dürfte). Das Ganze geht entweder nach hinten los oder endet mit einem unbefriedigenden Gesinnungsurteil oder eben mit einem ebenso unbefriedigenden Freispruch – Aufwind für die Rechten in jedem Fall.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2017 um 07.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37406

Eine FAZ-Redakteurin schrieb vor ein paar Tagen mit spürbarer Genugtuung, daß nun in der Bewußtseinsindustrie viele Posten freiwerden, die man mit sauberen Männern und vor allem mit Frauen besetzen solle. Des sexuellen Übergriffs "Beschuldigte" (nicht Überführte, Verurteilte!) werden entlassen und für immer geächtet.

Heute legt in derselben Zeitung der Jurist Reinhard Müller ein Wort für die Unschuldsvermutung ein, erwähnt auch den Schauspieler Matt Damon, der die unverzeihliche Schandtat begangen hat, zwischen einer Belästigung und einer Vergewaltigung zu unterscheiden usw.

Alles vergeblich. Mir ist seit Jahrzehnten die feministische These geläufig, daß zwischen einer anzüglichen Bemerkung und einer Vergewaltigung kein beachtenswerter Unterschied besteht. Und es bestätigt sich, was ich bereits zur Parallele der Hexenprozesse bemerkt habe: die Beschuldigung ist bereits das Urteil, Appellation ist nicht vorgesehen und nicht möglich.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 24.12.2017 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37386

Ohne den Artikel gelesen zu haben: Den Lesern gefällt vermutlich nicht die Vergewaltigung, ob sie nun stattgefunden hat oder nicht, sondern die Nichtverschweigung der Herkunft des mutmaßlichen Täters.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2017 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37382

Wie in mehreren Medien berichtet, soll in einer Münchner Shisha-Bar ein Iraker eine junge Frau vergewaltigt haben. Bisher ist es nur eine Anschuldigung, sie wird aber als Tatsache dargestellt, trotz einiger Ungereimtheiten. https://www.br.de/nachrichten/muenchen-vergewaltigung-in-shisha-bar-100.html

Wie dem auch sei – was bedeuten die vier Sterne, die die Leser dem Bericht verliehen haben? Was liken sie daran eigentlich?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2017 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37377

Gabriel möchte den Kommunen Geld geben, „damit in der Bevölkerung nicht der Eindruck entsteht, die Regierung tue für die Flüchtlinge alles und für die Einheimischen nichts.“
Ein CDU-Funktionär will die Zuwanderung auf den Stand von 2012 zurückführen.
Usw. – ein Wettrennen um AfD-Stimmen ist in Gang gekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2017 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37375

Der Rat an einen jungen Syrer, in sein Heimatland zurückzukehren und sich dort beim Wiederaufbau nützlich zu machen, scheint mir durchaus von der Meinungsfreiheit gedeckt. Das sehen auch praktisch alle Leser so, aber die Medien sind sich einig, daß es ein Skandal sei. (Natürlich denken sie das nicht wirklich, und gerade dies macht sie so widerlich.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.12.2017 um 22.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37364

Sächsisches Spezialeinsatzkommando könnte man auch anders abkürzen als mit SEK. Ich würde mir deswegen nicht in die Hosen machen, aber ein Volk, das schon alles hat, wird eben so lasch, und es merkt nicht, wenn gewisse "anti" Faschisten dafür sorgen, daß solche Assoziationen nicht aussterben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2017 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37360

Die „Judensau“ von 1305 an der Wittenberger Stadtkirche soll entfernt werden. Auch anderswo in der Welt beseitigt man ja Zeugnisse überholter Anschauungen. Wenn es in Deutschland christliche Judenfeindschaft gegeben haben sollte, möchte man wenigstens nicht daran erinnert werden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.12.2017 um 20.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37351

Nett gesagt. Wenn man – wie in diesem Fall – ein s anstelle eines ſ sieht, sollte man immer von einer bloß an Fraktur erinnernden Schrift sprechen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2017 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37350

Ein wegen seiner Nähe zur NS-Symbolik heftig kritisiertes Logo des sächsischen SEK soll von den Sitzbezügen eines neuen Polizeieinsatzfahrzeuges entfernt werden. Das teilte das Landeskriminalamt mit.
Der Entschluss sei "unabhängig der laufenden öffentlichen Diskussion" getroffen worden, betonte LKA-Sprecher Tom Bernhardt. "Auch wenn das Logo weder Ausdruck einer rechten Gesinnung ist noch anderweitige ideologische Attitüden erkennen lassen soll, ist der in Teilen der Öffentlichkeit wahrgenommene Kontext unter allen Umständen zu korrigieren."
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass die Sitzpolster des gepanzerten Einsatzfahrzeuges "Survivor R" mit einem Logo bestickt sind, das seit 1991 vom sächsischen Spezialeinsatzkommando genutzt wird. Es zeigt – geflügelt und umringt von einem Lorbeerkranz – ein gekröntes und von zwei Löwen gehaltenes sächsisches Wappen. Darüber und darunter stehen in an Fraktur erinnernder gebrochener Schrift die Worte "Spezialeinsatzkommando" und "Sachsen".
Fraktur fand zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus als so genannte "deutsche Schrift" vielfach Anwendung.


Was soll man dazu sagen? Der Klügere gibt "unter allen Umständen" nach – vor "Teilen der Öffentlichkeit", seien sie noch so dumm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2017 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37335

An einer oft erzählten Anekdote über Carl Rowan kann man sehen, wie solche Geschichten stilisiert werden:

An apocryphal story about Carl Thomas Rowan, the Negro former newspaperman who is elated to become director of the United States Information Agency, goes like this: Soon after Rowan and his wife and three children moved to Washington in 1961, they bought an old, rambling house with a big front lawn in a recently integrated neighborhood. Rowan was out mowing the lawn one Saturday, in Bermuda shorts and a T-shirt, when a white man drove up to the curb and called out: "Hey, boy, how much you get for cutting the grass?" Rowan, sweating and grinning, stopped his power mower, walked to the car window and retorted: "The lady of the house lets me live with her."

Aber die Sache wird natürlich viel schärfer, wenn eine "Dame" vorfährt:

In the time, there was a story about Carl Rowan folks loved to tell. He was mowing the lawn in front of his house. A car, driven by a white woman, stopped and she called to him. "I see you do lawns."
He averred that he did.
"How much do you charge?" she asked.
"Nothing," dead-panned the columnist, "but I do get to sleep with the woman of the house."


Eine deutsche Fassung verdirbt es durch Geschwätzigkeit und nachlässige Wortwahl:

Im Jahr 1964, unter dem heute wenig geschätzten Präsidenten Lyndon Johnson, wurde Carl Rowan zum Chef der United States Information Agency ernannt; er war der erste Schwarze, der eine große Bundesbehörde leitete. An einem Samstag stand er in Jeans und T-Shirt draußen vor seinem Haus in Washington und mähte den Rasen. Eine Dame kam vorbei und fragte ihn, ob er Zeit und Lust habe, auch bei ihr im Garten zu arbeiten. Er sagte nicht nein, und die Dame, um Fairness und ein gutes Geschäft zugleich bemüht, fragte ihn, was er denn in diesem Haus als Lohn bekomme. Rowan zeigte sich beneidenswert schlagfertig: „Ich schlafe mit der Hausfrau.”
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2017 um 03.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37318

Es ist eigentlich ganz einfach: Politik ist definitionsgemäß umstritten, sonst würde man, leibnizisch gesprochen, zum Rechenschieber greifen und die richtigen Maßnahmen ausrechnen. Das heißt, "Politische Korrektheit" (Linientreue) kann es immer nur im Sinne einer bestimmten Politik geben. Man kann also nicht ein ganzes Staatsvolk dazu verpflichten, sich politisch korrekt auszudrücken. Solche Gleichschaltungsversuche sind von vornherein abzulehnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2017 um 11.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37312

Noch eine kleine Beobachtung. Wenn ich sage, daß ich in Krauschwitz geboren bin, fragen manche ungläubig nach, weil sie mich nicht als Holocaust-Überlebenden eingeschätzt haben.

Daß ich in Spardorf wohne, ist auch erläuterungsbedürftig ("bei Erlangen"), denn so berühmt ist der Ort nun auch wieder nicht. In etwas größerer Entfernung, durchaus noch innerhalb Deutschlands, empfiehlt es sich, Erlangen in die Nähe von Nürnberg zu rücken, denn auch Deutschlands kleinste Großstadt liegt irgendwie im toten Winkel.

Nun, wo ist eigentlich Elmar Holenstein geboren? Laut Wikipedia in St. Gallen, aber laut zitierter Website "bei St. Gallen". Klingt das nicht ein wenig so, als sei seine Mutter auf einem Feldweg niedergekommen? "In der Nähe von St. Gallen" hätte meinem Gefühl nach nicht diesen Effekt. Müßte mal getestet werden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.12.2017 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37306

Holenstein kennt die Transliterationsregeln nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2017 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37305

Zum angemessenen Verständnis einer Sache gehört, dass man ihr keine Gewalt antut. So soll in diesem Essay auch nicht, wie im Deutschen gängig, von »Faustregeln« die Rede sein, sondern in Anlehnung an das englische Rule of Thumb von »Daumenregeln« der interkulturellen Verständigung. (Elmar Holenstein https://them.polylog.org/4/ahe-de.htm#note/)

Die Herkunft von Faustregel ist ungeklärt, dürfte aber nichts mit Schlägerei zu tun haben, eher mit der Faust als Maßeinheit, genau wie der Daumen oder die Elle. Auf den sanftmütigen Verfasser (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21047) scheint aber schon das bloße Wort grauenerregend zu wirken.

Die bekanntesten Namen sind hier Dostoevsky und Tolstoy, Chaykovsky (Tschaikowski), Kandinsky und Shagal (Chagall). (...) Von 1920 bis 1939 war er in Československo (Tschechoslowakei) tätig. (...) In der Suisse romande (in der französischsprachigen Schweiz), in Danmark (Dänemark), in Československo (Tschechoslowakei) und in Rossiya (Russland) fanden sich in der Zwischenkriegszeit die Zentren der strukturalen Sprachwissenschaft in Europa.

Damit scheint wunder was geleistet, aber der Nutzen ist gering, niemand wäre bei der üblicheren Schreibweise gekränkt gewesen. Wir sind ja auch nicht gekränkt, wenn Italiener weder Deutschland noch Bayern oder München so nennen wie die hier Ansässigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2017 um 08.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37199

Mal sehen, ob jemand Trumps Israel-Politik kritisieren darf, ohne sich Schwarz-Friesels Mißbilligung zuzuziehen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.12.2017 um 23.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37165

Hitler ist dadurch an die Macht gekommen, daß die NSDAP unter seiner Führung bei weitem die meisten Wählerstimmen erhielt, was sich nicht unendlich lange ignorieren ließ. Eine Palastintrige war da eher schon die Bestellung Schleichers. Und ja, einmal im Amt hat Hitler dann kraftvoll zugegriffen, und insofern ist der Begriff Machtergreifung eben auch durchaus treffend.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 01.12.2017 um 20.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37164

Was ist daran stalinistisch? Es steht doch außer Zweifel, daß Hitler durch Palastintrigen in die Reichskanzlei kam. Aber gerade beim Silbertablett trifft es ja zu, daß Hitler energischer, als alle dachten, nach der Macht gegriffen hat. Die "Einrahmer", die ihn quietschen lassen wollten, als Marionette zu gebrauchen dachten, waren schneller als sie gucken konnten selber ausgebootet.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.12.2017 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37163

Der im Grunde verharmlosende Begriff Machtübernahme war bereits der Versuch einer Ersetzung der etablierten Bezeichnung Machtergreifung. Auch das ist natürlich längst passé.

Im Hintergrund läßt die stalinistische Deutung grüßen, die deutschen Eliten hätten Hitler die Macht auf einem Silbertablett serviert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2017 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37161

Der Wikipedia-Eintrag "Machtergreifung" beschäftigt sich erstaunlich breit und wiederholungsreich mit der Kritik an diesem Ausdruck:

"Einige Historiker halten die bekannten Bezeichnungen Machtergreifung und Machtübernahme für wertend oder nicht präzise; sie verwenden die Begriffe Machtübergabe oder Machtübertragung.
(...)
Die neuere wissenschaftliche Literatur setzt den Begriff „Machtergreifung“ durchgängig in Anführungszeichen."

Usw.

Ob man da nicht zuviel hineindeutet? Ich habe in der Schule und später die Vorgänge im wesentlich richtig mitgeteilt bekommen, ohne mit dem Terminus irgendwelche Beschönigung zu verbinden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2017 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37126

„Soll ich diese bewusstlose Frau küssen?“ Der Tages-Anzeiger parodiert „Dornröschen“, das in England als Schullektüre beanstandet worden ist, weil der Prinz die Schlafende ohne deren Einwilligung küßt.
Ich habe meine Töchter jahrelang ohne deren Einwilligung flächendeckend geküßt, und jetzt küsse ich die Enkelin auf den kahlen Schädel.
(Zur Herkunft des Küssens hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1240#32039)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2017 um 13.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37120

Es ist zwar nicht besonders geistreich, eine amerikanische Senatorin, die sich selbst auf indianische Herkunft beruft, "Pocahontas" zu nennen – aber ist es eine rassistische Kränkung? Das unglückliche Indianermädchen gilt nicht gerade als Ausbund von Schlechtigkeit. Oder geht es darum, daß nur Indianer Indianer Indianer nennen dürfen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2017 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36961

Daß der ganze Quatsch ablenkend wirkt, habe ich ja immer wieder gesagt, aber daß er dazu "dient", geht darüber hinaus und setzt eine Absicht voraus, also wohl eine Verschwörung. Das läßt sich nicht beweisen und ist auch nicht nötig, weil die Eigengesetzlichkeit der Medien die reißerischen Themen ohnehin am Köcheln hält.
Ich habe unabsichtlich selbst eine falsche Fährte gelegt, weil der genannte Alkibiades ja tatsächlich ablenken wollte. Bei aller Abneigung gegen die "Mächtigen" (Merkel? Draghi? Kaeser?) ist nicht zu erkennen, daß sie uns absichtlich mit Genderei und Sexualmoral beschäftigen.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 10.11.2017 um 13.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36954

All diese "Enthüllungen" über sexuelle Übergriffe und sonstige "skandalöse" Zustände und Ereignisse dienen vermutlich nur der Ablenkung und Einlullung des dummen Volkes. Das wirklich Wichtige bleibt weitgehend verborgen, die Mächtigen können unbehelligt ihr Ding drehen. Und das Schönste: sie brauchen sich gar nicht anzustrengen oder gar die Presse zu lenken. Der oberste Verdummer bleibt sowieso das Fernsehen, schon, weil es alles in Bilder umsetzen muß, auch wo es nichts zu sehen gibt. In der Zeitung steht in diesem Falle manchmal "Symbolbild".
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 10.11.2017 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36951

Es ist und bleibt merkwürdig: Einerseits soll es keine unaufhebbaren Geschlechtsunterschiede geben. Andererseits soll auch im Kleinsten und Belanglosesten auf die Existenz von (mindestens, muß man heute sagen) zwei Geschlechtern hingewiesen werden. Wenn der Unterschied zwischen Mann und Frau bloße Fiktion ist, wieso dann z. B. Frauenquoten? – Der uralte Geschlechterkrieg nimmt in jedem Zeitalter seine spezifische Form an. Hinzu kommt die Sexualisierung des öffentlichen Lebens; früher hätte man von Schamlosigkeit und Obszönität gesprochen. Auf der Strecke geblieben sind Erotik und Flirt als hochentwickelte Kunstformen – Aber: Naturam expellas furca ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2017 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36949

„Ich hatte meine Hand niemals auf den Penis eines Mannes gelegt, noch weniger einen eregierten“, sagte sie der Post.

Noch weniger? Das muß autoklitisch verstanden werden und ist selbst dann eine Übertreibung. Ich paraphrasiere: "Ich hatte meine Hand noch nie auf den Penis eines Mannes gelegt, und das gilt a fortiori für einen erigierten.“ Sie hätte also sagen müssen: also auch nicht ...

Vor vierzig Jahren hat es dann aber ein heute bekannter evangelikaler Republikaner von ihr verlangt, und daran erinnert sie sich nun mit vielen Einzelheiten. Ist das nun ein "Sexskandal"? Oder ist Sex überhaupt ein Skandal (wie seinerzeit die Abstammung Darwins vom Affen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2017 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36918

Ridley Scott schneidet Spacey-Szenen aus Film

Usw.

Das Faß ist geöffnet, da wird noch viel passieren. Die Reinigung der Menschheit kommt nie zu Ende.

Eine schwedische Kita entschuldigt sich, weil Kindern versehentlich ein Text von Astrid Lindgren vorgespielt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2017 um 13.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36897

Ein amerikanischer Dokumentarfilmer drehte vor einigen Jahren etwas über die Entrechtung der Indianer. Darin kam mehrmals historisch getreu der Ausdruck „Redskin“ vor. Eine Frau indianischer Abstimmung (wie sie selbst sagte) beklagte sich. Er versuchte ihr das Wesen von Zitaten zu erklären, aber sie blieb dabei: „It hurts.“ Er gab es auf.

Die amerikanischen Sprachwissenschaftler haben sich verpflichtet, nicht einmal im historischen Sprachmaterial diskriminierende Wörter (wie das N-Wort) zuzulassen. Man kann also nicht einmal mehr über die Mißstände sprechen. Die Opfer mit ins Boot zu holen, macht die rassistische Sache natürlich sehr bequem.

Übrigens ist eine Verschärfung der Waffengesetze zwar wünschenswert, kratzt aber nur an der Oberfläche. Die Notwendigkeit, Indianer abzuwehren, ist verschwunden, aber eine Front ist geblieben, nur jetzt gegen die wirklich oder vermeintlich gewaltbereite (schwarze) Unterschicht. Darüber wird aber kaum gesprochen.

Sehr ausführlich zu Redskin: https://en.wikipedia.org/wiki/Redskin_(slang)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2017 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36824

Horkheimers Ansichten zur Logik könnten mit einem Umstand zusammenhängen, auf den Habermas mal aufmerksam gemacht hat: Horkheimer und Adorno haben sich mit der deutschen und angelsächsischen Philosophie des 20. Jahrhunderts praktisch nicht mehr beschäftigt, ihr Interesse und ihre Kenntnisse enden bei Nietzsche und Bergson.
Das ist mir auch aufgefallen. Bei Wittgenstein fallen ihnen nur noch Schlagworte ein; auch bei Schlick. Schmissige Formulierungen ersetzen Sachkenntnis.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2017 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36657

Über die ältere Frankfurter Schule schreibt Wikipedia:

Intellektuell war diese Generation bereits in der Weimarer Republik und in der Emigration durch wesentliche Beiträge zur kritischen Theorie hervorgetreten; ihre Angehörigen standen miteinander in persönlichem Kontakt. Alle waren von faschistischer Verfolgung bedroht und emigrierten.

"Faschistisch" statt "nationalsozialistisch" entspricht schon der Diktion und Gesellschaftstheorie der Schule selbst. Gar nicht erwähnt wird, daß alle aufgelisteten Vertreter (außer Wittfogel) Juden oder aus jüdischer Familie waren. Dieses Versäumnis verdunkelt sowohl die Gründe der Verfolgung als auch gewisse Züge der Lehre.

Übrigens schreibt Horkheimer in seinem bekanntesten Aufsatz:

In der fortgeschrittensten Logik der Gegenwart, wie sie in Husserls Logischen Untersuchungen repräsentativen Ausdruck gefunden hat, wird Theorie »als in sich geschlossenes Sätzesystem einer Wissenschaft überhaupt« bezeichnet.

Husserls LU im Jahre 1937 als "fortgeschrittenste Logik der Gegenwart" zu bezeichnen ist wirklich mutig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.10.2017 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36559

Ich habe das mißverstanden und dachte, die Zahl sei wirklich von Lidl. Es war aber offenbar ironisch gemeint, ppc hat als Beispiel einfach e benutzt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.10.2017 um 14.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36557

Wie sind die Designer von Lidl bloß auf die Zahl 2,71828 Prozent gekommen?

Sie entspricht bis auf das hunderttausendstel Prozent bzw. bis auf ein zehnmillionstel der Verkaufsmenge genau der Eulerschen Zahl e (Basis des natürlichen Logarithmus):
e = 2,71828...
Seltsamer Zufall, oder? Denn e hat selbstverständlich rein gar nichts mit den Kreuzen auf der Verpackung von Schafskäse bzw. dem dadurch bedingten Mehrverkauf zu tun.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 13.10.2017 um 14.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36556

Die Produktdesigner bei Lidl haben eine Körpertemperatur von 35 Grad und daher eiskalt kalkuliert, daß von den Schafkäses 2,71828 Prozent mehr verkauft werden, wenn keine Kreuze auf der Verpackung zu sehen sind.

Der Protest gegen die Entkreuzung ist von der Sache her in der Tat lächerlich, wird aber dadurch plausibel, daß sich jahrzehntelanges machtloses Ertragen von „politischer Korrektheit” explosionsartig entlädt. Je größer der nationale und internationale Rückhalt, desto geringer ist die Angst, als islamfeinlich verfolgt zu werden. In der Masse hat man dann weniger Angst und wird entsprechend mutiger, während der Kunde als einzelner die Klappe hält.

Mich ärgern allerdings viel mehr die unzähligen Deppen Leer Zeichen auf der Mehrzahl der Verpackungen ("Hühner Suppe mit Glyphosat Geschmack") sowie die krankhafte Großschreibung ("Natriumarm", d.h. im Mineralwasser ist ein Natrium-Arm, weswegen es dann auch nicht vegan ist oder, wie man schreibt "Vegan").
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2017 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36551

Der "internationale Sturm der Kritik" gegen Lidl kommt mir lächerlich vor. Ein Lebensmittelkonzern ist schließlich nicht verpflichtet, auf Moussaka-Packungen usw. Bauwerke genau so abzubilden, wie sie in Wirklichkeit sind; dafür gibt es Bildbände, Reiseführer usw.
Natürlich ist es auch lächerlich, vor vermuteten Empfindlichkeiten muslimischer Käufer wegen kaum erkennbarer Kreuze vorsorglich in die Knie zu gehen. Aber es gibt andere Gelegenheiten, sich so heftig ins Zeug zu legen.
Haben überhaupt Muslime gegen Kirchenabbildungen auf Tiefkühlpackungen protestiert? Oder gegen Mönche auf Käseschachteln? (Von Weinflaschen ganz zu schweigen, die dürfen sie ja nicht einmal kennen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2017 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36507

Das ist ist wohl nur die unbedachte Nebenwirkung des Genderns. Es gibt den oder die Geflüchtete, aber nur den Flüchtling, und maskulin ist böse.
Der Feminismus hat den eigentlich unbeliebten beiden Partizipien einen ungeahnten Aufschwung verschafft, damit aber auch die deutsche Sprache auf bürokratisch getrimmt. Darum wird dieses Unsinn in der Belletristik nicht befolgt.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 09.10.2017 um 11.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36505

Daß „Geflüchteter” höflicher sein soll als „Flüchtling”, ist von hirnlosen Schreibrobotern nachgeplapperter Unfug, vergleichbar mit dem nullersten April oder dem nullzweiten Advent. Ich assoziiere mit einem Geflüchteten jemanden, der vor einer Strafe geflüchtet ist, also einen geflüchteten Straftäter („Strafe getan Habenden”).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2017 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36500

Die WELT bringt automatische Wortschatzstatistiken zu den Wahlprogrammen:

Viel Text, viele Wörter, viele Häufungen. Doch ein Wort kommt kaum vor: „Flüchtlinge“. Im AfD-Programm taucht das Wort, dem sie ihren politischen Aufstieg doch mitzuverdanken hat, nur zwei Mal auf. Bei der Union findet das Wort genau vier Mal Erwähnung, bei der SPD zehn und bei der FDP 18 Mal.

Dass die Grünen fast nie von Flüchtlingen sprechen, ist klar, schließlich bevorzugt die Partei den politisch korrekten Begriff „Geflüchtete“. Das kommt im Programm dann auch 33 Mal vor. Doch selbst den Grünen sind drei Mal „Flüchtlinge“ durchgerutscht. Auch die Linke kann die Political Correctness nicht ganz einhalten und spricht 16 Mal von Flüchtlingen und 37 Mal von Geflüchteten.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2017 um 03.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36337

Das hat bestimmt der Zweiter geschrieben ...
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.09.2017 um 21.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36335

Anläßlich des Besuchs von Ministerpräsident Laschet in den Niederlanden twittert die NRW-Staatskanzlei:

»In NRW leben über 71.000 niederländische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger und damit jeder zweiter (sic!) Niederländer in Deutschland.«

Und was ist mit den Niederländerinnen??
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2017 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36310

Komisch, daß "benachteiligen" nicht unterstrichen ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.09.2017 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36308

Herzlich willkommen auf der
Internetseite vom Bundes-Wahl-Leiter.

Auf den folgenden Seiten bekommen Sie Informationen zu Wahlen
in leicht verständlicher Sprache.

Im Text kommen auch schwierige Wörter vor.
Schwierige Wörter sind unterstrichen und
werden im Wörterbuch erklärt.
Wenn Sie auf ein unterstrichenes Wort klicken,
kommen Sie ins Wörterbuch.

In diesem Text schreiben wir
immer die männliche Form.
Zum Beispiel Bewerber oder Wähler.
Wir meinen immer auch die Frauen.

Wir machen das so,
damit die Sätze kürzer sind.
Dann können Sie den Text besser lesen.
Wir wollen aber niemanden benachteiligen.

https://www.bundeswahlleiter.de/info/leichte-sprache.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2017 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36305

Das ist sie wieder, die "vornehmste Bürgerpflicht", diesmal die Teilnahme an der Bundestagswahl, verkündet von Steinmeier. Was unterscheidet eigentlich eine Bürgerpflicht von einer einfachen Pflicht? Wahrscheinlich daß sie keine Pflicht ist.

Wir sollen also einen von euch wählen müssen? Das könnte euch so passen.

Man könnte zu unserem Schutz die Wahlpflicht einführen, dann könnten aus meiner Teilnahme oder Nichtteilnahme keine Schlüsse gezogen werden, und dann würde auch das Gefasel von der Bürgerpflicht entfallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2017 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36225

Die Frankfurter Rundschau bemerkt sehr schlau, daß mit merkelmußweg nicht nur gegen Merkel, sondern wohl auch "gegen die geltende Rechtschreibung" protestiert werde. Was "geltend" eigentlich bedeutet, fragt sie nicht. Dieser blinde Fleck hat die deutsche Rechtschreibung ruiniert.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 10.09.2017 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36173

Gauland weiß schon selbst, daß er so keine neuen Anhänger gewinnt. Es mag Deppen geben, die solche Dummsprüche aus den Reihen der inszenierten Opposition bejubeln. Es gibt ja auch Leute, die auf die dümmlichen Giggeleien des Türken Deniz Yüzel abfahren. http://www.taz.de/!5114887;m/
(Hier geht es auch um unsere Sprache)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.09.2017 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36170

#36161:
Es geht neben der Meinungsfreiheit vor allem auch darum, vor Recht und Gesetz mit gleichem Maß zu messen. Man kann nicht die Wahlkampfpolemik der einen Partei verbieten und bei der andern genau die gleichen Worte gutheißen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2017 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36162

Wie Fotos zeigen, haben Demonstranten in Vorpommern merkelmußweg auf ihre Poster geschrieben und dazu nach Auskunft der Zeitung Merkel muss weg gerufen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2017 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36161

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32718

Gauland, mit dem ich nichts gemein habe, darf in Nürnberg auftreten. Das finde ich richtig. Nicht nur die Stadt, auch einige meiner Bekannten waren für ein Verbot, aber mir und dem Gericht ist die Meinungsfreiheit wichtiger. Außerdem ist es unklug, Märtyrer zu schaffen und damit den Rechten billige Munition zu liefern. Soll er doch reden und sagen, daß er deutsche Politiker in die anatolische Heimat ihrer Vorfahren entsorgen will! Die Gefolgschaft wird ihm zujubeln, aber Proselyten gewinnt er nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2017 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36103

Schwule haben geringeren Stundenlohn (FAZ 31.8.17) (nach Selbsteinschätzung einer geringen Stichprobe)

Eine Quote muß her!



(Nach früheren Untersuchungen verfügen Homosexuelle beiderlei Geschlechts über ein deutlich höheres Einkommen als der Durchschnitt.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.08.2017 um 22.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36048

Dient der Abwehr von Hartmut von Hentigs nicht bloß pädogischem Eros und ähnlichen Phänomenen. Kann also nicht ganz falsch sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2017 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36046

Als unsere älteste Tochter noch klein war, standen wir in einer Menschenmenge vor dem Paviangehege. Ein Männchen präsentierte sein prächtig gefärbtes Gemächt. Die Kleine zeigte darauf und rief mit heller Stimme: "Wie der Papa!" Allgemeines Gelächter - woran man sieht, daß es sehr lange her sein muß (fast 40 Jahre), denn heute würde ich ja gleich verhaftet werden. Das ist schon Vätern passiert, die ein "Nacktfoto" ihres Säuglings in der Brieftasche hatten. Die Menschen sind heute viel moralischer als früher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2017 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36015

Die Entfernung von Denkmälern ist schon bedenklich. Wenn sie nicht auf Befehl eines Diktators aufgestellt wurden, sondern weil ein nennenswerter Teil der Bevölkerung tatsächlich einen Menschen verehrte, dann ist das ein Teil seiner Geschichte, die man nicht einfach verleugnen sollte. Mit Straßennamen usw. ist es vielleicht etwas anderes. Daß man unsere Adolf-Hitler-Schule umbenannt hatte (Albert-Schweitzer-Schule), fand ich richtig und wäre dagegen, wegen gewisser zweifelhafter Züge in Schweitzers Wesen und Wirken nun zu weiteren Maßnahmen zu schreiten. Aber die Konföderierten aus der amerikanischen Öffentlichkeit zu tilgen und damit ein weiteres Stück des Bürgerkriegs geht vielleicht zu weit, da hat Trump sogar mal recht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2017 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35872

Jemand hat gesagt, die Automafia vergase uns. Automatische Reaktion: Das sei eine Verharmlosung des Holocaust.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2017 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35860

Noch einmal zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33359

Das haut den stärksten Neger um.

"umgangssprachlich, salopp, veraltet; Der Spruch stammt aus der Zeit, als "Neger" – zumindest aus der Sicht des Sprechers – nicht als rassistisch oder beleidigend empfunden wurde. Heute nicht mehr in Gebrauch, war die Redewendung bis in die 1990er Jahre stark verbreitet.
Er ist etwa in den 1930er Jahren entstanden. Der erste Beleg stammt aus dem Jahr 1941 (Alfred Baeumler: Weltanschauung und Schule, S. 38)" 
(https://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~Das%20haut%20den%20st%C3%A4rksten%20Neger%20um!&bool=relevanz&suchspalte%5B%5D=rart_ou)

Wir sehen wieder die bekannte Technik, etwas als "veraltet" zu bezeichnen, das aus Gründen der Politischen Korrektheit zum Veralten und Verschwinden gebracht werden soll. Das grenzt in vielen Fällen an eine lexikographische Lüge, die aber wegen der edlen Absicht gebilligt wird.

Zum Kern: Da es niemanden gibt, der durch den Spruch gekränkt werden kann – er bezieht sich ja auf niemanden –, muß es das Wort selbst sein, dessen Aussprechen als schlimmes Verhalten verpönt ist. Das ähnelt der alten Sprachmagie, die es auch verbot, den Teufel beim Namen zu nennen – oder eben Gott. Diese urtümliche Angst wurde früher von allen geteilt, heute dient sie nicht zuletzt dazu, anderen ein Bein zu stellen und selbst um so glänzender dazustehen. Linientreue ist sehr befriedigend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2017 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35817

Mensch zuerst - Netzwerk People First Deutschland e.V. ist ein Verein von und für Menschen mit Lernschwierigkeiten.

Wir sind Menschen, die nicht "geistig behindert" genannt werden wollen.

Wir benutzen den Begriff "Menschen mit Lernschwierigkeiten".

(http://www.menschzuerst.de/pages/startseite/wer-sind-wir/verein.php)

Allerdings haben nicht alle Betroffenen Lernschwierigkeiten. Die Europäischen Richtlinien, auf die man sich beruft, heißen

Europäische Richtlinien für die Erstellung von leicht lesbaren Informationen für Menschen mit geistiger Behinderung, für Autoren, Herausgeber, Informationsdienste, Übersetzer und andere interessierte Personen

So versuchte jede Gruppe sich auf eigene Faust an Sprachkosmetik, was der guten Sache nicht gerade nützt. Zurück bleibt der Eindruck, daß man sehr vorsichtig sein muß, wie man sich ausdrückt.
 
 

Kommentar von Thef, verfaßt am 18.07.2017 um 13.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35734

Leider habe ich kein Sprachgefühl für die Synonymik dieses Bereichs. Drall? Buxom?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 18.07.2017 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35733

In einer witzigen Besprechung der RTL-II-Castingshow Curvy Supermodel bei Spiegel Online lästert die Kommentatorin Anja Rützel über den Trash-Charakter der Veranstaltung. Mit im Vordergrund steht ihre Beobachtung, daß die Jury krampfhaft das Wort dick vermeidet. Stattdessen sagen die Juroren immer curvy.

www.spiegel.de/kultur/tv/curvy-supermodel-auf-rtl-ii-die-volle-packung-koerwichkeit-a-1158419.html

Ich glaube, daß das Ausweichen auf curvy nicht nur der "Korrektheit" geschuldet ist. Ein einfaches dick ist nicht dasselbe wie, nun ja, kurvig. Die meisten dicken Menschen sind nicht mehr wohlproportioniert, sie sind eher unförmig und insoweit nicht mehr attraktiv. Bei der Castingshow geht es um ein anderes Phänomen: dick und gleichzeitig körperlich wohlgestaltet zu sein. In solchen Fällen erscheint mir kurvig (bei Frauen) angemessener als dick.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2017 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35731

"Zigeuner gehört zu den Begriffen, die nicht der politisch korrekten Ausdrucksweise entsprechen. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird dieses Wort häufig verwendet, um Angehörige eines nicht sesshaften Volkes oder die Gesamtheit dieses Volkes zu bezeichnen. Da diese Titulierung besonders durch die Verfolgungen im Nationalsozialismus sehr negativ belastet ist und häufig als diskriminierend empfunden wird, hat sich in Deutschland das Begriffspaar Sinti und Roma für die gesamte Volksgruppe offiziell und politisch unbelastet etabliert." (www.wissenmediaverlag.de 2006; vgl. auch Wahrig: Fehlerfreies und gutes Deutsch. Gütersloh 2003:601)

Wir haben das schon besprochen. Ich erwähne es noch einmal, um auf die Kuriosität am Ende hinzuweisen: Die politisch korrekte Ausdrucksweise als "politisch unbelastet" zu bezeichnen ist schon sehr naiv. Es ist nicht jeder frei, der seiner Ketten spottet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2017 um 08.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35683

Zu Achebe (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1416#19243)

Chinua Achebe hat in einem recht bekannten Vortrag mit Joseph Conrad abgerechnet: http://english.gradstudies.yorku.ca/files/2013/06/achebe-chinua.pdf

Natürlich war Conrad ein "Rassist", auch Albert Schweitzer (den Achebe erwähnt). Aber wer war das nicht? Afrika und die Neger ("Nigger", ja, aber Conrad schreibt doppelt gebrochene Rollenprosa; Achebe sagt es, nimmt es aber nicht ernst) waren eine Projektion, der Europäer kannte meist keinen einzigen. Achebe selbst erwähnt Marco Polo, bei dem die Chinesische Mauer nicht vorkommt. So blind kann man sein. (Die Mauer kann übrigens vom Mond aus nicht gesehen werden, hier irrt Achebe.)
Hat Achebes "Things fall apart", das ich schon früh gelesen habe, mein Bild von Afrikanern verändert? Auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2017 um 08.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35631

Die neue faschistische Gewalt der Linken – und ihrer Freunde (Ulf Poschardt)

Das bezieht sich auf die Hamburger Banden. Aber was fügt das Adjektiv eigentlich hinzu? Daß die gewalttätigen Linken Rechte sind? Oder ist es nur ein homerisch schmückendes Beiwort, und Gewalt ist immer "faschistisch"?
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 03.07.2017 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35568

Der Zeit scheint es wie auch anderen Zeitungen nicht in den Sinn zu kommen, daß die ausreisewilligen Afrikaner auch wieder zurück an die afrikanische Küste gebracht werden könnten. Das würde zwar das Schleppergeschäft austrocknen und auch die Zahl der Einreisen reduzieren, widerspräche aber der politischen Linie der Zeitung, und die ist fester gesichert als jede Staatsgrenze.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2017 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35566

Italien fordert mehr Hilfe bei Aufnahme von Geflüchteten
Rettungsschiffe sollten künftig auch andere Länder ansteuern, verlangt Innenminister Minniti. Seit Jahresbeginn sind mehr als 83.000 Geflüchtete in Italien angekommen.
(Zeit 3.7.17)

Gemeint sind Migranten. Ob sie geflüchtet sind, muß erst noch untersucht werden; die meisten sind es wohl eher nicht.

Die Zeitung bleibt übrigens nicht bei dem beflissenen Partizip, sondern geht zu Flüchtlingen über, was aber die Lesertäuschung nicht aufhebt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2017 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35513

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31465

Die "Spring doch!"-Rufe von Schmölln mögen nicht passiert sein. Aber alle haben sie sich gut vorstellen können. Nicht, weil wir eine so brutale Fantasie haben, sondern weil vermeintliche Selbstverständlichkeiten nicht mehr so sicher sind, wie man vor einer Weile noch dachte.(http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/carolin-emcke-der-anti-dylan-kolumne-a-1118124.html)

Falschmeldungen sind sogar besonders wahr!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2017 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35317

„Es war dem Namen nach eine Demokratie, in Wirklichkeit die Herrschaft des Ersten Mannes.“

Kennen wir das nicht irgendwoher?

(Thukydides II 65 über Athen unter Perikles)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2017 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35316

Wenn man heute Hindutum sagt, übernimmt man schon die "Hindutva"-Ideologie, während Hinduismus die traditionelle religionswissenschaftliche Bedeutung hat. Beides sind westlich beeinflußte Konstrukte.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 09.06.2017 um 19.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35315

Um den Sozialismus ist es still geworden, unsere Demokratie hatte nie einen ismus, und wenn ich mich recht entsinne, war es ein Pfaffe, der kürzlich unsere "plurale" Welt pries. Plural als Adjektiv hatte mich etwas verwundert, aber es hört sich wohl besser an als pluralistisch.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.06.2017 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35303

Die Verschiebung von Hinduismus zu Hindutum wird einige Anstrengung erfordern, aber die Umbenennung von Bombay hat ja auch funktioniert. Frisch voran!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2017 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35302

Unter Bahaitum erklärt Wikipedia, daß der Ausdruck Bahaismus "veraltet" sei. Das gehört zur allgemeineren Ächtung des Suffixes ismus. Duden weiß aber noch nichts von der Sprachregelung, kennt Bahaitum nicht.

Die Atheisten werden wohl nicht in den Genuß der Aufhübschung kommen, legen auch keinen Wert darauf.
 
 

Kommentar von ab, verfaßt am 22.05.2017 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35162

Statt Kaserne eventuell Kompetenzzentrum. Das hätte auch in Abkürzung einen bemerkenswerten Wiedererkennungswert.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 22.05.2017 um 11.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35161

Ich finde "Geschwister-Scholl-Kaserne" praktischer. Das ist bereits gegendert, und die Scholl-Geschwister liegen rein topologisch näher als Gandhi. Außerdem besteht bei Gandhi stets die latente Gefahr, daß er fern-umbenannt wird ("remote renaming", wie Bombay in Mumbai oder Tokio in Tokyo, Suez in Sues usw.), man müßte dann alle Beschriftungen von vornherein leicht austauschbar machen.

Wenn man allerdings im Bereich des Militärs bleiben möchte, wäre "Pyrrhos-Kaserne" eine Überlegung wert. Man bezöge die EU-Griechen mit ein, das Thema ist zwar ein militärisches, aber außerdem eine ständige Erinnerung an die Sinnlosigkeit des Krieges.

Ähnlich läge "Stalingrad-Kaserne"; hier entfällt das remote-renaming-Problem, und man hätte ein gelebtes Mahnmal geschaffen. Andererseits wäre der Name nicht Gender-neutral.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2017 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35141

WELT und FAZ haben inzwischen meinen Vorschlag einer "Mahatma-Gandhi-Kaserne" aufgegriffen. Man könnte eine Petition auf den Weg bringen...
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 14.05.2017 um 12.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35109

Mein Vorschlag: Torture Never Stops-Kaserne

Frank Zappa: The torture never stops

http://www.youtube.com/watch?v=A67Bow78dDs

mit Captain Beefheart:

https://www.youtube.com/watch?v=1_aOyLYPuiI
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2017 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35106

Von der Leyens Absicht, die Kasernen umzubenennen, hat viele Leser zu Vorschlägen angeregt. Ich finde "Albert-Schweitzer-Kaserne" ganz gut, aber ich bin voreingenommen als ehemaliger Albert-Schweitzer-Schüler. "Mahatma-Gandhi-Kaserne"...
Allerdings ist "Kaserne" nicht gut möglich, so hießen die Anlagen schon während des Dritten Reichs. Vielleicht "Heim"? "Lise-Meitner-Heim" würde mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen (wenn dieser militaristische Ausdruck erlaubt ist).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.05.2017 um 09.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35105

Die Führungsakademie sollte auch umbenannt werden in Guidance School oder so.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2017 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35104

Die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr hat ein Foto entfernt, auf dem Leutnant Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform zu sehen war. Der Anblick der Uniform, eines "Wehrmachtsandenkens", könnte junge Soldaten der Bundeswehr auf den Gedanken bringen, daß Helmut Schmidt Leutnant der Wehrmacht war.
Es bleibt aber noch viel zu tun: BundesWEHR – was ist denn das für ein Name!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2017 um 06.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34955

In Reiseblatt der FAZ zwei Seiten über Eskimos, die aber kein einziges Mal so heißen dürfen, sondern nur Inuit, auch im Singular. Die Reinwaschung des vermeintlich herabsetzenden Wortes hat sich noch nicht herumgesprochen. Welche Gruppen sich selbst wirklich Inuit nennen, ist auch nicht leicht zu erkennen; vielleicht ist es für manche – schrecklich zu sagen – Fremdbezeichnung?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.04.2017 um 11.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34952

Außerdem gab es ein Hin und Her um die Schreibweise Jass oder Jazz. Dazu eine interessante These des DLF am 7.3.17 im "Kalenderblatt" (http://www.deutschlandfunk.de/vor-100-jahren-die-erste-jazzschallplatte-veroeffentlicht.871.de.html?dram:article_id=380640):

»[...] die andere hieß "Dixie Jass Band One Step". (Das Doppel-Ess im Gruppennamen ersetzte die Band durch ein Doppel-Zz, nachdem ein Schmierfink das "J" im Namen weggekritzelt hatte – um die Anspielung auf "Ass"=Arsch zu vermeiden.)«

Da machte offenbar die Verschriftung Probleme: Doppel-Ess (geschrieben mit einem "Ess") und Doppel-Zz (geschrieben mit zwei "Z").
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2017 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34948

Auch das Wort Jazz ist schon unter Rassismusverdacht geraten, s. Wikipedia (besonders die deutsche Fassung). Die Liebhaber dieser Musik wird es wundern.

Die Einträge der deutschen und der englischen Wikipedia klären über den synkretistischen Ursprung der afroamerikanischen populären Musik auf. Unter Wohlgesinnten werden ja auch Gospel usw. oft als echt schwarz und von den Weißen usurpiert dargestellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2017 um 07.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34943

Wer das Recht auf Eigenbezeichnungen predigt, kann eigentlich nicht "Islamisten" sagen, wenn die Leute selbst sich einfach als (besonders fromme) Muslime verstehen. Dabei geht es nicht nur um Worte, sondern um Möglichkeiten des Verstehens, die man sich wohlmeinend verbaut.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2017 um 13.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34898

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25253

Zum „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen“ für Sprachen:
„Man kann den Ansatz des GER einen reflexiv-kommunikativen oder neo-kommunikativen Ansatz nennen. Die Grundlagen des GER liegen in den 70er Jahren und wurden in den 80er Jahren durch Threshold Level (Englisch) und Kontaktschwelle (Deutsch) dokumentiert. Dies waren Beschreibungen der Sprache auf der damaligen Basis der Linguistik, wobei die Sprechakttheorie eine sehr große Rolle spielte. In den 80iger und 90iger Jahren wurden die Forschungen am kommunikativen Ansatz in Europa (und weltweit) weitergeführt. Besonders satzübergreifende Forschungen, wie Diskurs- oder Konverstionsanalyse, Pragmatik, Soziolinguistik spielen eine zentrale Rolle in der Sprachphilosphie des GER.“ (Wikipedia)

Nicht „der damaligen Basis der Linguistik“, sondern einer kleinen einflußreichen Gruppe und einzelner Personen, die ihr Projekt gegen jede Kritik durchsetzen konnten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.04.2017 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34829

Soweit ich weiß, hat noch niemand angeprangert, daß sich jeden Sommer unzählige Weiße schamlos in die Sonne legen, um braun zu werden. Blackbodying! Womöglich noch mit Nachhilfe von Selbstbräuner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2017 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34828

"White is purity"

(Nivea-Deo-Werbung von Beiersdorf löst Shitstorm wegen Rassismus aus)

Auch die weiße Farbe von Nivea (Etymologie!) ist empörend. Was tun? Schwarz wie Schuhcreme (und vielleicht "Nigrea"?) geht auch nicht, das erinnert an Minstrel-Shows.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.04.2017 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34824

Das zukunftssicherste Benennungssystem ist die Dezimalklassifikation, weil sie jederzeit Erweiterungen ermöglicht: 1, 1.1, 1.1.1 usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2017 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34819

Aus Nürnberg:

"Die Grünen sind überzeugt, dass alle Straßennamen überprüft werden müssen – daraufhin, ob es eine Verbindung gebe zu aggressivem Nationalismus, Militarismus, Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit oder zum Nationalsozialismus. Hier sei das Stadtarchiv gefordert, systematisch vorzugehen und Vorschläge zu erarbeiten. Denn es gebe Straßen, die den Namen von Menschen tragen, denen aus heutiger Sicht eine solche Würdigung nicht mehr zusteht, heißt es bei den Grünen."

Im Sinne der weltanschaulichen Neutralität sollte man auch alle Namen von sogenannten Heiligen tilgen. Da sich jedoch die Anschauungen ändern, wäre es am besten, die Straßen zu numerieren wie in Mannheim, natürlich unter Auslassung von 8, 88 usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2017 um 13.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34809

Die Universität Wien lädt zu einer Tagung ein, auf der ein kritisches Licht auf die Kritik der Rassismus- und Linguizismuskritik geworfen werden soll oder so ähnlich:
https://drive.google.com/file/d/0BzU7yYYPOpIeaTNuQldrNjVvc1I4VXg5QjFKTzd1eDNJTEI4/view
(Ein schönes Stück Prosa!)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.03.2017 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34800

Irgendwie schizophren: Die US-Amerikaner mögen keine Latinos, aber deren Wörter haben sie massenhaft übernommen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.03.2017 um 10.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34799

Letztlich ...? Nein, dieses gehört höchstens zum Vorletzten. Letztlich, so muß man sagen, gibt es in keiner Sprache der Welt unschuldige (diskriminierungsfreie) Wörter und Bezeichnungen. Allenfalls sind diese diskriminierungsarm. Die Erbsünde steckt schon in jedem einzelnen Wort.
(Achtung, Sarkasmus.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2017 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34798

Der Eintrag "Indianer" bei Wikipedia ergeht sich sehr breit in Benennungsproblemen und schließt - auch orthographisch bemerkenswert - so:

„Letztlich hat sich der im Deutschen relativ diskriminierungsarme Begriff Indianer (...) in den Augen Vieler als derjenige erwiesen, der diese Benennungs-Probleme am ehesten löst. Immer wieder neu kritisch zu hinterfragen bleiben jedoch die oft unreflektierten Aspekte der Fremdbeschreibung, der Homogenisierung nicht zusammengehörender Gruppen oder der Verniedlichung.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2017 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34787

Der Uluru, Kolonialname Ayers Rock, offiziell „Uluru / Ayers Rock“, ist ein Inselberg in der zentralaustralischen Wüste, der sich ca. 350 m über sein Umland erhebt. (Wikipedia)

Wikipedia erklärt zwar nicht, was ein Kolonialname ist, man kann es sich aber denken. Ich habe schon Elmar Holenstein erwähnt, der in seinem Philosophie-Atlas nicht nur Völker und Länder mit wirklich oder vermeintlich entkolonisierten Eigenbezeichnungen benennt, sondern auch geographische Gegenstände wie das Kap der guten Hoffnung (portugiesisch!).
Es ist eigentlich nicht einzusehen, warum man Berge und Flüsse nicht so nennen sollte, wie man es für richtig hält. Was mich aber am meisten wundert: Warum werden nicht auch Pflanzen und Tiere nach jeweils einheimischer Weise benannt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2017 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34781

»Hurenkind« und »Schusterjunge« sind sicherlich derbe Begriffe, die für manch einen diskriminierend klingen. Aber sie stammen eben aus einer Zeit, als politische Korrektheit noch keine Rolle spielte. (Monika Hoffman: Besser schreiben für Dummies. Weinheim 2015:112)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2017 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34768

Fast jeder zweite Muslim in Deutschland hilft Flüchtlingen – bei Christen sind es viel weniger (Welt 27.3.17)

Das hat die Bertelsmann-Stiftung herausgefunden und auch den Grund: Die Geholfenen sind ebenfalls Muslime. Sehr interessant, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2017 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34763

Nun haben auch mich die bekannten Bettelbriefe aus Uganda erreicht. Mehrere Seiten handgeschrieben auf liniertes Papier, wie aus einem College-Block herausgerissen und daher besonders authentisch wirkend. Der englische Text hat sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert, Gruß in the name of our Lord Jesus Christ, dann die ergreifende Lebensgeschichte, Eltern an AIDS gestorben usw. Es muß dort ganze Manufakturen geben, wo vermutlich junge (eben schreibkundige) Frauen den ganzen Tag ihre Vorlagen kopieren.
Das Ganze ist zweifellos geschickter als die törichten E-Mails aus Nigeria. Es kostet auch etwas, denn die hübschen Briefmarken müssen ja gekauft werden. Aber es scheint sich für die Banden zu lohnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2017 um 08.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34668

Wenn man an die langen Diskussionen und die Warnungen vor dem Gebrauch von Eskimo denkt, wirkt der Wikipedia-Eintrag in seiner jetzigen Fassung ideologisch abgerüstet. Man kann den Fall wohl zu den Akten legen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2017 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34637

Wenn herauskommt, daß jemand zehn Jahre lang ein Beamtengehalt bezogen hat, ohne für den Staat zu arbeiten, fallen alle über ihn her, ganz mit Recht. Den Polizei-Gewerkschaftler Wendt verteidigen jedoch fast alle FOCUS-Leser – weil er so schöne unbequeme Wahrheiten über die Flüchtlinge ausgesprochen hat und nun offenbar aus dem Verkehr gezogen werden solle. Allerdings hat er selbst seinen Rückzug eingeleitet und sich schon mal für falsche Angaben entschuldigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2017 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34621

Die drei Spesenritter der UN fordern Deutschland auf, Straßen nach afrikanischen Helden zu benennen. Bei der Fahndung nach solchen wird man um das verdammungswürdige "racial profiling" nicht herumkommen. Das alte Dilemma, das sich schon beim Gender mainstreaming zeigte. Einerseits sollen wir farbenblind sein, andererseits das Schwarzsein bei jeder Gelegenheit hervorheben.

Übrigens gibt es überall nach Nelson Mandela und Martin Luther King benannte Örtlichkeiten, im Osten auch Lumumba. (King steht bei der Afrikaner-Lobby nicht so hoch im Kurs, Malcolm X gefällt ihnen besser.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.03.2017 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34619

Sie wissen ganz genau, daß sie nichts zu befürchten haben; nur darauf kommt es an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2017 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34617

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34603

Der vorläufige Bericht: http://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=21233&LangID=E#

Der Bericht wird auch im Ausland stark kritisiert. Er beklagt einerseits das Fehlen von Daten, weil Deutschland die schwarzen Einwohner nicht gesondert als Minderheit untersuche, urteilt aber andererseits auf der Grundlage anekdotischer Mitteilungen, als hätten die drei Abgesandten auf ihrem einwöchigen Deutschlandtrip eine handfeste Untersuchung angestellt. "People of African descent remain invisible. Official statistics are only available about foreign born or people with parents born abroad and for African refugees and migrants. They are grouped under the all-embracing concept of “people of a migrant background” thereby rendering invisible German citizens of African descent beyond the second generation. Despite the wealth of information and data on socio-economic indicators, there is a serious lack of race-based (!) data and research that could inform policy to improve the situation of people of African descent." Man glaubt streckenweise einen Bericht über ein ganz anderes Land zu lesen. Im gleichen Text über jahrhundertealte deutschen Straßennamen räsonieren und Entschädigungszahlungen an Herero-Nachkommen fordern – das kommt natürlich besonders gut an. Ähnlich wie die EU bringen die UN die Menschen mehr durch lächerliche Kleinigkeiten als durch wirklich schwere Fehler gegen sich auf. Sie wissen nicht, was sie tun, bei aller Schläue.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2017 um 18.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34613

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33595

Klassenlogik als Logik der Klassengesellschaft – solches Assoziieren genügt manchen Marxisten. Ähnlich Wolfgang Fritz Haug über Nicolai Hartmann:

In seiner gleichfalls sich jeder Kritik enthaltenden Rezension versäumt Adorno, den
Schichtungsgedanken, mit dem Hartmann das vermeintliche »Zugeständnis« artikuliert, unter die Lupe zu nehmen. Tut man das, sieht es kaum mehr nach »Zugeständnis« aus, vielmehr als von Zweifeln unangekränkeltes, selbstverständliches Sich-Herausnehmen der einem Höheren zustehenden Privilegien. Ist es doch, als spiegelte sein Hauptwerk die hierarchische Schichtung seiner Kindheitsumgebung in Form einer allgemeinen Seins-Schichtenlehre wider. Das Sein erscheint ihm geschichtet wie die Rigaer Gesellschaft.


Er schreibt auch: Der Sinn fürs Höhere ist selber noch dumpf.

Dieses „selber!“ ist eine adornisierende Retourkutsche, sehr beliebt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2017 um 17.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34603

UN-Vertreter bereisen Deutschland und finden Rassismus:

Straßennamen wie „Mohrenstraße“ seien rassistisch und beleidigend

Sie sprachen auch mit Vertretern der „Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland“.

Dazu hätten sie nicht nach Deutschland fliegen müssen, wie man ja auch nicht nach New York fliegen muß, um UN-Vertreter lächerlich zu finden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.01.2017 um 22.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34330

Im Jahr 2016 hat die CDU rund 13000 Mitglieder, das sind rund 3%, verloren. Bei der CSU sind es entsprechend rund 1000 Mitglieder bzw. gut ein halbes Prozent.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2017 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34324

Erika Steinbach, über die wir hier gesprochen haben, ist bekanntlich gerade aus der CDU ausgetreten. Es sei erwähnt, weil sie einmal mit uns gegen die Rechtschreibreform aufgetreten war. Ihre politischen Ansichten kann sie nun noch deutlicher artikulieren.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 14.01.2017 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34320

zu R. M. am 12.01.2017 um 00.46 Uhr:
Die Ewiggestrigen nicht mitgezählt, haben Bolschewisten immer die Mehrheit.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 13.01.2017 um 01.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34310

Zur Überschrift „Tyrannei des Vermeintlichen“ sind längst auch schon die Bereiche Klimawandel und Energiewende zu zählen. Im Gegensatz zu politischer Korrektheit und Rechtschreibung geht es hier aber um richtig viel Volksvermögen. Die Wirkmechanismen inkl. (freiwilliger?) Gleichschaltung der Medienmehrheit erinnern aber frappant an die Reform der Rechtschreibung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.01.2017 um 23.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34309

Alle diese Gesetze, Instanzen und Kontrollinstanzen beruhen auf dem Mehrheitsprinzip. Warum alle einzeln nennen? Zusammen machen sie unseren Rechtsstaat aus. Die Frage lautet: Wie ist dessen Verhältnis zu irgendwelchen Minderheiten? Darf er bestimmte Minderheiten in ihrem Tun einschränken?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.01.2017 um 23.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34308

Die obersten Gesetze in Deutschland sind das Grundgesetz und die Europäische Menschenrechtskonvention. Daran müssen die Regierung und die Abgeordneten manchmal per Gerichtsurteil erinnert werden. Wenn es sich um Irrtümer handelt würde, sind diese entschuldbar, aber manchmal handelt es sich um absichtliche Zuwiderhandlungen. Allerdings ist der Artikel 38 (1) GG in der parlamentarischen Praxis eine Irreführung des Volkes.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.01.2017 um 22.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34307

zu ##34303:
Richtig, lieber Germanist, die Mehrheit beschließt manchmal Gesetze, die sich widersprechen.

Und was wollen Sie damit sagen? Daß wir Mehrheitsentscheidungen ganz abschaffen müssen? Oder daß wir nur das Parlament abschaffen und künftig alles per Volksabstimmung entscheiden lassen? Sind Sie sicher, daß Sie oder die jeweils betroffene Minderheit dann immer mit dem Ergebnis zufrieden sein werden?

Ausgangspunkt der Diskussion war der Satz "Die Mehrheit neigt dazu, die Minderheit zu verbieten", und zwar in einen ironischen Zusammenhang gestellt, so als ob das grundsätzlich eine Unerhörtheit sei. Wie kann man denn einen demokratischen, einen Rechtsstaat regieren, wenn nicht auf der Grundlage von Mehrheitsentscheidungen?

Meinen Sie vielleicht so: Mehrheitsentscheidungen sind schon gut und richtig, aber nur solange sie keiner einzigen Minderheit widersprechen? Das wäre nun wirklich ein Widerspruch in sich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2017 um 13.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34304

Seit den alten Griechen versuchen Demokratien, sich vor sich selbst zu schützen, weil sie die Erfahrung gemacht haben, für Demagogen und Augenblicksstimmungen sowie Zufallsmehrheiten anfällig zu sein. Bei uns müssen Gesetze im Zweifel auf ihre Verfassungsmäßigkeit überprüft werden, und die Verfassung selbst ist durch besonders hohe Hürden gegen Änderungen geschützt. Es soll nie unbesonnen gehandelt werden dürfen. Absolut sicher ist das natürlich auch nicht. Sogar die "unveräußerlichen Menschenrechte" sind beschlossen und verhandelbar.
Und es gibt ja immer Versuche gewisser Gruppen, irgendwelche Ziele, die rechtlich eigentlich irrelevant (Adiaphora) sind, direkt in die Verfassung zu schreiben: Gottesbezug, Leitkultur...
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.01.2017 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34303

Es gibt viele Beispiele dafür, daß von der demokratisch gewählten Parlamentsmehrheit grundgesetzwidrige Gesetze beschlossen wurden. "Man kann ja nicht immer mit dem Grundgesetz unterm Arm herumlaufen."
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.01.2017 um 11.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34302

Ich habe in den Rechtsstaat, wo die Gesetze von der Mehrheit gemacht werden, zumindest soviel Vertrauen, daß keine unnötigen Verbote gemacht werden, insbesondere daß keine grundlegenden Menschenrechte verletzt werden. Insofern halte ich die Beispiele von ethnischen Minderheiten oder von Diskriminierung wegen äußerer Merkmale in Deutschland für irrelevant.

Wenn also von einer Mehrheit tatsächlich ein Verbot (beispielsweise der Vollverschleierung) erfolgen sollte, dann muß das zwangsläufig einen vernünftigen Grund haben.

Mit welchem Recht sollte jetzt ein Einzelner oder eine Minderheit kommen und behaupten, der von der Mehrheit getroffene Beschluß sei falsch?

Man kann vorher in der Sache diskutieren, aber man kann kein mehrheitlich zustandegekommenes Gesetz in Frage stellen. Das wäre ja das Ende der Demokratie.

Deshalb sage ich, eine Mehrheit kann natürlich immer über eine Minderheit bestimmen. Für sinnlose, diskriminierende Verbote wird es keine Mehrheiten geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2017 um 07.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34300

Alles wahr, auch wenn ich mit meinem ursprünglichen Einfall etwas anderes im Sinn hatte: die gleichsam natürliche (tierische) Logik des Anstoßnehmens und Beseitigenwollens.

Marokko wird dafür gelobt, daß es das Herstellen und Verkaufen von Burkas verbieten will. Atatürk hat auch an der Kleiderordnung angesetzt. Es ist seltsam, wie anstößig gerade die Kleidung empfunden werden kann und wie andererseits daran festgehalten wird. Besonders heute, wo scheinbar anything goes. An manchen Orten darf man nicht nackt sein, an anderen nicht bekleidet oder nicht zu sehr. Manchmal schien Blaumann mit Schiebermütze das Richtige.
Der Rechtsstaat (Herrschaft der Gesetze) als Leitkultur – das scheint ein schwächliches Ideal zu sein.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 12.01.2017 um 00.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34299

Die DDR ist aber gerade ein Beispiel für die Tyrannei einer Minderheit, wenn auch keiner ethnischen.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 11.01.2017 um 21.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34298

Mir ging es nur darum, auf die DDR einzuhacken. Das kann man m.E. gar nicht oft genug tun. Gerade wenn es um Tyrannei geht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.01.2017 um 20.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34297

Wir können nicht für die vielen deutschstämmigen Minderheiten in anderen Staaten Minderheitenrechte fordern und sie den wenigen Minderheiten in unserem Staat nicht gewähren wollen.

Früher wurden rothaarige und sommersprossige Kinder verspottet, heute weiß man, daß sie echte Kelten sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2017 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34296

Ich kann nicht ganz folgen: Wozu dient die Aufzählung von Minderheiten jetzt noch mal?
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 11.01.2017 um 19.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34295

Neben Sorben auch Wenden. Denen ging es in der DDR nicht besser als den Deutschen. Auch sie waren eingeknastet.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.01.2017 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34292

Die heute als "Nafri" bezeichnet werden, wurden früher "Mauren" genannt.

Minderheiten in Deutschland: Sorben (Unter- und Obersorbische Sprache), Südschleswigscher Wählerverband (Dänische Spache).

Deutschstämmige Minderheiten in anderen Staaten: Oberschlesier in Polen, Siebenbürger Sachsen in Rumänien, früher Donauschwaben in Serbien und Sudetendeutsche in der Zwischenkriegs-Tschechoslowakei, Südtiroler in Italien, Deutsche Sprachgruppe in den Niederlanden. Gegen die Oberschlesier in Polen gab es die "Polonisierung".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.01.2017 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34287

Zu R.M., #34280:
Oder noch anders gesagt: Jeder Mensch hat seinen eigenen, freien Willen.

Aber wenn es um die Durchsetzung dieses Willens bzw. dieser Neigung des Menschen geht, kommt es, zumindest in einer Demokratie, doch wieder auf die Mehrheitsverhältnisse an.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 10.01.2017 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34281

Mehrheiten neigen dazu, Minderheiten oder Außenseiter zur Konformität zu drängen. Kinder nutzen das unterhaltsame Hänseln. Der Staat mit dem höchsten Konformitätsdruck auf deutschem Boden war die DDR, die sogar das freiwillige Ich gehe unter schwere Strafe gestellt hat.

Das Verbot jeglichen Drängens auf Konformität wird political correctness genannt. Feinde der political correctness dürfen "Pack" genannt werden.

Wer vollverschleierte Leute duldet, weil es kein Gesetz gegen diese Unverschämtheit gibt, der muß auch dulden, wenn ihm eine Aule vor die Füße plaziert wird. Das ist auch nicht verboten.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.01.2017 um 19.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34280

Notwendige Umformulierung in Anbetracht der Tatsache, daß es auf die Mehrheitsverhältnisse nachweislich nicht ankommt: »Menschen neigen dazu, anderen Menschen etwas verbieten zu wollen.«
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.01.2017 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34279

Lieber Professor Ickler, ich kann ehrlich gesagt die Aufregung über meine letzten Beiträge zu diesem Thema nicht verstehen und fühle mich mißverstanden. Sie sagen, Herr Markner hätte in optimaler Kürze schon einiges klargestellt. Also daß man nicht Menschen verbietet, sondern nur das, was sie tun, oder wie Sie sagen, daß man nicht Menschen unterdrückt, sondern nur ihre Vergehen bestraft, ist ja nun sowas von selbstverständlich, das grenzt m. E. schon an Wortklauberei.

Sie selbst haben doch vom Verbot einer Minderheit gesprochen und nicht vom Verbot bestimmter Vergehen von Minderheiten. Mir werfen Sie nun vor, von der Unterdrückung von Minderheiten anstatt von der Verfolgung ihrer Straftaten zu sprechen. Sie haben natürlich recht damit, aber das ist nicht fair. Es ist völlig klar, daß ich mich hier nur verkürzend ausgedrückt habe.

Es geht nicht ums Stören und nicht um Gefahr, sondern allein darum, daß die Gesetze herrschen?
Ich habe doch hier nicht davon gesprochen, was mich persönlich stört. Wer die Gesetze nicht beachtet, der stört und stellt eine Gefahr für die Gemeinschaft dar, oder etwa nicht? Nun fragen Sie mich, wer die Gefahr für uns definiert, sprechen aber selbst von Vergehen und wohldefinierten Straftaten. Ja wer definiert denn letztere? Wer definiert das Gesetz?

Alles, was ich sagen wollte, betraf eigentlich das Verhältnis von Demokratien zu Minderheiten. Ich meine, Demokratie bedeutet vor allem Mehrheitsherrschaft. Daß man dann Minderheiten auch gleich ganz verbieten könne, klingt bei Ihnen ironisch, lieber Prof. Ickler, so als ob man das niemals dürfe. Dem wollte ich nur entgegenhalten, daß die Mehrheit ein die Minderheit kennzeichnendes Handeln durchaus per Gesetz verbieten kann.

Anlaß für diese Argumentation war ja die Vollverschleierung. Es darf kein Tabu sein, darüber zu diskutieren, ob sie bei uns verboten gehört oder nicht. Ein solches Verbot wäre genau wie ein Nichtverbot eine demokratische Entscheidung.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.01.2017 um 13.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34275

Auch Deutsche und ihre deutsche Sprache und Kultur waren bis vor kurzem in manchen Ländern eine störende, unerwünschte und unterdrückte Minderheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2017 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34272

Lieber Herr Riemer, ich hatte in absichtlich krasser Form das Anstoßnehmen (jenes "Weg damit!") als gewissermaßen normal kennzeichnen wollen, aber natürlich meine ich, daß wir unseren inneren Schweinehund überwinden und den Rechtsstaat hochhalten und mehr oder weniger auch verinnerlichen sollten.
Es geht nicht ums Stören und nicht um "Gefahr für die Entwicklung unserer Kultur und Lebensart" (was wäre denn das, und wer definiert es?), sondern darum, daß allein die Gesetze herrschen. Nicht einmal Pädophile dürfen "unterdrückt", sondern nur ihre Vergehen bestraft werden wie alle anderen wohldefinierten Straftaten auch. Mich stört vieles, mich stören viele – das muß ich hinnehmen, auch wenn ich mir Mühe geben muß, nicht den ganzen Tag zu granteln.
(Ich hatte gehofft, das nicht weiter ausführen zu müssen, Herr Markner hat es in optimaler Kürze ja schon getan.)
Im Grunde dreht sich, wie angedeutet, auch die unselige Leitkultur-Debatte um diesen Punkt. Auch jenes "Bei uns zeigt man sein Gesicht" natürlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.01.2017 um 11.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34271

Was habe ich Falsches gesagt? Ich will ja nicht jede Minderheit bzw. das, was sie tut, verbieten, aber man muß doch von Fall zu Fall entscheiden, ob sie tolerierbar ist.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.01.2017 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34270

»Die Mehrheit neigt dazu, die Minderheit zu verbieten.«

Man kann Menschen nicht verbieten; nur das, was sie tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2017 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34268

Das meinen Sie nicht ernst, oder?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.01.2017 um 02.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34267

Ob eine Minderheit verboten werden muß, hängt davon ab, wie sehr sie stört. Vor manchen Minderheiten muß man sich eben schützen.

Ich wundere mich zwar, daß Raucher schon in der Minderheit sind, aber da sie nun sogar in Kneipen nicht mehr rauchen dürfen, muß es wohl so sein. Ich glaube, die Beschneidung der Rechte dieser Minderheit ist im Interesse aller auch in Ordnung.
Erst recht in Ordnung ist z.B. die Unterdrückung von Pädophilen.
Nicht jede Minderheit kann auf ihre Rechte pochen, es ist tatsächlich ganz normal, bestimmte Gruppen nicht zu dulden.

Wer fragt, ob Vollverschleierung "angebracht" sei, verschleiert selbst etwas. Es geht nicht darum, ob sie angebracht ist oder nicht (Was heißt das überhaupt?), sondern darum, ob sie erwünscht ist oder nicht, ob sie eine Gefahr für die Entwicklung unserer Kultur und Lebensart ist oder nicht. Von der Antwort darauf hängt auch ein Verbot dieser Minderheit ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2017 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34259

Die Mehrheit neigt dazu, die Minderheit zu verbieten. Das ist ganz normal. Ich habe recht - wozu soll es gut sein, andere, also falsche Meinungen zu dulden?

In Deutschland sollte man laut Bundeskanzlerin Gesicht zeigen. Deswegen sei die Vollverschleierung nicht angebracht. Wir wollten deshalb von Ihnen wissen, was Sie von einem möglichen Burkaverbot halten?

94,2 Prozent der User meinten: "Ja, Vollverschleierung ist bei uns nicht angebracht."


Was "nicht angebracht" ist, kann doch gleich verboten werden, dann ist Ruhe (Leitkultur).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2017 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34241

Eben standen die Heiligen drei Könige vor der Tür. Ein schwarzer ist ja seit einigen Jahren nicht mehr dabei, der weiße Mensch als Norm hat ihn besiegt. Dafür Königinnen; eine hatte vor Aufregung ihren Text vergessen, wir mußten aushelfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2017 um 09.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34222

Generalverdacht hat das Zeug zum Unwort des Jahrzehnts.

Die GEZ hat alle Bürger unter den Generalverdacht gestellt, daß sie schwarz sehen, und das Bundesverfassungsgericht hat das indirekt wiederholt ("Pauschalisierung" = Generalverdacht).

Die überwiegend nordafrikanischen Männer haben sich und ihresgleichen in der vorletzten Silvesternacht selbst unter Generalverdacht gestellt.

Die Islamisten stellen den Islam unter Generalverdacht. So ist das eben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2017 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34221

Ist ein Titel wie Die Rolle des heterotrophen Bakterioplanktons und der planktischen autotrophen Nitrifikation im Sauerstoffhaushalt von Saar und Mosel etwa nicht rassistisch? Wie kommt jemand dazu, das Bakterioplankton bloß wegen seiner Ernährungsgewohnheiten als heterotroph zu diskriminieren?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.01.2017 um 20.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34220

Lauer ist übrigens kein SPD-Politiker, sondern arbeitsloses Mitglied der SPD.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 02.01.2017 um 19.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34219

"Der Begriff verurteile pauschal eine ganze Bevölkerungsgruppe als Straftäter."

Der Begriff verurteilt nicht pauschal. Wenn überhaupt, dann stellt die Kölner Polizei die jungen Nordafrikaner unter Generalverdacht. Verurteilen kann man in der Tat erst, wenn die Straftat begangen ist. Aber das Verdächtigen aufgrund äußerlicher Indizien ist eine bewährte Strategie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2017 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34217

Der SPD-Politiker Christopher Lauer hat die Kölner Polizei für ihren "Nafri"-Tweet und ihr Vorgehen in der Silvesternacht scharf kritisiert. Der Begriff verurteile pauschal eine ganze Bevölkerungsgruppe als Straftäter. (Welt 2.1.17)

Erstaunlich, was in einem bisher unbekannten Kurzwort alles stecken soll! Da darf auch der junge Herr Böhmermann nicht zurückstehen:

„Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Nafri und Neger?“

Das ist nicht schwer zu sagen. Neger sind Menschen wie du und ich, während Nafri überwiegend in NRW eine Population mit hohem Anteil an Kriminellen sind. Sobald sie wieder in Nordafrika sind, sind sie auch keine Nafri mehr. Die Polizei wird das Wort aufgeben, aber hoffentlich nicht die Observation.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2017 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34214

Die Grünen empören sich erwartungsgemäß über Nafri, eigentlich aber über die Gruppenbezeichnung Nordafrikaner selbst, denn Nafri war bisher unbekannt und kann daher auch nicht "herabwürdigend" gebraucht werden.
Es gibt gar keine Gruppen, folglich auch keine Risikogruppen und keine Nordafrikaner. Wie kann man "Racial profiling" anprangern, wo es doch gar keine Rassen gibt? Die Polizei darf gar nicht bemerken, daß sich 1000 junge Männer aus einer bestimmten Region in Köln versammeln. Man muß bei jedem einzelnen warten, bis er eine Straftat begangen hat (was aber a priori ebenso unwahrscheinlich ist wie bei den "länger hier lebenden" sogenannten "Deutschen").
"Wir bleiben alle" scheint dann aber doch wieder eine Gruppe vorauszusetzen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2017 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34211

Margarine hat für viele noch einen Beigeschmack, weil es das Ersatzfett in Notzeiten war und der Butter, also der guten Butter gegenüberstand.

Die Minderwertigkeit der Wurst hat sich in der orthographisch umstrittenen Wendung niedergeschlagen: Das ist mir wurst/Wurst (noch besser: wurscht).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2016 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34188

Das ist gerade die Frage, ob der Fleischgehalt, sei er noch so gering, zur Definition der Wurst gehört. (Das Lexikon vermerkt mit Recht, daß es bei der Wurstherstellung immer darum ging, auch die Schlachtabfälle noch zu verwerten und auch haltbar zu machen. In die Wurst kommt alles rein, was man sonst nur im Notfall essen würde, und dann ordentlich Gewürze.)

Kräutertee ist allgemein üblich (s. a. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29131), wenn auch nicht offiziell. Aber wenden wir uns ernsthafteren Dingen zu: alkoholfreies Bier...

(Würde jemand auf den Gedanken kommen, alkoholfreies Bier herzustellen oder zu trinken, wenn es nicht an richtiges erinnerte? Das Bewußtsein der Ersatzhaftigkeit werde ich nie los, wenn ich eins trinke.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.12.2016 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34185

Daß Würste, die keine sind, nicht Würste genannt werden dürfen, entspricht den Vorgaben, nach denen Kunsthonig nicht als Honig verkauft werden darf, Malzkaffee nicht als Kaffee usw. Witzigerweise ist das Markenprodukt »Rama« keine Margarine mehr, sondern lediglich noch »Streichfett«.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.12.2016 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34184

Schweinefleischzwang wäre natürlich genauso dämlich wie das jetzt schon allgegenwärtige Schweinefleischverbot. Mit Rücksicht auf Migranten dürfen Kindergärten und Schulen vielerorts kein Schweinefleisch mehr anbieten. So sieht die Praxis der "Integration" aus.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 29.12.2016 um 08.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34180

Christian Schmidt ist CSU-Politiker und als solcher jederzeit bereit, auch noch die dämlichsten Forderungen zu erheben, wenn sie in bayerischen Wirtshäusern für Zustimmung sorgen. Dasselbe gilt für seinen Kollegen Dobrindt. In bezug auf den Schweinefleischzwang gibt es Parallelen in den USA und Großbritannien, teilweise mit antisemitischem Hintergrund.

Mit den wirtschaftlichen Interessen der Schweinezüchter dürfte das hingegen weniger zu tun haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2016 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34176

Der Bundesgrarminister will eine Schweinefleischpflicht für Schulkantinen einführen. Das gehöre zu einer gesunden Ernährung. Warum nicht die Gesundheitsministerin? Darum:

"In Niedersachsen, einer Hochburg der Fleischproduktion, forderte die CDU bereits im Oktober ein Verbot von Fleischnamen für Ersatzprodukte."

Es geht nicht um die Gesundheit, sondern um die Absatzförderung für die Massentierhaltung.

Also keine vegetarischen "Schnitzel" und "Würste" mehr. Das dürfte um so schwerer durchzusetzen sein, je mehr sich die Bevölkerung and die "Ersatzprodukte" gewöhnt.

(Wenn es irreführende Produktwerbung gibt, dann wohl eher auf der Fleischseite.)

Wahr ist allerdings, daß eine echte vegetarische Ernährung es nicht nötig hat, wie Fleisch aussehende und schmeckende "Ersatzprodukte" zu essen. Das ist wie Methadon.
 
 

Kommentar von Ph.D., verfaßt am 14.12.2016 um 13.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34109

Zu #32691 (und #32679): Mit der Suchmaschine. Ich frage mich, ob ich mir einfach mal die Suchmaschine Google Bilder ansehen soll (nach dem Motto: bitte Internet ansehen!) – oder Bilder von Gurugram auf Google Bilder (nach dem Motto: bitte im Internet ansehen!). Oder irgendwelche Google-Bilder, die zumeist gar keine Google-Bilder sind und über Google Bilder gefunden werden können, nicht über Google-Bilder (siehe auch #15194). Vielleicht hat mich auch der Nachdruck der Bitte besonders verunsichert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2016 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34089

In einer neueren "Kleinen deutschen Sprachgeschichte" gibt es ein Kapitel „Die sog. 'indoeuropäische Frage'“, und in einer anderen Arbeit wird die Abhandlung des schlimmen Gustaf Kossinna zitiert als "Die indoeuropäische Frage archäologisch beantwortet", Zeitschrift für Ethnologie 34, 161-222. (http://rootsofeurope.ku.dk/dokumenter/blokseminarer_gaesteforelaesninger/2008-09-05_hinge_manuskript.pdf)
In Wirklichkeit hieß sie "Die indogermanische Frage...", und als solche oder auch "Indogermanenfrage" ist sie jahrzehntelang diskutiert worden. Aber politische Korrektheit ist natürlich wichtiger als korrektes Zitieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2016 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34041

Doch, den Gebrauch kenne ich, auch ohne "blöd" leicht abwertend (auch gegenüber der Frau, die sich den Scheich angelacht hat); allerdings kommt es mir vor wie die Jugendsprache von anno dazumal.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.12.2016 um 14.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34040

Beide Nebenbedeutungen, sowohl diese als auch die andere in Duden-online angegebene umgangssprachliche Bedeutung

"Freund eines Mädchens, einer Frau
Beispiel
sie hat einen neuen Scheich"

kenne ich nicht, jedenfalls nicht so offenbar.
Wenn man natürlich das Adjektiv "blöd" davorsetzt, kann man aus jeder Bezeichnung etwas Abwertendes machen.
Genauso im zweiten Beispiel. Bei "ihr Scheich" wüßte man kaum, was gemeint ist. Der Kontext des Beispiels erklärt erst die Bedeutung, die das Wort angeblich schon per se hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2016 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34034

Duden online zu "Scheich":

„(...)
unangenehmer Mensch, Kerl

Gebrauch
salopp abwertend

Beispiel
ein blöder Scheich“

Saudi-Arabien scheint diesen Eintrag noch nicht bemerkt zu haben.

(Ich hatte eigentlich nur wegen der Pluralbildung nachgesehen: Scheiche/Scheichs.)
 
 

Kommentar von 154, verfaßt am 30.11.2016 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33971

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32645

In der FAZ vom 30.11.16 trägt Stephan Löwenstein die Zahlen von Open Doors aufs neue vor ("weit mehr als 100 Millionen" verfolgte Christen), erwähnt auch zweimal die abgehackten Gipfelkreuze als Beispiel von Christenverfolgung. Ein anderes Beispiel sind staatliche Maßnahmen gegen Eltern, die ihre Kinder aus christlicher Überzeugung nicht zur Schule gehen lassen; Nichtbeschäftigung von medizinischem Personal, das nicht an Abtreibungen mitwirken will. (Es gibt übrigens auch Nichtbeschäftigung von Nichtchristen an Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft, dem größten Arbeitgeber im Sozialwesen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2016 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33900

Wenn die SPD (Friedrich-Ebert-Stiftung) die AfD angreifen will, empfiehlt es sich, eine "wissenschaftliche Studie" in Auftrag zu geben, und zwar bei den Bielefelder gruppenbezogenen Menschenfeinden, die werden's schon richten. Gedacht, getan, und heute stehen die Ergebnisse in den Medien. Und das undankbare Volk macht sich darüber auch noch lustig. (21.11.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2016 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33788

Ich habe zwar die Talkshow mit Anne Will und der verschleierten Muslimin nicht gesehen, aber ich wundere mich, wie viele Leser die Entlassung der Moderatorin verlangen und noch anderes. Warum sollte man sich eine solche Erscheinung nicht wenigstens mal ansehen, damit jeder weiß, wovon überhaupt geredet wird? Wer hat denn Angst? Sind die anderen so verführbar, daß das Fernsehen nur die korrekten Meinungen vorführen sollte?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2016 um 09.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33712

Wir haben schon besprochen, daß Abifeiern an Event-Firmen vergeben werden.

Ob schon untersucht worden ist, wie die Professionalisierung sich auf die Inhalte auswirkt? Ich meine z. B. die Werbung für das Reformationsjahr, aber auch die Parteienwerbung und den Wahlkampf.

Wohltätigkeit gehört in professionelle Hände, die Gemeindeschwester tut es nicht mehr. Dazu braucht man Geld, das wiederum von professionellen Drückern beschafft wird.

Wie weit ist die Mission, das Kerngeschäft der Kirchen, schon outgesourced, und wie wirkt es sich auf den Inhalt aus?

Bei den Flüchtlingen darf man vermuten, daß sie ausgenutzt, "instrumentalisiert" werden, für den "antifaschistischen" Kampf, der auch schon mal andere in den Hungerstreik treten läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2016 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33710

Demonstrationen von "Flüchtlingen und Unterstützern" wie jetzt in Nürnberg sind längst nicht mehr spontan oder selbstorganisiert, sondern nehmen professionelle Hilfe in Anspruch. Die (antifaschistische) Kampagne "Fluchtursachen bekämpfen" hat dazu die IBG Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten e.V. herangezogen. Deren Geschäftsführer Christoph Meder sprach in Nürnberg mit der Presse.

Aus dem Programm: "Wir arbeiten mit Partnerorganisationen in über 40 Ländern zusammen, die jeweils Workcamps im eigenen Land organisieren."

Ob die Afrikaner wissen, für wen und für was sie auf die Straße gehen, sei dahingestellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2016 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33595

Die Diffamierung der Wissenschaft, wie wir sie kennen (die Wissenschaft), haben auch radikale Feministinnen eine Zeitlang betrieben. Logik sei männlich usw.; Marxisten haben die Klassenlogik als Ausdruck der Klassenherrschaft bezeichnet (vom Namen verführt) usw.

Die panafrikanische Ideologie hat auch schon eine genuin afrikanische Soziologie postuliert – als wenn Soziologie nicht ein durch und durch westliches Produkt wäre.

Unterstützt wurde die Anerkennung von Aberglauben, Hexerei (im Westen auch Kreationismus usw.) durch Feyerabend und andere Konstruktivisten, aber das wirkt auch schon ein bißchen abgestanden.

Studenten wachsen freilich immer wieder nach und sind für alles zu haben.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 20.10.2016 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33593

Man staunt immer wieder, was die PC für seltsame Blüten treibt. In Kapstadt haben Studenten die Wissenschaft als solche für "eurozentrisch" erklärt und fordern eine "Dekolonialisierung" der Universitäten, was u.a. die Anerkennung von Hexerei und schwarzer Magie als legitime Alternativen zur "eurozentrischen" Naturwissenschaft beinhaltet. Vgl.: https://reason.com/blog/2016/10/14/watch-leftist-students-say-science-is-ra/amp
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2016 um 18.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33583

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33503

Das Grüppchen von Schwarzafrikanern – die Fotos zeigen immer viel weniger, als im Text steht – will morgen in Nürnberg eintreffen und so lange demonstrieren, bis sie ihre "staatsbürgerlichen Rechte" (auf Freizügigkeit usw.) bekommen haben. Dabei vergessen sie nur die Kleinigkeit, daß sie keine deutschen Staatsbürger sind, sondern vom angeblich rassistischen Staat Bayern durchgefüttert werden. Aber wahrscheinlich verstehen sie sowieso nicht, was die Aktivisten ihnen vorsprechen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2016 um 07.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33563

Google, Facebook und andere Unternehmen der Branche veröffentlichen Angaben, wie viele ihrer Mitarbeiter schwarz, weiblich, nicht-heterosexuell usw. sind, müssen solche Daten also abgefragt haben.

Wieder das alte Dilemma der Diversity: Entweder man ignoriert alle persönlichen Parameter, die nichts mit der Arbeit und dem Unternehmenszweck zu tun haben, oder man erwähnt sie auf Schritt und Tritt (gender mainstreaming). Der Staat hat sich für letzteres entschieden. Er hat ja auch die Freiheit, als seinen "Unternehmenszweck" die Herstellung von Gleichheit zu proklamieren. Wirtschaftsunternehmen können das nicht, bei Strafe des Untergangs (aber das ist vielen egal).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2016 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33526

Über die "Studentenmission", die hier über den Verteiler der Universität wirbt, heißt es bei Wikipedia:

1964 kam es zu einem klärenden Gespräch zwischen Vertretern der SMD und der Evangelischen Studierendengemeinde...

Aber 1964 hieß die Studierendengemeinde noch nicht so. Auch die Beschriftung ihrer Vereinshäuser wurde seither geändert, an einigen Orten sogar mehrmals.

Das opportunistische Geplapper mancher Kollegen mit dem nun massenhaft auftretenden Partizip I könnte uns den Spitznamen eintragen, den einst die Griechen auf sich zogen: Partizipienfreunde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2016 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33521

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28915

Heute kam eine neue Variante dieser seltsamen Gedankengänge auf meinen Bildschirm:

Liebe Studierende, Lehrende und Mitarbeitende der FAU!

Zum ökumenischen Semestereröffnungs-Gottesdienst am Dienstag, dem 18. Oktober 2016, laden Sie die Katholische Hochschulgemeinde (KHG), die Evangelische Studierenden- und Hochschulgemeinde (ESG) und die Studentenmission in Deutschland (SMD) herzlich ein. Ab 20.00 Uhr stellen wir in der St. Bonifaz-Kirche in Erlangen (nahe Stadtmensa) die Frage: "Was ist dir heilig?". Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es Snacks und Getränke im Pacelli-Haus (Sieboldstr. 3) und jede Menge Gelegenheit zum Kennenlernen. Im Namen des Vorbereitungsteams Harald Kressmann, Hochschulseelsorger (KHG)

Sollten Sie sich nicht eingeladen fühlen, so bitten wir Sie freundlich, diese E-Mail gut gelaunt zu ignorieren oder an Interessierte weiterzuleiten. Wir verstehen als Hochschulgemeinden bzw. anerkannte Hochschulgruppen die Möglichkeit, den E-Mail-Verteiler der FAU (ausschließlich einmal im Semester für die Einladung zum Eröffnungsgottesdienst) nutzen zu dürfen, als Service im Rahmen des Diversity Managements. Die FAU hat 2012 die "Charta der Vielfalt" unterzeichnet, und sich damit verpflichtet, "die Vielfalt ihrer Studierenden und ihres Personals durch gezieltes Diversity Management zu fördern". Zusammen mit Alter, Geschlecht, Sexueller Orientierung, Behinderung, Ethnischer Herkunft und Nationalität gilt Religion/Weltanschauung als Dimension von Diversity;  vgl. dazu http://www.charta-der-vielfalt.de/diversity/diversity-dimensionen/religion-weltanschauung.html.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2016 um 09.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33506

Zu völkisch noch diese Erinnerung:

„In Wörtern wie knechtisch, bübisch, diebisch, deren Stammwörter schon Gemeines und Verwerfliches bezeichnen, ergab sich die Vorstellung, dass die Endung -isch geeignet sei, Wörter mit übler Bedeutung zu bilden, und so wurden auch herrisch und kindisch in tadelndem Sinne gebraucht, obwohl die Stammwörter auf diesen Sinn nicht führen und die Sprache noch genug Wörter auf -isch bewahrt, welche diesen tadelnden Sinn nicht haben.“ (Wilmanns 1899:17)

Das mag eine ergänzende Rolle gespielt haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2016 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33503

Bei ihrem Abmarsch von München nach Nürnberg wurde eine Gruppe von "Flüchtlingen" zwar wunschgemäß abgelichtet, aber kein Journalist scheint es zu wagen, einmal in die Hintergründe dieses "Refugee Struggle for Freedom" hineinzuleuchten. Immerhin fordern sie wie gewohnt "bedingungsloses Bleiberecht für alle", also die Aufhebung des Rechts zu ihren Gunsten.
Die Unterstützung seitens Kirche, Gewerkschaftsjugend usw. scheint aber zu schwinden.
Lokale Zeitungen (Freisinger Tagblatt) bringen unter verschiedenen Verfassernamen praktisch identische Berichte, die ihnen offensichtlich von den Flüchtlingsaktivisten in die Feder diktiert worden sind, teils gleich mit Spendenaufrufen.

Wie schon früher gesagt, dürften Slogans wie Wir bleiben alle kaum geeignet sein, Sympathie in der Bevölkerung zu erwecken. Auf der Website der Struggler erkennt man die Handschrift der ideologischen Marionettenspieler.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2016 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33496

Peter Schlobinski über völkisch:

http://gfds.de/gfds-voelkisch-ist-rassistisch/

Ich würde den Ausdruck auch nicht verwenden; er ist durch die Nazis kontaminiert. Aber es ist falsch, ihn auch für die Zeit davor nur mit Rassisten zu verbinden. Als Verdeutschung von national war er weiter verbreitet und könnte heute harmlos und unauffällig sein. Auch argumentiert Schlobinski widersprüchlich:

"... der Begriff völkisch ist in Teilen der Gesellschaft nicht mehr verpönt, sondern en vogue.

Die Semantik von völkisch ist nicht nur negativ konnotiert, sondern geht weit über eine rein deskriptive Bedeutung eines von Volk abgeleiteten Adjektivs hinaus."

Er ist eben nicht für jeden negativ konnotiert, das hat er doch gerade selber gesagt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2016 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33490

„Warum musste der Negerkönig bei Pippi verschwinden?

Ich bin immer dafür, das N-Wort auszutauschen. Aber hier ging es allein um Political Correctness. Und davon halte ich gar nichts. Das größere Problem bei Pippi liegt doch darin, dass ein Weißer dort König wird, weil die Einheimischen es alleine offenbar nicht hinkriegen. Das ist viel subtiler. Aber es war in der Debatte kein Thema. So lernen Kinder nichts über Rassismus. Wenn wir etwas verbessern wollen, muss sich da was ändern, gerade bei jungen Menschen. In der Schule etwa spielt der Kolonialismus kaum eine Rolle.“
(http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/43356/3)

Ja, man muß jede Gelegenheit nutzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2016 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33398

Wer sich heute noch auf Sexismusdebatten einläßt (wie jetzt in Berlin), rennt in sein Verderben. S. Stichwort "Mikroaggression" bei Wikipedia, mit Links.
In den USA waren und sind es vor allem Studenten, die mit der Entlarvung der Heuchler einen leichten Gewinn einstreichen (sie haben ja selbst noch nichts geleistet).
Man kann den Mund nicht aufmachen, ohne sich einer Mikroaggression schuldig zu machen. Etwas zu sagen bedeutet ja immer, etwas anderes nicht zu sagen; schon darin liegt Diskriminierung. Etwas "glänzt durch Abwesenheit", wie man früher scherzhaft sagte, heute aber ganz ernsthaft sagen kann, denn das ist ja die Quintessenz der "Dekonstruktion", die gerade an amerikanischen Universitäten verbreitet ist. Aus dieser Falle gibt es kein Entkommen; je mehr man sich verteidigt, desto mehr klagt man sich an.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.09.2016 um 17.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33383

Report München: "Was christlich ist, bestimmt die CSU."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2016 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33382

Natürlich ist die Empörung (samt obligaten Rücktrittsforderungen) über gewisse Wörter künstlich und wirkt auch so. Auch sollte es einen Unterschied machen, ob jemand die "Umvolkung" propagiert oder kritisiert. Aber die Dinge nehmen ihren gewohnten Lauf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2016 um 07.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33381

Völkisch, Umvolkung... Jetzt streiten sie wieder, und es ist auch für Sprachbeobachter interessant. Seehofer will Merkel zwingen, über das Stöckchen Obergrenze zu springen, aber die will das um keinen Preis und wird es auch nicht tun. Das haben inzwischen auch CSU und FAZ erkannt und lassen den biederen Joachim Herrmann eine Brücke bauen: Man könne ja auch Limit sagen oder etwas ähnliches. So wird es denn auch kommen.

Um noch einmal auf Zigeuner zurückzukommen, so kann man bei Eduard Engel schön sehen, wie es sich damit in Vor-Nazi-Zeiten verhielt. Er kritisiert die Zigeunersprache, meint aber nicht die Sprache der Zigeuner, sondern das Sprachgemisch der deutschen Wissenschaftler. Die Zigeuner selbst, für die er sich interessierte, bedauert er wegen ihres traurigen Schicksals. Zigeuner als Schmähwort, aber nur für Nichtzigeuner. Ähnlich die Hottentotten usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2016 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33359

Vor 20 Jahren deckte das Neue Deutschland auf, daß im Synonym-Duden mindestens 33 „Begriffe aus der Kolonial- und Nazigeschichte“ vorkommen, vor allem das Wort Neger. (https://www.neues-deutschland.de/artikel/627974.begriffe-aus-der-kolonialgeschichte.html)
Ich bin darauf gestoßen, als ich nach der Redensart suchte: Das haut den stärksten Neger um. Wer könnte damit beleidigt werden? Die Kennzeichnung kann attributiv oder referentiell verstanden werden, je nachdem, ob der stärkste Schwarze identifiziert ist oder nicht. In diesem Fall ist er es sicher nicht, der Fall liegt also ähnlich wie beim Altweibersommer. Auch gibt es ja nach politisch korrekter Meinung keine Rassen, erst recht keine Neger. In meiner Jugend war die Redensart sehr geläufig; sie drückt nebenbei eine gewisse Anerkennung der athletischen Afrikaner aus. Noch schwieriger wird es mit den Abwandlungen: Das haut den stärksten Eskimo vom Schlitten usw. Das wirkt dann ziemlich matt, wie die witzig sein sollenden Prägungen, zu deren Hervorbringung Jugendliche aufgefordert werden, damit Duden und Langenscheidt noch ein paar Euro auf dem todgeweihten Wörterbuchmarkt machen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2016 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33331

Weil ich anderswo Eduard Engels Äußerungen über Treitschke zitert habe, lag ein Blick in Wikipedia nahe:

Die Historikerin Shulamit Volkov sieht die nachhaltige Bedeutung des Antisemitismus Treitschkes darin, das (!) er eine antisemitische Einstellung in der bürgerlichen Gesellschaft „salonfähig“ gemacht und ihr Zugang zu den deutschen Universitäten verschafft habe.

Dort auch Beispiele für die Umbenennung einstiger Treitschke-Straßen. Die Entsorgung der Vergangenheit ist aber noch längst nicht vollendet. Gerade wird wieder gefordert, die "Judensau" nicht nur durch eine Tafel zu kommentieren, sondern ganz ins Magazin zu verbannen. Der virulente islamische Judenhaß gibt neuen Auftrieb.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 13.09.2016 um 20.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33309

betr. slawische Namen:
Richtig lustig wird es erst bei Karadjordjević und dazu einem passenden Vornamen. Aber die berühmte kroatische Schauspielerfamilie ist bei uns ja auch unter dem Namen Millowitsch eingebürgert.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 13.09.2016 um 18.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33307

Und warum ist der Lehrer zum Direktor zitiert worden? Wohl weil ihn jemand (Schüler, Eltern) "angezeigt" hat. Blockwartmentalität scheint wieder salonfähig zu werden.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 13.09.2016 um 18.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33306

Samstag, DLF, "Wochenendjournal". Eine hochinteressante Sendung über skurrile Ortsnamen. U.a. gibt es bei Olpe einen Ort namens Neger, benannt nach einem gleichnamigen Fluß und gegliedert in Unterneger, Mittelneger und Oberneger. Ein Lehrer soll tatsächlich richtig Ärger bekommen haben und zum Direktor zitiert worden sein, weil er es gewagt hatte, den Ort im Unterricht zu erwähnen. So ein Wort nimmt man eben nicht in den Mund, auch wenn es nur ein unschuldiger Ortsname ist!!
(Nach Aussage der zuständigen Forschungsstelle der Universität Göttingen entspricht der hintere Teil Namen wie Isar, Aller, Iller, Lauter, Nidder, Oder, Tauber, Weser usw., also ein Allerweltsname. Der vordere Teil ist, wie üblich, nicht recht klar, könnte was mit Nachen zu tun haben.)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.09.2016 um 23.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33300

Die genaue Aussprache wäre auch egal, wenn es in den slawischen Sprachen nicht so viele verschiedene Zischlaute gäbe, für die es z.B. im kyrillischen Alphabet jeweils eigene Zeichen gibt. (Die anderen Laute werden kyrillisch meist mit griechischen Buchstaben oder von diesen abgeleiteten geschrieben.)
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 12.09.2016 um 22.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33299

Vielleicht hätte Herr „Karadschitsch“ auch gar keinen Grund, sich zu beschweren. Laut Wikipedia ist Karadzic in Montenegro geboren und war ursprünglich bosnisch-serbischer Politiker. Ebenfalls lt. Wikipedia wird das fragliche c mit Akzent im Bosnischen und im Montenegrinischen wie tsch ausgesprochen, und auch im Kroatischen wird es von vielen so ausgesprochen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2016 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33297

Frauke Petry tut so, also wolle sie dem Wort völkisch seine Unschuld zurückgeben. Wir wissen, daß so etwas nicht möglich ist. Man mag bedauern, daß Neger, Zigeuner usw. mit falschen Argumenten verbannt worden sind, aber so ist es nun mal. Außerdem ist Petry die Letzte, die es bewirken könnte, denn sie will das Wort ja von vornherein wieder als Kampfbegriff nutzen. Unschuld sieht anders aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2016 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33296

Na ja, gerade dieses "fälschlicherweise" ist es ja, was ich in Frage stelle. Wo steht geschrieben, daß Wörter haargenau so ausgesprochen werden müssen wie in der Fremdsprache? Noch dazu, daß Einzellaute außerhalb des eigenen Phonemsystems nachzuahmen sind? Der eine oder andere mag sich in Nachbarsprachen auskennen und dann durch phonetische Akrobatik, die andere affig finden, hervorleuchten – aber die Grenze ist doch sehr bald erreicht. Ich hatte die chinesischen Töne erwähnt. Ein anderes bekanntes Beispiel sind die scheinbar so einfachen Bantusprachen (ba-ntu und eben nicht ban-tu). So könnte man fortfahren. Haben die Indianer kein Recht auf "ihre" wirklichen Namen? Niemand schert sich darum, und mit Recht. Mir ist noch kein Amerikaner begegnet, der "Nürnberg" sagen konnte. Aber welcher Herr "Karadschitsch" würde sich beschweren? Das kommt doch auch nicht vor.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.09.2016 um 22.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33294

Ein krasser Fall ist das serbisch / kroatische c mit Akzent. Weil Vuk Karadzic dem Laut [tj] dieses Zeichen gegeben hat (die später festgelegte slowakische Schreibweise für diesen Laut ist t', was der heute in der Slawistik üblichen Transliteration entspricht), wird es in Deutschland fälschlicherweise als [ts] oder [tsch] gesprochen. Sehr viele serbische und kroatische Familiennamen enden auf -vic mit Akzent auf den c.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2016 um 21.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33293

Der Begriff völkisch bedeutet deutsch und steht für die Ausgrenzung von jedem, der nicht hier geboren wurde. Wer ihn nutzt, will faschistische Gedanken hoffähig machen. (Zeit 11.9.16)

Nationalsozialistisch. Wir sind doch nicht in Italien (oder in der DDR).
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 07.09.2016 um 15.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33263

"...Umschrift, die ... manchmal mehr oder weniger getreu phonetisch sein soll..."
Beispiel wieder Aleppo/Halab. Nicht ohne Grund wird der Name meist mit Haleb wiedergegeben, weil das zweite, unbetonte Alif ziemlich dumpf ausgesprochen wird.
Klassiker natürlich auch Fürst Potjomkin. (Das Akanje läßt sich kaum darstellen, das muß man wissen.) Ähnlich wird Gorbatschow – mit Endbetonung! – im Englischen üblicherweise irreführend Gorbachev geschrieben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.09.2016 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33255

Bei fast allen Beispielen, die wir bisher besprochen haben, geht es zur Hälfte um die Umschrift, die sich manchmal geändert hat, manchmal mehr oder weniger getreu phonetisch sein soll; erst dann kommt die richtige Aussprache, entweder originalgetreu oder "nach der Schrift" (nach deutscher Gewohnheit). Das wird je nach Sprachgemeinschaft verschieden gehandhabt. Die gebildeten Deutschen neigen heute dazu, Fremdwörter möglichst nicht-integriert zu schreiben und auch zu sprechen, so daß also die muntere Integration (wie im Mittelalter und später noch im Volksmund) absichtlich hintertrieben wird. Das gelingt aber, wie die Beispiel zeigen, nur sehr unvollkommen. Manche arbeiten sich am Griechischen, Russischen oder gar Chinesischen ab, aber wie steht es mit dem Vietnamesischen?

Es bleibt ein sozusagen ästhetisches Problem (im ursprünglichen Sinn des Wortes). Das nichtintegrierte Fremdwort mitten im deutschen Satz wirkt wie eine Preziose, sei es kostbar oder affig. Je gekonnter gesprochen, desto seltsamer. Es ist ja meistens eine völlige Umstellung der "Artikulationsbasis" erforderlich. Chinesische Töne im deutschen Satz nicht als deutsche Intonation zu deuten fällt auch dem Hörer schwer. Und wozu das Ganze?
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 06.09.2016 um 17.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33254

Auch bei Aleppo haben wir schon das Problem der richtigen Umschrift. Der Anlaut ist nicht das gutturale ch, sondern das "heisere" h, ein Laut zwischen h und ch. Der volle Name lautet Halab al-Schâm, was zu Asch-Schâm assimiliert und wobei Schâm ein etwas schwierig zu umgrenzender geographischer Begriff ist, nicht ganz das gleiche wie Syrien, gerne auch mit Levante wiedergegeben. Es gibt auch eine türkische Namensform (die Stadt und die ganze Gegend waren ja jahrhundertelang türkisch beherrscht), die ich aber gerade nicht parat habe.
(Wie auch immer, es bleibt zu hoffen, daß auch die restlichen Stadtviertel bald von den Terroristen befreit sind, die Regierungstruppen machen ja anscheinend gute Fortschritte.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.09.2016 um 11.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33252

Bei alteingeführten Bezeichnungen liegt der herkömmliche Gebrauch schon aus Verständnisgründen nahe. Wenn neue Orte in den Nachrichten auftauchen, wäre ein wenig Ausspracherecherche manchmal wünschenswert. Bei der Berichterstattung über das Flüchtlingslager in Idomeni (Ιδομένη, [iðɔɱɛni]) hätte man den Ort nicht monatelang „Iddomeeni“ aussprechen müssen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.09.2016 um 11.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33251

Man muß ja unterscheiden zwischen dem Namen einer Stadt, wie ihn die Einwohner nennen und aussprechen, und ggf. dem eingedeutschten oder irgendwie internationalisierten (wohl oft unter englischem Einfluß) Namen.

Praha ist zum Beispiel nicht die tschechische Aussprache von Prag, sondern der Name der Stadt auf tschechisch bzw. der Name, den die heutigen Einwohner der Stadt geben. Prag ist der eingedeutschte oder evtl. der historische Name. Ich nehme an, daß es mit Aleppo ähnlich ist, ein internationalisierter Name.

Letzlich müßte man jedem Namen einer Stadt, der nur in der jeweiligen Landessprache existiert, auch z. B. englischen und französischen, eine Ausspracheanleitung beifügen. Da das unpraktikabel wäre, nimmt man falsche bzw. der eigenen Sprache angepaßte Änderungen bei selten gebrauchten Namen in Kauf. Amerikaner machen sich gar nichts daraus, dort heiße ich grundsätzlich Mr. Reimer, wir dagegen meinen es immer ganz genau halten zu müssen mit Mr. Sackerbög und M. Stroß-Kahn, also Namen, die eigentlich sogar auf eine deutsche Herkunft schließen lassen.

Nur wegen dieser Eigenart der Deutschen wundere ich mich über die sogar bei professionellen Sprechern verschiedenen Aussprachen von Hangzhou.

Danke an tk für die Korrektur (#33244), das war mir noch nicht klar.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.09.2016 um 10.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33250

Anderes Beispiel: Aleppo (arabisch ausgesprochen Chalab), die zur Zeit teilweise von moderaten Halsabschneidern besetzte Stadt im Norden Syriens.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.09.2016 um 15.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33247

Dann sollte Beijing eine Pinyin-Anleitung beigefügt werden, damit es nicht englisch oder gar deutsch ausgesprochen wird. Von Hunden, Enten und Saucen ganz zu schweigen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2016 um 15.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33246

Wieso englisch? Pinyin ist eine Lautschrift für die chinesische Aussprache. Sie ist in manchem an Englisch angelehnt, aber es gibt z. B. auch ein ü (gesprochen wie das deutsche ü).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.09.2016 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33245

Seltsame Idee, eine chinesische Stadt im Deutschen mit einem neuen Namen zu versehen, der englisch ausgesprochen werden soll. Ob es künftig auch Beijinesenhündchen geben wird? Und Beijingenten, den Beijingkohl, den Beijingmenschen und die Beijingoper?
 
 

Kommentar von tk, verfaßt am 05.09.2016 um 13.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33244

Bei Hongkong -> Xianggang (Mandarin) bzw. -> Guangdong (Kantonesisch)...

Guangdong ist Mandarin und bezeichnet die Provinz, in der Hongkong läge, wenn es nicht im neunzehnten Jahrhundert abhanden gekommen wäre.

Der kantonesische Name Hongkongs in Jyutping-Umschrift ist „hoeng1 gong2“ (siehe http://www.cantonese.sheik.co.uk/dictionary/words/194/).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2016 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33243

Den Übergang Peking -> Beijing kann man sich noch relativ leicht merken.
Bei Hongkong -> Xianggang (Mandarin) bzw. -> Guangdong (Kantonesisch) ist das wesentlich schwieriger und scheitert meist schon an der Aussprache des X.

Die Töne überfordern unser Gehör aber bei weitem, und zum Schreiben benötigt man diakritische Zeichen, das hat bei uns im Normalgebrauch wohl keine Chance.

Jetzt ist gerade Hangzhou oft in den Nachrichten. Gestern im Ersten hörte ich etwa "Hangshu", heute im DLF "Hangsu". Ich wundere mich immer, daß Pinyin nicht zumindest bei Nachrichtensprechern mittlerweile etwas bekannter ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2016 um 08.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33242

Seltsamerweise hat Hongkong bisher der Entkolonialisierung widerstanden. Beijing ist auch nur ein halber Erfolg, weil die Töne nicht beachtet werden.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 04.09.2016 um 19.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33240

Ich erinnere mich, schon vor etlichen Jahren eine Karikatur gesehen zu haben, wo Bahnhofsschilder ausgetauscht werden: Theremouth Main Station
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2016 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33238

Wegen der nicht mehr aufzuhaltenden Heiligsprechung von "Mutter Teresa" kommt auch Kalkutta wieder öfter in die Zeitung. Da wir im Deutschen keinen Grund haben, uns von der anglisierten Form des Stadtnamens zu distanzieren – wir haben es ja nie englisch gesprochen –, könnte man auch bei der üblichen deutschen Version bleiben. Wie man beobachten kann, halten es die Medien unterschiedlich, jedesmal ein kleines Bekenntnis von politisch korrektem Eifer oder eben nicht.

Der nächste Schritt dürfte sein, deutsche Namen zu anglisieren. In Mittelfranken wird, wie berichtet, die Nuremberg Region so oft plakatiert, daß der erste Schritt getan ist. Die Erlanger haben die ursprüngliche Betonung ihres Namens (auf der zweiten Silbe) aufgegeben, und so wäre es nur konsequent, wenn wir uns aus Gründen der Höflichkeit so nennen, wie andere uns nennen – während wir selbst natürlich die anderen so nennen, wie sich selber nennen. (Als Maxime formuliert, läuft es auf Russells Paradox hinaus.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2016 um 12.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33099

Wenn man den Migrationshintergrund nicht erwähnen will, genügt es auch, von einer Messerstecherei zu berichten. Deutsche Männer tragen höchstens ein Taschenmesserchen bei sich, manche meiner Freunde auch ein Schweizer Messer, das für alles mögliche geeignet ist, nur nicht für die Hauptsache. In Nürnberg hat die Polizei gerade einen Türken, der mit einer Kurdendemo aneinandergeraten war, mit auf die Wache genommen und erst dort festgestellt, daß er ein Messer in den Rücken bekommen hatte.
Ich benutze immer noch ein Taschenmesser, das ich vor 40 Jahren dem Piloten einer zweimotorigen Maschine geben mußte, bevor er von Jaipur nach Jodhpur flog. Ein freundlicher Mensch, der am Ziel aus seiner Maschine kraxelte und mir das unansehnliche Dinge zurückgab. Dasselbe Messer konfiszierte 30 Jahre später ein Beamter der Pariser Conciergerie, durch die man ja hindurch muß, wenn man die Sainte Chapelle besichtigen will. Es wurde mit einem Schildchen beklebt, in ein Buch eingetragen und mir später wieder ausgehändigt. Das nächstemal gehe ich natürlich unbewaffnet.
Mal im Ernst: Warum werden die vielen echten Männer auf deutschem Boden nicht von ihren illegalen Waffen befreit? Viel Blutvergießen hätte verhindert werden können. Integration sollte mit dem Ablegen von Waffen beginnen. Das ist erfahrungsgemäß wichtiger, als ausländischen Frauen auf die Pelle zu rücken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2016 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33093

Der Ausdruck schwarzer Humor scheint noch nicht überarbeitet worden zu sein. Die jüngsten Vorfälle in Berlin (böse Scherze in E-Mails von Flüchtlingsbetreuern) legen nahe, von "maximal pigmentiertem Humor" zu sprechen; auch "nicht-weißer Humor" kommt in Betracht.

Zum besser Verständnis sollte man auch Swifts Vorschläge zur Armutsdiskussion heranziehen: Schlachten und Verspeisen der nahrhaften armen Kinder.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.08.2016 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33030

Unsere Badebekleidung wird nicht an jedem Strand der Welt gelassen gesehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2016 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33028

Ich finde, Sie gehen zu weit. Man muß auch bedenken, daß man sich mit unserer europäischen Kleidung heute überall auf der Welt sehen lassen kann, und das verzerrt unser Urteil, wir halten sie sozusagen für den Normalfall und Maßstab menschlicher Körperbedeckung. Den Rest der Welt sehen wir uns gern in hübschen Fotobüchern an.

Die Modefotografie zeigt, was zwischen vollständiger Verhüllung und vollständiger Nacktheit des weiblichen Körpers möglich ist. Wir Philosophen sollten das etwas gelassener und ironischer sehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.08.2016 um 23.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33027

Kann man den Niqab überhaupt als Kleidungsstück betrachten? Ich meine, es handelt sich um eine Vermummung, nicht um Kleidung. Das hat für mich auch nichts Exotisches. Und eine Vermummung ist letztlich auch nicht harmlos, im Grunde ist es eine grobe Unhöflichkeit, zumindest hier in unseren Breiten. Soll man sich als Gast in einem fremden Land nicht den Sitten und Gebräuchen des Gastlandes anpassen? Wie benimmt sich ein Gentleman eigentlich angesichts(!) einer groben Unhöflichkeit? So zu tun, als bemerke man die Vermummung nicht, wäre unglaubhaft. Unhöflichkeiten sind noch keine Beleidigungen, man muß sie nicht gleich mit Bußgeld belegen, nein, aber man könnte sein Gegenüber schon irgendwie wissen lassen, daß man die Unhöflichkeit als solche erkannt hat und bewertet. Ich glaube, im alten Europa haben wir uns dafür eine falsche Scheu zugelegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2016 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33024

Ein Gentleman bemerkt so etwas gar nicht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.08.2016 um 17.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33023

»Ist Ihnen nicht etwas kühl?« dürfte man doch wohl fragen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.08.2016 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33022

Ich würde wohl auch im Wartezimmer keine fremde Frau auf ihre Kleidung ansprechen. Aber ist das grundsätzlich gut?

https://virchblog.wordpress.com/2014/07/21/korrekt-verklemmt/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2016 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33018

Lieber Herr Riemer, ausnahmsweise bin ich anderer Meinung als Sie. "Dann ist das eben so." Also: wir haben es nun mal beschlossen, jetzt setzen wir es auch durch und melden jeden, der dagegen verstößt, bei der Polizei. Wenn eine Mehrheit etwas beschlossen hat und dann auch durchsetzen will – nur zu! Aber ohne mich. Ich würde niemanden anzeigen, von dem ich wüßte, daß er den Rundfunkbeitrag nicht bezahlt, obwohl "wir es so beschlossen haben". Ich bin kein Hilfssheriff. Ich habe mir mal eine Nachbarin vorgeknöpft, die jeden Morgen ihren Hund vor meine Gartentür kacken ließ, und ich hätte sie angezeigt, wenn sie nicht einsichtig geworden wäre. Aber eine exotische Frauenkleidung? Ich finde sie kurios, aber sie schadet niemandem.
Ein Vermummungsverbot kann unter gewissen Bedingungen sinnvoll sein, aber "häßliche" Kleidung muß man hinnehmen, und die Religionszugehörigkeit als Zurückweisungsgrund wäre verfassungswidrig. Man umgeht es durch Kleidungsvorschriften, aber ehrlich ist das nicht. (Vgl.: Kirchtürme ja, Minarette nein)

Die "Personen" sollten lieber aufpassen, daß keine Terroristennester entstehen, als Frauen wegen ihrer Tracht zu schikanieren.

Ich würde im Wartezimmer keine fremde Frau wegen ihrer Kleidung ansprechen, auch nicht, wenn sie oben ohne dasäße. Zu einem Grenzfall s. hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1512#28374

Was München betrifft, so habe ich ja schon an die reichen Damen erinnert, die vollverschleiert in der Maximilianstraße shoppen; da wird sich zeigen, ob die Intoleranz auch das gute Geschäft einschließt. (Im Großen unser Öl- und Rüstungshandel mit den Saudis usw.)
Wie viele verschleierte Frauen gibt es in Deutschland? Weniger als ein Promille wahrscheinlich. In Erlangen sieht man tagelang keine einzige. Lassen wir doch die Kirche im Dorf! (Mißlungene Metapher)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.08.2016 um 23.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33017

Ja, der Denunziant, der "größte Lump im ganzen Land", das war z. B. in der DDR und in der Hitlerdiktatur eine berechtigte Bezeichnung für jemanden, der aus niedrigen Beweggründen und zum eigenen Vorteil andere bei der Obrigkeit anschwärzte. Aber in der Schweiz? Im Tessin wurde in einer demokratischen Abstimmung fast mit Zweidrittelmehrheit beschlossen, die Vollverschleierung in der Öffentlichkeit zu verbieten. Wenn nun die Menschen dort mit großer Mehrheit sagen, wir sehen in der Verschleierung eine Gefahr für unsere Kultur, wir wollen uns mit einem Verbot dagegen schützen, Vollverschleiherung ist bei uns unerwünscht, dann ist das eben so, und jeder, der einen Verstoß dagegen anzeigt, handelt im Interesses des Volkes. Darauf haben sich Touristen ganz einfach einzustellen. Unter Denunziation verstehe ich etwas anderes.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.08.2016 um 22.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33016

Ich erinnere mich gerade, daß ich hier (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1512#28363) schon mal für "Vermummung in der Öffentlichkeit ist verboten" eingetreten bin.

Vielleicht ist jetzt ein Verbot noch nicht notwendig, solange man anderweitig dafür Sorge trägt, daß die Zahlen nicht weiter ins Unerträgliche ansteigen.

Als ich kürzlich wieder einmal in München war (genau in der Woche des Amoklaufs), war ich ziemlich erschrocken über die große Anzahl (d.h. relativ viel größere als früher) von schwarz vermummten Frauen überall in der Stadt (außer am Isarufer, versteht sich). Es gibt Mitmenschen, die das als "bunte Kultur" ansehen, die müssen wohl farbenblind sein. Fast noch lustig anzusehen war, wie im Englischen Garten eine Frau ab und zu ihren schwarzen Vorhang leicht anhob, um an einem Eis zu lecken.

Einmal habe ich bei einem Arztbesuch in meinem Wohnort ganz allein mit einer schwarz vermummten Frau im Wartezimmer eines Arztes gesessen. Ich hätte gern mit ihr darüber gesprochen, wie sie sich selbst unter dieser Maskerade fühlt usw. wie sie selbst auf ihre Mitmenschen zu wirken glaubt, aber ich habe dabei festgestellt, wie schwer es ist, mit jemandem zu sprechen, dessen Augen man nicht einmal sehen kann. Letztlich habe ich auch befürchtet, daß gerade mittendrin der Aufruf ins Arztzimmer einen von uns beiden unterbrechen würde, und verschiedene andere Gründe, also hab ich's leider gelassen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.08.2016 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33014

Sprachlich interessant ist nicht nur, daß die Frau "gebüsst wird", wie es hier steht, sondern auch der Satz
Mit einem blauen Niqab bekleidet, ging die Schweizerin begleitet vom algerischen Unternehmer Rachid Nekkaz zum Sitz der Stadtpolizei, wo Illi die erste Busse aufgrund des neuen Gesetzes erhielt. (www.handelszeitung.ch)

Sie "erhielt" also eine Buße, was bedeutet, daß sie zahlen mußte.

Was mich sonst noch interessieren würde, sie ging also sogar mit dem Niqab bekleidet zur Polizei, zahlte, und dann? Wie ging sie wieder weg? Es steht nicht da, aber ich habe den Verdacht, genauso.

Wenn ich zweimal hintereinander beim Zuschnellfahren erwischt werde (über 25 km/h), dann ist weder nur einmal noch zweimal Zahlen, dann bin ich meinen Führerschein los.

Ich finde ein Niqab-Verbot auch nicht richtig. Aber andererseits hat das häßliche Stück auch nichts mit normaler Kleidung zu tun. Ich möchte auch nicht in einem Land leben, wo ein großer Teil Frauen damit herumlaufen muß. Das kann nur heißen, wir wollen tolerant gegenüber hier lebenden Muslimen und gegenüber muslimischen Touristen sein, aber wir sorgen für eine strikte Einwanderungsbeschränkung für weitere Muslime.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2016 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33011

Im Tessin ist eine Frau aus Kuwait am vergangenen Wochenende gebüsst worden, weil sie gegen das Verhüllungsverbot verstossen hat, das seit dem 1. Juli in Kraft ist.
Die Frau aus Kuwait sei in Chiasso mit einer Busse von 100 Franken belegt worden, weil sie den Gesichtsschleier Niqab trug, sagte der Kommandant der Gemeindepolizei von Chiasso Nicolas Poncini dem Radio RSI.
Die Polizeikräfte seien von Personen an einem öffentlichen Ort auf die Frau aufmerksam gemacht worden – in Anwesenheit dieser Personen sei dann die Strafe ausgesprochen worden. Es handelt sich um den ersten Fall, bei dem eine Ausländerin wegen des Tragens eines Gesichtsschleiers im Tessin gebüsst wird.


(http://www.srf.ch/news/schweiz/verhuellte-frau-muss-in-chiasso-busse-zahlen)

In einem solchen Land möchte ich nicht leben. Was sind das für "Personen", die eine Ausländerin anzeigen, weil ihnen deren Kleidung nicht gefällt? Noch werden Denunzianten nicht belohnt, aber immerhin durften sie zusehen, wie das Weib gebüsst wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2016 um 07.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32965

An den Diversity-Umerziehungsprogrammen verdienen so viele, daß sie bleiben werden, auch wenn ihre Wirkungslosigkeit nachgewiesen ist. „Diese Branche ist einflussreich und gut vernetzt, im Privatsektor, in den Universitäten, in der Regierung.“ (FAS 31.7.16)

Der Beitrag zeigt, daß amerikanische Unternehmen, um teuren Klagen aus dem Weg zu gehen, vorsorglich viel Geld in Diversity-Training stecken, auch wenn es wirkungslos oder sogar kontraproduktiv ist, weil die Teilnehmer den Zwang enpfinden und unterlaufen. Man lernt dort vor allem, anders zu sprechen, als man denkt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2016 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32827

Die FAZ erinnert an Versuche, eine "afrikanische Philosophie" zu ermitteln. Ein weites Feld, über das der Wikipedia-Eintrag (aus dem englischen Original) angemessen skeptisch berichtet.
Aber was haben altägyptische Weisheitssprüche mit dem "Schwarzen Kontinent" zu tun, was der Mittelmeerraum der Antike samt Augustinus mit dem subsaharischen Afrika? In den Bantusprachen soll eine Philosophie enthalten sein? Wahrscheinlich wegen der Nominalklassifikation, aber daraus wird nichts! (Vgl. unser Drei-Genus-System.)
Das Ganze wirkt krampfhaft wie die "Négritude". Man sollte den Beitrag afrikanischer Philosophen ohne solche Pauschalisierung würdigen und dabei die Herkunft oder den Wohnsitz nicht zu hoch bewerten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2016 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32814

Reisende Agitatoren (Ashkan Khorasani, Isen Asanovski), die sich in verschiedenen Städten zu Sprechern von „Refugees“ machen, wissen, daß der deutsche Staat nachgibt, wenn man ihm die Zähne zeigt. Kirche, Antifa usw. helfen gern, aber auch die Presse zeigt viel Sympathie, vielleicht auch deshalb, weil sie gern einen interviewbaren Ansprechpartner hat. Vgl. etwa http://www.sueddeutsche.de/bayern/regensburg-wenn-wir-abgeschoben-werden-sind-wir-tot-1.3065781-2
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2016 um 13.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32805

Die FAS weist nach, daß die ausländerfeindlichen Brandstifter und Gewalttäter keineswegs "aus der Mitte der Gesellschaft" kommen, wie von allen Seiten behauptet wird, sondern meistens in der Neonazi-Szene längst bekannt waren. In diesem Zusammenhang zitiert sie, wenn auch nicht korrekt, einen Text, der als "Deutsches Manifest" umgeht: Deutsch zu fühlen und deutsch zu glauben kann man nicht bannen, kann man nicht rauben. Es ist auf Erden unser höchstes Gut. Verschworenes Volk, gebunden durch Blut. Sämtliche Strophen findet man im Internet. Weiß jemand zufällig, wer dieses schauderhafte Machwerk verfaßt hat?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2016 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32756

Wenn ein Fußballer gut Fußball spielt, erwarten wir von ihm nicht, daß er die sprachkritische Diskussion der letzten Jahrzehnte und die Beseitigung gewisser Wörter aus der öffentlichen Sprache im Kopf hat.

Die Sprachreiniger haben ja auch das Ergebnis der Untersuchung ("gegebenenfalls") gar nicht abgewartet.

Mit der Unwortkritik ist es ja wie mit der Hexenverfolgung: Schon daß man Verdacht schöpfen kann, ist Beweis der Schuld, da kommt man nicht mehr heraus.
 
 

Kommentar von Georg Hilscher, verfaßt am 05.06.2016 um 00.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32754

"Kicke, Sportler, rede nicht!"
Womit muß denn einer sein Geld verdienen, damit er mit Journalisten reden darf?
Bemerkenswert ist doch, daß Boateng nur fordert, "alte Begriffe wie 'Negerkuss' oder 'Mohrenkopf' sollten auf Rassismus überprüft – und gegebenenfalls nicht mehr verwendet werden." Er schließt also noch nicht einmal aus, daß die beiden Wörter für unproblematisch befunden werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2016 um 17.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32748

Fussball-Weltmeister Jérôme Boateng findet, alte Begriffe wie “Negerkuss” oder “Mohrenkopf” sollten auf Rassismus überprüft – und gegebenenfalls nicht mehr verwendet werden. Der in Berlin geborene Boateng hat eine deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater.
“Wenn man es gleich zu Beginn ersticken kann, damit speziell die ganz Jungen kein falsches Gefühl in der Sprache bekommen, warum nicht?”, sagte Boateng der deutschen Ausgabe des Magazins “L’Officiel Hommes”. “Es geht ja darum, Respekt vor jedem Menschen zu haben.”
(focus.de 3.6.16)

Kicke, Sportler, rede nicht!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2016 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32718

Mit "Gauland" haben die Etablierten endlich ihr "Narrativ" gefunden, um die AfD kleinhalten zu können – aber ob das reicht? Immerhin ist sich bis in höchste Ränge niemand zu schade, schnell noch auf die Dampfwalze aufzuspringen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2016 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32701

Gauland beleidigt Boateng, schreit die FAS in ihrer Hauptschlagzeile. Was hat Gauland gesagt? "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“
Das heißt: Viele Menschen haben Vorurteile gegen Schwarze. Das beklagen auch die Wächter des Antirassismus. Die FAS berichtet weiter, wie beliebt der Fußballer bei den Nachbarn in Grünwald ist usw. - Gauland hatte aber gar nicht über Boateng gesprochen, sondern über viele Deutsche und über Schwarze (einen Boateng).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.05.2016 um 09.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32691

Haben Sie ein Problem mit meinem Infinitiv oder mit der Suchmaschine?
 
 

Kommentar von Ph.D., verfaßt am 26.05.2016 um 02.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32679

Wie darf man „(bitte Google Bilder ansehen!)“ sprachlich einordnen? Ich frage mich gerade, wozu ich hier aufgefordert werde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2016 um 14.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32677

Zur Neubenennung indischer Städte: In der ZEIT berichtet Jan Ross, daß die "futuristischste Stadt Indiens", Gurgaon, keinen futuristischen neuen Namen bekommen habe, sondern einen aus dem Mahabharata: Gurugram. Nun, so abwegig ist das nicht, denn dies ist einfach die alte Bezeichnung, und die Resanskritisierung ist ja eine bekannte Tendenz im heutigen Indien. Es ist nun auch leichter zu sprechen als das schwierige "Gurgaon".

Übrigens war diese Millionenstadt (bitte Google Bilder ansehen!) vor 40 Jahren, als ich ganz in der Nähe wohnte, ein staubiges Kuhdorf. Bloß eine Autofabrik war jüngst auf dem reichlich vorhandenen freien Feld errichtet worden, wo Indira Gandhis Sohn Sanjay sich einen Herzenswunsch erfüllte und den "Maruti" bauen ließ, einen Fiat-Nachbau.
Die Entwicklung seither ist unfaßbar, wie überhaupt die Dynamik der Verstädterung (und dann gleich richtig!) in Ländern wie Indien und China.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2016 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32645

Am 9.5.16 berichtete die FAZ in einem umfangreichen Artikel über massenhafte Schikanierung von Christen durch Muslime in Flüchtlingsunterkünften. Der dpa-Bericht stützte sich auf Angaben von „Open Doors“, einer evangelikalen Gruppe, deren „Weltverfolgungsindex“ seit langem als unseriös bekannt war. Regina Mönch steuerte in derselben Ausgabe einen Kommentar bei, in dem sie die „verfehlte Flüchtlingspolitik“ für die entsetzlichen Zustände verantwortlich machte. Einen Tag später berichtete die FAZ sehr viel kleiner über eine Stellungnahme der beiden Kirchen, denen von solchen Übergriffen nichts bekannt war. An den folgenden zehn Tagen legte die FAZ in vielen Leserbriefen nach, die ausnahmslos auf der Linie von Open Doors lagen.
Inzwischen stellte die FAS eigene Recherchen an und fand keine Belege für die Behauptungen von Open Doors.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2016 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32628

Der Aussage „Menschen jüdischen Glaubens sind überheblich und geldgierig“ stimmen wesentlich mehr muslimische Jugendliche (15,7 Prozent der Schüler, 9,4 Prozent der Studenten) als nichtmuslimische Jugendliche (5,4 Prozent und 4,9 Prozent) zu. (Stadt der Vielfalt, hg. vom Berliner Senat)

Hat die Studie wirklich nach "Menschen jüdischen Glaubens" gefragt? Antisemiten gebrauchen gerade nicht diese Diktion. Die politische Korrektheit der Forscher sollte nicht in ihre Fragebögen überschwappen.

Übrigens:

Als Stadt von internationalem Rang existiert Berlin nur Dank (!) der Zuwanderung von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Nationalität und Religion. (ebd., http://www.berlin.de/imperia/md/content/lb-integration-migration/publikationen/minderheiten/stadt_der_vielfalt_bf.pdf?start&ts=1442503243&file=stadt_der_vielfalt_bf.pdf)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2016 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32538

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27303

Wenn Stefanowitsch über böse Wörter sprechen muß, schickt er für empfindsame Leser folgendes voraus:

"[Hinweis: Der folgende Text enthält Beispiele rassistischer Sprache]."

Unter Sprachwissenschaftlern genügt es eigentlich, besprochene von verwendeten Ausdrücken durch Kursivdruck zu unterscheiden. Nur die ganz Korrekten können nicht einmal die Anführung ertragen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2016 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32404

Wäre Wilhelm Buschs "Mohrenträne" bekannter, hätte sie sich bestimmt schon den Zorn der Korrekten zugezogen. So aber ruht sie ungestört in den gesammelten Werken, und auch der Mohr selbst bleibt oftgebleut statt oft gebläut.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 14.04.2016 um 17.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32278

Schon die Erwähnung Israels könnte die Frage provozieren: Warum Israel, warum nicht XY?
Leider bleibt es nicht beim Konjunktiv. Sobald jemand die Politik Israels kritisiert, kommt mit einiger Regelmäßigkeit von einschlägigen Kreisen der Vorwurf, sich zwanghaft monomanisch mit Israel oder dem Nahostkonflikt zu befassen. Ein etwas skurriler Vorwurf von Leuten, die sich zwanghaft monomanisch mit Israel und dem Nahostkonflikt befassen. Das ist aber schon nicht mehr pc. Es dürfte viel mit Schuldkomplexen und Projektionsflächen zu tun haben, wenn manche Leute geradezu paranoid meinen, ständig "die Juden und ihren Staat" gegen vermeintliche antisemitische Angriffe verteidigen zu müssen.
(Bei Leuten wie Chomsky oder auch Abi Melzer wird das natürlich kompliziert. Da hilft nur ignorieren oder "jüdischen Selbsthaß" zu konstatieren.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2016 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32268

In der ZEIT wird wieder mal der versteckte Antisemitismus in der Israel-Kritik aufgedeckt, besonders am Beispiel der Süddeutschen Zeitung. Schwarz-Friesel bringt sich natürlich auch in Erinnerung.

Man muß schon ein sehr geübter Sprachkünstler sein, um Israel zu kritisieren, ohne daß die Spürhunde und -hündinnen etwas Antisemitisches entdecken; eigentlich ist es wohl ganz unmöglich. Schon die Erwähnung Israels könnte die Frage provozieren: Warum Israel, warum nicht XY?

Zum Glück nicht mein Thema, außer eben im Sinne von PC.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2016 um 08.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32134

Ein Halleluja für den Schweinsbraten (Restaurant-Kritik der FAZ 1.4.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2016 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#32131

Kertész kam am 9. November 1929 in Budapest zur Welt. Er wuchs in einer assimilierten Familie des ungarischen Bürgertums auf. (welt.de 31.3.16)
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 17.03.2016 um 20.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31989

Habe lange geschwankt, meinen Fehler in #31937 noch an den Pranger zu stellen oder meinen Dank zu unterlassen, mich dann aber zugunsten des wissenschaftlichen Interesses entschieden.
Ich danke also der Redaktion für die stillschweigende Korrektur der Fehlschreibung. Beim späteren (aber eben zu späten) Nachlesen eckte mir dann auch an, daß patria sermo (so die ursprüngliche Fassung) natürlich überhaupt keinen Sinn ergibt und auch niemals Nominativ von patrii sermonis sein kann. Aber bei dem Stakkato von a-Nominativen drängte sich einfach die patria hinein, die es ja nicht nur gibt, sondern die auch vielfach häufiger ist als das Adjektiv patrius.
Solche Lapsus muß man eben auch bei der Interpretation alter Handschriften berücksichtigen.
––
Der Wikipedia-Artikel zu Deutsche_Sprache enthält übrigens einigen Unsinn. Nicht zu empfehlen (jedenfalls, was die Frühzeit betrifft).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2016 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31948

Das sehe ich natürlich ebenso.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.03.2016 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31947

Gewiß ist es nicht verboten, von einer Frau nichts anzunehmen oder sich nicht von Ärzten des anderen Geschlechts anfassen zu lassen. Jedermann hat das Recht auf Verzicht. Wer jedoch als Gast verlangt, ausschließlich von Männern oder nur von Ärzten des eigenen Geschlechts versorgt zu werden, stellt Forderungen, die je nach Gastland sehr wohl als unverschämt gelten können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2016 um 17.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31941

(Lieber Herr Strowitzki, ich wollte Ihre wertvollen Ausführungen nicht "zudecken", habe sie mir auch gleich runterkopiert. Aber so ist das hier eben: ein Eintrag "jagt den nächsten"...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2016 um 17.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31940

Man ist ja immer dankbar, wenn man etwas Konkretes darüber erfährt, worin die deutschen "Werte" eigentlich bestehen. Es muß ja etwas unterhalb (oder oberhalb) der Gesetze sein.
Flüchtlinge müssen sich integrieren und die deutsche Werteordnung anerkennen – das hat Angela Merkel zum Abschluss des Landtagswahlkampfs bekräftigt. (Spiegel online 13.3.16)
Wenn es mit dem Schweinefleisch nicht weitergeht, dann vielleicht so:
Außerdem betonte Merkel, dass sich Flüchtlinge an die deutsche Werteordnung halten müssten: "Wenn jemand meint, man muss von einer Frau nichts annehmen, dann ist man einfach im falschen Land."
Das wäre wieder mal ein Beispiel, wenn auch wieder so marginal, daß man sich wundert, warum es eigens erwähnt wird. Was soll man davon halten?
Es ist ein bißchen neurotisch, aber nicht verboten, von einer Frau nichts anzunehmen. Kranke brauchen sich nicht unbedingt von Ärzten des anderen Geschlechts anfassen zu lassen. Ich kenne biodeutsche Mitbürger, die da auch gewisse Vorbehalte haben. Wir hatten das schon so ähnlich mit dem Händeschütteln. Es sind Adiaphora, unterhalb von Recht und Moral – eben "Sitten und Gebräuche" und damit nicht verbindlich. Das ist doch auch ein erhaltenswerter Bereich und der eigentliche "Wert", daß es so etwas noch gibt.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 12.03.2016 um 14.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31937

(Man kommt ja erst am Wochenende zu etwas...)
Der Sturz Tassilos III. war ein veritabler Staatsstreich. Zur reinen Absetzung waren König und/oder Reichstag vielleicht noch berechtigt, aber daß kein neuer Herzog eingesetzt wurde (etwa Tassilos Sohn Theodo), sondern das Land fortan von fränkischen Grafen verwaltet wurde – Einhard schreibt ausdrücklich: neque (Tassilo) redire permissus, neque provincia, que tenebat, ulterius duci sed comitibus ad regendum comissa est (Vita Caroli magni, c.11) –, war ein klarer und eklatanter Verfassungsbruch!
Immerhin wurde unmittelbar nach Karls Tode sein Enkel Lothar, drei Jahre später von dessen jüngerem Bruder Ludwig abgelöst, zum Unterkönig in Bayern ernannt. Außer der Versorgung des Nachwuchses (so Zatschek) oder der besonderen Bedeutung der Grenzsicherung gegen die Awaren und Slawen (so Klebel) hatte man vielleicht auch etwas gutzumachen.
(Die Titulatur eis tov rêga Baiourê fand sogar Eingang in das Zeremonienbuch des Kaisers Konstantinos Porphyrogennetos.)
Besonders interessant, und damit sind wir schon wieder direkt bei der Sprachforschung, ist, daß dabei (vom Vorläufer bei der Synode zu Chelsea abgesehen) erstmals der Ausdruck "deutsche Sprache" benutzt wurde.
Zur Erläuterung für diejenigen, die nicht so in diesem Themenbereich drinstecken: Auf dem Reichstage zu Ingelheim anno 788 wurde Tassilo überraschend verhaftet (auch das wohl schon ein ziemlicher Rechtsbruch) und wegen eines schon 25 Jahre zurückliegenden Ereignisses unter Anklage gestellt. Er hatte sich mit seinem bairischen Kontingent bei einem Kriegszuge gegen die Langobarden aus dem Staube gemacht. (Die Baiernherzoge unterhielten traditionell gute Beziehungen zu den Langobarden, heute nennt man sowas Nebenaußenpolitik.) Dieser Vorfall wurde nun aus der Mottenkiste geholt und als ein todeswürdiges Verbrechen dargestellt, quod theodisca lingua harisliz dicitur, so zumindest die "kleinen Lorscher Annalen" (der zweite Teil wohl zu schleißen, harisliz also etwa soviel wie "Heeresspaltung", oder moderner vielleicht "Wehrkraftzersetzung"). Den Chefankläger machte Bischof Arn von Salzburg (der später zum Erzbischof und damit Primas von Baiern avancierte).
Die große Frage lautet nun: Wie kam der Annalist auf dieses merkwürdige Wort und was genau meinte er damit? Natürlich sind dazu schon Berge von Literatur produziert worden (ausführlich insbesondere Eugen Rosenstock: Unser Volksname Deutsch und die Aufhebung des Herzogtums Bayern, Mitteilungen der schlesischen Gesellschaft für Volkskunde 29, 1928). V.a. das national (= völkisch = deutsch = theudisc) ausgerichtete Geschichtsdenken sieht darin ein Erwachen des Volksbewußtseins, das staatlich gefördert und propagiert wurde. Leo Weisgerber: Das politische Wollen der Karlinger war geradezu angewiesen auf einen Begriff, der die sprachliche Einheit dieses Raumes klar hervorhob. (...) ein Wort, das nicht an einen bestimmten Stamm, eine Teillandschaft gebunden war und doch deutlich genug das "Deutsche" faßte, das als Ziel vorschwebte. (...) Es war dazu bestimmt, eine wesentliche Rolle bei der Festigung des über die Einzelstämme hinausgreifenden Volksbewußtseins zu spielen. (Deutsch als Volksname, S. 81). Hans Eggers schreibt, der Ausdruck wurde zum Programm- und Fahnenwort der deutschen Politik des großen Herrschers. Er war sich und seiner Getreuen Herkunft aus germanischem Stamme mit Stolz bewußt, und wenn er die Abfassung einer deutschen Grammatik forderte (...) und die Sammlung der germanischen Heldenlieder veranlaßte (...), so war er gewiß nicht so engherzig, dabei nur an eine fränkische Grammatik oder Sammlung fränkischer Lieder zu denken. Ihm lag es vielmehr am Herzen, zu bewahren, zu pflegen und auszubauen, was theotisce überliefert war. (Deutsche Sprachgeschichte 1, S. 46f).
Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache.
Der Ausdruck harisliz geistert in der Folgezeit durch die Gesetzestexte, quasi als nachträgliche Legitimation des Coups von Ingelheim. 801 wird in Italien eine Urkunde ausgestellt. In Abschnitt 3 heißt es quod nos teudisca lingua dicimus herisliz (mit i-Umlaut; die Schreibweise variiert in den Handschriften sehr stark bis hin zu völlig mißverstandenem erit lex). In 810 in Aachen ausgestellten Capitularen heißt es schlicht Herisliz qui factum habent und De his qui herisliz fecerunt. Im folgenden Jahre heißt es in einer in Boulogne ausgestellten Urkunde sogar quod factum Franci herisliz dicunt (eine andere Handschrift: Franci et Alamanni).
Schon dieser sparsame Gebrauch sollte stutzig machen. Wir haben aber auch einen Parallelbericht zu den Ereignissen. In den offiziösen Reichsannalen (annali regum Francorum oder "Große Lorscher Annalen") werden Tassilo wüste Vorwürfe gemacht, er habe verräterisch mit den "Hunnen" (gemeint sind die Awaren) konspiriert und sie zu Einfällen ins Frankenreich aufgestachelt. Von "harisliz" und "lingua theudisca" aber keine Spur.
Schlimmer noch: Bei dem großen Hofpropagandisten Einhard (möglicherweise war er auch an der Abfassung der Reichsannalen beteiligt) taucht der Ausdruck überhaupt nicht auf. Hätten wir nur ihn als Quelle, wüßten wir überhaupt nicht, daß ein solches Wort existierte. (Ähnliches gilt auch für Paulus Diaconus, dem das Wort ebenfalls nicht aus der Feder kommt.) Besonders kraß das auch von Eggers paraphrasierte Zitat, im Original: Itam barbara et antiquissima carmina, quibus veterum regum actus et bella canebantur, scripsit memoriaque mandavit. Inchoavit et grammatica patrii sermonis. Mensibus etiam iuxta propriam linguam vocabula imposuit, cum ante id temporis apud Francos partim latinis partim barbaris nominibus pronuntiarentur. (vita Caroli magni, c.29)
Viermal hintereinander schreit der Text geradezu danach, das Wort theudiscus zu propagieren – und was schreibt Einhard? barbara carmina, patrius sermo, propria lingua, barbara nomina – drei verschiedene Ausdrücke, die nicht das geringste vom angeblichen "Fahnenwort" ahnen lassen. Man hat geradezu den Eindruck, Einhard wolle die vielfältigen Möglichkeiten vorführen, gute klassisch-lateinische Ausdrücke zu benutzen, um das böse th-Wort zu vermeiden. Einhard ist kein Deutscher, er ist großfränkischer Nationalist. (apud Francos schreibt er; die anderen Stämme interessieren ihn nicht.)
Nix ist mit dem "Programm- und Fahnenwort". Viel eher handelt es sich um ein tagespolitisches Schlagwort, das gewählt wurde, um die dürftige Rechtsgrundlage des Staatsstreichs zu übertünchen. Ein Bezug auf "Fränkische Sprache" verbot sich natürlich; "Bairische Sprache" hieße, daß es eine interne Angelegenheit der Baiern wäre. Also greift man zur "gemeinsamen Sprache", um ein gemeinsames Rechtsverständnis zu suggerieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2016 um 09.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31921

Natürlich sollte jeder essen können und dürfen, was er will. Eine Schwierigkeit sehe ich nur darin, daß nicht jedes Unternehmen alles anbieten kann und will und daß es schwer sein dürfte, hier einen Zwang einzuführen. Wir haben schon gesehen, daß Unternehmen dazu neigen, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Lieber politisch korrekt anpassen, reformiert schreiben, gendern usw.; Hitler-Kaffeetassen zurückrufen... Jetzt wägen die Caterer ab, ob sie eher eingeworfene Fensterscheiben riskieren, wenn sie Schweinefleisch liefern oder wenn sie keins liefern. Das ist eine rein geschäftliche Entscheidung.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 11.03.2016 um 08.54 Uhr  
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Na und? Niemand wird gezwungen, neuseeländisches Lammfleisch zu kaufen, das meiner Erfahrung nach ohnehin nicht besonders gut ist. Wenn ich gute Qualität haben möchte, wende ich mich an einen der Schäfer im ländlichen Umland, und wenn ich Spitzenqualität wünsche, bestelle ich das Lammfleisch eben in Nordfriesland.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.03.2016 um 22.40 Uhr  
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Noch ist nicht alles halal, aber wer in Deutschland neuseeländisches Lammfleisch kauft, bezahlt in der Regel auch dafür, daß während des Schächtens Allah angerufen worden ist.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 10.03.2016 um 19.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31916

Mit dem Verzicht auf Schweinefleisch ist es ja nicht getan, denn das sonstige Fleisch ist ja auch nicht „halal“.

Noch zum „deutschen Kulturgut“:

Laut FAZ hat der Gemeinderat eines dänischen Ortes für Schweinefleisch in Kindergärten gestimmt, „um ein Zeichen zur Bewahrung der dänischen Esskultur zu setzen“.

Mitte letzten Jahres hat der Bürgermeister von Perpignan angekündigt, daß in den Schulen keine Ersatzmenus für Schweinefleisch mehr geben werde. Die Schüler haben nun nur die Wahl zwischen einem „normalen“ und einem vegetarischen Menu. Der Pferdefuß dabei ist, daß sich die Schüler „aus logistischen Gründen“ während eines längeren Zeitraums von mindestens acht Wochen für eines der beiden Menus entscheiden müssen.

Der Bürgermeister hat seine Entscheidung u.a. damit begründet, daß manche Schüler häufig auch anderes Fleisch, weil nicht halal, ablehnten. Wöchentlich habe man 300 kg Fleisch wegwerfen müssen.

Vorher schon hatte der Bürgermeister von Chalons-sur-Saône unter Berufung auf die „laicité“ die Abschaffung der Ersatzmenus angekündigt.

Im übrigen ist es vielleicht nützlich, den Antrag der CDU in Schleswig-Holstein mit dem zu vergleichen, was politische Gegner und einige Medien daraus gemacht haben:

[i]Die Landesregierung wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass Schweinefleisch auch weiterhin im Nahrungsmittelangebot sowohl öffentlicher Kantinen als auch in Kitas und Schulen erhalten bleibt. Oberstes Ziel muss eine gesunde und ausgewogene Ernährung sein.[i/]

[i]Der Minderheitenschutz – auch aus religiösen Gründen - darf nicht dazu führen, dass eine Mehrheit aus falsch verstandener Rücksichtnahme in ihrer freien Entscheidung überstimmt wird. Toleranz bedeutet in einer pluralistischen Gesellschaft auch die Anerkennung und Duldung anderer Esskulturen und Lebensweisen.[i/]
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.03.2016 um 17.37 Uhr  
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Zitate aus "Die Baiuvaren", Archäologie und Geschichte, 2013: "Hinweise auf die Einwanderung einer geschlossenen Volksgruppe in dieser Zeit sind weder auf historischem noch auf archäologischem Weg zu gewinnen. Die Baiuvaren waren in ethnischer und kultureller Hinsicht eine bunte Mischung, heute würde man wohl "multikulti" sagen. Der germanische Name wurde von außen gegeben. Die politische Situation macht verständlich, warum die Franken um die Mitte des 6. Jahrhunderts ein Herrschergeschlecht in Baiern geradezu etablieren mußten, um dort ihre Machtposition zu stärken. Von den Franken wird der erste Baiuvarenherzog eingesetzt. Sein Name war Garibald, und er entstammte dem engsten Umfeld des Frankenkönigs. Bei der fränkischen Königsfamilie handelte es sich damals um die Merowinger, die seit dem 5. Jahrhundert die fränkischen Könige stellten. Garibald wird von einem ersten Tassilo abgelöst, der nur vielleicht sein Sohn, aber sicher ein Agilolfinger war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2016 um 07.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31903

Vor einiger Zeit berichtete die Süddeutsche Zeitung über ein Beleidigungs-Verfahren wg. Neger.
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/dachau-warum-man-nicht-neger-sagen-sollte-1.2867567

Der Text zeigt wieder einmal die ziemlich verworrene Lage. Auszug:

Der Verteidiger des Betriebsleiters berief sich darauf, dass es "verschiedene bayerische Ausdrücke" gebe, in denen das Wort "Neger" vorkomme. Gleichwohl hätten diese, insbesondere in Niederbayern, einen anderen "Bedeutungssinn als ganz bestimmte afrikanische Personen."
Die Vorsitzende Richterin am Landgericht München betonte allerdings, dass heute jeder wisse, dass der umstrittene Begriff anders als noch in den 1950er Jahren eine negative Bedeutung habe. Eine Beleidigung liege auch dann vor, wenn man sich über die Worte, die man gebraucht, keine Gedanken mache, so die Richterin. In diesem Fall nehme man in Kauf, andere möglicherweise zu beleidigen. Dennoch liege die Schuld des Angeklagten "im alleruntersten Bereich".


Interessant ist, daß es nicht auf die beleidigende Absicht ankomme, sondern auf die subjektive Einschätzung des Beleidigten – eine Entwicklung, die man vor allem aus den USA kennt, wo jeder sich ständig "verletzt" fühlt. Eine Lüge hingegen kann nicht ohne Willen und Wissen des Lügenden stattfinden.

Auch sind die 1950er Jahre eine sehr großzügige Schätzung, in Wirklichkeit war die neutrale Verwendung auch um 1980 noch möglich. Das ging dann alles sehr schnell.

(Im vorliegenden Fall kommt noch die Komplikation hinzu, daß jemandes Neger sein tatsächlich noch einmal einen anderen "Bedeutungssinn" hat.)
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 08.03.2016 um 20.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31902

Ach, warum sollten das die Bayern nicht gerne hören? Wir wissen es ja. Aber ich vermute zweierlei: Zum einen, den "bairischen Uradel" hat es möglicherweise gar nicht gegeben – aus den Gründen, die ich in meinem vorigen Beitrag genannt habe. Zum zweiten, es muß sich aber unter der Herrschaft der Agilolfinger (die sogar vielleicht Franken waren) und der anderen fünf Adelsgeschlechter so etwas wie ein bairisches Stammesbewußtsein entwickelt haben. Jedenfalls ein Stammesstolz (wie soll ich es sonst nennen?), der den Argwohn der damals mächtigen Franken erregte. Man denke nur daran, daß es die Franken waren (Karl der Große), die den letzten Stammesherzog der Agilolfinger, Tassilo III, entmachteten. Natürlich kann man sagen, daß das nur politisches Kalkül war und nichts mit irgendwelchen Stammeszugehörigkeiten zu tun hatte. Möglich. Doch könnte man hier auch einen Schritt weiter gehen. Wie wär's denn, wenn gerade diese schmachvolle Absetzung Tassilos letztlich auch im einfachen Volk zu einem Auslöser der Entwicklung eines neuen Stammesbewußtseins wurde?

Spaß: Es gibt in Bayern das Sprichwort "seit Karl dem Großen wird Bayern von Franken regiert". Na ja, wenn man sich in der Münchner Ministerialbürokratie umschaut, dann glaubt man das sowieso gern. Doch im Ernst müßte man fragen: Erst seit Karl dem Großen?
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 08.03.2016 um 19.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31901

Ein weiterer Aspekt kommt hinzu, den die Bayern wohl nicht gerne hören. Der Name "Baiern", also Baioarii o.ä. kommt in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts auf, nachdem im Zwanzigjährigen Krieg, den Ostrom gegen das Westreich geführt hat, Ravenna die Kontrolle über die norischen Provinzen entglitten war. Lachender Dritter dieses Krieges waren die Franken, die von einer gallischen Regionalmacht zur europäischen Großmacht aufstiegen. Sie erhielten u.a. die Provence, besetzten weite Teile Oberitaliens und gewannen eben auch Einfluß in Noricum. Wir wissen nicht, woher das in der Lex Baiovaria ausdrücklich genannte Herzogsgeschlecht der Agilolfinger stammt (Bairischer Uradel wird es wohl nicht sein), aber das bairische Herzogtum entstand jedenfalls als fränkisches Protektorat.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.03.2016 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31887

Zitate aus "Die Anfänge Bayerns" 2012 von Hubert Fehr und Irmtraud Heitmeier: "Walchen"-Siedlungen im östlichen Alpenvorland, Salzburger Raum und in Nordtirol. Sprachlich sinnvoll sind Walchen-Namen nur aus der Perspektive von Nichtromanen zu erklären, die die Siedlungen der anderen, der Romanen, im Gegensatz zu eigenen Siedlungsgründungen benannten. Mit Walchen gebildete Siedlungsnamen gelten deshalb allgemein als sichere Merkzeichen des Mit- und Nebeneinanders einer noch ansässigen spätrömischen Bevölkerung und neu hinzugekommener germanischer gentes.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 06.03.2016 um 20.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31881

Was zu Ihren Überlegungen, Herr Achenbach, möglicherweise noch verstärkend hinzukommt (Hypothese von mir), das ist die Tatsache, daß das Land außerhalb der wenigen städtischen oder quasistädtischen Ansiedlungen sehr dünn besiedelt war. Es war fast menschenleer. So konnte eine wie auch immer geartete "Landnahme" durch germanische Einwanderer ohne weiteres stattfinden. Da mußten keine Grenzen geöffnet werden, zumal es ja dort zu dieser Zeit kein keltisch definiertes Herrschaftsgebiet gegeben hat. Das würde auch verständlich machen, weshalb sowohl das Keltisch der Urbevölkerung, als auch das Vulgärlatein der römischen Zurückgebliebenen vollständig durch eine germanische Sprache ersetzt worden sind.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß die Namen der Flüsse im südlichen Bayern fast ausnahmslos keltischen Ursprungs sind (Isar, Isen, Prien usw. und sogar der Inn, der dann allerdings von den Römern latinisiert worden ist), während die ältesten Siedlungsnamen auf dem Land (nicht die der Städte) alle germanisch sind. So z. B. alle Ortsnamen auf -ing, -reuth, -loh.
Wie gesagt, das sind meine eigenen Überlegungen. Doch ich meine, sie stehen nicht im Widerspruch zur aktuellen Forschung.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 06.03.2016 um 18.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31880

Lieber Germanist,

offenbar sind die bedauernswerten Kelten und Romanen dann „überfremdet“ worden. Dabei haben sie doch so großherzig die Grenze geöffnet und den vor Hunnen, Slawen oder wen auch immer flüchtenden Germanen Asyl gewährt.

Vielleicht waren sie zu rational, um „Überfremdungsängste“ zu hegen. Schließlich sind, wie wir alle wissen, „Überfremdungsängste“ per definitionem „irrational“.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.03.2016 um 14.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31868

Nach den aktuellen archäologischen Forschungsergebnissen sind die Bajuwaren ein Mischvolk aus ortsansässigen Kelten und nach dem Abzug der römischen Soldaten dagebliebenen Romanen, die von den Römern als Verwaltungsfachleute angesiedelt worden waren. Germanen sind erst später eingewandert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.03.2016 um 13.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31867

noch mal zu "rassistisch", #31829 ff:

Dann haben also die Wörter Rassismus, Rassist, rassistisch nach heutigem Gebrauch gar keine Bedeutung mehr, außer daß sie Schimpfwörter sind?

Genau das wollte mit dem Zitat sagen. Das ist leider das Niveau der Zeitung.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 05.03.2016 um 12.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31866

Wenn denn die heutigen Tomaten überhaupt nach etwas riechen und schmecken würden.

Früher hatten wir Tomaten im Garten, nur wenige Pflanzen, und da roch man schon in ca. 20m Entfernung, daß da eine Tomate steht. Irgendwann ist mir dann aufgefallen, daß die gekauften Tomaten nach nichts mehr schmecken und auch nicht mehr nach Tomate riechen. Adaptation oder Verlust der Geschmacks- bzw. Geruchsempfindung? Oder hat man Geruch und Geschmack weggezüchtet oder ging er durch die Züchtung so nebenbei verloren?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2016 um 03.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31864

Ja, die gibt es, und auch die anderen alle, aber ich wollte sie nicht wiederholen, weil sie ohnehin jeden Tag in der Zeitung stehen und im Fernsehen vorgetragen werden.
Bei Obst und Gemüse geht es hauptsächlich um Pestizidrückstände, die sich beherrschen lassen, und um Geschmacksfragen, über die sich streiten läßt. Fleisch ist problematischer.
Die meisten von uns machen sich schon einige Gedanken beim Einkaufen, Kochen und Essen. Die Abfütterung in Mensen usw. läßt es gar nicht erst dazu kommen.
Dazu kommen ja noch die vielen, die zwar zu Hause essen, aber Fertigkost.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 04.03.2016 um 23.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31863

Es gibt naheliegende Argumente gegen Schweinefleisch, gegen Rindfleische, gegen Hammelfleisch, gegen Geflügelfleisch ....

Also nur noch vegetarisch? Es lebe der Veggieday!

Gibt es aber nicht auch naheliegende Argumente gegen Billigtomaten aus der Massenpflanzenhaltung?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.03.2016 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31862

Kimchi ist schon Weltkulturerbe, und damit können Leber- und Rostbratwurst ja wohl locker mithalten, von Sülze ganz zu schweigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2016 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31861

Die Schweinefleisch-Diskussion verspricht ganz unterhaltsam zu werden. Die Kantinen und Mensen, wo angeblich 20 Mill. Deutsche essen, werden ja in der Regel von Privatunternehmen betrieben, zum Teil sehr großen. Der Staat kann für seine Schulen und Behörden zwar eine willkürliche Neuschreibung anordnen, aber den Speiseplan der Kantinen? Hier eigens eine Pflicht zum Angebot von Schweinefleisch festzulegen, wohl gar durch eine Lex Schwein, wäre mit der Gefahr der Lächerlichkeit verbunden, abgesehen von rechtlichen Fragen. Gesundheitliche Gründe lassen sich auch schlecht finden.
Es gibt zwar Versuche, Schwein zum deutschen Kulturgut zu stilisieren, aber die Reaktion darauf war schon ziemlich alarmierend. Der Verband der Schweinemäster applaudierte heftig, das kam nicht überraschend.
Es gibt naheliegende Gründe gegen Schweinefleisch, zumal unter den wirtschaftlichen Zwängen der Billigesserei, aber leider werden nun ganz andere Gründe wirksam, die u. a. dazu führen, daß ich diese Glosse hier einreihe.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.03.2016 um 19.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31850

Mein Vorschlag für das Unwort des Jahres 2016: "völkisch".
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 03.03.2016 um 18.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31849

„Frau Steinbach gefällt das nicht, und sie identifiziert die ihr genehmeren Biodeutschen und die Ausländer durch Haarfarbe und Habitus.“

1. Was gefällt Frau Steinbach nicht?

Ich nehme an, daß sich das auf den davorstehenden Absatz bezieht:

„Es ist eine Tatsache, daß in Deutschland immer mehr Kinder ausländischer Herkunft leben und in manchen Grundschulen schon die Mehrheit stellen. ...“

2. Woraus geht hervor, daß Frau Steinbach das nicht gefällt?

Es gibt allerdings Leute, denen es Sorge bereitet, daß es in Grundschulen einiger Stadtteile mehr Kinder von Migranten als von „Biodeutschen“ gibt. Sie sehen darin den Ausdruck drohender Gettobildung und ein mögliches Integrationshemmnis. Angeblich schicken einige arrivierte Migranten ihr Kinder lieber auf andere Schulen. Was aber hat Frau Steinbach dazu gesagt?

3. Woraus geht hervor, daß Biodeutsche Frau Steinbach „genehmer“ seien?

Anscheinend macht sie sich Sorgen, daß die Biodeutschen eines Tages eine Minderheit im eigenen Land sein könnten. Extrapoliert man Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit hinreichend weit in die Zukunft, so erschiene das ja durchaus möglich. Einige Vertreter der politischen Linke wünschen sogar eine solche Zukunft ausdrücklich herbei. Aber, wir können ganz beruhigt sein: Ginge es einige Jahre, Jahrzehnte so weiter wie bisher, bräche wahrscheinlich schon viel früher die öffentliche Ordnung in Deutschland zusammen. Dann wird kein Flüchtling mehr bei uns Zuflucht suchen.

All das bedeutet aber doch nicht, daß Biodeutsche Frau Steinbach schlechthin „genehmer“ seien.

5. „sie identifiziert ..... durch Haarfarbe und Habitus“

Immerhin, Hautfarbe wäre ja noch viel schlimmer.

Aber wie soll Frau Steinbach in einem Bild anders „identifizieren“ als durch das äußere Erscheinungsbild?

Übrigens zirkuliert das fragliche Bild anscheinend schon geraume Zeit im Netzgeschwätz. Wieso ist es nicht unverzüglich gelöscht worden? Das ist doch ein Skandal! Heiko Maas muß unbedingt noch einmal mit den Zensoren ein ernstes Wort reden. Selbst die Zensur kriegen wir in Deutschland anscheinend nicht mehr hin. Unterm Kaiser wäre das nicht passiert.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.03.2016 um 15.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31836

"The word Fascism has now no meaning except in so far as it signifies 'something not desirable'" (George Orwell, 1946). Mutatis mutandis gilt das heute für Rassismus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2016 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31835

Ich bin ja ganz einverstanden, deshalb habe ich mir die Wortwahl "rassistisch" auch nicht zu eigen gemacht, sondern nur den heute verbreiteten Gebrauch angeführt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.03.2016 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31834

"sie identifiziert die ihr genehmeren Biodeutschen und die Ausländer durch Haarfarbe und Habitus. Das nennt man heute rassistisch, man könnte es auch anders nennen. Wesentlich ist, daß man die erwünschten und die unerwünschten Mitbürger durch körperliche Merkmale definiert."

Lieber Prof. Ickler,
vielen Dank für Ihre Antwort. Aber ist das wirklich Rassismus? Daß sich Biodeutsche und Ausländer, insbesondere Außereuropäer, durch körperliche Merkmale unterscheiden, ist doch eine Tatsache.

Rassismus wäre für mich, wenn Frau Steinbach aufgrund dieser körperlichen Unterschiede zu einer unterschiedlichen, wie auch immer gearteten Wertung der Menschen käme. Das tut sie aber nicht. Sie benutzt das unterschiedliche Aussehen völlig wertfrei, um bildlich darzustellen und in satirischer Form davor zu warnen, daß die biodeutsche Bevölkerung, letztlich auch die angestammte europäische Bevölkerung und damit unsere ganze (wie ich meine, fortschrittliche) westliche Kultur in nicht allzuferner Zukunft zur Minderheit in Deutschland bzw. Europa geworden sein könnte. Das hat m. E. nichts mit Rassismus zu tun.

Man kann gegenteiliger Meinung darüber sein, ob ihre satirische Voraussage wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist. Ob diese Aussichten von der Gemeinschaft erwünscht oder unerwünscht sind, kann nur in einem demokratischen Prozeß entschieden werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2016 um 04.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31830

Lieber Herr Riemer, das ist wirklich nicht schwer zu erklären. Veröffentlichte Bilder schweben ja nicht im luftleeren Raum, sondern haben eine Vorgeschichte, einen Zweck, eine Diskussionsumgebung, in die sie absichtsvoll hineingestellt werden. Ich verstehe Ihre gute Absicht und teile sie, wie ich ja durch unzählige Bemerkungen zur Politischen Korrektheit bekundet habe. Aber wir sollten doch die gespielte Naivität auch wieder nicht zu weit treiben. Wie Sie richtig sagen, spricht Frau Steinbach ein heikles Thema an und äußert auch ihre Meinung dazu. "Rassismus" ist ein unerträglich ausgeweitetes Prädikat, noch dazu mit der schon diskutierten Widersprüchlichkeit im Hintergrund, daß es einerseits keine Rassen geben soll, andererseits niemand wegen seiner Rasse diskriminiert werden darf. Die sprachlichen Eiertänze habe ich anderswo schon besprochen.
Es ist eine Tatsache, daß in Deutschland immer mehr Kinder ausländischer Herkunft leben und in manchen Grundschulen schon die Mehrheit stellen. Die Geburtenraten der Migrationshintergründler (das Wort habe ich neulich gefunden) werden sich angleichen, aber das ändert wenig an den Proportionen der Gegenwart und nahen Zukunft.
Frau Steinbach gefällt das nicht, und sie identifiziert die ihr genehmeren Biodeutschen und die Ausländer durch Haarfarbe und Habitus. Das nennt man heute rassistisch, man könnte es auch anders nennen. Wesentlich ist, daß man die erwünschten und die unerwünschten Mitbürger durch körperliche Merkmale definiert.
Ich teile Frau Steinbachs Ansichten und Absichten nicht, aber daß sie diese hat und vertritt und mit einem Foto zum Ausdruck bringt, kann man doch nicht verkennen, auch wenn man sonst nichts über sie weiß.

(Ich hatte sogar einmal mit Frau Steinbach zu tun. Sie war als Bundestagsabgeordnete bei der Vorstellung meines Schildbürgerbuchs anwesend und sprach mir ihre Anerkennung aus. Folgenlos wie alles von dieser Seite.)

Die Nazis gelten als die Rassisten schlechthin, obwohl sie einen absurden Rassenbegriff vertraten und mit ihrer judenfeindlichen Ahnenschnüffelei ad absurdum trieben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.03.2016 um 23.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31829

Ein hellblondes Kind umringt von Indern. "Deutschland 2030" steht über dem Foto. "Woher kommst du denn?" lautet die Bildunterschrift. Nicht zum ersten Mal fällt Erika Steinbach, Sprecherin für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf dem Kurznachrichtendienst Twitter durch rassistische Äußerungen auf ...
(MM, 1.3.16, S. 2)

Kann mir mal jemand sagen, was an diesem Bild und Text oder an seiner Verbreitung rassistisch ist?
Das Ansprechen bestimmter Themen ist zur Zeit einfach tabu. Wer es doch tut, wird als Rassist beschimpft.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.02.2016 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31611

Berlusconi hätte so etwas locker ausgesessen, obwohl (oder weil) er mehr Macht hatte als ein serbischer Verteidigungsminister. Und was passiert, wenn Donald Trump so einen Spruch macht? Momentan könnte man Trump, solange er kein Amt ausübt, wohl kaum mit Kritik wegen einer solchen Unkorrektheit einschüchtern, obwohl der Spruch aus seinem Mund tatsächlich eine pure Machtdemonstration wäre. Als US-Präsident könnte man ihn aber auch nicht wegen schlechten Benehmens aus dem Amt jagen. Je mehr Macht, desto eher kann sich ein Obermacho so einen Spruch doch wieder erlauben, ohne sein Amt zu verlieren.

Meiner Meinung nach müßte es normalerweise genügen, wenn öffentlich so viel und so lange Kritik geübt wird, wie es dem Vorfall und der Person eben gemäß ist. Dazu gegebenenfalls noch eine formale Rüge. Das wird den Übeltäter warnen und darüber hinaus – noch wichtiger – auch viele andere, die den Fall mitbekommen. Soziale Kontrolle. Der Minister sollte sagen können, es habe sich nur um einen Scherz gehandelt, im übrigen entschuldige er sich für die nicht beabsichtigte ärgerliche Wirkung und gelobe Besserung. Wiederholungstäter kann man zum Teufel jagen. Aber ein Minister-Rücktritt wegen einer einmaligen Frotzelei? Das erscheint mir überzogen.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 08.02.2016 um 23.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31606

Wenn er "Journalisten" statt "Journalistinnen" gesagt hätte, wäre er vermutlich noch im Amt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.02.2016 um 20.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31605

Alle Serben sind Mačos. Das Amt muß daher zwingend von einer Frau übernommen werden.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 08.02.2016 um 20.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31604

Ich trauere um den ehemaligen serbischen Verteidigungsminister. Als eine Journalistin Anfang Dezember bei einer Pressekonferenz vor ihm in eine kniende Position gegangen war, hatte Bratislav Gasic gesagt: "Ich liebe diese Journalistinnen, die so leicht auf die Knie gehen."

www.spiegel.de/politik/ausland/serbien-minister-wegen-sexistischem-spruch-entlassen-a-1075995.html

Jetzt ist er entlassen, nachdem "Oppositionspolitiker, Journalistenverbände und Frauenrechtsgruppen" sich in ausdauernder Empörung geübt hatten. Irgendwie kann ich es ja verstehen. Aber dennoch, da stimmt etwas nicht. Ist es denkbar, daß der Spruch kein Witz gewesen sein soll? Wenn es aber ein Witz war, wie kann man sich dann monatelang darüber empören? Was wird hier eigentlich bestraft: der Humor?

Aber vielleicht ist der Mann ja wirklich ein Macho. Was es für ein Mann ist, ein Witzbold oder ein Charakterschwein, scheint irgendwie keine Rolle zu spielen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2016 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31544

Die Polizei stehe „auf dem Boden des Pressekodex“, sagt auch die Polizeigewerkschaft. Aber die Polizei ist doch eine staatliche Institution und steht auf dem Boden des Grundgesetzes? Steht sie etwa auch auf dem Boden des katholischen Katechismus und auf weiteren Böden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2016 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31465

Wie fühlt man sich, wenn man zu Hunderten für die dann doch nicht vergewaltigte Lisa auf die Straße gegangen ist? Wenn man "Wir weinen" auf Schilder geschrieben und Kerzen entzündet hat für einen Flüchtling, der dann doch nicht gestorben ist (weil es ihn nie gegeben hat)? Kein Problem, die wohlbekannte Formel lautet: Schon daß wir es für wahr halten konnten, zeigt doch, wie schlimm die Lage wirklich ist. Jede weitere Inszenierung kann das nur bestätigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2016 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31458

Zwei Kommentare der FAZ (28.1.16) beschäftigen sich mit den Unterwerfungsgesten der italienischen Behörden, erwähnen allerdings nicht die wirtschaftlichen Motive. Für Öldollars beginnt man Kriege, für Öldollars gibt man die vielziterten eigenen „Werte“ auf. Es gibt übrigens noch millionenfache Nacktheit in Stein und in Öl, die man verhängen oder gleich vernichten könnte, wegen der Muslime unter uns. (Einer der beiden Kommentare kann sich einen Schlenker gegen "Charlie Hebdo" nicht verkneifen.)
Was den Verzicht auf Wein bei einem Bankett betrifft, so habe ich schon an Familienfeiern teilgenommen, die mit Rücksicht auf einen anwesenden Alkoholiker auf Wein verzichteten; umgekehrt ist ein anwesender Abstinzler hinreichend versorgt, wenn auch alkoholfreie Getränke auf dem Tisch stehen. Daß alle anderen auch verzichten, geht in jeder Hinsicht zu weit und wirft daher peinliche Fragen auf.
Überhaupt: Wie kann man den Religionswächtern den Anblick der westlichen Moderne ersparen? Indem man sie „verhängt“?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2016 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31453

"Mit Rücksicht auf die religiösen Gefühle" des iranischen Präsidenten haben die italienischen Behörden Nacktstatuen in den Kapitolinischen Mussen verhüllt und beim Abendessen keinen Wein serviert.
Vielleicht geschah es aber auch mit Rücksicht auf die erhofften Geschäfte mit Iran.
(Wer islamisiert hier wen?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2016 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31421

Durch die Medien ging Ende letzten Jahres etwas, was ich hier in Auswahl dokumentiere:

Not Satire: Student Leaders at University of Ottawa Cancel Free On-Campus Yoga Class
Wait Until You Hear Why

Nov. 23, 2015 1:01pm Jon Street

The University of Ottawa in Canada is ending a free on-campus yoga class over concerns the popular meditative exercise routine could be seen as a form of ”cultural appropriation.”
The university’s Centre for Students with Disabilities is claiming ”while yoga is a really great idea and accessible and great for students … there are cultural issues of implication involved in the practice.”
But Jennifer Scharf, who teaches the free yoga, class, told the Ottawa Sun that people are “just looking for a reason to be offended by anything they can find.”
“There’s a real divide between reasonable people and those people just looking to jump on a bandwagon. And unfortunately, it ends up with good people getting punished for doing good things,” Scharf said.
The center suggested that some practices involved in the routine “are being taken from” some cultures that ”have experienced oppression, cultural genocide and diasporas due to colonialism and western supremacy.”
Thus, the center contends, “we need to be mindful of this and how we express ourselves while practicing yoga.”
Acting student federation president Romeo Ahimakin said that as a result, student leaders are looking at ways to make students aware of where the spiritual and cultural aspects of yoga come from,  ”so that these sessions are done in a respectful manner.”
Meanwhile, yoga classes have been put on hiatus. It was not clear when or if they might resume.


Man könnte hinzufügen, daß alle Völker irgendwann unterdrückt waren, die Inder auch von ihren eigenen Leuten. Aber man muß von den Richtigen unterdrückt worden sein, also weißen westlichen Männern, um den Schutz der PC zu genießen.

Die wohl eher linken Studentenvertreter von Ottawa erhielten Unterstützung von der Hindu American Foundation, einem Ableger der rechtsradikalen Hindunationalisten, die zur Zeit Indien in ihre Gewalt zu bringen versuchen, zum Schaden des Landes. „Never the twain shall meet“? O doch, sehr leicht sogar.

Ich brauche nicht zu sagen, wie schwachsinnig die ganze Idee der Enteignung fremder Kulturen ist. Indien verliert ja nichts, wenn andere Joga treiben, im Gegenteil, es ist ein Exportschlager und fördert den Tourismus. Außerdem ist der spirituelle Hintergrund von Joga, soweit nicht ohnehin mit westlicher Hilfe erfunden (wie die übermäßige Wertschätzung mancher Überlieferung), bei den Studenten in Indien, die ich unterrichtet habe, sehr schwach entwickelt, um es einmal so auszudrücken.


Noch eine Blüte aus dem Garten der Verrückten:

Snow White to be accompanied by "seven friends" as "dwarves" could cause offence
POLITICALLY correct theatre chiefs have prompted ridicule after announcing that their pantomime this year is called simply Snow White – with no mention of the seven dwarfs.

By Paul Jeeves

Tue, Sep 8, 2015

Producers at Leicester’s De Montfort Hall have announced that their heroine instead has seven “friends”, played by children.
They claim people would be offended if the vertically challenged Doc, Dopey, Bashful, Grumpy, Sneezy, Sleepy and Happy were described as dwarfs.
But last night Harry Potter actor Warwick Davis, who is 3ft 6in tall, branded the decision “patronising”.
The Hollywood star, known for his big screen roles as a short actor, said the venue was wrong to change history.
The dwarfs have gone by various names in adaptations of the 19th-century Brothers Grimm classic.
But they have almost always appeared as Snow White’s faithful comrades.
Warwick, 45, said that political correctness was a “smokescreen” and the decision was more likely to avoid the cost of employing short actors.
He said: “I find it quite patronising when people are offended on our behalf.
“I’m sure there are those out there who don’t like the term, but as a short actor I want to be given the choice about whether I appear in panto or not. I don’t want someone making that decision for me.
“Saying that, I think it’s all a smokescreen anyway. The profit margins for pantos are not very big and it's obviously much cheaper to involve schoolchildren than it is to pay lots of professional short actors."
Snow White has been recreated numerous times on television, on stage and in Hollywood.
The original story was written in 1812. Its most famous interpretation was the feature length animal made by Walt Disney in 1937.
"It loses something if you don't have Snow White's dwarfs," said Warwick, who starred as one of the dwarfs at the New Wimbledon Theatre in 2012.
"I've been in a lot of pantos and I don't think it's offensive.
"The excuse of people being uncomfortable is a poor one. I doubt they've questioned the audience about it."
The Leicester show features Loose Women and former Coronation Street star Sherrie Hewson as the Wicked Queen and Britain's Got Talent impressionist Jon Clegg.
Theatre regular Lucy Moore commenting on De Montfort Hall’s Facebook page, wrote: “I am all for not offending people but this is a case of political correctness going slightly mad.”
Sue Bourton commented: "I am a parent of a child with restricted growth (or to put it plainly a dwarf). The term dwarf is fine, as is little person. The term that is derogatory is midget and this should never be used.
"I was hoping that the show would use people with restricted growth to play the seven dwarfs. They should rethink this decision, it’s just plain silly.”
A spokesman for De Montfort Hall insisted: “The word dwarf is generally not a word that people feel comfortable with.”
Manager Antony Flint confirmed child dancers would play the “friends”.
He said: “The script still features the seven dwarf characters but our approach is more in line with the original Grimm brothers’ tale.
“But audiences will get the full traditional story.”

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2016 um 08.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31343

Genau zu dieser Frage: Nachdem Innenminister Jäger (NRW) erklärt hat, seine Polizei richte sich nach den Vorgaben des Pressekodex, fragt die FAZ, was die Polizei eigentlich der Pressekodex angehe. (16.1.16) So entsteht der Eindruck, daß wir neben der Lügenpresse auch eine Lügenpolizei haben. Die einfachen Polizisten sind eingeschüchtert und gehen einer Sache nicht nach, wenn sie sich damit einen entsprechenden Vorwurf zuziehen könnten. Ein zweites Mainstreaming neben Gender. Die Entzifferung öffentlicher Texte wird immer schwieriger.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 15.01.2016 um 14.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31327

Ist es nicht merkwürdig, daß die Polizei sich bei der Unterdrückung von Informationen auf den Pressekodex beruft?

Müßte sich die Presse nicht mit aller Kraft gegen eine solche Vorabzensur wehren?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2016 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31322

Auszug aus einem Interview, das in einfachen Worten die Lage darstellt:

Polizei ringt bei Nationalitäten von Straftätern um Worte

NÜRNBERG - Die Silvesternacht und ihre Folgen: Wie geht die bayerische Polizei mit der Herkunft mutmaßlicher Straftäter um? Die Lokalredaktion sprach mit Rainer Nachtigall, dem Vizechef der Deutschen Polizeigewerkschaft in Bayern.

Herr Nachtigall, unterdrückt die bayerische Polizei Informationen zur Herkunft mutmaßlicher Straftäter?

Rainer Nachtigall: Die Praxis in Bayern war bis zur Silvesternacht in Köln folgende: Der Streifenbeamte gibt nach einer Anzeige den Vorfall in das EDV-System ein. Ist er relevant für die Öffentlichkeit, landet er im Pressebericht. Dieser erscheint dann beim nächsten Vorgesetzten. Wenn in den Angaben des Beamten die Nationalität, wie etwa syrisch oder marokkanisch, auftauchte, dann musste das raus. Außer wenn es für die Fahndung relevant war. Das wird mit Blick auf den Pressekodex seit Jahren so praktiziert.

Warum war das so?

Nachtigall: Es ging darum, niemanden zu diskriminieren. Man würde damit eine Vielzahl von Menschen verdächtigen.

Doch seit der Silvesternacht hat sich das geändert?

Nachtigall: Mir ist dazu keine Weisung aus dem Innenministerium bekannt. Aber die möglichen Nationalitäten der mutmaßlichen Täter, die Frauen in der Silvesternacht sexuell attackiert haben sollen, wurden öffentlich gemacht. Auch nach Vorfällen in Nürnberg, Ansbach und Feuchtwangen.

Warum ist die Nennung der Nationalität überhaupt wichtig?

Nachtigall: Sie spielt bei der Ermittlung eine Rolle. Wenn ein mutmaßlicher Straftäter auf der Flucht ist, benötigen die Kollegen auf der Straße Hilfestellungen. Es ist ein Filter, um den Kreis der Menschen, die dafür infrage kommen, enger zu ziehen. Dann heißt es über Funk vielleicht, dass ein „südländischer Typ“ gesucht wird.

Ein Freund von mir hat schwarze Haare, er trägt einen dunklen Bart und seine Haut wird im Sommer schnell braun. Fällt der dann auch in das Raster?

Nachtigall: Natürlich nicht. Für eine erfolgreiche Fahndung sind weitere Angaben wichtig: das geschätzte Alter, die Größe, was er für Kleidung trägt, Haarlänge, Glatze oder volle Haare, Ohrringe, Tätowierungen. Übrigens wurden bei der Polizei für Bevölkerungsgruppen, die keinem geografischen Bereich zuzuordnen sind, Kunstbegriffe kreiert, um sie nicht zu diskriminieren.

Welche denn?

Nachtigall: Sinti und Roma werden als mobile ethnische Minderheiten bezeichnet. Es ist politisch so gewünscht. Es ist auch ein Spiegelbild unserer Zeit, in der man zu Recht den „Negerkuss“ in „Schokokuss“ umtaufte oder das „Zigeunerschnitzel“ in „Paprikaschnitzel“.


(nordbayern.de 15.1.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2016 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31320

Das Gedränge in der Mitte der Gesellschaft wird immer größer. Dort ist nun auch der Antiislamismus angekommen. Die das feststellen, sind naturgemäß nicht dieselben Forscher, die überall den Antisemitismus aufspüren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2016 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31209

"Schweigespirale", "Schweigekartell" – das Lamentieren wäre glaubwürdiger, wenn die Lamentierer sich nicht ausnahmlos dem Pressekodex in extensiver Auslegung unterworfen hätten und dies nicht auch weiterhin tun würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2016 um 07.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31200

Tatsächlich hatte ich in meinem eigenen Wörterbuch nachgesehen und mit Bedauern festgestellt, daß mitschuld nicht drinsteht. (Die bereits erarbeitete Neuauflage ist nicht erschienen, weil die Nachfrage zu gering war.)

Ich bin natürlich nicht gehalten, mich nach irgendeinem Wörterbuch zu richten, auch nicht nach meinem eigenen. In diesem Fall, an den ich damals einfach nicht gedacht hatte, ist mitschuld die sinnvollste Schreibweise.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 06.01.2016 um 18.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31184

zu #31168:

Das Wort mitschuld ist bisher nicht im Duden und auch nicht im Ickler verzeichnet. Vielleicht ein Hinweis auf eine verbesserte und erweiterte Neuauflage des Ickler?

Dabei ist das Wörtchen ja durchaus plausibel: wegen der Betonung und wegen des Wortes mitschuldig.

Google ngrams finden tatsächlich ein paar Vorkommen des Wortes. Historisch interessant ist die Entwicklung des Gebrauchs im letzten Jahrhundert. Anfang des Jahrhunderts steigt der Gebrauch etwas an und erreicht ein neues Plateau. Auf diesem Plateau ergibt sich ein erster kleiner Höhepunkt des Gebrauchs um 1918–1920. Der absolute Höhepunkt liegt im Zeitraum ca. 1945–1955. Etwa 1990–1992 findet sich wieder ein kleiner Höhepunkt.

Für die Großschreibung Mitschuld ergibt sich ein im wesentlichen gleiches Bild, was statistisch natürlich noch aussagekräftiger ist. Hier bewegt sich allerdings der Gebrauch schon seit 1850 auf dem gleichen Plateau.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2016 um 16.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31179

Noch einmal zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29964:

Obwohl ich ausgetreten bin, schickt mir das deutsche PEN-Zentrum unverdrossen seine Verlautbarungen zu. Heute ist es dies:

http://www.pen-deutschland.de/de/2016/01/06/deutscher-und-deutschschweizer-pen-besorgt-wegen-israelischer-politik-gegenueber-ngo-stopp-des-gesetzes-zur-schaerferen-kontrolle-von-nichtregierungsorganisationen-gefordert/

Welches PEN-Mitglied hat sich mit der Sache gründlich genug beschäftigt, um diese Resolution (oder was es ist) mittragen zu können? Glaubt man wirklich, damit etwas zu bewirken? Oder will man sich nur selbst in Erinnerung bringen?

(Man beachte auch den lächerlichen zweiten Absatz! Der PEN hat sich mutig auch schon Putin entgegengestellt, aber die Souveränität der russischen Regierung hat darunter nicht gelitten; deshalb kann auch Israel unbesorgt sein: der deutsche PEN wird den Staat Israel nicht aus den Angeln heben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2016 um 14.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31173

Das kommt auf die Theorie an.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.01.2016 um 10.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31171

Das scheint eine neue Form des Hegelianismus zu sein: »Um so schlimmer für die Erfahrungen!«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2016 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31168

Der Pressekodex ist mitschuld, wenn viele Menschen - weit über die Rechtsextremen hinaus - den Eindruck haben, einer Lügenpresse ausgeliefert zu sein. Aus Angst vor einer Rüge unterwerfen sich die meisten Journalisten und Pressestellen und verschweigen die persönlichen Merkmale von Tätern oder umschreiben sie in einer neuen Sklavensprache. Das Alter wird immer erwähnt, das Geschlecht meistens (aber damit dürfte es bald vorbei sein), die Herkunft und Rasse (wie man anderswo sagt) selten oder nie. Niemand begeht eine bestimmte Straftat, weil er schwarz oder Muslim oder Zigeuner ist; folglich dürften diese Merkmale überhaupt nie erwähnt werden, denn ein "begründbarer Sachbezug" zur Tat besteht nicht.

Es ist zu hoffen und anzunehmen, daß die Polizei wenigstens intern keine ebenso kastrierten Fahndungstexte verwendet, sondern meistens weiß, ob sie eine schwarze Frau oder einen weißen Mann sucht...
Die Leser und Hörer aber sollen nicht wissen, was sie auf anderen Wegen bald darauf dennoch erfahren und sich in vielen Fällen ohnehin denken können. Das erzeugt viel Verdruß. Für wie dumm oder wie anfällig hält man uns denn? Ich habe auch schon unangenehme Erfahrungen mit Zuwanderern gemacht, aber das beeinflußt meine Haltung zur Flüchtlingspolitik nicht im mindesten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2016 um 04.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31133

Als ich gestern eine Sendung über Palau hörte, fiel mir ein, daß wir als Kinder mit einer Geschichte aufwuchsen, an die ich hier erinnern möchte: Die deutsche Kolonialherrschaft lag zwar schon weit zurück, aber die Neger erinnerten sich noch an die glücklichste Zeit ihrer Geschichte. Unter den Deutschen (streng, aber gerecht) ging es ihnen am besten. Sie pflegen noch heute deutsches Brauchtum und wünschen sich die Deutschen zurück. Das ging auch aus der Reiseliteratur hervor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2016 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#31114

Kretschmann (laut Medien): "Wie soll eine Minderheit uns islamisieren?"

Ich habe zwar auch keine Angst vor Islamisierung, aber das mit der Minderheit ist so eine Sache. Eine Minderheit hat uns rechtschreibreformiert, eine andere Minderheit hat uns feministisch reformiert, und eine Minderheit versucht nicht ohne Erfolg, unser Sprechen, Denken und Leben politisch korrekt zu machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2015 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30958

Das Prinzip der Eigenbezeichnung, mit dem sich die Deutschen besonders hervortun, wird hauptsächlich dort angewandt, wo man politisch korrekten Eindruck schinden kann. Dazu ist logisch notwendig, daß der Leser die früher üblichen Bezeichnung noch kennt. Wir sagen also Mumbai, Kolkata, weil Bombay, Kalkutta entweder noch in Erinnerung oder leicht zu erraten sind. Schwieriger wird es bei Chennai, denn wenn der Leser oder Hörer nicht weiß, welches indische Kaff dahintersteckt, ist er nicht besonders beeindruckt. (Als ich vor 40 Jahren in Madras war, sprach dort noch niemand von Chennai, jedenfalls nicht gegenüber Fremden.) Aber es kommt noch hinzu, daß sowieso fast niemand es wissen will. (Überrascht stellt man fest, daß das chinesische Kaff Chongqing zwar sehr entlegen, aber nicht so winzig ist, wie man vermuten könnte; den Namen hat man auch gleich wieder vergessen.)
Wenn jemand das Prinzip radikal durchführt, wie Elmar Holenstein in seinem Philosophieatlas, manövriert er sich ins Abseits.
Die Leute reisen heute viel, fast jeder meiner Bekannten war schon in Australien. Aber die Gegenden, in denen man noch nicht war, sind doch, ehrlich gesagt, ziemlich weiße Flecken. Habe mich in den letzten Tagen über den Aralsee kundig gemacht und war etwas beschämt, als ich die genauere Lage der Städte und Flüsse im nördlichen Teil Asiens sah, die ich seit Kindheitstagen nicht mehr angeschaut hatte. In der Schule hatten wir auch nur was Abstraktes über Tundra und Taiga und "Bodenschätze" gehört. (Die "Bodenschätze" mit eigenen Landkarten waren sehr wichtig! In den höheren Klassen kam noch die märchenhafte "Subsistenzwirtschaft" hinzu.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2015 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30953

In Zeitungen wird über Versuche berichtet, nun z. B. auch Cecil Rhodes aus der britischen Geschichte zu tilgen (Entfernung von Denkmälern usw.) - ein Geschäft ohne Ende. Eine umsichtige Stellungnahme von Will Hutton dazu im Guardian (http://www.theguardian.com/commentisfree/2015/dec/20/atonement-for-the-past-not-censorship-of-history)

Ob man nun die Übeltäter oder deren Opfer (Neger, Juden, Zigeuner) aus der Geschichte streicht, die Wirkung der Damnatio memoriae ist immer dieselbe: Tilgung des Unrechts.

Meine Generation hat das große Beschweigen noch in der eigenen Kindheit erlebt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.12.2015 um 01.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30922

Eine einheitliche Integrationspolitik in Europa werde dringend gebraucht, hieß es auch zum Beispiel heute wieder in den Tagesthemen der ARD.

So dumm ist Das Erste ja nicht, daß es nicht wüßte, daß es eine mehrheitliche Haltung dazu in Europa längst gibt. Aber solange nicht ganz Europa zu 100% die Teutsche Haltung übernimmt, kann von einer einheitlichen Haltung natürlich keine Rede sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.12.2015 um 21.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30902

Höcke wird der AfD zunehmend zum Problem. Seine Auftritte erinnern mich an diese halb wahnsinnigen Sektenprediger, wie man sie aus manchen Western kennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2015 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30900

Da haben Sie auch wieder recht. Ich hatte das Wort "phylogenetisch" nicht wörtlich genommen, weil mir die Sache sowieso zu blöd ist.
Man fühlt sich auch an die Lynchjustiz der Südstaaten nach der Aufhebung der Sklaverei erinnert, die Mischung von Angst und Sexualneid. Also wohl doch rassistisch.
 
 

Kommentar von Andreas Blombach, verfaßt am 15.12.2015 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30899

Niemand stört sich daran, dass er auf die höhere Geburtenrate hinweist. Aber warum sollte das phylogenetisch bedingt sein?
Die Empörung beruht auf seiner Behauptung, Afrikaner verfolgten bei der Reproduktion eine r-Strategie, während es in Europa die K-Strategie gebe (siehe Videoausschnitte: http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/AfD-Hoeckes-Lehre-von-Menschentypen,hoeckeslehre100.html; das vollständige Video scheint nicht mehr zugänglich zu sein, aber an sich kann man sich irgendein Video von Höcke ansehen, um ihn als Demagogen zu erkennen: z.B. https://www.youtube.com/watch?v=nQ72wsiUWCE). Nun sind das aber Bezeichnungen aus der Biologie, die sich auf verschiedene Arten beziehen. Menschen als Art/Spezies verfolgen wie sehr viele Säugetiere und Vögel die K-Strategie (https://de.wikipedia.org/wiki/Fortpflanzungsstrategie; "eine Strategie verfolgen" halte ich hier übrigens für eine unglückliche Formulierung). Wenn Höcke nun Afrikaner der r-Strategie zuordnet, impliziert er damit nicht nur _sehr_ viele Nachkommen (bei Arten, die r-Strategien verfolgen, geht es nicht um 4-7 Kinder pro Weibchen, sondern um ein Vielfaches davon), sondern z.B. auch wenig elterliche Fürsorge/Brutpflege und natürlich Ausbreitung, Ausbreitung, Ausbreitung (Hilfe!).
Natürlich stimmt es, dass in afrikanischen Ländern Geburtenrate und Fruchtbarkeitsrate deutlich höher liegen als in Europa oder in den USA und dass dementsprechend trotz geringerer Lebenserwartung und höherer Kindersterblichkeit die Bevölkerung stark wächst (http://de.statista.com/statistik/daten/studie/169397/umfrage/natuerliche-wachstumsrate-der-bevoelkerung-nach-kontinenten/), aber Afrikaner und Europäer gehören keinen verschiedenen Arten an, die biologische Terminologie ist unzutreffend und irreführend, und die Behauptung, die unterschiedlichen Reproduktionsstrategien in Afrika und Europa seien evolutionär bedingt, ist m.E. tatsächlich rassistisch (an anderer Stelle fordert Höcke dann aber wieder eine nachhaltige Bevölkerungspolitik in afrikanischen Ländern, geht also wohl doch davon aus, dass sich aufgrund der äußeren Umstände auch die Geburtenrate ändern kann).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2015 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30898

Nach Björn Höcke (AfD) haben die Afrikaner phylogenetisch bedingt ein „aktiveres Reproduktionsverhalten“ als wir Europäer. Das ist in gewisser Hinsicht evident richtig, denn ihre Geburtenrate ist höher. Liegt es daran, daß sie mehr schnackseln (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23441)? Verhüten sie weniger? Und warum? „Rassistisch“ kann ich die Aussage in keinem Fall finden.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 08.12.2015 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30800

Die eher linksdrehende amerikanische Zeitschrift "The Atlantic" scheint den undemokratischen Exzessen der PC, für die sie selbst nicht ganz unverantwortlich ist, nun endlich entgegenzutreten: http://www.theatlantic.com/magazine/archive/2015/09/the-coddling-of-the-american-mind/399356/#article-comments. Überwiegend trocken, aber trotzdem lesenswert. Die Schlüsse der Autoren enthalten das eigentlich Selbstverständliche.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2015 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30797

Mit seinem rassistischen Vorschlag treibt der beliebteste Republikaner-Kandidat die Panikmache auf die Spitze. (SZ 8.12.15 zu Trumps Vorstoß gegen Muslime)

Der Islam als Rasse – diese Bedeutungsveränderung ist wohl nicht mehr aufzuhalten. Ältere Spuren schrecken nicht mehr.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.12.2015 um 21.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30723

U. a. zur Diskussion um Volk/Bevölkerung passend, ein Zitat der WELT von http://www.welt.de/vermischtes/article149472395/AfD-Chefin-Petry-quasselt-bei-Plasberg-alle-nieder.html, es geht um die ARD-Sendung "Hart aber fair" von gestern abend:

Als Petry in der Bewertung von Höckes umstrittener Nazi-Rhetorik fragte "Warum reden wir mal, bitte schön, nicht darüber, warum so sensibel darauf reagiert wird?", entfuhr es Pistorius: "Weil das völkischer Stumpfsinn aus dem 19. Jahrhundert ist."

Spontaner Beifall. Daraufhin erklärte Petry, dass das Wort Volk in Deutschland mittlerweile zum Schimpfwort geworden sei. Wahrscheinlich war das als Witz gemeint. "Sie gestatten, dass ich einen anderen Humorbegriff habe", sagte Plasberg. Petry: "Das ist völlig in Ordnung."

Die WELT hat jedenfalls keinen anderen Humorbegriff, sondern beweist hier nur, daß sie zu dumm ist zu verstehen, was bitterer Ernst ist.

Aber das wirklich Unverschämte ist, daß die WELT hier die gleiche Dummheit auch dem Moderator Plasberg unterstellt.

Sehen wir doch mal, wie das Gespräch tatsächlich verlief:

Petrys Bemerkung zum Schimpfwort Volk wurde in dieser Sendung von niemandem, auch nicht von Plasberg, weiter kommentiert. Die Sendung endete so (meine Mitschrift nach der Mediathek):

Plasberg: War das heute abend eine Veranstaltung der Lügenpresse, der Pinocchio-Presse, oder einfach nur der öffentlich-rechtlichen ARD?

Petry: Naja, der ARD auf jeden Fall, ...
(Sie holt etwas weiter aus und verwendet die beiden ersteren Begriffe nicht.)

Plasberg: Also noch mal, keine Lügenpresse?

Petry: Sie haben das Wort von mir nie gehört, ich wünschte mir mehr neutrale Berichterstattung, ...

Plasberg: Auch keine Pinocchio-Presse, oder?
(Dieses Wort stammt von Petry.)

Petry: Ach wissen Sie, ich find' den Begriff eigentlich gar nicht so schlimm. Wenn wir gegenseitig ein bißchen Humor aufbringen, halten wir das aus, mit Pinocchio hat es ein gutes Ende genommen.

Plasberg: Sie gestatten, daß ich einen anderen Humorbegriff habe,

Petry: Das ist völlig in Ordnung.

Plasberg: obwohl ich aus Köln komme. Gut, jetzt kucken wir nach Hamburg.
(Damit leitet er zur Sendung "Tagesthemen" über.)

Na, dann bleibt uns ja die Hoffnung, daß es mit der WELT auch noch irgendwann ein gutes Ende nehmen wird.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.11.2015 um 20.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30593

»Migrationshintergrund« wird im allgemeinen nicht näher spezifiziert. Das ist auch Sinn der Sache, da so Rußlanddeutsche und andere Einwanderer ohne »deutsche Wurzeln« in einen Topf geworfen werden können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2015 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30592

Überschriften wie "Terrorspur führt nach Deutschland" waren heute nachmittag sehr beliebt. Dann wurden die Festgenommenen freigelassen, weil sie offenbar mit den Pariser Attentaten nichts zu tun hatten. Der Bundesinnenminister übertrifft sich an Scharfsinn:

"Es hätte ein dicker Fisch werden können", sagt Innenminister de Maizière über die Festnahmen nahe Aachen. (Tagesspiegel)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 17.11.2015 um 12.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30591

Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris, Abdelhamid Abaaoud, hat nach bisher nahezu einhelligem Sprachgebrauch keinen marokkanischen Migrationshintergrund, sondern "marokkanische Wurzeln". Nun müßte man noch dafür sorgen, daß die übrigen Menschen mit marokkanischem Migrationshintergrund keine marokkanischen Wurzeln haben.

Ich verstehe in diesem Fall den Versuch der Abgrenzung, aber es ist auch beklemmend. Schlagartig scheint der Gebrauch bestimmter Wörter unmöglich zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2015 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30587

"Sind alle Migranten Terroristen? Natürlich nicht. Aber sie sind auch nicht alles Pazifisten."

Auf diese Banalität ist die FAZ inzwischen heruntergekommen. Herausgeber Berthold Kohler versucht damit, seinen grotesken Beitrag auf der Titelseite der letzten FAS zu rechtfertigen. Seine Korrespondenten in Paris und anderswo zeigen, wie es sich wirklich verhält.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.11.2015 um 21.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30583

"Das Perfektpartizip intransitiver Verben kann kein Substantiv bilden." Das gilt tatsächlich für die Verben der Bewegung und bei den übrigen für viele imperfektive intransitive Verben. Für viele perfektive intransitive Verben gilt das nicht; der Ertrunkene usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2015 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30582

Wer den Grundsatz der Eigenbezeichnung vertritt, dürfte eigentlich nicht von "Islamisten" sprechen. Sie selbst halten sich einfach für Muslime, sogar für besonders gute. Es gibt auch immer mehr Kritiker, die eine solche Unterscheidung für unzweckmäßig halten. In jeder Reigion hat man es mit verschiedenen Auslegungen und verschiedenen Graden der Ernsthaftigkeit zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2015 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30575

Hätte sich das OLG eingehend mit den Ausführungen des von Ditfurth privat in Auftrag gegebenen Gutachtens beschäftigt, wäre es vielleicht zu einem anderen Schluss gekommen. Die Linguistikprofessorin Monika Schwarz-Friesel hatte eine Expertise für das Berufungsverfahren angefertigt. Neben theoretischen und historischen Ausführungen zum Antisemitismus seien darin auch verschiedene von Elsässer verfasste Texte analysiert worden, sagt Ditfurth. In einer Mitteilung zitiert sie aus dem Gutachten: »Ihre Referentialisierung von Herrn Elsässer als ›Antisemiten‹ trifft zu, ist sachlich begründet, fachlich belegbar und durch eine wissenschaftliche Analyse der Äußerungen und kommunikativen Aktivitäten« von Elsässer als »gerechtfertigt zu betrachten«.
Das OLG behauptet dagegen in seinem Beschluss, das Gutachten bestehe »überwiegend aus Interpretationen von aus dem Zusammenhang gerissenen Äußerungen« Elsässers, die »nicht überprüfbar und teilweise für sich genommen nicht nachvollziehbar sind«. Auf diese Weise wurde die fundierte Expertise einer der renommiertesten Antisemitismusexpertinnen der Bundesrepublik von den Münchner Richterinnen kurzerhand beiseitegeschoben. Stattdessen hatte das OLG bereits in einem vorherigen Beschluss seine Antisemitismus-Definition nicht zuletzt auf Lexika aus den achtziger Jahren gestützt. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Pressekammer eines OLG nicht auf dem modernen Stand der Antisemitismus-Forschung ist, sondern für ihre Definition einen uralten Brockhaus und den Fremdwörter-Duden heranzieht«, sagt Ditfurth.


Ich kenne den Fall nicht, aber natürlich ist Schwarz-Friesel keine unvoreingenommene Gutachterin, und die Linguistik ist auch nicht imstande, Antisemitismus zu erkennen. Solche Eiferer diskreditieren die Sprachwissenschaft.

Inzwischen ist einige Zeit vergangen, und das Schweigen zur gegenwärtigen Gefährdungslage wird immer lauter.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2015 um 04.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30550

Einstellungsforscher aus Jena haben festgestellt, daß ein Viertel der Thüringer rechtsextremistisch sind. Die Fragen und ihre Auswertung waren allerdings so angelegt, daß zum Beispiel die FAZ ein rechtsextremistisches Hetzblatt wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2015 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30517

Nach einem großen Bericht im Wissenschaftsteil der FAS gibt es nun doch wieder Rassen. Wir brauchen nicht länger unseren Sinnen zu mißtrauen.

Man kann ja Rassen auch besser gegen Diskriminerung schützen, wenn man ihre Existenz nicht vorab bestreitet.

Wirklich rassistisch ist nicht die Annahme, daß es Schwarze gibt, sondern die One-drop-only-Ideologie: Eine schwarze Urgroßmutter verdirbt alles, während eine weiße nichts an der allgemeinen Schwärze ändert.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.11.2015 um 18.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30453

Okay, aber die Abhilfe ist schnell gefunden:
https://books.google.de/books?id=gRU_AAAAcAAJ&pg=PA528
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 04.11.2015 um 15.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30451

Ja, "das Geflüchtete (also das in Sicherheit Gebrachte)" versteht man hier (#30438) als das direkte Objekt eines transitiven Verbes. Aber in der Erlanger Universitätsleitungslingo sind eben Flüchtlinge gemeint, Menschen, die "geflüchtet *sind*", nicht *geflüchtet wurden und auf diese Weise von jemandem in Sicherheit gebracht wurden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.11.2015 um 09.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30438

Für das Geflüchtete (also das in Sicherheit Gebrachte) läßt sich sogar ein sehr alter Beleg finden:
http://books.google.de/books?id=CQRhAAAAcAAJ&pg=PA200
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 04.11.2015 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30437

Zu #30417: Irgendwie liege ich mit meiner Bemerkung hier falsch. Wenn ich auch mit den "Geflüchteten" und besonders mit den "Gegangenen" meine Schwierigkeiten habe, so gibt es sie doch, wenn auch letztere nur in ironisierender Sprache (er ist gegangen worden). Aber "das Vergangene" gibt es ganz natürlich, wie wohl auch "das Werdende", und die Pluralformen dazu kann ich mir auch vorstellen. Trotzdem meine ich, daß an meiner Bemerkung was Richtiges dran ist. Irgendwie empfinde ich (selbst Flüchtling am Ende des Zweiten Weltkriegs) die Bezeichnung "Geflüchteter" als von einem transitiven Verb abgeleitet, das es aber nicht gibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2015 um 09.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30425

Zwei bayerische Kommunalpolitiker sind zurückgetreten wegen rassistischer Äußerungen. Einer hatte einen schwarzen Pfarrer als Neger bezeichnet, eine andere Zuwanderer aus Eritrea "als Militärdienstflüchtlinge beschimpft". Letzteres ist seltsam, weil in allen Zeitungen zu lesen war, daß der Militärdienst ein Hauptmotiv eritreischer Flüchtlinge ist. Warum auch nicht? Es ist ein gutes Motiv, wenn auch kein Asylgrund.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 03.11.2015 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30417

Das Perfektpartizip von intransitiven Verben kann kein Substantiv bilden: sie ist gegangen – *sie ist eine Gegangene / man hat ihm noch nicht geholfen – *er ist noch kein Geholfener / sie sind geflüchtet – *sie sind Geflüchtete – aber nein doch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2015 um 03.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30416

Was mich an solchen Sachen am meisten stört, ist die Tatsache, daß die Verwaltung all diese Verrenkungen mitmacht, ohne die Wissenschaftler zu fragen, die ich in aller Bescheidenheit immer noch für das Herzstück einer Universität halte. Dieser Übermut der Verwaltung hat schon vor vielen Jahren angefangen. (Ich erinnere mich an das Treiben des damals eingeführten "Präsidenten" der Marburger Universität in den 70er Jahren.) Die Verwaltung betrachtet die Professoren als eine Art unmündige Kinder, bestenfalls weltfremde Fachidioten. Daher auch der fortschreitende Abbau von deren Selbstverwaltung. Gegen das selbstherrliche Auftreten der Pressestelle und anderer Dienstleister kommt die Wissenschaft nicht mehr an.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 02.11.2015 um 20.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30413

Ich empfinde die Verwendung des Wortes »Geflüchtete« hier geradezu als peinliche Verrenkung, denn zu dem grammatisch maskulinen »Flüchtling« gibt es gar keine feminine Form. Auch eine Frau ist gegebenfalls ein Flüchtling. Was sonst?

Ach so, ja, eine Geflüchtete. Das heißt, zu dem nicht manipulierbaren Wort »Flüchtling« sucht man eine Alternative, die (wenigstens im Singular) eine Differenzierung in Männlein und Weiblein zuläßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2015 um 13.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30405

Jetzt ist auch unsere Universitätsleitung in die Knie gegangen:

Der Reinerlös kommt dem Förderverein Internationalisierung der FAU speziell für die „Studienorientierung für Geflüchtete“ zugute.
 
 

Kommentar von Theodot Ickler, verfaßt am 29.10.2015 um 12.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30378

Tilman Krause enttäuscht uns nicht:
http://www.welt.de/147994009

Er bekämpft die Flüchtlingskrise aus dem Geiste der Erotik. Galant wie die Deutschen müssen die arabischen Männer werden, dann wird alles gut.

Seine sprachliche Kunstfertigkeit beweist er auch wieder mal:

"Wenn ich dich liebe, was geht's dich an", sagt eine Figur bei Goethe, der als Verstehensbemüher des Anderen in diesem Zusammenhang vielleicht nicht ganz überflüssig zu nennen ist, auch wenn man ihn gern unter "old school" abbucht.

Und Galanterie ist ein atmosphärischer Bodensatz; das kann man sich gut vorstellen.

Zum Schluß noch ein Schuß Liebeskunst:

Erotik verlangt Sichtbarkeit. Das sich Zeigen. Eine verschleierte Frau kann diese Subtilitäten nicht entzünden.

Das ist wohl auch der Grund, warum die Araber keine Liebeslyrik kennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2015 um 08.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30345

Zum selben Vorfall:

Flüchtlingsunterkunft in Hessen niedergebrannt
Unbekannte haben in dem Gebäude randaliert und Inventar in Brand gesteckt.
(ZEIT 26.10.15)

Wie die Fotos zeigen, ist das Haus nicht "niedergebrannt", sondern durch einen bald gelöschten Brand im Erdgeschoß vorübergehend unbewohnbar geworden. Das Verhalten der Brandstifter ist untypisch für fremdenfeindliche Anschläge: sich in Büroräumen aufhalten und saufen gehört normalerweise nicht dazu.

Die meisten Leser sind sicher, daß es ein fremdenfeindlicher Anschlag war, etwas anderes kommt für sie nicht in Betracht. Was der Polizeibericht - immerhin die einzige Quelle - dazu sagt, nehmen sie gar nicht zur Kenntnis. Ich sehe auch darin ein Merkmal jener Leserschaft, die sich die ZEIT herangezogen hat.

Übrigens kommt mir auch das Verb randalieren unpassend vor. Kann man randalieren, ohne daß es jemand bemerkt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2015 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30341

Vermutlich Brandstiftung

Feuer in hessischer Flüchtlingsunterkunft

49 Bewohner konnten das Haus im südhessischen Lampertheim unverletzt verlassen. Brandstifter waren wohl ins Erdgeschoss eingestiegen.

Ein Gebäude im südhessischen Lampertheim, in dem sich auch eine Flüchtlingsunterkunft befindet, ist vermutlich vorsätzlich in Brand gesetzt worden. Wie die Polizei mitteilte, sind Unbekannte am Sonntagabend in die Büroräume einer im Erdgeschoss des Gebäudes ansässigen Firma eingedrungen und haben Inventar in Brand gesteckt. Sie hätten auch Einrichtungsgegenstände herumgeworfen und vorgefundene Getränke ausgetrunken. Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gebe es bislang keine. Bei dem Brand wurden keine Menschen verletzt.
(FAZ 26.10.2015)

Die Zeitung lügt nicht direkt, aber die Überschrift legt etwas anderes nahe, als dann im Bericht steht. So arbeitet unsere Presse täglich. Die Rechtsextremen sind schlimm genug, man muß nicht noch Öl ins Feuer gießen.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 22.10.2015 um 19.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30307

Zu #30254:

1. Die Formulierung der Frau Käßmann erweckt den Eindruck, daß Kirsten Heisig sich selbst getötet habe, um sich den weiteren Debatten zu entziehen Das ist ja wohl sehr unwahrscheinlich. Selbst wenn es zuträfe, könnte Frau Käßmann es nicht wissen.

2. Der unbestimmte Artikel vor „Selbsttötung“ ist völlig fehl am Platz. Beim ersten Lesen habe ich mich unwillkürlich gefragt, wer sich denn wohl umgebracht habe.

3. Den zitierten Satz umweht ein aufdringlicher Geruch von politischer Korrektheit (wie bei Frau Käßmann wohl nicht anders zu erwarten). Daß es in dem Buch von Monika Heisig hauptsächlich um kriminelle jugendliche Zuwanderer geht, kann man daraus nur erraten. Daß es mehr oder weniger ähnliche Kriminalität auch unter deutschen Jugendlichen geben mag, ist doch so selbstverständlich, daß weder Kirsten Heisig noch sonst jemand das ausdrücklich „zeigen“ muß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2015 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30272

Zuwanderer auf die korrekte Benutzung der Toilette hinzuweisen wird als "unfaßbare" Überheblichkeit bezeichnet. Nun, da wäre ein wenig interkulturelle Belehrung am Platz. In Indien zum Beispiel habe ich selbst beobachtet, daß ärmere Menschen, denen der Staat Sozialwohnungsblocks mit Binnentoiletten (ich war nicht drin, kann es mir aber vorstellen) errichtet hatte, frühmorgens trotzdem über die Straße gingen, um auf freiem Feld ihre Notdurft zu verrichten und dabei auch ein wenig zu plaudern. Diesen Menschen kommt es geradezu ungehörig vor, dieses Geschäft innerhalb der Wohnung zu erledigen. (Wie sie es ja auch unmöglich finden, daß die Europäer und Amerikaner zum Säubern des Hinterns mutmaßlich dieselbe Hand benutzen wie fürs Essen.) Das ist doch völlig konsistent gedacht und eine so feste Gewohnheit, daß ein deutlicher Hinweis auf andere Sitten keineswegs abwegig oder unverschämt ist. Da jetten unsere Leute dauernd um die ganze Welt und kriegen so wenig mit!

Ziemlich lange wird es wahrscheinlich dauern, bis Männer aus gewissen Ländern lernen, daß man hier kein Messer mit sich führt, um in Streitigkeiten seinen Mann zu stehen. Das ist besonders schwer durchzusetzen, wenn man an unsere amerikanischen Freunde mit ihren Schußwaffen denkt. Man kann es so oder so machen, aber bei uns macht man es eben so. Damit ist kein Unwerturteil verbunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2015 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30254

Allerdings zeigt Kirsten Heisig, die sich leider durch eine Selbsttötung weiteren Debatten entzogen hat, dass dies ganz gewiss nicht nur ein Problem von Zugewanderten ist. (Margot Käßmann: Antrittsvorlesung als Max-Imdahl-Gastprofessorin. Bochum 12. Januar 2011)

Warum hinterläßt die Formulierung bei mir einen unangenehmen Nachgeschmack?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2015 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30246

In einer besonders geschmacklosen Werbeaktion haben sich Bundestagsabgeordnete und andere Leute in schicken Schwimmwesten auf einem ff Original Flüchtlingsboot auf der Spree ablichten lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2015 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30230

Die AfD droht Merkel mit einer Strafanzeige wegen Schleuserei, Seehofer droht ihr mit einer Verfassungsklage. Er wirkt allerdings eher wie ein Hund, der hinter dem sicheren Zaun ganz wild tut, aber den Schwanz einzieht, wenn man das Gartentor öffnet. Er ist ja für die Außengrenzen nicht zuständig, und auf den angekündigten Alleingang würde die Reichexekution folgen usw., alles ganz unterhaltsam. In Bayern verzetteln sich besonders viele Spitzenpolitiker mit Schaugefechten, während Zehntausende ihre Pflicht tun und mehr als das.

Ein Flüchtlingssoli der EU wird die Begeisterung für immer mehr Zuwanderung bedeutend steigern. Er läßt sich aber kaum vemeiden, wenn man den Migranten nicht erlaubt, auch unterhalb des Mindestlohns anzufangen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2015 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30216

Es wird behauptet, Merkel habe die gegenwärtige Völkerwanderung ausgelöst. Aber stimmt das auch? Hat sie sie auch nur beschleunigt?
Nach meiner Erinnerung hat sich die Haltung der Bundesregierungen über die Jahrzehnte hinweg nie geändert. Ich habe mich schon von Berufs wegen mit der Ausländerpolitik befassen müssen und immer gefunden, daß das Hauptproblem in der Unentschiedenheit eines Einwanderungslandes wider Willen lag. Daher hat sich in der ganzen Welt herumsprechen können, daß es illegalen Zuwanderern nirgendwo so leicht gemacht wird wie in Deutschland. "Wir bleiben alle" ist daher der angemessene Slogan, den die "Unterstützer" ihrer Klientel in den Mund legen konnten. Ergänzt wurde er durch die unausgesprochene Maxime oder vielmehr Zustandsbeschreibung "Jeder kann kommen". Das ist aber keine Erfindung Merkels.

Schon die Zuwanderung der Gastarbeiter und ihrer Familien wurde durch Spruchweisheiten von Max Frisch bzw. Heinz Kühn aus dem Bereich rationaler Politik herausgelöst, und so ging es dann weiter bis heute, ein deutscher Sonderweg.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.10.2015 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30199

Nun ja, es kommt drauf an. Fast alle Übersetzer, die ich kenne, übersetzen ausschließlich in ihre Muttersprache. Es hängt hauptsächlich vom Einsatzgebiet und vom Arbeitsplatz ab. Es gibt nicht wenige Arbeitgeber, die nur muttersprachliche Übersetzer anstellen. Die Forderung, Nichtmuttersprachler bei Stellenausschreibungen nicht auszuschließen, führt dann zu solchen sprachlichen Verrenkungen in Stellenanzeigen, die den betreffenden Bewerbern am Ende aber nichts nützen, sondern nur die Arbeit derer erschweren, die sich durch einen zusätzlichen Stoß aussichtsloser Bewerbungen durchwühlen müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2015 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30198

http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/mein-urteil/arbeitsrecht-darf-ein-arbeitgeber-deutsch-als-muttersprache-verlangen-13809367.html

Hessisches LAG 16 Sa 1619/14)

Das Gericht hat entschieden, daß bei Ausschreibungen niemand wegen seiner „Ethnie“ bzw. „Herkunft“ diskriminiert werden dürfe. Das geht allerdings etwas schief am Thema Sprache vorbei. Leser haben das ebenfalls kritisiert. Die meisten meinen, mit einer anderen Formulierung („Deutschkenntnisse auf muttersprachlichem Niveau“) sei dem Recht Genüge getan.
Selbst Übersetzer übersetzen nicht ausschließlich in ihre Muttersprache, am wenigsten Fachübersetzer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2015 um 03.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30197

Neulich konnte man in der Notunterkunft in Berlin-Spandau miterleben, wie Dutzende freiwilliger Helfer – oft vom Typ ergrauter Akademiker oder zupackender Familienmanagerin – sechshundert Kleiderkartons von einem Gebäude in ein anderes schleppten, um dort eine neue Ausgabestelle für die Kleiderspenden herzurichten. Die Leute schufteten schwitzend, viele waren körperliche Arbeit ganz offenbar nicht gewöhnt. Drum herum standen in Scharen, rauchend, scherzend, Musik hörend ebenso viele Iraker, Syrer, Albaner und taten: Nichts. Nach und nach kamen mehrere, die es nicht mit ansehen konnten, und griffen den Freiwilligen unter die Arme. Die meisten aber schauten zu, einige beschwerten sich darüber, dass sie nicht schon während des Umzugs in den Kartons stöbern durften. (Peter Carstens in FAS 4.10.15)

Der wohlwollende Verfasser sucht selbst für dieses Verhalten die Schuld noch bei den Deutschen.
Möglicherweise betrachten viele Zugewanderte das Schleppen von Kartons – auch noch vor den Augen der anderen – als eine ehrenrührige Tätigkeit. Das erinnert mich an Erfahrungen mit lieben indischen Kollegen, die schwer beleidigt waren, wenn man mit ihnen in der zweiten Klasse der Deutschen Bahn zu reisen wagte. Etwas anderes als die erste Klasse kam nicht in Frage, wenn man es in Indien zu etwas gebracht hatte (obwohl die Professoren nicht gerade auf der obersten Stufe stehen) oder der richtigen Kaste angehörte. Für dieses Verhaltensmuster kann man niemanden persönlich verantwortlich machen, das sind eben ganz verschiedene Welten. Die illusionäre Willkommenskultur muß zwangsläufig zu Enttäuschungen führen, weil man eben keine Ahnung hat.
Es wird wohl erst in der nächsten Generation etwas einfacher. Die unbegleitet eingereisten Jugendlichen (von 14 bis 18), denen meine Frau Deutschunterricht gibt, wirken gutwillig und lernfähig. Es kommt alles auf die Umgebung an, in der sie aufwachsen; an Bemühungen der Stadt Erlangen und vieler freiwilliger Helfer fehlt es nicht.

Frustrierend sind nicht nur die wirklichen Verhältnisse, sondern auch die schönfärberischen Artikel in der Jubelpresse, die aber nun ins Gegenteil umzuschlagen beginnen, was der Sache auch wieder nicht gut bekommt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.10.2015 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30177

»Beim Tod einer in einer Kleingartenanlage in Dessau-Roßlau gefundenen Frau könnte es sich um ein Familiendrama handeln.
Möglicherweise habe ein naher Angehöriger sie „aus kulturellen Motiven” umgebracht, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Dessau-Roßlau am Samstag morgen. Es bestehe der Verdacht, daß es „Konflikte mit dem Lebensstil” der jungen Frau gab. Details blieben aber zunächst unklar. Auch die Identität der Frau war weiter unbekannt. Nach bisherigen Erkenntnissen könnte die Tote aus dem Nahen Osten stammen und schon länger im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gelebt haben.«

Ach so, denkt der Leser, ein Ehrenmord also.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2015 um 17.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30172

Gestern wurde der Philosoph Precht übers Essen befragt, fast eine ganze Seite in der FAZ:

Die gehobene Mittelschicht wird sich immer hochwertiger ernähren, zum Beispiel mit Biofleisch. Für die sozial Abgehängten bleiben industriell produziertes Fleisch und preiswertes Fastfood. (...)
Kraken essen geht gar nicht. (...) Ein Octopus ist ein unglaublich komplex entwickeltes Wesen, das ist der Mensch des Meeres. Sicher gehört auch eine ästhetische Faszination dazu. Oder Elefantenrüsselfische. Sie haben im Verhältnis zum Körpergewicht das größte Gehirn aller Lebewesen im Tierreich.

Was er eben so aufgeschnappt hat (Elefantenrüsselfische!). Bemerkenswert ist die konventionelle Sprache: hochwertig ist ein nichtssagender Ausdruck aus der Werbung (hochwertige Stickerei usw.) Die sozial Abgehängten sind die Armen. Gesundes Essen ist nachweislich eher eine Frage der Intelligenz und der Bildung als des Geldes. Ich könnte einige Tips geben, wie man viel besser und billiger lebt als mit Fastfood.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2015 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30147

Als zwei Arbeiter am prächtigen Sitz der Präfektur in Nizza eine Hakenkreuz-Fahne ausrollen, schreien Passanten die Männer an. Die Sorge, hier seien Faschisten am Werk, ist aber unbegründet. (FAZ 29.9.15)

Natürlich! Das Hakenkreuz war ja das Symbol des Nationalsozialismus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2015 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30138

„Kippt die Stimmung in der Flüchtlingskrise?“ (t-online.de 29.9.15)

Nein, nur die (eingebettete) Berichterstattung. Die Presse verwechselt sich wieder mal mit der Wirklichkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2015 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30136

Der "Tagesspiegel" konstruiert aus Sonntagsreden und hingeworfenen Bemerkungen, daß aus Gauck der Verstand spricht, aus Merkel das Gefühl. Wer hätte das gedacht! Und:

Während Merkel die angesichts der Aussicht auf Hunderttausende von Flüchtlingen ängstlichen und skeptischen Deutschen gleichsam ausbürgert („dann ist das nicht mein Land“), erklärt Gauck deren Sorgen für verständlich und berechtigt.

Hilfe! Merkel hat mich ausgebürgert!

Eine richtig schöne Lügenpresse ist leichter zu ertragen als das tägliche Geschwätz der zeilenschindenden Kommentatoren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2015 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30101

Mit den Bettlern haben sich auch die Formen nonverbaler Kommunikation erhöht. Der deutsche Bettler saß gern mit Hund am immergleichen Platz, eine Institution wie die Post oder der Kaufhof. Dann kamen die ausländischen Frauen mit ihren Kindern und professioneller Elendsmiene und -gestik, und neu waren auch die Hintermänner, die in regelmäßigen Abständen vorfuhren, um die Einnahmen sicher zu verwahren. Was wir aus anderen Ländern kannten, wirkte hier exotisch, aber nachvollziehbar. Anstrengender ist der Anblick kräftiger junger Männer, die vor den Ladeneingängen knien und mit dem Oberkörper vor- und zurückwippen. Neuerdings sehe ich oft Leute, die von weitem den Finger heben wie in der Schule. Anfangs dachte ich noch, sie hätten sich verlaufen und wollten nach dem Weg fragen, einen Zettel mit Adresse in der Hand. Ich habe angehalten, bin vom Rad gestiegen und habe mich erkundigt, aber es war dann doch dieselbe Bettelei wie sonst.
Kaum je habe ich aber die internationale Bakschisch-Geste wahrgenommen (geschlossene Finger mehrmals zum geöffneten Mund führen). Könnte mit der Herkunft zusammenhängen oder der Abwehr von "Sachleistungen" statt Geld dienen, wie es den Deutschen vielleicht unterlaufen könnte.

Um so seltener sieht man den fabelhaften russischen Akkordeonspieler, der nicht nur die unvermeidlichen Vier Jahreszeiten zum besten gibt, sondern manchmal auch eine Bachsche Orgeltoccata und von mir zwei Euro und ein Kompliment auf russisch bekommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2015 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30052

Wenn man auch für kleinste Grüppchen einen Platz im Herzen der Politischen Korrektheit freihalten will, gerät man ins Unferlose. Warum zum Beispiel sollten zwar die religiösen Überzeugungen unter besonderem Schutz stehen, nicht aber andere Meinungen? Kreationisten, nicht aber Evolutionisten? Glaubt man, die Wissenschaften könnten sich schon selbst verteidigen, weil sie Argumente haben? Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein.

Ich bin ein Anhänger des Radikalen Behaviorismus und fühle mich verletzt, wenn jemand diese Theorie kritisiert oder verzerrt darstellt. Allerdings kann ich mich wehren und habe es auch schon getan. Aber eigentlich sollte jede "zersetzende" Kritik verboten und nur aufbauende erlaubt sein, nicht wahr? Der Reichspropagandaminister findet das auch.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 24.09.2015 um 09.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30049

Wenn es eine Microaggression theory gibt (Beitrag #30043), müßte es eigentlich eine Microlove theory als Gegenstück geben. Oder zumindest die Theorie, daß sich microaggression durch microlove neutralisieren läßt. Praktisches Beispiel: Wenn ich Neger sage und dazu lächle, ist das so, wie wenn ich Schwarzer sage und nicht lächle.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2015 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30045

Flüchtlinge aufzunehmen ist in den meisten Fällen ein notwendiges Übel. Selbst die Hugenotten (meine Vorfahren) wurden zwar vom Landesherrn eingeladen und willkommen geheißen, nicht aber von der Bevölkerung; auch nicht hier in Erlangen. Es dauerte lange, bis man sich mit der unliebsamen Konkurrenz und Fremdheit arrangiert hatte. Dabei wurden sie nicht als Flüchtlinge aufgenommen, sondern eher als die heute wieder diskutierten "Facharbeiter" und erwünschten Einwanderer einer dünn besiedelten, in weiten Bereichen noch durch den Dreißigjährigen Krieg entvölkerten Gegend.
Meine Mutter flüchtete gegen Kriegsende vor der Roten Armee mit mir im Kinderwagen und meinem Bruder an der Hand. Im Westen, ihrer alten Heimat, fand die Familie schließlich Unterkunft in einem lange Zeit noch mit anderen Flüchtlingen vollgestopften Haus; immerhin Deutschen, wenn auch fremdartigen.

Das sind die schlimmen Tatsachen, an die ich erinnere, um das Gerede von "Willkommenskultur" in Frage zu stellen. Willkommen ist der Flüchtling nirgends und erwartet es auch nicht, man fügt sich bestenfalls von allen Seiten in die Notwendigkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2015 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30043

Übrigens erschien auch in der DDR ein hübscher Reclam-Band "Schwarzer Bruder – Lyrik amerikanischer Neger" (zweisprachig 1966); im Nachwort ist nur von Negern die Rede.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2015 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30042

Treibt man etwas auf die Spitze, so übertreibt man und hat die Lächerlichkeit. Kein Zweifel. Aber wo fängt es an? (Fontane)

Das Übertriebene hat auch was Gutes. Wer sich schon rein sprachlich ins Nirwana befördert, richtet im Diesseits wenigstens keinen Schaden mehr an.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.09.2015 um 09.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30041

Wie ich soeben aus dem Radio erfahre, sind »wir« heute in einigen Gebieten Nordrhein-Westfalens bei den Höchsttemperaturen »einstellig unterwegs«. Und dann dieser Artikel hier: http://www.welt.de/kultur/article146577437/Ein-kleines-Woerterbuch-des-Gender-Wahnsinns.html Mal sehen, ob ich heute noch aus dem Staunen herauskomme.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2015 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30038

Zur jüngsten Blüte der Political correctness in den USA, heute in der FAZ besprochen von Wolfgang Krischke, kann ich den Wikipedia-Artikel "Microaggression theory" empfehlen, der auf dem neuesten Stand ist. Man sollte auch das Tool beachten, das am Ende verlinkt ist. Ich erwarte, daß unsere Universität in absehbarer Zeit nicht dahinter zurückstehen will. Das Büro für Gender und Diversity sollte durch eine Task force verstärkt werden.

Ob über Bäume oder nicht, jedes Gespräch ist ein Verbrechen. Wer etwas sagt, sagt etwas anderes nicht. Das ist schon Diskriminierung. Omnis determinatio est negatio. Schweigen geht aber erst recht nicht. Man kann sich eigentlich nur noch erschießen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 23.09.2015 um 02.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30037

Ach so, ein Mißverständnis. Ich hatte das Wort wir auf uns Reformgegner bezogen.

Ja, ein wenig erinnert die indirekte Empfehlung, in Geschäften mit korrektem Aufkleber zu kaufen, an den einstigen Boykott der falschen Geschäfte. In beiden Fällen geht es um die Durchsetzung der politisch korrekten Einstellung gegenüber einer bestimmten Gruppe von Menschen, trotz anderweitiger Gegensätzlichkeit.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 22.09.2015 um 21.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30036

Es gab gewiß schon eine allgemeine Nichtkaufempfehlung in Deutschland in der Vergangenheit. Und damals standen auch gleich "Kundenberater" in einheitlicher Kleidung parat, um Skeptiker zu überzeugen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 22.09.2015 um 11.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30029

Ja, aber unsere Idee einer Nichtkauf-Empfehlung bezog sich auf bestimmte Produkte wegen ihrer nachteiligen Eigenschaften. So wie bestimmte Produkte als "fair" gekennzeichnet werden oder zum Beispiel "aus nachhaltigem Fischfang". Das finde ich in Ordnung, es orientiert den potentiellen Käufer.

Gut, so ein Aufkleber "Refugees are welcome" hat wohl kaum geschäftliche Auswirkungen. Als Refugee, der kaum Deutsch spricht, würde ich aber lieber ein Geschäft mit Aufkleber betreten, wenn es sagen wir 50:50 Geschäfte mit und ohne den Aufkleber gäbe. Je mehr Geschäfte den Aufkleber verwenden, desto mehr besagt er doch: "Wer diesen Aufkleber nicht verwendet, hat mutmaßlich etwas gegen Flüchtlinge." Das ist das Spaltende, das Gemeine an der Aktion.

Außerdem ist die Botschaft gar nicht so klar. Wenn sie auf einem T-Shirt steht, bedeutet sie eine Zustimmung zu der politischen Position "Flüchtlinge sind in Deutschland willkommen", vielleicht auch "Ich mag Flüchtlinge", vielleicht auch "Hallo Flüchtling, du kannst mich ansprechen". Wenn sie an der Tür eines Geschäfts klebt, was bedeutet sie dann? "Flüchtlinge sind in diesem Geschäft willkommen", sollte man auf den ersten Blick meinen. Also plötzlich etwas ganz anderes. Oder doch nicht, vielleicht zugleich dasselbe wie auf dem T-Shirt, also "Flüchtlinge können aus meiner Sicht gern nach Deutschland kommen"?

Es ist doch gut möglich, daß ein Inhaber den Aufkleber ohne zu lügen auf seine Ladentür klebt, um Flüchtlinge ausdrücklich in sein Geschäft einzuladen, obwohl er der Meinung ist, daß der Zuzug der Flüchtlinge unbedingt begrenzt werden muß (also das Gegenteil von "willkommen", auf alle Flüchtlinge bezogen). Am Ende weiß niemand, was der Aufkleber überhaupt bedeuten soll.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 22.09.2015 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30027

Eine Nicht-kauf-Empfehlung – oder war es mehr? – hatten wir auch schon mal, so irgendwann vor ... ich weiß nicht wieviel Jahren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2015 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30026

Aufkleber und Buttons mit moralischen Botschaften und Bekenntnissen finde ich insgesamt unerfreulich. Allzu deutlich sollen sie nur dem Träger einen Gratispunkt eintragen.
Am besten hat mir noch gefallen "Eure Armut kotzt mich an", weshalb ich ich mich auch im "Sprachreport" vor 20 Jahren (ids-pub.bsz-bw.de/files/305/Sprachreport_11_1995_1.pdf) auf ein Scharmützel mit den IDS-Gutmenschen eingelassen habe.
Elvis Presleys Manager verkaufte zwei Buttons gleichzeitig: "I love Elvis" und "I hate Elvis" und machte gutes Geld. So ist es richtig.
In diesem Sinn: "Refugees are welcome" (solange sie zahlen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2015 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30024

Geschäftliche Auswirkungen sind wohl nicht zu erwarten, dazu ist die Gewöhnung an solche unverbindlichen Bekenntnisse schon zu weit fortgeschritten. Was umgekehrt ja bedeutet, daß ihr Sinn schleierhaft bleibt. Es ist halt eines der vielen Stöckchen, über die zu springen einen guten Staatsbürger ausmacht. Wie es innen aussieht, geht keinen was an.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 21.09.2015 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30018

PS: Ich finde das Vorhaben auch deshalb gemein, weil sich die Inhaber überlegen müssen, ob sie sich damit mehr Vorteile oder mehr Nachteile einhandeln. Es wird ja auch Leute geben, die Geschäfte mit solchen Aufklebern eher meiden werden, entweder weil sie eine andere Einstellung haben oder weil sie eine solche Politisierung der Einkaufswelt ablehnen.

Womöglich trägt der Künstler Kopfzerbrechen und Ärger in viele einzelne Läden hinein. Was soll dabei herauskommen? Korrekte Leute kaufen in Geschäften mit korrekten Aufklebern ein, und auf Geschäfte ohne den Aufkleber mitsamt ihren Kunden kann man dann mit inbrünstiger Verachtung herabsehen, oder wie? Und wenn ein Kunde plötzlich nicht mehr kommt, handelt er sich den Verdacht ein, er sei gegen Flüchtlinge, auch wenn sein Fernbleiben andere Gründe haben kann. Toll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2015 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30017

Das kann ich nicht sagen, ich nehme an, daß die Ladeninhaber einzeln angesprochen werden. Ich möchte noch hinzufügen, daß Ausländer auch bisher schon in allen Erlanger Geschäften bedient wurden. Der Erfinder vertreibt - selbstverständlich gemeinnützig - auch T-Shirts mit Aufschrift, aber die anbrechende kalte Jahreszeit macht es möglich, noch eine Zeitlang ohne solche Accessoires durch die Straßen zu kommen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 21.09.2015 um 16.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30016

Gruselig. So spaltet man die Gesellschaft. Fordert er nur allgemein dazu auf, oder marschiert er in die einzelnen Geschäfte und trägt sein Anliegen vor?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2015 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30015

Ein Künstler fordert Erlanger Geschäfte auf, den Aufkleber "Refugees are welcome" an Schaufenstern oder Ladentüren anzubringen. Mal sehen, wer nicht mitmacht; da kaufe ich dann nicht mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2015 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29983

Im NZZ-Beitrag, dem ich den Link verdanke, wird auch erwähnt, daß ALDI kürzlich eine Flüssigseife aus dem Programm genommen habe, weil darauf eine Moschee abgebildet war (wegen der orientalischen Duftnote). Angeblich hatten Muslime sich verletzt gefühlt. Leser haben erkannt, daß es sich um die Hagia Sophia handelte... (http://www.welt.de/wirtschaft/article136502475/Muslime-empoeren-sich-ueber-Aldi-Seife-mit-Moschee.html)

Das ist nur ein winziger Teil der Epidemie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2015 um 09.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29979

Amerika ist uns oft einen Schritt voraus, und dann sehen wir uns und unsere Zukunft wie in einem Hohlspiegel:

http://www.theatlantic.com/magazine/archive/2015/09/the-coddling-of-the-american-mind/399356/

Warum gerade Studenten? Nun, unter ihnen gibt es überall viele, die den fachlichen Anforderungen nicht gewachsen sind und es dann auf der Betroffenheitsschiene versuchen. Aber es fehlt auch an Mut bei den Professoren und Dekanen, die den verletzten Seelchen nicht zuzurufen wagen: Du spinnst wohl? Marsch, an die Arbeit!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2015 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29975

Anschläge auf Flüchtlingsheime – Feuer aus der Mitte der Gesellschaft (SZ 17.9.15)

(Der Artikel sagt dann aber nur, daß die Polizei nicht weiß, wer die Brandanschläge verübt hat.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2015 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29965

In Erlangen finden erstmals die "Wochen über Schwarze Geschichte" statt, organisiert von einer schwarzen grünen Stadträtin. Im Interview der Erlanger Nachrichten geht sie auch noch einmal mit Innenminister Herrmann ins Gericht, weil er das N-Wort gebraucht habe. Nun hat er es allerdings nicht gebraucht, sondern aus den Worten seines Vorredners übernommen und sich ausdrücklich positiv über Schwarze geäußert; das nutzt ihm aber nichts, denn er hat das N-Wort artikuliert:

Das „N-Wort“ ist ein rassistisches Schimpfwort, und kann nicht durch nachträgliche Erklärungen weggelächelt werden. Aus Respekt vor der Geschichte der Afrikaner und African-Americans, die ihr Leben verloren haben und dafür gekämpft haben, dass dieses Wort abgeschafft wurde, darf das „N-Wort“ nicht stillschweigend hingenommen werden.
Dieses Wort ruft schlimme Erinnerungen hervor. Es wurde während der Sklaverei, der Kolonial- und Apartheidzeit von den weißen „Herren“ benutzt, um Schwarze Menschen in ihrer Menschenwürde bewusst zu verletzen, zu demütigen und sie als „Untermenschen“ zu betrachten und damit die Verbrechen, die an Ihnen begangen wurden, zu rechtfertigen. Ich kann nur hoffen, dass sich der Innenminister ganz offiziell für diesen faux-pas bzw. Mangel an sprachlicher Sensibilität entschuldigen wird, damit dieses „N-Wort„ nicht wieder salonfähig wird.


Das ist natürlich alles Unsinn. Vgl.:

The event grew out of “Negro History Week,” the brainchild of noted historian Carter G. Woodson and other prominent African Americans.
(http://www.history.com/topics/black-history/black-history-month)

Der Gipfel des Unsinns ist wohl die Behauptung, die Schwarzen hätten für die Abschaffung des N-Wortes gekämpft und ihr Leben hingegeben.

Vor mir liegt gerade der Klassiker "Negro Slave Songs in the United States" von Miles Mark Fisher, einem Schwarzen. Es erübrigt sich, weitere Belege anzuführen; negro und Neger waren bis gegen 1990 die normalen Bezeichnungen.

Die Zeitung tut Frau Herzberger-Fofana den Gefallen, das Wort schwarz immer groß zu schreiben (Schwarze Geschichte, Schwarze Menschen, weil eine winzige Interessengruppe es sich so ausgedacht hat. Was sie sich aber dabei gedacht hat, müßte jedesmal neu erklärt werden, und so bleibt es auch in diesem Fall eine bloße Kuriosität. (Mich erinnert es gemeinerweise an das stets groß geschriebene Deutsch in einigen Texten vom Anfang des 20. Jahrhunderts.)

Eigentlich will man um Verständnis und Sympathie werben – warum macht man es dem Publikum so schwer?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2015 um 07.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29964

In immer kürzeren Abständen legt mir auch der PEN Offene Briefe, Spendenaufrufe und Resolutionen zum Flüchtlingsproblem zum Unterzeichnen vor. Das geht über den Vereinszweck hinaus.
Ich unterzeichne grundsätzlich gar nichts. Manche unterzeichnen ebenso grundsätzlich alles, was menschelt.
Bezeichnenderweise wird praktisch nie zwischen Asyl und illegaler Zuwanderung unterschieden. Es gilt als inhuman, Unterschiede zu machen. Sind doch alles Menschen. Schon recht, aber wo kommen wir damit hin? Gefühl ist alles, Denken unerwünscht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2015 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29954

Natürlich kann man Merkels Politik kritisieren, aber man sollte die richtigen Anknüpfungspunkte wählen. Ihr Satz, Asyl habe keine Obergrenze, gibt ja nur geltendes Recht wieder. Selten erwähnt wird in der moralisierend aufgeladenen Diskussion, daß Krieg kein Asylgrund ist. Man kann Kriegsflüchtlinge aus humanitären Gründen aufnehmen, wobei es durchaus eine Obergrenze gibt; Asyl hat aber tatsächlich keine.

Die Verachtung für das geltende Recht als vermeintlich kalt und unmenschlich hat wieder mal eine Hochblüte.

Meine persönliche Willkommenskultur besteht zunächst in verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. Die düsteren Gestalten (nach eigener Auskunft aus Rumänien), die täglich durchs Dorf ziehen und sich Zugang zu den Häusern zu verschaffen suchen, machen mich mißtrauisch. Vor ein paar Tagen klingelte einer an der Haustür, während gleichzeitig ein anderer sich über den Garagenhof, auf dem er nichts zu suchen hat, der Rückseite des Reihenhäuschens näherte und meine Frau dort in ein Gespräch verwickelte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2015 um 17.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29911

Die dauererregten moralischen Wochenschriften haben einen neuen Fall:

Seehofers Stöpselsatz stellt Deutschland vor der Welt bloß (focus.de 11.9.15)

Eduard Engel und nach ihm Ludwig Reiners kannten den deutschen Stopfsatz, aber was ist ein Stöpselsatz?

"Ich sehe keine Möglichkeit, den Stöpsel wieder auf die Flasche zu kriegen."

Und diese Äußerung eines weithin unbekannten Bayern soll Deutschland vor der Welt bloßstellen? Der Focus macht sich nicht einmal die Mühe, die Redensart als einen hinreichend anstößigen Vergleich zu entlarven.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2015 um 09.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29881

Eine Erinnerung: Meine private Hindilehrerin in Neu Delhi überging ein Wort im Lehrbuch und behauptete, das gebe es gar nicht. Ich schlug im Wörterbuch nach: es bedeutet "Unterleib".
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 08.09.2015 um 20.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29872

Eine semantische Darstellung des Bombenfundes, weswegen heute die Regensburger Straße in Nürnberg gesperrt wurde, sehe ich auch in dem Begriff "Weltkriegsbombe" oder "Blindgänger".
Nur der Sprengmeister Weiß weiß, wer die Bombe abgeworfen hat. Würde man die Herkunft nennen, implizierte das eine Schuldzuweisung, und das geht natürlich auf gar keinen Fall.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 08.09.2015 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29871

Wenn die Mehrheit dafür ist, dem Islam einen hervorgehobenen Rang vor anderen Religionen zu geben, ist eine demokratische Willensbildung erfolgt, der sich eine demokratisch legitimierte rechtsetzende Entscheidung anschließen kann. Der Forderung des Grundgesetzes nach Glaubensfreiheit kann durch einen formalen Passus hinreichend nachgekommen werden.

Böckenfördes Formel hat mehr Leben als eine Katze. Es ist wohl an der Zeit, die Voraussetzungen für einen freiheitlichen Staat auf's neue zu schaffen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.09.2015 um 15.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29869

Eine Sonnenblume vor unserm Fenster wurde dieses Jahr 3,50 m groß. Schon sehr groß, nicht? Aber was ist das gegen die über 100 m hohen Bäume an der amerikanischen Westküste?

Ähnlich ist es mit dem Größenverhältnis der mittelalterlichen und heutigen Flüchtlingswellen (auch relativ zu den Gesamtbevölkerungszahlen damals und jetzt).

Und wenn Christen von einem christlichen Ort an einen anderen christlichen Ort ziehen und den dortigen Menschen von vornherein sehr ähneln, ist es auch etwas völlig anderes, als wenn zigmal so große Wanderungen zwischen völlig verschiedenen Religionen und Kulturen stattfinden.

Kulturelle Vielfalt hört sich erstmal gut an, und Integration bedeutet selbstverständlich keinen Zwang zur Konversion, schließlich haben wir Glaubensfreiheit. Solange demokratisch geschulte Menschen noch in der Mehrheit sind, mag das auch alles funktionieren. Aber es kommt einmal eine Zeit, wo die aus Nahost und Afrika Eingewanderten und ihre Nachkommen in der Mehrheit sein werden. Was wird uns unsere schöne Demokratie dann nutzen? Wer wird sich dann noch über kulturelle Vielfalt freuen und Glaubensfreiheit verteidigen?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.09.2015 um 13.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29868

Auch das (lateinische) Christentum hat in der Vergangenheit große Flüchtlingswellen verursacht: Vertreibung der Protestanten aus Böhmen nach der Schlacht am Weißen Berg; Vertreibung der Protestanten aus Österreich im Zuge der Gegenreformation; Vertreibung der Hugenotten aus Frankreich. Jedesmal waren sie ein Gewinn für das aufnehmende Land.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 08.09.2015 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29866

Genau wegen dieses unterschiedslosen Gebrauchs von "Flüchtlingen" hatte ich vor drei Tagen einen deutschen Radiosender angeschrieben und ihm die unzulässige Verallgemeinerung vorgehalten. Der Sender wüßte doch gar nicht, ob es sich um Flüchtlinge handele.
Die Antwort kam postwendend. Man lasse sich nicht davon abhalten, mit der gebotenen journalistischen Sorgfaltspflicht über ein gesellschaftspolitisch hochaktuelles Thema zu berichten. (Vordruck Nr. xy)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2015 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29864

In der Migrationsdebatte spielen auch semantische Fragen eine Rolle. Bekannt ist die Diskussion um die nicht mehr aufzuhebende unterschiedslose Redeweise von "Flüchtlingen".
Der Begriff "Wirtschaftsflüchtling" sei, so wird gesagt, zu Unrecht negativ besetzt. (Vom "Hass auf Wirtschaftsflüchtlinge" spricht ein Soziologe übertreibend.) Jeder habe das Menschenrecht auf die Suche nach einem besseren Leben. Die jungen Männer, die als "Wirtschaftsflüchtlinge" kommen, seien wagemutig, unternehmend, daher willkommen zu heißen usw.
Aber noch niemals ist aus dem Recht auf den "pursuit of happiness" ein Recht abgeleitet worden, in ein beliebiges Land ohne Umstände einwandern zu können. Damit würde man das erste Prinzip der staatlichen Souveränität beseitigen: selbst zu bestimmen, wer dazugehören soll.
Dies wird dann noch mit dem Asylrecht zusammengerührt. Leider tun gerade die Journalisten wenig, um die Leser täglich aufzuklären und für klare Begriffe zu sorgen, und die Verachtung für das "formal" Rechtliche ist fast allen gemeinsam.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2015 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29863

Dieser Fall ging durch die Presse:

The Democratic Party of Connecticut has announced that its annual fundraiser, the “Jefferson Jackson Bailey Dinner,” will be renamed, keeping only the “Bailey” in its reconstitution. John Bailey, a Connecticut New Dealer and JFK supporter, never owned slaves and never fought Indians. The other two­­ — Democratic presidents — were imperfect in the extreme and, presumably, no longer worthy of being honored. (www.salon.com)

Die Spürhunde der Political correctness sind auch drüben unermüdlich unterwegs, und sie werden immer etwas finden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2015 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29852

Der Kasseler Biologe Ulrich Kutschera, bisher in der Öffentlichkeit durch seine Kritik des Kreationismus bekannt, hat sich nun mit dem Genderwahn beschäftigt. Von Feministen bei der Universitätsleitung denunziert, wurde er umgehend von dieser gerüffelt.
Diesen Kampf wird er verlieren, da kann er noch so rational argumentieren und noch so breite Zustimmung anderer Wissenschaftler finden. So ist nun mal die Lage.

In Dortmund hat die FDP der Finanzierung des Ev. Kirchentages 2019 aus dem Haushalt der verschuldeten Stadt zugestimmt. Diese ehemals liberale Partei trat früher einmal für die Trennung von Staat und Kirche ein. Das will sie sich heute keinesfalls nachsagen lassen. Nur die mehr oder weniger Radikalen stimmten dagegen. So ist nun mal die Lage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.09.2015 um 17.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29848

Angela Merkel - Zauberlehrling
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.09.2015 um 10.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29847

In dem antirassistischen Film “Rat mal, wer zum Essen kommt“ ("Guess Who’s Coming to Dinner") mit Sidney Poitier, Katharine Hepburn und Spencer Tracy, 1967, stellt eine Tochter aus gutem weißen Hause ihren schockierten Eltern einen Schwarzen als ihren Zukünftigen vor. In der deutschen Synchronfassung werden unentwegt die Wörter Neger und Negerin verwendet, und zwar völlig wertfrei, es gibt nicht den Hauch eines abschätzigen oder gar beleidigenden Untertons. Die Wirklichkeitsferne der Sprachblockwarte ist schon erstaunlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2015 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29846

Brandanschläge auf Ausländer (wie Brandstiftung überhaupt) sind schlimm genug. Der Übereifer in der Bekundung von Empörung bewirkt das Gegenteil.

Offenbar haben nicht Neonazis die Turnhalle der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Wittenau angezündet, sondern kokelnde Kinder aus dem Flüchtlingsheim nebenan. (...)
Politiker aller Parteien hatten sich nach dem Brand im Bezirk Reinickendorf entsetzt gezeigt, Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) hatte „mehr Sicherheit“ für Flüchtlinge gefordert, andere hatten auf eine „aktive NPD“ in Reinickendorf hingewiesen.
(Tagesspiegel 29.8.15)

Zum selben Fall:
Alle fünf im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien hatten in einem gemeinsamen Aufruf erklärt, „mit aller Macht gegen diesen Terror“ von Rechtsextremisten gegen Flüchtlinge zu stehen. (FAZ 2.9.15)

Warum warten die Politiker nicht ab, bevor sie das Maul aufreißen?

Schwerverletzter bei Brand in Flüchtlingsheim
Bei einem Feuer in einem Flüchtlingsheim in Hessen ist eine Person schwer verletzt worden. (...) Bei einem Brand in einem Flüchtlingsheim in Heppenheim ist ein Bewohner schwer verletzt worden. Die Person rettete sich mit einem Sprung aus der zweiten Etage ins Freie und wurde dabei schwer verletzt, wie die Polizei mitteilte. Weitere Bewohner erlitten leichte Rauchgasverletzungen.

(ZEIT 4.9.15)

Wörtlich verstanden ist alles richtig: "Bei" einem Brand verletzte sich der Mann, aber der Gesamteindruck ist der einer beabsichtigten Irreführung.

Unterdessen breiten andere genüßlich Tabellen aus, die belegen sollen, daß die meisten Brände in Ausländerunterkünften von den Bewohnern selbst verursacht sind. Es kann sein, daß manche die Gewohnheit nicht ablegen wollen, ihr Essen auf offenem Feuer zuzubereiten, und es gibt noch andere Schwierigkeiten bei der Umstellung auf deutsche Behausungen. Das geht alles unter in der überhitzten Empörungskultur.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2015 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29845

Die Aussage des bayerischen Innenministers Herrmann steht in alter deutscher Tradition. Der Begriff "Neger" ist und war schon immer rassistisch, er ist ein Relikt der Kolonialzeit. (FR 3.9.15)

Das ist nicht wahr. Es sei denn, man bezeichnet die Aussage, daß es Schwarzafrikaner gibt, als rassistisch. Bommarius führt denn auch nur die bekannte schlechte Meinung über Schwarze und deren schlechte Behandlung durch die Kolonialherren als Argument an.

 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 24.08.2015 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29770

Wie einem Artikel in der Washington Post (Link) zu entnehmen ist, hat sich die PC-Bewegung längst ein neues Betätigungsfeld erschlossen, nämlich "cultural appropriation". Ich gebe gerne zu, daß ich bis zu diesem Wochenende noch nie etwas davon gehört hatte, obwohl die Verfasserin meint, es handele sich um ein etabliertes soziologisches Konzept.

Anscheinend ist das "Problem" bisher noch nicht ganz nach Deutschland oder (vor allem) Österreich durchgedrungen, denn es gibt (erfreulicherweise) noch keinen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel zu dem Thema. Es dürfte aber nur nur eine Frage der Zeit sein, und dann würde alles bisher in Sachen PC zu Beobachtende als Kinderkram erscheinen, denn ein großer Teil der Weltliteratur, -musik und -kunst dürfte damit auf dem Index landen, und auch die Wissenschaft wäre betroffen, jedenfalls in "westlichen" Ländern, denn um eine abzulehnende bzw. unmoralische kulturelle Aneignung handelt es sich dieser Denkschule zufolge nur, wenn sie von "westlichen" Weißen vorgenommen wird.

Die Autorin des Artikels weist mit Recht darauf hin, daß sich hier die PC-Bewegung mit Rassisten, Neonazis, Nationalisten und anderen rechten Strömungen in Übereinstimmung befindet, auch wenn die Motive ganz unterschiedliche sind.

Man darf gespannt sein, wie man in Wiener Ministerien und manchen deutschen Universitäten damit umgeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.08.2015 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29764

Das Rührstück um Kleber-Tränen im Fernsehen und unseren Erlanger Busfahrer hat anscheinend noch ein Nachspiel. Der Busfahrer hat doch tatsächlich die AfD geliked. Und so weiter. Das war aber alles vorige Woche und ist schon wieder vergessen.

Sollte man den Fernsehleuten raten, sich vor der Kamera ein bißchen zusammenzunehmen? Oder keine Schmierenkomödien aufzuführen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2015 um 14.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29728

Über Waldaschaff gibt es seit drei Wochen keine Berichte mehr, so daß wir immer noch nicht wissen, warum der Papiercontainer gebrannt hat.

„Dafür lohnt es sich, alle Kräfte zu mobilisieren, damit Angriffe auf Flüchtlingsheime wie im nur 20 Kilometer entfernten Spessartort Waldaschaff (Kreis Aschaffenburg) keinen Nährboden erhalten.“ (op-online.de 21.7.15)

Sie zündelten im unterfränkischen Waldaschaff, ... (Spiegel online 22.7.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2015 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29708

Duden:

Türke
Bedeutungsübersicht
1. Einwohnerbezeichnung
2. a. (oft als diskriminierend empfunden) etwas, was dazu dient, etwas nicht Vorhandenes, einen nicht existierenden Sachverhalt vorzuspiegeln
2 b. (oft als diskriminierend empfunden) wie eine dokumentarische Aufnahme präsentierte, in Wahrheit aber nachgestellte Aufnahme


Über 2 ist genug geredet, aber wie steht es denn mit 1?

Wikipedia schreibt:

Die Türken (türkisch Türkler) sind eine Ethnie, deren Hauptsiedlungsgebiete in Anatolien, Zypern und Südosteuropa liegen.

Wobei Ethnie der Vermeidung von Volk dient.

Wie sehen das die Türken selbst? Wen meint Erdoğan, wenn er Türk halkı sagt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2015 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29707

"Ich habe keine Zeit für Political correctness."

Donald Trump könnte einem sympathisch werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2015 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29609

Dazu passend:

Polizei schießt auf Flüchtling (Zeit online 2.8.15, ebenso im STERN)

Diese Schlagzeile ist die Quintessenz, auf die eine gewalttätige Auseinandersetzung von den Medien eingedanpft wird. Erst in den Artikeln selbst wird einigermaßen dargestellt, was alles vorhergegangen war, bis die Polizisten von der Schußwaffe Gebrauch machten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2015 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29598

Von heute an gilt Fremdenfeindlichkeit als strafverschärfendes Motiv. Das wird viel Haarspalterei hervorrufen, ganz unnötigerweise. Es ist eben ein Tribut an den Zeitgeist. Ich könnte mir vorstellen, daß auch eine religiöse Motivation strafverschärfend berücksichtigt wird. In beiden Fällen ist mit einer besonderen Hartnäckigkeit und Aufklärungsresistenz zu rechnen, wie z. B. die Anschläge auf Homosexuelle oder Abtreibungsärzte beweisen.
Übrigens müßte man bei Zuwandereren auch Einheimischenfeindlichkeit geltend machen; solche Fälle werden nicht ausbleiben, und was dann?
Oder eben so etwas: Sie gingen mit Latten aufeinander los: Massenschlägerei in Dresdner Flüchtlings-Zeltlager (1.8.15) Afghanen gegen Syrer - ist das nicht fremdenfeindlich?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2015 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29517

Allmählich sollte jeder wissen, daß im Dritten Reich der Begriff des Staatsbürgers rassistisch eingeschränkt und meistens durch Volksgenosse ersetzt wurde. Insofern ist die Inschrift einfach das Übliche, und der Plan, eine "erläuternde Tafel" daneben aufzustellen, kommt mir recht kindlich vor. Neben ungezählte Grabsteine und viele Kriegerdenkmale könnte man dann auch gleich Tafeln aufstellen, um das braune Gift, das hier hinter hohen Büschen seine Wirkung tat, zu neutralisieren.
Die bereits besprochene Inschrift Der Bevölkerung ist das Spiegelbild der nationalsozialistischen Version jenes Dem deutschen Volke. Beide schränken den Begriff des Volkes als des rechtlichen Subjekts und Souveräns in unzulässiger Weise ein. Der Sinn für das Recht wird von beiden Seiten untergraben.
Vielleicht sollte man zu solchen Dingen nicht ausschließlich die immergleiche "Rechtsextremismus-Expertin" befragen, aber das ist für die Zeitungen natürlich am einfachsten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2015 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29516

Jahrzehntelang nicht aufgefallen
Nürnberg: Nazi-Inschrift an Haus übersehen

Ein Schriftzug mit Nazi-Ideologie an einem Nürnberger Mehrfamilienhaus ist seit Jahrzehnten niemandem aufgefallen. Nun soll möglichst rasch eine erläuternde Tafel her.

dpa, 22.07.2015
Eine Inschrift mit Nazi-Ideologie an einem Wohnhaus in Nürnberg ist jahrzehntelang nicht aufgefallen. An dem Haus im Stadtteil Eibach steht unter anderem: «Zum Wohle deutsch. Volksgenossen.» Die Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair sagte: «Das ist NS-Rhetorik. Solche Tafeln sind Sinnbild für die Ideologie, die zum Holocaust geführt hat.»
(...)
Bisher seien die Worte niemandem aufgefallen – weder den Bewohnern des Fünf-Parteien-Hauses noch externen Gutachtern. Die Inschrift sei «sehr versteckt hinter einem großen Busch» und nur von einer Seite aus zu sehen, sagte Marko Dörsch, Vorstandsmitglied der Baugenossenschaft Selbsthilfe, der das Haus gehört. Groß saniert worden sei das Haus bisher auch nicht – höchstens einmal gestrichen. Der Vorstand sei sehr überrascht gewesen, als er durch die Recherchen der Zeitung von der Inschrift erfuhr. Dörsch betonte, die Baugenossenschaft habe «keinerlei Schnittmenge mit dem Gedankengut der Nationalsozialisten».

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2015 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29496

Anschläge auf Ausländer sind schlimm genug, aber die Medien können gar nicht genug bekommen.

In der Garage einer Asylbewerberunterkunft in Waldaschaff hat ein Papiercontainer gebrannt. Das Feuer wurde schnell gelöscht, weiterer Schaden entstand nicht. Die Ursache ist noch nicht bekannt. Die Zeitungen schreiben aber schon mal:

Die Zahl der Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte steigt – auch in der Nacht zum Samstag wurden wieder zwei verübt. (Spiegel online 19.7.15)
Brandanschläge auf Flüchtlingsheime: Serie reißt nicht ab (andere Zeitungen zum selben Thema)
Die nächsten Brandruinen folgten am Samstag in Waldaschaff bei Aschaffenburg und Remchingen bei Karlsruhe. (Der Westen 20.7.15)
Liste der Schande – Der unfassbare Alltag in Deutschland (Welt, auch zu Waldaschaff)

Man muß geradezu hoffen, daß es wirklich ein Anschlag war und keine weggeworfene Zigarette.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 14.07.2015 um 23.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29444

Ach, lieber Herr Riemer, machen Sie sich nichts weiter draus. Wenn's nicht "occupied" ist, können Sie da auch rein, und nicht nur westlich des Mississippi bis über die Rockies hinaus. Mich machte im wilden Westen da eine andere Kennzeichnung nachdenklich: Rechts "Men", links "Ladies". Aber dann sagte man mir Sprachinteressiertem, ich sollte mich nicht weiter darum scheren. Wenn Schlangen davor sind, sieht man schon gut genug, welche für welche sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.07.2015 um 22.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29443

Behinderte heißen in England offenbar noch 'disabled'.
Aber wenn dann, wie hier auf einem Campingplatz bei York, auf einem großen Schild an einer Außentür steht, DISABLED SHOWER & TOILET, dann kommt mir das doch irgendwie doppeldeutig vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2015 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29428

Frau und Neger befinden sich an verschiedenen Stationen der Euphemismen-Tretmühle, aber die dreht sich weiter, wie das Rad der Fortuna.

Kürzlich las ich, daß Afro-American nicht mehr korrekt ist, jetzt ist African-American dran. Aus der Ferne kann ich nicht sagen, warum das so gekommen ist, bleibe aber dabei, daß die ständige Erinnerung an die Herkunft mir nicht gerade integrationsfördernd vorkommt. Es geht mich natürlich nichts an, ich beobachte nur.

Ich weiß nicht, ob ich es schon erzählt habe: Meine Frau interviewt seit einigen Jahren US-Amerikaner, die aktiv an der Geschichte von Gospel-, Soul-, Rockmusik usw. mitgewirkt haben, wobei sie gerade die Rassenfrage im Hintergrund interessiert. Fast alle werden seltsam einsilbig, wenn das Thema in Sicht kommt. Es ist offenbar heikel, das weiß jeder, aber das geht bis zum schlichten Bestreiten, daß es überhaupt eine offene Frage gibt.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 12.07.2015 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29426

Frau ist ein neutrales Wort, Neger ist eine sehr unkorrekte Bezeichnung. Quotenfrau drückt Verachtung für die Quote aus, Quotenneger drückt eine solche Verachtung doppelt aus. Ob das nun komisch ist, da hat sicher jeder seine eigene Empfindung.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 12.07.2015 um 10.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29423

Das Konzept Quote mag zwar politisch korrekt sein, aber das Kompositum Quotenfrau wird ja auch schon in abschätzigem Sinne verwendet. Quotenneger setzt einfach nur noch einen drauf. Komisch ist daran eigentlich nur, daß der Sprecher nicht gemerkt hat, daß er (wenn schon, denn schon) Quotenmulatte hätte sagen müssen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 11.07.2015 um 18.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29422

PS: Ich empfinde schon das Wort "Quotenneger" als komisch. Das politisch korrekte Konzept "Quote" wird kombiniert mit der total unkorrekten Bezeichnung "Neger". Das Grundwort "Neger" obsiegt und macht die vorangehende "Quote" lächerlich. Das Wort verspottet die Quote.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 11.07.2015 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29421

Noch zu den "Latinos" in Kalifornien; der große Bruder dieses Themas sind ja die "Schwarzen" in den USA.

Ein Mensch von der AfD 2.0 soll Obama einen "Quotenneger" genannt haben. Ich finde das unglaublich komisch, weil "Quote" bei einem US-Präsidenten hinten und vorne nicht stimmen kann. Der AfD-Mensch wiederum sagte, das sei gar keine Beleidigung gewesen, sondern nur eine indirekte Kritik daran, daß bestimmte Gruppen von Befürwortern der Quote instrumentalisiert werden. So erklärt, klingt der Ausspruch sogar sinnvoll. Ich finde, er ist ein Beispiel dafür, daß man bei den an sich ernstzunehmenden Themen Volksgruppen, benachteiligte Gruppen und Minderheitenschutz ständig in Gefahr ist, absurdes Terrain zu betreten.

Bei Google findet man interessante Erläuterungen zu "Quotenneger".
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 10.07.2015 um 23.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29413

Ach, so wild ist das mit Schätzen von Bruch- und anderen Zahlen gar nicht. Wenn ich nach einem halben Jahrhundert USA höre, daß Nowitzki 2,13m groß ist, dann sagt mir das, daß er wohl auf jeden Fall Basketball versuchen sollte. Aber wenn ich höre, that his height is 7', dann weiß ich, daß jemand, den ich kenne und von dem ich sicher bin, daß er 6' (' = Fuß) groß ist, und weiß, daß er am College deshalb auch Basketball spielt, daß der gegen Nowitzki keine Chance hätte, denn Nowitzki überragt ihn lächelnd um einen Kopf, ich meine, um einen Fuß. Auch die Zeit für Überlandautofahrten ist mit Meilen gut abzuschätzen (a mile a minute, wir fahren ziemlich vernünftig); und wir raten hier Amerikanern, die in Deutschland mit dem Auto herumkommen wollen, daß sie gar nichts ändern müßten (a kilometer a minute). Alles eine Sache der Gewohnheit, - auch daß man in Forschungslabors alles metrisch mißt, bei der Zeitmessung dezimal auch alles unter einer Sekunde. Und wenn wir jetzt gerade klarere Fotos vom Mars bekommen, dann dauert's zwar nicht Lichtjahre, aber ganz schön lange sind diese Bilder doch unterwegs - und trotzdem wissen die Laborleute genau, wann so ein Bild ankommt. Wann was bei uns auf dem normalen Postwege ankommt, das wissen wir lange nicht so genau.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.07.2015 um 22.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29411

Ich stelle mir eine US-amerikanische Schieblehre als ein ganz lustiges Gerät vor, auf welchem statt Dezimal-Strichen ganz viele Bruchzahlen stehen. Schieblehren basieren auf dem Nonius-Prinzip. Aber wie ein Nonius mit Bruchzahlen funktionieren soll, kann ich mir garnicht vorstellen. Bei uns gibt es ja auch Mikrometer-Schraublehren für Tausendstel Millimeter. Wie würde so eine mit Bruchzahlen aussehen? Aber wir sind wohl nicht so im täglichen Bruchrechnen geübt wie die US-Amerikaner.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 10.07.2015 um 18.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29410

Zu "vielen" in "Vielen US-Amerikanern gefällt es nicht [usw.]" (#29407) kann man sagen, was Chr. Schäfer zum *Spiegel*-Artikel sagt, nämlich daß das "inhaltlich keine Aussagekraft besitzt." Es gibt nun mal keine Amtssprache in den USA, es gibt hier nur eine Gewohnheit, und Führerscheinprüfungen können selbst im nördlichen Minnesota hier auf spanisch abgelegt werden, die dann zum Führerschein führen, der innerhalb dieses großen Landes überall als Personalausweis akzeptiert wird, z. B. wenn man mit einem Flugzeug irgendwohin im Lande fliegen will, bis nach Hawaii oder Alaska oder sogar Puerto Rico, wo vom letzteren nicht ganz klar ist, ob und wie es zu den USA gehört und wie nicht. Und wenn ich keinen Führerschein hätte und wenn ich hier auch in meiner weiteren Umgebung nicht relativ gut bekannt wäre, würde z. B. selbst bei einer nationalen Wahl reichen, wenn ich im lokalen Wahllokal mit zwei Nachbarn aufkreuzte, die den Wahlleitern hinreichend bekannt sind und die denen unterschriftlich sagten, daß sie mich kennten und ich der bin, der ich nach meiner eigenen freundlichen Aussage und eigenem Schwur da bin. Und von da an kann ich hier immer wählen, wen und wenn ich will.

Und mit meinem US-Führerschein fahre ich übrigens auch in Deutschland Auto, länger als einen Monat allerdings dann nur mit einer amtlichen Übersetzung, die ich mir aber mit Berufsbezeichnung selbst ausgestellt habe und deren Richtigkeiterklärung mit meiner Unterschrift US-notarisch anerkannt worden ist (eindrucksvoll mit einem Prägestempel!), denn ich habe herausgefunden, daß die übliche vom ADAC zwar gegen hohe Übersetzungsgebühr zu haben ist, aber keinem deutschen Polizisten was sagen würde, wenn ich zu schnell führe. Wer verstünde denn z.B. zur Angabe "Höhe: 5' 10", daß ich 175cm groß bin; und mein Gewicht in amerikanischen Pfunden ist mir wohl auch nicht so recht anzusehen. Nein, derartige offizielle Übersetzung staatlich zu akzeptieren, ist schon sehr dumm, meine ich. Aber meist bin ich ja weniger als einen Monat in Deutschland, und sollte es doch mal anders sein: Nach einem Tagesbesuch in Salzburg oder Straßburg finge der Ein-Monatsaufenthalt ja wieder an. Interessant ist dabei: Lügen – was doch so einfach wäre, um mich aus der Affaire zu ziehen, – und sagen, ich käme doch gerade von jenseits einer akzeptablen Grenze – täte ich nicht. Das tut man nicht. Und ich weiß, der Staat, das sind wir selbst.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.07.2015 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29407

Vielen US-Amerikanern gefällt es nicht, daß Spanisch sich als zweite Amtssprache durchsetzen könnte und sie dann Spanisch lernen müßten, um mit den Anderen weiter Geschäfte machen zu können. Und es gefällt ihnen nicht, wenn die sogenannten Latinos nicht mehr nur Putzkräfte bleiben, sondern in die Mittelschicht aufsteigen und Konkurrenten um die guten Arbeitsplätze werden.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 10.07.2015 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29406

Die Frage ist anhand des Spiegel-Artikels, in dem von "lateinamerikanischer Herkunft" die Rede ist, nur schwer zu beantworten. Außerdem ist die Gegenüberstellung "lateinamerikanisch" und "weiß" ganz offensichtlicher Blödsinn – man denke nur an die vielen Kontinentaleuropäer, die nicht nur in die USA, sondern auch nach Lateinamerika eingewandert sind. In diesem Zusammenhang sei nur an den Nachnamen der argentinischen Präsidentin oder die italienischen Namen vieler argentinischer Fußballspieler erinnert.

Zurück zur Volkszählung. In den USA finden diese regelmäßig statt, u.a., um die Zahl der Abgeordneten pro Bundesstaat den demographischen Gegebenheiten anzupassen. Das liegt am Fehlen eines allgemeinen Melderegisters. In den Unterlagen kann man seine Abstammung angeben, wobei, wenn Schotten, Waliser und Engländer separat und nicht als Briten gezählt werden, übrigens "Deutsche" (noch) die größte Gruppe bilden. Man kann aber auch einfach "American" angeben.

Bundesstaaten wie Kalifornien, Arizona, New Mexico oder Texas gehörten noch lange nach der Gründung der USA zum spanischen Weltreich bzw. Mexiko, weshalb dort die Herkunftsangabe "Hispanic" selbstverständlich ziemlich häufig ist. Ich selbst kenne einige Kalifornier mit spanischen Nachnamen wie Cruz oder Santiago, die sich so wenig als "Hispanics" verstehen wie etwa Gretchen Schmidt oder John Boehner als Deutsche.

Dem stehen die vielen legalen und illegalen Einwanderer aus Lateinamerika gegenüber, deren Status seit langem ein höchst umstrittenes Thema der US-amerikanischen Innenpolitik ist. Dabei darf man wiederum nicht vergessen, daß die USA sich mit Puerto Rico selbst ein spanischsprachiges Territorium einverleibt haben, dessen Status entfernt dem West-Berlins in der alten Bundesrepublik ähnelt.

Da der Spiegel-Artikel auf einer Agenturmeldung basiert, muß man davon ausgehen, daß es sich um einen an ein US-amerikanisches Publikum gerichteten Text handelt, der sich als Schlagzeile eignet und US-Online-Medien erlaubt, Kontroversen und damit mehr Klicks (= höhere Werbe-Einnahmen) zu provozieren.

Es würde hier zu weit führen, die haarsträubenden Widersprüche in den US-Diskursen zu den Themen "Rasse" und Rassismus aufzuzeigen, aber es läßt sich mit Bestimmtheit sagen, daß der Artikel inhaltlich keine Aussagekraft besitzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2015 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29405

Volkszählung in Kalifornien: Erstmals mehr Latinos als Weiße
(spiegel.de 10.7.15)

Mal eine Frage an die Kundigen: Sind die Latinos dort denn ausnahmslos Nachkommen von Indios? Oder auch von Spaniern, die ja wohl bisher als "Weiße" gelten? Wie wird die berüchtigte Regel vom entscheidenden einzigen Tropfen schwarzen Blutes in bezug auf die Latinos gehandhabt?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.07.2015 um 22.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29357

Im heutigen Oberschlesien sagen die deutschsprachigen Einheimischen "no" mit kurzem [o] für "ja", möglicherweise in Anlehnung an das tschechische "ano".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2015 um 18.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29356

Interessanterweise gibt es zusammenhängende Gebiete von Gesten-Dialekten, die sich aber nicht mit den eigentlichen Sprachgebieten decken. Desmond Morris hat einen Gestenatlas der Welt herausgegeben.
Das Pendeln des Kopfes als affirmative Geste ist nicht identisch mit unserem verneinenden Kopfschütteln. Man kann sich diese Dinge jetzt bequem bei Youtube ansehen. In Indien hatte ich – durch Ansteckung – die dort üblichen Gesten schon ganz gut drauf, habe sie aber weitgehend wieder verlernt; sie passen ja auch ganz und gar nicht hier nach Mittelfranken...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.07.2015 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29355

Als ich las, daß ja auf griechisch nai heißt, mußte ich daran denken, daß Griechen angeblich auch den Kopf schütteln, um ja zu sagen und nicken, um zu verneinen. Ob Sprache und Gesten etwas miteinander zu tun haben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2015 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29354

Ein Gutes hat das griechische Referendum: Man hört jetzt so oft "ochi", daß der Anfang eines Neugriechisch-Kurses gemacht ist, und zwar mit der Phonotaktik kontrastiv zum Deutschen.

War das nun ein Witz, und habe ich mich gar in anstößiger Weise über die armen Griechinnen und Griechen lustig gemacht?

Übrigens: Referendum ist ein Gerundivum, das sieht ja jeder, aber wissen Sie auch, wie Referat zu erklären ist? Nein, nicht wie Prädikat, das würde ja auch Relat heißen. Vielmehr ist es eine flektierte Form, der Konjunktiv aus der lateinischen Rechtssprache: "er möge berichten".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2015 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29351

Kabarettist Nuhr hat etwas ganz Schreckliches gesagt: Meine Familie hat demokratisch abgestimmt: Der Hauskredit wird nicht zurückgezahlt. Ein Sieg des Volkswillens! Nun fallen alle über ihn her. Dabei ist es nicht einmal ein richtiger Witz und kaum satirisch überzogen. Schon gar nicht ist es so grob wie manches, was griechische Politiker über Deutschland und seine Regierung gesagt haben.

Das Witzemachen wird bei uns immer mehr von Tabus eingehegt, so daß es fast schon wieder Spaß macht, dagegen zu verstoßen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2015 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29226

Die Polizei wird gerufen und stuft den Vorfall zunächst als gefährliche Körperverletzung ein - ohne rassistischen Hintergrund. Doch im Nachhinein stellt sich heraus: Wahrscheinlich hat es sich um eine brutale Attacke ortsbekannter Rechtsradikaler gehandelt. Die Angreifer hätten bei dem Überfall den Hitler-Gruß gezeigt und "Ausländer raus" gerufen, berichtet die "Ostthüringer Zeitung" unter Berufung auf Schilderungen der Studenten. (spiegel.de 20.6.15 zu einem Anschlag auf indische Studenten)

Wie man sieht, schreitet die Gleichsetzung von Ausländerfeindschaft und Rassismus voran. Vielleicht psychologisch berechtigt, weil beides auf demselben Mist wächst, aber begrifflich ist es doch etwas Verschiedenes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2015 um 04.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29134

Menschen haben verschiedene Hautfarbe, und damit gehen meistens noch andere Eigenschaften einher. Na und? Es fällt sofort auf, und es ist normal und könnte als Selbstverständlichkeit hingenommen werden. Aber da sei die PC vor! Gerade diese Merkmale sollte man nicht erwähnen, nicht einmal wahrgenommen haben.

„Generell sollte man, um einen Menschen zu identifizieren oder zu beschreiben, nicht als Erstes auf die Hautfarbe Bezug nehmen, sondern beispielweise auf den Namen, das Alter, den Beruf oder den Wohnort.“ (Duden Band 9 s. v. Neger)

Die unnatürliche und verkrampfte Situation wird durch eine Anekdote illustriert, die Skinner nacherzählt:

A woman who had invited J. P. Morgan to lunch cautioned her young daughter not to mention his rather prominent nose. The unforeseen result was that the little girl sat during luncheon staring at Mr. Morgan's nose. When the situation became unbearable, the mother sent the child away from the table and attempted to cover her embarrassment by a hastily contrived remark. Picking up the cream pitcher, she said, "Mr. Morgan, do you take cream on your nose?"
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 09.06.2015 um 00.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29095

In der Überschrift zum Artikel von Andrian Kreye heißt es:

"Und mit diesen [philosophischen Überlegungen] muss sich ein akademischer Diskurs auseinandersetzen."

Ein "akademischer Diskurs" unter Mathematikern etwa?

Kann denn ein Diskurs sich mit irgendetwas auseinandersetzen?

Egal, das Imponierwort "Diskurs" muß vorkommen – wie will man denn sonst ernst genommen werden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2015 um 15.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29093

Im Zusammenhang mit der Singer-Ausladung schreibt die SZ:

„In Deutschland wiederum ist die Leugnung des Holocaust aus gutem Grund gesetzlich verboten. Niemand will das ändern, und es belegt auch, dass Meinungsfreiheit an unterschiedlichen demokratischen Orten unterschiedlich ausgelegt werden kann.“ (Andrian Kreye, SZ 30.5.15)

Niemand? Woher weiß er das?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2015 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#29075

Als ich las, daß zu einem Kölner Treffen von sogenannten Philosophen Peter Singer eingeladen war und dann wieder ausgeladen wurde, fiel mir etwas ein – und ich war erstaunt, wie weit es schon wieder zurücklag: „On being silenced in Germany“ (The New York Review of Books, 16.8.1991). Singer hat also den Vorfall damals schon kommentiert, und mehr ist dazu auch nicht zu sagen, man schämt sich in Grund und Boden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2015 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28915

Es wird beklagt, daß die Hochschulleitungen zu wenig tun, um ihre Professoren gegen die Denunziationen und Pöbeleien des linken Mobs zu verteidigen, der ihnen politische Unkorrektheit vorwirft. Manche Professoren gendern nicht und bringen es sogar fertig, in ihren Vorlesungen tote weiße Männer zu erwähnen. Das Internet ermöglicht alles im Schutz der Anonymität, aber neu ist das Ganze nicht. Wie sehr es mich an die Zustände im roten Marburg um 1970 erinnert! Damals fühlte man sich in der Masse stark, heute eben im Internet. Auch damals schon das heimliche Einverständnis der Hochschulleitung.
Die Hochschulleitungen, z. B. hier in Erlangen, haben ebenso wie die Regierungen das Gender mainstreaming zum obersten Leitsatz gewählt und die Charta der Vielfalt unterschrieben. Das können sie jetzt nicht plötzlich für unverbindlich und folgenlos erklären.

Nebenbei: Habe gerade eine Mail vom "Hochschulpfarramt" bekommen, die mich auf dessen Website führt. Dort findet man eine interessante Selbsteinschätzung:

„Religion in der Gesellschaft und Religiosität einzelner Menschen werden als ein Aspekt von diversity an der Universität geachtet.“
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 16.05.2015 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28893

Ich erinnere mich noch, als kleiner Junge – es muß so 1944 gewesen sein - noch gesehen zu haben, wie eine Kompanie Waffen-SS-Soldaten durch unser kleines Dorf in Oberschlesien marschierte und wir also hingegangen waren, um uns das anzusehen, und daß wir davon gehörig beeindruckt waren. Die einzige Funktion dieses Ereignisses war also – das sehe ich jetzt – gezielte Propaganda, Anregung zu Begeisterung, so daß Jugendliche sich freiwillig zum Wehrdienst melden würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2015 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28891

Noch zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28674:

„Niemals zuvor hatte die Siebenjährige eine solche untrennbare Einheit von Marschrhythmus und Gesang erlebt. Die Idee, von der die Männer erfüllt waren, schien nicht nur im Kopf, sondern ebenso in den Körpern und Marschstiefeln der Singenden zu leben und wurde hundertfach in den Staub der Straße gehämmert. Die vorbeistampfende Einheit erschien wie eine braune, geballte Kraft, in der es keine Individuen mehr gab.“ (Eva Sternheim-Peters: Die Zeit der großen Täuschungen. 1992:52f.)

(Über SA-Marsch zum Horst-Wessel-Lied 1932 in Paderborn)

Es ist vielleicht keine schlechte Idee, diese Faszination spürbar zu machen, statt nur von ihr zu berichten, noch dazu im distanzierten und abstrakten Stil heutiger Geschichtsabrisse. Zum Nachschlagen haben wir den Ploetz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2015 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28745

Wenn man eine Menschengruppe, etwa Sklaven, Pariahs, segregierte Schwarze lange genug in Unbildung und untergeordneten Tätigkeiten hält, kann man leicht zu der Überzeugung gelangen, daß sie Menschen mit geringerer Begabung, ja, fast einer anderen Spezies und den Tieren näher sind. Wie wir gesehen haben, gesteht Husserl den Papuas das Menschsein einigermaßen herablassend zu. Ludwig Büchner schrieb:

„Wie weit entfernt sich der Neger vom Affen? Verfasser sah im Antwerpener zoologischen Garten einen Affen, welcher ein vollständiges Bett in seinem Käfig hatte, in welches er sich abends hineinlegte und zudeckte wie ein Mensch. Er machte Kunststücke mit Reifen und Ballen, welche man ihm gegeben hatte, und wandte sich spielend in einer Weise an die Zuschauer, als ob er mit ihnen reden und ihnen seine Kunst zeigen wolle. Von demselben Affen hatte man beobachtet, daß er den Umrissen seines Schattens an der Wand mit dem Finger nachfuhr! Die ganze Erscheinung machte einen wehmütigen Eindruck, da man sich des Gefühls nicht erwehren konnte, es sei hier ein menschenartiges, überlegendes und fühlendes Wesen eingekäfigt. Dagegen erinnert der Neger nach der vortrefflichen Schilderung von Burmeister ebensowohl in seinem geistigen wie in seinem physischen Wesen aufs auffallendste an den Affen. Dieselbe Nachahmungssucht, dieselbe Feigheit, kurz dasselbe in allen Charaktereigentümlichkeiten! In seiner Geschichte (so auf Haiti) stellt sich der Neger nach dem Ausdruck eines Berichterstatters der Allgem. Ztg. »halb als Tiger, halb als Affe« dar. – Den brasilianischen Urmenschen schildert Burmeister als ein Tier in seinem ganzen Tun und Treiben und jedes höheren geistigen Lebens ganz entbehrend.
Man hört oft sagen, die Sprache sei ein so charakteristisches Unterscheidungszeichen zwischen Mensch und Tier, welches keinen Zweifel über die tiefe Kluft zwischen beiden lasse. Die so reden, wissen freilich nicht, daß auch die Tiere sprechen können. Beweisende Beispiele dafür, daß die Tiere das Vermögen der gegenseitigen Mitteilung in einem hohen Grade und zwar über ganz konkrete Dinge besitzen, existieren in Menge. Dujardin stellte weit entfernt von einem Bienenstand eine Schale mit Zucker in eine Mauernische. Eine einzelne Biene, welche diesen Schatz entdeckte, prägte ihrem Gedächtnisse durch Umherfliegen um die Ränder der Nische und Anstoßen mit dem Kopfe an dieselben die Beschaffenheit der Lokalität genau ein, flog dann davon und kehrte nach einiger Zeit mit einer Schar ihrer Freundinnen zurück, die sich über den Zucker hermachten. Hatten diese Tiere nicht miteinander geredet?“ (Ludwig Büchner: Kraft und Stoff. Frankfurt 1855/1885:184f.)

In den USA waren viele ehrliche Weiße von der Inferiorität der Schwarzen überzeugt, oft ohne jede Bosheit. In der Antike finden wir ähnliche Überzeugungen, nachdem die Sklaverei jahrhundertelang eine Selbstverständlichkeit gewesen war. Es ist auch nicht ohne weiteres möglich, einen indischen oder afrikanischen Diener als gleichberechtigt zu behandeln; ihm fehlen zunächst die Verhaltensmuster, er traut sozusagen dem Frieden nicht und versucht möglicherweise, aus der „Schwäche“ seines ehemaligen Herrn einen Vorteil zu schlagen, und verdirbt damit die neue Beziehung. Beispiele kennt jeder, der in solchen Ländern gelebt hat.

Wir unterhalten uns mit gebildeten Indern, vergessen allmählich die unterschiedlichen Hintergründe und sind dann doch schockert über die tiefe Prägung durch das Kastendenken, den geschulten Blick für die Landsleute, mit denen sie im gleichen Staatswesen leben, ohne im Traum an Gleichstellung zu denken. Vielleicht habe ich es schon mal erzählt: Indische Kliniken mit höchsten technischen und Hygienestandards, auch nach internationalen Maßstäben; und dazwischen Reinigungspersonal, das mit Reisigbesen Staub aufwirbelt, aber gar nicht wahrgenommen wird, erst recht nicht als Problem, weil man eben solche untergeordneten Wesen buchstäblich übersieht.
Unsere Adligen genossen und genießen z. T. noch heute eine erlesene Bildung und erwerben feine Manieren, natürlich mit aller Dezenz, es gehört ja gerade dazu, den Dünkel nicht zu zeigen; es ist kaum vermeidbar, daß sie sich für etwas Besseres halten, trotz allem. Weniger ausgeprägt geht das durch alle Klassen. Sie sprechen ja auch verschiedene Sprachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2015 um 08.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28730

Manche amtlichen Sprachregelungen setzen sich einfach nicht durch. Beim "Fernsprecher" und bei der "Briefmarke" haben die mehr oder weniger staatlichen Stellen schließlich nachgegeben.
Auf mehreren Tagungen zur Verwaltungssprache habe ich gelernt, daß das, was wir Formulare nennen, amtlich Vordrucke sind. Das war aber alles vergeblich. Nun ist der Computer hinzugekommen, und in HTML schreiben wir Formulare, die auch einen offiziellen "tag" form tragen; damit ist die Sache entschieden. Allerdings sind diese Masken teils etwas Virtuelles, wie alle Websites, und nicht dasselbe wie Vordrucke.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2015 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28700

Das Serbische zeigt in svastika natürlich nur zufällige Ähnlichkeit, da ja offenbar die idg. Wurzel von Schwester drinsteckt. Der altindische Svastika ist ein "Glücksbringer" oder "-zeichen" (su = gut, as- = sein).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.04.2015 um 21.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28693

Zigeuner gibt es nicht mehr, Sinti und Roma wollen es so. Es darf aber der Antiziganismus gegeißelt werden.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.04.2015 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28692

Im Serbischen heißt die Schwester der Ehefrau "svastika". Im Englischen bedeutet das "Hakenkreuz" und im Altindischen "Alles ist gut".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2015 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28688

Aus der ethnologischen Literatur ist bekannt, daß Tabus sich immer weiter ausdehnen, hauptsächlich über Berührungsassoziation (Kontiguität), und ganze Gesellschaften sozusagen vergiften können. Ich habe schon erzählt, wie ängstlich Hakenkreuze sogar auf Privatfotos unkenntlich gemacht wurden, als der Spuk vorbei war. Hierher gehört auch die Unterdrückung der Namen von Nazigrößen im Duden (nicht aber die der kommunistischen Herrscher). Man darf das Horst-Wessel-Lied auch zu didaktischen Zwecken nicht singen lassen (vielleicht überhaupt nichts, wonach sich marschieren läßt?). Man darf Hakenkreuze nicht zeigen, das N-Wort nicht ausschreiben, selbst wenn es Gegenstand einer Abhandlung ist – nur Eingeweihte wissen dann, wovon der Text überhaupt handelt. Darf man so entsetzliche Dinge wie das Hakenkreuz oder eben das SA-Lied überhaupt noch nennen? Nicht mehr lange. Vorsichtige Lehrer werden es schon jetzt vermeiden.
Wenn es Zigeuner und – nach dem Willen der Dudenredaktion – auch Juden nicht gibt und nie gegeben hat, dann hat es auch keine Verfolgung und Ermordung gegeben, das ist ein nicht unwillkommener Nebeneffekt. Es gab nur etwas mit der mysteriösen Bezeichnung Holocaust.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2015 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28674

Keine weiteren Ermittlungen wegen Horst-Wessel-Lied: Die Lehrerin vom Emmy-Noether-Gymnasium in Köpenick muss wegen ihrer umstrittenen Unterrichtsmethode vorerst keine rechtlichen Schritte befürchten. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen sie eingestellt, wie ein Sprecher dem Tagesspiegel gestern Abend bestätigte. Der Grund: Die ehemalige Partei-Hymne sei in diesem Fall erklärende Begleitung des "Kälbermarschs" von Bert Brecht gewesen.
Nun ja, vielleicht geht's in Zukunft etwas weniger anschaulich. Ihnen wünschen wir einen guten Start in den neuen Tag!
(Tagesspiegel 21.4.15)

Lehrer sind gut beraten, so abstrakt und langweilig wie möglich zu bleiben, dann sind sie auf der sicheren Seite, und darauf kommt es ja schließlich an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2015 um 03.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28644

Gegen den Rassenbegriff werden fließende Übergänge und innere Variationsbreite einer Population geltend gemacht. Die Unterschiede, die man üblicherweise zur Einteilung in Rassen benutzt, werden aber nicht bestritten (Pigmentierung, Lidfalte usw.). Es ist also nur ein Streit um Worte.

Wikipedia: „Race, as a social concept, is a group of people who share similar and distinct physical characteristics.“

Ein sozialer Begriff wäre z. B. Kaste. Der Verweis auf "Social constructivism" zeigt, daß vorwissenschaftliche, in diesem Fall biologische Begriffe gemeint sind; Rasse (race) wird unter dem Stichwort aber nicht mehr erwähnt. Die Existenz der „similar and distinct physical characteristics“ wird auch hier nicht geleugnet.

In Amerika heißen die Schwarzen jetzt „Afroamerikaner“, bilden also keine Rasse (weshalb es in den USA auch keinen Rassismus gibt), sondern eine Gruppe gemeinsamer Herkunft. Dadurch werden die Probleme mit der Segregation usw. allerdings nicht geringer.

Alles in allem werden die menschlichen Rassen einerseits aus politisch-ideologischen Gründen geleugnet, andererseits werden sie erforscht, und man tritt für ihren Schutz vor Diskriminierung ein.

Für die Forschung sei ein Beispiel aus Wikipedia zitiert:

„Während die augenfälligen Merkmale (vor allem Haut-, Haar- und Augenfarbe) und noch deutlicher die Genome fast aller anderen menschlichen Populationen der Erde fließend ineinander übergehen, lassen sich die San (insbesondere die südafrikanische Population der ǃKung)[4] klar von ihren schwarzafrikanischen Nachbarn abgrenzen. Die San weisen eine relativ geringe Körpergröße auf, eine gelblich-braune Hautfarbe, vorstehende Backenknochen, runzlige Haut und das sogenannte Filfil oder „Pfefferkornhaar“. Humangenetisch ist es vor allem die sogenannte Haplogruppe L0, die den Populationen der Khoisan eigen ist. Die speziellen Merkmale gehen auf die evolutionäre Anpassung an das Wüstenklima zurück und die Vermischung mit ihren Nachbarn war von jeher relativ klein. Genetiker um Joseph Pickrell von der Harvard Medical School und Nick Patterson vom Broad Institut haben im Fachmagazin PNAS berichtet, sie hätten in der DNA von heutigen San DNA-Schnipsel gefunden, die eindeutig westeuropäischen Ursprungs seien und deren Gen-Sequenzen denen heutiger Italiener und spanischer Basken ähnelten.“
(Links weggelassen)
Das Wort „Rasse“ wird nicht erwähnt, aber was bedeuten die Beschreibungen anderes?

Es gibt ja auch keine Sprachen, sondern nur Dialekte, und bei manchen steht eine Armee dahinter, dann nennt man sie Sprachen (frei nach Weinreich sen.).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.04.2015 um 03.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28616


Die „Zeit“ erregt sich sehr moralisch darüber, daß Versicherungen von den Betreibern von Flüchtlingsunterkünften höhere Prämien verlangen, nämlich wie bei Jugendherbergen und Kliniken, wegen des höheren Risikos. Was soll daran verwerflich sein? Warum richtet sich die Empörung nicht gegen die Versicherungsprämien von Jugendherbergen und Kliniken? Zumal wenn man, wie die „Zeit“, zugleich den Eindruck erweckt, als loderten überall die Flammen aus den Flüchtlingsheimen. Ist der Redakteur etwa der Autosuggestion von der „Willkommenskultur“ erlegen? Man kann den Versicherungen aus politischen Gründen das Instrument der Risikogruppen nehmen (wie schon bei den Geschlechtern in der Krankenversicherung), aber zahlen muß am Ende doch jemand.
(Zufällig wird am selben Tag über Brände in Flüchtlingsunterkünften berichtet, offenbar beide Male durch die Bewohner selbst verursacht.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2015 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28588

Vor ein paar Tagen ging die Meldung durch die Presse, daß die Bayern besonders ausländerfeindich seien. Das hatten Einstellungsforscher von einem Leipziger "Kompetenzzentrum" für irgendwas festgestellt.
Viel Aufsehen hat es aber nicht erregt, auch weil die Ergebnisse dieser Auftragsforscher die üblichen, vorhersehbaren und erwünschten waren, daher auch nicht „erschreckend“, wie einige Presseleute behaupten.
Ich lebe zwar in Bayern, bin aber ein Zugezogener und außerdem in Franken ansässig, wo man sogar sezessionistische Absichten hegt. Ich muß aber meinen lieben Nachbarn, den Innenminister Herrmann, einmal in Schutz nehmen. Mit Recht sagt er, entscheidend sei die Kriminalstatistik (und nicht die Einstellungsforschung mit ihren hinterlistigen Fragebögen, füge ich hinzu). Außerdem muß man das grantelnde Wesen des Bayern bedenken. Zwischen Worten und Taten ist hier der Unterschied besonders groß.
Unser Erlangen hat den höchsten Ausländeranteil aller Städte, soviel ich weiß. Wenn es eine nennenswerte Ausländerfeindlichkeit gäbe, müßte ich sie in 30 Jahren bemerkt haben. Gerade wurde sogar hier auf dem Dorf ein Verein der Willkommenskultur gegründet.
Ich merke, daß ich selbst ausländerfeindlich bin – gegen sächsische Gesinnungsforscher...
Übrigens habe ich noch nie gehört, daß die Einstellungsforscher ihre Untersuchungsmethode mal auf sich selbst angewendet hätten. Heilige haben das wohl nicht nötig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2015 um 08.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28466

Wenn man die knappe Darstellung über unerwünschte Autokennzeichen liest, fühlt man sich an Dornseiffs famoses Buch "Das Alphabet in Mystik und Magie" erinnert (8 Euro bei ZVAB):

"Nach § 8 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung sind Unterscheidungszeichen, Erkennungsnummern sowie Kombinationen aus Unterscheidungszeichen und Erkennungsnummern, die gegen die guten Sitten verstoßen, unzulässig.[40] Die Verwaltungsvorschrift zur Fahrzeug-Zulassungsverordnung empfiehlt den Zulassungsstellen, keine Buchstabenpaare zu vergeben, die auf nationalsozialistische Organisationen Bezug nehmen. Dies sind: HJ (Hitlerjugend), KZ (Konzentrationslager), NS (Nationalsozialismus), SA (Sturmabteilung) und SS (Schutzstaffel).
AH (Adolf Hitler), HH (Heil Hitler) und SD (Sicherheitsdienst) werden nur von wenigen Zulassungsbehörden nicht ausgegeben. Weiterhin sind Kombinationen mit dem Zulassungsbezirk unerwünscht, wenn diese eine der o. g. Kombinationen ergibt. Für Stuttgart werden beispielsweise die Erkennungszeichen „A“, „S“, und „D“, für Köln wird „Z“ nicht vergeben. Allerdings wurden in Einzelfällen diese Kombinationen von Zulassungsstellen vergeben. So war im Zulassungsbezirk der Region Hannover „J“ ein zulässiger und vom zuständigen Minister nicht weiter beanstandeter Erkennungsbuchstabe. Zwischenzeitlich wurden Kennzeichen mit „J“ nicht mehr vergeben, aktuell erfolgt wieder eine Vergabe. Weitere nicht vergebene Buchstabenkombinationen sind in Stuttgart S ED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands), in Nürnberg N PD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands), im Kreis Warendorf WAF FE, im Kreis Steinburg IZ AN[41] („Nazi“ rückwärts gelesen), im Kreis Dithmarschen HEI L.[42] Die Stadt Regensburg in Bayern vergab entgegen den Empfehlungen des Bundesverkehrsministeriums bis Anfang Oktober 2012 noch das Buchstabenpaar NS. Erst nachdem eine lokale Zeitung die Behörde darauf aufmerksam gemacht hatte, wurde die Vergabe eingestellt.[43] Der Landkreis Schwandorf hat nach der Wiedereinführung des Unterscheidungszeichens BUL die Buchstabenkombination BUL LE als mögliche Beleidigung für anstößig befunden und gibt diese nicht aus.[44] Im Gegensatz dazu vergibt das Straßenverkehrsamt Aachen das Buchstabenpaar AB und damit die Kombination AC AB (All Cops Are Bastards – „Alle Polizisten sind Bastarde“).[45][46] Im Kreis Wesel wird auf die Kombination MO RD verzichtet.[47]
In Brandenburg werden seit Dezember 2009 von den dortigen Kfz-Zulassungsstellen keine Kennzeichen mehr neu vergeben, die auf 88, 888, 8888, 188, 1888 sowie 8818 enden. Auch die Kombinationen HH 18 sowie AH 18 sind seitdem für Neuvergaben gesperrt."

(http://de.wikipedia.org/wiki/Kfz-Kennzeichen_%28Deutschland%29#Unerw.C3.BCnschte_Erkennungsnummern)

Besonders aufgeklärt kommt mir das nicht vor. Es wirft auch ein Licht auf andere Debatten über "Symbole" - wenn schon um schlichte Buchstaben eine solches Trara gemacht wird.
 
 

Kommentar von Thedoro Ickler, verfaßt am 25.03.2015 um 15.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28400

Bei den Logopäden wird versucht, das Wort Stotterer durch stotternder Mensch zu ersetzen. Vorreiter ist die ISA (International Stuttering Organisation), die auch einen "World Congress for People Who Stutter" veranstaltet.
Die Intuition ist dieselbe wie bei den schwarzen Menschen usw. – das Substantiv scheint die Wortartbedeutung zu haben, daß das ganze Wesen erfaßt wird, nicht nur ein Merkmal. Außerdem spielt wohl mit, daß man die negative Konnotation, die mit Behinderung usw. verbunden ist, vermeiden will. Die politisch korrekte Ausdrucksweise ist allerdings unhandlich. Viele Interessenverbände folgen ihr bisher nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2015 um 10.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28264

In Pauls Deutschem Wörterbuch in der Bearbeitung von 1992 steht unter „Neger“:

„... ebenso wird N. heute nur noch selten ohne Wertung gebraucht (...) Dieses Tabu ist wohl auch eine Reaktion auf den Gebrauch des Wortes in der Nazipropaganda, wo z.B. Juden als negerisch und der Jazz als Negermusik verunglimpft wurden.“
(Mit Literaturhinweis auf Karl-Heinz Brackmann/Renate Birkenhauer: NS-Deutsch. „Selbstverständliche“ Begriffe und Schlagwörter aus der Zeit des Nationalsozialismus. Straelen 1988)

Das kommt mir aus mehreren Gründen unwahrscheinlich vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2015 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28237

Kaum wird eine Willkommenskultur für Wölfe gefordert, muß man lesen:

"Dem Problem muss man Herr werden, auf die eine oder andere Weise." (Über Wolfsrudel in Wohngebieten Niedersachsens)

Willkommenskultur für dem Dativ haben wir immerhin schon.

Bei Hamburg hat ein Förster übrigens ein schönes Video gemacht:

www.focus.de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2015 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28209

Das Armutsgefälle in Europa und die organisierte Kriminalität haben in einigen Bundesländern zu einem dramatischen Anstieg der Einbruchsdelikte geführt. (FAZ 27.2.15)
Armutsgefälle ist ein anderer Ausdruck für Wohlstandsgefälle. Wozu ein solches Gefälle führt, scheint Gegenstand einer neuartigen Physik zu sein.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.02.2015 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28144

Auch seltsam, wenn man bedenkt, daß in Afrika das Schlagwort Négritude geprägt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2015 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28142

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28138

Noch im Schülerduden "Die richtige Wortwahl" von 1990 heißt es unter "Neger":

"dieses Wort empfinden die Afrikaner als abschätzig, jedoch weniger die amerikanischen Neger"

Das ist wörtlich aus dem Vergleichenden Synonymwörterbuch des Dudenverlags von 1964 übernommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2015 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28140

Dass ein Wolf hier heimisch werden könnte, hänge aber auch von der „Willkommenskultur“ ab, sagt Frede. (WAZ 18.2.15)

Das ist noch halb scherzhaft gesagt, aber die Wiedereinbürgerung des Wolfes, der bekanntlich zu Deutschland gehört, wird durchaus ernst, sogar verbissen betrieben. Wer etwas gegen Wölfe hat, ist vielleicht auch ausländerfeindlich?

Aber werden hier nicht Migranten mit Wölfen verglichen? Das könnte Folgen haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2015 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28138

„Was ich meine, sind Sebalds ‚Neger‘. Menschen schwarzafrikanischer Herkunft mit diesem verpönten Begriff zu bezeichnen, gehört seit den siebziger Jahren zweifellos zu den zentralen Geboten politischer Korrektheit. Sebald aber verwendet ihn durchgängig in seinem literarischen Werk.“ (Uwe Schütte: http://volltext.net/magazin/magazindetail/article/5346/)

Stimmt diese Chronologie? (Abgesehen von der versehentlichen Weglassung der Negation.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2015 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28120

Aufgrund der sehr kleinen Gründerzahlen und der nachfolgenden Isolation auf den Kontinenten sind die heutigen Merkmalsunterschiede entstanden, die man früher in „Menschenrassen“ zusammenfasste. (Wikipedia zu Peter Forster und Out of Africa)

Und wie faßt man sie heute zusammen?

Die englische Fassung enthält übrigens entgegen unserer Erwartung kein "formerly known as...":

Due to the small numbers of founders, and due to subsequent isolation on the continents, differences between populations accumulated, yielding the distinctive sets of features that are perceived today as human races.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2015 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28035

An diesen Fall aus der Nachbarschaft hatte ich bei meinem Eintrag gedacht. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27967)
Durch Bekannte des Opfers ist mir noch etwas mehr zugetragen worden, was ich aber hier nicht ausbreiten möchte. Vernebelung wg. P. C. spielt sicher eine Rolle. Jeder ist gut beraten, nachts nicht zu nahe an Gruppen herumstehender junger deutscher Staatsbürger vorbeizugehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2015 um 23.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28034

SZ (3.2.15, S. 26) zur "tödlichen Messerattacke" in Fürth in der Nacht zum 1.2.15:
Eine Auseinandersetzung zwischen Fußballfans oder einen ausländerfeindlichen Hintergrund könne man aber ausschließen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft ... Alle Beteiligten sind deutsche Staatsangehörige.

Was ist das für eine Begründung? Meint die SZ etwa, sobald ein ggf. deutlich als Einwanderer Erkennbarer die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, sei er mit einem Schlag keiner Gefahr ausländerfeindlicher Gewalt mehr ausgesetzt?

Oder meint die SZ, ein deutscher Staatsangehöriger könne gar nicht fremdenfeindlich sein? Tolles Kompliment für alle Deutschen, nur leider noch ein wenig utopisch.

Da diese beiden Erklärungen unplausibel sind, kommt nur noch eine in Frage: Die SZ ist offenbar nur auf der Suche nach ausländerfeindlichen Hintergründen (Opfer ist Einwanderer) und ansonsten, wenn Täter einen ausländischen Hintergrund haben, völlig desinteressiert und ignorant.

... sagte eine Polizeisprecherin, die auf Nachfrage auch klarstellte, dass es sich bei dem Toten und den drei Festgenommenen um deutsche Staatsbürger handelt. Anderslautende Spekulationen im Internet haben sich damit als haltlos erwiesen.
(nordbayern.de, Nürnberg/Fürth, 01.02.2015)

Was wurde denn spekuliert? Daß der Tote kein Deutscher war? Daß die Täter keine Deutschen sind? Ich kann leider im Netz nichts Genaueres finden, aber wenn spekuliert wurde, dann sicher nicht nur, daß einer der Beteiligten keinen deutschen Pass hat, sondern daß mindestens auf einer Seite Einwanderer oder Eingewanderte beteiligt waren.

Was auch immer genau passiert ist, der mündige Bürger soll es nicht erfahren, um sich nicht selbst eine Meinung bilden zu können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2015 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#28001

Über die bekannte Euphemismen-Tretmühle hinaus gibt es etwas Interessantes zu beobachten: Die – aus Sicht der P. C. – wohltuende Vagheit des Ausdrucks Migrationshintergrund bringt den Hörer auf den Gedanken, daß es da etwas zu verbergen gebe. Es gibt viele solche Ausdrücke, etwa ein Mensch mit Vergangenheit. Jeder hat eine Vergangenheit, also handelt es sich um etwas Ungenanntes, das nur etwas Unangenehmes sein kann, sonst würde man es ja nicht verschweigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2015 um 14.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27981

Aus aktuellem Anlaß (Urteil über Serbien/Kroatien) fällt mir auf, daß zwar das Wort Völkermord, auch als Genozid verfremdet, noch benutzt wird, in der Explikation jedoch stets von Bevölkerung/Bevölkerungsgruppen die Rede ist. Das ist eigentlich sinnwidrig, denn es sind ja nach wie vor Völker gemeint und keine Siedlungsgruppen. (Also ähnliche Bedenken wie bei der Reichstagspädagogik.)

Ein anderes Beispiel für die Macht der Sprache erleben wir gerade, wenn versucht wird, das Wort Schuldenschnitt ausdrücklich deshalb zu vermeiden, weil es den Deutschen nicht gefällt. Ein Darlehen mit unbegrenzter Laufzeit und Zinsen, die nur dann zu zahlen sind, wenn es der griechischen Wirtschaft gut genug geht, also nie, ist zwar dasselbe, aber es klingt besser.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2015 um 11.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27969

Oder auch so:
Der Verfassungsschutz ist besorgt: Immer mehr Deutsche schließen sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und Syrien an. (heute.de)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2015 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27967

Migrationshintergrund ist eine politisch korrekte Umschreibung für ausländische Herkunft, Ausländer. Sie entspricht gerade noch der volkspädagogischen Sprachregelung durch den Deutschen Presserat. Die Zeitungen haben inzwischen einen noch subtileren Weg gefunden, ihre Leser zwischen den Zeilen über die Tatsachen zu informieren: Die mutmaßlichen Täter sind deutsche Staatsbürger.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2015 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27930

Der Schauspieler Cumberbatch hat sich öffentlich dafür entschuldigt, daß er in einem Gespräch über die Benachteiligung schwarzer Schauspieler von "colored actors" gesprochen hatte. Anscheinend hatte er die bisher letzte Drehung der Tretmühle politischer Korrektheit verpaßt. Allerdings:

"Selma" star David Oyelowo has voiced his support for fellow British actor Benedict Cumberbatch, who came under criticism for using the term "colored" in an interview.
Oyelowo, who plays Martin Luther King Jr. in "Selma," said at the film's European premiere in London on Tuesday that people should focus on what Cumberbatch was saying - rather than the terminology he used.
Discussing diversity in the entertainment industry, Cumberbatch said last week on the "Tavis Smiley" that "as far as colored actors go," there were more opportunities in the U.S. than Britain. "And that's something that needs to change," he said.
Cumberbatch later said sorry for his "thoughtless use of inappropriate language." He said he was "devastated to have caused offence by using this outmoded terminology."
Oyelowo defended Cumberbatch when asked about the comment.
"In relation to Benedict it's definitely gone too far in terms of political correctness," said Oyelowo.
"He was actually being very supportive of the likes of me, and other black actors and actresses - we do have greater opportunities in the U.S. in relation to the U.K."
"We use the term `people of color' in America. Is that immensely different to what he said? I don't think so, just focus on what he was trying to say."
(www.nydailynews.com)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2015 um 12.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27888

Aus der Mitte der Gesellschaft – dort, wo Frau Schwarz-Friesel Wache hält – hört man nun schon seit Wochen nichts mehr. Die Islamfeindlichkeit scheint nicht so inspirierend zu sein wie die Judenfeindlichkeit, zumal die Islamisten judenfeindlich sind. Die Stille fällt auf, nachdem man jahrelang fast jeden Tag etwas Schauderhaftes über die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit lesen mußte.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 02.01.2015 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27687

Täusche ich mich, oder hält sich Buschkowsky in bezug auf Pegida außerordentlich zurück? Hat ihn da etwa die Partei an die Kandare genommen?

Zumindest all jenen, die jedwede Islamisierung abstreiten und den Pegida-Organisatoren und -Demonstranten pauschal Islamfeindlichkeit unterstellen, müßte er doch deutlich entgegentreten; unter eigenem Namen warnt er schließlich auch vor der "allmählichen Landnahme des Fundamentalismus".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.01.2015 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27684

Über Rattenfänger (#27632) schreibt auch der Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) von Berlin-Neukölln:
www.derhauptstadtbrief.de/cms/index.php/105-der-hauptstadtbrief-126/677-ein-teil-der-gesellschaft-wendet-sich-ab
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.01.2015 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27681

Mag sein, daß Haake selbst es durchaus affirmativ gemeint hat, aber man kann sein Werk auch als ironischen Kommentar auf eine politische Elite lesen, die sich ihres Auftraggebers entledigt hat (ebenfalls frei nach Brecht).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2015 um 11.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27679

Daran hat der Berliner R. M. bestimmt gedacht. Ich habe die Installation von Anfang an als peinlich empfunden, weniger als politische Torheit (warum nicht gleich "Den Leuten"?), sondern wegen der unerbetenen Belehrung mit dem Brechtschen erhobenen Zeigefinger. Als erwachsener Mensch (und Wähler), der sich selbst ein politisches Urteil bilden kann und will, fühlt man sich bevormundet und veralbert.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 02.01.2015 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27678

Die "Bevölkerung" hat ja – zwar umstritten – in den Lichthof des Reichstags schon Einzug gehalten, s. Hans Haake.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.01.2015 um 10.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27677

Wenn Demonstranten "Wir sind das Volk" rufen, dann meinen sie mit "ihr" nicht Ausländer, sondern "ihr" da oben in der Regierung, ihr vertretet nicht unseren Willen. Frau Merkel, Sie selbst sind gemeint! Wann merkeln Sie das endlich? Pegida ist nicht ausländer- oder islamfeindlich, sondern regierungsfeindlich. Wenn sich die Regierung durchaus ein anderes Volk suchen will, muß sie sich beeilen, die nächsten Wahlen kommen bestimmt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.01.2015 um 01.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27675

A. Merkel: »Heute rufen manche montags wieder 'Wir sind das Volk'. Aber tatsächlich meinen sie: Ihr gehört nicht dazu – wegen eurer Hautfarbe oder eurer Religion.«

Die Demonstranten müssen lernen, »Wir sind die Bevölkerung« zu rufen.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 01.01.2015 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27674

Es ist die verharrende Stille, in der die Politik am liebsten das Volk hält.
Wir sind doch alle lieb.
Störenfriede werden zur Ordnung gerufen. Die passen nicht in das Bild. Nur keine Diskussionen! Die "Mehrheit" wünscht das nicht – und ist’s zufrieden.
"Ruhe ist die erste Bürgerpflicht" lebt wieder auf. Aktuell an den Weihnachts-/Neujahrsansprachen von Gauck und Merkel abzulesen.
So wird ein ganz bestimmter Typ von Bürgern herangezüchtet. (Th. Ickler).
Das riecht nach Mief.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2015 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27671

Das Genus der epideiktischen Rede ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß, aber bei staatlichen und kirchlichen Festen glauben viele, die ein Pöstchen haben, ein besinnliches Wort an jene richten zu müssen, die keines haben. Das geht herunter bis zur dörflichen Verwaltungsgemeinschaft, die im Mitteilungsblatt eine ganze Seite diesem löblichen Zweck widmet. Aber vom Bundespräsidenten und der Kanzlerin bis in diese Niederungen besteht nun die Schwierigkeit, daß mit Rücksicht auf die politische Korrektheit niemand besonders hervorgehoben oder zurückgesetzt werden darf. Man spricht also ganz allgemein von den Herzen der Menschen oder erwähnt die strahlenden Weihnachtsbäume, woran sich Betrachtungen über das Licht und seine allgemeinmenschliche Symbolik anschließen lassen. Und nicht alle Wünsche gehen im Leben in Erfüllung, das ist ja auch wahr. Alles sehr schlicht und fast frei von Inhalt, aber beruhigend und tröstend. Man fühlt sich wie im Altersheim.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2014 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27632

In Leserbriefen beschweren sich Leute darüber, daß "Pegida"-Vertreter als "Rattenfänger" bezeichnet werden. Sie wollen nicht mit Ratten verglichen werden.
Nun war allerdings die Beseitigung der Ratten den Hamelnern durchaus recht, aber der Rattenfänger hat ja dann noch – aus guten Gründen – etwas anderes getan, und erst dies hat ihn unsterblich gemacht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.12.2014 um 17.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27615

Google liefert für „Christinnen und Christen“ soeben 157.000, für „Musliminnen und Muslime“ 18.200 Ergebnisse. „Afrikanerinnen und Afrikaner“ bringen es nur auf 4.480 Ergebnisse, „Westfälinnen und Westfalen“ auf 113.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 26.12.2014 um 16.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27614

Kürzlich hörte ich im Fernsehen zum ersten Mal "Musliminnen und Muslime". Dagegen scheine ich "Christinnen und Christen" noch nie gehört zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2014 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27464

Es gibt zwar keine Rassen, aber sie wohnen getrennt. Wo Schwarze zuziehen, sinken die Immobilienpreise; gegen die Entmischung ist nichts zu machen, der Markt lügt nicht. Freunde aus den USA haben uns beschrieben, wie das geht. Aber auch hierzulande haben wir natürlich etwas ähnliches.

Alle Menschen sind gleich. Aber nur in schlechten Wohnvierteln hängt man seine Wäsche zum Trocknen auf. Aus einer Gated community im Norden der USA wird mir berichtet, daß die Nachbarn vorstellig wurden, wenn sie auf dem Grundstück neu Hinzugezogener aufgehängte Wäsche sehen konnten. Einerseits erinnert Wäsche wohl an die Körperlichkeit des Menschen, anstößig wie das Klo und der Tod, andererseits muß man sich natürlich einen Trockner leisten können, sonst ist man arm, und das stinkt erst recht zum Himmel.

In manchen Ländern wohnten Arme und Reiche schon immer getrennt, aber heutzutage kommen auf der ganzen Welt Absperrungen und Wachtposten hinzu. Ein Zeichen, daß die alten Ordnungen nicht mehr fraglos gelten, sondern mit Gewalt verteidigt werden müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2014 um 12.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27387

„Der Phänotyp eines Menschen – die Farbe seiner Haut, Augen,Haare und Ähnliches – wird von ein paar Dutzend unserer 20 000 Gene bestimmt. Genetisch betrachtet, ist jeder Rassismus ein absoluter Witz. Mensch ist gleich Mensch.“ (Max Planck Forschung 3/2014)

Non sequitur. Auch gute Menschen sollten sich keine Fehlschlüsse leisten. Weder den bekannten naturalistischen Fehlschluß noch jenen, den ein eingefleischter Rassist so kontern würde: Gerade auf die paar Dutzend kommt es an!
(Im selben Abschnitt war gerade dargelegt worden, daß das Genom des Neandertalers sich von unserem nur um 0,1 Prozent unterscheidet, und wie eng wir mit dem Schimpansen verwandt sind, steht ja in jedem Schulbuch. Also was soll's?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2014 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27312

"Wer von sich behauptet frei von Rassismus zu sein, hat eigentlich verloren." – Dieser Satz ist besonders bezeichnend. Scheinbar bezieht der Verfasser sich ein, aber in Wirklichkeit ist er zusammen mit seinen Geschäftspartnern der einzige, der über uns anderen steht, weil er eben alles durchschaut und "reflektiert", wie man sagt. Wir hatten das schon bei der Gruppe um Schwarz-Friesel. Die allgemeine Zerknirschung (contritio cordis) macht die Sache ziemlich hoffnungslos, außer für die wenigen Glücklichen, die Zerknirschungskurse veranstalten. Früher ging man zu seinem Psychoanalytiker, das könnte sich ändern: "Ich gehe jeden Freitag zu meinem Antirassismustrainer, um meine Vorurteile gegen Schwarze loszuwerden." "Mir geht es ähnlich, ich leide an einem Vorurteil gegen Sinti und Roma; da soll es jetzt einen Kurs an der VHS geben."
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.11.2014 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27307

Es wundert mich, daß diese Gutmenschen und Neusprech-Fanatiker nicht daran denken, daß nicht alle Flüchtlinge schon einen sicheren Zufluchtsort gefunden haben und demnach nicht alle Geflüchtete sind, sondern viele immer noch Flüchtende. Statt "jeder Flüchtling" sollten sie also nicht einfach "jede und jeder Geflüchtete", sondern korrekter "jede und jeder Geflüchtete und jede und jeder Flüchtende" sagen. Aber wer weiß, zuviel Denken möchte vielleicht der Gedankenpolizei auch wieder mißfallen, da muß man schon vorsichtig sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2014 um 14.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27306

Ist halt ein Geschäftsmodell, das sieht man ja ganz deutlich.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 11.11.2014 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27305

Welch ein Unfug. Mutlu Ergüns larmoyante, notorisch beleidigte Leberwursthaltung zerstört genau das, was selbstverständlicher Konsens sein sollte: daß „anders“ grundsätzlich nichts Negatives ist. „Anders“ ist auffällig, interessant, provoziert Fragen – und das ist völlig in Ordnung so. Wer solche Fragen als "rassistisch" diskriminiert, diskriminiert zugleich das „andere". Wer übrigens „anderes“ betreffende Fragen besonders deutsch findet, kann in der Welt noch nicht viel herumgekommen sein. Typisch deutsch ist eher die Scheu, Fremden Fragen zu stellen. Es gibt Länder, da setzt man sich im Café zu anderen Menschen an den Tisch und sucht das Gespräch, statt allein in seine Tasse zu starren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2014 um 09.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27303

Die SZ hat etwas Schreckliches entdeckt: die Frage „Wo kommst du her?“, gerichtet an Menschen mit exotischem Aussehen oder fremdartigen Namen. Der Betreffende könne ja in Bottrop geboren sein usw. Mit der Frage "Wo kommst du her?" sieht sich freilich jedermann im Ausland ständig konfrontiert; daran muß und kann man sich gewöhnen.

Die Zeitung stützt sich auf Mutlu Ergün. Mit diesem gibt es auch ein aufschlußreiches Interview:
http://freiheitsraumreformation.de/61158.html

Ergün benutzt die Form "Geflüchtete" statt "Flüchtling", gegen das Sprachpfleger einwenden, daß es maskulin und pejorativ sei. Diskussion dazu hier:
www.sprachlog.de/2012/12/01/fluechtlinge-und-gefluechtete

Ergün definiert Rassismus als "Vorurteil plus Macht". Folglich kann er von sich selbst sagen:
"Ich als alevitisch-anatolischer Deutscher kann Weiße Deutsche vielleicht rassistisch diskriminieren, aber ich habe weder persönlich noch kollektiv, historisch oder global die Macht, Weißen Leuten den Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen wie Bildung, Arbeit oder Wohnungen zu verweigern."
Also kann er per definitionem kein Rassist sein. Das ist doch sehr schön.


Zur Wortbildung:

„Aber Flüchtling ist natürlich nicht von einem Adjektiv, sondern vom Verb flüchten abgeleitet. Wie sieht es also bei Wörtern aus, die aus Verben abgeleitet sind? Hier müssen wir, wie gesagt, zwischen denen unterscheiden, die eine passivische Bedeutung haben (wie Prüfling, „Person, die geprüft wird“) und denen, die eine aktivische Bedeutung haben (wie Eindringling, „Person, die irgendwo eindringt“).
Die mit passivischer Bedeutung sind grundsätzlich nicht im engeren Sinne negativ konnotiert, sie implizieren aber alle ein mehr oder weniger starkes Abhängigkeitsverhältnis, was vielleicht in der Natur der passivischen Bedeutung liegt: Prüfling, Impfling, Lehrling, Säugling, Findling, Täufling, Sträfling, Zögling, Häftling, Schützling, Pflegling.“ (Stefanowitsch a.a.O.)

Mehrere dieser Substantive sind aber eindeutig von anderen Substantiven abgeleitet, meiner Ansicht nach auch Flüchtling aus Flucht. So auch Altmann/Kemmerling. Mit der pejorativen Bedeutung des Suffixes ist es auch nicht so weit her. Bei vielen Substantiven auf -ling (Henzen 166f.) steckt der pejorative Sinn schon im Grundwort: Emporkömmling, Eindringling, Feigling usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2014 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27234

Noch einmal zu #17948 (und auch zu Ihnen, lieber Germanist):

"Nach dem Zerfall Jugoslawiens entwickelten sich in den Nachfolgestaaten die betreffenden Sprachstandards aus politisch motivierten Gründen auseinander, was durch die konsequente Anwendung der eigenständigen Bezeichnungen Kroatisch, Serbisch, Bosnisch und Montenegrinisch unterstrichen wurde. Der Status der Standardvarietäten des Serbokroatischen als voneinander unabhängige Sprachen ist sprachwissenschaftlich nicht haltbar. Vielmehr handelt es sich um eine leicht voneinander abweichende Realisierung einer Makrosprache und somit de facto um dasselbe Sprachsystem.
Der Ausdruck 'Serbokroatisch' wird insbesondere in Kroatien und Serbien kaum noch verwendet." (Wikipedia. Links weggelassen)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2014 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27231

„Das türkische Außenministerium hat gegen die Verwendung einer Karikatur des heutigen Staatspräsidenten Erdogan in einem deutschen Schulbuch protestiert. Die Zeichnung enthalte Beleidigungen gegen Erdogan und die in Deutschland lebenden Türken, erklärte das Ministerium in Ankara. Der Abdruck in einem Schulbuch spiegele wachsenden Rassismus und Ausländerfeindlichkeit wider. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte, dass der deutsche Botschafter deshalb ein Gespräch im türkischen Außenministerium hatte. - Die Karikatur war 2011 zuerst in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erschienen und zeigt unter anderem einen Kettenhund, auf dessen Hütte "Erdogan" steht. Nachgedruckt wurde die Zeichnung in einem Schulbuch für das Fach Gemeinschaftskunde und Wirtschaft.“ (Deutschlandfunk 4.11.14)

Die Maßnahme ist zwar ungeschickt, aber nicht unbegründet. Die deutschen Schulbücher sind ja, wie wir schon mehrmals gesehen haben, strikt auf Politische Korrektheit (in Bayern auch Frömmigkeit) getrimmt. Auf die Meinungsfreiheit kann man sich in diesem Fall also nicht berufen. Greser & Lenz sind viel zu gut, als daß sie in Schulbücher aufgenommen werden könnten.

Man wird übrigens beobachten müssen, wie sich die Schulbücher in Thüringen nun ändern werden, vor allem was die Darstellung der DDR betrifft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2014 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27195

Gegen die Mohrenbrauerei ist auch ein Schlüsselanhänger „NO MOHR!“ entwickelt worden:

SI: Bevor wir das Logo entworfen haben, haben wir mehrere Diplomarbeiten gelesen. An der Uni Wien gibt es eine 300-seitige Diplomarbeit, die sich nur mit dem Logo der Brauerei beschäftigt. Wahnsinnig!
MN: Das haben keine Afrikaner geschrieben, sondern zwei Österreicherinnen (Anm. die Autorinnen der Diplomarbeit sind Mag. Bettina Fleischanderl und Mag. Manuela Meyer). Die haben uns die ganze Arbeit geschickt. Daran sieht man, dass es auch wirklich ein Thema ist.

(www.biorama.eu/no-mohr-simon-inou-und-mara-niang-im-interview-teil-2)

Man betont aber, daß das "Saubermachen" in Österreich noch Jahre dauern wird. Darunter versteht man Politische Korrektheit im umfassendsten Sinn.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2014 um 03.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27194

An österreichischen Universitäten ist das längst die Normalform. Man ist uns da einige Längen voraus, und umgekehrt ist mir kaum je eine kritische Stimme begegnet, auch nicht von den Professoren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.10.2014 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27192

Manches hält man kaum für möglich, wenn man's nicht selbst gesehen hat:

"Eriksen weist darauf hin, dass Ethnizität viele Formen annehmen kann und ethnische Ideologien dazu tendieren eine gemeinsame Abstammung unter den Mitglieder_innen zu betonen."

(aus der Diplomarbeit zur Mohrenbrauerei, Link in #27183, Seite 43)

Oder hier (S. 242):
"Das Logo auf dem Etikett steht zum Beispiel für ein_e Leser_in für Sklaverei oder Sklavenhandel."

Man kann so einen Schmarren beim besten Willen nicht lesen.
 
 

Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 28.10.2014 um 23.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27191

Es hat nichts mit Mohren zu tun, aber immerhin mit der Farbe Braun. Das ZDF-Morgenmagazin hat heute über Facebook folgende Erklärung abgegeben:

»Aufgrund einiger Zuschauer-Hinweise zur Kleidungswahl unseres Moderators Jochen Breyer möchten wir kurz aufklären, dass sein olivgrünes Hemd auf dem Bildschirm tatsächlich braun wirkte, dies aber von Jochen Breyer natürlich keinesfalls beabsichtigt war. Wir entschuldigen uns für den entstandenen Eindruck.«

(http://preview.tinyurl.com/les6hem)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.10.2014 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27190

Der ganze Text ist in einem schülerzeitungshaften Stil verfaßt, aber wenn man einmal davon absieht, bleiben immerhin Fakten übrig, die stimmen. Matthias Stolz behauptet jedenfalls nicht, daß Hubertus-Apotheken nach Inhabern namens Hubert benannt seien.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 28.10.2014 um 19.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27189

Der erste Satz ist auch altkluger Blödsinn.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.10.2014 um 19.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27188

Der letzte Satz ist nicht sehr geistreich, aber daß Barbara die Schutzheilige des Bergbaus ist und es offenbar daran liegt, daß Apotheken im Ruhrgebiet und im Saarland oft ihren Namen tragen, ist doch richtig beobachtet.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 28.10.2014 um 19.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27187

(14:56) Noch größerer Unfug ist allerdings der letzte Absatz in dem Beitrag aus dem ZEIT Magazin.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 28.10.2014 um 17.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27186

Diplomarbeit über die Mohrenbrauerei "in gemeinsamer Zusammenarbeit (...) verfasst": "In unserer Diplomarbeit wird die geschlechtsneutrale Schreibweise_innen verwendet, um die vielfältigen Geschlechtsidentitäten, die über den konstruierten Dualismus von Mann und Frau hinausgehen, mit einzuschließen. So soll der Unterstrich Raum schaffen, damit eben diese Menschen, die sich zwischen bzw. außerhalb dieser Zweigeschlechtlichkeit verorten, mitgedacht werden."
Welch ein Fortschritt gegenüber dem generischen Maskulinum!
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 28.10.2014 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27184

Eine erfolgreiche amerikanische Krimi-Serie heißt „Law and Order“. Im deutschen Fernsehen läuft sie jedoch unter dem Namen „Recht und Gesetz“.

Das ist nicht nur eine falsche Übersetzung und Tautologie, sondern damit wird vor allem die ganze Pointe dieses Namens verfehlt. Das Besondere an dieser Serie ist nämlich, daß dort nicht wie sonst nur die Polizei („Order“) auftritt sondern auch Staatsanwaltschaft und Gericht („Law“). Die Serie verfolgt die einzelnen Kriminalfälle von den polizeilichen Ermittlungen bis zum Gericht. Das verleiht den Sendungen zumindest den Eindruck von mehr Realismus als sonst üblich.

Bei anderen Kriminalgeschichten seit Sherlock Holmes habe ich mich immer wieder gefragt, ob die raffinierten Schlußfolgerungen der genialen Ermittler wohl vor Gericht Bestand haben würden.

Offenbar hat man sich in Deutschland nicht getraut, die wörtliche und sinngemäße Übersetzung „Recht und Ordnung“ zu verwenden; denn diese wäre ja wohl mindestens populistisch, wenn nicht gar rechtsradikal.

Wie gut haben wir es doch im deutschen Fürsorgestaat, der uns vor solchen Schrecknissen bewahrt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2014 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27183

Restaurant „Zum Mohren“ in der Judengasse in Salzburg/Österreich. Eine beliebte Süßspeise in solchen Lokalen ist unglaublicherweise auch der „Mohr im Hemd mit Schokoladensauce und Vanilleeis“. (www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/Mohren-Stereotyp.htm)

Der Verfasser ist in ganz Deutschland und darüber hinaus umhergereist, um Mohrenfiguren zu fotografieren und sie uns dann anklagend vorzuführen.

Wer Mohr im Hemd genießt, müßte eigentlich auf der Stelle tot umfallen.

Die Herkunft des Apothekennamens scheint ein ziemlich großes Problem zu sein. Peter J. Bräunlein nimmt am ehesten eine Beziehung zum schwarzen unter den Heiligen drei Königen an; exzerpiert hier:
www.mohren-apotheke.org/tl_files/mohrenapotheke/Bilder/Bilder_Mohren_Apotheke/MO_Internet_Historie.pdf

Verdammt gute Menschen sind die Verfasserinnen einer Arbeit, die sich mit der Mohrenbrauerei beschäftigen:
http://othes.univie.ac.at/7508/1/2009-11-09_0305301.pdf
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.10.2014 um 13.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27180

Es ist nicht ganz angemessen, solchen Unfug »nicht ganz einleuchtend« zu nennen.

Erhellender ist das hier:
www.zeit.de/zeit-magazin/2014/18/deutschlandkarte-apotheken-heilige
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2014 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27178

In Erlangen gibt es zwei Mohren-Apotheken ("seit 1696"), in ganz Deutschland Dutzende. Deshalb ist die Erklärung bei Wikipedia nicht ganz einleuchtend:

„Mohren“ finden sich auch vielfach in den Namen und Wappen von Apotheken, Gasthäusern und Brauereien. Bei den Apotheken ist wohl öfter der Nachname des ersten Besitzers ausschlaggebend gewesen denn die Vorstellung vom Mohren, der dann erst später in die Wappen Eingang gefunden hat.

Shakespeare reimt:

Now will I hence to seek my lovely Moor,
And let my spleenful sons this trull deflow'r.

(Titus Andronicus)

Zu dir nun, liebster Mohr, will ich mich wenden,
Indes die Knaben jene Dirne schänden.


(vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30051)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.10.2014 um 20.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27140

zu #27056:
Manche haben wirklich seltsame Gedanken. Wie kann man bei Negerküssen aus Schokolade und Zucker an Kannibalismus denken? Ein Kuß ist ja noch nicht mal Teil eines Körpers. Diesen Leuten müßte ja von einem Schokoladenweihnachtsmann geradezu schlecht werden. Aber da denken sie nicht mal dran. Da sieht man, wie unecht und vorgeschoben all diese "Argumente" sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2014 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27113

Zur politisch korrekten Bezeichnung von Kranken und Behinderten gibt es eine umsichtige Darstellung in einer kanadischen Zeitschrift (in drei Teilen):

www.cmaj.ca/content/184/18/E935 (usw.)

Dazu auch Neuroskeptic: http://neuroskeptic.blogspot.de/

(Neuroskeptic ist auch erste Adresse für Kritiker von Neurobluff und Neurowahn.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2014 um 09.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27109

Noch einmal zu "Schadenfreude". Der Eintrag in der englischen Wikipedia ist ausführlicher und gründlicher als der in der deutschen, der zur Hälfte von Wilhelm Buschs "Max uind Moritz" handelt (worüber es ja einen eigenen umfangreichen Eintrag gibt); es fehlt auch nicht der Hinweis, daß die Lausbubengeschichten "wegen ihrer menschenverachtenden und tierquälerischen Handlungen als Kinderliteratur in der heutigen Pädagogik stark umstritten sind", mit Verweis auf Schriften eines deutschen Sportpädagogen. Dieses neue Biedermeier hat Busch allerdings schon vorweggenommen. Die verderblichen Folgen müßten bei Millionen unfreiwilligen Versuchspersonen und entsprechend großen Kontrollgruppen inzwischen deutlich genug sein. Andernfalls sollten die Pädagogen ihre Konstruktionen mal eine Weile für sich behalten.
(In der Bildunterschrift zur Briefmarke mit Onkel Fritze steht fälschlich "kratze, kratze" statt "kritze, kratze" mit Ablaut, wie auch im Haupttext richtig erwähnt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2014 um 11.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27056

Über Negerküsse:

„Afrikaner und Kannibalismus – eine anscheinend untrennbare Verbindung, die sich auch in anderen Bereichen der populären Kultur bis heute erhalten hat. Sind es Rachegelüste, die die Deutschen im Gegenzug dazu brachten, in einem Akt symbolischen Kannibalismus nun ihrerseits Afrikaner zu verspeisen?“ (www.kopfwelten.org/download/kopfwelten_faltblatt.pdf)

Auch nach der Umbenennung sind die Negerküsse – vor allem bei Geburtstagsfeiern und Sankt-Martins-Umzügen – überaus beliebt, aber es ist kaum anzunehmen, daß die Kinder sich für die verlorenen Kolonien rächen wollen, indem sie sich symbolisch kannibalisch gütlich tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2014 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26731

Asylanten und Unterstützer haben eine Kirche in Kreuzberg besetzt:

Die von Linksgruppierungen gerne genutzte Internetplattform linksunten.indymedia.org. berichtet von 120 Menschen in der Kirche. Außerdem wird auf der Plattform die Besetzung mit dem „Vertragsbruch des Berliner Senats“ gegenüber den Flüchtlingen begründet. „Bisher ist alles ruhig, Verhandlungen mit der Kirchenleitung finden statt“, heißt es. (12.9.14)

Das kommt davon, wenn man Verträge mit gar nicht vertragsfähigen Gruppen abschließt. Erstaunlich ist, wie wenig sich die Medien vom Sprachgebrauch der Hausbesetzer distanzieren. Das gilt auch für den Begriff "Kirchenasyl", den man hinnimmt, als bezeichne er eine verfassungsgemäße Institution. In Berlin geht die Gefügigkeit besonders weit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2014 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26628

Wie man hört, wird an immer mehr amerikanischen Universitäten für den Abschluß verlangt, daß die Studenten Kurse in Antirassismus usw. absolviert haben, wie seinerzeit ML im Ostblock. Der Campus ist politisch korrekt, es gibt aber kleine "free speech zones", wie die abgezirkelten Raucher-Ecken auf unseren Bahnsteigen. An Protesten fehlt es nicht, sie richten aber nichts aus gegen die herrschende Gutheit.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 08.08.2014 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26504

Hinter all dem (#26497, #26500, #26502) steht natürlich die eigentliche Frage: Was ist für mich erstmal Deutschland? Dazu singt Frank Sinatra 1945 im Film *The House I live in* die rhetorische Frage "What is America to me?", und Langston Hughes hat 1938 darauf geantwortet: "America never was America to me" in "Let America be America Again" (http://mydd.com/users/ms01-indie/posts/let-america-be-america-again-poem-by-langston-hughes). Robert Frost nennt es bei John F. Kennedys Amtseinführung "The Gift Outright" (http://magazine.byu.edu/?act=view&a=1896). Herr Ickler hat völlig recht, "Solche Umfragen dienen wohl nur der Hetze." Und Marco Mahlmanns Interpretation der Frage ist ebenfalls richtig. Denn jeder kann mir nichts, dir nichts auf so eine "Umfrage" antworten ("(der genaue Wortlaut ist [auch] mir nicht bekannt)") und die Ja- und Nein-Stimmen in dann doch genauen Prozenten wiedergeben. Wenn der *Stern* jedoch nichts weiter dazu anzugeben hat und für seine Leser eben nicht etwas tiefer greift, kann man nur sagen: "Armes Deutschland."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2014 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26502

Historische Tatsachen als Gegenstand von Umfragen? Dann hätte man ja gleich fragen können: "Sind Sie der Ansicht, daß der Islam bei der Entstehung Deutschlands eine Rolle gespielt hat?"

Übrigens sprechen die Leserbriefe zum Thema eine andere Sprache. Manche Menschen (wie Wulff) werben mit solchen Aussagen, andere hetzen. Das ist der überwältigende Eindruck und die politische Wirklichkeit.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 07.08.2014 um 19.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26500

Die Aussage, daß der Islam nicht zu Deutschland gehöre, interpretiere ich so, daß in der deutschen Entstehungsgeschichte als Land, Nation, kulturelles Gebilde, Volk und dergleichen der Islam nicht mitgewirkt hat; Deutschland ist das geworden, was es ist, ohne den Islam. Das ist weder eine Absage an muslimische Einwanderung noch das Ignorieren einer islamischen Kultur, schon gar kein Haß auf Muslime.
Viele lehnen den muslimischen Antisemitismus ab, viele lehnen das Sendungsbewußtsein missionarischer Wahabiten und Salafisten ab, zumal bei einhergehender Gewaltbereitschaft. Das ist weder Hetze, noch ist die Meinung der Leute egal; es sei denn, der Demokratie ist bereits die Totenmesse gelesen worden.

Bis zur Gastarbeitereinwanderung in den 50er, 60er Jahren gab es in Deutschland so gut wie keine Muslime, während Christen vorherrschend waren und Juden zahlreich hier gelebt haben. Somit ist die deutsche Kultur christlich-jüdisch geprägt und nicht muslimisch. Wenn heute viele Deutsche atheistisch sind, ändert das nichts daran, daß die Deutschen früher christlich und jüdisch waren.
Heute zu sagen, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, bedeutet nichts anderes als die Aussage, der Hinduismus gehöre nicht dazu. Niemand leugnet dabei, daß in Deutschland Hindus leben, niemand will sie deshalb rausschmeißen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2014 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26497

Laut Forsa-Umfrage für den "Stern" ist eine Mehrheit der Deutschen der Meinung, der Islam gehöre nicht zu Deutschland oder sei kein Teil Deutschlands (der genaue Wortlaut ist mir nicht bekannt), Was bedeutet das? Es kann bedeuten, daß die Leute meinen, in Deutschland gebe es keine Muslime. Das wäre absurd. Also wird es wohl bedeuten, daß es in Deutschland keine Muslime geben sollte oder daß sie nicht die gleichen Rechte wie die Christen haben sollten. Das sollte man dann aber auch offen sagen. Gehört das Judentum zu Deutschland? Das traut man sich nicht zu fragen. Gehört der Atheismus zu Deutschland? Deutschland ruht doch auf jüdisch-christlichen Werten, wie wir täglich lesen.
Solche Umfragen dienen wohl nur der Hetze. Es ist völlig gleichgültig, was die Mehrheit von (anderen) Religionen hält.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2014 um 08.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26472

Scham kann auch durch Verfehlungen oder empfundene Unzulänglichkeit (Peinlichkeit) anderer ausgelöst werden, die einem gemeinschaftlich verbunden sind. Hierfür ist mitunter der Neologismus Fremdschämen gebräuchlich, der 2009 in den Duden aufgenommen und 2010 in Österreich zum Wort des Jahres gekürt wurde. In der englischen Sprache werden in der Wissenschaftsliteratur seit den 1980er Jahren die Bezeichnungen vicarious embarrassment (stellvertretende Peinlichkeit) oder empathic embarrassment (empathische Peinlichkeit) verwandt. (Wikipedia Schamgefühl)

"Gemeinschaftlich verbunden" ist zwar vage genug, aber ich glaube, daß eine solche Verbundenheit nicht nötig ist. (Der Eintrag enthält ein Link zu einem englischsprachigen Aufsatz.)
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 02.08.2014 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26471

Als Tyrannei des Vermeintlichen empfinde ich Fremdschämen ganz und gar nicht.
Mit kommt eher vor, die Situationen, bei denen Fremdschämen paßt, nehmen rasant zu, vermutlich deshalb hat sich der Begriff auch etabliert. Ob er sprachnotwendig ist oder nicht, spielt da eigentlich keine Rolle.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.08.2014 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26466

Gegenkräfte zum Wirken der unsichtbaren Hand werden ja hier regelmäßig diskutiert, nicht zuletzt in diesem Strang. Aber hinter dem Aufkommen des Wortes Fremdschämen stehen – soweit erkennbar – keine Interessenverbände und Sprachregelungen.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 01.08.2014 um 16.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26465

Lieber Herr Markner,

wir sprachpolitische Eckensteher in diesem Forum wissen natürlich sehr gut, daß wir auf den Gang der sprachlichen Dinge nicht den geringsten Einfluß haben. Das bedarf keiner ausdrücklichen Erwähnung.

Allerdings teile ich nicht den frommen Glauben an eine allweise unsichtbare Hand, die den nützlichen oder unnützen Neuwörtern schon irgendwann ihren rechten Platz zuweist.

Ansonsten halte ich nach wie vor jede Parallele zu völlig anders gelagerten englischen Wörtern wie to cringe und cringeworthy, auch cringe-making für verfehlt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2014 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26463

Wobei der Zusammenhang mit dem Moralischen nicht übersehen werden darf (für heutige Zeitgenossen vielleicht nicht so evident wie für A. und S.).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.07.2014 um 22.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26462

Wenn man die Linie von Aristoteles über Schiller weiterverfolgt, gehört die Sache natürlich in den Bereich der Ästhetik des Häßlichen oder auch des Widrigen, wie Rosenkranz es nennt, der im übrigen aber beim Thema Scham nur das eine im Sinn hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.07.2014 um 19.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26461

Es ist wohl ganz allgemein so, wie Prof. Ickler schreibt (#26449), man schämt sich, offen zu sagen, daß man sich schämt. Deshalb sagt man, man schämt sich fremd. Das mildert es ab, betont schön die eigene Unschuld, behält aber das gute Licht nach außen bei (seht, ich bin besser). "So kommt es denn zuletzt heraus ..."

(Man könnte fast ein ähnliches Gedicht aufs Fremdschämen machen wie Wilhelm Busch über die Selbstkritik.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.07.2014 um 18.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26460

Es ist wohl unweigerlich so, daß ein Neologismus, der in aller Munde ist, auch über den Bereich hinaus Verwendung findet, wo er tatsächlich nützlich ist. Das läßt irgendwann wieder nach, und dann findet das neue Wort seinen Platz, oder es verschwindet vielleicht auch wieder. Sicherlich aber unabhängig davon, ob einzelne es für überflüssig erklären oder nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2014 um 18.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26459

"Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil." Schiller hat sich auch Gedanken gemacht über den "Grund unseres Vergnügens an tragischen Gegenständen." Aristoteles auch schon. Es gibt Angstlust, warum nicht auch Schamlust, Ekellust usw.? Ist besagte Schadenfreude nicht auch so ein Oxymoron?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.07.2014 um 18.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26458

Unverfälschtes Fremdschämen ist bei Kindern zu beobachten, die rot werden, sich abwenden oder wegrennen, wenn Erwachsene einander küssen (und sei es im Film). Solche echte Scham schützt der modische Begriff allenfalls vor. R. M. hat mit dem Hinweis auf bestimmte Fernsehformate recht: man schaltet ein, um den bewußten wohligen Schauer zu genießen. Die „Fremdscham“ prickelt, zugleich distanziert einen das Wort vom peinlichen Objekt der Betrachtung. Der Genuß ist legitimiert, und ein bißchen Buße ist auch gleich getan. Ein fein heuchlerischer Sprachgebrauch.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 31.07.2014 um 18.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26457

Ich habe mal ein wenig nach „fremdgeschämt“ bei Google gesucht. Dabei bin ich allerdings nicht auf bestimmte TV-Formate gestoßen. Als recht typischen Fund habe ich eher folgendes empfunden:

„Fast jeder zweite Deutsche (45 Prozent) hat sich schon einmal im Urlaub für seine Landsleute fremdgeschämt. Die meisten von ihnen (69 Prozent) finden es peinlich, wenn sich Deutsche arrogant gegenüber Einheimischen verhalten.“

Das ist nun ein gutes Beispiel für die Überflüssigkeit des Wortes. Früher hätte man hier einfach „geschämt“ gesagt, ohne daß das den Sinn irgendwie geändert hätte. Ob diese Deutschen einen „wohligen Schauder“ empfunden haben, weiß man natürlich nicht. Ausdrücklich ist nur von dem unangenehmen Gefühl der Peinlichkeit die Rede. Übrigens hat das Wort peinlich in der Kindersprache eine bemerkenswerte Karriere gemacht

Interessant ist noch, daß einige sich noch durch die Setzung von Anführungsstrichen von dem Wort distanzieren.

Bei dem Wort to cringe kann ich auch nicht den geringsten Hinweis auf ein „wohliges Schaudern“ erkennen. Das Wort bezeichnet allgemein eine unwillkürliche körperliche Reaktion auf etwas Unangenehmes, einschließlich unangenehmer Gefühle, oder als Zeichen der Unterwürfigkeit.

(Er)schaudern ist allenfalls eine von vielen deutschen Entsprechungen: sich (weg)ducken, zusammen- oder zurückzucken, zurückschrecken, den Kopf einziehen, sich klein machen, sich krümmen usw. sind andere Beispiele.

Viele Bedeutungen deckt sich klein machen ab. Damit verkleinert man sich als Ziel für einen drohenden Angriff, einschließlich der strafenden oder schadenfrohen Blicke der Umwelt, oder, als Zeichen der Unterwürfigkeit, für die Schläge seines Meisters („to shrink in fear or servility“).

Bei den Definitionen englischer Wörterbücher für to cringe bin ich übrigens bisher nicht auf die Begriffe shame oder ashamed gestoßen, dagegen immer u. A. auf embarassment u. dgl. Hier wird to cringe teilweise schon stellvertretend für das auslösende Gefühl (von embarassment) gebraucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2014 um 14.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26452

Stimmt, daran hatte ich nicht gedacht, und jetzt verstehe auch ich besser, was Sie gemeint haben. Bei Quiz-Shows tritt nun die Blamage, also der Schaden, tatsächlich ein, und man wird eher zur Schadenfreude eingeladen als zum Fremdschämen, jedenfalls nach meinem Empfinden. Ich gebe aber zu, daß ich nur wenig Erfahrung damit habe, nicht nur als Nichtfernseher, sondern weil ich aus irgendwelchen Gründen solche Shows nicht mag, sondern lieber anderswo meinen "appetite for wonder" befriedige.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.07.2014 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26450

Man kann den Begriff natürlich auf solche Situationen anwenden, aber entstanden ist er wohl (und deshalb jetzt erst) zur Beschreibung des Gefühls, das der Zuschauer hat, der sich im Fernsehen ansieht, wie andere Leute sich blamieren, und zwar insbesondere in solchen Sendungen (»Formaten«), die genau diesen Effekt hervorrufen sollen. Wenn dieses Gefühl nun ausschließlich peinlich, also höchst unangenehm wäre, würde sich das niemand ansehen. (Ähnlich, in noch krasserer Form, bei Horrorfilmen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2014 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26449

Eine gründliche Analyse käme ohne eigene Werturteile sicher weiter. Das will ich hier aber nicht versuchen, sondern nur noch auf einen kleinen Unterschied aufmerksam machen. Wir alle kennen wohl das durchweg peinliche Gefühl, wenn eine andere Person sich blamiert. So einfach ist es aber gar nicht. Um auf einen bereits anderswo berichteten Fall zurückzukommen: Wenn ich einer kollegialen Prüfung beiwohne und der Kandidat falsches Latein benutzt und auch vom ebenso unwissenden Hauptprüfer nicht korrigiert wird, dann rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her und fremdschäme mich und bin sehr unglücklich. (Hier kommt noch hinzu, daß ich die Scham wegen eines Lateinschnitzers selbst für völlig übertrieben halte und mich deshalb zugleich meiner eigenen "humanistischen" Fremdschämerei schäme, aber das ist wieder ein anderes Kapitel.) Das hat schon deshalb mit Schadenfreude nichts zu tun, weil die Bloßstellung ja gar nicht bemerkt wird außer von mir selbst, der Schaden also gar nicht eingetreten ist, über den ich mich klammheimlich freuen könnte.
Andererseits tragen manche die Behauptung, sich schämten sich fremd, wie eine Fahne vor sich her. So seinerzeit Frau Schavan. Der war es überhaupt nicht peinlich, daß Guttenberg sich blamierte, im Gegenteil, sie hat das wahrheitswidrig nur behauptet, um selbst groß dazustehen.
Man sollte meinen, daß Peinliches schnell vergessen oder "verdrängt" wird, aber das Gegenteil ist der Fall. An meine Schuilzeit kann ich mich nicht besonders gut erinnern, aber folgende Nichtigkeit ist mir noch ganz gegenwärtig: Ein nicht sehr heller und auch nicht sehr beliebter Mitschüler ließ sich von mir einen Aufsatz geben. um sich Anregungen zu holen, wie er sagte. Der Deutschlehrer, den ich sehr verehrte (ich habe ihn hier schon mehrmals gepriesen) ließ diesen Mitschüler seinen Text vorlesen - und es war wortwörtlich mein Aufsatz! Ihr könnte euch denken, wie ich mich fremdschämte. Es kam, was kommen mußte: Dr. H., der mich sehr gut kannte, forderte mich auf, nun meinen Aufsatz vorzulesen. Mit rotem Kopf behauptete ich, ich hätte mein Heft vergessen. Wir haben nie mehr darüber gesprochen, das war auch nicht nötig. - Warum war mir das peinlich wie kaum etwas anderes? Ich hatte mir ja nichts zuschulden kommen lassen. Es war die Selbsterniedrigung des mir nicht einmal besonders nahestehenden Kameraden, die ich - anders als er, der auch sonst keine solchen Skrupel kannte - empfand und um keinen Preis auch noch öffentlich machen wollte. Damit hängt auch zusammen, daß ich nie irgendwo abgeschrieben habe, nicht aus Tugendhaftigkeit, sondern weil mein Stolz es mir unmöglich macht. Lieber "im Erdboden versinken", wie man sagt, als vor irgendwem oder irgendwas auf die Knie gehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2014 um 19.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26448

Tut mir leid, aber eine Art wohligen Schauder kann ich mit Fremdschämen oder sich für jemanden schämen nicht in Einklang bringen. Meiner Ansicht nach empfindet jemand, der sich für einen anderen schämt, echte Scham, nur vielleicht nicht ganz so intensiv, da er nicht selbst direkt betroffen ist, aber er spürt die Peinlichkeit und wünschte, es wäre dem anderen nicht passiert bzw. er hätte es nicht getan. Ob das altmodisch ist - kann sein, das will ich mal offenlassen.

Es ist schon möglich, auch einen wohligen Schauder zu verspüren, wenn jemand anderem eine Peinlichkeit passiert, nur hat das, wie ich finde, nichts mit Fremdschämen zu tun, sondern ist eher eine Art Schadenfreude.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 30.07.2014 um 19.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26447

Man muß das Phänomen ja nicht gut finden – obwohl es sicherlich interessant ist. Aber der Begriff selbst ist doch sehr treffend, und diese beiden Aspekte sollte man hier doch leicht auseinanderhalten können.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 30.07.2014 um 18.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26446

Nochmal überschlafen: Scham und sich schämen sind sehr unangenehme Angelegenheiten. (Sogar von ontologischer Bedeutung: Mit der Scham wird die Existenz einer unabhängigen Instanz außerhalb des eigenen Ichs anerkannt.) Auch "die Scham" als Körperteil zeigt man nicht gerne Fremden. "Fremdschämen" aber kehrt das ganze um. Es ist genau der wohlige Schauder, mit dem man auch den Schweinkram unter der Ladentheke begafft, über den man sich öffentlich empört. Man kann sich bequem zurücklehnen und mit dem dicken Finger auf andere zeigen. (Gustav Heinemann bemerkte ganz zu Recht, daß dabei stets drei Finger auf einen selbst zurückweisen.) Deshalb ist mir dieser Ausdruck so zuwider.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 29.07.2014 um 19.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26433

Ja, der "wohlige Schauder", mit dem er benutzt wird, ist es wohl, der mir diesen Ausdruck so unangenehm erscheinen läßt. cringeworthy als Adjektiv ist jedenfalls keine genaue Entsprechung (und natürlich völlig überflüssig).

Noch ein Zitat: Renate Künast hätte ihren Parteifreund Joseph Fischer fragen können, warum er den damaligen Außenminister Guido Westerwelle mit der maskulinistisch-homophoben Bemerkung "zieht den Schwanz ein" belegt hat, als dieser eine Beteiligung der Bundeswehr in Libyen abgelehnt hatte. (Wolfgang Müller, jW 28.7. 2014)
Manche Leute kommen einfach nicht über pubertäres Pennäler-Niveau hinaus. Aber Hauptsache, man kann so richtig empört sein.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.07.2014 um 21.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26424

to cringe heißt (er)schaudern.

Wie gesagt geht es um das Vergnügen an der Sache (sonst würde ja niemand zusehen oder sich darüber verbreiten). Peinlich berührt zu sein ist hingegen bloß unangenehm und vor allem altmodisch.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 28.07.2014 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26422

Lieber Herr Markner,

ich empfinde cringeworthy ebenfalls als eine völlig überflüssige, ja schon etwas alberne Wortbildung. In gepflegtem Englisch würde es etwas deplaziert wirken.

Anstelle von cringeworthy to watch könnte man besser embarassing to watch sagen, im Deutschen peinlich anzuschauen.

Ich kann nicht beurteilen, ob mache Leute beim Fremdschämen einen „wohligen Schauer“ empfinden. Jedenfalls verstehe ich nicht, wieso darin ein Zusammenhang mit cringeworthy bestehen sollte.

Man könnte cringeworthy in einem bestimmten Sinn als schämenswert übersetzen. Damit geht aus diesem Wort nicht einmal hervor, ob sich überhaupt jemand schämt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.07.2014 um 03.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26412

Fremdschämen heißt, sich stellvertretend für einen anderen zu schämen, der sich seinerseits offenbar nicht schämt. Manche Leute scheinen dabei einen wohligen Schauder zu empfinden, und hier besteht der Zusammenhang mit dem englischen Neologismus: Eine Episode von Frauentausch (Wife Swap) beispielsweise ist eigentlich immer cringeworthy to watch.

Man konnte immer schon sagen ich schäme mich für ihn, aber daraus läßt sich kein griffiges Substantiv ableiten. Außerdem wird damit das Vergnügliche des Fremdschämens nicht berührt.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 27.07.2014 um 18.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26410

Ich empfinde den neumodischen Ausdruck Fremdschämen auch nicht als „fürchterliches Wort“ sondern eher als überflüssiges Modewort. Ich sehe jedenfalls nicht, inwiefern diese Wort den gemeinten Sachverhalt wirklich besser beschreibt als bloßes Schämen, womit man früher ja auch ausgekommen ist.

Nicht ganz verständlich ist mir der Zusammenhang mit dem englischen Wort cringeworthy, dem doch der entscheidende Bedeutungsgehalt fremd völlig abgeht. Wenn dieses - auch recht neue - Wort tatsächlich „in ähnlichen Zusammenhängen“ benutzt wird wie Fremdschämen, so zeigt das doch eher die Überflüssigkeit dieses Wortes.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.07.2014 um 11.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26395

Wieso das denn? Das Wort benennt den Vorgang sehr genau, im Unterschied zu dem im Englischen in ähnlichen Zusammenhängen benutzten cringeworthy.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 25.07.2014 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26392

"Die Bereitschaft, sich im Namen anderer zu empören ..." – In diesem Zusammenhang ist wohl auch die Konjunktur des Ausdrucks "fremdschämen" zu sehen. Ich finde es ein fürchterliches Wort.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2014 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26391

Blätter, die man sonst nie lesen würde, liegen manchmal im Wartezimmer herum,und auch das Internet präsentiert die Schlagzeilen von BILD und STERN. Deshalb mal dieser Griff in die unterste Kiste:

Der STERN hat einen neuen Skandal um Boris Becker aufgedeckt. Auf Ibiza sitzt der Sportler doch tatsächlich auf einer liegenden Buddhafigur, und es gibt weitere frivole Bilder mit Familie oder sparsam bekleideter Frau in "lasziver" Pose. Man empört sich also über diesen Frevel, auch wenn man selbst keineswegs Buddhist ist, sondern nur voraussieht und vielleicht wünscht, daß Buddhisten sich empören.
Inzwischen melden sich zaghaft einige Stimmen, die darauf hinweisen, daß der gute Mann keinen Tempel geschändet, sondern es sich nur in einer Hotelanlage gemütlich gemacht hat, die ihren Pool eben mit Buddha-Repliken schmückt, als Werbe-Gag und weil es dort auch Tantra-Massage oder so etwas gibt.
Die Bereitschaft, sich im Namen anderer zu empören oder vielmehr so zu tun, als empöre man sich, ist bei aller Nichtigkeit des Gegenstandes doch recht bezeichnend für unsere Zeit.
(Als wir noch kein schnurloses Telefon hatten, mußte der prächtige tanzende Shiva in unserem Flur das Kabel halten. Dadurch wurden zugleich die christlichen Besucher beschwichtigt, die mich sonst hätten im Verdacht haben können, daß ich heidnischen Göttern huldige. Es ist eben nur ein Schmuck, wie der Kruzifixus in bayerischen Schulen...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2014 um 18.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26379

In Erlangen und Umgebung ist der Teufel los. Nächste Woche soll die Jagd auf die Schnappschildkröte eröffnet werden, die bei einem Badeweiher gesichtet worden ist. D. h. wahrscheinlich existiert sie gar nicht, aber der städtische Bauhof baut spezielle Fallen, Warnschilder stehen schon länger, und die Bevölkerung wird eingehend beraten. Die Schnappschildkröte kann nämlich schnappen. Sie heißt auch Alligatorschildkröte (das ist die Familie), was auch böse genug klingt. Wölfe können bekanntlich auch schnappen, aber die fängt man nicht, sondern bemüht sich sehr, es ihnen wohnlich zu machen.
Im Regionalfernsehen und im Internet kann man furchterregende Filme sehen, wie aus Jurassic Park.
Aber warum ich das hier eintrage: Die Schnappschildkröte ist auf den Namen "Suárez" getauft worden. Also das geht gar nicht!
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.07.2014 um 15.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26347

Der Gegensatz zwischen Moral und bloßer Befolgung von Geboten wurde schon von Jesus ausgesprochen. Man kann Kant höchstens vorwerfen, daß er alle Juden als Pharisäer betrachtet hat. Ob sie das sind oder zu Kants Zeit waren, darüber traue ich mir kein Urteil zu. Zu Jesu Zeit waren sie es nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2014 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26346

Fast noch dümmer als die Fehldeutung ist dies:

"Kant lebte in einer eigenen, abstrakten Welt, die er sich selbst gebaut hat. Und er hat es versäumt, seine Schlüsse mit der Realität abzugleichen."
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.07.2014 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26345

Voß-Göschel scheint der Meinung zu sein, daß Kant lieber hätte schreiben sollen, daß die ihm persönlich bekannten Juden nette Leute seien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2014 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26342

Kürzlich wurde ein Theologiestudent in Jena ausgezeichnet, weil er u. a. antisemitische Tendenzen bei Kant aufgedeckt hatte. Ich kenne die Arbeit nicht und will daher nichts darüber sagen, nur die Pressemitteilung kommentieren.

Bei seinen Recherchen ist er schließlich auf etwas gestoßen, womit er so nicht gerechnet habe: "Kant bezeichnet die Juden als 'Vampyre der Gesellschaft' und fordert 'die Euthanasie des Judentums'!", nennt Markus Voss-Göschel zwei Beispiele für die zum Teil extremen antisemitischen Äußerungen in Kants Schriften. "Zwar ist das Judentum kein zentrales Thema für ihn, aber die Schärfe seiner Aussagen kam für mich wirklich unerwartet", gesteht der 25-jährige Student.

"Kant lebte in seiner eigenen Welt"
Kants Verachtung des Judentums erscheint deswegen so überraschend, da er als großer Denker der Aufklärung bekannt ist und sogar mit Juden befreundet war. Markus Voss-Göschels Arbeit macht deutlich, dass Kants Sichtweise eng mit seinem Religionsverständnis verbunden ist: "Diese Haltung kommt aus seinem Denken heraus, nicht aus seinen Erfahrungen im wirklichen Leben", ist der Jenaer Student überzeugt. "Kant lebte in einer eigenen, abstrakten Welt, die er sich selbst gebaut hat. Und er hat es versäumt, seine Schlüsse mit der Realität abzugleichen." In dieser eigenen Welt hat Kant zwischen verschiedenen Arten von Religion unterschieden. Das Judentum nimmt in seiner Kategorisierung jedoch keinen guten Platz ein: "Für Kant ist das Judentum ein absurdes und sinnloses Gesetzeswerk ohne moralischen Bezug und daher eigentlich keine Religion", erläutert Voss-Göschel. Denn während im Christentum die Regeln um einen moralischen Kern kreisen, sei der jüdische Gott jemand, der von den Menschen die bloße Verfolgung von Geboten, nicht aber Moral fordere.
Die Gedanken des berühmten Philosophen folgen einer eigenen Logik und Markus Voss-Göschels Abhandlung macht diese zumindest ein wenig verständlicher. "Seine Religionsphilosophie ist hier der Dreh- und Angelpunkt und deswegen würde ich Kant als theoretischen Antisemiten bezeichnen", sagt Voss-Göschel. Dennoch ist auch für den Theologiestudenten Kants Sichtweise nicht nachvollziehbar. "Seine Äußerungen sind ganz klar judenfeindlich und Kant verfehlt seinen eigenen Anspruch nach Menschenfreundlichkeit und Reflexion", stellt er klar.


(www.uni-jena.de)

Ist das preiswürdig?

Neu ist es jedenfalls nicht. Unter anderen hat Micha Brumlik schon mit dem Euthanasie-Zitat Entsetzen erregt, und Kurt Flasch hat ihn in einer Rezension darauf hinweisen müssen, daß ein Historiker die Wörter, die er in den Quellen vorfindet, auf ihren damaligen Gebrauch und auf ihren Kontext hin untersuchen muß, statt sich von modernen Assoziationen leiten zu lassen. (www.berliner-zeitung.de)

Eine entsprechende Belehrung hätte auch bei dem jungen Mann in Jena stattfinden müssen und wäre erfolgversprechender. Aber vielleicht ist sein Text ja differenzierter als in der Wiedergabe, ich will ihm nicht unrecht tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2014 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26321

In der FAZ vom 13.7.14 vergleicht Felicitas von Lovenberg den neuen Roman J. K. Rowlings mit „Agatha Christies Allzeithit ‚Und dann gab’s keines mehr‘“. Das ist der endgültig bereinigte deutsche Titel. Fragt man sich, wovon es keines mehr gab, fallen einem doch wieder die verpönten Negerlein ein (wie Argonaftis hier schon bemerkt hat).
(Die Rezensentin wundert sich, wieso die „publikumsscheue Edinburgherin Rowling“ so vertraut mit London sein kann, daß ihr Buch besser als jeder Stadtführer die Atmosphäre der Hauptstadt wiedergebe. Nun, Rowling ist keine Edinburgherin und hat zwei Jahre in London gearbeitet, das sollte reichen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2014 um 03.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26293

Vereinbarung zwischen die Flüchtlingen und dem Bezirksamt

Um sich ein Bild von der Berliner Groteske zu machen, kann man an verschiedenen Stellen diese "Vereinbarung" nachlesen:

https://ohlauerinfopoint.files.wordpress.com/2014/07/skmbt_552140703115601.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2014 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26228

Die ZEIT vom 3.7.14 (online) berichtet über ein Gerichtsurteil, wonach der Zwarte Piet in den Niederlanden rassistisch sei. Dazu ein Leserbrief:

Wollen wir das?
Der Zwarte Piet hat wohl die Funktion von Knecht Ruprecht und ist sehr beliebt. Vielleicht müssen wir überlegen, ob Knecht Ruprecht männer- oder die Karnevalsjungfrau frauenfeindlich ist ?
Wie lange wird es brauchen, bis sich jemand an dem schwarzen Piraten aus Asterix, der hochgradig rassistisch dargestellt wird, festbeißt?
Was ist mit den Sternensingern?


"Anmerkung: Wir wünschen uns eine konstruktive Debatte und würden es begrüßen, wenn Sie sich ernsthaft mit der Thematik auseinandersetzen. Danke, die Redaktion/sam"
-
Fast die Hälfte der Zuschriften wurde von der Redaktion „entfernt“ oder moralisierend kommentiert. Bei der ZEIT erstaunt mich immer wieder, wie genau man dort Gut und Böse unterscheiden kann.

Zur Sache selbst: Was bedeutet es eigentlich, wenn ein Weißer sein Gesicht schwärzt? Das ist nicht einmal bei den "Minstrels" so eindeutig. Was bedeutet es, wenn Schwarze sich bleichen und ihre Haare glätten? Womit wir wieder beim Expurgieren der Kinderbücher wären. Was ist so furchtbar, wenn ein Kind sich als "Chinesenmädchen" verkleidet? (Oder vielmehr: wenn dies in einem Kinderbuch beschrieben wird.)

Was meint also die ZEIT-Redaktion, wenn sie sich eine "konstruktive Debatte" über diese Frage wünscht? Wahrscheinlich nur positive, aufbauende Kritik, keine zersetzende...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2014 um 08.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26083

Die Menschen werden immer besser. Unsere Lehrer waren noch stark vom Krieg geprägt, der ja erst wenige Jahre zurücklag. Manche sprachen nie davon, andere kamen zwanghaft immer darauf zurück und erzählten, statt uns Unterricht zu erteilen, von ihren Erlebnissen: wie sie damals mit dem MG in eine feindliche Stellung hineingerotzt hatten usw. Wir nahmen es nachsichtig und gelangweilt hin, weil wir es schon kannten. Nach heutigen Maßstäben hätte die Hälfte von ihnen suspendiert gehört. Aber heute zeigen die Eltern einen Lehrer an, wenn er - wie ihr Schlingel ihnen berichtet - im Unterricht von "Eingeborenen" oder "Naturvölkern" gesprochen hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2014 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26050

Selbstverständlich sind junge Türken, Iraker, Vietnamesen oder Ghanaer genauso neugierig und intelligent wie deutsche Kinder auch. Deutsche Erzieher, Lehrer, Nachbarn und Freunde müssen ihnen allerdings die Hand reichen und ihnen helfen, mit Sprache und Kultur zurechtzukommen – je früher in ihrem Leben, desto besser. Das belegen alle Studien zur frühkindlichen Bildung. (Welt 14.6.14)

Wie sind die Vietnamesen hier hineingeraten? Um die braucht man sich keine Sorgen zu machen. Das wissen auch die Lehrer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2014 um 17.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#26044

Migranten haben es deutlich schwerer
(FR 13.6.14)

Der Bildungsbericht, auf den sich der Beitrag stützt, zeigt nur, daß Migranten und insbesondere Türken in Deutschland weniger Schul- und Berufsabschlüsse haben, nicht aber, daß sie es "schwerer haben".

Der falsche Ton der FR ist hierzulande der gute Ton und versteht sich von selbst.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 14.05.2014 um 10.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25816

Beim letzten "Satire Gipfel" am Montag hat Dieter Nuhr das Thema mit Witz abgehandelt, das Publikum war jedenfalls amüsiert. Von der geschlechtergerechten Sprache über Zigeuner bis hin zu den Dicken wurde die Absurdität der Korrektheitsversuche auf den Punkt gebracht.

www.daserste.de/unterhaltung/comedy-satire/satire-gipfel/sendung/12052014-100.html

Der relevante Ausschnitt (Minuten) geht von 14:35 bis 22:50.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2014 um 17.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25776

Beim Lesen dieser materialreichen Abhandlung zur politischen Korrektheit in Kinderbüchern:

Wer kann sich eigentlich diskriminiert fühlen, wenn in einem Kinderbuch von "Wilden" und "Kannibalen" die Rede ist? Leben die Wilden unter uns und lesen ihren Kindern Lurchis Abenteuer vor? Wollen Kannibalen unbehelligt ihrem ehrbaren Tun nachgehen? Eigentlich können nur Unbetroffene Einspruch erhoben haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2014 um 15.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25774

„Heute als rassistisch empfundene Wörter, die lebende Betroffene verletzen, sollten Verlage aus Kinderbuchklassikern streichen“, stimmt Hans-Heino Ewers zu. Der Direktor des Instituts für Jugendbuchforschung der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt sieht kein Problem darin, wenn der Negerkönig aus Pippi Langstrumpf neuerdings Südseekönig heißt - der Sinn des Gesamtwerks werde dadurch schließlich nicht entstellt. Zudem sei es üblich, dass Klassiker überarbeitet und an moderne Sprache angepasst werden. (Focus 3.5.14)

Als Beispiel führt der Jugendbuchforscher anderswo an, daß in 200 Jahre alten Büchern aus dem "blöden Kind" ein "schüchternes" werde, weil die Kinder das heute nicht verstehen. Der Vergleich hinkt jedoch, weil die Kinder heute sehr wohl verstehen würden, was "Negerkönig" bedeutet. Die Sprache veraltet hier nicht einfach, sondern wird aus ideologischen Gründen veraltet.

Übrigens habe ich noch nicht gehört, daß die Jugendbuchforscher sich mit der Vernichtung von Millionen Büchern wg. Rechtschreibreform befaßt hätten. Ich kann mir denken, daß sie auch damit einverstanden sind - zum Wohle unserer Kinder natürlich.
 
 

Kommentar von Frager, verfaßt am 04.05.2014 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25765

Danke für den Hinweis, Herr Ickler.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2014 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25764

Nein, das hat der alte Duden nicht vorgesehen; mein eigenes Wörterbuch läßt es erstmals zu, aber nur fakultativ.
 
 

Kommentar von Frager, verfaßt am 04.05.2014 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25763

"Richtig wäre es, die Menschen gleich zu behandeln"

Werter Herr Prof. Ickler,

mit Verlaub! Müßte es nicht "gleichzubehandeln" heißen und zusammengeschrieben werden zur Unterscheidung von "sofort zu behandeln"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2014 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25762

Wie schwer es ist, die Existenz von Rassen zu bestreiten und gleichzeitig gegen Rassendiskriminierung zu kämpfen, zeigt sich z. B. hier:

vgl. Michelle Alexander: The New Jim Crow. Mass Incarceration in the Age of Colorblindness. The New Press, New York 2010, ISBN 978-1-59558-103-7, S. 198. Anmerkung: Das Wort „Rasse“ ist hier im Sinne des US-amerikanischen öffentlichen Diskurses über „race“ gebraucht, in dem die wissesenschaftliche [sic] Erkenntnis, dass es keine verschiedenen Menschenrassen im Sinne der Rassentheorie gibt, bislang keinen begrifflichen Niederschlag gefunden hat.(Wikipedia zu Michelle Alexander, einer bekannten US-Juristin und Kämpferin gegen Rassismus)

Das Stichwort "Rassentheorie", auf das verwiesen wird, zeigt ähnliche Schwierigkeiten unfreiwillig deutlich auf.

Besonders windig ist das Argument, die für jedermann sichtbaren morphologischen Merkmale seien nicht wesentlich, da die genetische Variation innerhalb einer Population größer ist als zwischen den Gruppen. Was soll's? Dadurch wird es ja nicht unmöglich, die Menschen auch nach genetisch unwesentlichen Merkmalen zu klassifizieren. Goethe hat die Mineralien nach ihrer Farbe eingeteilt, was den Mineralogen schon damals nicht gefiel, weil ihnen die Kristallform wichtiger war und die Farbe nur eine Folge von Verunreinigungen. Trotzdem kann man die Stoffe für bestimmte Zwecke nach der Farbe ordnen.
Richtig wäre es, die Menschen gleich zu behandeln ungeachtet der Hautfarbe usw. Das ist der einzig sinnvolle Begriff von politischer "color blindness". So denkt im Grunde ja auch jeder, aber man fügt sich der PC. Der Zwang zur täglichen Heuchelei und Verleugnung des Offensichtlichen könnte sich bitter rächen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2014 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25577

Wenn die FAZ (11.4.14) von tribalen Konflikten in Afghanistan spricht, dürfte es sich nicht nur um eine träge Nichtübersetzung aus dem Englischen handeln. Das Wort Stamm ist, wie bei Wikipedia unter Volksstamm ausführlich dargestellt, aus Gründen der Politischen Korrektheit verpönt. Sonst würde man einfach Stammeskonflikte sagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2014 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25388

Der bekannte Humangenetiker Peter Propping spricht sich in einem Leserbrief dafür aus, das Wort Rasse nicht mehr auf Menschen anzuwenden (FAZ 14.3.14). Die angebotenen Paraphrasen für Menschengruppen mit gemeinsamen genetischen Eigenschaften sind aber so unhandlich, daß sie nicht das letzte Wort sein können. Man braucht vor allem ein Substantiv, denn mit lauter adjektivischen Umschreibungen kommt man nicht weit.

„Genetische Unterschiede zwischen verschiedenen Menschengruppen haben sich im Laufe der Evolution natürlich entwickelt, während ‚Rassen‘ in der Nutztierzucht das Resultat eines eindimensionalen Züchtungsziels sind, etwa Legeleistung von Hühnern oder Milchertrag von Kühen.“

Das trifft erstens nicht zu und wäre zweitens kein wesentlicher Unterschied. Auch bei Tieren können sich Rassen als Anpassung an verschiedene Umwelten entwickeln, auch der Mensch hat, indem er neue Regionen besiedelte, Anpassungen angestoßen, z. B. die unterschiedliche Pigmentierung der Haut, die Laktoseverträglichkeit oder die Malariaresistenz. Aber selbst wenn die seligierenden Bedingungen einmal vom Menschen, einmal von der sonstigen Umwelt gesetzt würden, wäre der Unterschied irrelevant, da die Ausbildung von Varietäten in beiden Fällen auf die gleiche Art geschieht.
Als Motiv für die Ablehnung des Rassenbegriffs wird abschließend angegeben, es solle niemand benachteiligt werden. Das ließe sich, wie bisher, auch auf anderem Wege erreichen als durch die Beseitigung eines herkömmlichen Ausdrucks für genetische Varietäten.

Natürlich steht man hier wie anderswo auf verlorenem Posten, wenn man anregt, die Wörter in Ruhe zu lassen und sich um die Sachen selbst zu kümmern.

Kurios ist, daß gerade die wohlmeinendsten Humangenetiker von einigen noch menschenfreundlicheren Eiferern angegriffen werden, die ihnen "erbhygienische" Ideologie unterstellen und am liebsten alle Forschung verbieten möchten. Mit sprachlichen Eiertänzen kommt man da nicht heraus.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.03.2014 um 18.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25282

Völlig richtig, aber weshalb sollte man deswegen Anführungszeichen verwenden?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.03.2014 um 18.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25281

»Drittes Reich« war nie eine offizielle Bezeichnung und ab 1938 ausdrücklich nicht mehr erwünscht.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.03.2014 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25279

Bei "arische Rasse" würde ich Ihrem Kollegen recht geben, bei "Drittes Reich" jedoch nicht, denn die Distanzierung vom wörtlichen Sinn wird ja bereits durch die Großschreibung des Adjektivs deutlich.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 01.03.2014 um 13.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25276

Ich habe die Tage einen Kollegen mit einer Schülerin eine Facharbeit besprechen hören. Der Kollege meinte, die Schülerin hätte die Begriffe "Drittes Reich" und "arische Rasse" in Anführungszeichen setzen müssen, weil sie sonst die Existenz von Rassen, insonderheit der arischen, bejahe und somit zum Rassisten werde.
In dieser Logik werde ich auch zum Nationalisten, wenn ich die Existenz von Nationen anerkenne.

Nach meiner Erfahrung sind Schüler skeptisch, wenn ihnen etwas oder jemand als ausschließlich böse oder als ausschließlich gut präsentiert wird, und sie gewöhnen sich schnell eine gewisse Schulwahrheit oder Schulmeinung an, die sie im Unterricht zum besten geben können, ohne daß das irgend etwas mit ihrer persönlichen Ansicht zu tun haben muß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2014 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25275

Wie kommt die Vorstellung von menschlichen Rassen in unsere Köpfe? In diesem Themenheft zeigen wir, dass diese gefährliche Ideologie weder vom Himmel gefallen ist, noch es in der Natur der Menschen liegt, zwangsläufig rassistisch zu denken und zu handeln.
(www.schule-ohne-rassismus.org)

In meinen Kopf ist die Vorstellung von menschlichen Rassen wahrscheinlich über das Auge gekommen. Die rassistische Ideologie kann ich in meinem Kopf überhaupt nicht finden, deshalb erübrigt sich die Frage.

Es gibt schon über 1000 Schulen, die sich auf ihrer Website rühmen, dem Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" anzugehören. Was die Schüler wirklich davon halten, ist so wenig klar wie im Falle des "Leitbildes", das die Schulen sich vor einigen Jahren in Schulandachten verpaßt haben. Die tägliche Unterweisung in bestimmten "Werten" kann, wie die Jugend nun mal ist, unerwünschte Folgen haben. Es ist ja immer das größtmögliche Tabu, mit dessen Durchbrechung die Kinder sich gelegentlich Luft verschaffen. Die Betreiber der oben genannten Aktion wissen sehr gut, daß schwule Sau usw. auf Schulhöfen gang und gäbe ist, schreiben auch darüber, aber immer in der gleichen bierernsten Weise, die lediglich die Fassade berührt. Ein Heft über Rassismus fängt gleich mit den Negerküssen an und will die Leser sogar mit einem Rezept davon überzeugen, daß Schokoküsse ebenso gut schmecken. Unüberbietbar ist aufgrund dieser Erziehung zur Zeit der Hitlergruß. Leider siegt der volkserzieherische Eifer hier über die Entwicklungspsychologie, die doch längst weiß, was sich auswächst und was nicht. Wenn die Erwachsenen so geworden wären, wie man es aus ihrem pubertären Verhalten als Schüler hätte vorhersagen wollen, könnte man wirklich verzweifeln.
Die Lektüre der Broschüren (s. o.) zeigt, daß alles darauf angelegt ist, den äußerlich angepaßten, nun ja, Gutmenschen heranzuzüchten. Ich habe den Kontakt noch nicht verloren und weiß, mit welcher inneren Distanz die jungen Leute den gutgemeinten Bemühungen der Schule gegenüberstehen. Klug ist, wer sich das nicht anmerken läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2014 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25253

Der Mißbrauch internationaler Organisationen durch einzelne oder Interessengruppen, die auf diesem Wege ihre sonst chancenlosen Ziele durchsetzen wollen, ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Der "Bologna-Prozess" - wie er auch von den Urhebern genannt wird, die so tun, als geschehe das alles einfach so und sei nicht von ihnen veranstaltet, ist ein sehr großes Beispiel, die Durchsetzung des Gender mainstreaming ein anderes. Aber ich habe, wie schon anderswo berichtet, auch ganz kleine und doch bezeichnende Erfahrungen gemacht. Als ich mit Deutsch als Fremdsprache anfing, kam "Kontaktschwelle Deutsch" bei Langenscheidt heraus, die deutsche Version des Europarat-Projekts "Threshold Level", mit dem Logo des Europarats. Man wollte den Fremdsprachenunterricht in Europa vereinheitlichen. Ein kümmerliches Produkt. Aber die Dürftigkeit will ich heute nicht noch einmal kritisieren, Mir kommt es auf den Hauptzweck an: Durchsetzung eines ganz bestimmten Konzepts, Ausschaltung jeder Konkurrenz. So auch später das gescheiterte EUROPILL-Projekt (s. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1192) - einheitliche Linguistik-Lehrbücher in ganz Europa. Der Student sollte in Edinburgh, Lyon oder München genau dieselbe Linguistik studieren. Es handelte sich um eine ganz bestimmte Schule - das kann ja gar nicht anders sein. So war es im Mittelalter: dasselbe Logiklehrbuch in Paris, Köln, Prag und Bologna. Kann das erstrebenswert sein? Es ist ein Mißverständnis, für die Wissenschaftseinheit mit denselben Argumenten zu werben wie für die Währungseinheit. Aber leider fahren unsere Bildungsplaner und Kulturpolitik voll drauf ab. (Natürlich sind die so zu Einfluß gelangten Wissenschaftler graue Mäuse, die nichts Ernstzunehmendes zur Forschung beigetragen haben, aber das läßt man am besten ganz beiseite.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2014 um 15.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25249

Der Europarat hat einen "Bericht" über Menschenrechte in Deutschland veröffentlicht. Er geht u. a. erstaunlich ausführlich auf Sarrazin ein. Wenn ich es recht verstehe, soll Sarrazin nicht sagen dürfen, was er denkt, oder? Hier die einschlägigen Passagen:

35. ECRI regrets that the hate speech fuelled by this racism manifests itself in public debates without always being clearly condemned. Already in its fourth report it expressed concern at certain statements about Muslims focusing on security issues or a supposed “integration deficit”. ECRI regrets that Thilo Sarrazin, a former member of the Executive Board of the German Federal Bank and a politician belonging to the Social Democratic Party (SPD), made similar remarks notably in his book “How Germany abolishes itself”.45
36. ECRI is deeply concerned at the fact that several publications, including Bild-Zeitung and Spiegel, carried excerpts from this book. Furthermore, these racist remarks received a great deal of support in the debate which followed their publication, and which was extensively covered by the media, although the arguments put forward were shown to be close to the theories of eugenics espoused by the National Socialists.
37. It is true that T. Sarrazin was dismissed from his post at the Federal Bank shortly after the book was published. But the request by the bureau of the SPD for his exclusion from the party was withdrawn on 23 April 2011 after he had stated that he had not intended to discriminate against migrants or any other group. Furthermore, the criminal complaint lodged by a Turkish association with the Berlin prosecution service was dismissed.
38. ECRI understands German society’s vigilance in ensuring respect for freedom of expression. But it draws attention to the case law of the ECtHR, according to which tolerance and respect for the equal dignity of all human beings are the foundation of a democratic and pluralist society. It follows from this that, in principle, it may be deemed necessary, in democratic societies, to sanction or even prevent all forms of expression which spread, encourage, promote or justify hatred based on intolerance (including religious intolerance), if care is taken to ensure that the restrictions imposed are proportional to the aim pursued.46
39.In view of the similarity of T. Sarrazin remarks with those of the case Le Pen47, ECRI considers that the response by the authorities and the SPD is insufficient. It was with good reason that the CERD decided that the lack of an effective investigation following Mr Sarrazin’s remarks constituted a violation of Articles 2 (1) d, 4 and 6 ICERD.
www.coe.int/t/dghl/monitoring/ecri/Country-by-country/Germany/DEU-CbC-V-2014-002-ENG.pdf

Leider erfährt man nicht, wer die Verfasser sind. Ein früherer Bericht war von dem jungen Bamberger Soziologen Mario Peucker, der auch diesmal in der Bibliographie erwähnt wird. Der neue Bericht lobt die "Antidiskriminierungsstelle des Bundes". Peucker und seine Kollegen, auch der Lehrstuhlinhaber Friedrich Heckmann arbeiten für die Antidiskriminierungsstelle, das Lob überrascht daher kaum. Die Abrechnung mit Sarrazin wirkt so idiosynkratisch, daß man den Eindruck bekommt, hier wolle jemand ein Hühnchen rupfen.

Wir haben oft erlebt, daß die OECD das deutsche Bildungssystem kritisiert, und wissen, daß "OECD" hier eine Handvoll deutscher Bildungsplaner bedeutet. Analog scheint der Europarat als Fassade für ganz persönliche Meinungsäußerungen zu dienen. Das ist nicht fair. Außerdem ist es schädlich, weil es, wie unzählige Leserzuschriften zeigen, sogleich eine ebenso scharfe Gegenreaktion hervorruft. Deren Urheber kann man nicht alle mundtot machen.

Ich kann Sarrazin nicht verteidigen, weil ich keine Zeile von ihm gelesen habe (was ich aber sogleich nachholen werde, denn nun bin ich wirklich neugierig geworden). Ich meine aber, daß er seine Meinung sollte veröffentlichen dürfen. Soviel ich weiß, ruft er nicht zu Verbrechen auf und hat auch niemanden umgebracht.
 
 

Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 24.02.2014 um 20.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25248

Die Wette, lieber Herr Bärlein, haben Sie ganz locker gewonnen. Was allerdings auch daran liegt, daß ich seit langem einen weiten Bogen um die asiatische Küche mache. Auch will ich Ihnen gerne zugeben, daß das Essen mit Stäbchen eine ganz und gar harmlose Sache ist und dazu noch ein hübsches Geschicklichkeitstraining. Da gibt es Nachgeäffe, das schwerer zu ertragen ist. Wie zum Beispiel Leute, die überall und oft noch in Gruppen trommeln, was sich eher nach Krieg als nach Kunst anhört - wenn man solche Vergleiche kennt:

http://www.youtube.com/watch?v=V3yY9-6y9tI

Oder Kirchenchöre, die sich im Gospel versuchen oder ganz krass, junge Männer mit markstückgroßen Scheibchen in den Ohrläppchen.

Ich hatte den Abschnitt von Herrn Ickler aber auch rüberkopiert, weil ich eine Formulierung sehr eindrucksvoll fand, gerade weil sie so selbstverständlich daherkam: "eben von Kindesbeinen an selbstverständlich".

Mir scheint, es wird oft vergessen, daß sich Kultur nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Kopf des Rezipienten abspielt.

PS: Meine chinesischen Tischtennisspieler waren natürlich auch nur eine scherzhafte Übertreibung.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 24.02.2014 um 20.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25247

Ich habe doch nur Spaß gemacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2014 um 15.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25240

O je, was habe ich da angerichtet! So scharf gewürzt war es nicht gemeint.
Übrigens kann man sich an Stäbchen so gewöhnen, daß man bei der Rückkehr zur Gabel erst einen gewissen Widerwillen gegen das Metall im Mund überwinden muß.
Indisches Essen kann man zwar auch mit der Gabel essen, aber kaum die typisch nordindischen Gerichte mit Fladenbrot. Das geht eigentlich nur mit den Fingern.
Und eins weiß ich ganz sicher: Ob deutsch oder indisch oder chinesisch - man kann sich überall manierlich benehmen oder auch nicht.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 24.02.2014 um 15.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25239

Ich wette, Sie können nicht einmal unlocker mit Stäbchen essen, lieber Herr Hainbuch. Dieses Unvermögen zum Ausdruck kultureller Selbstbehauptung zu stilisieren, ist eine ebenso naheliegende wie durchschaubare Ausrede. Konsequenterweise sollten Sie dann aber das China-Restaurant ganz meiden. Ein Deutscher, der sich dort Reis und Ragout zusammen auf den Teller löffelt, wirkt nicht lockerer als ein Chinese, der ein Schweinekotelett mit Hilfe von Stäbchen ißt. Zubereitung und Anrichtung sind im einen Fall auf den Verzehr nach chinesischer, im anderen nach deutscher Manier ausgelegt. Chinesisch schmeckt es mit Stäbchen einfach besser, deutsch mit Messer und Gabel.

Diese Erfahrung können auch Sie machen. Mein Tip: Kaufen Sie sich zunächst einen Satz Eßstäbchen und lassen Sie sich vom Heimservice öfter mal ein oder zwei chinesische Gerichte bringen. Zuhause können Sie unbeobachtet üben, womit Sie auch von der eventuellen Mutmaßung Dritter entlastet sind, Nachäffer einer fremden Kultur zu sein. Wichtig ist nämlich, da haben Sie völlig recht, die Stäbchen locker zu halten. Das gelingt um so leichter, wenn man weiß, daß kleckern erlaubt ist. Als Anbiederung fällt es erst auf, wenn man übertreibt.
 
 

Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 23.02.2014 um 21.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25233

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1016#25228:

"Der Umgang mit den Stäbchen ist ungleich geschickter - eben von Kindesbeinen an selbstverständlich -, aber für unsere Begriffe ganz und gar nicht manierlich. Was natürlich an unseren Begriffen liegt und nicht an den Chinesen, die ich an den Nachbartischen in wahren Orgien von Lebensfreude beobachtet und beneidet habe."

Der Westmensch mag seine eigene Kultur nicht mehr leiden. Drum bemüht er sich eifrig, fremde Kulturen nachzuäffen. Ob im China-Restaurant oder im Jazz: so richtig klappt's nicht, weil die Lockerheit fehlt.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2014 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25226

Glauben Sie wirklich, daß es dann noch Chinesen geben wird? Wir arbeiten dran. (Vgl. "Die kleine Hexe".)
 
 

Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 22.02.2014 um 20.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25224

Die Globalisierung darf als durchgesetzt betrachtet werden, wenn bei Welt- und Europameisterschaften im Tischtennis nur noch Chinesen gegeneinander spielen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2014 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25215

Der "Medaillenspiegel" von den Olympischen Winterspielen wird wohl immer nach Staaten geordnet bleiben und widerlegt durch die Praxis alle Sonntagsreden.

Was mir noch auffällt: Sind diese Wintersportveranstaltungen nicht höchst diskriminierend? Ich entdecke kein einziges Land aus Afrika. Auch Südamerika und Indien kommen nicht vor. Üben die Tutsi und Yanomami nicht genug, oder was machen die überhaupt im Winter?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2014 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25213

Das Logo wird geändert werden. Laut Umfrage sind zwar nur 5 % der Bevölkerung dafür, aber die Political Correctness sitzt am längeren Hebel. Unsere Wörterbücher werden bald entdecken, daß es das Wort Neger nie gegeben hat. (Übrigens: Wie rassistisch muß man sein, um im Logo der Dachdeckerfirma die Abbildung eines Schwarzafrikaners zu erkennen?)
 
 

Kommentar von Darmstädter Echo, 18. Februar 2014, verfaßt am 22.02.2014 um 00.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25211

»Streit um altes Logo: Ernst Negers Neger erzürnt die Gemüter
Aufreger – Der Fastnachtssänger soll das 70 Jahre alte, von seinem Großvater Ernst geschaffene Firmenlogo ändern

Von Hans Dieter Erlenbach

Thomas Neger, singenger Fastnachter und Enkel des Mainzer Fastnachtsidols Ernst Neger, soll das über 70 Jahre alte Firmenlogo des Dachdeckerunternehmens ändern. Das fordert unter anderem der Fachschaftsrat Ethnologie und Afrikastudien der Universität Mainz.«

(weiter hier: www.echo-online.de)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2014 um 06.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25146

Zur BBC-Entscheidung, keine Männerrunden mehr zuzulassen: In den Teams von Fantasy-Astronauten usw. zeigen Fernsehfilme ja schon lange immer Quotenfrauen und in den USA auch Quotenschwarze. Der Sarottimohr mußte gehen, aber in der Werbung für Kindermode taucht das Mohrenkind als Quotenmohr wieder auf. Sieht ja auch süß aus, wie Schokolade.

Das alte Dilemma: Einerseits gibt es keine Frauen und keine Rassen, andererseits muß man sie angemessen berücksichtigen.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 09.02.2014 um 15.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25093

Es ist fraglich, ob die Verfasserinnen den Unterschied zwischen Faschismus und Nationalsozialismus kennen. Es ist sogar fraglich, ob sie den Unterschied zwischen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit kennen. Dazu wird all das in den Medien viel zu sehr durcheinandergeworfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2014 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25089

„Analysen jüngeren Datums, die sich »intersektional« nennen, richten den Blick zunehmend auf die Verschränkung geschlechtlicher Identitätskategorien mit anderen Determinanten wie Race, Ethnie, Nationalität, Klasse, Alter und Behinderung/Nicht-Behinderung.“ (Franziska Bergmann, Franziska Schössler, Bettina Schreck (Hg.): Gender Studies. Bielefeld 2012:11)

Anm. zu Race: „Auf den Begriff ›Rasse‹ verzichten wir im deutschsprachigen Kontext wegen seiner faschistischen Konnotation.“

Immerhin. Eine Zeitlang wurde ja bestritten, daß es Rassen überhaupt gebe (nur bei Tieren, nicht bei Menschen), aber das führte zu dem alten Dilemma engagierter Forschung, daß es dann auch keine Rassenprobleme geben konnte. Das war vor allem in den USA nicht durchzuhalten. Nun gibt es anscheinend die Rasse wieder, aber man darf sie nur englisch benennen (wie Gender). Skurril mutet an, daß die Konnotation wieder zu Mussolini und ins Ausland führt, obwohl der Rassismus, an den die Verfasserinnen denken, doch eher hausgemacht war. Die Vermeidung des Begriffs "Nationalsozialismus" scheint in diesem Lager alles zu überdauern.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 05.02.2014 um 16.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#25048

Jetzt bin ich aber ernstlich empört, empört ist gar keine Ausdruck, ich bin – betroffen. Und wie!
Sehe ich doch beim Tengelmann Pappschachteln mit dem Aufdruck "Schaumküsse"!! Als ob man statt "Neger" einfach "Schaum" sagen dürfte! Warum nicht gleich "Abschaumküsse"?
Ich werde mich an den Bundespräsidenten wenden.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 18.01.2014 um 18.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24879

An Herrn Hainbuch,

ich wollte Ihnen auf Ihre Mail antworten, aber leider kam darauf regelmäßig eine Meldung, diese könnte nicht zugestellt werden.
Könnten Sie dem mal nachgehen? Und mich per Mail benachrichtigen, wenn Sie wieder Mails empfangen können?
Schönen Sonntag, Ihr Walter Lachenmann
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.01.2014 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24878

http://virchblog.wordpress.com/2014/01/16/rassismussismus/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2014 um 13.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24873

Man kann hier sehen, wie der Irrsinn funktioniert und warum er niemals aufhören wird: "hat für Entrüstung gesorgt" - das ist die Entsprechung zu "wird oft als diskriminierend empfunden". Natürlich hat sich in Dänemark kein einziger Mensch durch Indianermasken als Lakritzfiguren beleidigt gefühlt. Man ist nur dauernd auf der Suche nach irgend etwas, wodurch sich, wie man glaubt oder zu glauben vorgibt, andere beleidigt fühlen könnten. Und es braucht nur ein einziger dieser Verfolger fündig zu werden, dann kommt die Maschine in Gang, und die Denunzierten geben nach.

Lakritz ist wegen seiner Farbe überhaupt böse und muß weg.
 
 

Kommentar von SPIEGEL ONLINE, 17.01.2014, verfaßt am 18.01.2014 um 11.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24871

"Skipper Mix": Haribo reagiert mit Verkaufsstopp auf Rassismus-Vorwürfe

Haribo nimmt seine Lakritzbonbons "Skipper Mix" in Schweden und Dänemark vom Markt. Die Süßigkeiten in Form von afrikanischen, asiatischen und indianischen Masken und Gesichtern hatten in den Ländern für Entrüstung gesorgt.

Hamburg - Der Bonbonhersteller Haribo reagiert auf Rassismusvorwürfe von Kunden - und nimmt seinen "Skipper Mix" nach Angaben eines Konzernsprechers in Schweden und Dänemark vom Markt. Dort war schon seit Wochen vor allem im Netz über die salzigen Lakritzfiguren diskutiert worden. Die Süßigkeiten haben die Form von Masken und Gesichtern, die an afrikanische, asiatische oder indianische Kunst erinnern.

Zunächst habe man versucht, an dem Produkt festzuhalten und nur die kritisierten Motive aus dem "Skipper Mix" herauszulassen, die einige Verbraucher beleidigend fanden, sagte Haribo-Schweden-Chef Ola Dagliden. Der Bonbonmix habe an Dinge erinnern sollen, "die ein Seefahrer bei einer Reise um die Welt" gesammelt haben könnte, sagte Dagliden. "Wir haben darin nichts Negatives gesehen."

vks/AFP
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2014 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24864

Wort oder Unwort des Jahres oder vielleicht eher des Jahrhunderts scheint mir zu sein: "wird oft als diskriminierend empfunden". Diese Wendung breitet sich in Dudenbänden und anderswo unaufhaltsam aus. Sie ist der Kernpunkt einer Kultur des Anstoßnehmens. Genauer gesagt: des antizipierten Anstoßnehmens. Natürlich hat die Dudenredaktion keine empirischen Erhebungen angestellt, um das "oft" statistisch zu belegen, und selbst wenn es so etwas gäbe, wäre es irrelevant.
An diesem Schibboleth scheiden sich die Geister: Viele machen mit und meiden vorsorglich alles, woran andere Anstoß nehmen könnten. Wenige stehen zu ihrer besseren Einsicht.

In der Kleinstadt, in der ich aufwuchs, ging die überwiegend protestantische Bevölkerung zwar nicht jeden Sonntag, aber doch hin und wieder in die Kirche. "Was werden die Leute sagen?" – wenn man sich niemals dort blicken läßt, das war der einzige Grund. Die wirklich Frommen galten als Sonderlinge, so auch die wenigen Katholiken.
Später und an einem anderen Ort heiratete ein Schulfreund standesamtlich. "Was werden die Leute sagen?" Seine keineswegs fromme Mutter verließ morgens das Haus und kehrte abends zurück, um den Nachbarn von einer kirchlichen Trauung berichten zu können, die es gar nicht gegeben hatte.

Der Druck, dem man sich demütig fügt, ist im großen und ganzen nur eingebildet, aber um so mächtiger, weil niemals durch die Erfahrung widerlegbar, eben "Tyrannei des Vermeintlichen". Statt den Nachwuchs über diese höllische Mechanik aufzuklären und zum Widerstehen zu ermuntern, tun unsere Schulen gerade das Gegenteil, unterstützt durch "Handreichungen" von Ministerien, Gewerkschaften, Pädagogen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2014 um 04.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24863

Wir haben es zwar ohnehin nicht angenommen, aber der Namenforscher Udolph weist in einem Leserbrief an die FAZ dankenswerterweise darauf hin, daß die Mainzer Dachdeckerfamilie Neger ihren Namen nicht den Negern, sondern den Nähern verdankt.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.01.2014 um 21.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24862

Auch für Deutschland gibt es schon innerhalb Europas die unterschiedlichsten Namen, wovon die in Osteuropa üblichen hier kaum bekannt sind.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 16.01.2014 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24861

Stimmt, Sie kamen mir zuvor.
Deswegen liest man auf Straßenschildern der Region nicht selten Skoplje. Lj ist laut Wiki ein zu einem Laut verschmolzener Buchstaben des serbischen Alphabets.
 
 

Kommentar von R. H., verfaßt am 16.01.2014 um 17.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24860

Skoplje ist die serbische (und auch kroatische) Form des Namens. Da die Stadt zwischen 1912 und 1941 zu Serbien gehörte, war damals diese Schreibweise üblich. Seit 1945 gilt offiziell Skopje, also die Eigenbezeichnung.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 16.01.2014 um 15.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24859

Es soll wohl in Griechisch-Makedonien immer noch, trotz aller Hellenisierungsbemühungen, slawische, also mazedonische Bevölkerungsanteile geben. Um die Verwirrung voll zu machen: In älteren Kartenwerken oder Lexika wird der Name der Hauptstadt mit "Skoplje" angegeben. Irgendwann muß das l verlorengegangen sein. Und bis vor hundert Jahren, bis zu den Balkankriegen war sie auch unter dem türkischen Namen Üsküb bekannt.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 16.01.2014 um 12.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24857

Nachtrag.
Im griechischen Volksmund wird die EJRM "Skopja" (nach der Hauptstadt) genannt, im offiziellen Gebrauch wird FYROM verwendet.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 16.01.2014 um 12.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24856

Der umständliche Namen Ehemalige Jugoslawische Repubik Mazedonien (EJRM) oder englisch abgekürzt FYROM wird so in der EU und den UN gebraucht.
Die Bezeichnung erklärt sich aus dem andauernden Namensstreit zwischen Griechenland und dem neugebildeten Staat.
Zu erwartende Gebietsansprüche gegenüber Griechenland waren wohl eher vorgeschobene und resultieren aus der Zeit von Titos Jugoslawien. Das neue „Makedonien“ mit der slawischen Sprache makedonisch und dem an die serbische Kyrilliza angelehnten Alphabet lassen umgekehrt auch keine griechischen Gebietsgelüste erwarten. Jedenfalls hat man das nie vernommen.
Erstaunlich fand ich vergangenes Jahr, daß man selbst im Grenzgebiet nicht griechisch verstanden hat.
Ein Ärgernis für Griechen ist auch die Bezeichnung des internationalen Flughafens von Skopje: Alexander der Große.
Unter YouTube findet man einige Videoclips zum Verhältnis der beiden Staaten.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 15.01.2014 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24852

Um ganz genau zu sein:

Die amtliche deutsche Bezeichnung ist "ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien", die englische "former Yugoslav Republic of Macedonia". Die englische Abkürzung ist FYROM.

Die amtliche französische Bezeichnung ("ex-République yougoslave de Macédoine") wirft ein sprachliches Problem auf, denn es handelt sich ja nicht um eine ehemalige, sondern um eine gegenwärtige Republik und erst recht nicht um eine jugoslawische ehemalige Republik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2014 um 04.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24842

Man muß vollkommen in Deutschland integriert sein, um "Zigeuner" für diskriminierend zu halten.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.01.2014 um 21.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24840

Die Republik Mazedonien exportiert ihre Produkte (jedenfalls nach Deutschland) unter der Bezeichnung "Mazedonische(r) ...".
Griechenland exportiert Produkte aus der griechischen Provinz Makedonien unter der Bezeichnung "Makedonische(r) ..." oder "Produkt aus Makedonien".
Der lange Name wird wohl nur bei internationalen Veranstaltungen (z.B. im Sport) verwendet.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 13.01.2014 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24839

Zu # 24826 (Ickler)

Um das "Verbot" der Bezeichnung Zigeunerschnitzel zu umgehen, hat der Kantinenwirt auf der Speisekarte des Niedersächsischen Integrationsministeriums "Schnitzel mit dem verbotenen Namen" angeboten.
Es gab Ärger.
http://fachanwalt-fuer-it-recht.blogspot.de/2013/10/schnitzel-mit-dem-verbotenen-namen.html
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 13.01.2014 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24838

Die internationale amtliche Bezeichnung ist "Frühere jugoslawische Republik Mazedonien", englisch abgekürzt "FYRM", weil Griechenland eben wegen der antiken Bezüge Angst vor Gebietsansprüchen auf Griechisch-Makedonien hatte und deshalb dieses abstruse Sprachmonstrum durchsetzte.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.01.2014 um 12.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24836

Die Rumänen nennen sich romani oder rumani, die Bulgaren nennen sich Blgari; die Mazedonen nennen sich Makedonci. Das letztere führt zu Verwechslungen mit den antiken Makedoniern und der antiken ausgestorbenen makedonischen Sprache, deshalb ist die internationale Bezeichnung Mazedonen und mazedonisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2014 um 03.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24835

Paprika ist Zigeuner, Pilze ist Jäger, Ananas ist Hawaii.

Das Wort Balkan ist als nächstes dran. Man kennt die Redewendung (Zustände) wie auf dem Balkan. Und übermorgen werden wir die Rumänen und Bulgaren nicht mehr so nennen können, sondern vielleicht Bürger rumänischer/bulgarischer Herkunft. Eigentlich sollte es sie gar nicht geben, dann wären sie auch nicht so unbeliebt.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.01.2014 um 19.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24833

Zigeunersoße und Zigeunerschnitzel stammen aus Ungarn. Die Ungarn wollen nicht zum Balkan gerechnet werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2014 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24829

Geduldig erklären wir einem Dutzend Studenten, was es mit Genus und Sexus, mit Oppositionen und Neutralisationen in der Sprache auf sich hat. Aber dann kommt der oberflächlichste Journalist und erreicht mit seinem politisch korrekten Geplapper Hunderttausende. Niederschmetterndes Beispiel: www.swp.de.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2014 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24826

Das vergangene Jahr brachte in Hannover eine Neuerung: Von den Speisekarten städtischer Kantinen verschwand des "Zigeunerschitzel"; es heißt nur noch "Balkanschnitzel". Und die Grünen im Stadtrat schlugen vor, die "Fußgängerzone" in "Flaniermeile" umzubenennen, erstens wegen Gender und zweites wegen militaristischer Anklänge der "Zone". Allerdings ist "Meile" so unzutreffend wie "Flanieren" einseitig, denn viele kommen durchaus nicht zum Flanieren.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.01.2014 um 21.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24810

Wenn man zu den in der Bibel angegebenen "Weisen" zurückkehrte, wären durchaus weibliche Weise möglich.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 09.01.2014 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24804

In den Zeitungen waren Bilder vom Sternsingerempfang bei Merkel zu sehen. Alle waren weiß, Afrika war unter den drei(hundert) Königen nicht vertreten. (Anders gesagt: Die drei Heiligen Könige repräsentieren die drei Kontinente Europa, Europa und Europa.) Und das, wo dieses Jahr die Spenden für Malawi gesammelt werden.
Ach ja: Soweit erkennbar, waren fast alle der Sternsinger weiblich. Trotzdem war nirgends von Sternsingerinnen oder gar Heiligen Drei Königinnen die Rede. Wir müssen dringend die alten Legenden geschlechtergerecht umschreiben, ehe unsere KinderInnen weiteren Schaden erleiden.
Und Herr Neger sollte ebenso dringend nicht nur sein Firmenschild, sondern auch seinen Namen ändern, diese rassistische Anmaßung! Sonst gibt es noch Boykottaufrufe "Kauft nicht beim Neger!" (Es sei denn, er erklärt öffentlich, homosexuell zu sein, das rettet ihn vielleicht...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2014 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24801

Die Mainzer Dachdeckerfamilie Neger (bekannt durch Großvater Ernst Negers Karnevalslieder) hat Probleme wegen ihres Logos: „eine stilisierte Darstellung eines volllippigen, Hammer schwingenden schwarzen Menschen mit dicken, runden Ohrringen“. So die FAZ vom 9.1.14. Bisher habe sich noch kein Schwarzer beschwert, sagt Thomas Neger. Das wird schon noch kommen, wenn ihn nicht seine weißen Mitbürger vorher dazu zwingen, das Logo aufzugeben – womit ganz sicher zu rechnen ist. Denn gegen die stärkste Macht der Welt, die Tyrannei des Vermeintlichen, kommt niemand an, ob er nun Hammer schwingt oder nicht.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 07.01.2014 um 20.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24783

Das Buch von Polillo bzw. seine Übersetzung (die ich als ziemlich schlecht in Erinnerung habe) ist vor bald 40 Jahren erschienen. Damals durfte es noch Neger geben, jedenfalls waren sie nicht so verboten wie heute. Ich möchte Polillos Buch in neuerer Übersetzung nicht lesen müssen. Vermutlich müßte man den ohnehin schon beträchtlichen Umfang erweitern, da für jeden Neger eine mehr oder weniger plausible Umschreibung gefunden werden müßte, am gängigsten - wenn auch erst recht rassistisch und oft unpräzise - hat sich in der deutschen Jazzliteratur der oder die Afroamerikaner/In etabliert. Polillos Überzeugung, nur Schwarze (ich lasse den Neger hier mal freundlicherweise weg) könnten gute Jazzmusik machen, ist meines Erachtens ein Zeichen von umgekehrtem Rassismus. Und falsch, so falsch wie die Meinung, nur Deutsche könnten Beethoven, nur Österreicher Mozart und nur Franzosen Debussy spielen. Aber das gehört ja nicht hierher.
 
 

Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 07.01.2014 um 19.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24780

In dem Buch von Arrigo Polillo "JAZZ - Geschichte und Persönlichkeiten der afro-amerikanischen Musik" (Original 1975, deutsche Übersetzung 1978) wird mit großer Selbstverständlichkeit das "N-Wort" gebraucht. Abwertend ist das auf keinen Fall gemeint. Der Autor macht keinen Hehl daraus, daß ihm der "schwarze" Jazz der sympathischere ist. Nicht weil der Neger der bessere Mensch ist, sondern weil er seine Musik eben besser spielen kann. (Einzelne weiße Musiker finden durchaus seine Anerkennung.)

Im Kapitel 2 über die Minstrel-Shows findet sich der Satz: "Die Lieder, die sie sangen, wurden 'Coon-songs' genannt." Mit der Erläuterung in Klammern: "'Coon' war damals der abfällige Spitzname für Neger".

Kapitel 4, Treffpunkt Chicago: Nach Kriegseintritt der USA 1917 zogen viele Schwarze aus dem Süden nach Chicago, weil dort Arbeitskräfte gesucht waren. Nicht zur Freude des "weißen" Chicago. Gewalt, sogar Bomben auf Wohnhäuser. Die Stadtverwaltung rief eine Kommission ins Leben, die Maßnahmen benennen sollte, um "die Beziehungen zwischen den beiden Rassen harmonisch zu gestalten".

"Die Kommission versäumte nicht, die Großschreibung des Wortes 'Negro' und die Abschaffung des Begriffes 'nigger', da 'geringschätzig und unnützerweise provokatorisch', zu empfehlen."
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.01.2014 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24777

Die zahlreichen Schwarzen Madonnen sind in Europa überhaupt nicht mehr politisch korrekt, obwohl sie seit Jahrhunderten so heißen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2014 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24775

Gestern waren ja nun wieder die Drei Könige unterwegs und sollten Geld erbetteln, 40 Mill. sind wohl die Zielmarke. Vorgestern zogen auch schon welche herum.

Wie jedes Jahr wurde das Problem des Schwarzfärbens diskutiert. Es ist unlösbar. Denn, wie z. B. die Rheinische Post berichtet: Einen Dreikönig schwarz zu malen ist rassistisch, aber auf die Schminke zu verzichten ist auch rassistisch:

"Dass Kinder sich die schwarze Farbe für Caspar aufs Gesicht auftragen, ist deswegen auch als Ehrung und Wertschätzung des afrikanischen Kulturkreises zu verstehen – und nicht als Diskriminierung", erklärt eine Mitarbeiterin des Kindermissionswerks. Es sei eher diskriminierend, ergänzt Nele Harbeke, Sprecherin des Erzbistums Köln, wenn keiner der Könige farbig sei.

Also wieder unser altes Dilemma: Erstens gibt es keine Frauen (Schwarzen usw.), zweitens werden sie diskriminiert.

Ich habe keine Lust mehr, den Sternsingern die Tür zu öffnen. Sie leiern ihren Text herunter, und singen können sie auch nicht. (Was macht eigentlich ein Kindermissionswerk?)

Zur Erinnerung:

Epiphanias

Die heiligen drei König' mit ihrem Stern,
sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern;
sie essen gern, sie trinken gern,
sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.

Die heilgen drei König' sind gekommen allhier,
es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
und wenn zu dreien der vierte wär,
so wär ein heilger drei König mehr.

Ich erster bin der weiß' und auch der schön',
bei Tage solltet ihr mich erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
werd ich sein Tag kein Mädchen mir erfreun.

Ich aber bin der braun' und bin der lang',
bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
da werd ich überall willkommen sein.

Ich endlich bin der schwarz' und bin der klein',
und mag auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern ich trinke gern,
ich esse, trinke und bedank mich gern.

Die heilgen drei König' sind wohlgesinnt,
sie suchen die Mutter und das Kind;
der Joseph fromm sitzt auch dabei,
der Ochs und Esel liegen auf der Streu.

Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
dem Weihrauch sind die Damen hold;
und haben wir Wein von gutem Gewächs,
so trinken wir drei so gut als ihrer sechs.

Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
aber keine Ochsen und Esel schaun;
so sind wir nicht am rechten Ort
und ziehen unseres Weges weiter fort.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2013 um 14.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24718

Für besondere Empörung sorgte der Satz: "Wer betrügt, der fliegt." (welt.de 31.12.13

Warum eigentlich? Der Reim ist zwar ziemlich unrein, aber das war nicht immer so. Noch vor 200 Jahren sagte man triegen, die Anlehnung an Trug und lügen ist sekundär. Vielleicht empört also die offensichtliche Herkunft des Spruchs aus einer süddeutschen Mundart, die keine gerundeten Vokale kennt? Wenn das nicht Diskriminierung ist!
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 18.12.2013 um 16.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24640

Zitat aus Uli Hannemanns taz-Artikel:
"Ich fahr dem jetzt volle Pulle rein", denken wir im Straßenverkehr, "Ich bring den um" im Beruf, "ich grabsch die jetzt an" in der Bar, und tun es doch ganz selbstverständlich nicht. Ausnahme: Psychopathen und Präzivilisierte. Denn wir haben gelernt: Es gibt Dinge, die tut man einfach nicht. Das ist allgemeiner Konsens.
Es soll sogar schon Leute geben, die nicht mehr "Krüppel", "Fotze" oder "Schwuchtel" sagen. Da scheint ebenfalls so eine Art Bewusstsein entstanden zu sein (...).
Mal ganz abgesehen von den Gewaltphantasien, denen der Autor (offenbar doch ein Mann) sich anscheinend gerne hingibt und der doch etwas bildungsbürgerlichen Aversion gegen einen vulgären anatomischen Ausdruck: Menschen mutwillig umbringen, Frauen angrabschen, sich das Gesicht schwarz anmalen, Ausdrücke wie "Krüppel" benutzen – alles in einem Atemzug in die Verdammnis geschleudert, Vergehen allesamt von offenbar ähnlichem kriminellen Gehalt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.12.2013 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24638

Ich frage mich wirklich, wem das nützt.

http://virchblog.wordpress.com/2013/12/13/kunder-mahner-missionare
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2013 um 04.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24636

Mir ist immer weniger klar, welche diskriminierende Aussage in bloßen Erwähnungen, Abbildungen, Darstellungen usw. eigentlich enthalten sein könnte. Noch komplizierter wird die Lage, seit Rassen, Geschlechter usw. als bloße gesellschaftliche Konstrukte angesehen werden. Es gibt demnach keine Schwarzen und keine Frauen (La femme n'existe pas), aber sie zu beleidigen soll weiterhin möglich sein.
Die Schwarzgesichtigen in den amerikanischen Minstrel-Shows sind schon lange verpönt, und im amerikanischen Kontext mag das einen Sinn gehabt haben, aber wer wird gekränkt, wenn sich hierzulande jemand das Gesicht schwärzt? In drei Wochen müssen die Sternsinger wieder über das Stöckchen der PC springen...
Wer eine strenge Miene aufsetzt, wenn er schlimme Wörter wie Ausländer hört, kann einen Pluspunkt verbuchen, das wird's wohl sein. In unserer Zeit, die sich auf ihre Entlarvungspsychologie so viel einbildet, sollte man immer fragen: Cui bono?
 
 

Kommentar von B. Z., 16. 12. 2013, verfaßt am 17.12.2013 um 20.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24634

»Warum müssen Taschendiebe blond sein?«

www.bz-berlin.de/thema/schupelius
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 17.12.2013 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24633

Die taz hat heute einen neuen Skandal aufgedeckt, der mir als Nichtfernseher glatt entgangen ist: Bei "Wetten, daß" (bzw. "Wetten, dass") aus Augsburg kamen sage und schreibe 108 Paare ins Studio, die zum Thema Augsburger Puppenkiste als Jim Knopf auftraten und sich die Gesichter schwarz angemalt hatten!! Skandalös!! Welch ein Rassismus! Wie gut, daß es wenigstens ein englisches Wort dafür gibt: Blackfacing. Das erleichtert doch wenigstens, wenn man ihnen das entgegenschleudern kann: Blackfacing! Welch eine Beleidigung und Diskriminierung aller Ne... äh, ni..., also von Menschen mit,... nein ohne... äh, also von Mitbürgern, die genauso sind wie wir, nur eben anders.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2013 um 16.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24622

Im Rechtschreibduden steht "Cem (m. Vorname)".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2013 um 08.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24563

Alan Posener äußert in der WELT seinen Widerwillen gegen Moralpredigten, die als Kinderbücher verkleidet daherkommen. Recht so! Aber trotzdem irrt er:

Alle großen Werke der Kinderliteratur sind amoralisch, wenn nicht sogar antimoralisch. Da gibt es etwa im Hundertmorgenwald den hedonistischen Bären Pu, seinen feigen Freund Ferkel, den depressiven Esel I-aah und die besserwisserische Eule. Der einzige Spaßverderber ist Christopher Robin, der Vertreter des Realitätsprinzips, aber wer hat sich je mit diesem Schnösel identifiziert? Da gibt es in "Der Wind in den Weiden" den aristokratischen Autofreund Kröterich von Kröterichhall; da gibt es die hemmungslos neugierige Alice im Wunderland; Peter Pan und Käpt'n Hook, den antiautoritären Michel in Lönneberga und seine Seelenverwandte Pippi Langstrumpf – keine Moral, nirgends.
Filme seien zur Unterhaltung da; wer eine Botschaft hat, solle ein Telegramm senden, sagte der große Filmproduzent Sam Goldwyn. Hollywoods goldene Regel gilt für jede große Literatur, auch für Kinderbücher. Wer aber meint, seinen Kindern ein entspanntes Verhältnis zu religiösen Geboten beibringen zu müssen, dem sei ein Buch empfohlen, das nicht zuletzt deshalb als Werk der Weltliteratur gilt, weil dessen Helden mit Pu, Kröterich, Alice, Peter Pan, Michel, Pippi und Co. die moralische Mehrdeutigkeit gemein haben: die Bibel.




Ein Romanheld, der die Grenzen der üblichen Moral überschreitet, macht aus dem Roman noch kein unmoralisches Werk. Ich behaupte geradezu das Gegenteil: alle bedeutenden Kinderbücher sind sehr moralisch.
Und der Ratschlag des Atheisten Posener, Kindern die Bibel zu lesen zu geben (oder vorzulesen?), also offenbar als rein literarisches Werk, ist wohl auch nicht ganz ernst zu nehmen. Welche Teile der Bibel bitte, und in welcher Bearbeitung? Selbst wenn man sich aufs NT beschränkt, können wohl nicht die Gemeindebriefe oder die Apokalypse gemeint sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.12.2013 um 20.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24549

Und wieder habe ich was dazugelernt. Wenn man denn schon das Wort Rasse verwendet, darf man es nicht »unbefangen« tun, weil es »vor allem in völkischer und nationalsozialistischer Sprache üblich war«. Wie aber drückt man die geforderte Befangenheit aus? Mit Anführungszeichen? Indem man das Wort meidet? Indem man es durch ein anderes Wort ersetzt? Letzteres ist wohl keine so gute Idee. Die Website des Netzwerks Rassismus an Schulen gibt zu bedenken: »Die vielfältigen Ansätze der Rassismusforschung kommen im Schulunterricht nicht an. Man wirbt lediglich um das Verständnis des Einzelnen für das Fremde, tauft die "Rasse" um in "Kultur" und lässt den politischen Aspekt des Rassismus völlig außen vor. Das ist das nüchterne Fazit einer Studie der Ruhr Universität Bochum.« Vielleicht besteht also die Lösung darin, das Fach Geographie (und noch einige andere Fächer) ganz abzuschaffen und durch einen permanenten Politikunterricht zu ersetzen. Dann warten wir einfach zwei Jahre und schauen mal, ob die Schüler_innen bis dahin gerafft haben, wo sie im Multiple-choice-Test zum Thema Rassismus die Kreuzchen machen müssen. Problem gelöst!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2013 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24548

Es ist nicht lange her, dass eine Debatte darüber aufkam, inwiefern Kinderbücher zu redigieren seien: Soll man Vokabeln, die einen herabsetzenden Klang haben wie "Neger", aus den Texten streichen?
Jetzt geht es um die Vermittlung von fehlerhaften oder schlichtweg rassistischen Inhalten in deutschen Schulbüchern. Das Netzwerk Rassismus an Schulen (NeRaS) hat sich kürzlich in einem offenen Brief an die Verlagsgruppe Westermann gewendet, die mit Büchern wie dem "Diercke Weltatlas" und "Seydlitz Geographie" fest im Schulalltag verankert ist. Die Kritiker haben darin eine Vielzahl fragwürdiger Darstellungen gefunden und fordern jetzt die Bearbeitung der Schulbücher "unter rassismuskritischen, diversitätsbewussten Gesichtspunkten gemäß UN- und EU-Konventionen".
In ganz Deutschland greifen Lehrer im Fach Geografie zu den Büchern des Verlages und lassen ihre Schüler Aufgaben aus diesen bearbeiten. Im Lehrbuch "Diercke Geographie 8" etwa wird dazu aufgefordert, Gesichter anhand von rassischen Merkmalen verschiedenen Kontinenten zuzuordnen - was der globalen Migrationswirklichkeit nicht unbedingt entspricht und im Schreiben des NeRaS entsprechend scharf gerügt wird.
Zu unkritisch
Zudem würden in den Büchern Begriffe benutzt wie "Negrid" ("Diercke"), "Mulatte" ("Seydlitz") oder recht unbefangen auch "Rasse" ("Diercke", "Seydlitz"), die vor allem in völkischer und nationalsozialistischer Sprache üblich waren und dennoch in Schulbüchern des Jahres 2013 ihren Platz gefunden haben.
Zudem würden schwarze Menschen in den Geografiebüchern, so die Kritiker, "wiederholt nur als Feld- bzw. Plantagenarbeiter_innen repräsentiert", während der Völkermord in Ruanda grob vereinfachend als "Auseinandersetzung mit anderen Stämmen" ("Diercke") dargestellt werde.
Die Verlagsgruppe Westermann hat bislang zu den Vorwürfen nicht öffentlich Stellung genommen.

(www.sueddeutsche.de)

Es gibt nämlich gar keine Rassen, deshalb ist die Zuordnung von Menschen-Gesichtern zu Kontinenten auch nicht möglich. Als ich in China lebte, sahen die Menschen dort für meine geschulten Sinne genau so aus wie in Deutschland, Tianjin hätte auch München sein können. Komischerweise starrten die Chinesen mich an, als wenn ich ein Marsbewohner wäre. Noch schwerer hatte es mein lieber Kollege Sebasoni (damals Französischlehrer, heute Sprecher der Regierungspartei von Ruanda), der wollte dann gar nicht mehr vor die Tür gehen und blieb lieber im Bett liegen. Früher hätte man ihn vom Aussehen her Schwarzafrika zugeordnet, aber das darf ja nicht mehr sein.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 22.11.2013 um 12.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24440

Besten Dank an Glasreiniger für den Hinweis. Natürlich hat Herr Markner recht, daß der Ausdruck "Sinti und Roma" bei Pfeiffer eine plumpe, ahistorische Explikation von "Zigeuner" ist. Aber wir haben den Beleg, daß Himmler mit dieser Pauschalbezeichung nicht zufrieden war und detailiertere Angaben wollte – wenn auch aus ganz anderer Motivlage als der Zentralrat der Sinti und Roma. Die Bezeichung "Rom-Zigeuner" zeigt übrigens, daß Himmler oder seine Leute wußten, daß "Roma" eine Mehrzahl ist. Immerhin eine gewisse Sachkenntnis (so ganz dumm waren sie ja nicht). Ich meine mich zu erinnern, daß in einem Text auch ausdrücklich der Begriff "Sinti" genannt wurde, aber das Gedächtnis kann täuschen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.11.2013 um 19.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24438

Von »Sinti und Roma« ist in dem Erlaß (und erst recht in Himmlers Taschenkalender) nicht die Rede, weil es sich dabei um eine 1:1-Ersetzung des für anstößig erklärten Begriffs Zigeuner handelt, die erst lange nach 1945 in Umlauf gebracht worden ist.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 21.11.2013 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24437

@ Herrn Strowitzki: s. de.wikipedia.org/wiki/Auschwitz-Erlass.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 21.11.2013 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24435

Die Aussagen dieses Historikers sind vielleicht nicht viel weniger krude als die Himmlers, aber abgesehen davon meine ich, irgendwo ein Zitat Himmlers gelesen zu haben, in dem er ausdrücklich verlangt, nicht von "Zigeunern" zu reden, sondern von "Sinti" und "Roma" (oder "Rom-Zigeunern" oder so ähnlich). Freilich ging es ihm dabei um möglichst große Aufspaltung der mißliebigen Volksgruppen, wie er auch im besetzten Polen möglichst viele noch so kleine Volkssplitter als eigene Gruppe anerkennen wollte – natürlich nur, um sie umso leichter austilgen zu können, wie er unverblümt anfügte. Leider finde ich die Stelle nicht mehr, sonst würde ich sie mit Freuden immer wieder anführen: "Sinti und Roma" ist Nazijargon!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2013 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24432

Mit diesem Problem der Benennungsherrschaft und Redewiedergabe haben sich auch die Philosophen immer wieder beschäftigt, zum Beispiel der Philosoph Th. I. unter Indirekte Rede.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.11.2013 um 20.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24431

Ein junger Historiker namens Moritz Pfeiffer laut Westdeutscher Zeitung über Himmler: »Sein Denken in rassistischen Hierarchien wird überdeutlich. Neben vermeintlich höherwertigen Menschen „germanischer“ Abstammung existierten seiner Meinung nach „minderwertige Rassen“, etwa Juden, Slawen, Sinti und Roma.«

Himmler glaubte sicherlich nicht an die Existenz von Sinti und Roma. (Abgesehen davon ist festzuhalten, daß Pfeiffer zum Taschenkalender von 1940 befragt wird, aus dessen kargen Eintragungen Himmlers Ansichten aber gar nicht hervorgehen können.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2013 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24375

Eigentlich ist die jüdische Community sogar um einiges größer. (taz 13.11.13)
jüdische Community (Dieter Graumann in FAZ 13.11.13)
(In beiden Fällen ist von Deutschland bzw. Chemnitz die Rede. Von einer „deutschen Community“ wird nur in bezug auf das Ausland gesprochen.)

Ich kann es noch verstehen, wenn salopp von einer (scientific) community gesprochen wird, aber warum die Juden in Deutschland eine Community bilden sollen, verstehe ich nicht und empfinde das Fremdwort als ausgrenzend. Will man tümliche Gedankenverbindungen mit "Gemeinschaft" ausschließen? Wozu überhaupt solche Zusammenfassungen jenseits von Vereinen und Gemeinden?
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 07.11.2013 um 22.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24349

"Kritisiert wird, dass der Zwarte Piet ein dümmlich-naiver Helfer des hellhäutigen Sinterklaas sei" ...
Wenn nun der hellhäutige Sinterklaas eine alberne (oder womöglich so zu interpretierende) Gestalt wäre, wäre es kein Rassismus? Das läßt tief blicken.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 07.11.2013 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24347

Zu #24199:

Ob die auch die Umbenennung der Operette ''Der Zigeunerbaron'' fordern würden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2013 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24346

Der Dresdner Kreuzchor hat bei einer China-Tournee vorsorglich das Lied "Die Gedanken sind frei" aus dem Programm genommen. Er hätte das den chinesischen Behörden überlassen sollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2013 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24334

Im Pressecodex heißt es:

"Richtlinie 12.1: In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber schutzbedürftigen Gruppen schüren könnte."

Daß auch die Nichterwähnung Vorurteile schüren könnte, wird nicht erwogen.

Daran mußte ich in den letzten Tagen denken, nachdem die lokale Presse berichtet hatte, daß mitten in Erlangen ein Jugendlicher einen anderen durch einen Messerstich lebensgefährlich verletzt hat. Bei manchen Bevölkerungsgruppen gehört das Messer zur Grundausstattung eines wehrhaften Mannes. Gerade solche Vergehen werden denn auch fast ausschließlich von Angehörigen solcher schutzbedürftigen Gruppen begangen. Viele Erlanger wissen, welcher Gruppe der Täter in diesem Falle angehört, und sie wissen auch, daß die Zeitung es weiß und absichtsvoll verschweigt. Dabei gehört es durchaus zum Verständnis des berichteten Vorgangs – als Teil unseres interkulturellen Wissens.

Die Verlogenheit der Presse wird irgendwann auffliegen, hoffentlich nicht als Exzeß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2013 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24269

Protest gegen Rassismusvorwurf
Niederländer kämpfen für ihren „Zwarte Piet“
von Till Simon Nagel

Eine Expertengruppe der Vereinten Nationen hat die Tradition des schwarzen Peters in den Niederlanden als rassistisch bewertet. Mehr als zwei Millionen Niederländer protestieren nun für den Erhalt der beliebten Figur.
(...)
Dieser dunkelhäutige Helfer des Sinterklaas (Nikolaus), der ab Mitte November für zwei Wochen überall in den Niederlanden auftaucht und seiner Tätigkeit (Süßigkeiten verteilen und – immer seltener – böse Kinder bestrafen) nachgeht, ist mal wieder in die Kritik geraten. Eine Expertengruppe der UNO bewertete die Tradition jüngst als rassistisch und forderte die Abschaffung. Grund für das Interesse der UN am Zwarte Piet sind Klagen von Organisationen wie der niederländischen Stiftung Sklaverei-Vergangenheit.
Kritisiert wird, dass der Zwarte Piet ein dümmlich-naiver Helfer des hellhäutigen Sinterklaas sei und in der Arbeitsteilung des Festes für die Bestrafung zuständig ist. Dies würde nicht mehr in die heutige multiethnische Realität der Niederlande passen. Das Fest würde an die Sklaverei erinnern, sagte Verene Shepherd, Vorsitzende der UN-Expertengruppe, im niederländischen Fernsehen.
Seitdem ist das kleine Land in Aufruhr. Nachrichtensprecher erschienen im Piet-Kostüm, Demonstrationen wurden organisiert. Innerhalb von nur zwei Tagen haben sich zwei Millionen Menschen in der Facebook-Gruppe „Pietitie“ (eine Wortschöpfung aus Piet und Petition) zusammengetan und protestieren für den Erhalt der Traditionsfigur. Es würde sich dabei nur um ein Kinderfest handeln und wer gegen den Brauch des schwarzen Peters sei, verstehe ihn bloß nicht. Dass der Piet schwarz sei, könne nämlich auch damit zusammenhängen, dass laut der Legende die Pieten über die Dächer springen und durch den Schornstein ins Haus kommen. Somit müsse die dunkle Haut der Figur nicht unbedingt auf eine ausländische Herkunft des Piet hindeuten.
Der Tenor des Protests ist deutlich: Viele der kommentierenden Facebook-Nutzer fühlen sich als Opfer einer falsch verstandenen political correctness. Ihre eigenen Kindheitserinnerungen an Süßigkeiten vom Zwarte Piet wollen sie nicht von Außenstehenden in eine rassistische Tradition umgedeutet haben.
(...)
Unklar ist auch, ob die Figur ihrem Ursprung nach ein dunkelhäutiger Sklave, ein Schornsteinfeger oder eine Teufelsmetapher ist. Sicher ist nur, dass die Figur im Laufe der Jahre eine starke Veränderung durchgemacht hat – vom eher simplen und strafenden Gehilfen hin zu einer Sympathiefigur für Kinder.

(Handelsblatt 25.10.2013)

Man soll eben nicht schwarz sein, und man soll auch nicht "an die Sklaverei erinnern". Es gibt für "Experten" immer was zu tun.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.10.2013 um 17.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24199

Arbeit für Herrn Ickler:

»"Paprika-Soße" statt Zigeunersoße? Ein Verein von Sinti und Roma forderte von Lebensmittelherstellern die Umbenennung. Doch die Branche hält die Bezeichnung nicht für diskriminierend - und bleibt jetzt dabei.« (www.spiegel.de)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2013 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24014

Unfreiwillig belausche ich das Gespräch eines älteren Ehepaares. Es geht um einen in Deutschland lebenden Schwarzafrikaner:
Er: Seine Frau ist ja Deutsche.
Sie: Na, ich weiß nicht...aber wenn man sich verliebt hat, ist es meistens schon zu spät.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 13.08.2013 um 19.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23891

Das ist sprachlich interessant: "katholisch" ist ein Kampfbegriff, mit dem die frischgebackene römische Staatskirche sich selber bezeichnete. Die Amtskirche war die katholische, also allgemeine. Alle anderen Konfessionen, etwa die Arianer, Donatisten, Markioniten oder auch die Monophysiten, waren damit automatisch und schon rein begrifflich bei jeder Namensnennung eben nicht allgemein, sondern als Sonderkirche, Randgruppe, Abspaltung, Sekte, abgetan. Es kommt eben drauf an, die Begriffe zu besetzen!
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 11.08.2013 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23881

Dieser Haß, so er denn verbürgt ist, scheint nicht einseitig gewesen – oder heute noch – zu sein.
Hört man doch im heutigen Griechenland, wenn die Sprache auf die Kreuzritter kommt, immer wieder das Wort "Raubritter".
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.08.2013 um 00.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23877

Die Kreuzritter gründeten nach der Eroberung und Plünderung Konstantinopels in ausdrücklicher Abgrenzung von den ihnen verhaßten Griechen das von ihnen selbst so genannte "Lateinische Kaiserreich", welches von 1204 bis 1261 bestand. Die neuen Herren nannten sich selbst "Lateiner", denn "römisch" war damals nicht eindeutig, weil es nach der Teilung des Römischen Reiches ein Westrom und ein Ostrom gab und die Byzantiner sich ab da "Romäer" (romaioi) nannten.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 10.08.2013 um 17.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23876

Ohne hier ausarten zu wollen: Die richtige Bezeichnung ist wohl "römisch-katholische Christen", denn die Bezeichnung "katholisch" ist schon in den Glaubensbekenntnissen, die den großen Aufspaltungen vorausgehen. (Luther selbst hatte aber in den Symbolen guter Hoffnung "katholisch" durch "christlich" ersetzt!) Dazu auch wieder etwas Lokales von mir (unser Ort hier hat etwas über 10000 Einwohner, aber auch ein ziemlich gutes College mit schwedischer und lutherischer Tradition): Einer unserer Theologieprofessoren sprach immer nur von der "Römischen Kirche", und als sich hier in den USA kürzlich mehrere lutherische Synoden zu einer größeren lutherischen Gemeinschaft zusammenschlossen, war zu deren Bezeichnung auch "Lutheran Catholic Church of America" im Gespräch, ein genialer Vorschlag, der sich aber nicht durchsetzen konnte (typisch "Lutherisch" natürlich), und so haben wir jetzt die ELCA, mit weiterhin aber einigen sehr bedachten Grundhaltungen (die ich durchaus schätzen gelernt habe [ich lehrte fast ein halbes Jahrhundert an einem von deren Colleges]).
Am Ort hier hat dann mal ein Tornado die katholische Kirche zerstört, und sofort war deren Gemeinde von den ELCA-Lutheranern hier eingeladen, die katholischen Gepflogenheiten in ihren vom Tornado verschonten evangelischen Anlagen durchzuführen. Und draußen war dann auf dem auch nachts leuchtenden Schild statt "First Lutheran Church of St. Peter" zu lesen: "First Lutheran & Catholic Church of St. Peter", mit dem "&" wirklich so klein wie's irgend ging, um wohl nicht den Einspruch der ganzen Synode auf sich zu ziehen. Sogar ein Dreipriestliches Amt gab's da zur Eröffnung der Gastfreundschaft, weil's zufällig auch Ostern war, – mit zwei lutherischen Geistlichen, von denen einer eine Frau war, und dem katholischen Priester.
Der sehr weise katholische Bischof hier stellte dem am ganzen Ort beliebten und geachteten katholischen Priester hinterher zwar eine Frage, gab sich auch mit dessen Antwort, daß ja der Tornado eine kirchenrechtlich definierte "Kriegssituation" herbeigeführt habe, nicht zufrieden, verfolgte aber das Ganze nicht weiter. Er kam aus guter deutscher Tradition. Unter dessen Nachfolger, aus schlechter deutscher Tradition, brach dann deswegen doch noch die Hölle los; dafür wird der aber nie Kardinal, obwohl er eigentlich seiner Ausbildung nach das Zeug dazu hätte. — Das ist zwar alles wohl nichts zu den "Greueltaten der "Lateiner"", mit "Lateiner" in Anführungsstrichen, aber "lateinische Christen" ist ohne den Hinweis auf die byzantische Verwendung von "lateinisch" hier eben auch mißverständlich.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.08.2013 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23875

Lieber Herr Mahlmann, Sie haben recht, die richtige Bezeichnung der Kreuzritter ist "lateinische Christen". So wurden sie von den eroberten Byzantinern genannt. Die Bezeichnung "katholisch" wird von der römischen (lateinischen) Kirche nur beansprucht. Die Reformierten, die Orthodoxen und die orientalischen Kirchen zelebrieren das Christentum von Anfang an in den Landessprachen. Aber die Greueltaten der "Lateiner" werden allen Christen aufgerechnet.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 09.08.2013 um 23.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23871

Die Kreuzritter waren natürlich keine Katholiken. Die Katholiken behaupten, die Protestanten hätten sich von ihnen abgespalten; das dient dazu, die Irrlehre zu rechtfertigen, der katholische sei der einzig wahre Glauben. Tatsächlich sind die Katholiken erst durch die Gegenreformation Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden, indem sie sich durch festgeschriebene Regeln von den Protestanten abgrenzten.
Die Kreuzritter waren einfach Christen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.08.2013 um 17.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23870

Dann wohl "Katholikale" in Anlehnung an "Evangelikale". Übrigens waren die Kreuzritter Katholiken. Bei den orthodoxen Christen gab es weder Kreuzritter noch Hexenverbrennungen. Als der Deutsche Ritterorden evangelisch wurde, war es mit seiner Macht schon vorbei.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 09.08.2013 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23869

Bei uns am College nannten wir letztere — ich glaube Ende der 80er Jahre, als da eine derartig glaubenseifrige Bewegung unter den Studenten mal im Gange war — einfach "our Christians", mit einer kleinen Pause nach "our" und "Christians" etwas hervorgehoben. Sie selbst hatten bei "we Christians" nicht die kleine Pause nach "we", aber die Betonung von "Christians" hatten sie auch, wenn auch nicht gleich stark, meine ich mich zu erinnern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2013 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23868

Wer den Grundsatz der Eigenbezeichnung ernst nimmt, dürfte auch die "Islamisten" nicht so nennen. Schließlich waren die Kreuzzügler auch keine "Christianisten". (Fiel mir gerade ein bei der Lektüre Walthers von der Vogelweide bzw. Walther von der Vogelweides.) Besonders glaubenseifrige Christen müßte man sonst "Katholizisten" und "Protestantisten" nennen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2013 um 09.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23752

Eine Verteidigung der Mohrenköpfe findet man hier:

http://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/Mohrenk.pdf
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 18.06.2013 um 19.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23443

Zitat: "Sie schreibt stets Jüd_innen, Ir_innen usw."
Ich wußte gar nicht, daß Iren (sämtlicher Geschlechter) schwarz sind ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2013 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23441

Susan Arndt: Rassismus. Die 101 wichtigsten Fragen. (beck'sche reihe) München 2012

Anders als bei anderen Bänden dieser Reihe darf man hier keine sachliche Information erwarten. Es handelt sich um ein wütendes Pamphlet gegen den Rassismus, den die Verfasserin überall am Werke sieht (nur bei sich nicht). Stilprobe:

"Kritik am Rassismus kann nur so lange produktiv sein, wie ich den Rassismus in dem Stall belasse, aus dem er stinkt.“ (31, aus Frage 12: „Gibt es in Ghana auch Rassismus?“)

„Dass dieser erotisierende Exotismus selbst vor dem Tod keinen Respekt kennt, zeigt Gloria von Thurn und Taxis' schwindelerregend ungebildeter Ausspruch, in Afrika sei AIDS so weit verbreitet, weil Afrikaner_innen so gern 'schnackseln'.“ (23)

„Wo leben Kannibalen?“ (Frage 55): Arndt beantwortet diese Frage nicht, sondern beschäftigt sich damit, wie die Weißen die Unterstellung von Kannibalismus dazu benutzt haben, die Kolonisierten als nichtmenschlich darzustellen. Gegen Defoe und Lindgren, mit Frantz Fanon.

Statt Indianer schreibt sie immer I. Zigeuner nennt sie Zi., nicht Z. „weil diese Menschen unter den Nazis mit einem 'Z' gekennzeichnet wurden.“

Arndt berichtet auch ausführlich, mit welchen privatsprachlichen Besonderheiten sie ihre Zuhörer zu irritieren pflegt, um sie zum Nachdenken zu bringen. Diese Zuhörer werden als grundsätzlich naiv und behandlungsbedürftig dargestellt. „Dieses Verfahren wende ich auch bei Vorträgen an. Ich habe gefaltete Handouts verteilt und die verwendeten rassistischen Wörter durchnummeriert. Dann konnte ich im Vortrag sagen, im Folgenden geht es um das Wort Nummer 1 etc., und die Zuhörer_innen konnten selbst entscheiden, ob sie sich das Wort aus dem Kontext erschließen oder sich durch die Lektüre des rassistischen Wortes versichern wollen.“ (129)

„Die Berliner M.straße stellt ein besonders bezeichnendes Beispiel dar, denn hier wird ein Schauplatz des Kolonialismus mit einem rassistischen Begriff benannt. Die noch unbefestigte Straße erhielt um 1700 ihren Namen, weil hier Menschen untergebracht waren, die im Kolonialjargon als 'M.' bezeichnet wurden.“ (130)

Man kann nur ahnen, wie die Straße heißt.

Weiß und Schwarz schreibt sie groß, um anzudeuten, daß die Begriffe nichts mit der Hautfarbe zu tun haben.

Sie schreibt stets Jüd_innen, Ir_innen usw.

„Aristoteles war als Lehrer Alexanders des Großen bestrebt, dessen Eroberungszüge sowie die griechische Ausgrenzungspraxis gegenüber den 'Anderen' philosophisch und politikberatend zu unterlegen.“ (37)

Man lernt immer etwas dazu. Arndt zitiert auch die "Problemata" als Beleg für Aristoteles' Beschränktheit.

Arndt nennt "Xenophobie" einen „bereits in der griechischen Antike gebräuchlichen Begriff“ (32). Die Wörterbücheer wissen nichts davon. Laut Wikipedia wurde der Ausdruck 1901 von Anatole France geprägt.

„Was erzählt uns die 'Hautfarbe' von Parzivals Bruder?“ (Frage 21)
Feirefiz ist schwarz-weiß gescheckt: „Belacane bedeckt allerdings allein Feirefiz' weiße Hautstellen mit Küssen: Wolfram lässt sie also Weißsein dem Schwarzsein überordnen.“ (43)

Originelle Deutung, zumal für eine Literaturwissenschaftlerin.

Besonders seltsam ist an gleicher Stelle: Gahmuret liebt also diese schwarze (bei Arndt "Schwarze") Königin mehr als sich selbst. Wenn Wolfram feststellt: "ungelîch was doch ir zweier hût" und auch sonst den eigentlichen Gegenstand dieser denkwürdigen Verbindung immer wieder beim Namen nennt, findet Arndt altklug heraus: "Hier zeigt sich, dass Wolfram von Eschenbach das Sehen von 'Hautfarbe' geläufig war." (42)

„Fast alle kennen das berühmte deutsche Sprichwort: 'Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehn', das auf Friedrich Schillers Verschwörtung des Fiesco zu Genua von 1783 zurückgeht. In diesem Sprichwort tritt neben der Dienerfunktion von Sklav_innen ein weiterer Wortinhalt hervor: Schuld.“ (99)

Schuldigkeit ist nicht Schuld, und der Mohr sagt im Original "Arbeit".

„Ich habe aufgehört, mir Produkte zu kaufen, die mir zu sehr nach Rassismus schmecken.“ (100) Sie meint Negerküsse, Kameruner und Afri-Cola, aber wen interessiert, was Frau Arndt ißt und trinkt? Der Leser weiß doch von der ersten Seite an, wie gut sie ist.

Die penetrante Beimischung feministischer Gesinnung führt zu solchen Sätzen: „SED-Staat und DDR-Gesellschaft waren tatsächlich genauso rassistisch wie ihre europäischen Nachbar_innen zwischen 1949 und 1989.“

Unter Frage 98 verstrickt Arndt sich in die Frage, wie das Grundgesetz Menschen gegen Diskriminierung wegen ihrer Rasse schützen könne, wo es doch Rassen gar nicht gebe. Sie kommt wie andere zu der Formulierung, „Kein Mensch darf rassistisch (...) benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Damit wird die entscheidend Frage aber nur verschoben, nicht gelöst.

Frage 13: „Warum ist es irreführend, von Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit zu sprechen, wenn Rassismus gemeint ist?“ Das ist leicht zu beantworten: weil von Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit gesprochen wird, während Rassismus gemeint ist. Es ist stets irreführend, etwas anderes zu sagen, als man meint.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2013 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23385

Zum Begriff "indigen" gibt es einen Wikipedia-Artikel "Indigene Völker", der die ideologischen Hintergründe der sprachlichen Eiertänze sehr gut veranschaulicht.

Während indigen eine politische Kategorie ist, bezieht sich „Naturvolk“ auf das romantische Ideal des Edlen Wilden, der in vollkommener Harmonie mit der Natur lebe (siehe auch Naturzustand nach Rousseau). (...)
„Indigene Völker“ bezieht sich zentral auf den Umstand der Benachteiligung und fordert die Verwirklichung und Achtung von Rechten ein. Anhänger des „Naturvolk“-Begriffs streben dagegen die Konservierung einer vermeintlich oder tatsächlich naturnahen, nicht-technisierten Lebensweise an, was die Gefahr des Paternalismus birgt. Dagegen schließt das Konzept „indigene Völker“ vor allem das Recht der Betroffenen ein, selbst über die eigene Entwicklung zu bestimmen, unabhängig davon, ob das Ergebnis dem Klischee vom Edlen Wilden entspricht oder nicht. Insbesondere fordert das „Indigene-Völker“-Konzept aber auch, die vormals vorhandenen rechtlichen Systeme dieser Völker als gültig anzuerkennen und in Bezug auf Rechtsnachfolge in moderne Rechtskontexte einzubinden.


Das liegt nicht im Begriff "indigen", sondern wird erst durch die zuvor angeführten Definitionen hineingelegt, die den Begriff ideologisch aufladen, so daß er zum Titel eines politischen Programms wird. Es gibt auch viele Organisationen, die sich ausdrücklich den Naturvölkern widmen und trotzdem nichts vom edlen Wilden wissen wollen.

Aus den weiteren Ausführungen geht hervor, daß indigen nicht die Urbevölkerung, sondern bloß die zeitlich früher Gekommenen bezeichnen soll. An einer anderen Stelle zeigt Wikipedia jedoch, daß z. B. die Bantu in Südafrika im Gegensatz zu den indigenen Buschleuten (San u. a.) die Eroberer sind, ihrerseits unterdrückt von den Europäern. Es geht also tatsächlich um Politik und nicht um Ethnologie. Deshalb wird auch das Benachteiligtsein in die Definition ausgenommen. (Wir haben anderswo gesehen, daß Mannsein und Weißsein definitionsgemäß Privilegiertsein und Gewalttätigsein einschließen, so daß eine reiche und dominierende Schwarze in Wirklichkeit ein weißer Mann ist.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2013 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23366

Das "hautfarbene" Heftpflaster, das hierzulande angeboten wird, hat auch schon den Zorn von Antirassisten hervorgerufen, aber als die Firma Chemoplast ein Pflaster "für Dunkelhäutige" anbot, war es auch wieder nicht recht. Immerhin interviewte „afrikanet.info“ die Erfinderin mit deutlichem Wohlwollen, und einen bayerischen Sonderpreis bekam sie auch dafür.

Das zeigt noch einmal das Dilemma (dasselbe wie beim Gendern): Einerseits soll jeder Hinweis auf Unterschiede unterbleiben, andererseits sollen sie ständig berücksichtigt werden (mainstreaming). Rassen gibt es nicht, das sind nur zu überwindende Konstrukte, aber keine Rasse darf benachteiligt werden. Die salomonische Lösung: Man darf niemanden zurücksetzen, weil man meint, er gehöre einer bestimmten Rasse an ("aus rassistischen Gründen"). So ungefähr die UN.

Ich glaube nicht, daß diese Wortspielerei jemals etwas anderes hervorruft als Spott und Widerwillen. Gerechter und menschlicher scheint mir der Standpunkt zu sein: Es gibt viele Unterschiede zwischen Menschen, es gibt aber auch viele Zusammenhänge, in denen sie keine Rolle spielen dürfen. Die Gleichheit vor dem Gesetz setzt ja gerade nicht voraus, daß es überhaupt keine Unterschiede gibt.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 06.06.2013 um 15.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23364

Es ist den Schülern nicht nur erlaubt, das Kultusministerium gibt den Schülern sogar von sich aus Texte in nichtreformierter Fassung zu lesen; so geschehen z. B. jüngst im nordrhein-westfälischen Zentralabitur.
Das Kultusministerium fürchtet sich nicht davor, daß die unreformierte Rechtschreibung als besser, sinnvoller, praktischer erkannt wird. Es weiß, daß die Schüler zu faul und der Orthographie gegenüber zu gleichgültig sind, um unreformiert zu schreiben, zumal ja alle Firmen und Medien ohne Not sich selbst auf Linie gebracht haben.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.06.2013 um 13.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23362

Wenn den Schülern erlaubt würde, Texte in anderer als der KuMi-Rechtschreibung zu lesen, könnten sie zu dem Urteil kommen, daß manches in früherer Rechtschreibung vernünftiger und verständlicher ist. Das muß von Amts wegen unbedingt verhindert werden. Es erinnert mich an das frühmittelalterliche Verbot, biblische Texte in anderer Form als der lateinischen Übersetzung zu lesen. Sonst hätten Falschübersetzungen entdeckt werden können.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 05.06.2013 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23356

Das hier und in anderen Diskussionssträngen erwähnte Reinlichkeitsstreben bezüglich der Orthographie erinnert an Debatten, wie sie gewöhnlich in bezug auf Allergien geführt werden. Ich bin zwar kein Mediziner, aber ich glaube es wird inzwischen kaum mehr bestritten, daß der alte Spruch "Dreck hält gesund", der ja nichts anderes meint, als daß Kinder rechtzeitig in der freien Natur spielen und sich dreckig machen sollen, um gegen allergische Reaktionen gefeit zu sein, etwas Wahres hat.

Dasselbe gilt natürlich für Texte. Um wiederum meine eigene Sozialisation als Erfahrungswert einzubringen: Obwohl ich als Jugendlicher viele Texte gelesen hatte, deren Orthographie nicht dem Duden entsprach, hatte ich niemals Rechtschreibprobleme. Weder meine Eltern noch meine Großeltern besaßen einen Rechtschreib-Duden, und ich selbst habe mir ein solches Exemplar erst im Hauptstudium angeschafft. Aber selbst danach habe ich die Duden-Vorgaben oft ignoriert, ja manchmal sogar mit dem Kopf geschüttelt und mir gesagt: "Die sind ja wohl nicht ganz dicht."

In anderen Worten: Der gelesene "Dreck" hat mich immunisiert und eine Orthographie-Allergie verhindert. Ich kann selbst entscheiden, was mir als sinnvoll erscheint, aber gerade so etwas schien und scheint den Orthographiereformern höchst bedenklich zu sein. Für letztere war ein nicht bis in den hinterletzten Winkel durchgeregeltes Schreiben wohl ebenso eine Bedrohung wie "Dreck" für überfürsorgliche Eltern, die auf diese Weise massenhaft Allergiker produzieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2013 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23355

Für alle von Rassismus Betroffenen wird in dieser Arbeit die Bezeichnung „Menschen of Color“ verwendet. Der Begriff „Menschen of Color“ ist die deutsche Übersetzung von „People of Color“. (...) Für alle nicht von Rassismus Betroffenen wird der Begriff „Weiße“ verwendet. Diese Begriffe sind im politischen Sinne gemeint und bezeichnen nicht die Hautfarbe.

opus.haw-hamburg.de/volltexte/2010/1120/pdf/WS.Soz.BA.10.1271.pdf

Ähnlich haben schon Feministen argumentiert: Gewalt geht definitionsgemäß von Männern aus, mögen sie auch biologisch Frauen sein. Und die Frauen sind definitionsgemäß eine Minderheit, obwohl sie zahlenmäßig in der Mehrheit sind. Minderheit hat nämlich nichts mit Zahlen zu tun, sondern ist ein Synonym für Unterdrücktheit. (Unter einer deutschen Übersetzung stellt man sich auch etwas anderes vor, aber das ist wahrscheinlich rassistisch.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2013 um 09.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23345

Solche Erfahrungen, die jeder intelligente Mensch bestätigen kann, zählen leider nicht gegenüber den eingebildeten Gewißheiten der Pädagogen.

Das einzige Argument, das die FAZ schließlich noch zugunsten ihres Einknickens vor Zehetmair vorbringen konnte, war: man wolle die Schüler nicht verwirren. Keiner der Herausgeber dürfte im Ernst annehmen, daß Schüler, die die FAZ (!) lesen, in ihrer Rechtschreibleistung durch eine klassische Rechtschreibung verunsichert worden wären. Ganz zu schweigen von der Deutschnote überhaupt, die sicherlich bei jungen FAZ-Lesern weit über dem Durchschnitt liegt. Die klugen Herren scheinen sich auch nie gefragt zu haben, zu welcher staatsbürgerlichen Haltung sie ihre Leser erziehen, indem sie täglich gegen ihr eigenes besseres Wissen verstoßen. – Übrigens: „Wir haben das Gefühl, das Bürgerbeteiligung ein schönes Deckmäntelchen ist.“ (FAZ 4.6.13)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 04.06.2013 um 09.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23344

Ich habe als Jugendlicher zahllose Stunden in der Bibliothek meiner Großeltern verbracht. Oma und und Opa wußten, daß ich leidenschaftlich gerne lese, weshalb sie mich mit dem riesigen Bücherregal alleine gelassen haben, und zwar mit dem größten Vergnügen, denn dadurch mußten sie sehr wenig Zeit aufbringen, um mich zu "beaufsichtigen".

Viele der Bücher stammten aus dem 19. Jahrhundert und waren in Fraktur gedruckt, was ich anfangs schwierig fand, aber später zu schätzen lernte. Weder meinen Eltern noch meinen Großeltern wäre es in den Sinn gekommen, mir Bücher vorzuenthalten, deren Orthographie nicht dem DUDEN entspricht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2013 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23341

Noch einmal zu Jakob Hein:

"Man sollte seinem Kind auch keine Bücher in alter Rechtschreibung zum Lesen geben. Nicht weil diese schlecht gewesen wäre, sondern weil man seinem Kind weder Lesen noch Leben unnötig schwer machen möchte."

Das Lesen macht man seinem Kind dadurch natürlich nicht schwer, aber das Leben? Statt die Kultusminister und ihre Vollstrecker an den Schulen zur Ordnung zu rufen, will Hein lieber die Kinder anpassen. Diese Duckmäuserei herrscht zwar ganz allgemein, aber von einem Schriftsteller hätte man was anderes erwartet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2013 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23336

In einem bereits erwähnten taz-Beitrag behauptet Jakob Hein, Fräulein sei auch früher schon sexistisch gewesen. Eine Bloggerin stimmt zu, es sei sexistisch, eine unverheiratete Frau als "kleine Frau" zu bezeichnend. Usw.

Auf einer ersten Ebene betrachtet, ist das natürlich kraß falsch. Die Frau war die "Herrin" (Gattin des Fürsten usw.), und das Fräulein die adelige Tochter (auch juncfrouwe). Das Wort wurde auf gewöhnliche "Weiber" übertragen, wogegen sich Gretchen noch ein wenig kokett wehrt, und unserer Zeit blieb es dann vorbehalten, die Euphemismen-Tretmühle eine Runde weiterzudrehen.

Als ich meine Frau kennenlernte, war es noch üblich, solche Menschenkinder mit Fräulein X anzureden, zumal sie keine Kommilitonin war, unter denen das allgemeine Duzen aber auch erst um 1970 anfing. Natürlich hat sie mir das nicht übelgenommen, sonst wären wir ja nicht so lange zusammengeblieben.

Man kannte allerdings ältere Frauen, die Wert darauf legten, als Fräulein angesprochen zu werden, weil ihnen die Jungfräulichkeit so wichtig war. Die Umgebung belächelte das meistens, weil sie entweder nicht an die Geschichte glaubte oder insgeheim bei alte Jungfer blieb.

Glaubt jemand, daß sich daran in der Sache etwas geändert hat? Und damit bin ich bei der zweiten Ebene, für die immer noch Schopenhauers "Metaphysik der Geschlechtsliebe" der Grundtext ist. Es geht schließlich um nichts Geringeres als die propagatio humani generis oder, wie der Meister sagt, darum, daß jeder Hans seine Grete findet. Unter Feministinnen gibt es welche, die jedes erotische Interesse eines Mannes an einer Frau (vom Umgekehrten gar nicht erst zu reden) ganz abscheulich finden. Lebensalter und Familienstand einer weiblichen Person auch nur andeutungsweise zu erwähnen ist sexistisch.

In Wirklichkeit dreht sich um diesen Punkt mindestens die Hälfte der ganzen Betriebsamkeit in Medien, Warenwelt und Privatleben, nicht wahr? Wir sehen und lesen es doch von morgens bis abends. Schopenhauer hat es in einen der längsten und schönsten Sätze deutscher Sprache gekleidet. Er entlarvt die Heuchelei, ein für allemal.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.06.2013 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23314

Bei politisch korrekten Buchsäuberungen dürfte es eigentlich nicht bleiben. Es sind ja nicht nur böse Wörter, an denen Kinder und Erwachsene Schaden nehmen könnten – auch was gar nicht dasteht, kann irritieren und verletzen! Emotionen sind bekanntlich nicht in Worte zu fassen, weshalb im Internet die Benutzung von Emoticons empfohlen wird. Aber warum nur dort?! Entsprechend aufbereitet, wären viele Autoren bestimmt viel leichter zu lesen. Als ersten sollt man sich Kafka vornehmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2013 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23311

Mit den deutschen Diskussionen über Eingriffe in Kinderbücher (Preußler) könnte man die englischen über Enid Blyton vergleichen. Schwierig wird es natürlich durch die vielen unter ihrem Namen, aber nicht von ihr verfaßten Bände (auch in Deutschland schreibt die längst Verstorbene unverdrossen weiter!). Die neueren Bände sind von vornherein politisch korrekt, die älteren werden nachträglich sterilisiert.
Inzwischen scheint das Blyton-Bashing abzuflauen, aber wohl kaum aus Einsicht. Die BBC brachte eine biographische Serie, und keine Geringere als Helena Bonham Carter spielte die Titelrolle, äußerte sich auch in Zeitungen sehr verständnisvoll zum Thema. Auch die offizielle Biographin nahm Blyton in Schutz.
In England wie bei uns fällt auf, mit welch kurzschrittigen Kausalitäten manche Leute rechnen. Blyton macht Kinder zu Rassisten und Sexisten. Kinder, die den unbearbeiteten Huckleberry Finn oder gar den Struwwelpeter lesen, werden Rassisten. Das ist alles vollkommen evident.

Meine Frau ist mit Blyton aufgewachsen, während ich diese Bücher überhaupt nicht kannte und mit Titeln wie „Hanni und Nanni“ höchstens die verachtenswerte Mädchen-Subkultur verband. Es müßte doch leicht sein, die unterschiedliche Prägung von solchen Subjekten wie uns beiden nachzuweisen. Aber danach fragt keiner, die Überzeugungen ersetzen die Empirie.
Von Blyton (bzw. der Firma dieses Namens) werden jährlich immer noch acht Millionen Bände verkauft, das empirische Material ist also groß genug. Blyton selbst soll gesagt haben, Kritik von Leuten über zwölf interessiere sie nicht.

Die Eingriffe beschränken sich nicht auf die Namen und Sachbezeichnungen, sondern entsorgen die Vergangenheit: Kinder werden nicht mehr geschlagen, nur noch ausgeschimpft usw. Die Geschichten selbst werden „zeitgemäß“ gemacht. So argumentiert ja auch der Verleger der „Kleinen Hexe“. Mit dem schrecklichen Wort „zeitgemäß“ läßt sich jede Gleichschaltung rechtfertigen. Am Ende triumphiert das jämmerliche Bündel unserer Vorurteile.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 31.05.2013 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23309

Zu #23302: Nicht zu vergessen ist, daß lat. "niger" eben nicht nur "schwarz" bedeutet, sondern auch "dunkel" (und das vielleicht sogar zunächst/ursprünglich[?]).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2013 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23308

Möbel, Schaumbäder, Räucherstäbchen, Freizeitparks, Restaurants, Autos – seit einigen Jahren versprechen alle einen besonderen Genuß "für die Sinne" oder "mit allen Sinnen". So jetzt auch die Ersatzfigur für den Sarotti-Mohren: der "Sarotti-Magier der Sinne" (seit 2004, als die Mohrenkopfpädagogik übergriff).
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.05.2013 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23302

Wenn man nur noch das deutsche Wort "Schwarz" für das Fremdwort "Neger" verwenden würde, könnte man erkennen, daß höchstens die Westafrikaner richtig schwarz sind und es auf die übrigen angeblichen "Neger" gar nicht zutrifft. Deutsche Wörter sind sehr oft genauer als Fremdworte. Gerade deshalb werden sie seltener benutzt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.05.2013 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23301

http://virchblog.wordpress.com/2012/05/25/falsch-klatschen-aber-richtig/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2013 um 17.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23297

In jeder Gesellschaft gibt es Dinge, die man nicht erwähnt, Meinungen, die man nicht äußert, und schließlich Wörter, die man nicht verwendet.

Dies letzte ist das Sonderbarste. Am ehesten gehört es noch zu den Dingen, die "man nicht tut", obwohl sie darüber hinaus keine Bedeutung haben, auf nichts verweisen (im Gegensatz zu den Meinungen). Es ist das eigentliche Sprachtabu.

Wenn die Schwarzen nicht mehr Neger genannt werden (was sich ja im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung so ergeben kann), dann ist es ein Gebot der Höflichkeit und Rücksichtnahme, dies nicht zu tun. Ich finde zwar, um bei dem Beispiel zu bleiben, diese Entwicklung im Grunde unberechtigt, aber nun gut, ich nenne niemanden mehr Neger.

Aber der Negerkuß? Gerade wenn die Schwarzen nicht mehr Neger heißen, wäre doch das Wort wieder frei für die Bezeichnung einer Süßigkeit oder eines Mischgetränks. Hier setzt nun das Sprachtabu ein und verbannt das Wort selbst, unabhängig von seinem Sachbezug.

Eine interessante Frage ist auch, woher die Menschen Wörter kennen, die ganz und gar nicht und unter keinen Umständen verwendet werden. Also all das, was der Duden hochmoralisch als "veraltet" zum Absterben bringen möchte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2013 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23296

Irgend jemand hat mal die Vermutung geäußert, daß die indischen Umbenennungen (Mumbai usw.) sich gar nicht gegen die ehemaligen Kolonialherren richten, sondern dem Machtanspruch radikaler Hindus gegen die eigenen muslimischen Landsleute entspringen. Nicht unplausibel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2013 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23266

In einer Zeitungsmeldung über terroristische Aktivitäten in Orissa lese ich zu meiner Überraschung, daß der indische Bundesstaat jetzt Odisha heißt; die Tourismuszentrale schreibt stereotyp "formerly Orissa". Die Landessprache wird aber noch Oriya geschrieben, obwohl sie denselben retroflexen Laut enthält. Die neue Umschrift (mehr ist es nicht) gibt das Lautbild keineswegs besser wieder als die alte. Ich weiß nicht, warum man das gemacht hat, wahrscheinlich auch wieder nur, um sich von den ehemaligen Kolonialherren abzusetzen. Paßt zum Mumbai usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2013 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23263

"Die Angst der Bürger an Bahnhöfen und Haltestellen

Die Deutschen fühlen sich in öffentlichen Verkehrsmitteln oft unsicher. Und beim Warten auf Bahnhöfen oder an Haltestellen sieht sich sogar fast jeder Dritte bedroht, wie eine Umfrage belegt." (Welt 25.5.13)

(Es wurde anscheinend nicht gefragt, vor wem die Leute Angst haben. Jedenfalls ist in dem ganzen langen Artikel nicht davon die Rede; das wäre wohl politisch nicht korrekt. Ich muß gestehen, daß ich, bevor ich abends in die Berliner S-Bahn steige, auch schon mal gucke, wer drinsitzt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2013 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23233

Viele Zeitungen haben sich, unterstützt von "Betroffenen", mit der Expurgation von Kinderbüchern usw. einverstanden erklärt. Dazu ist nun nichts Neues mehr zu sagen.

Um die historischen Tatsachen immer wieder in Erinnerung zu rufen, muß man ab und zu einen Blick ins Archiv werfen. Gerade habe ich noch einmal nachgelesen, was der seinerzeit sehr bekannte Journalist Wilhelm Bittorf 1988 im SPIEGEL schrieb, einen vielgelesenen Rückblick auf Jugendprotest usw. in den 60er Jahren. Der Mann ist des Rassismus gewiß unverdächtig, und 1988 ist noch nicht so lange her. Da ist völlig unbefangen von Negern die Rede. Viele können sich das heute nicht mehr vorstellen, aber daran sind sie selbst schuld.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.05.2013 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23166

Aus der Geschichte der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung (die auch für die Zeit nach den Türkenkriegen gilt) ergibt sich ein anderes Bild. Dort waren Privilegien z.B. Grundbesitzrechte, Steuerbefreiungen und Freiheitsbriefe für Fachleute der Landwirtschaft, des Bergbaues, der Handwerke usw., die von den slawischen und ungarischen Landesherren ins Land gerufen wurden.
Das heutige Verständnis von Privilegien stützt sich eher auf die mittelalterliche Ständegesellschaft, in der es so gut wie unmöglich war, seinem angeborenen Stand zu entkommen (außer eben durch Auswanderung, wenn man überhaupt seinem Landesherrn entkommen konnte).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2013 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23164

Als (aus den USA) die "unterprivilegierten Schichten" bei uns bekannt wurden, haben wir uns über den seltsamen Ausdruck gewundert. Er scheint vorauszusetzen, daß alle Menschen privilegiert sind, einige aber zu wenig.

Unter Privilegien hatten wir, nicht zuletzt durch den Geschichtsunterricht, im allgemeinen ungerechte Bevorzugung, z.B. durch adelige Geburt oder ererbten Reichtum verstanden. Dem stellen wir das demokratische Leistungsprinzip entgegen, während andere auch "allen das Gleiche" wünschen (Großschreibung beabsichtigt!).

Unter "Gesundheit" steht in der Wikipedia:

Privilegierte Schichten sind in Deutschland eindeutig gesünder und haben eine längere Lebenserwartung als Menschen, die über geringere Bildung, Einkommen und Berufsstatus verfügen.

Privilegiertheit besteht also in höherer Bildung, besserem Einkommen und ansehnlicheren Berufen (das Einkommen wird ja nicht ein zweites Mal gemeint sein).

Manchen fällt das in den Schoß, da läßt sich nicht sofort etwas ändern. Kinder wachsen eben unter den verschiedensten Verhältnissen auf. In manchen Haushalten gibt es keine Bücher, und die Gespräche bereiten nicht auf das Leben in akademischen oder Wirtschaftskreisen vor. Die Schulen versuchen es auszugleichen.

Was mich wundert, ist die völlige Abkopppelung der erwähnten "Privilegien" vom selbsterarbeiteten Erfolg. Da kann man ja jede Hoffnung verlieren. Deine Eltern sind arm und ungebildet, also gib dir keine Mühe, du bist und bleibst unterprivilegiert. Manche schaffen es trotzdem? Unsinn, die haben einfach Glück gehabt.

Zur "Gesundheit" noch einmal Wikipedia ("Nichtbehinderte"):

Menschen ohne eine klassifizierbare Behinderung werden aus ethischen Gründen nicht als „Gesunde“ bezeichnet. Die Bezeichnung „Gesunde“ wird (genau wie die Bezeichnung „Kranke“) auf dem Gebiet der Behindertenhilfe als diskriminierend angesehen, zumal davon ausgegangen wird, dass niemand vollständig und permanent „gesund“ oder vollständig und permanent „krank“ sei.
Gesundheit wird somit als ein unerreichbarer Idealzustand angesehen, da sich nicht klar abgrenzen lasse, wo Gesundheit aufhört und Krankheit anfängt, zumal dabei auch stets eine persönliche Komponente bzw. Einstellung eine Rolle spiele.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2013 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23150

In meiner Kindheit und Jugend waren "Kolonialwaren"-Läden noch ganz normal. Man dachte dabei wohl weniger an die entschwundenen Kolonien als an die Produkte.

Ich muß gestehen, daß ich mir bisher den Namen Edeka immer irgendwie mit Kaufleute aufgelöst habe, sehe aber nun, daß etwas anderes dahintersteckt: „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin“ – so ist es jedenfalls entstanden.

Zum Sprachwandel mit den "Kolonien" noch folgendes:

„Noch 1910 wurde eine ‚Zeitschrift für Kolonialsprachen‘ begründet, in der Aufsätze über das Studium der Sprachen in den Kolonien erschienen.“ (Rolf Elberfeld: Sprache und Sprachen. Eine philosophische Grundorientierung. Freiburg 2012:28)
Nun, es erschienen Aufsätze hauptsächlich über afrikanische Sprachen, weniger über deren Studium. Der Titel änderte sich:
1910–1918/19: "Zeitschrift für Kolonialsprachen" (Band 1–9)
1919/20–1949/50: "Zeitschrift für Eingeborenen-Sprachen" (Band 10–35)
ab 1951/52: "Afrika und Übersee" (ab Band 36).
Ebenfalls von der heutigen Website des Dietrich Reimer Verlags:
„‘Afrika und Übersee‘ widmet sich in der Hauptsache der Dokumentation afrikanischer Sprachen und konzentriert sich daher auf Beiträge mit Datennähe. Wurden früher gelegentlich Beiträge zu austronesischen bzw. indonesischen und Südseesprachen präsentiert, umfasst das heutige Spektrum ausschließlich linguistische, zu einem geringeren Teil kulturelle Themen des Kulturraums Afrika. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Publikation von Originaldaten zu gering dokumentierten Sprachen, doch auch dem Forschungsstand entsprechende Präsentationen der Afrika-Linguistik und gesellschaftliche und literarische Aspekte afrikanischer Sprachen werden editiert, gelegentlich Beiträge zur Kulturgeschichte kleinerer Ethnien aufgenommen. Es sollen verstärkt Nachwuchswissenschaftler – gerade auch aus Afrika – publiziert werden. Die Artikel werden auf Deutsch, Englisch oder Französisch veröffentlicht, und jeder Band widmet der Besprechung von wissenschaftlichen Neuerscheinungen ausreichend Platz.“

Die Afrikanistik war, wie die Erforschung exotischer Sprachen überall, meistens mit christlicher Missionstätigkeit verbunden.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 01.05.2013 um 00.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23101

Lieber Herr Strasser, man kann unter Umständen sogar Leute mit einem "Auf Wiedersehen!" in Zimmerlautstärke hinauswerfen. Richtig verstanden haben Sie, daß der Gebrauch von "verabschieden" im Artikel von Herrn Fleischhauer interpretationsbedürftig ist. Ich vermute, daß ihn die Abfolge der Ereignisse ebenso verwirrt hat wie Sie (und anfangs auch mich) und er deshalb bewußt eine Formulierung wählte, welche die Reihenfolge von Ausmarsch und Bügelempfehlung offen läßt.

Ebenfalls richtig verstanden haben Sie, daß sich der Darstellung von Frau Otoo nicht entnehmen läßt, wann Herr Yücel seine Bügelempfehlung gab. Wohl aber läßt sich ihr entnehmen, daß es nicht die Einwirkung des "N-Wortes" war, die den Podiumsgast zum vorzeitigen Aufbruch veranlaßte, sondern Gebrüll und Beschimpfungen.

Daraus folgt, daß das Wort "Neger" in dieser – letzten – Phase der Auseinandersetzung zumindest nicht mehr im Vordergrund stand. Statt dessen spielte die Aufforderung "Geh(t) bügeln!" eine bedeutende Rolle. Diese Information kann man aus anderen Quellen mühelos ergänzen. Dann ergibt sich ganz ohne Kaffeesatzlesen ein einigermaßen klares Bild.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 30.04.2013 um 20.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23099

Aha, wenn ich Herrn Ludwig richtig verstehe und das auf den konkreten Fall beziehe, kann man jemanden, der eigentlich sachlich diskutieren will, mit der Bemerkung „Geh bügeln“ verabschieden. Und verabschieden wäre dann so gemeint: „Bitte die Diskussion verlassen!“, also ein aktiver Hinauswurf!?

In einem satirischen Umfeld wäre sowas natürlich möglich, aber hier?

Ich finde nach wie vor, für einen beabsichtigten Hinauswurf scheint mir die Formulierung „verabschieden“ eine zu sein, die dem Leser unnötige Interpretationsrätsel aufgibt (Bezug: Spiegel, Fleischhauer).

Laut Sharon Dodua Otoo (Bezug: isdonline) fing Herr Yücel (Taz-Moderator) irgendwann an, lauthals herumzubrüllen und das Publikum zu beschimpfen, unter anderem hat er dabei auch ihren Sohn direkt angeschrien. Das veranlaßte sie, das Mikro abzulegen und zu gehen.

Ob, in welchem Zusammenhang, an welcher Stelle dieser Szene und an wen das anderswo zitierte „Geh bügeln“ fiel, ist aus ihrer Darstellung nicht zu entnehmen. Sie sagt nur: „Ich wiederhole bewusst nicht, was er gesagt hat.“

Ich kann mir aufgrund dieser Schilderung nun gut vorstellen, daß es zu einem wüsten und unkontrollierten Wortgefecht im Saal gekommen ist, in dessen Verlauf dann auch der Bügel-Spruch fiel, an wen auch immer gerichtet …

Aber all das entspricht natürlich Kaffeesudlesen oder, um Karl Kraus frei nachzuempfinden, auf einer Glatze Locken zu drehen!
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 30.04.2013 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23095

Zugegeben, auch ich bin zunächst, und zwar noch vor Lektüre des Spiegel-Artikels, dem Mißverständnis von Herrn Strasser erlegen, Herr Yücel habe sein "Geh(t) bügeln!" der abziehenden Gruppe nachgerufen. Man erwartet einfach, daß der schwerste Angriff, nämlich das "N-Wort", die stärkste Reaktion (also den Ausmarsch) ausgelöst hat. Allein, die Texte geben diese Deutung nicht her. Einigen Berichten zufolge richtete sich die Bügelempfehlung lediglich an eine vor dem Podium schreiende und gestikulierende weißhäutige Blondine. Das stützt meinen Eindruck, daß die profane Beleidigung auf Frau Otoo und die anderen Schwarzen Menschen im Saal weniger eine verletzende als eine befreiende Wirkung hatte.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 30.04.2013 um 11.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23094

Zu "im Gehen begriffen": Da ist doch ein Unterschied zwischen "sich verabschieden" und "jemanden verabschieden". Ich meine, "jemanden verabschieden" kann auch beinhalten "jemanden zum Gehen [...] bewegen".
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 30.04.2013 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23093

Unabhängig davon, wer was, wann, wo und wie gesagt hat, in meinem Sprachverständnis hat „verabschieden“ die Bedeutung, jemandem, der im Gehen begriffen ist, z. B. die Hand zu schütteln oder nachzuwinken, eine Abschiedsfloskel zu sprechen oder nachzurufen, und nicht, jemanden durch etwas Gesagtes erst zum Gehen zu bewegen. Wenn ich sage, ich verabschiede mich, bin ich schon im Gehen begriffen.

Möglicherweise gibt es diesbezüglich im deutschen Sprachraum aber Auffassungsunterschiede.

Daß „Geht bügeln“ eine unkultivierte Unverschämtheit ist, steht natürlich außer Frage.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 29.04.2013 um 14.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23091

Lieber Herr Strasser, Herr Fleischhauer war nicht am Ort des Geschehens, sondern nur in der Nähe. Im übrigen behauptet auch er nicht, es sei eine "Reaktion" Herrn Yücels auf den Ausmarsch seiner Widersacher gewesen, "Geh(t) bügeln!" zu rufen. Er schreibt vielmehr, der Moderator habe sie mit diesen Worten "verabschiedet". Überdies bezeichnet Fleischhauer die Äußerung als den "größten Fauxpas" Yücels. Das ist natürlich Ironie. Damit kann er nur meinen, daß "Geht bügeln!" die heftigste oder jedenfalls augenfälligste Reaktion nach sich gezogen, kaum, daß sie die Betroffenen am meisten verletzt hat.

Herrn Yücels Artikel und den anderen hier verlinkten Darstellungen zufolge verließen Frau Otoo und ihre Leute den Saal im Anschluß an Beschimpfungen bzw. Gebrüll des Moderators, laut diesem ausdrücklich nach seiner Bügelempfehlung. Und der unter #23077 verlinkte taz-Leser (er berichtet von seinen Verletzungen, war also ebenfalls anwesend) schreibt: „Er hat die ZuschauerInnen nach dem schmerzhaften N-Wort noch beleidigt, was in dem Satz ‚Geh doch bügeln’ gipfelte. Da reichte es Frau Otoo, … und sie verließ, mit allen Schwarzen ZuschauerInnen, die Veranstaltung.“

Die Bügelempfehlung kann also gar nicht eine Reaktion auf den Ausmarsch gewesen sein. Wenn mehrere an einem Geschehen Beteiligte, obendrein auf einander widerstreitende Parteien verteilt, in der Darstellung übereinstimmen, muß man zunächst davon ausgehen, daß es sich so zugetragen hat. Insoweit ist es sehr wohl möglich, "sachlich richtige Kommentare zum Hergang" abzugeben. Denkbar ist freilich, daß Täter, Opfer und andere Zeugen sich übereinstimmend falsch erinnern, z.B. aufgrund ihrer Traumatisierung. Das wäre dann aber nachzuweisen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2013 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23087

Besonders interessant ist vielleicht das erwähnte eingeboren. Es hatte offensichtlich niemals den Zweck, irgend jemanden herabzusetzen. Gering geschätzt wurden die Eingeborenen selbst, mit ihren Baströckchen und Menschenknochen im Dutt. Weil man davon mit Recht nichts mehr wissen will, ist auch die einstmalige Bezeichnung anrüchig geworden. Das ist der Kern der Sache. Die Menschen in den überwiegend kolonialisierten Gegenden sollten wohl einfach in einen Gegensatz zu den Eroberern mit ihrer zivilisatorischen (und einträglichen) Mission gestellt werden, sie waren sozusagen naturbelassen.

Das ist nun alles schon lange her. Um das peinliche und naive Wort zu vermeiden, nennt man dieselben Menschen heute indigen, also ebenfalls "eingeboren", oder griechisch autochthon, also wiederum "eingeboren" (etymologisch etwas abweichend, aber semantisch gleich). (Dabei übersieht man oft großzügig, daß auch die Autochthonen sich das Land erst später angeeignet haben können, man denke an die Ausbreitung der Bantu-Völker.)

Hier wird der Kreislauf der Tabuisierung besonders deutlich und auch leichter diskutierbar, weil wir weniger betroffen sind.

Jeder möchte gern autochthon sein. In Indien gibt es eine hochgradig absurde Debatte über die Arier, deren fanatische Vertreter behaupten, sie seien seit unvordenklichen Zeiten auf dem Subkontinent ansässig. Davon scheint für sie die Hinduheit abzuhängen. Das fällt auf fruchtbaren Boden, weil die Inder eine Zivilisation mit extrem wenig Sinn für Geschichte sind. (Es wiederholt sich ja sowieso alles.)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 29.04.2013 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23086

Bei der geradezu hysterisch anmutenden Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Wörtern handelt es sich wahrscheinlich, wie bei so vielem, um einen US-Import.

Ich vermute, daß der Ursprung in der Bürgerrechtsbewegung der späten 60er Jahre liegt und das Phänomen bis heute als identity politics (auch als identity-obsessed politics verspottet) bezeichnet wird. Kurz gesagt ging es darum, sich nicht mehr nur als Bürger der Vereinigten Staaten zu definieren, sondern sich eine Zusatzidentität zuzulegen, bevorzugt die einer tatsächlich oder vermeintlich benachteiligten Gruppe (Schwarze, Frauen, Indianer, Juden usw.). Die Washington Post hat in diesem Zusammenhang einmal von "victimization Olympics" geschrieben. Anders gesagt, jeder kann sich irgendwie als "Opfer" bezeichnen und daraus Ansprüche politischer, rechtlicher, sozialer oder sogar finanzieller Art ableiten. Es wird gewissermaßen "Opferkapital" angehäuft.

Wie nach dem 11. September 2001 zu beobachten war, kann das zuweilen skurrile Blüten treiben, denn nachdem auch die Shoah ins Zentrum der US-amerikanischen Erinnerungskultur gewandert war (vgl. das interessante Buch von Peter Novick: The Holocaust in American Life), wurde es nicht nur gesellschaftsfähig, sich als Opfer darzustellen, sondern auch noch als "Überlebender". Ich erinnere mich an einige Interviews mit Augenzeugen der Anschläge, in denen diese sich als "Überlebende" bezeichnet haben, auch wenn sie die Ereignisse nur aus großer Entfernung verfolgt haben.

Alles in allem also eine unkritische Übertragung externer Empfindlichkeiten, Hysterien und sozialer Probleme auf einen andersgearteten Kontext und eine andere Sprache. Aber das ist ja nichts Neues.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 28.04.2013 um 20.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23085

Als Nichtteilnehmer an besagter Diskussion ist es natürlich unmöglich, sachlich richtige Kommentare zum Hergang abzugeben. Dem von mir gelesenen Bericht zufolge (Spiegel, Fleischhauer) war die Äußerung „Geht bügeln“ eine Reaktion aufs Verlassen der Diskussion und nicht die Ursache dafür. Aber wer weiß schon, was wirklich passiert ist?

Zum Wort selbst: offenbar nur deswegen, weil sich „nigger“ im Amerika zum herabqualifizierenden Schimpfwort entwickelt hat, verlangt man als kleine Minderheit von 100 Mio. Deutschsprachigen, sich quasi freiwillig in Geiselhaft zu begeben und das stammverwandte Wort „Neger“ nicht mehr zu verwenden, obwohl es im deutschen Sprachraum zuvor überhaupt keine beleidigende oder herabwürdigende Bedeutung hatte. Beide Bezeichnungen leiten sich von lat. niger (schwarz) ab.

Man sieht daran, daß nicht nur Börsen irrationales Verhalten zeigen. Und meine Formulierung „Minderheit“ oben ist aus Sicht PC natürlich als unverschämt und rassistisch einzustufen! Aber um zu beruhigen, ich bin freiwilliger Geiselhäftling und verwende das N-Wort heute nicht mehr, wenn es nicht unumgänglich ist!
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 28.04.2013 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23084

Zu "wurde das 'N-Word' geächtet, und zwar inzwischen weit über alle Vernunft hinaus" (Ickler): Ich meine, mit dem "N-Word" ist meist das mit Verachtung konnotierende "Nigger" gemeint, gar nicht so sehr "Negro". Letzteres wurde im Zuge aller möglicher Bedenken durch "Blacks" ersetzt, vor allem, weil es gegenüber "Whites" die Gruppe für die sich immer mehr erhitzende öffentliche Diskussion offenbar einfacher identifizierte. Die "African Americans" kamen auf, weil es einmal auch schon die Einwanderergruppen Irish Americans, Scandinavian Americans, German Americans usw. gab und zum andern etwa gleichzeitig die "Native Americans" von der doch sehr umständlichen Bezeichnung "American *Indians*" wegkamen, und weil betont wurde, daß man in diesem Kampf erstmal nur Amerikaner kennt. Daß nicht alle Menschen in Afrika "schwarz" sind und meine Töchter zwar in diesem großartigen Land geboren sind und sie beim Absingen der Hymne "O say, can you see" bei Sportveranstaltungen die Hand auf dem Herzen haben und ihnen die Augen glänzen, sie aber keinesfalls als "native Americans" gelten, stört offenbar niemanden.
Die Bezeichnungen "African Americans" und "Native Americans" gelten z. Z. als "uncontroversial" und finden sich in Berichten und auf offiziellen Formularen, sollten sie da eine Rolle spielen. Die Frage "Haben sich die "Schwarzen"[...] denn noch nicht auf eine Selbstbezeichnung einigen können [...]?" (#23081) stellt sich hier nicht so, und die Antwort wäre nein, denn sowas wird hier nicht von organisierten Gruppen für alle geregelt. In einer *New Yorker*-Karikatur fragte vor langem schon auf einer Cocktail-Party eine weiße Dame höflich einen schwarzen Gast: "Wie würden Sie gerne in diesen Tagen bezeichnet werden?"
Das mit dem Expurgieren des N-Worts bezieht sich vor allem auf den Klassiker *Huck Finn* von Mark Twain, wo "Nigger Jim" und überhaupt die damalige Kultur der Staaten am südlichen Mississippi eine große Rolle spielen. Und für politisch-korrekt Eifernde ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Ein Problem wäre dabei eigentlich, daß es in den Südstaaten große Gebiete gibt, in deren Dialekt das neutrale "Negro" ganz natürlich und einzig als "nigger" ausgesprochen wird. Aber derartige wissenschaftliche Einsicht spielt in der politischen Diskussion (die auch ich hier gern vermeide, denn dann müßte ich ja laut "nigger" sagen) keine Rolle.
Und wenn ich auf Formularen nach meiner Rasse befragt werde, müßte ich eigentlich "Caucasian" ankreuzen (denn offenbar, wie ich's nachgeschlagen habe, bin ich "distinguished especially by very light to brown skin pigmentation"). Ich kreuze aber meist nichts an, denn da steht auch ausdrücklich, daß man diese Frage nicht zu beantworten braucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2013 um 07.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23083

Bei der Deutung der Ereignisse gibt es offenbar weite Spielräume. Aus sprachwissenschaflticher Sicht finde ich interessant, wie es zur "Pejorisierung" bestimmter Wörter gekommen ist. Früher ging es den Schwarzen schlecht, ihr Ansehen bei den Weißen war gering. Die heute verpönten Ausdrücke wie Neger, aber auch Eingeborene für die Bewohner "unzivilisierter" Regionen, waren aber nicht als Schimpfwörter in Gebrauch. Sie wurden auch als Selbstbezeichnung benutzt, nicht nur von Martin Luther King. Erst als die Bürgerrechtsbewegung in den USA Erfolg hatte und es den Schwarzen besser ging, wurde das "N-Wort" geächtet, und zwar inzwischen weit über alle Vernunft hinaus, so daß selbst Zitate nicht mehr zulässig waren und ältere Texte expurgiert werden.
Das alles versteht sich nicht von selbst. Wir hier in Deutschland haben mit dem Rassenproblem viel weniger Erfahrung, die Sache mit den "Negern" ist weitgehend eine importierte Political correctness. Darum haben wir das Phänomen auf diesen Seiten auch viel stärker am Beispiel des Feminismus diskutiert.
Ich komme immer wieder auf die beiden einander widersprechenden Standpunkte zurück: einerseits werden Unterschiede dissimuliert ("Farbenblindheit"), andererseiits sollen sie ständig beachtet werden, damit den Unterprivilegierten Gerechtigkeit widerfährt. Der erste Standpunkt läuft auf die Beseitigung von Vokabeln hinaus, der zweite auf die Erfindung von immer mehr (wie die Queer-Debatte zeigt).
Eine Zusatzfrage: Welche Rolle spielt jeweils das schlechte Gewissen? Die Amerikaner haben die Sklaverei und das Unrecht der Segration im Hinterkopf, die Deutschen die Ermordung von Juden und Zigeunern und alle zusammen die Zurücksetzung der Frauen. Ich erinnere auch an jenen Vorschlag, statt Juden lieber zu sagen jüdische Mitbürger und als nächsten Schritt einfach Mitbürger. Das ist eine "Farbenblindheit" besonderer Art, die Juden sind am Ende gänzlich beseitigt. (Man kann nicht mal mehr über ihre Vernichtung sprechen – ein traumhaftes Ergebnis im Sinn der Neonazis.) Das scheiterte bisher an der fortdauernden Selbstbezeichnung der mit Recht auf ihr Überleben stolzen Juden.
Hat es nicht etwas von Sprachmagie? Erst bringen wir die Menschen um oder drangsalieren sie auf andere Weise, dann wollen wir nichts mehr von dem Namen wissen, unter dem wir sie umgebracht oder gequält haben.

Man müßte mehr von jenem Umschlagen der Bezeichnungsmotivation wissen.

Ich habe Kings Rede neulich noch einmal gelesen, es gibt auch sehr gute Videos von seinen Reden und Interviews. Auch habe ich kürzlich das vorzügliche Buch "Negro slave songs in the United States" von Miles Mark Fisher gelesen. Der schwarze Verfasser hat an keiner Stelle Bedenken, das Wort zu benutzen. Irgendwann danach muß es passiert sein.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 27.04.2013 um 21.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23082

Analog zu den "Sinti und Roma" käme natürlich "Mandingo und Bantu" oder "Hutu und Tutsi" in Frage, aber ich vermute, daß dies die Betrieften nicht glücklicher macht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.04.2013 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23081

Haben sich die "Schwarzen" (von denen nur eine kleine Gruppe wirklich schwarz ist) denn noch nicht auf eine Selbstbezeichnung einigen können, wie es die Indianer mit "Native Americans" gemacht haben, die auch für die seit Jahrhunderten in Amerika lebenden "Schwarzen" gelten kann, z.B. "Native Africans" oder "Africanos"? Vorschläge sollten doch von ihnen kommen.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 27.04.2013 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23080

Es scheint sich für die Schwarzen Menschen (ich übernehme jetzt der Einfachheit halber die Selbstbezeichnung der Vereinsmitglieder) bei "Neger" eben nicht um eine "Art von Beleidigung" zu handeln. Eine Beleidigung ("Geh/Geht bügeln!") durch den Moderator hat es ja ebenfalls gegeben, und auf sie haben die Schwarzen Menschen reagiert, wie die meisten Menschen in derselben Situation reagiert hätten, nämlich mit dem Auszug aus dem Saal. Der Verfasser des von mir zitierten Leserkommentars unterscheidet die Beleidigung jedoch ausdrücklich von dem "schmerzhaften N-Wort". Frau Otoo spricht zwar im Zusammenhang mit dem Wort von beleidigendem und respektlosem Verhalten, betont aber, daß sie wegen der Publikumsbeschimpfung durch Herrn Yücel das Podium verlassen habe und nicht etwa, wie von manchen behauptet, weil sie das "N-Wort" nicht mehr ausgehalten hätte – dies ungeachtet dessen "traumatisierender" Wirkung.

Frau Otoo und die anderen Schwarzen Menschen haben auf das "N-Wort" reagiert wie auf einen körperlichen Angriff, dem man sich räumlich nicht entziehen kann, sondern dem man mit Abwehr begegnen muß oder dem Versuch, den Aggressor zu besänftigen. Wenn mich jemand beleidigt, haue ich ihm eine runter oder ich lasse ihn stehen (oder beides), aber ich appelliere doch nicht an seine Rücksicht oder halte mir die Ohren zu. Genau das aber haben die Schwarzen Menschen getan. Frau Otoo muß das Gefühl gehabt haben, in eine üble Falle geraten zu sein, als sie nach dem dreimaligen (!) Anbringen des Wortes "Neger" die böse Absicht von Herrn Yücel erkannte. Ihr Glück und das ihres Anhangs war, daß der Moderator sich mit schwarzer Magie in Wirklichkeit gar nicht auskennt und den Fehler machte, die Bannkraft des bösen Wortes selbst zu brechen, indem er zu profanen Beleidigungen überging. Damit wurde ein profanes Handlungsmuster anschlußfähig, nämlich das Verlassen des Saals.

Gewöhnliche Beleidigungen, Herabwürdigungen oder Beschimpfungen sind ein Angriff auf die Ehre des Opfers, was voraussetzt, daß der Angreifer ihm einen falschen Namen gibt oder es in ein falsches Licht rückt. Das Falsche wiederum muß einer Erörterung zugänglich sein. Nur dann hat es z.B. Sinn, zwischen Originaläußerung und Zitat zu unterscheiden. Für die Schwarzen Menschen hat im Fall "Neger" eine solche Unterscheidung jedoch offensichtlich keinen Sinn, auch nicht für die "Kulturwissenschaftsspackos" (Yücel) unter ihnen. Bei dem Wort "Neger" spielt es keine Rolle, ob derjenige, der es ausspricht, ihm eine herabsetzende Bedeutung beimißt oder ob er sich eine solche Bedeutung zu eigen macht. Der Angriff richtet sich nicht gegen die Ehre, sondern unmittelbar gegen die Person; er trifft sie im Kern. Die Bedeutung von "Neger" ist, daß das Wort Negern schadet, spätestens, wenn es absichtlich und zu diesem Zweck ausgesprochen wird.

Von daher leuchtet auch ein, warum Frau Otoo das Angebot der taz ausschlägt, in eine Diskussion einzutreten bzw. selbst einen Beitrag zu dem Vorgang zu schreiben. Es gibt Dinge, über die man nicht diskutiert. Eine Entschuldigung und die Zusicherung, einen Auftritt wie den des Moderators nie wieder zuzulassen, sind in den Augen der Schwarzen Menschen verständlicherweise die einzige Möglichkeit für Verlag und Redaktion, die Situation zu bereinigen.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 27.04.2013 um 10.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23079

Rational sehe ich die Situation heute genau so, wie Prof. Ickler sie unten beschreibt (#23078). Trotzdem würde mich interessieren, welche Art von Assoziation Schwarze empfinden, was also verbinden sie damit, wenn das sogenannte N-Wort ausgesprochen wird? Welche Art von Beleidigung ist das für sie?

Ich kann nur sagen, während meiner gesamten Jugendzeit gab es in meiner Welt überhaupt keinen anderen verwendeten Ausdruck als das N-Wort, wenn es darum ging, einen Menschen mit dunkler Hautfarbe und gekraustem Haar zu erwähnen. Kein Mensch empfand das damals als Herabwürdigung und schon garnicht als Schimpfwort, wie es heute offenbar der Fall ist. Eigenartige Entwicklung, die da stattgefunden hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2013 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23078

Die Situation ist offenbar heillos verworren. Man kann nicht einmal sagen, wie akut die diskutierten Probleme hierzulande wirklich sind. Die Schwarzafrikaner, die ich persönlich kenne, haben noch nie etwas von selbsterfahrener Diskriminierung berichtet, was allerdings in Erlangen und besonders in ihrem Milieu (Studenten der technischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten) auch kaum zu erwarten ist. Ich will damit nicht bestreiten, daß es Belästigungen gibt, aber man sollte die Dimensionen beachten, daher auch meine Frage nach der Mitgliederzahl usw.
Es gibt eine Bereitschaft, sich gekränkt zu fühlen. Frau Otoo beschwert sich auf der Website der ISD noch einmal über die Veranstaltung. Ihr erster Punkt ist: "Es gab kein Honorar." Je nun, ich kann mich nicht entsinnen, für die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion ein Honorar bekommen zu haben. Das muß man vorher verbindlich regeln, dann kommt es auch nicht zur überempfindlichen Auslegung.

Ich verwende das Wort "Neger" nicht mehr, weil ich den Mechanismus seiner Verpönung kenne, aber ich bestreite erstens, daß es in den Jahren, die ich noch selbst erlebt habe, eine herabsetzende Bedeutung hatte, und zweitens bin ich dagegen, historische Dokumente rückwirkend zu expurgieren, weil man das Wort – in welchem Kontext auch immer – "nicht mehr hören oder lesen will", nicht einmal zitiert. Das ist eine Überschätzung und Verkennung der Sprache. (Dasselbe gilt natürlich für "Zigeuner".) Man könnte sich um eine Verbesserung der realen Verhältnisse kümmern und sprachlich alles lassen, wie es ist. Aber ich weiß auch, daß das nicht geht.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 27.04.2013 um 00.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23077

Möglicherweise beruht die heftige Reaktion der "Schwarzen Menschen" ja auf einem eigentümlichen Verständnis dessen, was ein schlimmes Wort ausmacht. Ich habe den Verdacht, daß sie nicht von selbst darauf gekommen sind, "Neger" für ein böses Wort zu halten, sondern daß es ihnen jemand gesagt hat. Aus eigener Wahrnehmung heraus könnten sie mit einiger Berechtigung "Neger" für eine häufig abwertend gemeinte Bezeichnung halten, darüber hinaus für eine Beleidigung, wenn das Wort der direkten Ansprache dient. Die Reaktion ergibt aber nur dann einen Sinn, wenn "Neger" ein Wort ist, das gewissermaßen kontextfrei, aus eigener Kraft, eine schädliche Wirkung zu entfalten vermag – ein Zauberwort also.

In einem Kommentar unter der Ankündigung der Veranstaltung in der taz – www.taz.de/Rhetorik-auf-dem-tazlab/Kommentare/!c114687/ – ist zu lesen:

"... Herr Y. hat nach der Intervention einiger Schwarzer ... auf die x-te Aufforderung, ... das N-Wort nicht so exzessiv und extra zu verwenden, angefangen zu brüllen, Er hat die ZuschauerInnen nach dem schmerzhaften N-Wort noch beleidigt... Da reichte es Frau Otoo ... und sie verließ, mit allen Schwarzen ZuschauerInnen, die Veranstaltung.
In der nachfolgenden Diskussion haben wir uns zuerst um das Heilen unserer Verletzungen gekümmert. Dann kam die bittere (vorläufige) Erkenntnis, dass der grausame Gewaltakt von Herrn Y. höchstwahrscheinlich ohne persönliche Konsequenzen für ihn bleiben wird..."

Der Verfasser unterscheidet offensichtlich zwischen Beleidigungen und dem "schmerzhaften N-Wort". Ich glaube nicht, daß er übertreibt. Der Schmerz und die Verletzungen durch einen "grausamen Gewaltakt" sind aufrichtig empfunden. Sie erklären auch, warum die "Schwarzen ZuschauerInnen" sich teilweise die Ohren zugehalten haben, nämlich um das "N-Wort" abzuwehren oder wenigstens seine Wirkung abzuschwächen: Es sollte nicht durch die Gehörgänge in sie eindringen.

Weiter fällt auf, daß die Pein der Betroffenen nicht einfach von der Verwendung des "N-Wortes" herrührte, sondern daher, daß es mehrfach in kurzen Abständen ausgesprochen wurde, und zwar absichtlich: "exzessiv und extra". Der Wille des Moderators, mehrmals hintereinander "Neger" zu sagen, lag auf der Hand, schließlich kannte er die Texte, die er zitierte, schon vorher.

Damit wird auch das scheinbar inkonsistente Verhalten von Frau Otoo verständlich. Sie wußte von Anfang an, darin stimmen die Darstellungen überein, daß das "N-Wort" fallen würde, hat sich dann aber doch an dem Radau beteiligt. Allerdings legt sie Wert auf die Feststellung, der Herr Yücel habe ihr zugesichert, das Wort werde nicht in jedem fünften Satz vorkommen. Auf die Gesamtheit der geäußerten Sätze bezogen, trifft das vermutlich sogar zu, aber eben nicht auf die Adorno- und King-Zitate. Es war also ein typisches interkulturelles Mißverständnis, das zu dem Eklat führte.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 26.04.2013 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23069

"N-Wort" ist ein Import aus dem amerikanischen Englisch: "n-word".
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 26.04.2013 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23068

Jan Fleischauer hat das Thema mit der gebotenen Herablassung – "linkes Betschwestertum" – auf SPON abgehandelt: www.spiegel.de
 
 

Kommentar von MG, verfaßt am 25.04.2013 um 15.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23063

Der Bericht aus dem "TAZ-Lab" ist auch deswegen interessant, weil er offenbar völlig unredigiert ist, also zeigt, wie die Leute tatsächlich schreiben. Das fängt schon in der zweiten Zeile an:

Einige Schwarze Personen, u.a. auch ISD Mitglieder ...

Offensichtlich begreift die Autorin die Wendung "Schwarze Person" als Nominationsstereotyp, ganz in Wikipedia-Manier. Auch im folgenden wird das Wort "schwarz" konsequent großgeschrieben.

"Es scheint mir, maßgeblich für die Einladung war schlichtweg, dass ich Schwarz bin."

"ISD Mitglieder" muß natürlich getrennt geschrieben werden, um die Marke "ISD" nicht zu verwässern.

Dann geht es weiter mit "auseinander setzen" und "provokativ" (statt provokant). ...

Generell finde ich das Grassieren der Vermeidungskonstruktion "N-Wort" ärgerlich. Neulich gings um ein "K-Wort", was das damals bedeuten sollte, weiß ich schon überhaupt nicht mehr. Irgendwas mit "Kanzler", glaube ich.

Früher mal sollte man den Teufel nicht nennen und bezeichnete ihn daher als "Gottseibeiuns". "N-Wort" ist genauso, nur: "Gottseibeiuns" war ein Wort, die N-, K-, I- und R-Wörter heutiger Tage kriegen immer mal wieder Kinder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2013 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23060

Als Ergänzung zur taz-Kolumne s. noch hier:

http://neu.isdonline.de/tazlab-2013-stellungnahme-seitens-der-taz-leitung-erwunscht/

Ich habe leider nicht herausfinden können, wie viele Mitglieder die "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" hat.

Die Förderung eines "Schwarzen Bewusstseins" erinnert mich an die alte Négritude-Diskussion. Es ist das alte Dilemma: Einerseits sollen Unterschiede keine Rolle spielen, andererseits sollen sie ständig beachtet werden. Das kann das Geschlecht oder wie hier die Hautfarbe sein oder was auch immer. (Müssen alle Menschen gleicher "Hautfarbe" – auch so ein Konstrukt – in ihrem Bewußtsein eher untereinander übereinstimmen als mit anderen Menschen?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2013 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23054

Zu den zehn kleinwüchsigen Afrikanern s. auch hier:
www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=577#12074
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 24.04.2013 um 00.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23053

Lustig zu lesen ist die Kolumne eines taz-Redakteurs, der "Neger" sagen wollte und es nicht durfte:

www.taz.de/Kolumne-Besser/!114947/
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 01.03.2013 um 11.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22727

Nach Wikipedia ist der Kriminalroman Ten Little Niggers (1939) von Agatha Christie das weltweit meistverkaufte Werk der Autorin.
Im Laufe der Zeit hat der Titel einige Abwandlungen erfahren bis zum gegenwärtigen Titel
And Then There Were None bis zum deutschen Titel von 2003 Und dann gabs (!) keines mehr (was wohl? – ein Negerlein!).

Fast erstaunte mich jetzt, daß die Fassung als Theaterstück unter dem Titel Zehn kleine Negerlein von einer Theatergruppe in Ingelheim und Mainz aufgeführt wird.

Wenn das mal nicht zu Ärger führt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2013 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22711

„Rassismus fängt ja nicht erst beim Massenmord an. Und gerade die Grünen haben doch immer viel Wert auf Sprache gelegt – und so zum Beispiel erfolgreich dazu beigetragen, das (!) man heute nicht mehr von Ausländern spricht, sondern von Einwanderern.“
(Daniel Bax im taz-Interview mit dem Grünen-Politiker Boris Palmer, der ein zaghaftes Wort für Mohrenköpfe einlegt, aber trotzdem der Umbenennung zustimmt. taz 26.2.13)

Dann wäre ich bei jeder Auslandsreise ein "Einwanderer"? Das möchte ich denn doch nicht.

»Astrid Lindgren ist es zu Lebzeiten gelungen, Säuberungen ihrer Bücher zu verhindern. Erst ihre Erben gaben nach. Inzwischen ist der Vater von Pippi Langstrumpf kein „Negerkönig“ mehr, sondern herrscht über eine Insel in der Südsee. Als ob das die Sache besser machte. Pippis Erlebnisse im Taka-Tuka-Land spiegeln nämlich tatsächlich – im Unterschied zu Preußlers „Negerlein“ – eine problematische Haltung wider: dass „Weiße“, wenn sie irgendwohin fahren, dort stets regieren. Das lässt sich nicht mit dem Austausch einzelner Wörter korrigieren.«
(Bettina Gaus in der taz 22.2.13)

Tja, wenn Weiße irgendwohin fahren, dann regieren sie dort. Das war im großen und ganzen so und durchaus problematisch, aber nicht als Haltung, sondern als Tatsache. Deshalb kann man daran auch nichts mehr ändern.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 21.02.2013 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22688

In Wikipedia liest man zu den verschiedenen Ausdrücken Zyprer, Zypriot, Zyperngrieche pp. in vorauseilend angepaßter Manier, keine dieser Bezeichnungen habe eine abwertende Bedeutung.

Danke für diesen Hinweis, weiß ich doch jetzt, daß ich mich beim Gebrauch solcher Ausdrücke nicht auf rassistischem Glatteis befinde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2013 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22686

In meiner amazon-Leseprobe von Preußlers "Krabat" ist gleich auf der zweiten Seite Zimts-terne getrennt.Ich weiß nicht, ob das der Buchausgabe entspricht, traue es dem gewissenlosen Verlag aber durchaus zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2013 um 12.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22678

Otfried Preußler war gegen die Rechtschreibreform, ließ sich aber dann doch überreden, der Umstellung seiner Bücher zuzustimmen. Kurz vor seinem Tode gelang es dem Verlag, Preußler – oder, wie es scheint, seiner Familie –, auch die Einwilligung in die politisch korrekte inhaltliche Änderung seiner Bücher abzuringen. Nun ist er endlich tot.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.01.2013 um 13.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22421

Das Telefonbuch weist bundesweit 162 Treffer für den Namen Neger nach. Skandalös.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2013 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22417

Am schönsten ist der Kommentar des Hessischen Rundfunks zur Änderung von Negerkönig zu Südseekönig bei Lindgren: „Den jungen Lesern hat das gar nichts ausgemacht.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2013 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22416

Die "Kritische Weißseinsforschung" (diese Disziplin gibt es wirklich, sie hat einen umfangreichen Wiki-Eintrag) stellt Wörter wie schwarz unter Verdacht. Von dieser Seite ist noch einiges zu erwarten, vor allem wenn man bedenkt, daß in manchen Foren die Hälfte der Deutschen es durchaus richtig findet, die Kinderbücher fortwährend umzuschreiben.

Das wundert einen weniger, wenn man den großen Vorteil bedenkt, den diese Art von Kritik einem verschafft, ohne daß man etwas anderes als ein bißchen Empörung aufbringen müßte. Schneller kann man sich den Himmel nicht verdienen.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 19.01.2013 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22403

"Wenn man jeden solchen Anlaß vorsorglich tilgt, wird man bald auch wieder die Beine von Tischen verhüllen müssen wie die Viktorianer, weil sie Assoziationsketten auslösen könnten." — Also zur Wiederholung Englisch für Weltreisende von wem, der weiß: Hühnchenbrust = white meat; Hühnchenbein = dark meat! Das gilt auch für Puter. Enten haben jedoch nur *dark meat*. Bei Gans habe ich in den letzten 50 Jahren nicht nachgeschaut, — stand aber auch nie auf den Speisekarten, wo ich gereist bin. Auf Fotos im Kochbuch sehen aber Brust und Beine einer jut jebratenen Jans erregend lecker aus (soll ja auch eine jute Jabe Jottes sein, ist aber für einen zuviel, — aber für zwei entschieden zu wenig).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2013 um 17.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22401

Es wird ja auch vorgeschlagen, Ausdrücke wie Schuhe wichsen usw. zu ersetze, Schuhe polieren solle man schreiben.
Nun, die Kinder sind in einem gewissen Alter sehr darauf aus, überall Zweideutiges zu entdecken, damit sie was zu kichern und zu johlen haben, da muß man durch. Es ist nicht möglich, über den "Schwanz" von Tieren zu sprechen, ohne daß der Automatismus in Gang kommt. Jeder Lehrer weiß das. Man kann es sogar positiv sehen, denn es gibt ja auch Kids, die so abgebrüht sind, daß es schon bald buchstäblich gar nichts Unanständiges mehr für sie gibt.
Wenn man jeden solchen Anlaß vorsorglich tilgt, wird man bald auch wieder die Beine von Tischen verhüllen müssen wie die Viktorianer, weil sie Assoziationsketten auslösen könnten.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 18.01.2013 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22385

DTS-Meldung vom 18.01.2013, 07:48 Uhr: "Kulturpolitiker lehnen Überarbeitung von Märchen und Jugendliteratur ab" (www.derNewsticker.de/news.php?id=255132&i=peokkl)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 17.01.2013 um 19.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22379

Jan Fleischhauer bringt es auf den Punkt: Trottelsprache

(www.spiegel.de)
 
 

Kommentar von BS, verfaßt am 15.01.2013 um 19.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22366

taz von heute mit einer ganzseitigen Suada von Jakob Hein ("Schriftsteller und Arzt") über "Werte und Worte / (...) das korrekte Kinderbuch (...)". U.a. schreibt er:
"Man sollte seinem Kind auch keine Bücher in alter Rechtschreibung zum Lesen geben. Nicht weil diese schlecht gewesen wäre, sondern weil man seinem Kind weder Lesen noch Leben unnötig schwer machen möchte.
Die Kindheit ist eine prägende Zeit ist. (...)" (so, mit doppeltem "ist"!)
Ich sehne den Tag herbei, an dem das Zeitungssterben dieses Schundblatt erreicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2013 um 19.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22363

Burkhard Müller verteidigt die Eingriffe in den Text der Kinderbücher. Gegen den Vorwurf einer Verfälschung der Literaturgeschichte sagt er:

„Man darf die Geschichte nicht nur ändern, man kann ja gar nicht anders. Geschichte ist eben nicht die Summe des Vergangenen als solche, deren Fakten sich herausmeißeln ließen wie ein Saurierknochen aus dem Fels, sondern vielmehr das Vergangene in seinem Bezug auf die jeweilige Gegenwart. Geschichte ist nicht, Geschichte wird getrieben, und wie das geschieht, das ist starken epocheln Schwankungen unterworfen. Geschichte ist kein Befund, sondern ein Verhältnis zweier Variablen.“ (Süddeutsche Zeitung 15.1.13)

Im weiteren Text wirft er den Kritikern der Eingriffe „reaktionären Infantilismus“ vor und ist auch sonst überraschend aggressiv.

Müller spielt mit den beiden Bedeutungen von „Geschichte“: 1. das Geschehene, 2. die Erforschung und Darstellung des Geschehenen.
Das Bild vom Geschehenen ändert sich natürlich ständig, aber die Historiker setzen voraus, daß es das Geschehene als solches tatsächlich gegeben hat, sonst könnten sie es nicht erforschen. Will Müller wirklich behaupten, wir könnten das Vergangene nach unseren gegenwärtigen Bedürfnissen verändern, also auch die Quellen (hier die Kinderbücher)?
Er zitiert dann noch Orwell, der es für ein Gebot der Höflichkeit gehalten habe, die Menschen so zu nennen, wie sie genannt werden wollen. Müller: „Ein Nein seitens der Gemeinten sollte genügen, um alle Diskussionen um Neger und Zigeuner zu beenden.“ Aber wer sind diese Gemeinten? Doch nicht etwa der Zentralrat oder irgendein anderer Interessenverband? Gegen Ende gibt Müller immerhin zu, daß ihm der „Südseekönig“ auch nicht recht zusagt, und als nächsten sieht er den Räuber Hotzenplotz als Opfer der PC.

Kein politisch korrekter Textverbesserer würde zugeben, daß er durch Struwwelpeter, Pippi Langstrumpf, die kleine Hexe und Huckleberry Finn selbst zum Rassisten geworden ist. In dieser Gefahr schweben immer nur die anderen.
 
 

Kommentar von bild.de (BamS), verfaßt am 13.01.2013 um 21.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22346

www.bild.de/politik/kolumnen/peter-hahne/rettet-die-kinderbuecher-vor-der-sprachpolizei-28072564.bild.html
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 11.01.2013 um 14.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22324

Der Veröffentlichung in der „taz“ (vgl. #22275) liegt offensichtlich eine Pressemitteilung zugrunde, sei sie vom Thienemann-Verlag selbst versandt oder von ihm bei der Heinrich-Böll-Stiftung veranlaßt. Das geht aus zwei Absätzen hervor:

Mesghena, der in der Heinrich-Böll-Stiftung das Referat Migration & Diversity leitet, schrieb einen Brief an den Verlag, in dem er sich über die „rassistischen und ausschließenden“ Begriffe beschwerte. Nach einem Mailwechsel erhielt er im Dezember dann eine überraschende Antwort. „Auch Ihrem Schreiben von neulich ist es wohl zu verdanken, dass es gelungen ist, die Familie Preußler davon zu überzeugen, die fraglichen Begriffe in ’Die kleine Hexe‘ auszutauschen“, hieß es da.

Mekonnen Mesghena ist darüber [die Unterordnung des Werkes unter die „sprachliche Weiterentwicklung“] sehr glücklich. „Meine Tochter wird sich auf jeden Fall freuen, wenn sie sich mit der ’Kleinen Hexe‘ wieder versöhnen kann“, schrieb er an den Verlag. „Und mich freut es auch, wenn unsere Kinder beim fröhlichen Lesen nicht über ausgrenzende Begriffe stolpern.“

Klar ist demnach, daß die Initiative zu dem Eingriff vom Verlag ausging; offen bleibt, ob er dessen erstes Schreiben bei Herrn Mesghena angeregt hat oder es ihm nur zufällig zupaß kam. Soweit alles PR-Routine.

Erstaunlich ist demgegenüber, wie ungeniert das klassische Neger-Klischee bedient wird, und zwar von allen Beteiligten: Der Neger ist nicht besonders intelligent, aber gelehrig und gutmütig, und es ist leicht, ihm eine Freude zu machen. „Mekonnen Mesghena ist darüber sehr glücklich.“ Mit solchen Sätzen berichten üblicherweise christliche Erbauungsheftchen über die Dankbarkeit, mit der die jüngste Bibelspende in der afrikanischen Partnergemeinde aufgenommen wurde. Und selbstverständlich lesen die Negerkinder nicht einfach, sondern sie lesen „fröhlich“.

Einzig der Autor des Artikels scheint das unwürdige Kasperletheater zu durchschauen: „Von einem ‚Negerlein’ war da unter anderem die Rede, von ‚Chinesenmädchen’ und ‚Türken’.“ Die Reihenfolge erzwingt beinahe ein „gar“ am Ende. Damit wäre freilich allzu deutlich gesagt gewesen, was von dem Unfug zu halten ist. Klugerweise überläßt der Verfasser seinem Publikum die Entscheidung, ob er sein Sprüchlein ebenso gut gelernt hat wie der brave Diversitätsreferent.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 11.01.2013 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22315

Auch sonstige Bearbeitungen (meist Kürzungen) für die Jugend sind nicht zu beanstanden.

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, denn "Moby Dick" oder "Robinson Crusoe" sind jugendlichen Lesern (und auch den meisten erwachsenen) im Original kaum zuzumuten.

Unanständig wird es aber, wenn Texte zugunsten des Zielpublikums teilweise komplett umgeschrieben werden und anschließend als Original verkauft werden. Davon ist der deutsche Dauerbestseller Karl May wie kein anderer betroffen, dessen für Erwachsene geschriebene Texte teilweise aufs heftigste entstellt wurden

Die Geschichte ist so unglaublich, daß ich sie einmal hierherstellen möchte: Nach Mays Tod hat dessen Witwe alle Rechte an May-Texten dem eigens gegründeten Karl-May-Verlag übertragen und testamentarisch festgelegt, daß die vom Inhaber des Verlags edierten Texte als "Ausgabe letzter Hand" zu gelten hätten. Letzterer begann sehr bald, die Mayschen Texte von einem katholischen Geistlichen im Sinne der Amtskirche umschreiben zu lassen, darunter v.a. das pazifistisch-theologische Spätwerk. Während des Dritten Reiches wurde dann alles getilgt, was im Widerspruch zu den Ansichten der Nazis stand (u.a. Andeutungen von "Rassenschande" zwischen "Ariern" und "Nichtarieren"). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde May dann konsequent auf Jugendautor getrimmt und alles weggelassen oder umgeschrieben, was Jugendlichen Verständnisschwierigkeiten bereiten könnte. Einige Romane und Erzählungen wurden sogar komplett umgeschrieben, wobei der krasseste Fall wohl die Umwandlung einer orientalischen Agentengeschichte ist: Der Verlag änderte die Erzählperspektive von einer auktorialen zu einer personalen, machte aus der Hauptfigur (einem deutschen Agenten) kurzerhand Kara ben Nemsi, nebst dessen üblichen Attributen und schrieb den unvermeidlichen Halef Omar einfach dazu. Das war handwerklich ziemlich geschickt gemacht, hatte aber mit dem Original nichts mehr zu tun. Als dann der Urherrechtsschutz für Mays Werke auslief und jeder die Texte veröffentlichen durfte, entschied der Verlag sich für eine zweigleisige Strategie. Zum einen ließ er die Namen "Karl May", "Winnetou" und "Old Shatterhand" rechtzeitig als Marken eintragen (!), zum anderen wurden weitere Texte so stark bearbeitet, daß sie nach deutschem Urheberrecht als eigenständiges Werk galten. All diese verunstalteten Texte wurden über die Jahrzehnte als "Originalausgaben" verkauft, was sie in gewissem Sinne auch waren, nämlich Originalausgaben der Bearbeitungen des Karl-May-Verlages.

Wenn es heute heißt, Karl May sei der meistgelesene deutschsprachige Autor, so ist die Aussage mit Vorsicht zu genießen, denn die größten Verkaufserfolge wurden nach Mays Tod erzielt – mit Texten, die zum Teil erheblich vom Original abwichen. Der österreichische Literaturwissenschaftler Karl Konrad Polheim hat deshalb schon vor Jahren gefordert, daß es neben der (immer noch nicht abgeschlossenen) historisch-kritischen Ausgabe auch eine solche der postumen Bearbeitungen geben müsse. Insgesamt sicherlich ein Sonderfall in der modernen deutschen Literaturgeschichte, aber gerade deshalb erwähnenswert.

P.S.: Um mir nicht den Zorn des Karl-May-Verlages zuzuziehen sei auch erwähnt, daß es sich um philologische Sünden der Vergangenheit handelt. Heute orientiert man sich bei Neuerscheinungen, wenn man von der reformierten Orthographie absieht, am Original (Ausgabe letzter Hand in der traditionellen philologischen Bedeutung).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2013 um 15.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22313

Der Artikel steht heute auch in der gedruckten Ausgabe der FAZ. Im Netz kann man die Leserreaktionen verfolgen. Nur sehr wenige sind p.c.

Der Verlagsvertreter vertritt ausdrücklich die politische Korrektheit. Das ist heute eher selten, meistens ironisiert man ja damit eine kritisch beurteilte Praxis. (Das war anfangs wohl anders.)

Mich stört besonders die immer wiederkehrende Denkfigur: "Mir hat es nicht geschadet, aber was soll aus den anderen werden?" Das habe ich schon an Lutz Röhrich kritisiert, der aus seinen sprichwörtlichen Redensarten alles Jüdische wegließ, um den Neonazis kein Futter zu liefern.

Eine Leserin meint, wir würden doch auch die "Weiber" usw. aus älteren Texten der Erwachsenenliteratur tilgen. Aber wieso denn?

Es gibt Übersetzungen von frühneuhochdeutschen Texten ins heutige Deutsch, einer der jüngsten übersetzten Texte ist wohl Grimmelshausen. Das tut man aber nur aus dem Grund, weil die meisten heutigen Leser sonst nicht genug davon verstehen und deshalb gar nicht erst anfangen zu lesen, was auch wieder schade wäre. Auch sonstige Bearbeitungen (meist Kürzungen) für die Jugend sind nicht zu beanstanden. Ich habe lange vor den Originalen deutsche Jugendausgaben von Melville, Defoe usw. gelesen, vielmehr verschlungen. Besser als gar nichts, würde ich sagen. Chinesische Bücher werde ich nie im Orginal lesen können, den "Traum der roten Kammer" habe ich gekürzt auf deutsch, dann in voller Länge auf englisch gelesen und besitze eine chinesische, extrem gekürzte Ausgabe für Ausländer, an der ich mich manchmal abarbeite. Alles in Ordnung, solange es Freude macht. Aber politisch korrekt kastrierte Kinderbücher würde ich weder lesen noch vorlesen. Hilfe ist gut, Bevormundung ist widerlich.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 10.01.2013 um 12.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22311

Die Netzausgabe der FAZ hatte gestern einen Artikel zur Zensur von Preußler.

Vgl. hier: www.faz.net
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.01.2013 um 15.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22301

Das ist ein anders gelagerter Fall. SAP wird auch im Englischen nicht als Wort gesprochen. Damit sind Assoziationen zu sap schon nahezu ausgeschlossen. Außerdem ist sap vieldeutig, das erschwert eine Assoziation ebenfalls. PIIGS wird dagegen wie pigs ausgeprochen und wurde vor vielen anderen Möglichkeiten bevorzugt, weil man es sich dank des anschaulichen Wortes (und seiner Bedeutung) leicht merken kann.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.01.2013 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22300

Wenn eine bekannte deutsche Firma zu viel Zeit darauf verschwenden würde, was der Name SAP im englischsprachigen Raum für Vorstellungen weckt, hätte sie sich wahrscheinlich längst umbenannt. Allerdings gäbe es den Namen wohl nicht, wenn das den Gründern von Anfang an aufgefallen wäre.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.01.2013 um 10.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22298

Gemein ist die Abkürzung PIIGS (ursprünglich PIGS, ohne Irland). Gerade deshalb, weil sich einige Akteure in diesen Staaten undiszipliniert verhalten haben – so daß der Vorwurf "pigs!" einen Gedanken ausdrückt, der in anderen Ländern tatsächlich vorhanden und nicht völlig unrealistisch ist. Andererseits ist der Gleichklang mit den "Schweinen" so drastisch, daß es erstaunt, wie lang sich PIGS bzw. PIIGS als gängiger Begriff halten konnte. Nun sehe ich, daß es auch die Version GIIPS gibt. Sie ist plausibler, weil Portugal und Spanien nebeneinander liegen. Noch passender wäre GIPSI (zuerst die vier Südländer, dann Irland). Diese Version gibt es ebenfalls, aber sie klingt wie "Zigeuner", und das geht natürlich auch nicht.

Bei Wikipedia ist der Sachverhalt angemessen dargestellt worden. Das Artikelstichwort heißt PIIGS, was noch einmal zeigt, daß dieser Begriff der bekannteste ist.
 
 

Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 08.01.2013 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22295

So ist es richtig:

Im Iglu wohnt der Eskimo
Der schwarze Mann heißt Neger
Die Klofrau putzt das Männerklo
Die Straß der Straßenfeger

Die rote Haut trug der Indianer
Gelb ist der Täng vom Schlitz
Ne kleine Nas hat der Japaner
Der Itzig feinen Witz
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.01.2013 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22290

Die unredigierte Meldung entspricht insoweit den Vorschriften, als die Herkunft der Mutter (wahrscheinlich pakistanisch) unerwähnt bleibt.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 08.01.2013 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22289

Heute kommt eine unkorrekte Nachricht auf SPIEGEL Online:

Mutter prügelt Sohn tot, weil er Koran nicht auswendig kann
In Großbritannien ist eine Mutter zu mindestens 17 Jahren Haft verurteilt worden: Sie wollte ihren Sohn zu einem Hafis machen – einem, der frei aus dem Koran zitieren kann. Weil er nicht schnell genug lernte, schlug sie ihn tot.

Das diskriminiert die Muslime und die Frauen. Ich übersetze in korrekte Sprache:

Elternteil prügelt Kind tot, weil dessen Religionsstudium nicht erfolgreich war
In Großbritannien ist eine Person zu mindestens 17 Jahren Haft verurteilt worden: Sie wollte ihr Kind zu einem frommen Menschen machen, der frei aus der heiligen Schrift seiner Religion zitieren kann. Weil das Kind nicht schnell genug lernte, wurde es von einem Elternteil totgeschlagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2013 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22284

Die Sternsinger sind leider gar nicht erst gekommen. Die Kirche hat jedes Jahr größere Schwierigkeiten, Freiwillige für diese Aktion zu gewinnen, und ich habe mir auch sagen lassen, daß sie das Schwarzfärben zu unterlassen gebeten habe.

Ich möchte noch auf die Begriffe ausschließen, ausgrenzen hinweisen, die neuerdings häufiger als früher den Vorwurf des Rassismus ins Unbestimmte ausweiten. Omnis determinatio est negatio. Daher werden wohl begriffliche Festlegungen in Zukunft ganz unterbleiben müssen. Wir haben ja schon gesehen, daß normal verpönt ist, weil es ausgrenzt.

Seit ich die Festlegungen des Presserates kenne, lese ich Meldungen über Straftaten mit noch mehr Mißtrauen. "Fehlt da nicht etwas?" frage ich mich ständig.

Die Skrupellosigkeit der Kinderbuchverlage überrascht uns nicht. Gleich zu Beginn der Rechtschreibreform haben sie dem Nachwuchs grammatisch kraß falsche Texte in den Trog gekippt. Nun geht es einfach weiter. Leider sind die Eltern nicht zu einem Boykott zu bewegen, weil den meisten die Lektüre ihrer Kinder völlig egal ist.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 06.01.2013 um 19.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22281

Natürlich unbedingt vom Hof jagen!

Minstrel-Shows sind schließlich auch in den glorreichen Vereinigten Staaten inzwischen undenkbar. Was aus Otfried Preußlers Kinderbuch "Die kleine kräuterkundige Heilerin" (in Schulorthographie dann natürlich: Kräuter kundige Heilerin) verbannt wurde, darf am 6. Januar nicht fröhliche Urständ feiern.

(Man lese als Hintergrund zu meiner kleinen Gehässigkeit einfach mal den englischen und deutschen Wikipedia-Artikel über Al Jolson. Die Eiertänze über die Black-face-Auftritte dort sind einfach herrlich. Nun war Jolson bekanntlich auch noch Jude, und so kommt noch ein zweiter Eiertanz hinzu. Nämlich ihm indirekt Rassismus zu unterstellen, ohne ihn selbst als Rassisten zu bezeichnen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2013 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22280

Wir warten gerade auf die Sternsinger, haben Süßigkeiten und Geld bereitgelegt wie jedes Jahr. Aber einer von den dreien pflegt mit geschwärztem Gesicht aufzutreten. Ich sollte ihnen wohl doch nichts geben, sondern die "ausgrenzenden" Schlingel mit einer Tracht Prügel vom Hof jagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2013 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22279

Merke: Es gibt keine anderen Völker mehr, nur noch Deutsche! (Aber welcher Deutsche wird sich zum Fasching als Deutscher verkleiden wollen?)
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 06.01.2013 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22278

Das ist es ja. Der Dummkopf hat mitbekommen, daß er nett über Menschen sprechen soll, die ihn befremden. Also nennt er sie nicht mehr bei dem Namen, den er für sie gelernt hat, sondern denkt sich einen neuen aus. So gerüstet, sieht er sich selbst in der Rolle des Aufklärers.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.01.2013 um 17.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22277

"PC ist das, was passiert, wenn die Aufklärung bei den Dummköpfen ankommt."

Die davon kein bißchen klüger werden. Wer Bezeichnungen wie "Chinesenmädchen" despektierlich findet, kann dafür nur den Grund haben, daß er Chinesen für minderwertig hält. Rassismus in seiner verlogensten Form.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 06.01.2013 um 13.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22276

PC ist das, was passiert, wenn die Aufklärung bei den Dummköpfen ankommt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.01.2013 um 13.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22275

Der Kinderbuchklassiker »Die kleine Hexe« von Otfried Preußler wird künftig also ohne »diskriminierende« Wörter wie Negerlein erscheinen. Aber müßte nicht als erstes der Titel ausgetauscht werden? Werden nicht die Hexenverfolgung und das unsägliche Leid, das damals Zehntausenden von Menschen zugefügt worden ist, verharmlost, wenn man das Wort Hexe derart verniedlichend gebraucht?

Die taz (www.taz.de) schreibt: »Als Mekonnen Mesghena seiner siebenjährigen Tochter aus dem Kinderbuch vorlas, das ihm eine Freundin geschenkt hatte, staunte er nicht schlecht. Denn als er zu dem Kapitel kam, in dem sich Otfried Preußlers kleine Hexe unter eine Gruppe von Kindern mischt, die sich zu Fasching verkleidet hatten, fühlte er sich wie vor den Kopf gestoßen. Von einem „Negerlein“ war da unter anderem die Rede, von „Chinesenmädchen“ und „Türken“.«

Nun soll also auch schon das Wort Türke i-bah sein! Es wird immer bekloppter. Nur gut, daß sich offenbar keines der Kinder als Frau Antje verkleidet hat und in dem Buch als Holländerin bezeichnet wird, sonst müßten wir auch dieses »ausgrenzende« Wort noch aus unserem Wortschatz streichen, um die Kleinen nicht unnötig mit der rauhen Wirklichkeit zu konfrontieren.

»„Wir werden alle unsere Klassiker durchforsten“, bestätigte der Stuttgarter Verleger Klaus Willberg, in dessen Haus die Bücher von Otfried Preußler erscheinen, gegenüber der taz. […] Das Wort Neger werde in „Die kleine Hexe“ nicht ersetzt, sondern gestrichen. Es sei nötig, Bücher dem sprachlichen und politischen Wandel anzupassen, begründet Willberg den Schritt. „Nur so bleiben sie zeitlos.“«

Eine groteske Argumentation. Wenn es nötig wäre, ein Buch ständig dem sprachlichen und politischen (!) Wandel anzupassen, dann wäre das doch gerade der Beweis, daß es NICHT zeitlos ist. Es wäre dann bloß ein Abbild des jeweiligen Zeitgeists.

Wie auch immer, die Welt ist durch die Ausmerzung all dieser vergifteten Wörter wieder ein Stückchen besser geworden:

»Mekonnen Mesghena ist darüber sehr glücklich. „Meine Tochter wird sich auf jeden Fall freuen, wenn sie sich mit der ’Kleinen Hexe‘ wieder versöhnen kann“, schrieb er an den Verlag. „Und mich freut es auch, wenn unsere Kinder beim fröhlichen Lesen nicht über ausgrenzende Begriffe stolpern.“«

Wie bitte? Die Tochter ist über diese Begriffe gestolpert? Nein, der Vater beim Vorlesen! Er muß sich mit der »Kleinen Hexe« wieder versöhnen, niemand sonst.
 
 

Kommentar von P. W. , verfaßt am 06.01.2013 um 10.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22273

Wie Focus online heute (6. Jan. 2013; www.focus.de) berichtet, folgt nun auch der Thienemann Verlag dem Verlag Friedrich Oetinger und schafft durch Zensur politisch korrekte Kinderbücher. Wieviele weitere Bücher als die im Thieneman Verlag gibt es wohl, in denen die Worte "Neger" oder "Zigeuner" vorkommen? Muß man diese nicht auch noch alle umschreiben und so der "sprachlichen Weiterentwicklung unterordnen", wie es der Verleger Willberg formuliert? Das wäre doch nach der Rechtschreibreform ein weiteres lukratives Konjunkturprogramm für die Buchbranche.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.01.2013 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22265

"Von den möglichen Tätern fehlte zunächst jede Spur."
(Mannheimer Morgen 5.1.13)

Der Satz ist typisch für die ängstliche Vermeidung klarer Bezeichnungen wie Täter, Mörder, Dieb, ... Es ist ja richtig, bei konkret Beschuldigten, z. B. vor Gericht, vorläufig nur von mutmaßlichen oder möglichen Tätern zu sprechen. Aber solange sie noch gesucht werden, hofft man doch die richtigen zu finden, man sucht nicht irgendwelche "möglichen Täter", sondern man sucht die Täter! Diese abschwächenden Adjektive werden aber wegen der allgemeinen Korrektheitsangst schon wie automatisch einfach jedesmal eingefügt, auch da, wo es gar keinen Anlaß gibt.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 22.12.2012 um 23.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22187

In der griechischen Septuaginta heißt es immer "ho theos", "der Gott". (Im griechischen NeuenTestament heißt es immer "ho jesous", "der Jesus".) Weiß jemand, wie es im hebräischen Alten Testament heißt?
Beim Namen "Petrus" gibt es eine Verwechslung, denn Fels heißt griechisch "hä petra", und "ho petros" ist der Edelstein.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 22.12.2012 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22186

Zum Geschlecht Gottes: Das ganze Durcheinander kommt natürlich daher, daß Leute meinen, das grammatische Geschlecht eines Substantivs sage alles über das natürliche Geschlecht des damit Gemeinten aus. Bloß weil "mask./fem./neutr." die verwendeten grammatischen Bezeichnungen sind (und Gott sei Dank sind's nur drei), meinen einfache Meiner, daß sie damit alles gleich auch zur Biologie wüßten und dementsprechend mitreden könnten. — In irgendeiner Grammatik habe ich tatsächlich mal die Einteilung der Substanive nicht in "Geschlecht/gender", sondern in Gruppe 1, 2 und 3 gefunden (die Zahlenfolge übrigens bestimmt durch die Häufigkeit der entsprechenden Substantive).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.12.2012 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22185

Zu #22181:

Wird nicht umgekehrt ein Schuh draus? Sind nicht eher die Südseekönig-Sager Aus-Prinzip-nicht-Neger-Sager als die Negerkönig-Sager Aus-Prinzip-Neger-Sager? Und wie lautet das Prinzip? Doch wohl: Sage nichts, womit Du anecken könntest, egal wie du selbst dazu stehst.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.12.2012 um 11.57 Uhr  
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Kurz noch zu der Frage vom 18. 10.: Solche Vorgaben werden in den USA in der Regel durchgesetzt, indem man von ihrer Befolgung die Gewährung staatlicher Zuschüsse an die Hochschulen und ihre Studenten abhängig macht. Deshalb hat das konservative Hillsdale College in Michigan darauf verzichtet, solche Zuschüsse weiterhin in Anspruch zu nehmen. Das ist aber ein Einzelfall; alle anderen Hochschulen spuren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2012 um 10.57 Uhr  
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„Gottes Wort ist seit 500 Jahren immer wieder modernisiert worden. Den originalen frühneuhochdeutschen Luther-Text würden Protestanten genauso wenig verstehen wie die meisten Juden ihre hebräische Thora oder die meisten Muslime den arabischen Text der Korans.“

Merkt Heine nicht, wie er sich selbst ad absurdum führt? Die Juden und Muslime denken nicht daran, „Gottes Wort“ zu modernisieren. Luther bestand auf der Unverrückbarkeit des „Wortes“, unbeschadet der Verdeutschung für den jeweiligen „gemeinen Mann“ (= Laien). Heines Spiel mit dem Wort „original“ ist ein billiger Trick.
Auch Heines Hinweis auf Kästner ist verfehlt. Die neueren Ausgaben mögen den „Depositenkassenvorsteher“ (der noch in der Schweiz ganz normal ist) vereinfacht haben, weil die Kinder den Ausdruck nicht mehr verstehen. Allerdings haben sie schon zu Kästners Zeit nicht genau gewußt, was das ist, das ist ja gerade der Witz bei diesem pompösen Titel für einen unbedeutenden Job. Was Heine sonst noch über Sparkassen und Schalterhallen sagt, ist auch Quatsch. Die Terminals sind hinzugekommen, aber in der Haupthalle unserer Erlanger Sparkasse (einer der größten Bayerns übrigens) geht es noch ganz klassisch zu – Handtaschenräuber zahlen ihre Beute in bar ein usw.
Im übrigen ist es ein Unterschied, ob man Texte für die Jugend bearbeitet, weil Wörter nicht mehr verstanden werden, oder ob man sehr wohl verständliche Ausdrücke aus Gründen der Politischen Korrektheit herauszensiert.
Matthias Heine schreibt: „Ich akzeptiere doch, dass sich die Zeiten geändert haben.“ So ähnlich hat er auch schon seine Mitläuferei bei der Rechtschreibreform begründet. Wahrscheinlich fühlt er sich an der Spitze des Fortschritts. Er ist ein „Aus-Prinzip-ja-Sager“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2012 um 07.48 Uhr  
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In der "Welt" findet Matthias Heine, daß Frau Schöder "alles richtig gemacht" habe, womit er aber nicht das Geschlecht Gottes, sondern die Tilgung des "Negerkönigs" meint:

Diejenigen, die sich jetzt über Frau Schröder erregen, scheinen auch nicht zu wissen, dass in den neuesten "Pippi Langstrumpf"-Ausgaben, das Wort "Negerkönig" längst durch "Südseekönig" ersetzt ist, ohne dass dadurch ein künstlerischer Verlust eingetreten wäre. Woher auch? Die Aus-Prinzip-Neger-Sager lesen ihren Kindern nichts vor, und die Negerkuss-Nostalgiker sind längst aus dem Fortpflanzungsalter raus.

(Bezeichnenderweise setzte Heine auch bei der Rechtschreibreform schon auf die biologische Lösung: die alten Knacker wie Grass und Kempowski, die nichts Neues mehr lernen wollten, stürben ja sowieso bald aus.)

Doch, gerade wir Kritiker wissen, was der Verlag Oetinger angestellt hat, und hinsichtlich der künstlerischen Qualität sind wir ganz anderer Meinung. Heines Argumentation geht in Kürze so: Die Sprachgewohnheiten ändern sich, folglich muß auch die Literatur fortwährend umgeschrieben werden.

Zusätzlich führt er die Lutherbibel an, die aber kein gutes Beispiel ist. Denn dieser Text, der übrigens auch im Original immer noch verkauft wird, dient ja in der Kirche liturgischen Zwecken. Heine selbst ist es, der mit dem Kampfbegriff "heiliger Text" arbeitet, um das Beharren auf unverfälschten Werken lächerlich zu machen. Er denkt seinen Entwurf aber nicht zu Ende.

Heine schreibt auch: Alle vernünftigen Eltern lassen den "Negerkönig" weg. Alle! Außer den Aus-Prinzip-Neger-Sagern

Ich glaube eher, daß fast niemand den Negerkönig wegläßt, außer eben, wenn ihm die expurgierte Ausgabe den ursprünglichen Text vorenthält. Was macht Heine eigentlich mit Huckleberry Finn? Und warum sagt er nicht ganz offen, daß er uns andere für Rassisten hält? "Aus-Prinzip-Neger-Sager" ist doch bloß eine feige Umschreibung.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.12.2012 um 20.05 Uhr  
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Fehlt jetzt nur noch eine Debatte darüber, ob man sich Jehova beschnitten vorstellen muß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2012 um 13.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22172

Nun zausen die Unionspolitiker gar noch ihre Parteigenossin Schröder wegen "das Gott"! Da wird sie wohl bald zu Kreuze kriechen müssen. Norbert Geis, der in solchen Dingen unfehlbar auf den Plan tritt, beharrt auch auf Gottvater. Fast möchte ich der feministischen Theologie zu Hilfe eilen. Mich geht es ja nichts an, aber Gott als ewiger Junggeselle, und dann auch noch "der liebe Gott", wie andere Unionspolitiker im Hinblick auf die Weihnachtszeit behaupten, das ist doch recht einfältig.
Schröder könnte, wenn sie es wüßte, auf die Tatsache hinweisen, daß "Gott" germanisch ein Neutrum war. Nach einer auch religionsgeschichtlich sehr einleuchtenden Erklärung der Indogermanisten handelt es sich um eine to-Ableitung zur Wurzel von "gießen" (*gheu-, sanskr. juhomi), also etwa "die begossene = beopferte Macht" oder so ähnlich.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.12.2012 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22163

Ach Gottchen, der Negerkönig. Bezeichnenderweise ist aus ihm kein Schwarzenkönig oder Afrikanerkönig geworden, sondern ein Südseekönig. Warum? Das Heer der Wortwächter muß dunkle Haut für ein Zeichen von Minderwertigkeit halten, über die man als Weißer taktvoll zu schweigen habe. Die oktroyierte Farbenblindheit macht die Welt zwar weder weißer noch gerechter, aber dafür bleibt die Euphemistic treadmill immer hübsch in Gang.

In eine ähnliche Mühle ist das Wort Rassismus selbst geraten. Bezeichnete es einst die Anmaßung, andere Volksgruppen als die eigene für genetisch minderwertig oder gar schädlich zu erachten, so läßt es sich heute gegen jeden ins Feld führen, dem man die Benachteiligung eines anderen unterstellen möchte. Wenn der Postbote meinen Briefkasten mal wieder leer läßt, rufe ich neuerdings immer „Rassist!“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2012 um 03.55 Uhr  
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Man fragt sich, wer durch den Ausdruck Negerkönig eigentlich herabgesetzt werden könnte, außer allenfalls einem – Negerkönig. Aber es handelt sich doch um einen fiktionalen Zusammenhang in einem Kinderbuch, so daß die Situation vergleichbar ist mit jener Klage gegen die Verwendung des Wortes Altweibersommer, die von Gerichten mit Recht abgewiesen wurde, weil die Klägerin ja nicht einmal als altes Weib bezeichnet worden ist.
Kurzum: Die bloße Existenz eines Wortes im Wortschatz kann nicht diskriminierend sein, das kann nur die Anwendung auf einen konkreten Menschen.

Ich baue, wie man sieht, eine zurückgenommene Verteidigungslinie auf, indem ich zugestehe, daß man einen Schwarzen heutzutage nicht als Neger bezeichnen sollte, weil die Wortgeschichte nun mal so verlaufen ist. Demnach wurde jener Jurist mit Recht gerügt, als er einem schwarzen Angeklagten – oder war es ein Zeuge? – eine "Negersprache" zuschrieb. Aber selbst nach diesem Zugeständnis, dessen Notwendigkeit ich an dieser Stelle nicht diskutieren will, bleibt die Schrödersche Argumentation logisch falsch und beweist damit, daß es nicht um den Schutz von Menschen vor Diskriminierung geht, sondern nur um die Angeberei mit der eigenen Wohlgesinntheit.
Und genau deshalb geht es uns etwas an. Einzelne Fälle von diskriminierendem Verhalten mögen die Gerichte entscheiden, aber hier stehen ja wachsende Bereiche des Wortschatzes in Verdacht und in Gefahr, beseitigt zu werden.

Was das Expurgieren von Märchen usw. betrifft, so ist wieder einmal an Minister Schäuble erinnert worden, der anläßlich seiner "Islamkonferenz" bekannte, sein Islambild früher aus Karl May bezogen zu haben. Na und? Bedenklich wäre doch nur, wenn er dabei stehengeblieben wäre. "Anders lesen Knaben den Terenz ..." Was erwarten wir denn? Ich habe als Kind die ganze Bibel durchgelesen und mir meinen kindlichen Reim darauf gemacht. Auch lernten wir in der Schule, das Christentum sei von Missionaren und Märtyrern wie unserem Lokalhelden Bonifatius verbreitet worden, der Islam hingegen "mit Feuer und Schwert". Das hat mich nicht gehindert, meine Ansichten später zu korrigieren.

Warten wir ab, wie Schröders Erziehungsexperiment ausgeht. Solange sie es nicht in Gesetzesform bringt ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2012 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22148

Familienministerin Kristina Schröder will beim Vorlesen Astrid Lindgren entsprechend korrigieren (ZEIT und weitere Berichte am 19.12.12). Auch ihre weiteren Äußerungen zur politischen Korrektheit zeigen, wie schlicht sie denkt. Was für Kinder sollen da heranwachsen, wenn sie nach Schröder und Benz erzogen werden – mit lauter korrekten Ansichten über die Welt? Lauter kleine Familienministerinnen und Antisemitismusforscher.

Übrigens behauptet der Kinderbuchverlag Oetinger, seine Zensur ganz im Sinne Astrid Lindgrens ausgeführt zu haben, die keine Vorurteile gehabt habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2012 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21733

Einblick in die wenig gelesenen Nutzungsbedingungen von Internetdiensten bestärkt mich in meiner Meinung, daß vermutete Empfindlichkeiten heute stärker geschützt werden als wirkliche. Man möchte sich auf keinen Fall Ärger einhandeln. So breitet sich eine neue Zensur aus. Wir werden uns noch wundern.

Die Fernsehteilnehmer, zu denen ich nicht gehöre, werden so mit "Informationen" zugedeckt, daß sie gar nicht merken, wieviel ihnen vorenthalten wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2012 um 07.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21689

Ich stelle mit einiger Überraschung fest, daß sowohl Personen als auch Institutionen besonders in den USA, aber neuerdings auch in Deutschland "Diversity Statements" (gelegentlich auch "Multicultural Statements") abgeben und ins Netz stellen. Weiß jemand, ob das in den USA schon vorgeschrieben ist? Oder ist es einfach die Voraussetzung, um an Geldmittel zu kommen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.10.2012 um 00.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21650

»Jutta Rubach, Beratungsagentur Rubach PR: „Wählerinnen und Wähler erleben immer häufiger Politiker, die allzu perfekt und abgehoben wirken. Wenn Menschen nur noch überlegen, wie sie am besten 'politically correct' sind, verlieren sie an Format und Glaubwürdigkeit. Als Beratungsagentur erleben wir darum immer häufiger, dass handfeste, 'echte' Persönlichkeiten sehr gefragt sind – statt Phrasen und Worthülsen wollen viele heute Klartext hören. Auch in der Wirtschaft ist das angekommen: Unternehmen fragen bei uns nach RednerInnen, die zum Nachdenken anregen und die auch mal quer bürsten. Gerade bei Motivationsvorträgen sind Persönlichkeiten beliebt, die weg von den geschliffenen Sätzen ihre ungeschminkte Meinung wieder geben.“«

Quelle: bild.de, 06.10.2012

Aha, bei Politikern und Unternehmern ist es also angekommen, nur offenbar bei deren Beratern nicht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.10.2012 um 13.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21649

Da eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten: Man schildert z.B. einen ganz bösen Mafioso, und sämtliche Mafiosi stehen auf und protestieren, und die Polizei braucht sie nur noch einzusammeln.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 06.10.2012 um 11.40 Uhr  
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30 Millionen Sikhs sind viel, andererseits bei einer Weltbevölkerung von über 7 Milliarden wenig. Auch im Vereinigten Königreich beträgt ihr Anteil nur gut ein halbes Prozent. Man könnte also genauso gut argumentieren, daß hier nicht eine riesige Gruppe, sondern eine zarte Minderheit diffamiert wird.

Wenn man den Weltmaßstab heranzieht, kommen natürlich auch bei winzigen Prozentsätzen riesige Zahlen heraus. 30 Millionen Sikhs fühlen sich verunglimpft? So viele Exemplare hat Rowling bestimmt nicht verkauft, und ihre Leser werden nur zum geringsten Teil Sikhs gewesen sein (siehe oben). Von einem flächendeckenden Verkaufserfolg im indischen Punjab hat man nichts gehört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2012 um 10.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21647

Die Empörungsbereitschaft ist inzwischen so hochgezüchtet, daß Rowlings neues Buch von Sikh-Funktionären angeprangert wird. Und warum?

In Rowling’s novel, a baptised female Sikh student character is derided by her friends for hair on her body. It has a character, Fats, describing his classmate Sukhvinder as “mustachioed, yet large-mammaried, scientists remain baffled by the contradictions of the hairy man-woman”. 

Man will gegebenenfalls den indischen Präsidenten Manmohan Singh beauftragen, bei der britischen Regierung vorstellig zu werden! Das ist zwar noch weit entfernt von Mordaufrufen, aber verrückt ist es auch.

In jedem Roman und jedem Theaterstück läßt sich jede Person irgendeinem Kollektiv zuordnen: Jungen, Alten, Frauen, Männern, Chinesen, Juden, Behinderten usw. Es wäre also gar nicht mehr möglich, irgendeinen Charakter mit negativen Zügen auszustatten (oder von anderen Figuren so darstellen zu lassen), ohne den Protest dieser Gruppen heraufzubeschwören.

"Die Sikhs, mit rund 30 Millionen Anhängern die fünftgrößte organisierte Glaubensgemeinschaft, fühlen sich in 'Ein plötzlicher Todesfall' verunglimpft."

Wirklich "die" Sikhs? Ich kenne hochgebildete Sikhs, die darüber nur lachen würden.

Eine ähnliche Bevormundung riesiger Gruppen durch wenige Schreihälse, die sich als ihre Fürsprecher aufspielen, gibt es ja auch bei uns. Für die Meinungs- und Pressefreiheit sind sie eine Gefahr.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.07.2012 um 21.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21064

In Süddeutschland legen die Orte, deren Namen auf "-sau" enden, größten Wert darauf, daß darin das Grundwort "au" von Aue steckt und das "s" ein Genitiv-s des Bestimmungswortes ist. Der Ortsname bezeichnet also die Gegend.
Bei Ortsnamen östlich der Elbe kommt die Endung "au" von der slawischen Genitiv-Plural-maskulin-Endung "-ow" oder "-ov" oder "-ova", welche die ursprünglichen Eigentümer oder Einwohner benannte. (Im Tschechischen wurde daraus das "-u mit Kringel".)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.07.2012 um 21.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21063

Und schließlich noch eine Eindeutschung der besonderen Art: Karl-Marx-Stadt statt Chemnitz . . .
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 13.07.2012 um 19.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21062

Ich sag ja, Material für mehr als eine Doktorarbeit. Allerlei Eindeutschungen gab es auch in Wilhelminischer Zeit. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Inowraclaw in Hohensalza umbenannt, Spandow in Spandau und Montjoie in Monschau – einmal quer durchs Reich von Ost nach West. Und noch ein Tippfehler meinerseits (wahrscheinlich nicht der einzige): die polnische Version von Waldenburg ist Walbrzych.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.07.2012 um 19.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21060

Um einen Loriot-Ausspruch abzuwandeln: Die alleinige Nennung der heutigen Städtenamen ist ja völlig in Ordnung, wenn man gar nicht weiß, wie sie früher geheißen haben.

Mit der Eindeutschung slawischer Ortsnamen haben schon die Habsburger angefangen, während der polnischen Teilungen z.B. in Galizien, heute Teil der Ukraine. Im Habsburgerreich galt nur Ungarn als gleichberechtigt, die anderen Länder waren mehr oder weniger Kolonien, denen die deutsche Amtssprache aufgezwungen wurde. (Die Einführung einer serbokraotischen Gemeinsprache wurde sogar verboten.) Eigentlich ist es ein interessantes Feld, wer einem Ort ursprünglich den Namen gegeben hat.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 13.07.2012 um 17.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21058

"Buddhadharma" ist eine recht bizarre Bezeichnung. Man denkt eher an die Person Bodhidharma. Die korrekte Bezeichnung (wenn man schon pedantisch sein will) ist "Anatmanveda" = die Lehre, die den atman als wichtiges Konzept der klassischen Philosophie verneint.
Zu den Verrenkungen bei Ortsnamen jenseits der aktuellen deutschen Staatsgrenzen könnte man sich endlos auslassen. Da brechen sich Deutsche einen ab, die französische Aussprache eines deutschen Namens nachzuahmen (Saargemünd/Sarregemuines). Am rechten, saarländischen Ufer der Saar liegt der Ort Kleinblittersdorf. Gegenüber, auf der linken, lothringischen Seite liegt ein Ort mit dem kryptischen Namen "Grossbliederestroff". Wehe, es sagt einer "Großblittersdorf". Vor allem in Zeitungstexten wird es schon peinlich, wenn Namen auftauchen, die die Leute nicht einmal richtig schreiben, geschweige denn aussprechen können, wie bei Wroclaw mit gestrichenem l. Eine recht skurrile Regelung pflegt die junge welt: Orte, die irgenwann einmal deutsch waren (wie z.B. Breslau/Wroclaw), dürfen auf keinen Fall mit ihrem deutschen Namen bezeichnet werden, das könnte ja irgendwie revanchistisch sein. Orte, die nie deutsch waren, wie etwa Rom oder Neapel, dürfen dagegen deutsch benannt werden. Nicht nur, daß eine konsequente Anwendung umfassende historiographische Kenntnisse voraussetzt, die Ergebnisse wären überraschend. So war Warschau ja von 1795 bis 1806 preußisch, also quasi deutsch, dürfte also nur "Warszawa" genannt werden. Merkwürdig auch MIschformen, wie wenn von einem "Strasbourger Urteil" die Rede ist. Wie spricht man das? Übrigens bevorzugt diese Zeitung bei Orten im Baskenland die baskischen Namen vor den spanischen (also Donostia statt San Sebastian, Gernika statt Guernica etc.) Nebenbei: der bretonische Ortsname Kemper dürfte für den gewöhnlichen Deutschen ebenfalls viel einfacher sein als das französische Quimper.
Ein interessantes Thema, das wohl noch nicht wissenschaftlich untersucht wurde (obwohl es Material für mehr als eine Doktorarbeit böte), ist die Umbenennung der (ex-)deutschen Orte östlich der Oder-Neiße-Linie. 1945 mußten ja quasi über Nacht tausende polnischer Orts- und Flurnamen erfunden werden (ähnliches geschah auch in Südtirol, wo z.B. aus Waidbruck Ponte Gardena werden sollte). Ich kann fünf Hauptkategorien erkennen:
1. Einige Orte hatten von jeher deutsche und polnische Namen: Breslau ~ Wroclaw;
2. Viele slawische (nicht notwendigerweise polnische!) Namen brauchten nur dem polnischen Duktus angepaßt zu werden: Stargard –> Starogard;
3. Manchmal gab es einfache Lautanpassungen: Waldenburg –> Walbrych (wieder mit gestrichenem l);
4. Oft wurde ohne Rücksicht auf Verluste übersetzt: Hirschberg –> Jeleniya Góra, aber auch Guttstadt –> Dobre Miasto, noch lustiger Guttentag –> Dobre Dzen;
5. Vor allem im sowjetischen Nord-Ostpreußen wurden auch einfach völlig neue Namen erfunden: Königsberg –> Kaliningrad oder Tilsit –> Sowjetsk.
Bisweilen gibt es auch Mischformen, etwa Neustettin –> Szczecinek (rückübersetzt "Stettinchen"!).
Zu erwähnen wären natürlich auch kurz vorher erfolgte Umbenennungen der braunen Machthaber, nicht nur Lodz (was schon eine deutsche und eine polnische Variante kennt) in Litzmannstadt, auch recht albern Schloßberg statt Pilkallen (was das genaue Gegenstück auf Litauisch ist). Bemerkenswert auch, daß im Zusammenhang mit dem "Gustloff"-Film, der vor einiger Zeit in die Kinos kam, durchweg von "Gotenhafen" die Rede war anstatt Gdingen (polnisch Gdynia).
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.07.2012 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21054

Immanuel Kant lebte natürlich in Kaliningrad.
Wenn Städte in Siebenbürgen nur mit den heutigen, völlig anderen Namen genannt werden, weiß außer Fachleuten niemand, welche Stadt gemeint ist.
Manche heutige Ortsnamen sollen ausdrücklich die deutsche Vergangenheit vergessen machen. Bei slawischer Vorvergangenheit ist das noch vertretbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2012 um 11.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21053

Holenstein ist viel zu höflich, um so etwas auch von Ausländern zu verlangen.

Heute steht in der Süddeutschen ein interessanter Bericht aus Birma, und daraus erfahre ich, daß Aung San Suu Kyi, die durchaus die nächste Präsidentin werden könnte, ihr Land nicht Myanmar, sondern weiterhin Burma nennt. Eine harte Nuß für höfliche Deutsche oder Schweizer.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.07.2012 um 02.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21051

Holenstein extrapoliert eine Entwicklung, die zweifellos im Gange ist, wenngleich er weit vorgreift und Begriffsfelder einschließt, die kaum davon erfaßt sind. Das macht es kurios, ebenso wie die Verbindung von programmatischer Höflichkeit und fanatischer Rigorosität. Aber in Saarbrücken weisen längst Straßenschilder nach Sarreguemines, und aus Kanton ist fast im Handumdrehen Guangzhou geworden. Weltfremd ist es also keineswegs, was Holenstein propagiert.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 12.07.2012 um 23.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21050

Wenn ich an die Bände der Reihe "Bibliothek der Antike" (Römische Reihe und Griechische Reihe) des Aufbau-Verlags denke, dann habe ich vielmehr den Eindruck, daß "v. u. Z." die offizielle (oder doch zumindest offiziöse) Abkürzung der DDR war, um das "Opium des Volks" in "v. Chr." zu vermeiden.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.07.2012 um 23.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21049

Russische Namen, die auf -ski enden, sind der Wortart nach Adjektive und im Singular maskulinum wissenschaftlich buchstabengerecht mit "-skij" zu transliterieren.

Muslimische Schriftsteller benutzen die Bezeichnung (in deutscher Übersetzung) "v. u. Z." (vor unserer Zeitrechnung) und "u. Z." (unserer Zeitrechnung), wobei sie nicht die muslimischen Jahreszahlen meinen, die 622 u. Z. beginnen..
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 12.07.2012 um 22.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21048

Verlangt Holenstein von Briten/Amerikanern, Franzosen und Polen, die Deutschen nicht Germanen, Alemannen und Stumme zu nennen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2012 um 18.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21047

Eine besondere Spielart der Politischen Korrektheit ist die von Elmar Holenstein eingeführte „Cultural Politeness“. Ihr widmet er ein Kapitel in seinem originellen „Philosophie-Atlas“ (2. Aufl. Zürich 2004) und einen weiteren Abschnitt der Einführung (S. 23). Auch in anderen Arbeiten hat er sich dazu geäußert. Personen, Völker, Orte usw. werden grundsätzlich in den Sprachen der Fremden selbst benannt (Eigenbezeichnungen). [Ich muß im folgenden die Längenzeichen verändern, sonst lassen sie sich nicht wiedergeben.]

Indien heißt Bhârat, Ägypten Misr oder Kemet, Japan Nihon, China Zhongguo, Korea Han'guk usw. Andere Orts- und Ländernamen sind noch erkennbar, aber mehr oder weniger verfremdet, ich zitiere mit abnehmender Kenntlichkeit: Sovietunion, Moskva, Sankt-Peterburg, Roma, Athênai, Sofiia, Konstantinupolis, Rostov-na-Donu, Makka und Madîna, Bayrût (in al-Lubnân = Phönikien), Mogadiisho, Madagasikara, Marrâkush, Qazaqstan, Îtyop‘ya (Äthiopien), al-Qâhira (Kairo). Die Südspitze Afrikas heißt Cabo da Boa Esperança. (Hier ist besonders schwer einzusehen, warum die portugiesische Bezeichnung der außereuropäischen Örtlichkeit höflicher sein soll als die deutsche.) Die nördlichen Nachbarn der Chinesen waren die gefürchteten Xiongnu (106), besser bekannt als Hunnen. (Xiongnu ist eine Fremdbezeichnung ...)

Es sind mehrere Sonderzeichen erforderlich. Die Transkription – es wird stets die fachsprachliche gewählt, nicht eine bereits vorhandene volkstümliche - ist aber keine Gewähr für korrekte Aussprache. Die Höflichkeit geht nicht so weit, sich auch der chinesischen Töne zu befleißigen; auch Akzentzeichen sind weggelassen. Bei indischen Wörtern wird nicht verlangt, behauchte Medien von unbehauchten auch in der Aussprache zu unterscheiden. Diese Beschränkung auf die Schrift ist überraschend inkonsequent. Schopenhauer las die Upanishadas (126, ebenso 98), mit Sanskrit-Plural, aber in merkwürdiger Umschrift.

Hegel kannte keine Kollegen in India (126) – (vielleicht weil Indien damals, schlimm genug, englisch beherrscht war?). Dostoevskii ist für den deutschen Leser keine hilfreiche Transliteration. Die Goldene Horde wird zur „Goldenen Orda“ in Anführungszeichen oder zur Altin [ohne i-Punkt] Ordu bzw. Zolotaia Orda. Guilelmus Ockham ist zum Glück unter Ockham zu finden.

Holenstein erwähnt die letzte Teilung von Polska (120); er spricht von seinem Schweizer Landsmann Rousseau aus Genève (116), als ob Genf in einem deutschen Text unhöflich wäre.

Ob die Betroffenen - soweit sie noch existieren - überhaupt einverstanden sind und all dies tatsächlich als höflicher empfinden, ist offen. Ich selbst habe noch nie einen Chinesen oder Inder getroffen, der sich durch die allgemein üblichen Bezeichnungen gekränkt gezeigt hätte. Im Gegenteil: alle benutzen diese Bezeichnungen selbst. Hinayâna (das i müßte lang sein, es gibt ähnliche Versehen) soll durch Theravâda ersetzt werden. In der Literatur sind beide Bezeichnungen gang und gäbe, ohne erkennbare diskriminierende Absicht oder Wirkung. (Der Gegenbegriff Mahâyâna wird ohne Kommentar gebraucht.) Ist griechisch tatsächlich unhöflicher als hellenisch? Indoeuropäisch hat zwar indogermanisch weitgehend ersetzt, aber nicht weil es höflicher wäre, und die Höflichkeit hätte hier auch keinen Adressaten. „Unter Sprachwissenschaftlern ist es seit längerem üblich, statt von semitischen oder hamitosemitischen von afroasiatischen Sprachen zu reden.“ (31) Ich habe gerade eine Dissertion zu semitischen Sprachen begutachtet. Statt Arier soll man Aryer schreiben, und natürlich nicht vor Christus, sondern vor dem Wechsel der Zeitrechnung. (Welcher Zeitrechnung? Doch wohl der christlichen.) So wird denn auch die Geburt der Personen mit dem üblichen Sternchen gekennzeichnet, der Tod aber nicht mit dem (christlichen) Kreuz, sondern einem neutralen Kringel.

„die Nîl-Âmû Daryâ-Region (in alteuropäischer Ausdrucksweise der Orient)“(30). Mit der Vermeidung des Wortes Orient ist zwar die eurozentrische Perspektive (der „aufgehenden Sonne“) aufgehoben, aber die Lokalisierung eines Kulturraumes zwischen Nil und Oxos schließt natürlich auch wieder gewisse Urteile ein. Warum Mesoamérica besonders höflich sein soll, ist schwer einzusehen.

Ableitungen auf -ismus und -ei werden ersetzt, weil sie angeblich abschätzig klingen, daher Buddhadharma statt Buddhismus, Türkiye statt Türkei. Holenstein schreibt buddhaitisch, daotisch, hinduitisch.
Dabei unterläuft der Fehler, Kosmopolitismus und kosmopolitisch durch Geopolitik und geopolitisch zu ersetzen, die bereits eine andere Bedeutung haben. Kosmopolitisch bedeutet weltbürgerlich und ist von polites „Bürger“ abgeleitet, nicht direkt von polis, Politik usw. - Holensteins Argument ist hier, Kosmos bedeute Weltall und sei zu großspurig. Von Höflichkeit könnte hier allenfalls gegenüber Marsmenschen die Rede sein; außerdem setzt sich Holenstein über die herkömmliche Bedeutung von Welt hinweg, genauer: über eine der herkömmlichen Bedeutungen. Was hat sich Diogenes gedacht, als er sich als erster Mensch Kosmopolites nannte?

Holenstein bezichtigt implizit den größten Teil seiner Zeitgenossen und Kollegen eines unhöflichen „alteuropäischen“ Sprachgebrauchs. Dabei betrifft die Vermeidung aber nicht nur und sogar in den seltensten Fällen Namen, die man ihrem Ursprung nach oder in empfindsamer Deutung ihres buchstäblichen Sinnes als irgendwie herabsetzend ansehen könnte (Zigeuner z. B. wird von ihm anstandslos benutzt). Vielmehr ist es die bloße Tatsache, daß die deutsche Sprache (wie übrigens alle Sprachen) in ihrem Bestand auch Wörter und Namen für nichtdeutsche Personen, Orte und Kulturerscheinungen enthält, die ihm ungehörig erscheinen.

Unmittelbare Folge seines Verfahrens ist aber, daß man die Dinge nicht mehr so leicht findet und ständig durch die skurrile Nomenklatur abgelenkt wird. Sie hat bis heute bei keinem anderen Autor Nachfolge gefunden, ist also gewissermaßen eine ganz persönliche Mimikry geblieben.

Elmar Holenstein ist ein höflicher Mensch, und er ist auch kein Eiferer, der sich in den Dienst einer verordneten Sprachregelung spannen ließe. Seine Arbeiten zur interkulturellen Verständigung sind sehr lesenswert. Aber er legt sich – und seinen Lesern – hier ein unnötiges Hindernis in den Weg. Ich finde, wir können etwas daraus lernen. "Man hofft zu viel von guten und fürchtet zu viel von schlechten Wörtern."(Lichtenberg)

 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 24.06.2012 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#20933

Was früher CMT-Stoffe waren (C = cancerogen, M = mutagen, T = teratogen), sind heute CMR-Stoffe (R = reproduktionstoxisch). Die Bezeichnung reproduktionstoxisch ist so umständlich, daß sogleich die Kurzform reprotoxisch entstanden ist. Reproduktionstoxizität ist durchaus exakter als Teratogenität, denn eine Schädigung der Keimzellen zeigt sich nicht unbedingt in einer mißratenen Frucht (griech. téras = "Ungeheuer"), auch verminderte Fruchtbarkeit kann die Folge sein. Deshalb ist nicht klar, ob sprachliche Bedenken bei der Umbenennung mitgewirkt haben oder ausschlaggebend waren.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 06.06.2012 um 23.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#20843

Ich füge lieber noch hinzu, daß auch die (sparsame) Interpunktion im Zitat von mir stammt. Ich müßte noch den Rest des Satzes ergänzen und mir dann überlegen, wie die Kommata zu setzen wären.

Eigentlich gehört das Zitat in die "Landsmann"-Diskussion, die wir hier ja auch schon hatten (vgl. hier).
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 06.06.2012 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#20842

Lieber Herr Ludwig,

der Fehler geht auf meine Kappe, der Prinz wird es schon richtig als "countrymen" geschrieben haben. Ich habe wohl einmal zuviel auf die Leertaste getippt, aber ich habe den Text auch nach Gehör verschriftet, da es wohl keine schriftliche Fassung gibt, die man einsehen kann. Bitte sehen Sie mir den Tippfehler daher nach.

Aber politisch korrekt hätte er dann noch die 'countrywomen' hinzufügen müssen, daran ändert sich nichts.

Übrigens gibt es in der Aussprache – zumindest im Mutterland, für die Kolonien kann ich nichts sagen – keinen Unterschied zwischen dem Singular "man" und dem Plural "men".
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 06.06.2012 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#20841

In "fellow country men and women" wäre die Aussprache von "men" eine ganz andere als in "Friends, Romans, countrymen". (Bei den verschieden ausgesprochenen "man/men" handelt es sich also um verschiedene Wörter! [Harold Allen in einem Seminar]) Im zitierten Satz hilft es natürlich nicht, daß es fürs Englische keine klare "Regelung" für die Verschriftung von durch Substantive erweiterte Substantive gibt (etwas, was unsre Reformierenden ohne weiteres Durchdenken der damit verbundenen Problematik auch ins Deutsche übertragen wollen und womit sie ein ganz schönes Durcheinander angerichtet haben). Es wäre interessant zu sehen, wie's der Prinz hier einfach mit der Hand geschrieben hätte/hatte. Auch Merkel soll ja für sich selbst anders schreiben als sie es so gedankenlos den Schulkindern vorschreibt.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 06.06.2012 um 13.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#20838

Als Staatsoberhaupt steht die englische Königin an der Spitze ihrer Untertanen – seien diese nun männlich oder weiblich. Das weiß sie, und das weiß natürlich auch ihr Sohn, ganz egal, ob er nun jemals selbst König sein wird oder nicht.

Republikaner haben es – anders als im Jahr 1997 – in den Tagen des Diamantenen Thronjubiläums besonders schwer in Großbritannien. Aber nicht einmal eingefleischte Gegner der Monarchie würden wohl Anstoß an der Formulierung von Charles nehmen, als er seiner Mutter ("Mummy") am Ende des Konzertes zu ihren Ehren dankte: "[...] and for making us proud to be British, proud at a time when I know how many of our fellow country men are suffering such hardship and difficulties [...]"

Die komplette Rede – mit allem patriotischem Pomp, aber auch britischer Selbstironie – ist hier: www.youtube.com/watch?v=8yXGZZVsj88

Natürlich weiß er, daß die Wirtschaftskrise nicht nur Männer, sondern auch Frauen trifft. Oder liegt es etwa am patriotischen Überschwang seiner Worte, daß an dieser Stelle 'fellow country men and women' schlicht zuviel des Guten wäre?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2012 um 09.58 Uhr  
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Richard Dawkins hat in seinem Buch "The greatest show on earth" eine längere Fußnote, in der er darlegt, warum er als Englischsprecher keinen Grund sieht, Beijing, Mumbai usw. zu schreiben. Anlaß ist natürlich der "Peking-Mensch", die Anmerkung ist aber von allgemeinem Interesse.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2012 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#20463

Die FAZ hat wie andere Zeitungen einen Welt-Wetterbericht. Die großen Städte sind alphabetisch geordnet. Mumbai steht zwischen Bangkok und Colombo...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2011 um 13.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#19512

In Berlin gibt es eine Ausstellung zur Gegenwartskunst der Zigeuner: „Aspects of Roma Life in Contemporary Art“. Der Bericht darüber in der SZ vom 16.11.11 wechselt ständig zwischen Sinti und Roma, Roma, Sinti, so daß die Lektüre schwer und manches wohl geradezu falsch wiedergegeben wird. Nur in Zitaten, etwa aus Herta Müllers Rede, wird einfach Zigeuner gesagt.
Es wird beklagt, daß die Zigeuner-Herkunft von Stars wie Yul Brynner gar nicht bekannt ist. Aber warum sollte das jemanden interessieren? Muß man bei jedem Menschen hinzufügen, welche Ahnenreihe er aufzuweisen hat?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2011 um 09.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#19401

In den Medien ist zu lesen, daß eine amerikanische Schauspielerin den Papst als Nazi bezeichnet habe. Vielleicht hat sie eine Meldung über den Hitlerjungen Ratzinger mißverstanden. So weit, so blöd. Was mich aber wundert: »Die jüdische Anti-Defamation League hat die US-Schauspielerin Susan Sarandon aufgefordert, sich für eine Bezeichnung Papst Benedikts XVI. als „Nazi“ zu entschuldigen. Der Direktor des Verbands, Abraham Foxman, nannte den Vergleich „befremdlich, zutiefst beleidigend und völlig unangebracht“. Sarandon möge ihre Differenzen mit der katholischen Kirche haben, erklärte Foxman am Montag (Ortszeit) in New York. „Das ist aber keine Entschuldigung, mit Nazi-Vergleichen um sich zu werfen.“ Derartige Äußerungen seien rachsüchtig und dienten lediglich dazu, „die wahre Geschichte und Bedeutung des Holocaust zu herabzustufen“, so Foxman.«
Das ist sonderbar. Beleidigt wurde doch allenfalls der Papst, nicht die Juden. Sonst würde jeder Nazivergleich die Juden beleidigen. Die Anti-Defamation League müßte also in der ganzen Welt darüber wachen, daß niemand Nazivergleiche anstellt. Wobei es in diesem Fall nicht nur ein Vergleich wäre, sondern die Klassifikation Benedikts als Nazi. Man dürfte also auch niemanden direkt als Nazi oder Neonazi bezeichnen, selbst wenn er einer ist. Das kann doch nicht im Sinne der Juden sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2011 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#18487

In der "Jüdischen Allgemeinen" nahmen vor einigen Jahren Rafael Seligman und Wolfgang Benz zu der Frage Stellung, ob "Mein Kampf" neu gedruckt werden sollte. Meiner Ansicht nach hat Seligman (pro) bessere Argumente als Benz (contra). Beide weisen darauf hin, daß man den Text sowieso leicht herunterladen kann. Aber nun der Schluß von Benz' Plädoyer:
Tatsache ist: Aus dem Buch Mein Kampf ist nichts mehr zu lernen. Es enthält keine ungelüfteten Geheimnisse und es löst keine Rätsel. Aber es ist unendlich bösartig und es ist unendlich langweilig. Sind das Gründe für eine historisch-kritische Edition oder einen banalen Neudruck?
Das ist doch merkwürdig. Niemand hat doch den Wunsch nach einer Neuausgabe damit begründet, daß das Buch bösartig und langweilig sei. Vielmehr sind sich alle einig, daß es ein wichtiges Dokument ist, und genau deshalb wird es in jedem Geschichtsbuch erwähnt. In der Schule sehen sich unsere Kinder Reden von Hitler und Goebbels an, Reichsparteitage usw. – und ausgerechnet dieses aufschlußreiche Buch soll man nicht lesen, weil es "langweilig" ist? Eine Gefahr geht auch nach Benz nicht von dem Buch aus – was immerhin noch so etwas wie ein Gedanke wäre.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.04.2011 um 15.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#18447

Über Diktatoren sind regelmäßig dolle Geschichten im Umlauf, die deshalb noch lange nicht wahr sein müssen. Idi Amin hat sich wahrscheinlich so wenig von Menschen ernährt wie Hitler von Teppichen.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 07.04.2011 um 16.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#18444

Eine Bekannte aus Französisch-Kongo erzählte mir, es gäbe in Brazzaville Restaurants, auf deren Speisekarten Spezialitäten zu finden seien, wie "Filet" oder "escaloppe de missionnaire". Was das auf dem Teller dann ist, konnte sie mir auch nicht sagen, oder ich habe es vergessen. Man denkt dabei an Karikaturen aus grauer Vorzeit, die Missionare mit Tropenhelm in einem Kupferkessel mit kochendem Wasser stehend und blöde guckend auf einem Holzfeuer zeigten, um das großäugige Neger versammelt sind, denen offensichtlich das Wasser in ihren großlippigen Mündern zusammenläuft. Darüber lachen die Afrikaner, die wohl mehr Humor haben, als unsere Korrektheitsapostel.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 07.04.2011 um 03.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#18442

Wie man liest, regen sich die Leute vor allem über das Kleingedruckte auf: "Abbildung nur Serviervorschlag." Man muß also erst mal auf die Idee kommen, daß damit nicht der Kuchen gemeint sein könnte, sondern das Kind. Es sieht so aus, als hätte der Bäcker an ein noch viel finsteres Tabu gerührt als jenes, das Neger mit der Farbe Schwarz, mit Kakao oder mit Schokolade in Verbindung zu bringen verbietet – nämlich an das Kannibalismustabu.

Daß die Menschenfresserei in Schwarzafrika noch immer nicht ganz aus der Mode gekommen ist, haben zuletzt die einschlägigen Funde in den Tiefkühltruhen von Kaiser Bokassa und Idi Amin Dada nach ihrer Entmachtung einem breiteren Publikum vor Augen geführt. Aber es geht da nicht nur um ein Privileg der hohen Herren.

Vor einiger Zeit wurde ich in einem französischen Restaurant unfreiwillig Zeuge des Gesprächs zweier deutscher Geschäftsleute, die angesichts der vermeintlich rein frankophonen Umgebung kein Blatt vor den Mund nahmen. Einer von ihnen, er handelte mit Tropenhölzern, erzählte, wie er von seinem Hotelzimmer aus einen Söldnerhaufen bei der Einnahme der Abendmahlzeit beobachtete. Der Hauptbestandteil seien gegrillte Kinderarme gewesen. "Das war kein Spaß mehr", lautete seine Begründung dafür, daß er sich nach diesem Erlebnis aus dem afrikanischen Geschäft zurückgezogen habe.

Frappierend für mich war die Erfahrung, etwas als real bestätigt zu bekommen, was ich bis dahin als literarische Fiktion (wie etwa in Célines "Reise ans Ende der Nacht") abzutun geneigt war. Noch frappierender freilich ist die Wahrnehmung, daß Leute, die weder von Bokassa noch von Idi Amin (von Céline gar nicht zu reden) je etwas gehört haben, offensichtlich genau wissen, worum es geht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2011 um 16.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#18441

In Werbeprospekten für Kinderkleidung ist es üblich, mindestens ein schwarzes Fotomodelchen erscheinen zu lassen. Diese Ausgewogenheit paßt zwar eigentlich besser auf die USA, denn bei uns gibt es verhältnismäßig wenige Schwarze, aber man will ja politisch korrekt sein und Minderheiten "sichtbar machen". Wirbt aber ein Bäckerbetrieb mit einem süßen Negerkind für Schokoschnitten, so bekommt er Ärger, wie jetzt in Sachsen.
Der Kakao für die Schnitten kommt meist von der gebeutelten Elfenbeinküste. Dort leben fast nur Schwarze, aber das kann man auch wieder nicht zeigen, eben wegen des Kakaos. Es ist wirklich nicht leicht, tugendhaft zu sein.
(Der namibische Bäckereiangestellte, dessen Tochter auf dem Foto zu sehen ist, scheint sich übrigens nicht weiter aufgeregt zu haben. Warum auch?)
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 28.02.2011 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#18231

"Nach der orthographischen wird nun die antirassistische Büchervernichtung über die Leihbüchereien hereinberechen, teilweise ist es schon geschehen."
Das befürchte ich auch. Gestern sehr spät abends - ich glaube im ZDF - ging es zwar nicht um Bücher, aber man konnte die selbstauferlegte Sprachregelung des Moderators sehen und hören. Er wollte das Wort "Migrant" (das er zu Recht nicht schön fand) vermeiden, als er das Wort an eine türkische Abiturientin richtete; so schnell fiel ihm aber nichts ein, also wurde daraus: "Wie war denn nun das Verhältnis in der Schule zwischen denen äh so wie Ihnen und äh den anderen?" (Ich zitiere sinngemäß.) Es liegt ein eigenartiger Rassismus gerade im Vermeiden der Begriffe, die Nationen oder Ethnien bezeichnen. Ich wäre aber keineswegs beleidigt, wenn man mich im Ausland zutreffend als Deutsche oder, sollte ich dauerhaft emigiert sein, als Bürgerin deutscher Herkunft bezeichnete.
Beim Säubern der Bücher muß man übrigens stark in die deutsche Literatur eingreifen. In Gottfried Kellers "Kleider machen Leute" sagt der Schwiegervater in spe zum vermeintlichen Grafen: "Nun, Gott sei Dank, ist ein polnischer Graf da aus wildester Ferne! Nehmen Sie die Gans, Herr Graf, und schicken Sie mir dieselbe wieder, wenn sie in Ihrer Polackei friert und einst unglücklich wird und heult! ..."
"Wildeste Ferne", "Polackei", können das die Wächter ertragen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2011 um 09.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#18228

Was Benz besonders aufregt: Pippi behauptet, "dass es im Kongo keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen Tag."
Eine wahrhaft philosophische Stelle. Pippi lügt ja selbst ständig, ist also die Verkörperung des berühmten "Kreters". (Einer meiner Doktoranden war übrigens Kreter, einer der sympathischsten Menschen, denen ich je begegnet bin, und seine Dissertation hat er Wort für Wort selbst erarbeitet ...)
Und den kategorischen Imperativ könnte man auch bemühen: Wie können die Kongolesen überhaupt ihr Kongolesisch lernen, wenn jeder ständig lügt, also auch die Mütter beim Benennen der Dinge? Mit der Wahrheit hebt sich auch die Lüge auf.
Und dieser Tiefsinn soll gestrichen werden? Das will jedenfalls Herr Ilunga aus dem Kongo erreichen, Mitglied im Bonner Integrationsrat. Er hat mächtige Fürsprecher. Nach der orthographischen wird nun die antirassistische Büchervernichtung über die Leihbüchereien hereinberechen, teilweise ist es schon geschehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2011 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#18170

SZ 22.2.11 berichtet: In der Internationalen Jugendbibliothek stellte Wolfgang Benz sein neues Buch vor: „Vorurteile in der Kinder- und Jugendliteratur“. Dabei ging er auch wieder auf Pippi Langstrumpf ein und kritisierte, daß Lindgren Pippis Vater als Negerkönig leben läßt:
Frage: „Meinen Sie wirklich, Kinder, die sich mit dem unkonventionellen Mädchen identifizieren, könnten aus dem Negerkönig Ressentiments gegen Fremde ableiten?
Benz: Auf den ersten Blick nicht. Wenn aber im Unterbewusstsein transportiert wird: Negerkönig ist nicht so wichtig wie richtiger König, könnte sich das durchaus verfestigen. Warum muss das Buch in der Kolonialgeschichte angesiedelt sein, mit den üblichen Konnotationen an Herrenmenschentum und Ungleichheit? Man könnte den Vater doch auch in Schweden leben lassen.“

Freilich, man könnte auch Pippi selbst weniger ungleich darstellen ...

Das soll „Forschung“ sein? Jeder weiß doch, was man tun müßte, um herauszufinden, ob Lindgren-Leser sich rassistischer verhalten als Nichtleser. Benz forscht aber nicht; er weiß sowieso schon alles. Wenn man so eindeutig auf der Seite des Guten steht, genügt der bloße Verdacht.

An Schlinks „Vorleser“, Pflichtlektüre in Schulen, kritisiert er, daß die Jugendlichen sich für die erotische Seite interessieren und nicht hinreichend über den Nationalsozialismus aufgeklärt werden. Usw.

Übrigens bringt Benz Pippis Negerkönig mit unserem Afrikabild in Verbindung, während andere bemängelt haben, daß der Negerkönig unkorrekterweise in der „Südsee“ residiert ...
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.02.2011 um 19.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17950

Der Begriff "Serbokroatische Sprachfamilie" ist weiterhin zulässig, auch wenn er jetzt durch "BKS" (Bosnisch, Kroatisch, Serbisch) ersetzt wird. Eine einheitliche "Serbokroatische Sprache" war der Wunschtraum Tito-Jugoslawiens, aber es ist strittig, ob es sie wirklich gab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2011 um 12.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17948

Laut Wahrig, Fehlerfreies und gutes Deutsch (2004) gehört "serbokroatisch" zu den "Bezeichnungen, die politisch und sozial belastet sind und auf keinen Fall verwendet werden dürfen".
Was soll ich nun mit meinem "Lehrbuch der serbokroatischen Sprache" (von Alois Schmaus, 8. Auflage) machen? Überhaupt: Was gehen mich die nationalistischen Aufwallungen anderer Völker an? Ich habe mich oft mit serbischen, kroatischen und bosnischen Studenten unterhalten und mir sprachliche Einzelheiten erklären lassen. Von der Rigorisität des Wahrig-Verbots war nie etwas zu spüren. Deshalb möchte ich das Ganze unter "Tyrannei des Vermeintlichen" einordnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2011 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17731

Beim Wort "Schwanz" kichern alle Schüler, in jedwedem Zusammenhang. Damit muß jeder Lehrer fertigwerden. Zu Hilfe kommt ihm, daß das Sexuelle insgesamt durch seine Allgegenwart an Reiz verloren hat. Anders gesagt: die frühere Überspanntheit der Pubertierenden in dieser Hinsicht dürfte geringer geworden sein. Ich erinnere mich, wie ich anläßlich eines Wohnungswechsels von einer freundlich-lockeren Koedukationsschule in ein reines Jungengymnasium wechselte und unter der zotigen Atmosphäre litt. Das Lauern auf Zweideutigkeiten gehört vielleicht zu dieser Altersstufe, aber man kann es mildern.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 06.01.2011 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17729

Auf eine enge Verwandtschaft zwischen politischer Korrektheit und Zote deutet ein Artikel im Kölner "Express" hin. Der Verfasser, der das Wort Schwanz für obsolet erklärt und durch Schweif ersetzt sehen möchte, bedient seine eigene schmuddelige Phantasie (und die seiner Leser), indem er den mit ihr einhergehenden Schamreflex als verbindlich voraussetzt: www.express.de.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2010 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17348

Übrigens ist das umfangreiche Kapitel über Political correctness in Dieter E. Zimmers Buch "Deutsch und anders" sehr gut, vor allem weil er ein ausgezeichneter Kenner der amerikanischen Verhältnisse ist.
Was die deutschen betrifft, so hielt er damals (1996) die "Schirmfrauschaft" einer rheinland-pfälzischen Ministerin für eine singuläre Torheit, aber wie wir wissen, ist das in den folgenden Jahren mehr als einmal anzutreffen gewesen und immer noch nicht ausgestorben.
Daß unser Genussystem mit dem generischen Maskulinum uralte männerdominierte gesellschaftliche Verhältnisse transportiere und daß dies der Preis sei, den wir heute für die Ökonomie einer neutralisierenden Ausdrucksweise zu entrichten hätten, scheint mir nicht sicher. Der Ursprung des Genus liegt im dunkeln, meist wird aber heute angenommen, daß Sexus erst später übergestülpt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2010 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17337

Sowohl bei der feministischen Sprachregelung als auch bei der Umbenennung der Zigeuner müßte man eigentlich fragen, was es den Betroffenen gebracht hat. Aber wie schon gesagt, Effizienzfragen sind hier praktisch tabu. Zur Not könnte man immer noch sagen, die Menschen seien "sensiblisiert" worden, was allerdings nicht nachweisbar ist und wofür man sich auch nichts kaufen kann. Eher wäre die Vermutung gerechtfertigt, daß zwar eine gewisse Empfindlichkeit erzeugt worden ist, aber womöglich in unerwünschter Richtung. Das Verhältnis der Mehrheitsgesellschaft zu den Zigeunern könnte getrübt sein durch das ständige Bewußtsein, daß man sie ja nicht so nennen dürfe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2010 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17336

In einem recht informativen Bericht der heutigen Süddeutschen Zeitung stellt Michael Frank dar, daß die Zigeuner außerhalb von Deutschland und Österreich durchaus als solche bezeichnet werden und sich auch selbst so nennen. Dann paßt er sich der hiesigen PC an und spricht nur noch von Roma.
Was einige Verbandsfunktionäre durchgedrückt haben, entspricht nicht immer der Meinung der von ihnen angeblich Vertretenen, das haben wir ja auch bei der vermeintlichen Akzeptanz der Rechtschreibreform bei Lehrern usw. gesehen.
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 12.11.2010 um 11.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17137

In diesem Zusammenhang fällt mir gerade auf, daß hier in Hessen gerade Wahlen zum "Ausländer-Beirat" anstehen. Da es sich bei den Wahlberechtigten offensichtlich nicht um Ausländer handelt, die sich gerade zufällig hier zu Besuch oder zum Urlaub aufhalten, sondern um ausländische Mitbürger, die ständig hier leben (pc: Menschen mit "Migrationshintergrund"), sollte sich die Politik für diesen Beirat wohl so langsam einen anderen Namen einfallen lassen. Womöglich sollte sie hier gar eine Priorität setzen, noch vor der Abschaffung des Wortes "Chinese".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2010 um 10.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17136

Wiki hat einen mit Recht als "exzellent" ausgezeichneten Artikel über das Kinderlied "Drei Chinesen mit dem Kontrabaß".
Gegen Ende wird angedeutet, daß selbst diesem Text die politische Korrektheit abgesprochen werden könnte. Ich habe dazu einen PDS-Beitrag gefunden, der alle Unkorrekten so richtig in die Pfanne haut, von Pippi Langstrumpf bis zum Sarottimohren. Zitat:
"Auffällig ist die Konzentration von Unterhaltung auf Kosten von Fremden in den Kindermedien, zum Beispiel in den Kinderliedern »Drei Chinesen mit dem Kontrabass«."

Nun ist es ja nicht ehrenrührig, Kontrabaß zu spielen und sich was zu erzählen, sei es auch mitten auf der Straße. Deshalb stellt sich die Frage, warum dieses Lied so schlimm ist. Ich vemute, daß es die Erwähnung der Chinesen an sich ist. Allmählich wird jede Erwähnung irgendeiner Gruppenzugehörigkeit als herabsetzend empfunden. Zigeuner waren erst der Anfang. Es ist durchaus möglich, daß bald nach einem Ersatzwort für "Chinese" gesucht werden muß, wie ja nach Duden auch "Jude" zu vermeiden ist, trotz fortdauernder Selbstbezeichnung. (Die Verwendung der Selbstbezeichnung kann diskriminierend sein, wie wir an "Russki" – in welcher Schreibweise auch immer – gesehen haben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2010 um 18.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#16381

"Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt." (www.gender-mainstreaming.net)

Es gibt keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit? Da war Gorgias schon weiter. Er verfaßte eine Schrift "Über die Welt oder das Nichtseiende" und bewies messerscharf, daß es überhaupt nichts gibt.
Übrigens war er gendermäßig ok, wie seine Verteidigung der Helena zeigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2010 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15802

Der Theologe Friedrich Wilhelm Graf schimpft auf Pläne, eine Münchner Straße nach Katharina von Bora zu benennen (statt nach Bischof Meiser wie bisher). „Weil man politisch korrekt sein will, spricht man landeskirchlicherseits gern von 'jüdischen Mitbürgern'. Warum nicht einfach deutsche Bürger?“ (Süddeutsche Zeitung 5.3.10)

Aber das ist nicht dasselbe wie „Juden“. Wenn man z. B. die Zahl der Juden mit der Zahl der Christen in Deutschland vergleicht, kann man erstere nicht einfach als "deutsche Bürger" bezeichnen usw. Von den Juden in Deutschland kann man übrigens am allerwenigsten verlangen, daß sie ihre Existenz verleugnen. Sie werden auch ihren Zentralrat nicht in "Zentralrat deutscher Bürger" umbenennen.

Graf erwähnt die Judenfeindschaft des alten Luther und behauptet, allerdings ohne Belege, daß Luthers Frau noch judenfeindlicher war. Er fragt sehr moralisch (wie er es auf seinem Lehrstuhl wohl tun muß):

„Wird Judenfeindschaft erträglicher, wenn sie 500 Jahre zurückliegt?“

Ob erträglicher oder nicht, sie war jedenfalls etwas anderes, sonst müßte man fast das gesamte Abendland entsorgen und das Neue Testament gleich mit. Ist denn Luther selbst überhaupt noch zitierbar?

Kürzlich zeigten die Studenten der "Ernst-Moritz-Arndt-Universität" ein unerwartet differenziertes Geschichtsbewußtsein, als sie mehrheitlich gegen die Umbenennung ihrer Universität stimmten.

Wenn man mit orwellscher Sprach- und Geschichtsbereinigung erst mal anfängt, ist überhaupt kein Ende mehr absehbar.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 03.01.2010 um 15.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15476

Und gerade diese "vollständig automatisierte korrekte Haltung" (#15473) zeigt deutlich, daß man tatsächlich keine Menschen, sondern nur noch Marionetten vor sich hat. Schließlich offenbaren sich die Automaten – wie man diese Figuren im 18. und 19. Jahrhundert auch nannte – durch mechanische Bewegungen oder gedankenloses Nachplappern einer (wie auch immer gearteten) offiziellen Vorgabe.

Kleist, der sich bekanntlich mit Marionetten gut auskannte, hat sehr schön festgestellt, daß eigentlich gar kein Verstand vonnöten ist, etwas allgemein Anerkanntes (in unserem Falle etwas vermeintlich Offizielles) zu loben:

» [...] Wer also Schiller und Göthe lobt, der giebt mir dadurch noch gar nicht, wie er glaubt, den Beweis eines vorzüglichen und außerordentlichen Schönheitssinnes; wer aber mit Gellert und Kronegck hie und da zufrieden ist, der läßt mich, wenn er nur sonst in einer Rede Recht hat, vermuthen, daß er Verstand und Empfindungen, und zwar beide in einem seltenen Grade besitzt.«

[Heinrich von Kleist:] Ein Satz aus der höheren Kritik. In: "Berliner Abendblätter", 1811, Nro. 1, Berlin, den 2ten Januar 1811, S. 4.

Der Text erschien anonym unter der Chiffre "ry". Gellert ist heute noch bekannt. Ein Hinweis ist aber vielleicht zu seinem Freund Johann Friedrich Frhr. von Cronegk (1731–1759) angebracht, der als moralischer Schriftsteller noch schneller als Gellert in Vergessenheit geriet und 1811 geistlosen Menschen schon so altmodisch anmutete wie deren Nachfolgern heutzutage das generische Maskulinum.

Ich habe das Kleist-Zitat ganz bewußt in seiner historischen Orthographie belassen; ein Faksimile der "Berliner Abendblätter" macht's möglich. Es mag den Menschen, die, politisch korrekt, auch "orthografisch" auf der Höhe der Zeit sein wollen, noch einmal vor Augen führen, aus welcher Zeit ihre Reformschreibung tatsächlich stammt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2010 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15475

Zu den "Mitgliederinnen", die man laut Google News fast täglich in der Presse antrifft, hat sich jemand in einem Internet-Forum den passenden Kommentar ausgedacht: "Kennst du auch die Ohnegliederinnen?"

Schon vor zehn Jahren begrüßte die Fachschaft Germanistik die neuen Studenten mit "Liebe Erstsemester und Erstsemesterinnen". Personenbezeichnungen ohne feminine Markierung und dann noch gar mit der bösen Lautkombination -er am Schluß lösen offenbar einen Reflex aus. Dann tritt die vollständig automatisierte korrekte Haltung zutage.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 03.01.2010 um 11.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15474

Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, welche Politikerin neulich im Fernsehen vor großem Publikum von "Mitgliedern und Mitgliederinnen" sprach.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2010 um 11.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15473

An manchen Universitäten kann man "Studierendeninformationen" herunterladen. Manche Kollegen reden auch im persönlichen Gespräch schon so. Man weiß dann nicht so recht, ob man lebende Menschen oder Marionetten vor sich hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2009 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15318

Wohin die politisch korrekte Durchsexualisierung des gesamten Lebens ("Gender mainstreaming") führt, sieht man an der folgenden Vortragseinladung. Die Unterstellung, daß die Hörerinnen nicht um des Gegenstandes willen hingehen, sondern um sich zu überzeugen, daß auch Frauen was werden können, ist eine subtile Verächtlichmachung und setzt auch die Vortragende herab:

"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich lade Sie ganz herzlich zu dem Gastvortrag von Prof. Dr. Sybille Krämer der FU Berlin ein.
Thema: Gewalt durch Sprache? Über die Unterscheidbarkeit von physischer und symbolischer Gewalt.
Zeit: Donnerstag, 3. Dezember, 18.15 bis 19.45 Uhr
Ort: Kollegienhaus, Senatssaal (Raum 1.011)

Da Frau Krämer beispielhaft für eine äußerst erfolgreiche wissenschaftliche Karriere steht, die vor allem jungen Wissenschaftlerinnen ein Vorbild sein kann, ergeht besonders herzliche Einladung an alle Kolleginnen. Dabei sind interessierte Kollegen selbstverständlich nicht von der Vortragsteilnahme ausgeschlossen!

Mit besten Grüßen,
XY"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2009 um 11.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15244

Bekanntlich herrschte in der DDR das generische Maskulinum ziemlich unangefochten, was unsere oft links orientierten westdeutschen Feministen kaum begreifen konnten. Man hörte also etwa "Meine Frau ist Traktorist". Kürzlich war ich bei einem großen Familientreffen in Thüringen. Die ostddeutschen Verwandten sind dabei geblieben: "Ich wollte Arzt werden", sagte z. B. eine Ärztin. Die Amtssprache ist wahrscheinlich inzwischen politisch korrekt gleichgeschaltet, aber die Volkssprache anscheinend nicht. Man sollte sich ein anderes Volk wählen ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2009 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15194

Wenn man den Duden-Wörterbüchern und anderen Wohlgesinnten folgt, dürfte es "Zigeuner" eigentlich gar nicht mehr geben. Gibt man das Stichwort bei Google-Bilder ein, stößt man auf rund 130.000 Elemente, was selbst bei Mehrfachanführungen und Nichteinschlägigem noch sehr viel ist. Auch ein "Internationales Hilfswerk für Zigeuner e. V. " findet man.

Einer meiner akademischen Lehrer, ein Indogermanist mit indo-iranischem Schwerpunkt, erzählte mir einmal, daß er in einer Kneipe einen Zigeuner getroffen habe und sich mit ihm leidlich unterhalten konnte, nur wegen seiner Kenntnis des Persischen und anderer Sprachen dieser Familie. Das fand ich interessant.
 
 

Kommentar von Galina Leljanowa, verfaßt am 20.10.2009 um 00.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15125

Herrn Prof. Dr. Ickler am 21.09.2009 um 10.29 Uhr

Das Wort „Pflegebedürftiger“ wurde schon vor Jahren (wenigstens in der Schweiz) in Theorie und Praxis ersetzt durch das Wort „Pflegeempfänger“, sehen Sie Elisabeth Blunier et al., Lehrbuch Pflegeassistenz, Verlag Hans Huber in Bern. Auch wird bei uns einem Pflegeempfänger das Essen durch eine Pflegeperson nicht gereicht, sondern serviert oder notfalls eingegeben.

Auf die Frage, wie es in der Pflege in einem Spital oder Heim tatsächlich zugeht?
Jede Fachperson im Pflegebereich mit

- Blindheit oder Nachlassen des Sehvermögens
- Taubheit oder Schwerhörigkeit
- Sprach- und Sprechstörungen (z.B. durch Lähmungen)
- Menschen mit Erkrankungen des Gehirns (z.B. Alzheimer-Krankheit)
- Umgang mit verwirrten Menschen (Demenz)

wird gerne Auskunft geben.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 18.10.2009 um 20.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15120

Siehe auch das Fat acceptance movement.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2009 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#15107

Homosexuelle wollen den Schutz vor Diskriminierung ins Grundgesetz schreiben lassen. Kinderlose werden, wie ich heute lese, diskriminiert. Frauen, Juden, Zigeuner, Ausländer, Schwarze, Arme, Alte, Behinderte, Muslime, Radfahrer, Arbeitslose ebenfalls. Tiere werden auch diskriminiert ("Speziesismus" heißt dieses Vergehen). Genau genommen, stellt jede Gruppenbezeichnung eine Diskriminierung dar. Die Entwicklung geht – nachweisbar in neueren deutschen Wörterbüchern – dahin, alle Gruppenbezeichnungen aus dem Verkehr zu ziehen. Mal sehen, wie die deutsche Sprache in zehn Jahren aussieht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2009 um 10.15 Uhr  
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Politisch korrekt ist auch das "Handbuch der deutschen Wortarten", hg. von Ludger Hoffmann (2007). Bekanntlich haben sich zuerst die amerikanischen Sprachwissenschaftler, Philosophen usw. ganz offiziell verordnet, auch in ihren Beispielsätzen politisch korrekt zu sein. So auch hier:
Patrick küsste Klaus und dann umarmte er ihn (usw.) (S. 277)
Man ist also keinesfalls "homophob".
Kritisch dazu der schon erwähnte Paul Postal: Skeptical Essays Kap. 15: "Policing the content of linguistic examples".
 
 

Kommentar von F.A.Z., 25.07.2009, Nr. 170 / Seite 2, verfaßt am 26.07.2009 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#14852

Problemkind Bruno

Hamburg hat ein Problem. Es heißt Bruno. Bruno ist ein Kind. Aber kein reales, das sich beispielsweise etwas frühreif am Alkohol vergeht und dann randalierend durch U-Bahnhöfe stürmt. Bruno ist eine Figur aus dem kostenlosen Kinderbuch "Politik und Demokratie", das die Hamburger Bürgerschaft vor kurzem mit dem Carlsen-Verlag herausgegeben hat. Das eigentliche Problem an dem Jungen ist: Er ist ein Junge und hat zudem keine ausländischen Wurzeln.
Das bemerkten Politiker der GAL (so heißen die Grünen in der Hansestadt), nachdem innerhalb von wenigen Tagen etwa 6000 Büchlein der ersten Auflage an den Mann, pardon: und an die Frau, gebracht worden waren. Auf den 32 Seiten des Pixi-Buchs befänden sich schlicht zu wenige Frauen - so lautet der Vorwurf. Aus dem kleinen Bruno sollte also schnellstens ein Mädchen werden. Außerdem ist nach Ansicht der GAL das Heftchen der ersten Auflage voller Stereotypen: Oder warum trägt das Mädchen auf Seite 5 ausgerechnet ein T-Shirt in zartem Rosa?
Auch die SPD-Abgeordneten wollten in puncto politischer Korrektheit nicht nachstehen. Die Sozialdemokraten forderten mehr Multikulti angesichts der demographischen Lage. Etwa die Hälfte aller Kinder in der Hansestadt habe schließlich einen "Migrationshintergrund". Außerdem sei das Büchlein durchgehend in der männlichen Sprachform gehalten. Wenn Politik dargestellt werde, dann auch bitte mit Frauen, heißt es aus der SPD-Fraktion. Das verwundert. Es gibt nämlich durchaus Beispiele für die weibliche Präsenz im Heftchen: Auf dem Titelbild ist prominent eine Politikerin vor der Hamburg-Flagge zu sehen, vor dem Parlament hält eine "Parlamentarierin" eine Rede, und auch die Wahl zum Klassensprecher gewinnt Nadine vor dem berüchtigten Bruno.
Demnächst kommt die zweite Auflage mit einigen Änderungen heraus. Das Klassenfoto zeigt dann zwei Schüler mit "Migrationshintergrund" und - auf Vorschlag der CDU - ein Kind mit Behinderung. Das Mädchen von Seite 5 trägt ein grünes Oberteil, und Bruno heißt Aydan. Das ist ein türkischer Name und bedeutet so viel wie "vom Mond". Michael Dick
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2009 um 18.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13735

Die Uni Erlangen hat gerade ihren Fünfjahresbericht herausgebracht. Der Bereich "Gleichstellung der Geschlechter" nimmt fast so viel Raum ein wie die "Forschung". Gender Mainstreaming genieße auf allen Ebenen hohe Priorität usw. Zwischen all der anstrengenden Hochschulpolitik liest man dann die beruhigende Mitteilung, daß "ein Wickeltisch und ein Bollerwagen" angeschafft werden konnten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2008 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13505

Als ich spaßeshalber bei Google "Einwohnerinnenmeldeamt" eingab, fragte die Suchmaschine treuherzig zurück: "Meinten Sie Einwohnermeldeamt?" Nein, ich meinte "Einwohnerinnenmeldeamt", und so kam es dann auch. Der Asta der RWTH Aachen hatte vor ein paar Jahren ein "ErstsemesterInnen-Info" herausgegeben, das man immer noch herunterladen kann. Darin ist vom Aachener "EinwohnerInnenmeldeamt" die Rede. Und auch die Juso-Hochschulgruppe Göttingen redet so:
"Auch als StudentIn musst Du bei der Arbeitsaufnahme der/dem ArbeitgeberIn grundsätzlich eine Lohnsteuerkarte vorlegen. Diese Karte wird von dem EinwohnerInnenmeldeamt des Ortes ausgestellt, in dem Du am 20. September des Vorjahres gemeldet warst."
Der gute Wille rührt ja immer wieder mein weiches Herz, aber die Mechanisierung und Bürokratisierung (in voller Übereinstimmung mit den Kultusministern!) deutet dann doch eher auf schlichte Gedankenlosigkeit hin, und das ist weniger erfreulich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2008 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13191

In den USA treibt die Political correctness bekanntlich besonders seltsame Blüten, es gibt aber auch starke Kritik, z. B. von dem Linguisten Paul Postal oder dem Philosophen Thomas Nagel, der in seinem (auch sonst lesenswerten) Essay „Concealment and exposure“ schreibt: „We used to have a genuinely neutral way of talking, but the current system forces everyone to decide, one way or the other, whether to conform to the pattern that is contending for orthodoxy – so everyone is forced to express more, in one direction or another, than should be necessary for the purposes of communication, education, or whatever.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2008 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13110

Im überarbeiteten Rechtschreib-Leitfaden der Schweizer Bundeskanzlei heißt es:
„Eine Eigenheit der Schreibung des Deutschen besteht darin, dass man auch die Anfangsbuchstaben von Nomen oder Substantiven (Hauptwörtern) grossschreibt. Es gab immer wieder Versuche, diese Eigenheit abzuschaffen, und es gab auch immer wieder namhafte Wissenschaftlerinnen und Schriftsteller, die konsequent kleingeschrieben haben.“
Welche namhaften Wissenschaftlerinnen waren denn das? Ob den Schweizer Autoren auf Anhieb welche einfallen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2008 um 10.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13062

Das Duden-Synonymwörterbuch gibt folgenden

„Sprachtipp:
Insbesondere in Bezug auf pflegebedürftige Menschen sollte das Verb füttern nicht benutzt werden. Um eine mögliche Assoziation mit der Nahrungsversorgung von Tieren zu vermeiden, wird im Pflegebereich häufig die Formulierung Essen reichen verwendet.“

Ist das tatsächlich die empirische Beobachtung, als die sie sich gibt? Wie geht es in der Pflege wirklich zu? Hat man da überhaupt Zeit für geschmäcklerische Bedenken, von denen leider allzu viele Pflegebedürftige gar nichts mitbekommen? Darf man Kinder "füttern", oder habe ich da bei meinen drei Töchtern was falsch gemacht?
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 20.09.2008 um 19.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13060

»Der Begriff Ehre wird im Gesetz nicht definiert. Grundsätzlich sind zwei Ansätze zur Begriffsbestimmung möglich: Der sog. faktische Ehrbegriff hebt auf den gute [sic] Ruf (Leumund) und die Selbsteinschätzung des Betroffenen ab.

Der von der h[errschenden] M[einung] vertretene sog. normative Ehrbegriff orientiert sich dagegen an dem Achtungsanspruch, der jedem Menschen kraft seiner Menschenwürde (Art. 1 I GG) zukommt [...]. Auch bei Zugrundelegung des normativen Ehrbegriffs müssen empirisch nachprüfbare Maßstäbe gesellschaftl. Ehrenzuschreibung berücksichtigt werden. Wichtig ist bes. zur Feststellung einer Ehrverletzung, den sozialen Kontext von Täter und Opfer zu prüfen.

Bsp.: Das unerlaubte Duzen eines Kommilitonen an der Universität stellt auch dann keine Ehrverletzung dar, wenn der Angeredete sich verletzt fühlt.« (Eric Hilgendorf: dtv-Atlas Recht. Band 1: Grundlagen, Staatsrecht, Strafrecht. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2003. 1. Auflage. S. 209)

Demnach wäre also zu untersuchen, inwieweit Homosexualität im Umfeld des eventuellen Opfers der üblen Nachrede oder Verleumdung akzeptiert ist.
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 20.09.2008 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13059

"Schwul" ist in den Allgemeinwortschatz eingegangen. Ich benutze es selbst, wenn ich sage "Das ist schwul!", wenn ich ein fehlerhaftes Programm meine. Das ist dann schwul, eben kein "männliches System" oder keine männliche Programmiersprache, wenn sie nicht einmal in der Lage ist, die grundliegenden Fehler – die Amis haben ein schönes Wort dafür – "gracefully" zu "handeln".

Der neuerdings intelligenteste Beitrag zum Thema klebt an meiner Haustür: Da hat es ein Witzbold sich nicht nehmen lassen zu dekretieren: "Sido ist schwul." Damit ist eigentlich alles gesagt.
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 20.09.2008 um 18.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13058

Für Herrn Icklers Frage
»Ist es immer noch ein Aussagedelikt, wenn man von jemandem sagt, er sei schwul, obwohl er es gar nicht ist?«
sind folgende Paragraphen des Strafgesetzbuches einschlägig:

»§ 186 Üble Nachrede
Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

§ 187 Verleumdung
Wer wider besseres Wissen in Beziehung auf einen anderen eine unwahre Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen Kredit zu gefährden geeignet ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.«

Wenn man diese Vorschriften wörtlich nimmt (ich habe keinen juristischen Kommentar zur Hand), kommt es also nicht darauf an, ob Homosexualität ›wirklich‹ unehrenhaft ist, sondern nur darauf, ob sie in der ›öffentlichen Meinung‹ als unehrenhaft gilt. Letzteres kann man vielleicht auch heute noch bejahen.

Im Wikipedia-Artikel Üble Nachrede wird die (nicht erweislich wahre) Behauptung, ein anderer »habe körperliche oder seelische Defizite«, als Beispiel für eine üble Nachrede genannt. Auch das ist ›in Wirklichkeit‹ nichts Unehrenhaftes.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.09.2008 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13057

Siehe dazu den Präzedenzfall Jens Riewa:
http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/44/30a.htm
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2008 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13056

Ein kniffliges Problem wirft das Wort "schwul" auf. Der Synonymduden warnt davor, das Wort auf Gegenstände usw. anzuwenden, findet aber die Anwendung auf Personen offenbar unbedenklich, wie es ja nach der weitgehenden rechtlichen Gleichstellung Homosexueller und der Entkriminalisierung des Geschlechtsverkehrs unter erwachsenen Männern (alles längst überfällig, keine Frage!) auch zu erwarten ist. Ich hatte früher schon mal darauf hingewiesen, daß die Wörterbücher hier der wirklichen gesellschaftlichen Entwicklung vorauseilen. Erste Frage: Ist es immer noch ein Aussagedelikt, wenn man von jemandem sagt, er sei schwul, obwohl er es gar nicht ist? Üble Nachrede kann es doch nicht mehr sein, denn die Aussage ist so wenig zu beanstanden, als wenn ich von einem sage, er sei Vegetarier oder Frühaufsteher. Zweite Frage: Was oder wer wird eigentlich diskriminiert, wenn eine Jacke oder Tasche "schwul" genannt wird? (Pennälerjargon, höre ich täglich.) Der Dudenhinweis hat es in sich.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 19.09.2008 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13051

Habe ich den Feminismus früher noch wohlwollend betrachtet, erscheint er heute mir heute, wenn schon nicht überflüssig, so doch sehr suspekt. Vorbei sind die Zeiten, da ich nicht ohne Stolz und im Bewußtsein, auf der richtigen Seite zu stehen, fragte: Kann auch ein Mann ein Feminist sein? Heute bin ich es nicht mehr, sollte ich denn je einer gewesen sein. Vielleicht hätte ich schon früher ob der Endung auf "-ist" mißtrauisch werden sollen.

Da liest man dieser Tage: "EU will künftig keine Klischee-Frauen mehr in der Werbung sehen." Ja, wer kennt sie nicht, die Klementine selig, die ihrem Karrieregatten willfährig mit dem neuesten Ariel auch noch die hartnäckigsten Bremsstreifen aus der Unterhose entfernt hat, auf daß er einen porentief reinen Eindruck hinterlasse. Nur so läßt sich schließlich die neue Einbauküche bezahlen, in der ebendieselbe Klementine das Abendessen zubereitet. Der Aufruf ist nicht schlecht, nur: er kommt zwanzig Jahre zu spät. Um beim Beispiel der Waschmittelwerbung zu bleiben: hier wurden die Rollen längst neu verteilt, es brauchte keinen Ordnungsruf der obersten europäischen "SittenwächterInnen" mehr: die Gesellschaft hat sich längst selbst hinterfragt und neu geordnet.

Die bange Frage bleibt: Dürfen künftig überhaupt noch Frauen in der Waschmittelwerbung gezeigt werden, oder wäre das schon ein sexistischer Angriff auf unsere freiheitlich-gleichberechtigte Grundordnung? Dürfen Männer auch zukünftig noch zugeben, Frauen begehrenswert zu finden, ohne Gefahr zu laufen, als Lüstlinge gebrandmarkt zu werden, die ihren Verstand, man ahnt es schon, in einem bestimmten Kleidungsstück beherbergen? Ist ein Student, männlich wie weiblich, ein Sexist, wenn er darauf besteht, "Student" genannt zu werden, weil ein "Studierender" ja höchstens jemand ist, der – sie? – just, in diesem Moment, etwas, was auch immer, studiert? Gibt es bald keine Tänzer mehr, sondern nur noch Tanzende? Mir graut vor diesem Geschlechter-Einerlei.

Eine Protestnote: Ich spreche hiermit je tausendmal "Neger", "Negerkuß" und "Zigeuner" laut und deutlich aus.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.09.2008 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13012

Aber die Ithaker gibt es wirklich; der berühmteste war Odysseus. (Altgriech. Ithakos, Ithakoi)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2008 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13010

Eigentlich ist es ein unlösbares Problem (s. auch die Diskussion über Ethnophaulismen im Diskussionsforum). Ich bin ja auch kein Jurist. Aber jeder muß sich wohl irgendwann Gedanken darüber machen, was man sagen darf und was nicht. Können Gruppen beleidigt werden? Müssen sich alle beleidigt fühlen, wenn man über ihre Gruppe etwas Beleidigendes sagt? (Soldaten bilden als solche nicht einmal eine Gruppe; vgl. Wikipedia s. v. "Soldaten sind Mörder" - recht guter Überblick!) Muß es andererseits nicht erlaubt sein, über Gruppen etwas Nachteiliges zu sagen bzw. Abneigung zu artikulieren - mag sie auch noch unvernünftig sein?
Feministinnen haben ja vor längerer Zeit die Tilgung aller Wörter verlangt, die zu abschätzigen Urteilen über Frauen verwendet werden könnten. Also nicht erst die Verwendung, sondern schon die Kenntnis solcher Wörter sollte ausgeschlossen werden. Damit würde eine ganze Sprachfunktion beseitigt. Das ist sicher ein Irrweg, aber wir sind immer ein bißchen auf dem Weg dorthin, wie die Beobachtungen zeigen, auf die hier immer wieder mal hingewiesen worden ist.
Es geht um die Meinungsfreiheit, vielleicht das höchste Gut für denjenigen, der die Geschichte ein wenig kennt, aber ein sehr geringes Gut für die Moralapostel aller Zeiten.
Die Gerichte heben nicht nur auf den Tatbestand der Beleidigung ab, sondern auch auf die Folgen für den Rechtsfrieden. Atheisten kann man nach Herzenslust beschimpfen (Herr Ratzinger hat ihnen genau wie sein Vorgänger beinahe das Menschsein abgesprochen), weil sie kaum organisiert sind und sich sowieso über derartiges Gerede erhaben fühlen. Je fanatischer eine Religionsgemeinschaft, desto eher wird der soziale Friede gestört, wenn man sie kritisiert, weshalb die Entwicklung dahingeht, jede Religionskritik zu verbieten. Schwarzmalerei? Wir werden es erleben. Um des lieben Friedens willen wird auch der Duden immer weiter gehen und um große Teile des deutschen Wortschatzes Warntafeln aufstellen. Wieviel die Friedhofsruhe den Deutschen wert ist, hat ja auch der heftig beklatschte "Rechtschreibfriede" gezeigt. Die Presse will nicht länger inkommodiert werden.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 13.09.2008 um 23.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13007

"So wird ein ganz bestimmter Typ von Bürgern herangezüchtet" (Theodor Ickler).

So ist es. In der DDR war es nicht anders, wenn man von der Gerichtetheit der "Empfindlichkeit" absieht.

Aber die in aller Demokratie herangewachsenen Einknicker halten dennoch alle Wiederdeutschen für Kaninchen, ohne zu spüren, daß sie – trotz ihrer entschieden besseren intellektuellen Bedingungen – selbst solche sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2008 um 17.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13000

In einem großen Bericht über die Minderheitenrechte der einst kolonisierten Völkerschaften wurden letztere "indigene Völker" u. ä. benannt, unter Vermeidung des Wortes "eingeboren". Unter den Dudenbänden ist es bisher nur der Synonymduden, der vor diesem Wort warnt. (Schwierig wird es mit den Schwarzen in Südafrika.)

In einem anderen Artikel über die wirtschaftliche Entwicklung Indiens hieß die Stadt Bangalore ohne nähere Erläuterung nur Bangaluru. Es sind nach den bekannteren Fällen Mumbai, Chennai usw. nun eine ganze Reihe südindische Städte umbenannt worden, auch Mysore (Mysuru), auf englisch dann Bangalooru, Mysooru, was wieder neue Schwierigkeiten mit sich bringen dürfte. Man wird sich auf die englische Schreibweise einigen, also doch wieder auf die Sprache der Kolonialmacht von damals. Ich habe mich in Mysore und Bangalore sowieso nur auf englisch verständigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2008 um 09.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12988

Zur Sache selbst möchte ich auch noch einmal nachhaken. Es wird beklagt, daß der Anteil der Akademikerkinder an den Studenten immer noch überproportional hoch sei. Das ist sachlich natürlich richtig, aber es muß relativiert werden. Erstens ist der Anteil der Akademiker auch an den Eltern stark gestiegen. Zweitens muß man genauer hinsehen, was die Eltern wirklich tun; auch Nichtakademiker gehören nicht samt und sonders zum unqualifizierten Proletariat. Drittens überlegen sich, wie ich aus meinem Umfeld weiß, auch Akademiker immer öfter, ob sie ihren Kinder zu einem Studium oder lieber zu einer anderen guten Ausbildung raten sollen. Usw.
Es ist auch nicht wahr, daß Kinder aus nichtakademischen Familien aus finanziellen Gründen vom Studium zurückstehen müßten. Wenn der Wille vorhanden ist, kann jeder studieren. Ob es immer das Richtige ist, steht dahin.
So muß man auch die jüngsten Zahlenspielereien der OECD mit Skepsis betrachten. Wie jeder weiß, bedeutet "Hochschule" nicht überall auf der Welt dasselbe.
Es legt mir fern, irgend etwas schönzureden, mich stört nur die Unredlichkeit der statistischen Argumente (wie bei den immer wieder auftauchenden absoluten Geburtenzahlen, die meist nicht auf die Zahl der gebärfähigen Frauen umgerechnet werden).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2008 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12987

Wenn sich Political correctness und Denglisch verbünden, kommt der "Studierendensurvey" heraus.
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 26.08.2008 um 18.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12937

"Sie" natürlich klein.

Ich bitte gegebenenfalls um Entschuldigung, sollte mir manchmal der eine oder andere Satz falsch durchrutschen, denn meine Muttersprache ist eigentlich Amerikanisch. Ich hoffe, ich bin ein erfolgreiches Modell der Utopie, daß Zweisprachigkeit nicht zwangsläufig Heimatlosigkeit bedeuten muß. Meine Liebe gilt der deutschen Sprache, ich finde sie, weil ich ja die Vergleichsmöglichkeit habe, sehr viel hübscher und empfindsamer als unser nachlässiges Amerikanisch.
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 26.08.2008 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12936

Lieber R. M.,

gerne gebe ich mir Mühe, Ihrer Frage zu antworten, sollte Sie denn wirklich aufrichtig sein: Für einen waschechten Hippie bin ich zu jung, der Summer of 67, der Summer of Love, war vor meiner Zeit, jedoch gab es, in den Achtzigern und Neunzigern, von der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, auch neue Hippies, wenn Sie so wollen, Neohippies, deren Anspruch es war, die Fehler ihrer Vorgänger nicht zu wiederholen. Dieser Zunft bin ich ein Abkömmling.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.08.2008 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12935

Hier zur Erinnerung noch einmal die unbeantworteten Fragen: Wessen Selbstbewußtsein? Was für Hippies?
 
 

Kommentar von M. M., verfaßt am 26.08.2008 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12934

"es", nicht "sie". Ich bitte um Verzeihung.
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 26.08.2008 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12933

Ich danke Ihnen, Herr Konietzko, für diese sachkundige Antwort. Ich muß also mein Bild von unseren Grundgesetzschreibern etwas revidieren. Ich möchte nur noch einmal als freies Radikal die Frage in den Raum werfen, was wir mit Artikeln anfangen sollen, deren letztes Wort ein großes Aber ist. Ich sehe da wenig Allgemeingültigkeit und formvollendete Sprachkunst. Mir wäre es lieber, unser GG spräche von unveräußerlichen Menschenrechten, die jede Diskussion verbieten, als daß sie sich dieses literarischen Mumbo-jumbos bediente.
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 26.08.2008 um 12.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12932

Der von Herrn Majewski getadelte Satz »Das Nähere regeln Bundesgesetze« (Art. 21 Abs. 3) steht bereits von Anfang an im Grundgesetz. Weitere derartige Gesetzesvorbehalte, die alle schon von Anfang an im Grundgesetz stehen:

»Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.« (Art. 4 Abs. 3)

»(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.
(2) Wahlberechtigt ist, wer das einundzwanzigste, wählbar, wer das fünfundzwanzigste Lebensjahr vollendet hat.
(3) Das Nähere bestimmt ein Bundesgesetz.« (Art. 38; durch Gesetz vom 31.7.1970 wurde Abs. 2 wie folgt geändert: »Wahlberechtigt ist, wer das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat; wählbar ist, wer das Alter erreicht hat, mit dem die Volljährigkeit eintritt.«)

»(1) Die Wahlprüfung ist Sache des Bundestages. Er entscheidet auch, ob ein Abgeordneter des Bundestages die Mitgliedschaft verloren hat.
(2) Gegen die Entscheidung des Bundestages ist die Beschwerde an das Bundesverfassungsgericht zulässig.
(3) Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.« (Art. 41)

»Die Abgeordneten haben Anspruch auf eine angemessene, ihre Unabhängigkeit sichernde Entschädigung. Sie haben das Recht der freien Benutzung aller staatlichen Verkehrsmittel. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.« (Art. 48 Abs. 3)

»Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.« (Art. 54 Abs. 7; in den ersten sechs Absätzen geht es um die Wahl des Bundespräsidenten)
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 26.08.2008 um 11.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12931

Was war also die Frage des Dichterfürsten? Es macht ja immer wieder herzlich viel Spaß, aneinander vorbeizudiskutieren, wenn die Eingangsfrage nicht eindeutig gestellt war. Worüber, R. M., diskutieren Sie eigentlich? Ich hoffe, nicht um den nicht vorhandenen Gehalt Ihrer bissigen Beiträge.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.08.2008 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12930

Das ist keine Antwort auf meine Fragen, sondern (noch mehr) krauses Zeug.
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 26.08.2008 um 11.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12929

Lieber R. M.,

vielleicht wissen Sie ja am Ende mehr als ich: für mich liest sich dieser Artikel, als hätten da zu viele Köche den Brei verdorben. Stammt der Zusatz "Das Nähere regeln Bundesgesetze" wirklich vom Ersturheber? Das war doch meine sachliche Kritik am GG, daß es auch schon so verwaschen und verschwurbelt klingt wie die Vereinssatzung friesischer Kaninchenzüchter, sollte es einen solchen Verband geben. Der Verlust an sprachlicher Genauigkeit ist überall festzustellen, er macht auch vor unserem Grundgesetz nicht halt, dem einzigen Werk, das ich mit meinem Blut unterschreiben könnte.
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 26.08.2008 um 10.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12928

Lieber R. M.,

Sie belieben sich über mich lustig zu machen, aus Gründen, die mir unerfindlich sind. Sie mögen gerne monieren, daß ich eine Neigung dazu habe, meinen Zeilen Persönliches beizumischen. Dieser Neigung liegt keine weiter ausstaffierte und aufgebauschte Ideologie zugrunde, ich glaube, derartiges ergibt sich von selbst, weil es ja immer nur eine Person sein kann, die etwas hinschreibt.

Ich habe nichts gegen Zynismus, ich glaube, ohne Zynismus käme niemand von uns gut gelaunt durchs Leben. Doch verwechseln wir Zynismus bitte nicht mit Schadenfreude oder Häme, denn das sind Charaktereigenschaften, die mir sehr unsympathisch sind.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.08.2008 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12927

Wessen Selbstbewußtsein? Was für Hippies?
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 25.08.2008 um 22.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12926

Lieber Herr Konietzko,

daran ist schlecht, daß alles relativiert wird, daß sich diesen Zeilen überhaupt kein Selbstbewußtsein mehr anerkennen läßt. Mir ist bewußt, unter welch historisch schwierigen Bedingungen unser Grundgesetz entstanden ist, aber die Hippies und Feministinnen dürften ihm den Gnadenstoß versetzt haben. Ich habe nichts gegen die Hippies, ich war früher selbst einer, aber was zu weit geht, geht zu weit.
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 25.08.2008 um 21.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12925

Ich verstehe nicht, was daran schlecht sein soll, wenn eine Verfassung Detailfragen dem Gesetzgeber überläßt. Herr Majewski kann nicht ernsthaft wollen, daß das gesamte Parteiengesetz (siehe hier) ins Grundgesetz aufgenommen werde.

In Artikel 80 Absatz 1 Grundgesetz ist festgelegt, daß Rechtsverordnungen der Bundesregierung, eines Bundesministers oder einer Landesregierung auf gesetzlicher Ermächtigung beruhen müssen. Nach Herrn Majewski wären also Verordnungen überhaupt nicht möglich.
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 25.08.2008 um 20.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12924

Richtig, R. M.

Auch war das kleine "nähere" ein Schreibfehler meinerseits, der mir leid tut, aber nicht korrigierbar ist. Ich hob darauf ab, daß ein Artikel nichts wert ist, wenn er im letzten Satz auf ein anderes Buch verweist. Dann könnte ich ja auch schreiben: "John and Mary were walking through the prary, but I won't tell you the whole story. Wait for my upcoming book." Einem Dramatiker ist so etwas natürlich gestattet, aber nicht einem Juristen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 25.08.2008 um 18.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12923

Das Nähere regelt im Zweifelsfall das Bundesverfassungsgericht.
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 25.08.2008 um 13.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12922

Ich danke Herrn R. M. für seinen sachkundigen Hinweis. Sehen wir uns einmal Art. 21 GG an:

"(1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.

(2) Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig. Über die Frage der Verfassungswidrigkeit entscheidet das Bundesverfassungsgericht.

(3) Das Nähere regeln Bundesgesetze."

Ein typischer Gummiartikel, eine nobelpreisträchtige Prosa deutscher Behördenaristokratie, aus der sich alles und nichts herauslesen läßt. Das nähere regelt im Zweifelsfall das Ich.
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 25.08.2008 um 13.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12921

Ich entschuldige mich bei Ihnen, Herr Mahlmann,

ich habe Sie offenkundig falsch interpretiert und lediglich Ihren Hinweis auf Politiker zum anekdotischen Aufhänger genommen. Von Politikern sind keine neuen Anstöße zu erwarten. Um einmal nach der ganz großen Dimension zu greifen: Das hat auch Alexander Issajewitsch Solschenziyn kurz vor seinem Tod noch so zu Protokoll gegeben.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 25.08.2008 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12920

Markus Majewski schrieb: "Ach, die Politiker, Herr Mahlmann, setzen Sie nicht zu viele Hoffnungen auf sie."
Inwiefern habe ich das getan?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 25.08.2008 um 09.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12919

Das Grundgesetz handelt von den Parteien in Art. 21.
 
 

Kommentar von Thomas Frieling, verfaßt am 25.08.2008 um 08.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12918

Herr Majewski, Sie bemängeln daß auf dem Schreiben das Recht des Parlamentariers nicht erwähnt war, sich eine eigene Meinung zu bilden. Aber dieses Recht übt er jedesmal aus wenn er sich wieder einmal entscheidet, seiner Partei blind zu folgen.
TF
 
 

Kommentar von Markus Majewski, verfaßt am 25.08.2008 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12917

Ach, die Politiker, Herr Mahlmann, setzen Sie nicht zu viele Hoffnungen auf sie. Meine Tätigkeit als Nachhilfelehrer hat mich auch einmal in den fürstlich zu nennenden Landsitz eines niedersächsischen MdL geführt, weil ich seine beiden Töchter unterrichtete, mit Erfolg übrigens. Jaguars und Mercedes-Cabrios waren hier selbstverständlicher Standard, nur goldene Wasserhähne habe ich nicht gesehen. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, in des Hauses Herren Abwesenheit, Gott sei mein Zeuge und verzeihe mir, die Schriftstücke, die sich auf seinem Schreibtisch sammelten, zu überfliegen. Ein Schriftstück ist mir deshalb erinnerlich, weil es die ganze Bigotterie der Parlamentarier in wenigen Worten abstrahierte: "In der Angelegenheit X ist sich wie folgt zu äußern: . . ." Da war kein Wort davon, daß ein Parlamentarier das Recht hätte, sich eine eigene Meinung zu bilden, man hat ja schließlich zuviel zu tun, um auch noch seinen eigenen Denkapparat einzuschalten, wo kämen wir dahin.
Wenn ich mich recht erinnere, hat Herr Ickler einmal geschrieben, Politiker seien ohne ihr Rudel nichts. Meine eigene Erfahrung scheint diese These zu bestätigen: das Individuum zählt in einer Parteiendemokratie nicht viel, Fraktionszwang ist alles. Es ist manchmal schade, daß ich kein Jurist geworden bin. Mich interessierte, ob unser Grundgesetz "Parteien" überhaupt kennt.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 20.08.2008 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12913

So nachvollziehbar und richtig das, was Schönbohm sagt, in vielen Punkten auch ist, so hat er zu keiner Zeit sein Parteibuch vergessen.
Die CDU hat sich nach der Wende die Ost-Blockflöte gleichen Namens einverleibt – inklusive Vermögen und Personal. Die CDU ist nicht in Erscheinung getreten mit einem Versuch, die PC-Versessenheit der öffentlichen Diskussion zurückzudrängen, sie macht vielmehr einschlägig mit. Die Grabenkämpfe von 68 auf anderer Ebene heute weiterzuführen, ist auch kein Beispiel für Besonnenheit oder überwundenes Lagerbewußtsein.

Recht hat er dort, wo er über die Sprache und ihren Gebrauch und über die Auswüchse der political correctness spricht.
 
 

Kommentar von Der Selbständige, verfaßt am 19.08.2008 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12910

Ein ausgezeichneter Beitrag zum Thema "Politische Korrektheit" von Jörg Schönbohm (CDU): "Das Schlachtfeld der Tugendwächter"

http://www.bds-nrw.de/startseite/topthema/schoenbohm08.pdf
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 10.08.2008 um 00.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12888

Damit feiert der "Römree" in Bayern fröhliches Erstehen. Für unbedarfte Erstklässler, ein "Römree" ist ein römischer Reeder.

Da Bayern nicht direkt an (der) See liegt (außer am Starnberger), muß dann pädagogisch "nacherklärt" werden, was Reede ist etc.

In Bayern geht das ganz fesch in aller Paidagogik – bis hin zur bayerischen Geragogik bei kühlem Weißbier und heißem Alpenglühen, für die, so sich es antun wollen und leisten können.
 
 

Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 08.08.2008 um 09.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12887

Ein Lektor des Studienverlags in Innsbruck (Österreich) wollte von mir, daß ich in meinem Manuskript ("Unterirdische Perspektiven") das Wort "Autoren" durch "Autorinnen und Autoren" ersetze.

Das habe ich mit Hinweis darauf abgelehnt, daß eine besondere Hervorhebung im Grunde die Abwertung der weiblichen Autoren impliziert.

Damit war die Sache vom Tisch.
 
 

Kommentar von stern.de, verfaßt am 07.08.2008 um 11.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12879

Nach der erfolgreichen Rechtschreibreform planen die Politiker wieder etwas zum Wohl unserer Kinder:

Politiker wollen Überraschungseier verbieten

Im Überraschungsei lauern unerkannte Gefahren - dieser Meinung ist zumindest die Kinderkommission des Bundestages. Daher empfiehlt sie einem Medienbericht zufolge, das beliebte Schoko-Ei zu verbieten.


www.stern.de/politik/deutschland/:Gesundheitsgefahr-Politiker-Ü-Eier/633836.html
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 06.08.2008 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12873

Lieber Herr Ickler, natürlich ist es so, wie Sie schreiben. Aber es geht längst nicht mehr um vermutete, sondern um erwünschte Empfindlichkeiten.
 
 

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