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25.07.2008
Glückliches Österreich
Karl Blüml weiß nichts von Problemen
Wenn man Blüml glaubt, funktioniert die neueste Version der Rechtschreibreform in Österreich ebenso glatt wie alle früheren. Es gab keine Probleme, gibt keine und wird keine geben – weil Blüml sie nicht sehen will.
Immerhin verrät er auch, was der Rechtschreibrat in Zukunft tun will – wenn jemand Geld dafür gibt. Erst einmal endet nun auch in Österreich die Übergangsfrist.
Seltsamerweise ist der Bericht des "Kurier" mit einem Foto des Duden geschmückt (siehe hier).
Ebenso der Bericht der "Rundschau" über einen regionalen Vermarkter der Reform (der übrigens nicht in der Reform, sondern in der Diskussion darüber die Ursache der Unsicherheit sieht ...). Wo bleibt das "Österreichische Wörterbuch", an dem die Ratsmitglieder Blüml und Steiner mitarbeiten?
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Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 04.09.2008 um 09.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12951
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Das muß man sich mal rein pfeifen.
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Kommentar von Kleine Zeitung, verfaßt am 03.09.2008 um 20.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12950
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Rechtschreibreform
Die Übergangsfrist ist endgültig aus, alte Schreibweisen, die bisher nur an gestrichen wurden, werden nun auch als Fehler gewertet.
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/voitsberg/1506942/index.do
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 26.07.2008 um 08.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12733
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Auf der HP des Grin Verlages kann man die ersten 10 von 96 Seiten der Arbeit Wieningers kostenlos lesen. Der Gesamtdownload kostet 25,90.
Untersucht wird, welchen Niederschlag die Reform in der österreichischen Presse im Zeitraum 86 - 94 fand.
Interessant ist, daß der damalige österreichische Unterrichtsminister Moritz betonte, daß mit der Reform auf keinen Fall eine "Simplifizierung" der deutschen Sprache erfolgen darf.
Heute sieht es so aus, als hätte die Reform auf jeden Fall etwas zur Komplizierung der Schreibung beigetragen. Es gibt, anders als bei der früheren Schreibung, kaum Leute, die die reformierte Schreibung beherrschen. Ganz abgesehen davon, daß eine "richtige" Reformschreibweise mitunter zu dadurch neu eingeführten Verständnis- bzw. Leseproblemen führen kann. Sie ist also schwieriger zu schreiben und schwieriger zu lesen...
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 25.07.2008 um 16.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12731
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Nun muß ich die Redaktion um Nachsicht bitten. Denn ich trage nun etwas zu meinem letzten Beitrag nach, was ja nicht so gern gesehen wird.
Auch in Süddeutschland und der Deutschen Nationalbibliothek ist die Arbeit von Wieninger nicht nachweisbar. Sie scheint überhaupt nur als "E-Book" publiziert worden zu sein, da es sich um eine 96 Seiten umfassende Hauptseminararbeit des Fachbereichs Germanistik-Linguistik der Universität Wien handelt.
Daher nun die Frage in die Runde: Ist das 'Buch' irgendwo vorhanden?
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 25.07.2008 um 16.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12730
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Lieber Christian H.,
das liegt daran, daß Wieningers Buch nicht im regionalen GVK nachgewiesen wird. Ich habe den Titel zwar im Kopf, wollte aber nicht unbedingt 35,90 Euro dafür ausgeben.
Sobald das Buch irgendwo in der Nähe im öffentlichen Leihverkehr verfügbar ist, werde ich es auch lesen kann mich dann auch dazu äußern.
Womöglich ist das Buch aber in Süddeutschland verfügbar. Ich habe jetzt nicht extra im KVK recherchiert.
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Kommentar von Christian H., verfaßt am 25.07.2008 um 15.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12728
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Die Einstellung der österreichischen Presse zur Reform muß man vielleicht auch im Zusammenhang sehen mit der Tatsache, daß die Presse in Österreich staatlich bezuschußt wird (http://www.rtr.at/de/ppf/PFErgebnisse).
Zur Berichterstattung über die Reform in den Jahren 1986-94 liegt übrigens eine Untersuchung vor: Manfred Wieninger, Rechtschreibreform und Öffentlichkeit in Österreich zwischen 1986 und 1994, GRIN Verlag, Juli 2007.
Ich selbst habe sie nicht gelesen, und wie mir scheint, ist sie hier auch noch nicht wahrgenommen worden?
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 25.07.2008 um 13.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12727
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Zumindest haben die Wörterbuchverlage kein Interesse daran, daß ihre Erzeugnisse so wie früher über Jahrzehnte hinweg gültig bleiben, so daß sich niemand veranlaßt sieht, sich einen neuen Band zu kaufen, solange der alte es noch tut.
Die Schüler leben (kurzfristig, kurzsichtig) prächtig damit, daß allerorten (auch innerhalb der Schule) die Rechtschreibung an Ansehen verliert und die gesellschaftliche Akzeptanz dafür steigt, daß man nicht richtig schreiben kann. Man kokettiert damit, man gibt offenkundig Schwächen zu, man heißt die Rechtschreibung im allgemeinen unverständlich und unlernbar, und schon kräht kein Hahn mehr danach, daß etliche Schülerarbeiten vor Rechtschreibfehlern wimmeln.
Im Kielwasser schwimmt die Reform mit. Ihr haftet weiterhin der Ruf an, wahlweise völliger Quatsch gewesen zu sein oder immer noch besser als die alte Orthographie, und anhand der Zustände läßt sich jederzeit Handlungsbedarf begründen, so daß dann weiter an der Rechtschreibung herumhantiert wird und alle paar Jahre ein nun aber wirklich endgültiges Regelwerk erscheint.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 25.07.2008 um 13.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12726
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Dann kommen also der Reformen noch viele, um mal das Thema eines anderen Eintrags einzubeziehen.
Früher mußten ABM beim Arbeitsamt beantragt werden. Nun gibt es ja nur noch die attraktive und moderne "Agentur für Arbeit". Und die guten alten ABM haben anscheinend auch einen neuen Namen und eine neue Spielwiese gefunden.
Wollen wir hoffen, lieber Herr Mahlmann, daß die Toleranz und Dankbarkeit der Schüler in Österreich (wie auch in Deutschland) wirklich grenzenlos ist.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 25.07.2008 um 12.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12725
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Daß immer neue Versionen der Rechtschreibreform kamen (und gingen), läßt sich in Blümls Sinne mit einem Schlagwort abtun: "Das Bessere ist des Guten Feind."
Blüml usw. werden den Teufel tun, öffentlich Schwierigkeiten mit und bei der Neuen Rechtschreibung einzuräumen. Sie behaupten stur, alles sei in bester Ordnung und die Schüler dankten den Reformern auf Knien für ihre segensreiche Arbeit.
Das Malheur ist, daß solche Leute immerzu ein Medium finden, in dem sie ihren Sermon verbreiten können. Die Journalisten hinterfragen ja nichts, nageln die Reformer nicht auf Widersprüche und augenfälligen Unsinn fest. Da ist es leicht, von Erfolgen zu künden.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 25.07.2008 um 12.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1034#12724
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Diese Dialektik will mir noch nicht recht einleuchten.
Wenn man Blüml glaubt, funktioniert die neueste Version der Rechtschreibreform in Österreich ebenso glatt wie alle früheren. Es gab keine Probleme, gibt keine und wird keine geben [...]
Felix Austria (alias Karl Blüml) sollte dann aber doch zumindest erklären können, warum man mehrere funktionierende alte Versionen der Rechtschreibreform immer durch neue Fassungen ersetzt hat. Ist das nicht kurios, daß der rechte Kopf des alten Wappenvogels immer noch keine Ahnung hat, was der linke gerade macht. Naja, sie schauen eben in verschiedene Richtungen und sehen so wohl nicht die Probleme des anderen.
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