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Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 08.07.2008 um 13.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#12533
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Ich bin zwar kein Experte... aber ich habe hier im Norden schon sehr viel Platt gehört und würde daher sagen, daß die beiden Beispiele "nicht falsch" klingen.
Zudem gefällt mir die Deutung. Denn warum sollte es "schönes Wetter" geben, wenn man seinen Teller leerißt?!
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Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 08.07.2008 um 15.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#12537
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Als gebürtiges Nordlicht kann ich an der Wortstellung nichts anrüchiges* finden. (Zumal es das Niederdeutsche ja gar nicht gibt, von einem bis zum nächsten Ort gibt es da schon kleine Unterschiede.)
(* Zur zugehörigen GKS-Diskussion siehe hier. – Red.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2008 um 18.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#12542
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In adipösen Zeiten kann man sich gar nicht mehr recht vorstellen, wie wichtig es früher war, daß auch die Kinder ihre Teller leeraßen und nichts "umkam" (wie es bei uns hieß; mein älterer Bruder und ich erinnern uns noch recht gut der Nachkriegssorge ums tägliche Brot). Man findet aber auch sonst in der Welt allerlei Bräuche, um die Kinder zum Aufessen zu motivieren. Der Nachtisch ist eine der Belohnungen, aber es reicht manchmal nur zu einem Bild auf dem Boden des Tellers. Versprochen wird auch, daß "morgen die Sonne scheint", also ohne Nennung des ominösen "Wetters". Man müßte der Sache einmal volkskundlich nachgehen.
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Kommentar von SL, verfaßt am 08.07.2008 um 19.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#12545
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FAZ wieder in bewährter Rechtschreibung?
Sehen Sie selbst (Link zu faz.net; Red.):
http://tinyurl.com/64p88f
Zahlreiche "alte" ß-Schreibungen! (Einfluß, gewiß, unfaßbar)
Ob die das noch ändern werden?
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 08.07.2008 um 20.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#12546
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Zu 1025#12544:
Liebe(r) SL,
da kennt nur jemand die reformierten Schreibungen von "Einfluß" usw. nicht. Achten Sie mal darauf, denn im ganzen Text wird sklavisch die Schreibung "dass" durchgeführt. Wahrscheinlich war der Schreiber damit beschäftigt, auf diese Schreibungen zu achten. Da wird ihm (oder ihr) der Rest entglitten sein. Jubel über eine Rückkehr der FAZ zur bewährten Rechtschreibung halte ich für verfrüht.
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Kommentar von R. H., verfaßt am 09.07.2008 um 06.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#12548
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Und im Westmünsterland pflegt man zu sagen (laut einem Gewährsmann aus Gemen): "Ät dän Teller löch, dann giwt gut Weer." In diesem Sinn ist der Spruch ja im ganzen deutschen Sprachraum verbreitet. Wozu also der Schlenker mit dem Mißverständnis?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2008 um 18.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#12549
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Man findet auch andere Versprechungen der phantastischen Art, z. B. "Wenn du den Teller leerißt, bekommst du einen schönen Mann/eine schöne Frau!" Dies erzählte mir spontan eine Studentin aus Aserbaidschan, nachdem ich es zuvor schon im Internet gefunden hatte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2011 um 06.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#18323
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Im recht informativen Wiki-Artikel "Atheismus" findet man folgende Stelle:
Nachweisbar ist, dass es seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. Skeptiker gab, Lokayata genannt (=„Diskutierer“, immer auch in der Bedeutung von „Kritiker“ gebraucht) ...
Das ist fast unbegreiflich, denn sanskr. lokayata heißt ja "materialistisch" (von loka = "die Welt"). Ich vermute eine "gelehrte Volksetymologie", die sich an lat. loqui anschließt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.08.2011 um 10.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#19170
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Walter Krämer beschreibt auch sehr originelle Beispiele von "seltsamer Logik". Diese treffen immer hundertprozentig zu, nur hätte er in seinem Buch "Denkste!" den Titel des Kapitels "Die seltsame Logik der Spielkarten und Würfel" noch um "und Rechtschreibung" erweitern sollen:
Statt mit einem Würfel werfen wir mit zwei, und statt viermal werfen wir 24 Mal.
...
Zum Ausgleich würfeln wir sechsmal so oft, nämlich 24 Mal statt viermal, ...
Das Buch erschien im Mai 2011 in irgendeiner Art reformierter Rechtschreibung als "überarbeitete Neuausgabe der ungekürzten Taschenbuchausgabe" von 1998. Walter Krämer ist damit eine ähnliche Enttäuschung für mich wie Wolf Schneider. Wie kann man vor sich selbst nur so inkonsequent sein?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2014 um 05.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#26469
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Die Umdeutung des Reises zu einer Rose im Kirchenlied "Es ist ein Ros entsprungen" ist schon lange abgeschlossen. Auch Grammatiker, die das Vorfeld-"es" besprechen, fragen, was aus der Rose wird (so Ulrich Engel). Vgl. auch "A spotless rose is growing" usw.
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Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 02.08.2014 um 18.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#26473
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Ähnlich ergeht es dem Wort Besenreiser. Zehntausendfach finden sich im Netz die Besenreißer. Man hört diese Aussprache auch oft bei gleichzeitig richtiger Schreibung, etwa in der Apotheke oder einem TV-Spot. Und entsprechend werben hierzulande Firmen und 'Kosmetikinstitute' für ihre Mittelchen gegen Besenreisser.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2015 um 03.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#30310
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Ergänzung zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#26469:
„Sogar das expletive es in Sätzen wie
(5) Es ist ein Ros‘ entsprungen.
muss da als Subjekt herhalten, und es bleibe jetzt einmal dahin gestellt, was dann mit der Rose geschieht. Eigentlich liegt es auf der Hand. Wenn man leicht variiert, kann es ebenso gut heißen:
(6) Es sind drei Rosen entsprungen.
Und wenn man von der Subjekt-Verb-Kongruenz weiß, ist deutlich, dass das Subjekt Rose heißt.“
(hypermedia.ids-mannheim.de/evalbu/festschrift/engel.pdf)
Das Kongruenz-Argument bleibt zweifelhaft. Einfacher und eindeutiger ist der Umstellungstest: Ein Ros ist entsprungen. Damit ist das es als Vorfeld-es identifiziert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2016 um 16.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#32243
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Wieder mal vergeblich versucht, die verwitterte Inschrift auf einem "Feldaltar" in der Nähe von Marloffstein zu entziffern. Er ist der "Heiligen Dreifaltigkeit" gewidmet. Dabei bin ich auf dies gestoßen:
Die Grundlagen der Trinitätslehre lassen sich schnell umreißen. Schließlich steckt im Namen selbst schon sehr viel Inhalt. Die lateinischen Vokabeln tri und unitas, also die Vorsilben für drei und die Einheit, formen den Begriff. Tertullian setzte sie als erster in christlichem Zusammenhang zur trinitas zusammen, zur Trinität. Zu Deutsch Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit.
Dieser Irrtum ist schon alt, aber ich kann bei Tertullian keine Stelle finden, an der er ausdrücklich so etymologisiert. trinitas übersetzt einfach gr. triás. Viel später (Nikolaus von Kues) scheint der Ausdruck triunitas aufzutreten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2016 um 16.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#33677
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We literally „re-member“, patching together the puzzle bits of our past.
(Mark Pendergrast: Victims of memory. London 1996:54)
Nett, wenn auch falsch.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2017 um 05.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#34312
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Chem China/Syngenta kämen auf 14,4 Milliarden Dollar. Die US-Firmen Dow und Dupont erreichten 14,6 Milliarden Dollar. Alleine übrig bliebe die Ludwigshafener BASF mit im Vergleich lapidaren 5,8 Milliarden Dollar Umsatz. (fr-online 12.1.17)
Ich habe überlegt, was der Verfasser mit lapidar meinen könnte. Vielleicht "läppisch"?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2017 um 05.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#36402
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sich aufmanteln schreibt die FAZ (30.9.17), also vermutlich ein Nordlicht, das den bayerischen Ausdruck (zu Mandl = Männlein) in vermeintliches Standarddeutsch zu übersetzen versucht hat. Auch sonst nicht selten.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.10.2019 um 23.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#42315
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In der Finnmark ist es kalt und im Polarwinter fast durchgehend dunkel
(FAZ, 25.10.19, Seite 8)
Kalt ist es wohl, aber das mit der fast durchgehenden Dunkelheit ist ein sehr populärer Irrtum, der m. W. noch auf die allgemeine Klarstellung durch Walter Krämer wartet.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.10.2019 um 13.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#42320
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Noch ein hübsches Beispiel zur sagenhaften Dunkelheit des Nordens. Es geht um Ludwig Wittgenstein, der seit 1913 in Norwegen am Ende des Sognefjords beim Dorf Skjolden am Eidsvatnet-See eine Hütte am Berghang, so etwa 50m über dem Meeresspiegel, besaß.
Der Mathematiker und Logiker Russell befürchtete, dass sein vierundzwanzigjähriger Zögling [...] in der Dunkelheit des norwegischen Winters verrückt werde. Tatsächlich musste Wittgenstein im Winter der Jahre 1936 und 1937 lange auf Helligkeit warten. Erst am 22. März konnte er von seinem Waldhaus aus die Sonne für eine Stunde beobachten.
(FAZ, 17.10.2019, Seite R1)
Das muß man sich mal vorstellen, Skjolden liegt in der Nähe von Bergen, also Südnorwegen! Außerdem ist es zum Frühlingsanfang sowieso egal, auf welchem Breitengrad man sich befindet, Tag und Nacht sind überall gleich lang.
Wenn man natürlich unten in einer Schlucht zwischen hohen Bergen wohnt, womöglich auch noch auf der Nordhangseite, dann kann es schon sein, daß die Sonne trotz Taghelligkeit nicht zu sehen ist. Das wäre in den Alpen ähnlich. Manchmal ist es auch wetterbedingt trübe und keine Sonne zu sehen, das haben wir hier auch.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 27.10.2019 um 19.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#42321
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Skjolden ist fünf Autostunden von Bergen entfernt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.10.2019 um 21.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#42322
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Die Entfernungen sind natürlich relativ. Fahren Sie mal von Bergen nach Honningsvag, dann werden Sie mir sicher zustimmen, daß Skjolden in der Nähe von Bergen liegt.
Außerdem ging es mir hier natürlich nicht um die Fahr- und Fährzeiten auf den sich entlang der Fjorde und darüber schlängelnden Autorouten, sondern vor allem um die geographische Breite.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 27.10.2019 um 23.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#42323
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Das Honningsvåg [sic] in der Nähe von Murmansk?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.10.2019 um 00.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#42324
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Ja, ich verstehe, was Sie meinen. Aber Skjolden kennt kaum jemand so ohne weiteres, deshalb ist seine Lage mit "in der Nähe von Bergen" aus deutscher Sicht m. E. ganz gut beschrieben. Bergen ist die nächstgelegene größere und bekannte Stadt.
"Honningsvåg bei Murmansk" (das ° auf dem a hatte ich mir aus Bequemlichkeit erspart, da meine Tastatur es nicht direkt hergibt) finde ich dagegen doch etwas zu weit hergeholt. Die Entfernung ist doppelt so groß und der Weg geht noch dazu über Ländergrenzen. Außerdem, wenn Honningsvåg vielleicht auch nicht jedem bekannt ist, so ist es doch wesentlich bekannter als Skjolden. Wenn nötig, würde ich höchstens "Honningsvåg beim Nordkap" sagen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2022 um 12.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#49584
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Der Familienname Bauernfeind ist regional so häufig, daß man sich wundert: Hatten die Bauern denn so viele Feinde, und war es nicht lästig, einen solchen Übernamen zu führen? Statt zu spekulieren, sollte man sich an eine ältere Herleitung erinnern: Fant, Fend = Kerl, junger Bursche (nicht unbedingt aus ital. fante), also wie in Grotefend.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2024 um 17.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1025#52728
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Über "Untiefe" kann man überall lesen, das Wort habe zwei gegensätzliche Bedeutungen: geringe Tiefe und große Tiefe, und es wird mit "Unmenge" usw. verglichen, wo das "Un-" ebenfalls steigernde Bedeutung habe. Diese ist zwar aus der verneinenden abgleitet, aber ich glaube trotzdem nicht an eine Bildung nach dem Muster "Unmenge" usw., sondern halte eine Fehldeutung des nautischen Fachwortes durch Landratten für wahrscheinlich. Sie haben (übrigens erst im 19. Jahrhundert, während die "Untiefe" schon mittelalterlich ist) nicht verstanden, daß für den Schiffer nicht das tiefe Wasser, sondern das seichte gefährlich ist.
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