08.11.2011

„Regeln etwas freier gestalten“

Viele Maturanten können kaum rechtschreiben

In Anbetracht des Durchfallens von Lehrer-Anwärtern wegen Rechtschreibproblemen meint der Salzburger PH-Rektor Sampl, es werde wohl zu einer gelockerten Rechtschreib-Normierung kommen.

Jeder fünfte Maturant, jede fünfte Maturantin hat massive Schwächen bei der Rechtschreibung - zumindest unter Bewerbern an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Salzburg. Deren Aufnahmetests zeigen bestürzende Resultate.

Zehn Prozent der Bewerber an der PH haben keine Chance, den Aufnahmetest zu bestehen. Vorwiegend wegen sehr schlechter Rechtschreibkenntnisse „fliegen“ diese Bewerberinnen und Bewerber.

Fünftel mit massiven Schwächen

Neben dem schlechtesten Zehntel sind weitere zehn Prozent heuer zwar aufgenommen worden. Diese müssen aber noch einen Rechtschreibkurs absolvieren. Insgesamt 20 Prozent - ein ganzes Fünftel eines Jahrgangs - zählen also zu diesen Problemfällen.

„Katastrophale Kenntnisse“

Knapp 400 Maturantinnen und Maturanten wollten heuer auf die Pädagogische Hochschule, um Volksschul-, Haupt- oder Sonderschullehrer zu werden. Sie sollten ihren künftigen Schülern als Hauptrüstzeug fürs Leben eine ordentliche Rechtschreibung beibringen.

Jeder zehnte Bewerber an der PH rasselte beim Aufnahmetest aber durch; hauptsächlich wegen „katastrophaler Rechtschreibkenntnisse“, sagt Josef Sampl, Rektor der PH.

Ruinieren SMS & Facebook-Slang die Sprache?

Weitere 40 Leute hat er zur Nachschulung geschickt: „Das ist bestürzend. Die jungen Leute tauschen sich heute in völlig anderer Form aus. Im Internet, per SMS, in Facebook schreiben sie sehr viel - ein Gemisch aus Abkürzungen, Mundart und Dialekten. Das ist weit entfernt von jeder sprachlichen Kompetenz und Richtigkeit.“

Sampl sagt, dass die Jugend durchaus das Schreiben gelehrt bekomme: „Aber sie nehmen das in ihrer persönlichen Schreibweise nicht mehr an. Ich bin mir nicht sicher, ob Rechtschreibung in Zukunft noch diesen Stellenwert im Ausbildungsbetrieb haben kann wie bisher.“

„S-, Groß- und Kleinschreibung lockern“

Der Salzburger PH-Rektor betont, man werde wohl nicht schreiben dürfen, wie man will: „Aber es wird wohl dazu kommen, dass man die Normierung lockert und einfach hier die Regeln etwas freier gestaltet - zum Beispiel die S-Schreibung und die Groß- und Kleinschreibung.“

Schlecht scheint es um die Zukunft der deutschen Rechtschreibung zu stehen, wenn sogar Hochschulrektoren schon an ihrer Sinnhaftigkeit zweifeln.


Quelle: ORF.at
Link: http://salzburg.orf.at/news/stories/2508428/

Die Quelldatei zu diesem Ausdruck finden Sie unter
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=181