28.03.2010

Geschlechtergerechtigkeit!

Sprachschubladen durchstöbern und ausmisten

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberhausen kümmert sich um den richtigen Umgang mit der geschlechtergerechten Sprache.

Sprache begegnet allen überall. Mit ihr kommuniziert man, tauscht sich aus und informiert. Wie bewusst aber nutzen Menschen dieses Medium? Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberhausen, Ingeburg Josting (58), ist dieser Frage nachgegangen: „Sprachschubladen“ war das Thema ihres Vortrags, im Theater Oberhausen. Zusammen mit Veronika Maruhn und Winni Slütters vom Theater Zebula präsentierte sie auf humorvolle Art ihren durchweg weiblichen Gästen den richtigen Umgang mit der geschlechtergerechten Sprache.

Schon Wilhelm von Humboldt definierte Sprache als Medium der Weltauffassung schlechthin. „Mit Wörtern drücken wir Gefühle und Meinungen aus, wir erzeugen bei unseren Gesprächspartnern Bilder im Kopf“, weiß Ingeburg Josting. Dass die deutsche Sprache immer noch oft auf feminine grammatische Formen verzichtet sei eine Unverschämtheit. So werden zum Beispiel 99 Ärztinnen und ein Arzt schnell mal zu 100 Ärzten degradiert. Die Amtsprache hat die „Amtmännin“ zum Glück überwunden, spricht heute aber immer noch von Politikern. „Frauen dürfen sich mitgemeint fühlen, mehr aber auch nicht. Welcher Mann würde sich angesprochen fühlen, wenn plötzlich nur noch von Lehrerinnen oder der Otto Normalverbraucherin die Rede wäre?“, fragt die Gleichstellungsbeauftragte.

Schauspielerin Veronika Maruhn bringt es in ihrer Aufführung auf den Punkt: „Mein Mann sagt, wir Frauen sollen uns nicht so anstellen, was wir denn wollten. Erst die Rechtschreibreform, jetzt auch noch das. Willste echt ‘ne Kalenderin oder Salzstreuerin?“.

Warum nicht? Emanzipation übertrieben auszuleben, musste sich Ingeburg Josting schon oft vorwerfen lassen. „Mein Vorschlag nur noch feminine Formen zu nutzen, macht meine Kritiker aber stutzig. Da fühlen sie sich dann ausgeschlossen“, berichtet die 58-Jährige. Dabei sei es doch nicht schwierig im Alltag auf Sprache zu achten. Schließlich fehlen dazu nicht die Worte, sondern die Präzision.

„Unsere Sprache wird weder undeutlicher noch komplizierter, wenn wir weibliche und männliche Formen verwenden“, ist sich Ingeburg Josting sicher. Deshalb wünscht sich die Gleichstellungsbeauftragte: „Frauen müssen voranschreiten, um mehr Beachtung in der Sprache zu bekommen, dürfen aber nicht den Humor dabei verlieren.“

Ihrem genervten Mann kann Schauspielerin Veronika Maruhn dazu nur sagen: „Wie ich bin hat der Emil schon immer gewusst, hätt’ mich ja nicht nehmen gemusst!“

Quelle: Derwesten.de
Link: http://tinyurl.com/derwesten-sprachschubladen

Die Quelldatei zu diesem Ausdruck finden Sie unter
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=167