19.06.2007


SOK

Brief an den Rechtschreibrat

und an ausgewählte Vertreter der Medien, Literatur, Wissenschaft und Politik

In einem auf www.sok.ch unter „Aktuelles“ veröffentlichten Brief wendet sich die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK) an den Rat für Rechtschreibung und verlangt, daß er seine Arbeit fortsetzt; außerdem erklärt sie sich zur Zusammenarbeit bereit. Hier der Wortlaut:


Sehr geehrter Herr Dr. Zehetmair
Sehr geehrte Damen und Herren

Als Gründungsmitglieder der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) lassen wir Ihnen das neueste Heft der «Kritischen Ausgabe» zustellen. Wir bitten Sie, den Artikel «Die Rechtschreibreform und die Wissenschaft» (Seite 115) zu lesen und zu prüfen. Das Regelwerk, das Sie ausgearbeitet haben, weist wie seine Vorgänger Schwachstellen auf. Nicht zuletzt deswegen folgen die grossen Zeitungen eigenen Hausorthographien oder geben manche der besonders missglückten Regelungen stillschweigend wieder auf. In der Schweiz hat etwa die NZZ die verfehlte Änderung der Laut-Buchstaben-Beziehung (gräulich/greulich) nicht übernommen, und die Schweizer Orthographische Konferenz empfiehlt, diesem Beispiel zu folgen. Die FAZ hat ihre Hausorthographie entsprechend eingerichtet.

Neben der Laut-Buchstaben-Beziehung muss vordringlich die Gross- und Kleinschreibung überarbeitet werden, aber auch die Getrennt- und Zusammenschreibung ist noch nicht tauglich geregelt.

Unser gemeinsames Ziel sollte sein, die Schwachstellen des Regelwerks zu beheben.
Es geht nicht um Politik, nicht um die Schule oder die Verlage – es geht um unsere Sprache.
Wir brauchen eine sprachrichtige und einheitliche Rechtschreibung.

Wir bitten Sie, Ihre Arbeit am 22. Juni fortzusetzen. Die Arbeitsgruppe der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) ist zur Zusammenarbeit bereit.

Freundliche Grüsse

Für die Schweizer Orthographische Konferenz

Filippo Leutenegger, Nationalrat
Verleger des Verlags Medienarena

Peter Zbinden, Präsident SKD
Sprachkreis Deutsch

Peter Müller, Direktor SDA
Schweiz. Depeschenagentur



Parallel dazu erhielten 120 ausgewählte Vertreter der Medien, Literatur, Wissenschaft und Politik den folgenden Brief:


Sehr geehrte Damen und Herren

Als Gründungsmitglieder der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) lassen wir Ihnen das neueste Heft der «Kritischen Ausgabe» zustellen. Wir bitten Sie, den Artikel «Die Rechtschreibreform und die Wissenschaft» (S. 115) zu lesen und zu prüfen.

Auch das dritte amtliche Regelwerk wird keinen Bestand haben. Als Ergebnis sachfremder Abwägungen und Vereinbarungen ist es fehlerhaft und im Kern untauglich. Die grossen Zeitungen folgen eigenen Hausorthographien oder geben manche der besonders missglückten Regelungen stillschweigend wieder auf. So hat die NZZ die verfehlte Änderung der Laut-Buchstaben-Beziehung (gräulich/greulich) nicht übernommen, und die Schweizer Orthographische Konferenz empfiehlt, diesem Beispiel zu folgen. Die FAZ hat ihre Hausorthographie entsprechend eingerichtet.

Umgehend berichtigt werden müssen u.a. aber auch die Gross- und Kleinschreibung und, immer noch, die Getrennt- und Zusammenschreibung.

Verantwortung hätte der Rat für Rechtschreibung, der am 22. Juni seine nächste Sitzung abhält.
Verantwortung haben vor allem die Zeitungen, die Verlage und die unabhängige Wissenschaft.

Gemeinsames Ziel muss sein, rasch zu einer sprachrichtigen und einheitlichen Rechtschreibung zurückzufinden.

Wir bitten Sie, die Lage neu zu beurteilen. Unterstützen Sie die Anliegen der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK).

Freundliche Grüsse

Für die Schweizer Orthographische Konferenz

Filippo Leutenegger, Nationalrat
Verleger des Verlags Medienarena

Peter Zbinden, Präsident SKD
Sprachkreis Deutsch

Peter Müller, Direktor SDA
Schweiz. Depeschenagentur



(In den Artikel „Die Rechtschreibreform und die Wissenschaft“ integriert findet sich in der „Kritischen Ausgabe“ auch ein Abdruck des Aufrufs der jungen Autoren „Sprache kennt keine Kompromisse“ vom Frühjahr 2006.
Die „Kritische Ausgabe – Zeitschrift für Germanistik & Literatur“ ist eine literaturkritische Zeitschrift, die seit 1997 am Germanistischen Seminar der Universität Bonn erscheint und 2004 durch ein Online-Magazin ergänzt wurde. Hefte können hier bestellt werden.)



Die Quelldatei dieses Ausdrucks finden Sie unter
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=546