31.12.2006


Ende des Glaubenskrieges?

Stimmen (und Propaganda) zum Jahresende

Die Nachrichtenagentur ddp hat sich umgehört – aber nur bei den üblichen Verdächtigen.

„Die Sprache hat ihren Sinn wieder“ ließ sich der Vorsitzende des Rechtschreibrats, Hans Zehetmair, vernehmen. Wie sich die reformierte Rechtschreibung an den Schulen macht, interessiert ihn jedoch nicht, denn „das Wichtigste ist, es ist endlich Ruhe eingekehrt.“ An einer weiteren Reform der Reform werde er sich nicht beteiligen.

„Ein Glaubenskrieg ist es nicht mehr“ meint der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus; er sieht aber „eine gewisse Resignation“ in den Schulen, die irgendwann „in Beliebigkeit“ münden werde. Langfristig würden sich nur die Regeln zur s-Schreibung durchsetzen (»… dass auf kurze Vokale „ss“ und auf lange Vokale „ß“ folgt«). Sie würden ernst genommen und konsequent umgesetzt, dennoch seien die Fehler nicht weniger geworden.

Der Vorsitzende des Philologenverbands, Heinz-Peter Meidinger, geht davon aus, daß die Rechtschreibreform in den Schulen akzeptiert wird und fügt hinzu: „Man hat sich mittlerweile mit der Realität abgefunden, dass die große Erleichterung nicht kommen wird.“ Er sieht allerdings noch ein Problem: Deutschland sei europaweit das letzte Land, das noch die Groß- und Kleinschreibung habe; dafür wünsche er sich „eine bessere Lösung“.

In Zusammenarbeit berichten Tagesspiegel und Zeit zusammenfassend unter der Überschrift „Rechtschreibung: Ende des Glaubenskrieges“ (die Freie Presse und die Märkische Oderzeitung übernehmen den ddp-Text): „Fast fünf Monate nach Einführung ist die Rechtschreibreform nach Ansicht von Experten in den Schulen angekommen. Dass Politiker sich noch einmal mit dem Thema beschäftigen, glauben sie nicht.“



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