30.03.2006


MPK spendet Segen

„Endgültige Korrektur“

dpa meldet das erwartete Ergebnis der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin.

Rechtschreibreform wird endgültig korrigiert

Berlin (dpa) - Die umstrittene Rechtschreibreform von 1996 wird endgültig geändert. Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer beschlossen am Donnerstag in Berlin einstimmig Korrekturen, die vom Rat für deutsche Rechtschreibung in einjähriger Arbeit erstellt worden waren.

Mit Beginn des neuen Schuljahres zum 1. August werden nun wieder bundesweit im Unterricht einheitliche Schreibregeln gelten. Für die Änderungen gilt ein einjährige Übergangsfrist. Abweichungen von den neuen Schreibweisen sollen von den Lehrern als falsch markiert, nicht aber als Fehler gewertet werden.

Den Gegnern der Rechtschreibreform gehen die Korrekturen immer noch nicht weit genug. «Mit diesem angeblichen Kompromiss kann kein Rechtschreibfriede erreicht werden», hieß es am Donnerstag in einer Erklärung des Vereins für deutsche Rechtschreibung». Auch nach der Reform der Reform blieben «innere Widersprüche», die umfassendere Korrekturen verlangten. Der Verein plädiert deshalb für eine «Rückkehr ins vertraute und vor allem funktionsfähige Heim der bewährten Schreibweisen» vor 1996.

Nach den Korrekturen der Rechtschreibreform soll künftig wieder mehr zusammengeschrieben werden - vor allem dann, wenn ein einheitlicher Wortakzent vorliegt. Bei feststehenden Begriffen wie «der Blaue Brief», «der Runde Tisch», «das Schwarze Brett» soll wieder «dem allgemeinen Schreibgebrauch» gefolgt und groß geschrieben werden.

Spätere Fassung:

Berlin - Die umstrittene Rechtschreibreform von 1996 wird endgültig geändert. Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer billigten am Donnerstag in Berlin einstimmig und ohne weitere Aussprache eine Fülle von Korrekturen, die vom Rat für deutsche Rechtschreibung vorgeschlagen worden waren.

Damit gelten ab Beginn des neuen Schuljahres im Herbst bundesweit wieder einheitliche Regeln. In einer einjährigen Übergangsfrist sollen Abweichungen von den Lehrern zwar als falsch markiert, nicht aber als Fehler gewertet werden. Den Gegner der Rechtschreibreform gehen die Änderungen allerdings immer noch nicht weit genug.

Nordrhein-Westfalens Regierungschef Jürgen Rüttgers (CDU) sprach von "erheblichen Verbesserungen". Es sei an der Zeit, sie in Kraft zu setzen, sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz. Gleichwohl zeigte Rüttgers Verständnis dafür, dass immer noch nicht alle mit den neuen Schreibregeln zufrieden seien.

Nach Billigung seiner Korrektur-Vorschläge setzt der Rat für deutsche Rechtschreibung jetzt auf eine behutsame Weiterentwicklung der Schreibregeln. Das Gremium werde "ohne Aufgeregtheiten und Zeitdruck in eine neue Phase der Sprachbeobachtung" eintreten, sagte der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair der dpa. "In ruhigem Fahrwasser werden wir künftig weitere, auch grundsätzliche Fragen der deutschen Rechtschreibung diskutieren, ihre Einheitlichkeit wahren und von Zeit zu Zeit auch Anpassungen des orthografischen Regelwerkes vorschlagen." Zehetmair war früher Wissenschaftsminister in Bayern.

Der Rat werde künftig in etwa die Rolle einnehmen, die bis zum Beschluss über die Rechtschreibreform im Jahre 1996 der private Duden Verlag inne gehabt hatte. Eine Rückkehr zu dieser alten Regelung werde es nicht geben, sagte Zehetmair. Die Mitglieder des Rates seien bis 2010 gewählt. Der Rat wolle "wissenschaftlich fundiert und unter Einbeziehung gesellschaftlich relevanter Personen" weiterhin die Entwicklung der Rechtschreibung beobachten.

Dabei werde die Kultusministerkonferenz überprüfen müssen, wie weit sie den Rat für deutsche Rechtschreibung besser ausstatten könne, sagte Zehetmair weiter. Rückblickend auf seine bisherige Arbeit als Ratsvorsitzender sagte Zehetmair: "Es hat auch mir ein Stück innerer Befriedigung gebracht, vieles von dem zu entkrampfen und neu gestalten zu können, über das bei der Reform so erbittert gestritten worden ist."

Nach den Korrekuren soll künftig wieder mehr zusammengeschrieben werden - vor allem dann, wenn ein einheitlicher Wortakzent vorliegt wie "abwärtsfahren", "aufeinanderstapeln" oder "querlesen". Bei feststehenden Begriffen wie "der Blaue Brief", "der Runde Tisch", "das Schwarze Brett" soll wieder "dem allgemeinen Schreibgebrauch" gefolgt und groß geschrieben werden. Die verabschiedete Rechtschreibreform sah hierbei nur noch wenige Ausnahmen vor ("Heiliger Vater"). Verbindlichere Komma-Regeln sollen wieder für ein besseres Leseverständnis sorgen. Die Anrede "Du" in Briefen kann auch wieder groß geschrieben werden.

Den Gegnern der Rechtschreibreform gehen die Korrekturen aber immer noch nicht weit genug. "Mit diesem angeblichen Kompromiss kann kein Rechtschreibfriede erreicht werden", hieß es am Donnerstag in einer Erklärung des Vereins für deutsche Rechtschreibung". Auch nach der Reform der Reform blieben "innere Widersprüche", die umfassendere Korrekturen verlangten. Der Verein plädiert deshalb für eine "Rückkehr ins vertraute und vor allem funktionsfähige Heim der bewährten Schreibweisen" vor 1996.

Mit deutlicher Kritik reagierte auch die Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS), in der prominente Reformgegner wie der Erlanger Germanist Theodor Ickler und der Schriftsteller Reiner Kunze organisiert sind. Nunmehr sei "die orthografische Spaltung endgültig in die offizielle Schreibregelung" eingezogen. Das neue Regelwerk bringe "keine einheitliche und sprachrichtige Rechtschreibung zurück, wie sie das Deutsche besaß, bevor die funktionierende Regelung 1996 zerschlagen wurde."



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