02.03.2006 Deutscher Elternverein Offener Brief zur Korrektur der RechtschreibreformDer Vorsitzende des Bundesvorstands des DEV hat sich an die Ministerpräsidenten und Kultusminister/innen der Bundesländer gewandt.(Die darin erwähnte Stellungnahme zu den Ratsvorschlägen ist hier als PDF abrufbar; ca. 140 KB.) Dr. Ulrich G. Kliegis Geschäftsstelle des Vereins: Konsul-Lieder-Allee 36 24226 Heikendorf Tel. 0431-331144 Fax: 0431-331146 Briefe@DeutscherElternverein.de An die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Frau Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave - persönlich - Brunswiker Str. 16–22 24105 Kiel Heikendorf, der 28. Februar 2006 Offener Brief zur Korrektur der Rechtschreibreform an die Ministerpräsidenten und Kultusminister/innen der Bundesländer Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrte Frau Erdsiek-Rave, der Deutsche Elternverein hat nach intensiven Diskussionen in seinen Landes-Elternvereinen eine umfassende Stellungnahme zu den aktuellen Vorschlägen des Rates für deutsche Rechtschreibung zur erneuten Änderung des Regelwerks der Rechtschreibreform erarbeitet. Diese Stellungnahme wurde dem Rat im Januar d.J. zugeleitet und in die den Ratsmitgliedern vorgelegte Kommentar-Synopsis aufgenommen. Zu Ihrer Information überreichen wir Ihnen mit diesem Schreiben ein Exemplar. Die Ergebnisse der Arbeit des Rates leiden, wie am vergangenen Wochenende durch den erschütternden Bericht des bisherigen Ratsmitglieds Prof. Ickler in der FAZ noch einmal ganz deutlich wurde, unter den gegebenen zeitlichen und thematischen Eingrenzungen. Wenn eine beträchtliche Zahl von Ratsmitgliedern, die gewiß keinen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft darstellen, dann auch noch sein Desinteresse an der Erfüllung seines Auftrags durch Fernbleiben von den Sitzungen bekundet, läßt dieses unser Vertrauen in die Qualität der Ergebnisse der Rats-Arbeit wieder vollends schwinden. Wie die Presse berichtet, wollen die Kultusminister bei ihrem bevorstehenden Treffen die Annahme der Empfehlungen beschließen. Unmittelbar danach soll ein neues Wörterverzeichnis erscheinen. Dieses hat dem Rat aber noch nicht zur Beurteilung und ggf. Korrektur vorgelegen. Die relativ sporadischen und lückenhaften Empfehlungen des Rates lassen befürchten, daß das daraus zu entwickelnde Dritte Amtliche Regelwerk wieder voller Widersprüche sein wird - und damit weiterhin für einen seinen Namen verdienenden Rechtschreibunterricht ungeeignet. Weite Teile der Reformregeln bleiben strittig, was sich allein aus ihrem unterschiedlichen Gebrauch erweist. Die Vorschläge des Rates stellen allerdings offenkundig unbeschadet der vorgenannten Befürchtungen eine einheitliche Sammelbewegung zurück zu den Regeln der klassischen Rechtschreibung dar. Zählt man die seit 1996 veröffentlichten Regelsammlungen zusammen, so kommt man - die diversen agentur-, redaktions- und verlagseigenen Regelwerke eingeschlossen - auf mehr als ein Dutzend Schreibweisen. Die Schülerinnen und Schüler finden sich nicht mehr zurecht. Auch kein Lehrer kann heute in strittigen Feldern noch eine unstrittig richtige Schreibweise festlegen, da verbindliche, einheitliche und fehlerfreie Wörterverzeichnisse nicht mehr verfügbar sind. In dieser Situation mutet es geradezu absurd an, daß den Schülerinnen und Schülern die einzige wirklich anerkannte, bewährte Schreibweise, nämlich die der allgemein üblichen Rechtschreibung ohne Reform-Veränderungen, die nach wie vor von der ganz überwiegenden Mehrheit der deutsch Schreibenden angewandt wird, die in Milliarden Büchern zu finden ist, in der zahlreiche Zeitungen erscheinen, die an ausländischen Schulen im Deutschunterricht gelehrt wurde und wird, in der Familienmitglieder, Freunde, Geschäftspartner, wahrscheinlich auch Sie persönlich, untereinander in Briefen und Emails kommunizieren, in der Schule als fehlerhaft angekreidet wird. Wir fordern Sie daher heute eindringlich und inständig auf: · Öffnen Sie Ihren Geist für die Wirklichkeit, lassen Sie die klassische Rechtschreibung wenigstens als uneingeschränkt richtige Schreibweise auch an den Schulen wieder zu! · Ziehen Sie Ihre Erlasse, die den Gebrauch der klassischen Rechtschreibung an den Schulen diskriminieren, unverzüglich zurück! · Gestatten Sie bitte darüberhinaus den Lehrerinnen und Lehrern auch wieder, den Kindern die Regeln der klassischen Rechtschreibung nahezubringen! Wie schon mehrfach von uns vorgeschlagen, mag der Rat für deutsche Rechtschreibung die Aufgabe übernehmen, die Schreibweisen zu beobachten und zu dokumentieren und dann, wie weiland die Duden-Redaktion, von Zeit zu Zeit einen Katalog verbindlicher Schreibregeln herauszugeben, die aber eben nur aus der Beobachtung abgeleitet sein dürfen und somit sprachwissenschaftlichen Kriterien standhalten können, aber nicht aus der Phantasie einzelner, mit den kulturellen Gegebenheiten Unzufriedener entspringen dürfen. Wir hoffen, daß Sie unseren Anregungen und Bitten offen gegenüberstehen. Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Vorschläge aufgreifen und umsetzen. Mit freundlichen Grüßen Deutscher Elternverein e.V. Dr. Ulrich G. Kliegis (Vorsitzender des Bundesvorstands)
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