08.02.2005


Manfred Papst

Die Mherhiet hat imemr rhcet

»Was die Sprache sich nicht anverwandeln will, kann kein König und keine Kultusministerkonferenz in sie hineindekretieren.«

Der Leiter des Ressorts Kultur der »Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag« befaßt sich in der neuesten Ausgabe von »NZZ Folio« gründlich und erfrischend deutlich mit der mißlungenen Reform.

Erstaunlich, daß das »Börsenblatt«, das bisher gerne zur Meinungsbildung im Sinne der reformtreuen Verlage beigetragen hat, reformkritische Kernsätze aus diesem Artikel auf seiner Internetseite veröffentlicht und den Link zum gesamten Text setzt. Der Forderung der reformtreuen Verleger nach »Planungssicherheit« wird die jetzt bestehende Situation der »Rechtsunsicherheit« entgegengehalten. Wittert man eine Trendwende oder kommt man gar zu Einsichten? Hier der vom Börsenblatt wiedergegebene Auszug:

Wer hat nach der Rechtschreibreform von 1996 die Definitionsgewalt über Richtig und Falsch? Diese Frage stellt Manfred Papst heute in "NZZ Folio".

"Dass die Sprachpfleger sich so leicht in Zorn reden, hat indes nicht nur mit lodernder Leidenschaft für die Sache zu tun, sondern auch mit mangelnder Legitimation. Denn wer bestimmt eigentlich, was richtig und was falsch ist, und weshalb? ... De facto wurde der Duden im 20. Jahrhundert zur allein zuständigen Instanz in Sachen Rechtschreibung - obwohl er eigentlich eine privatwirtschaftliche Angelegenheit war. 1955 erklärte die westdeutsche Kultusministerkonferenz um der Wahrung einer einheitlichen Rechtschreibung willen in Zweifelsfällen die im Duden gebrauchten Schreibweisen und Regeln vorläufig für verbindlich. Der Duden begleitete mit seiner Redaktion die Entwicklung der Sprache gleichsam von innen her. Das ging so lange gut, bis die Reformer von 1996 auf den Plan traten. Sie argumentierten, die Rechtschreibung dürfe nicht einfach einem Wörterbuch überlassen werden. Aber der fehlbesetzten und überforderten Kommission unterliefen schwerwiegende Denkfehler. Statt in der möglichst weitgehenden Differenzierung einen Gewinn zu sehen, ging sie mit der Heckenschere ans Werk und liess nur eine 'DIN A 4-Sprache' sehen. Sie sah lange nicht, dass sie, indem sie ins Regelwerk eingriff, auch das lebendige Sprachgewebe verletzte. ... Deshalb leben wir heute in einem Zustand der Rechtsunsicherheit."




Die Quelldatei dieses Ausdrucks finden Sie unter
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=198