01.03.2008 Theodor Ickler SelbstständigGespaltene GesellschaftNach meiner Beobachtung wird die Umstellung von selbständig zu selbstständig fast ausschließlich von Leuten betrieben, die damit die Reformschreibung um jeden Preis durchsetzen wollen. Es sind amtliche und quasiamtliche Texte, Lehrbücher usw.Das besonders Peinliche daran ist, daß all diese Herrschaften erst jetzt wagen, die offenbar für besser gehaltene Wortbildung zu benutzen, während sie vorher irrigerweise glaubten, sie sei "verboten", – und sich auch tatsächlich so verhielten. Das habe ich vor zehn Jahren "Putativgehorsam" genannt. Die Zeitungen machen nicht mit. Ebenso steht es mit der feministischen Sprachverhunzung. Bei der täglichen Zeitungslektüre wird man sie kaum antreffen, aber in Fachliteratur, amtlichen Texten und jeder Art von Gremienprosa feiert sie wahre Orgien, ohne Rücksicht auf Verluste, denn Lesbarkeit ist dort kein Kriterium. Alles in allem wird hier eine sanfte Sprachdiktatur ausgeübt. Man will uns "auf die Sprünge helfen" – um es einmal in der unnachahmlichen Weise des Börsenblatts zu formulieren. Hoffen wir, daß die Zeitungen siegen.
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