29.07.2007


Theodor Ickler

Das Schlechte vom Guten am Schlechten

„Deutsch als Fremdsprache“ nörgelt, aber wehrt sich nicht

Unter
http://www.ualberta.ca/~german/ejournal/30/feuilleton30.htm
findet man einen reformkritischen Text zur Rechtschreibreform, der aber flau genug endet:

»Gibt es etwas zu feiern? Man muß schon ein bißchen grübeln, aber es gibt etwas: Die Schreibung der deutschen Sprache ist im Gespräch, und manche, die für gewöhnlich die Sprache eher mechanisch anwenden, setzen sich mit ihr auseinander und denken über sie nach. Für viele hat der gelehrte Streit um die Schreibung auch etwas schlicht Befreiendes, sie schreiben, wie es ihnen gefällt. Auch dieses Schreiben wirkt auf die Sprache zurück. Zu feiern gilt es also die Öffnung von Regelwerken hin zu einem Prozeß der Sprachentwicklung, zu der nicht nur Experten beitragen. Dieser Entwicklungsprozeß der Sprachverwendung ist um so bedeutsamer, als er einer Erstarrung entgegenzuwirken in der Lage ist, in die eine Sprache angesichts ihrer Existenzbedrohung durch ein globalisiertes Englisch versinken könnte. Zu feiern gibt es ein bißchen mehr Freiheit im Umgang mit der Sprache. Das tut gut.«

Wo bitte gibt es denn eine solche „Befreiung“? Niemand schreibt, „wie es ihm gefällt“, sondern alle wurschteln sich durch, so gut sie es können, und das tut gar nicht gut, am wenigsten den Lehrern des Deutschen als Fremdsprache.

Immerhin ist der Text in der „Zeitschrift für interkulturellen Fremdsprachenunterricht“ noch in ordentlicher Rechtschreibung gedruckt, während die Zeitschrift „German as a Foreign Language“ in ihrem Stilblatt ausdrücklich verlangt, daß Manuskripte in Reformschreibung eingereicht werden. Alle Welt kuscht vor den Reformern, kein schöner Anblick.


Den Beitrag und dazu vorhandene Kommentare finden Sie online unter
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=882