05.07.2007


Theodor Ickler

Widerspruch

Was kümmert uns der alte Duden?

Ich möchte an dieser Stelle einen Satz von Herrn Jochems aus dem Diskussionsforum aufgreifen und nochmals meinen Standpunkt erklären.
Er hat geschrieben: "Es fragt sich nur, ob der weitere Rückbau des 'neuamtlichen Regelwerks 2006' (so Herr Zehetmair in der kürzlichen Pressekonferenz) der richtige Weg ist, oder ob eine neue und diesmal kompetente und ungegängelte Reformkommission die zuletzt übliche Dudenorthographie behutsam sichten und modernisieren sollte."

Meiner Ansicht nach ist der Begriff "die zuletzt übliche Dudenorthographie" ein hölzernes Eisen. Es muß entweder heißen "die zuletzt übliche Orthographie" oder "die letzte Dudenorthographie" (vor 1996). Und ich bin eben seit je der Meinung, daß wir den alten Duden vergessen und die zuletzt übliche Rechtschreibung empirisch erfassen und dann der Allgemeinheit zur Nachahmung anempfehlen sollten. Dann kommen gute Texte heraus.

Dem alten Duden ist eigentlich nicht vorzuwerfen, daß er sich in allzu fein gesponnene Einzelregelungen verloren hatte. Damit mochte sich immerhin auseinandersetzen, wer Lust dazu verspürte. Das Problem lag in der staatlichen Autorisierung. Erst dadurch wurden die Feinheiten, die Herr Krieger manchmal befolgte und manchmal sicher auch nicht, zu Waffen in der Hand unverständiger Deutschlehrer – derselben, die jetzt wieder mit den neuen Regeln herumfuchteln und meiner Tochter "leid tun" anstreichen!

Ja, ich weiß, "den Duden auskämmen" - diese Parole von Christian Meier habe ich auch manchmal verbreitet. Aber mein eigener Versuch hat mich überzeugt, daß man den alten Duden nicht braucht, um die in Deutschland übliche gute Rechtschreibung zu ermitteln.


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