09.06.2007


Theodor Ickler

Gräulicher Lerm

Eine Erinnerung

1985 schlug Augst, seinem damaligen etymologischen Wissensstand entsprechend, folgende Schreibweisen vor:

etzen, demmern, Ferse (Jungrind), hetscheln, Kefferchen, ketschen, Lerm, plenkeln, plerren, Schecher, schechten, Scherpe, Zerte (Fisch), dreuen, Reude, reuspern, Seule, streuben, teuschen

aufwändig, behände, belämmert, Bändel, Gämse, Hätze, hätzen, Kärner, käntern, kläckern, Krämpel, Quäntchen, Räps (süddt. f. Raps), Spängler, Spärgel, Stängel, strämmen (stramm sitzen), überschwänglich; Bäuche, bläuen, Gräuel, gräulich, Käulchen, schnäuzen

Wenn man das aus heutiger Sicht noch einmal durchgeht, fällt zuerst die Willkürlichkeit in der Auswahl auf, zweitens die Zufälligkeit bei den tatsächlich dann durchgesetzten Änderungen. Und nun ist bei großen Zeitungen der Rückbau auch dieser Restbestände in vollem Gang. Die ganze Aktion wirkt mit größerer Entferung um so verrückter, milder kann man es leider nicht ausdrücken.

Was übrigens die Tagespresse betrifft, so stören fast noch mehr als die jetzt amtlichen Reformschreibungen jene teils irrigen, teils überholten Schreibweisen, die im Eifer des Gefechts geradezu massenhaft unterlaufen. Heute berichtete die SZ z. B., Cézanne sei nach Martin Mosebach der "meist überschätzte" Künstler. Oder man nehme die vielen groß geschriebenen "Mal", z. B. "50 bis 60 Mal" (ebenfalls heute), wahrscheinlich darin begründet, daß die Zeitungsmacher bei der sehr unklaren Neuregelung auf Nummer Sicher gehen wollen und lieber die unplausibelste Schreibweise wählen, weil sie wahrscheinlich die neue ist.


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