24.04.2007 Theodor Ickler Die Wahrheit über SchmidGegen LegendenbildungAviso 2/2007:Schopenhauer wäre der letzte gewesen, der ... auf deutsch Im selben Heft beklagt Henscheid – ziemlich wehleidig – die Darstellung seiner Person in der Wikipedia. "Ich bin nicht das einzige Opfer der modernen Informationsquellenhochtechnologie. Der Redakteur dieser Zeitschrift z. B. muss in einem ähnlichen 'Forum' zur Kenntnis nehmen, er als 'einer der wichtigsten Betreiber der Rechtschreibreform' trage in Fachkreisen den Spitznamen 'Bertelsmann-Schmid', weil nämlich 'im Bertelsmann-Konzern' (!) 'eine nahe Verwandte arbeitet – insofern bestehen dorthin informelle Beziehungen'. Die weniger abenteuerliche Wahrheit: Schmid war damals Pressesprecher und Ministerialrat seines Kultusministers Zehetmair und insofern zu einer gewissen Loyalität wohl verpflichtet – freilich mitnichten besonders aktiver Reform-Fan." Als ich 1997 gegenüber einem älteren Kollegen den Ministerialrat Toni Schmid und seine scharfe Verlautbarung gegen die Lehrerinitiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“ erwähnte, schmunzelte er: „Sie meinen Schmid-Bertelsmann?“ und erklärte mir den in München offenbar geläufigen Spitznamen mit der Verschwägerung des Pressesprechers. Was die Loyalität betrifft, so gab es seinerzeit ein vielberedetes Zerwürfnis zwischen Zehetmair und seinem Sprecher, weil dieser sich mit öffentlichen Erklärungen ohne Auftrag hervorgetan hatte; der Riß wurde dann irgendwie gekittet. Über meine Eindrücke von Zehetmair und den ihn flankierenden Ministerialräten Schmid und Krimm bei der Podiumsveranstaltung der Süddeutschen Zeitung habe ich anderswo berichtet. Henscheid war damals auch dabei, geladen als angeblicher Gegner der Rechtschreibreform, weiß der Himmel warum. Die zynische Schärfe der erwähnten, in "Regelungsgewalt" abgedruckten Erklärung vom 4.3.1997 ist mit Loyalität nicht zu begründen. Auch verspottete Schmid bei jeder Gelegenheit weniger gebildete Mitbürger wegen der Rechtschreibfehler, die ihnen selbst unterliefen, obwohl sie sich anmaßten, die Reform zu kritisieren. Dieses billige Vergnügen, dessentwegen ich ihm auch mal einen Brief geschrieben habe, hätte er sich verkneifen können. Daß es mit seiner eigenen Bildung nicht so weit her ist, hat Stefan Stirnemann nachgewiesen, als der Schmids getrübte Erinnerung an den Atriden-Mythos (in "aviso" 2003) bloßlegte. Es trifft allerdings zu, daß Schmid, inzwischen befördert, aber anderweitig beschäftigt, heute nichts mehr von der Rechtschreibreform wissen will und seine Hände in Unschuld wäscht: er sei auch immer dagegen gewesen, äußert er gesprächsweise. "Aviso" ist bekanntlich eine kostenlose, d. h. vom Steuerzahler finanzierte Kultur-Zeitschrift, mit der das bayerische Kultusministerium den kommerziellen Kulturzeitschriften das Überleben noch schwerer macht; man denke an die ständig bedrohte Existenz der vorzüglichen "Literatur in Bayern". Das neue Heft von "Aviso" handelt von der Langeweile, Minister Goppel steuert sein ebensolches Vorwort bei, und man fragt sich wirklich, ob all das sein muß.
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