13.05.2005


Theodor Ickler

Aktenschwund?

Von den Dritten Wiener Gesprächen (22.-24.11.1994) gibt es einen Videomitschnitt.
Der österreichische Hauptverantwortliche für die Rechtschreibreform, Fritz Rosenberger, teilte mir auf entsprechenden Wunsch am 5.5.2000 brieflich mit, ich könne die Bänder an Ort und Stelle ansehen (GZ 30.001/18-V/E/2000). Damals hatte ich keine Zeit, aber als ich jetzt mit meinem Ersuchen an das Bundesministerium herantrat, wurde mir mitgeteilt, daß von solchen Aufnahmen nichts bekannt sei. Rosenberger ist seit 2002 pensioniert.
Augenzeugen haben immer wieder bestätigt, daß es diese Bänder gibt und daß sie durchaus interessante Passagen enthalten dürften.
Wir wissen, was 1876 und 1901 zur Rechtschreibung gesagt worden ist. Sollte die Entstehung der einzigen wirklichen Rechtschreibreform tatsächlich in ewiges Dunkel gehüllt bleiben? Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Nachtrag: Hier ist eine Abschrift jenes Briefes:

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur


GZ 30.001/18-V/E/2000


An die
Universität Erlangen-Nürnberg
Institut für Germanistik
zHd. Herrn Prof. Dr. Theodor Ickler
Bismarckstr. 1
D-91054 Erlangen



Wien, am 5. Mai 2000


Sehr geehrter Herr Universitätsprofessor!

Ihr Schreiben bezüglich Videoaufzeichnungen von der Wiener Abschlusskonferenz zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung vom 22. bis 24. November 1994 habe ich erhalten.
Meine Beantwortung hat sich verzögert, da durch Übersiedlung der zuständigen Fachabteilung die Videobänder erst jetzt ausgehoben werden konnten.
Nach Absprache mit dem Koordinationskomitee für Orthografie beim Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur kann ich mitteilen, dass kein Einwand besteht, dass Sie die Videoaufzeichnungen bei uns ansehen können. Durch Renovierungsarbeiten der Amtsgebäude ist dies aber frühestens Mitte Juni 2000 möglich.
Ich ersuche Sie um diesbezügliche Terminvereinbarung mit meiner Mitarbeiterin Frau Pölzl unter Tel.: 01/53120/4601 DW.
Einer Überlassung von Kopien der Videobänder kann ich leider nach Absprache mit dem Komitee nicht zustimmen.


Mit freundlichen Grüßen

(Unterschrift)

Rosenberger Fritz


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