17.03.2007 Theodor Ickler Die Relevanten melden sichDie Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft bleibt auf ihrem hohen Roß – und kuscht»16.03.2007 - (idw) Deutsche Gesellschaft für SprachwissenschaftDie gut 1000 Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, dem zweitgrößten Verband von Sprachwissenschaftlern weltweit, konnten sich auf ihrer jüngsten Jahrestagung über ein besonderes Jubiläum freuen: Die von der Gesellschaft herausgegebene Zeitschrift für Sprachwissenschaft (ZS) wurde 25 Jahre alt, und gefeiert wird dies mit einem pünktlich zum Jahr der Geisteswissenschaften erscheinenden Extraheft. Die Extraausgabe bietet ein Themenheft von besonderer gesellschaftlicher Relevanz: "Orthographie und Sprachwissenschaft" widmet sich einem in Wissenschaft wie Öffentlichkeit viel diskutierten und fraglos umstrittenen Sujet - der deutschen Rechtschreibung. Dabei machen die fünf Originalbeiträge deutlich, dass jegliche Rechtschreibreform - soll sie den Zweck erfüllen, Probleme der Normierung zu lösen anstatt sie zu mehren - auf eine systematische Sprachbeobachtung und -analyse aufbauen muss. So zeigen die Aufsätze von Peter Eisenberg & Nanna Fuhrhop, Joachim Jacobs, Ursula Bredel & Beatrice Primus, Jochen Geilfuß-Wolfgang und Hartmut Günther, dass langfristige Reformerfolge in erster Linie einer soliden fachwissenschaftlichen Diskussion bedürfen; und diese sollte keinesfalls verwechselt werden mit den vorzugsweise populärwissenschaftlich geführten Debatten in Feuilleton, Talkshow und anderen beliebten Medienformaten. Linguisten haben wissenschaftlich Fundiertes und damit Relevanteres zur Rechtschreibung zu sagen als die Großschriftsteller. Darüber hinaus eröffnet "Orthographie und Sprachwissenschaft" dem fachinternen Diskurs wichtige neue Impulse: Auf vielfältige Weise wird ersichtlich, wie die Untersuchung von Orthographie durchaus auch Erkenntnisse in anderen Bereichen der Sprachforschung ermöglicht. Alles in allem zeigt das Jubiläumsheft, wie die sprachwissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem öffentlichkeitsrelevanten Thema Gesellschaft und Wissenschaft gleichermaßen nutzen kann - ein von der Redaktion bewusst gesetzter Akzent, von dem zu hoffen ist, dass er auch über das Jahr der Geisteswissenschaften hinaus Früchte tragen wird.« (Link) Diese arroganten Töne kennen wir seit Beginn der Debatte. Außer einer folgenlosen "Erklärung" (für deren weitere Verbreitung wir gesorgt haben!) hat diese Gesellschaft nichts zustande gebracht. Unvergessen bleibt, wie frühzeitig - trotz besagter Erklärung - die Zeitschrift für Sprachwissenschaft umgestellt wurde. Für mich ein Grund zum Austritt. Hier der Briefwechsel: "(Anrede) hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft. Einem Verein, der sich einerseits klar gegen die sogenannte Rechtschreibreform ausgesprochen hat und andererseits zuläßt, daß seine Zeitschrift auf eben diese Neuschreibung umgestellt wird, kann ich aus Gründen der Selbstachtung nicht angehören. Mit den besten Wünschen und herzlichen Grüßen Ihr Theodor Ickler" Anwort vom Vorstand: "Lieber Herr Ickler, diesen Schritt bedaure ich außerordentlich - und mag ihn persönlich noch nicht als den letzten nehmen, sondern als Mahnung. Sie wissen, daß ich selbst ebenfalls zu den Kritikerinnen gehöre - die ZS-Entscheidung fiel vor meiner Amtszeit. Nun muß ich erst einmal forschen, durch wen sie eigentlich getragen wurde - ob lediglich vom ZS-Redaktionsteam oder von Vorstand/Beirat. Wie dem auch sei - meinen Sie nicht, daß es andere, positive Kriterien geben könnte, die Sie Ihren Austritt noch einmal überdenken lassen könnten? Mir ist sehr daran gelegen, das Spektrum der SprachwissenschaftlerInnen in der vollen Breite im Verband präsentiert und aktiv zu sehen. (...)" Der ganze Vorgang zeigt, wie leichtfertig man in solchen Sachen vorgegangen ist. Maßgebend war wohl letzten Endes der Einfluß einer Gruppe, die zwar liebend gern selbst eine Rechtschreibreform gemacht hätte, aber dann, weil sie es in Jahrzehnten drittmittelfinanzierter Arbeit nicht vermochte, ein Scheitern der Augstschen Reform für eine kulturpolitisch Katastrophe gehalten hätte und folglich erst einmal mitmachte. Die Gesellschaft hat es kein bißchen besser gemacht als der Deutsche Germanistenverband, und sie kann außerdem für sich in Anspruch nehmen, den dünkelhaften Ton gegenüber Friedrich Denk und den "Großschriftstellern" am weitesten getrieben zu haben. Schon der Versuch, den betroffenen Laien und den Schriftstellern das Recht auf Mitsprache völlig zu verweigern, spricht diesen Herrschaften das Urteil. Horst H. Munske hat sehr früh auf den Fehler hingewiesen, die Betroffenen nicht zu fragen.
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