10.03.2007


Theodor Ickler

Sieg des Besseren

Allmählich geht es bei den Zeitungen wieder aufwärts

Aber sogar in der "Elternzeitschrift" des bayerischen Kultusministeriums finden sich herkömmliche Schreibweisen, durchgehend z. B. "allgemeinbildend", aber auch "als nächstes" und ähnliche, eigentlich verbotene Formen.

Die Süddeutsche Zeitung füllte gestern eine ganze Seite mit Äußerungen bekannter Schriftsteller über ihre ersten Bücher – kein einziger Text in Reformschreibung. Heute bringt die Zeitung eine Seite vom verstorbenen Robert Gernhardt, natürlich in seiner herkömmlichen Rechtschreibung.

Zu Gernhardt fällt mir noch etwas ein, sozusagen das Schlußwort zum Thema "Vergleichen". Vor ein paar Tagen wurde ja schon wieder über Leute berichtet, die sich über diverse Vergleiche erregt haben (ich habe schon wieder vergessen, wer wen womit verglichen hatte), und heute vergleicht Christian Nürnberger Herrn Söder mit einem Schwein ("wie eine Wildsau"). In solchen Fällen pflegt man in meiner Familie das bekannte Gedicht Gernhardts zu zitieren, das aber vielleicht doch noch nicht jeder kennt:

Das Gleichnis

Wie wenn da einer, und er hielte
Ein früh gereiftes Kind, das schielte,
Hoch in den Himmel und er bäte:
„Du hörst jetzt auf den Namen Käthe!“ –
Wär’ dieser nicht dem Elch vergleichbar,
Der tief im Sumpf und unerreichbar,
Nach Wurzeln, Halmen, Stauden sucht
Und dabei stumm den Tag verflucht,
An dem er dieser Erde Licht ...
Nein? Nicht vergleichbar? Na, dann nicht!


Na, und zum Schluß noch ein Satz des Philosophen Donald Davidson:
"Everything is like everything, and in endless ways."



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