19.02.2007


Theodor Ickler

Frei nach Schnauze

Aus dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm: schneuzen

„In der nhd. schriftsprache hat sich jetzt die schreibung schneuzen, oder, mit unrichtiger anlehnung an schnauze, schnäuzen festgesetzt.“

Hundert Jahre später war die unrichtige Schreibweise völlig verschwunden, aber ausgerechnet diese Schreibung ist zur allein richtigen erklärt worden. Ein Einfall des Reformers Gerhard Augst, von allen seinen Mitstreitern abgelehnt, dann aber doch in alle Wörterbücher, Schul- und Kinderbücher übernommen, und auch die Zeitungen machen mit.

Das ist nur ein Beispiel. Man muß sich mal vor Augen halten, daß der Mitherausgeber der Süddeutschen Zeitung, Joachim Kaiser, und der Mitherausgeber der ZEIT, Altbundeskanzler Schmidt, die Rechtschreibreform ablehnten, aber nicht einmal in ihren eigenen Blättern verhindern konnten oder wollten, daß der ganze Unsinn mitgemacht wurde, mit dessen Rückbau man jetzt schon seit Jahren beschäftigt ist und noch weitere Jahre beschäftigt sein wird. Keiner der beiden Genannten hat auch nur einen einzigen eigenen Beitrag in der von ihm gewünschten Rechtschreibung durchsetzen können oder wollen. Was will man da von minder Prominenten erwarten? Es fehlt eben ganz oben an einfachsten Maßstäben für das, was sich gehört. Das sieht man ja auch an den noch aktiven Politikern: jederzeit große Worte, aber nichts dahinter.


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