02.05.2005


Theodor Ickler

Müntefering

Müntefering hat schon 1997 seine Partei auf die Rechtschreibreform eingeschworen.
Er schrieb damals einen Brief an alle Abgeordneten, die ihn bekanntlich als "Zuchtmeister" verehren, wie die Deutschen eben so sind. Dankwart Guratzsch berichtete darüber in der "Welt" vom 5.9.1997.
Sieben Jahre später zwang er die Bundestagsabgeordnete Jelena Hoffmann, ihre Unterschrift unter dem Gruppenantrag zurückzuziehen. Sie nahm sich das so zu Herzen, daß sie durch ihren Referenten Giesecke mitteilen ließ, ihr Anfall von Einsicht solle auch im Internet nicht mehr erwähnt werden ... (Brief liegt mir vor).
Bei den Grünen leistete Joseph Fischer den entsprechenden Dienst, in dem er Uschi Eid und Josef P. Winkler zum Rückzug nötigte. Antje Vollmer war schon von sich aus vernünftig genug, ihre bessere Einsicht der Parteiräson unterzuordnen. Bei Rot/Grün glaubte man nämlich, die Rechtschreibreform sei nun endgültig ein Projekt der Schwarzen geworden. Aber gerade dort waren die Pressionen am stärksten: Schavan, Wolff usw. legten sich mächtig ins Zeug und hatten leichtes Spiel, weil sich Merkel eigentlich für gar nichts interessiert, außer für ihre Macht. Nur die FDP blieb unbefleckt, aber unter Westerwelle war natürlich auch nicht viel Handfestes zu erwarten. Schade, daß Detlef Kleinert nicht mehr im Bundestag ist. (Ich habe ihm ja in "Normale deutsche Rechtschreibung" ein kleines Denkmal gesetzt.)


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