18.01.2007


Theodor Ickler

Erbarmen mit Stoiber

„Herzensanliegen“

Nicht jeden Spott hat der frühere bayerische Ministerpräsident auch wirklich verdient.
Das Hinrichten von Blumen (man kann es als Audiodatei herunterladen) ist natürlich ziemlich komisch, aber die „Kompetenzkompetenz“ braucht man ihm nicht auch noch vorzuwerfen, das ist ein juristischer Fachausdruck, der ihm von Berufs wegen geläufig ist. Uns Rechtschreibern wird Stoiber vor allem durch folgende Äußerung in Erinnerung bleiben:

Die Presse: „Können Sie noch nachvollziehen und der Bevölkerung vermitteln, was mit der Rechtschreibreform los ist?“
Stoiber: „Die Reform ist sicher nicht mein Herzensanliegen. Es zeigt sich aber auch hier, daß die Leute immer weniger akzeptieren, was oben beschlossen wird. Und ich möchte vermeiden, daß genau so etwas wie mit der Rechtschreibreform auch mit dem Euro passiert!“ (Die Presse 5.3.1998)

Ob Herzensanliegen oder nicht: in Bayern ist die Rechtschreibreform unnachsichtig durchgesetzt und ein ungeheurer Schaden angerichtet worden, alles unter Stoiber und mit tatkräftiger Hilfe von Minister Zehetmair, Ministerin Hohlmeier sowie den Ministerialbeamten Toni Schmid und Dr. Stefan Krimm. Stoiber hat in jener Äußerung den Ton angeschlagen, der dann in ganz Deutschland bestimmend wurde: Staatsräson. Zur Rechtschaft gezogen wird keiner der Genannten, aber einfach vergessen wollen wir es ihnen auch nicht.


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