09.12.2006 Theodor Ickler Noch ’ne HausorthographieAuch Wahrig geht eigene WegeSchon auf dem Einband wird das Programm verkündet:"Ein Wort – Eine Schreibung Die Wahrig-Hausorthografie von A bis Z. Orthografischer Wegweiser für eine einheitliche und stringente Rechtschreibung." "Hausorthografie" – das ist die Absage an die amtliche Orthographie, auch wenn man sich im Rahmen der "erlaubten" Varianten hält (und damit von der Rechtschreibung namhafter Zeitungen entfernt, die sich zweifellos eher durchsetzen wird). Wahrig will "eine" (!) einheitliche und stringente Rechtschreibung, also nur eine unter vielen. Sie ist mit Duden weder abgestimmt noch übereinstimmend (vgl. das Interview in der Deutschen Sprachwelt, wo allerdings die reformierte Schreibweise versehentlich als die "progressive" bezeichnet wird). Das Erscheinen der beiden Wörterbücher mit ihren jeweils 3.000 Empfehlungen ist der Totenschein für die Rechtschreibreform: Sie hat den Kern jeder Orthographie, die Einheitlichkeit, zerstört, und deshalb müssen nun die Wörterbuchverlage die Sache wieder selbst in die Hand nehmen. Es ist eine doppelte Ohrfeige für Hans Zehetmair, der zuerst die "Empfehlungen" des Duden rügte und dann für den Wahrig ein Vorwort schrieb, offenbar im dunkeln gelassen über die Absicht der Bertelsmänner, bei Wahrig genau dasselbe zu tun. Beide Verlage haben ihn hereingelegt, er sollte allmählich seinen Rücktritt ins Auge fassen, bevor noch mehr passiert und einen halbwegs ehrenhaften Abgang (aus Altersgründen, wie vorgeschlagen) unmöglich macht. Schließlich ist er schon ein Hauptverantwortlicher für die ganze Reform gewesen – will er auch an der weiteren Zerstörung schuld sein?
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