25.11.2006


Theodor Ickler

Stang im Glück

Jede Revision bringt Geld

Im Sommer 2005 erschien bei Langenscheidt "Die neue Rechtschreibung – kurz und schmerzlos" von Christian Stang (der Verlag läßt aus Kostengründen von Laien arbeiten).
Darin hieß es u. a.: "Bestimmte Verbindungen aus Substantiv und Verb waren bis zur Einführung der neuen Rechtschreibung fester Bestandteil in jedem 'orthografischen Gruselkabinett' und brachten auch geübte Schreiber ganz schön in Verlegenheit. So konnte man zwar (getrennt) Auto fahren und Klavier spielen, musste aber (zusammen) radfahren und eislaufen ... Doch zum Glück müssen Sie sich über diese widersprüchlichen Schreibweisen keine Gedanken mehr machen, denn jetzt werden diese Verbindungen konsequent getrennt geschrieben: Eis laufen, Kopf stehen (...)"

Inzwischen sind gerade diese Verbindungen wieder ins Gruselkabinett zurückgeschickt worden, ebenso wie manche der "300 Neuschreibungen, an denen sie nicht vorbeikommen": "jemandem Feind bleiben" usw.

Auch Stangs eigene Schreibweise ("aufeinander treffen") ist in vieler Hinsicht überholt, so daß sich die "Teilverbindlichmachung", auf die Verlag und Verfasser sich damals verließen, nochmals als Reinfall erweist.

Das Glück währte also nicht lange, zumindest für die Schüler, wohl aber für den fixen Reformvermarkter selbst: Zunächst für Mentor fertigte er 2006 eine neue Übersicht an. Darin steht:

"Verbindungen aus Substantiv + Verb (Namenwort + Zeitwort) schreibt man zusammen, wenn das Substantiv verblasst (also kaum noch als solches zu erkennen) ist. Da diese Regel auf weitere Verbindungen ausgedehnt wurde, musst du jetzt auch in den folgenden Fällen zusammenschreiben:
eislaufen, kopfstehen, leidtun, nottun
Ich laufe eis. Es tut mir leid.
Er steht kopf. Es tut not."

Auch das Langenscheidt-Büchlein hat er inzwischen neu bearbeitet. Jede Wendung der Reformer bringt Geld, das Perpetuum mobile ist endlich erfunden.


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