28.10.2006


Theodor Ickler

Ihre Meisterin suchen

Über den Sprachwandel in seinem Lauf

Unter dem Titel "Gender Mainstreaming" findet man bekanntlich nur Unsinn (mit Beschäftigungseffekt), doch das ist nicht mein Thema. Mir fiel auf, daß fast überall des große Binnen-I empfohlen wird, und zwar von denselben Regierungen, die andererseits auf der Rechtschreibreform bestehen, die solches ja nicht zuläßt.
Eine weitere Beziehung zur Rechtschreibreform kann man darin sehen, daß auch die erzwungene oder erkrampfte feministische Sprachgestaltung von Stellenanzeigen und Kultusministerinnenreden als Beispiel von Sprachwandel angeführt wird. Diese Redeweise habe "sich durchgesetzt", sagen diejenigen, die sie durchsetzen, wo immer sie Regelungsgewalt beanspruchen.
In einem amtlichen österreichischen Ratgeber zur "gerechten" Sprachgestaltung entnehme ich, daß man nicht sagen soll: "Junge Schifahrer suchten ihren Meister", sondern naturgemäß: "Junge Schifahrerinnen und Schifahrer suchten ihre Meisterinnen und Meister".
Die zum Teil sehr umfangreichen Anleitungen dieser Art bestehen hauptsächlich aus dem Abwägen von Vermeidungs- und Ausweichstrategien. Die Sprache wird unglaublich schwierig, wenn man nicht immer schon mit einem Bein im Sumpf der politischen Inkorrektheit stecken und sein weiteres Fortkommen gefährden will.


Den Beitrag und dazu vorhandene Kommentare finden Sie online unter
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693