23.09.2006


Theodor Ickler

Tritt Zehetmair zurück?

Die Gelegenheit ist günstig

Am 23. Oktober begeht Zehetmair seinen siebzigsten Geburtstag. Das wäre die beste Gelegenheit, aus Alters- und Gesundheitsgründenden den Vorsitz des Rechtschreibrates niederzulegen, ohne das Gesicht vollständig zu verlieren.
Er hat ja schon vor längerer Zeit angedeutet, daß er diesen Job nicht ewig machen wolle. Untragbar ist er schon lange:

"Der Rat hat sich verständigt, in der nächsten Zeit nicht mit Empfehlungen zu kommen, weil der Markt und die Menschen erst mal beruhigt werden sollen." Mit diesen Worten beendete Hans Zehetmair die neunte Sitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung in München. (Süddeutsche Zeitung 23.9.2006)

Der Markt! Das meinte er also mit den "ruhigen Gewässern", in die er das Rechtschreibgeschäft steuern wolle! Zehetmair hat die deutsche Sprache an die Wörterbuch- und Schulbuchverlage verhökert. Mit seiner Werbetour für den Duden und dem Gefälligkeitsvorwort für den Wahrig hat er sich ja längst als unehrenamtlicher Mitarbeiter dieser Unternehmen betätigt.

Natürlich wird es schwerfallen, einen Nachfolger zu finden, der ebenso gefügig ist. Zehetmair war ja dafür bekannt, daß er auch solchen Projekten zustimmt, die er eigentlich ablehnt (achtstufiges Gymnasium, Mainzer Abiturvereinbarungen). Auch die Rechtschreibreform hätte man nach seinen Worten "nicht machen dürfen" - aber er macht sie eben doch und setzt sie durch bis zum letzten Augenblick. Alledings macht es ihm der Rechtschreibrat besonders leicht, weil kein einziger Reformgegner mehr darinsitzt. Aber so war es ja geplant von Schavan, Wolff und Reiche.

Der Rat muß mindestens zweimal im Jahr zusammentreten. Die nächste Sitzung im Juni 2007 wird schon ziemlich seltsam werden: Man wird über die Schreibweise von Spaghetti/Spagetti berichten, ohne aber – das weiß Zehetmair jetzt schon! – irgendwelche Änderungen vorzuschlagen. Abendfüllend ist schon das nicht, aber was bleibt dann noch für die zweite Sitzung? Wer wird zu solchen närrischen Veranstaltungen überhaupt noch anreisen, und auch noch auf eigene Kosten?

Das wird sie der Vorsitzende auch schon fragen und seinen Rücktritt in Erwägung ziehen. Man muß ihm zuraten.


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