14.04.2005


Theodor Ickler

Ausbeutung

Nun ist es beschlossen: auch Bayern führt das „Büchergeld“ ein.
Das bedeutet: Schulbücher werden von den Eltern bezahlt, bleiben aber Eigentum des Staates. Damit haben die Schulbuchverleger ein Etappenziel erreicht. Das Endziel ist die völlige Abschaffung der Lernmittelfreiheit – ohne Herstellung von Marktwirtschaft, wohlgemerkt. Der Staat schreibt vor, welche Bücher angeschafft werden müssen, und die Eltern zahlen die überhöhten Preise. Zugleich sorgen die Schulbuchverleger durch ständige kleine Änderungen dafür, daß die Bücher weder an jüngere Geschwister noch über Tauschbörsen weitergegeben werden können. Das jüngst flächendeckend eingeführte, lesepsychologisch ungünstige Breitformat verhindert, daß Doppelseiten kopiert werden können. Man braucht bloß die internen Dokumente dieser feinen Gesellschaft zu lesen, um die Strategie der Ausbeutung zu durchschauen. Die Mehrheit der Bevölkerung hält still, weil die Mehrheit keine Kinder hat. Und die welche haben, sehen keine Möglichkeit, etwas gegen den Zangenangriff von Staat und Verlegern zu unternehmen. Bundeselternrat und Landeselternräte unterstützen den VdS noch, weil sie sich geschmeichelt fühlen, zu dessen „Verbändeallianz“ zu gehören und dadurch in ihrem Schattendasein wenigstens eine Stimme zu bekommen, die sie ab zu in gemeinschaftlichem Blöken der „Bildungsverbände“ hören lassen können.


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