13.06.2006


Theodor Ickler

Kurios

Wie zuverlässig sind die Rechtschreibwörterbücher?

Kurioserweise sollen die Rechtschreibwörterbücher nicht einmal für den Schulgebrauch auf ihre Zuverlässigkeit hin überprüft werden. Es bleibt dabei, daß die Verlage bloß erklären müssen, sie setzten die amtlichen Regeln um. Das wird staaatlicherseits unbesehen geglaubt – ein einzigartige Begünstigung der Wörterbuchverlage.

Drei Wörterbuchverlage sind im Rat für deutsche Rechtschreibung vertreten, wo sie an führender Stelle die Regeln und Wörterlisten mitgestaltet haben. Sie genießen dort die besondere Unterstützung der Geschäftsführerin, und auch weitere Ratsmitglieder stehen ihnen zur Seite (teilweise mit den drei Verlagen privatwirtschaftlich verbunden). Die großen drei haben also einen uneinholbaren Vorsprung.
Das alles ist eine klare Wettbewerbsverzerrung. Allerdings scheint es bei zunehmender Konzentration im Verlagswesen kaum noch Konkurrenten zu geben, die hiergegen klagen könnten.
Wie bereits von Hern Eversberg bemerkt worden ist, könnte man zum Beispiel gegen den Dudenverlag vorgehen, falls er darauf besteht, die jetzt gültigen Regeln als "endgültig" oder ähnlich zu bezeichnen. Die Arbeit des Rates ist ja nicht beendet, sogar Zehetmair hat angekündigt, daß weitere Änderungen vorgenommen werden sollen, schon im Herbst könnten weitere unerträgliche Fehler der Groß- und Kleinschreibung in Angriff genommen werden. Die Dudenredaktion selbst weiß nur zu gut, was für ein Schrott noch zu beseitigen ist. Als endgültig hat, soviel ich sehe, kein amtlicher Text die neuesten Empfehlungen bezeichnet. Es handelt sich also um Betrugsversuch, irreführende Werbung oder wie immer die Juristen es nennen wollen. Wir könnten schon mal überlegen, wer Anzeige erstatten soll.


Den Beitrag und dazu vorhandene Kommentare finden Sie online unter
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=526