08.05.2006


Theodor Ickler

somit

Wortartwechsel leicht gemacht

Nicht unbedingt nötig, aber es gibt schon wieder eine Wortbildungslehre:
Lohde, Michael (2006): Wortbildung des modernen Deutschen. Ein Lehr- und Übungsbuch. Tübingen. (Narr Studienbücher)

(Ich gebe hier nur einige Beobachtungen zur Rechtschreibung wieder, nicht zum sachlichen Gehalt des Buches.)

Die Rechtschreibreform wird nur in den Fußnoten ausdrücklich thematisiert. In seiner eigenen Praxis erweist sich der Verfasser als überaus folgsamer Adept. Er gebraucht zeitaufwändig, bespricht es aber nicht. Er schreibt auch stets selbstständig, sodass, gleich lautend, weit reichend; schwer kranke Patienten usw.

Weit über hundert "Fehler" vom Typ Nomen agentis entstehen allerdings durch Unkenntnis der GKS-Regelung.

... zwischen freien und gebundenen Morphemen. Zu den Ersteren ... (wahrscheinlich falsch, aber § 57 des amtlichen Regelwerks ist nicht sehr deutlich)

Lohde schreibt einige Eigennamen durchgehend falsch: Behagel (statt Behaghel), Furhop (statt Fuhrhop), Hebermann (statt Herbermann), Bocaccio (statt Boccaccio).

Bei Hoheslied usw. werde die Binnenflexion nach der neuen Rechtschreibung umgangen (22).

„Nach der neuen Rechtschreibung wird eine ganze Reihe von Adverbien großgeschrieben (u. a. Vormittag, Abend, Nacht). Sie stellen somit (!) Substantive in adverbialer Funktion dar.“ (50, Fn. 22)

notlanden wird zu den trennbaren Verben gezählt (53).

„Durch die Rechtschreibreform (Stand Februar 2005) hat sich die Zahl der Verbalkomposita erheblich verringert.“ (222)

„Der Anteil verbaler Komposita mit substantivischem Erstglied ist gering. (Anm.:) Als Folge der Rechtschreibreform ist deren ohnehin begrenzte Zahl noch weiter zurückgegangen, denn einige geläufige Komposita werden jetzt getrennt geschrieben: Rad fahren, Kopf stehen, Halt machen.“ (227)

Wie kann die Rechtschreibnormierung solche Folgen haben? Seit den „Empfehlungen“ wird übrigens kopfstehen wieder zusammengeschrieben.

Bei römisch-katholisch „muss laut Duden ein Bindestrich gesetzt werden“ (168). – Nicht nur laut Duden!

Insgesamt wäre das Buch, das nicht mehr sachliche Fehler enthält als die konkurrierenden Werke, wegen der vielen Beispiele und Übungen (mit Lösungen) empfehlenswert, wenn es nicht in der archaisierenden Rechtschreibung gehalten wäre und dieser auch sonst einen zweifelhaften Tribut leistete.


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