01.05.2006


Theodor Ickler

Sich davonstehlen

„zuständigkeitshalber“

Zu einem Brief von Ministerialrat Krimm.
Wenn der bayerische Ministerpräsident eine Zuschrift "zuständigkeitshalber" ans Schulministerium weiterreicht, müßte die MPK die ganze Sache zuständigkeitshalber an die KMK geben, d. h. die Ministerpräsidenten hätten unmittelbar gar nichts mit der RSR zu tun. So ist es aber nicht. Es waren die Ministerpräsidenten, die die Reform in Auftrag gaben und in jeder Phase das letzte Wort hatten (neben der Bundesregierung, die sich ebenfalls schon lange davonzustehlen versucht).

Die Aufgabe, „die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des Regelwerks von 1996 in der Fassung von 2004 im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln“ (Krimm) bedeutet in Wirklichkeit: die mißlungene Reform zu reparieren. Was ist von einer Politik zu halten, die so unehrlich formuliert wird?

Die Politiker argumentieren schon lange nicht mehr zur Sache, sondern verweisen nur noch auf die Beschlußlage. Stat pro ratione voluntas. So ist das, wenn man die Macht hat.


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