30.03.2006


Theodor Ickler

Empfehlungen

Die Stunde der Hausorthographien schlägt

Wie die beiden Verlage mitteilen, werden sowohl der neue Wahrig als auch der neue Rechtschreibduden „Empfehlungen“ enthalten, die über die amtliche Regelung hinausgehen. Sie sind natürlich unverbindlich, werden aber gewiß einen Sog ausüben, dem sich niemand entziehen kann.
Es würde mich nicht wundern, wenn die Kultusminister die empfohlenen Schreibweisen zum Unterrichtsgegenstand machten. Das wäre dann fast die Wiederherstellung der alten Zustände, nur daß jetzt der Duden nicht mehr allein die Norm wäre (aber er wird es praktisch doch wieder werden, das weiß man im Verlag natürlich ganz genau). Und außerdem wäre durch die Fesseln der amtlichen Regeln das Ergebnis immer noch schlechter als bisher.
Der Dudenverlag hat seine Empfehlungs-Hausorthographie bereits erfolgreich an den Mann gebracht: Die Nachrichtenagenturen und der Axel-Springer-Verlag wollen ihr folgen und auch die Duden-Software erwerben. Ob Bertelsmann mithalten will und kann, ist noch nicht klar. Vielleicht gibt man dort den Wettlauf auf, den man ohnehin nicht gewinnen kann, oder man übernimmt den Konkurrenten einfach, der sich ja ziemlich verausgabt haben muß.


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